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Anpassung

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08.03.2016
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Anpassung

Ein Hupkonzert riss Annika aus ihren Gedanken. Der Blick zum Tacho erklärte das Getöse. Gerade als sie beschleunigen wollte, rauschte eine Karawane von Autos an ihr vorbei. Ihr Herz sprang im Dreieck, ihre Wangen brannten. Sie ließ das Seitenfenster hinuntersausen und inhalierte das Mief-Frischluft-Gemisch. Als ihr Puls nicht mehr im Ohr hämmerte und die Gesichtsglut verglimmt war, kamen die Gedanken an den „Dschungel der Großstadt“ zurück. Vor allem an die zig Spuren, die sie schon während ihrer Fahrschulzeit vor zehn Jahren überfordert hatten, denen sie seither aber nie mehr begegnet war.
„Ach Scheiße, nächstes Mal ersteiger ich das im Netz und lass es mir schicken!“
Wegen eines Ersatzteils hatte sich Annika auf den Weg gemacht. Die Lichtmaschine in ihrem Vehikel gab den Geist auf. Der Mechaniker hätte eine bestellen können, hatte wegen der Kosten aber davon abgeraten und Annika stattdessen geraten, in der Ferne danach zu suchen. Vorher hatte er ihr noch erklärt, worauf sie beim Gebrauchtkauf achten musste. Wie man in Großstädten Auto fuhr, hatte er ihr nicht mit auf den Weg gegeben.
„Wo ist denn die blöde Straße!?“
Annika hatte sich die Landkarte vor der Abfahrt dutzende Male angesehen. Mittlerweile hatte sie das Dschungelzentrum erreicht. Unmengen von Fahrspuren, Ampeln, Parkstreifen und Menschen präsentieren sich ihr wie ein Wimmelbild. Sie presste die Lippen zusammen, während ihre Augen einem Ping-Pong-Match zwischen der Umgebung und dem Tacho zu folgen schienen. Eine Kreuzung unterbrach das Spiel. Annikas Augen weiteten sich, ihre Mundwinkel bekamen Flügel. Sie setzte den Blinker und bog ab. Am Ende der Straße enterte sie die Einfahrt zum Schrottplatz und ließ ihr Gefährt über den Kies rollen.
Annika zockelte über eine Enge, die links und rechts von Autowracks eingezäunt war. Es wirkte nicht so, als könnte sie hier zum Stehen kommen. Sie fuhr weiter. Minuten vergingen, und immer wieder fragte sie sich, wohin sie ausweichen würde, wenn ihr nun jemand entgegenkäme. Dann weitete sich der Weg und brach ab. Annika seufzte auf und setzte bereits zu einem Wendemanöver an, da eilte jemand von links auf sie zu und winkte. Sie zuckte zusammen und rutschte von den Pedalen ab. Das Auto machte einen Satz und kam zum Erliegen.
Wieder spürte sie, wie ihr Puls bis in ihr Trommelfell vordrang und sich Röte auf ihrem Gesicht breitmachte. Sie presste die Tür auf, zog den Schlüssel in Zeitlupe ab und machte sich ohne Ziel an der Ablage zu schaffen. Irgendwann presste sie sich dann doch aus ihrem Sitz hoch, schlug die Tür zu, schloss ab und schlurfte los. Während sie sich auf den Schrotttypen zubewegte, besah sie den Kiesweg. Dann stand sie vor ihm, empfand ihren Kopf als Ballast und hatte das Gefühl, in die Sonne sehen zu müssen. Annika blinzelte den Mann an und murmelte:
„Hallo. Hm … bin von den Pedalen abgerutscht.“
Er meinte nur:
„Tja. Bist nicht die erste, der das passiert.“
In Annikas Hirn fing es zu arbeiten an. Was meinte er damit? Ihr Geist drehte und wendete den Ausspruch hin und her; egal von welcher Seite sie ihn betrachtete, er gefiel ihr nicht. Sie legte die Stirn in Falten und starrte abermals auf den Kies. Dann riss der Schrottmensch sie aus dem Gedankenkarussell:
„Was willste denn?“
Wieder dieses Geduze. Annika war die Schrottplatzsituation daheim mehrere Male in Gedanken durchgegangen, allerdings in Formalsprache, wie bei einem Bewerbungsgespräch. Die Vertraulichkeit des Typen brachte alles durcheinander. Sie spürte den Drang sich umzudrehen, zu ihrem Auto zu rennen und nach Hause zu rasen. Tatsächlich blieb sie aber stehen, streckte ihren Körper durch, verschränkte die Arme und wandte ihren Blick für einen Moment vom Boden ab, um ihm in die Augen zu blicken.
„Ich brauche eine Lichtmaschine für mein Auto.“
Erst wollte Annika einen Arm ausstrecken und mit einem Finger auf ihre Karre deuten. Dann ließ sie es doch bleiben. Schließlich trat sie nur einen Schritt beiseite, um die Sicht auf den Wagen freizugeben. Dabei trat sie in eine Mulde, knickte um und kam ins Straucheln. Sie vermochte ein Ächzen nicht zu unterdrücken und spürte, wie sich ihre Wangen umfärbten, als sie dem Schrottmann kurz zunickte.
Der quittierte das Bild, welches sich ihm bot, mit einem Schnauben. Dann schüttelte er den Kopf, drehte sich um und latschte zu einer Holzkaschemme, die Annika inmitten der Schrottkarren erst jetzt registrierte. Kurz bevor er dort angekommen war, hörte sie ihn röhren:
„Mitkommen!“
Annika verharrte einen Moment, bevor sie ihm folgte und verfiel dann in einen Eilschritt. Sie hechelte, als sie an der Kaschemmentür ankam. Er stieß die Luke auf und bedeutete ihr hindurchzugehen. Da Annika dazu keine Anstalten machte, wurde er laut:
„Reingehen!“
Sie huschte hinein und blieb zunächst am Rand stehen. Der Schrottmensch steuerte einen Schrank an. Annika folgte.
Mit Hingabe kramte er in einer Schublade mit Metallteilen herum. Darin lagerten anscheinend die Lichtmaschinen für ihren Fahrzeugtyp. Das Kramen nahm kein Ende. Immer wieder gab er ein Knurren von sich. In Annika rumorte es. Irgendwas fand er schließlich doch.
„Aha … na gut … muss.“
Dann eilte er mit einem Ersatzteil, dessen Schmierbelag ihr einen Schauer über den Rücken jagte, in eine andere Richtung. Annika rannte hinterher, auch wenn sie Mühe hatte mitzuhalten. Schließlich kamen sie an einer Kasse an.
Der Typ platzierte sich hinter einen Tresen, der nicht mehr als eine Holzplanke war. Anschließend griff er nach einer Liste und ließ seinen Blick darüber gleiten, um schließlich einen Betrag auf einen Quittungsblock zu kritzeln. Annika verkrampfte. Sie wusste, dass sie irgendetwas vergessen hatte, konnte das Entfallene aber nicht visualisieren. Dann riss der Schrotttyp die Quittung vom Block und knallte sie auf den Tisch.
„100 Euro! Aber pass auf: Kann sein, dass sie nicht passt. Dann musste vorher das Loch weiten!“
Annika glaubte, sich verhört zu haben und stierte ihn an. Das Puzzle in ihrem Kopf, das gerade noch vor der Vollendung gestanden hatte, war hinuntergefallen und in seine Einzelteile zerschellt. Eine Ewigkeit verging. Dann meinte er:
„Ach, weißte was: Ich mach das mal eben.“
Er lief mit der Lichtmaschine hinter einen Vorhang. Dann hörte Annika Schleifgeräusche. Schließlich kam er wieder hervor, packte die Lichtmaschine in eine Plastiktüte und stemmte sie auf den Tresen.
„Immer noch 100 Euro. Habs umsonst geweitet. Aber die Garantie ist jetzt weg.“
Annika wusste nichts zu erwidern. Sie kramte nach ihrem Portemonnaie und fummelte zwei Fünfziger hervor, die sie ihm entgegenstreckte, während ihre Augen das Münzfach umspielten. Er riss ihr die Scheine aus der Hand und sortierte sie in die Kasse ein. Annika nahm die Quittung, verstaute sie und nahm den Beutel mit der Lichtmaschine an sich. Den Blick auf die Tüte geheftet, verabschiedete sie sich.
„Danke. Schönen Tag noch. Tschüss.“
Er nickte, verließ den Kassenbereich und verschwand in den Raum hinter dem Vorhang. Annika blickte ihm einen Moment hinterher. Dann ging sie hinaus und atmete tief durch. Sie ließ den Blick gen Himmel gleiten. Der Sonnenuntergang tauchte den Horizont in Rot. Noch einmal atmete Annika wie in Zeitlupe ein – und wieder aus. Dann lief sie in Richtung ihres Autos.
Noch bevor sie eingestiegen war, fiel ihr ein, was der Monteur ihr daheim eingebläut hatte. Sie hob die Lichtmaschine aus dem Beutel, beäugte das Ersatzteil von allen Seiten und legte die Stirn in Falten. Schließlich packte sie das Ding wieder ein, seufzte und lächelte.
'Wird schon passen ...'
Sie stellte die Plastiktüte auf den Steinen ab und suchte nach dem Autoschlüssel. Ein Gähnen entfuhr ihr, Tränen verklärten ihre Augen. Ohne Sicht wurstelte sie am Schloss herum, rutschte mehrmals ab, schaffte schließlich doch, es zu öffnen, ließ sich auf den Sitz fallen, seufzte, rieb sich die Lider, blickte auf die Uhr, stöhnte, knallte die Tür zu und fuhr los.

 

Hej Alltagsschleife,

eine nicht alltägliche Geschichte über eine junge Frau und ziemlich originell für mich. Ich finde die Idee cool, bin jedoch nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Bevor ich mich hier lächerlich mache, beschränke ich mich auf Oberflächlichkeiten.

Da ich hier schon einiges, zumindest theoretisch gelernt habe, stelle ich fest, dass mir am Anfang deiner Geschichte tatsächlich eine Szene gefehlt hat, die mir Annikas Abhängigkeit von ihrer Mutter gezeigt hätte. Später hast du ihren Charakter gut gezeichnet.

"Hallo … tut mir leid … vom Gas abgerutscht.“ So passt für mich diese Aussage nicht, weil sie doch eher so muffelig und grantig ist.
Auch dass sie selbst ein "bemoostes Auto" fährt und sich saubere Dinge in schmutzigen Schubladen wünscht, enttäuscht mich ;)

Da die beiden Protagonisten "seelenverwandt" zu sein scheinen, ist es direkt schade, dass sie sich nicht näher kommen, zumal Annika sich ja wohl schockverliebt hat.

"Erst wollte sie einen Arm ausstrecken und mit einem Finger auf die alte Karre deuten. Im letzten Moment befand sie das doch als zu theatralisch. Außerdem hätte sie dann die Catcher-Pose aufgeben müssen. So ging sie lediglich ein paar Schritte zurück, kam dabei aufgrund von groben Steinen etwas ins Straucheln und nickte dem Typen mit hochrotem Kopf zu."

Das ist meine Lieblingsszene: zuckersüß :)

Was sie allerdings von der Lichtmaschine in der Tüte erwartet hat, check' ich nicht ganz, genauso wenig was es mit den vielen kaputten Regenschirmen im Wagen auf sich hat.

Eine unterhaltsame Geschichte über eine ungewöhnliche Frau.,

Liebe Grüße, Kanji

 

Hi,

zwei Dinge, die mir am Text aufgefallen sind:
1.: Die vielen Adjektive.
Also ich möchte nicht altklug klingen, aber sehr sehr viele Anfänger haben die schlechte Idee, mit Adjektiven Atmosphäre erzeugen zu wollen. Das passiert wirklich sehr oft hier, dass man empfehlen muss: Adjektive runterfahren. Ich hab das am Anfang auch so gemacht, hab versucht, alles, was ich mir vorgestellt habe, mit möglichst treffenden und vielen Adjektiven zu beschreiben, hatte dann auch ähnlich wie du 4, 5 Adjektive teilweise in einem Satz.
Mir hat dann ein kluger Kommentator glücklicherweise hier gesagt: Weniger ist mehr. Adjektive nur zum Lenken und Hervorheben, ansonsten stören sie bloß, werfen dem Lesefluss Steine in den Weg und sind anstrengend.
Ich habe dir mal beispielsweise den ersten Satz herausgepickt und die Adjektive markiert:

Annika hing in verkrampfter Haltung hinter dem Steuer eines bemoosten Blechvehikels, das früher mal ein Auto gewesen war, und tuckerte in die nächstgrößere Stadt, um im „Dschungel der Großstadt“ eine gebrauchte Lichtmaschine zu besorgen.

Ich würde mir mal überlegen, was ich von den Adjektiven da kicken könnte, und welche wirklich essentiell für diese Szene sind. Wie würde sich das alles ohne Adjektive anhören?

Annika hing in hinter dem Steuer ihres Blechvehikels, das früher mal ein Auto gewesen war, und tuckerte in die Stadt, um im „Dschungel der Großstadt“ eine Lichtmaschine zu besorgen.

Finde ich so schon besser. Also mir fehlen die Adjektive überhaupt nicht, ich finde, der Satz liest sich so sogar viel schöner, ich kann mir die Szenerie nicht schlechter vorstellen. Allerdings kommt das mit dem Auto jetzt komisch; also, falls du das wirklich so beschreiben wollen würdest, dass das Auto alt ist (um Annika zu charakterisieren), dann müsstest du "bemoost" drin stehen lassen.

Annika hing in hinter dem Steuer ihres bemoosten Blechvehikels, das früher mal ein Auto gewesen war, und tuckerte in die Stadt, um im „Dschungel der Großstadt“ eine Lichtmaschine zu besorgen.
So würde ich das lassen.

Also ist echt deine Sache, ob du das annimmst mit den Adjektiven oder nicht, das sollte bloß ein Beispiel sein. Aber mir musste das eben auch erst jemand zeigen, damit ich drauf gekommen bin, dass Adjektive drosseln in 95% der Fälle bedeutet: Die Sprache wird stärker dadurch.
Ich würde an deiner Stelle mal deinen Text durchgehen und mir bei jedem Adjektiv Gedanken machen, ob es das wirklich braucht.

2.: show, don't tell.
Kannst du ja mal googlen, was man darunter versteht. Du sagst im Endeffekt hier sehr viel, aber zeigst es nie in Szenen, z.B. hier

Ihr mangelte es an Reife. Mit 29.

Wie kann man sich das vorstellen? Der Erzähler möchte hier seine Leserschaft mit einer Figur bekannt machen, aber bloß, in dem er sagt: Die Figur ist soundso, und die soundso, heißt das noch lange nicht, dass die Leser das so fühlen. Als Leser muss man dabei sein, muss eine Szene sehen, in der man selbst merkt: Ah ja, die ist aber ganz schön unreif!, und dann wird für einem die Figur auch lebendig und man kann sie sich schön vorstellen. Sie wirkt das alles etwas hölzern.

3.: Die Sprache

Hing immer noch an Mamas Rockzipfel.

Also als Autor bist du scho in der Verantwortung, für deine Leserschaft neue und/oder originelle Vergleiche oder Bilder aufzustellen. So abgedroschene Redewendung sollte man so gut wie immer versuchen, zu vermeiden; dadurch wird dein Text eben nichts Besonderes, der Leser denkt sich: Ja ja, das hab ich schon 1000 Mal so gehört, und dann langweilt er sich im schlimmsten Fall beim Lesen. Und man möchte den Leser ja bei der Stange halten, ihn unterhalten.

Soviel erst mal von mir!

Nimm das nicht persönlich, was ich dir hier angekreidet habe - aber oft ist es eben so, dass man durch so eine direkte und harte Kritik am meisten lernt, und auch das eigene Schreiben am meisten davon profitiert.

Ich wünsche dir noch alles Gute hier.

Viele Grüße,
zigga

 

Hallo!

Danke für eure Kommentare.
Kanji:

eine nicht alltägliche Geschichte über eine junge Frau und ziemlich originell für mich. Ich finde die Idee cool, bin jedoch nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Bevor ich mich hier lächerlich mache, beschränke ich mich auf Oberflächlichkeiten.

Erst mal danke. :)

Ach was, Du machst Dich gewiss nicht lächerlich, wenn Du den Text etwas anders interpretieren würdest, wie er von mir gemeint war.

Letztendlich ist er nur ein Ausschnitt aus einem Leben, das von Unselbstständigkeit und Frustration geprägt ist. Jede noch so kleine Herausforderung führt da zu heftigem Hochfahren aller Körperfunktionen. Und wenn die Situation dann vorbei ist, fällt alles ab - und man schaut erst mal romantisiert in den Himmel.

Da ich hier schon einiges, zumindest theoretisch gelernt habe, stelle ich fest, dass mir am Anfang deiner Geschichte tatsächlich eine Szene gefehlt hat, die mir Annikas Abhängigkeit von ihrer Mutter gezeigt hätte. Später hast du ihren Charakter gut gezeichnet.

Ja, gut zu wissen. Danke.

"Hallo … tut mir leid … vom Gas abgerutscht.“ So passt für mich diese Aussage nicht, weil sie doch eher so muffelig und grantig ist.

Hab ich wirklich "Gas" geschrieben?
Oh. Das sollte wohl dringend umformuliert werden. Klingt als ob sie ihn umfahren wollte. :)

Auch dass sie selbst ein "bemoostes Auto" fährt und sich saubere Dinge in schmutzigen Schubladen wünscht, enttäuscht mich

Das ist nun zwar keine wirklich einleuchtende Erklärung für diesen schrägen Wesenszug: Aber glaube mir, es gibt tatsächlich solche Menschen, die in den abgefucktesten Schrottschleudern rumfahren, gleichzeitig aber total pingelig sind, wenn es um Ersatzteile oder sonst was geht. :)

Da die beiden Protagonisten "seelenverwandt" zu sein scheinen, ist es direkt schade, dass sie sich nicht näher kommen, zumal Annika sich ja wohl schockverliebt hat.

Ich wollte gar nicht auf so was Tiefes hinaus. Sie ist eher beeindruckt und eingeschüchtert.

"Erst wollte sie einen Arm ausstrecken und mit einem Finger auf die alte Karre deuten. Im letzten Moment befand sie das doch als zu theatralisch. Außerdem hätte sie dann die Catcher-Pose aufgeben müssen. So ging sie lediglich ein paar Schritte zurück, kam dabei aufgrund von groben Steinen etwas ins Straucheln und nickte dem Typen mit hochrotem Kopf zu."

Das ist meine Lieblingsszene: zuckersüß


:)

Ich wünschte, ich könnte derart plastische Szenen öfter erschaffen. Ich hab's eher mit dem erzählenden Runterlabern. Problematisch.

Was sie allerdings von der Lichtmaschine in der Tüte erwartet hat, check' ich nicht ganz, genauso wenig was es mit den vielen kaputten Regenschirmen im Wagen auf sich hat.
Die Szene zeigt nur, dass sie keinen Plan von irgendwas hat. Sie guckt auf das Ding - und sieht eben nichts. Keine Veränderung.

Eine unterhaltsame Geschichte über eine ungewöhnliche Frau.,

Dankeschön. Mir reicht das schon, wenn das überhaupt mit einem gewissen Interesse gelesen wird. Auch wenn nicht direkt ein echter Zugang zu allen Aspekten drinzuhängen scheint.

-
ThomasQu

lass doch diese schusselige Annika aus dem Büro rauskommen und sehen, wie der große Schrottgreifer ihren Polo packt und gerade auf die anderen Schrottautos aufstapeln will.
Dann hättest du einen guten Schlussgag.
Nur mal als Idee …

Herrlich! Ich wünschte, ich käme auf solche außergewöhnlichen Einfälle!
Bei mir, na ja: in meinem Kopf, passiert immer nur das, was alltäglich am Wahrscheinlichsten ist. Wie öde, ich weiß.
Grandioser Einfall. Danke! :)

-
zigga Dir vorab vielen Dank für diese wirklich tief reingehende Analyse.

Also ich möchte nicht altklug klingen, aber sehr sehr viele Anfänger haben die schlechte Idee, mit Adjektiven Atmosphäre erzeugen zu wollen. Das passiert wirklich sehr oft hier, dass man empfehlen muss: Adjektive runterfahren. Ich hab das am Anfang auch so gemacht, hab versucht, alles, was ich mir vorgestellt habe, mit möglichst treffenden und vielen Adjektiven zu beschreiben, hatte dann auch ähnlich wie du 4, 5 Adjektive teilweise in einem Satz.
Mir hat dann ein kluger Kommentator glücklicherweise hier gesagt: Weniger ist mehr. Adjektive nur zum Lenken und Hervorheben, ansonsten stören sie bloß, werfen dem Lesefluss Steine in den Weg und sind anstrengend.

Ja, die Adjektive.
Hm. Ich wünschte nur, ich wäre ein richtiger Anfänger.
Ich wurstle nun schon seit mehr als 15 Jahren daran herum, lebendigere Geschichten ohne diesen Wust von Adjektiven zu schreiben. Blöderweise schleichen sie sich aber immer wieder hinein. Wahrscheinlich bin ich einfach zu faul, Personen handeln zu lassen und klatsche ihnen stattdessen die Eigenschaften auf den Leib. Es frustriert mich.
Aber es ist gut, dass Du mir das mal um die Ohren peitschst.

Das Dumme ist: Ich merke nicht, dass diese blöden Adjektive den Lesefluss stören. Noch schlimmer: Mir gefallen die Dinger. Ich empfinde ihr Dasein als klangvoll und schön. Ich weiß aber, dass die in dieser Hülle und Fülle in dieser Art von Geschichte eigentlich nichts zu suchen haben. :dozey:

"Annika hing in hinter dem Steuer ihres Blechvehikels, das früher mal ein Auto gewesen war, und tuckerte in die Stadt, um im „Dschungel der Großstadt“ eine Lichtmaschine zu besorgen."

Finde ich so schon besser. Also mir fehlen die Adjektive überhaupt nicht, ich finde, der Satz liest sich so sogar viel schöner, ich kann mir die Szenerie nicht schlechter vorstellen. Allerdings kommt das mit dem Auto jetzt komisch; also, falls du das wirklich so beschreiben wollen würdest, dass das Auto alt ist (um Annika zu charakterisieren), dann müsstest du "bemoost" drin stehen lassen.


Vielleicht bin ich da zu sehr in die falsche Richtung gepolt, aber auf mich wirkt eine Beschreibung ganz ohne Adjektive extrem fad und lieblos. Da kommt auch recht wenig von ihrer Verkrampfung rüber. Ja, ich weiß, ich müsste sie dann irgendwie agieren lassen.
Danke jedenfalls für diese Anmerkung und die Umstellung. An sich klingt das auch gar nicht soo schlecht. Ich glaube, ich versuche mal, einen Text ganz ohne Adjektive zu schreiben. Um überhaupt mal auszutesten, ob ich dazu imstande bin.

Also ist echt deine Sache, ob du das annimmst mit den Adjektiven oder nicht, das sollte bloß ein Beispiel sein. Aber mir musste das eben auch erst jemand zeigen, damit ich drauf gekommen bin, dass Adjektive drosseln in 95% der Fälle bedeutet: Die Sprache wird stärker dadurch.
Ich würde an deiner Stelle mal deinen Text durchgehen und mir bei jedem Adjektiv Gedanken machen, ob es das wirklich braucht.

Es ist sowieso recht schändlich, dass ich so sehr mit Adjektiven rumwerfe. Ich hab das im Studium auch gelernt, dass man eigentlich alle Texte auf ein Verb-Gerüst aufbauen muss. Ist halt schon länger her. *knirsch*

Wie kann man sich das vorstellen? Der Erzähler möchte hier seine Leserschaft mit einer Figur bekannt machen, aber bloß, in dem er sagt: Die Figur ist soundso, und die soundso, heißt das noch lange nicht, dass die Leser das so fühlen. Als Leser muss man dabei sein, muss eine Szene sehen, in der man selbst merkt: Ah ja, die ist aber ganz schön unreif!, und dann wird für einem die Figur auch lebendig und man kann sie sich schön vorstellen. Sie wirkt das alles etwas hölzern.

Ja, stimmt. Kann ich nun auch nachvollziehen. Kann wirklich alles heißen, diese blanke Behauptung. Danke sehr.

Also als Autor bist du scho in der Verantwortung, für deine Leserschaft neue und/oder originelle Vergleiche oder Bilder aufzustellen. So abgedroschene Redewendung sollte man so gut wie immer versuchen, zu vermeiden; dadurch wird dein Text eben nichts Besonderes, der Leser denkt sich: Ja ja, das hab ich schon 1000 Mal so gehört, und dann langweilt er sich im schlimmsten Fall beim Lesen. Und man möchte den Leser ja bei der Stange halten, ihn unterhalten.

Das mit dem "Rockzipfel" kam mir beim Schreiben nicht einmal halb so abgedroschen vor wie nun, da Du es ansprichst. Herrje, ist das schwierig.

Nimm das nicht persönlich, was ich dir hier angekreidet habe - aber oft ist es eben so, dass man durch so eine direkte und harte Kritik am meisten lernt, und auch das eigene Schreiben am meisten davon profitiert.

Nein, ich nehm das nicht persönlich. Ich mache mir allerdings meine Gedanken, ob ich das je rausbekomme - diesen Hang zu Adjektiven, diese Abgedroschenheit, diese mangelnden Personenbeschreibungen.

Mir fällt die Schieflage selbst dummerweise auch nie auf. Ich habe den Text Korrektur gelesen und denke, dass er okay ist. Dämlich. Da muss ich den demnächst auf bestimmte Probleme (Adjektive, mangelnde Beschreibungen und abgedroschene Phrasen) unbedingt etwas genauer beleuchten...

Danke sehr.

LG

 
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"Annika hing in hinter dem Steuer ihres Blechvehikels, das früher mal ein Auto gewesen war, und tuckerte in die Stadt, um im „Dschungel der Großstadt“ eine Lichtmaschine zu besorgen."
Finde ich so schon besser. Also mir fehlen die Adjektive überhaupt nicht, ich finde, der Satz liest sich so sogar viel schöner, ich kann mir die Szenerie nicht schlechter vorstellen. Allerdings kommt das mit dem Auto jetzt komisch; also, falls du das wirklich so beschreiben wollen würdest, dass das Auto alt ist (um Annika zu charakterisieren), dann müsstest du "bemoost" drin stehen lassen.
Vielleicht bin ich da zu sehr in die falsche Richtung gepolt, aber auf mich wirkt eine Beschreibung ganz ohne Adjektive extrem fad und lieblos. Da kommt auch recht wenig von ihrer Verkrampfung rüber. Ja, ich weiß, ich müsste sie dann irgendwie agieren lassen.

Liebe Alltagsschleife, nur eine kleine Randbemerkung, weils mir grad auffällt.
Du schreibst, ohne deine Ajektive käme Annikas Verkrampfung schlecht rüber. Das stimmt. Aber mit der Beifügung "in verkrampfter Haltung" kommt die Verkrampfung auch nicht so wirklich rüber. Bzw du musst das dann schon schreiben, weil hängen, tuckern und Verkrampfung im Widerspruch zueinander stehen. Dein Dilemma liegt an den verwendeten Verben. Irgendwo (rum)hängen bringe ich persönlich nicht mit etwas Angespanntem in Verbindung. Und tuckern klingt saugemütlich.
Wenn man aufhört, sich auf Adjektive zu verlassen, muss man genauer werden, sich wirklich passende Verben suchen. Also würde ich hing hinter dem Steuer und tuckern ersetzen.

Ansonsten hab ich persönlich nichts gegen Adjektive. Man braucht die Dinger, um Eindrücke zu färben, um vielleicht eine ungewöhnliche Wirkung zu erzielen, aber sie können auch verflucht bremsen, da hat der Zigga absolut Recht. Dann nämlich, wenn sie Überflüssiges, Wiederholendes, Redudantes sagen.
Das gilt in deinem Anfangssatz zum Beispiel für "nächstgrößere" Stadt, denn die Info kommt direkt im Infinitivsatz danach nocheinmal: "Dschungel der Großstadt". Da weiß man dann automatisch, dass Annika in die nächste größere Stadt fährt.

Bemoost fand ich eigentlich ganz lustig als Adjektiv für ein Auto, aber ich hab trotzdem ein bisschen gestutzt. Mich gefragt, ob es physisch Moos angesetzt hat oder ob das lediglich ein eigenartiges Synonym für Alter ist. Mit der Formulierung Blechvehikel, das früher ein Auto war, zusammen ist dann zwar endgültig klar, dass es um das Alter des Autos geht, aber das alles zusammen ist dann auch irgendwie zuviel. Als würdest du einem deiner verwendeten Bilder nicht so richtig trauen und deshalb lieber zwei davon in den Text stopfen. Auch hier finde ich es wichtig, mehr Exaktheit anzulegen. Das ist nicht einfach eine Adjektivangelegenheit. Sondern frag dich wirklich, wie das Bild sein soll, das du erzeugen willst, und ob es tragfähig (aussagekräftig, kein Stereotyp) ist. Wenn es das nicht ist, nützt es auch nichts, wenn du ein zweites hinterherschreibst.

Liebe Alltagsschleife, ähnlich hat mich dann nach dieser Eingangsbeschreibung gejuckt, dass du den Charakter Annikas so einfach hinbehauptest. Ich weiß nicht, ich hab nichts gegen telling, überhaupt nicht, aber hier ist die Annika so schnell gar so negativ gezeichnet. Und zwar negativ in so einem von oben herab Sinn.
Es ist nicht der Punkt, dass sie unsympathisch wirkt, das kann sie gerne tun, solange sie glaubwürdig bleibt, und so lange sie mit einer Anteilnahme an ihrer Person (bei allem Unsympathischen) gezeichnet wird. Und hier fehlt die Anteilnahme für die Figur (zumindest am Anfang). Puhh, das ist mir jetzt schwieirig, das zu verklickern, was ich meine. Du hast ja die allwissende Perspektiv verwendet. Du schaust von außen in die Annika und nicht von innen (also von Annika aus) nach außen.
Dadurch, das ist jetzt nur meine Vermutung, entsteht diese "aufspießende" Wirkung, die mir persönlich halt nicht gefällt, wenn du dann sie gar so sehr als dieses verwöhnte Blag überspitzt. Wie so ein seltenes Insekt, das von außen betrachtet wird. Ich überteibe das alles gerade total, um rüberzubringen, was ich meine, und ich bin mir auch nicht im Klaren, ob das nicht totale Geschmackssache ist. Aber ich für mich merke beispielsweise an solchen Stellen, dass der fiktive Erzählersie eher mit Spott (vielleicht sogar Häme) besichtigt, und nicht mit einer gewissen schmunzelnden Anteilnahme, die auch jede ihrer Negativfacetten abbildet, dies aber eher mit einer schmunzelnden Färbung. Das hier ist so ein Beispiel dafür:

Das gesuchte Straßenschild erschien. Sofort weiteten sich Annikas Augen in wilder Ekstase. Sie atmete tief durch – es klang wie ein vulgäres Stöhnen.
Also für mich fehlt da außer einer showing Szene, oder ein paar zusätzlichen, amüsant geschilderten Infos über Annika, dass der allwissende Erzähler sich ein bisschen mehr dafür entscheiden sollte, seine Figur nicht zu sehr zur Karikatur zu machen.

Außerdem:
Stell dir vielleicht auch solche Fragen, wodurch denn ihre mangelnde Reife gezeigt sein soll in dieser Szene. Dass man wie ein Depp einem Schrottplatzbesitzer hinterherrennt, und von nichts eine Ahnung hat, oder ein paar saftige Flüche während des Fahrens loslässt, das finde ich jetzt nicht sonderlich unreif. Lustig vielleicht, aber unreif?
Besser fand ich die Stellen, wo sie immer erwartet, sie kriegt jetzt eins drüber vom Muffelmann. Da bist du aber auch erzählerisch in ihren Kopf gegangen.

Unklar bleibt mir auch immer noch deine erzählerische Absicht, soll Annika sich verliebt haben? Oder soll es nur die unterhaltsame Gegenüberstellung zwischen ihrer schussligen unreifen, verwöhnten Art und diesem sehr direkten Mannsbild sein? Soll sie gar durch diese Konfrontation "geheilt" sein von ihrer verwöhnten Art?
Letzteres wolltest du glaube ich nicht, würde mir persönlich auch weniger gut gefallen, weil das so ein bisschen arg pädagogisch wäre. Was ich aber sagen will: Ich verstehe deine Erzählabsicht hier nicht richtig. Die ist mir noch zu diffus.

Liebe Grüße von Novak

 

Hallo,

so, hatte mich nochmal mit dem Text auseinander gesetzt und stelle gleich eine überarbeitete Version ein, in welchem eigentlich keine überflüssigen Adjektive mehr drin sein sollten. Das Ganze war eher wie ein Experiment für mich (ob ich es überhaupt schaffe, so einen Text ohne dieses Element der Ausschmückung zu schreiben). Alles in allem liest es für mich etwas dröge. Aber na ja: Es entspricht an sich auch der Handlung. Also warum nicht mal etwas nüchterner?
Novak:

Liebe Alltagsschleife, nur eine kleine Randbemerkung, weils mir grad auffällt.
Du schreibst, ohne deine Ajektive käme Annikas Verkrampfung schlecht rüber. Das stimmt. Aber mit der Beifügung "in verkrampfter Haltung" kommt die Verkrampfung auch nicht so wirklich rüber. Bzw du musst das dann schon schreiben, weil hängen, tuckern und Verkrampfung im Widerspruch zueinander stehen. Dein Dilemma liegt an den verwendeten Verben. Irgendwo (rum)hängen bringe ich persönlich nicht mit etwas Angespanntem in Verbindung. Und tuckern klingt saugemütlich.
Wenn man aufhört, sich auf Adjektive zu verlassen, muss man genauer werden, sich wirklich passende Verben suchen. Also würde ich hing hinter dem Steuer und tuckern ersetzen.

Du hast (leider) Recht. Das was da zuvor stand, war ziemlich widersprüchlich. Ich habe das größtenteils aufgelöst und eliminiert bzw. umgeschrieben. Ob das nun überhaupt noch eine tatsächliche Verkrampfung ist, weiß ich nicht. An sich kommt es auf selbige auch gar nicht an. Vielmehr lege ich Wert darauf, dass eine gewisse Aufgeregtheit / Nervosität aufgrund des bevorstehenden Besuchs beim Schrotthändler rüberkommt.

Ansonsten hab ich persönlich nichts gegen Adjektive. Man braucht die Dinger, um Eindrücke zu färben, um vielleicht eine ungewöhnliche Wirkung zu erzielen, aber sie können auch verflucht bremsen, da hat der Zigga absolut Recht. Dann nämlich, wenn sie Überflüssiges, Wiederholendes, Redudantes sagen.
Das gilt in deinem Anfangssatz zum Beispiel für "nächstgrößere" Stadt, denn die Info kommt direkt im Infinitivsatz danach nocheinmal: "Dschungel der Großstadt". Da weiß man dann automatisch, dass Annika in die nächste größere Stadt fährt.

Stimmt. Das war sehr viel Redundanz und fehlende Ordnung drin. Keine genaue Abfolge, zu vieles von allem in sich wiederholender Manier. Ich gebe es zu: Ich stehe auf sprachliche Ausschmückung. Aber ich mag es gar nicht, wenn das nicht gut beim Leser ankommt und holpert. Muss ich also unbedingt heftig dran herumschleifen.

Bemoost fand ich eigentlich ganz lustig als Adjektiv für ein Auto, aber ich hab trotzdem ein bisschen gestutzt. Mich gefragt, ob es physisch Moos angesetzt hat oder ob das lediglich ein eigenartiges Synonym für Alter ist. Mit der Formulierung Blechvehikel, das früher ein Auto war, zusammen ist dann zwar endgültig klar, dass es um das Alter des Autos geht, aber das alles zusammen ist dann auch irgendwie zuviel. Als würdest du einem deiner verwendeten Bilder nicht so richtig trauen und deshalb lieber zwei davon in den Text stopfen. Auch hier finde ich es wichtig, mehr Exaktheit anzulegen. Das ist nicht einfach eine Adjektivangelegenheit. Sondern frag dich wirklich, wie das Bild sein soll, das du erzeugen willst, und ob es tragfähig (aussagekräftig, kein Stereotyp) ist. Wenn es das nicht ist, nützt es auch nichts, wenn du ein zweites hinterherschreibst.

In der Tat gibt es so bemooste Karren. *hüstel* Und recht schrottig können die dann auch noch sein... Wobei ich manchmal glaube, dass ein ordentlicher Satz Moos das Gefährt vorm ultimativen Durchrosten rettet. Na ja, wahrscheinlich Wunschdenken. ;)

Gut, ich muss mir abgewöhnen, meine eigene, etwas schräge Wahrnehmung eins zu eins in Texte reinzuwerfen. Das was für mich Usus ist, scheint es für andere Menschen längst nicht zu sein. Das bedeutet, dass die Bilder, die für mich sehr plastisch sind, den Lesern wie schräge Phantasieausgeburten vorkommen. Das ist natürlich Mist. :( Gute Anmerkung. Danke.

Liebe Alltagsschleife, ähnlich hat mich dann nach dieser Eingangsbeschreibung gejuckt, dass du den Charakter Annikas so einfach hinbehauptest. Ich weiß nicht, ich hab nichts gegen telling, überhaupt nicht, aber hier ist die Annika so schnell gar so negativ gezeichnet. Und zwar negativ in so einem von oben herab Sinn.[...]

Ja, ist mir mit etwas Abstand ebenfalls übel aufgestoßen. Als ich den Text begann, war ich wohl gerade in übler Laune und habe all meinen Frust in diese arme Protagonistin geleitet. Hm, passt nicht in eine Kurzgeschichte. Ich habe das ein bisschen umgeändert und versachlicht.

Unklar bleibt mir auch immer noch deine erzählerische Absicht, soll Annika sich verliebt haben? Oder soll es nur die unterhaltsame Gegenüberstellung zwischen ihrer schussligen unreifen, verwöhnten Art und diesem sehr direkten Mannsbild sein? Soll sie gar durch diese Konfrontation "geheilt" sein von ihrer verwöhnten Art?
Letzteres wolltest du glaube ich nicht, würde mir persönlich auch weniger gut gefallen, weil das so ein bisschen arg pädagogisch wäre. Was ich aber sagen will: Ich verstehe deine Erzählabsicht hier nicht richtig. Die ist mir noch zu diffus.

Nein. So richtig geheilt ist sie danach sicher nicht. Die Anspannung fällt ab, sie kann wieder sehen, auch die Farben am Himmel. Verliebt? Nein. So schnell verliebt sie sich wohl eher nicht. Der Typ repräsentiert eher das Ungewohnte, das ihr einen Heidenrespekt abverlangt bzw. womit sie kaum umzugehen weiß. Vielleicht fehlt auch jetzt noch irgendetwas Erklärendes in der Geschichte. Ich möchte da aber gar nicht allzu sehr in die Tiefe, deshalb bleibt es nun so.
Am Schluss der Geschichte steht, dass sie das Ding, was sie da erworben hat, so nimmt, wie es ist - darauf vertraut, dass es "passt". Und nicht wieder in ein neues Gedankenkarussell verfällt.

Dank Dir! :)
maria.meerhaba

Ich komme mit dem Stil nicht klar. Es ist in der Kategorie Jugend drinnen, dementsprechend schätze ich mal, dass der Stil in diese Richtung verläuft und doch kam es mir so vor, als wolltest du die ganz kleinen Kinder erreichen. Dabei ist die Dame 29 und es kam mir einfach nur falsch vor, diesen Stil mit ihrem Alter zu verbinden.

Ich habe die Geschichte wahrscheinlich in der falschen Kategorie platziert. "Jugend"? Hm. Mir fiel in dem Moment des Auswählens ein, dass es ein wenig eine "Coming-of-Age"-Sache ist, ein ganz klein wenig. Aber FÜR die Jugend als Zielpublikum ist sie nicht intendiert, nein.

Was diesen Spott über die Prot. angeht: Der war nun wirklich nicht das Wahre. Habe ich rausgenommen. Würde mich interessieren, ob der Text nun besser bei Dir ankommt.

Die Nicht-Besonderheit ist allerdings geblieben. Es bleibt eine dieser faden Momentaufnahmen. So richtig anders und allgemeiner kann ich leider auch gar nicht.

Danke Dir.

LG

 

Hallo Alltagsschleife,

von mir zunächst ein herzliches Willkommen hier. :)
Ein paar Anmerkungen zum Text. Alles nur meine persönliche Meinung, bzw. Hinweise, wie ich es machen würde:

nicht mal 30 km/h. … ihrer Fahrschulzeit vor zehn Jahren … gab nach fünfzehn Jahren den Geist auf.
Mir persönlich kommen hier zu viele Zahlen so kurz nacheinander vor.
Zunächst würde ich „dreißig Stundenkilometer“ schreiben (kein Mensch spricht den Schrägstrich und die Abkürzung tatsächlich aus). :D
Dann finde ich, sind die zehn Jahre egal. Hier könnte man sagen „vor langer Zeit“.
Relativ wichtig sind auf jeden Fall die fünfzehn Jahre.

Der Mechaniker hätte eine bestellen können, hatte wegen der Kosten aber davon abgeraten
Verstehe ich nicht ganz. Mein Mechaniker/meine Werkstatt bestellt auch gebrauchte bzw. runderneuerte Teile. Vielleicht würde ich dazu schreiben, dass er gerade kein gebrauchtes besorgen konnte.

„Wo ist denn die blöde Straße!?“
Mir wird bei der ganzen Suche nicht klar, ob sie nach Karte fährt, die Strecke im Kopf hat, es sich auf einen Zettel notiert hat …

Unmengen von Fahrspuren, Ampeln, Parkstreifen und Menschen präsentieren sich ihr wie ein Wimmelbild.
Sehr schön.

Das Auto machte einen Satz, der Motor kam zum Erliegen.
Das klingt für mich komisch. Kann ein Motor zum Erliegen kommen? Wohl eher ein Auto. Ein Motor würde eher absaufen.

Sie presste die Tür auf, zog den Schlüssel in Zeitlupe ab und machte sich ohne Ziel an der Ablage zu schaffen. Irgendwann presste sie sich dann doch aus ihrem Sitz hoch, schlug die Tür zu, schloss ab und schlurfte los.
Stimmt hier die Reihenfolge? Du schreibst:
Tür auf, Schlüssel ab, Ablage, Aufstehen, Tür zu, Abschließen.
Soll das extra so sein?

Sie erwartete ein Brüllen, etwas das jenem Inferno ähnelte, das ihre Mutter von sich gegeben hatte, wenn sich Annika beim Spielen die Hosen zerrissen hatte. Das Donnerwetter blieb aus.
Wieso erwartete sie ein Brüllen? (Brüllen im Sinne von Lachen oder Schreien?) Sie ist doch kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau.
Apropos: Wieso eigentlich das Stichwort „Jugend“ bei der Geschichte?

Ihr Geist drehte und wendete den Ausspruch hin und her; egal von welcher Seite sie ihn betrachtete, er gefiel ihr nicht.
Gefällt mir gut.

Sie legte die Stirn in Falten und starrte abermals auf den Kies.
Was hat das überhaupt mit dem Kies für eine Bewandtnis, wo sie andauernd drauf schaut?

Sie hechelte, als sie an der Kaschemmentür ankam. Er stieß die Pforte auf
Unter einer Kaschemmentür stelle ich mir genau das Gegenteil einer Pforte vor :lol:

Der Schrottmensch steuerte ein Regal an. Annika folgte.
Mit Hingabe kramte er in einer Schublade mit Metallteilen herum.
Ist die Schublade im Regal, oder warum steuerte er das Regal an?

Anschließend griff er nach einer Liste und ließ seinen Blick darüber gleiten, um schließlich einen Betrag auf einen Quittungsblock zu kritzeln.
Unschöne Doppelung.
Es würde auch so gehen: „Er griff nach …“

Kann sein, dass sie nicht passt. Dann musste vorher das Loch weiten!“
Annika glaubte, sich verhört zu haben und stierte ihn an. Das Puzzle in ihrem Kopf, das gerade noch vor der Vollendung gestanden hatte, war hinuntergefallen und in seine Einzelteile zerschellt. Eine Ewigkeit verging. Dann meinte er:
„Ach, weißte was: Ich mach das mal eben.“
Er lief mit der Lichtmaschine hinter einen Vorhang. Dann hörte Annika Schleifgeräusche.
Finde ich merkwürdig.
Erst sagt er „kann sein, dass“ und dann weitet er das Loch einfach, ohne sich vorher zu vergewissern, ob es nicht auch ohne Ausweiten geht. :confused:

Sie kramte nach ihrem Portemonnaie und fummelte zwei Fünfziger hervor, die sie ihm entgegenstreckte, während sie auf die Nähte ihrer Geldbörse starrte. Er riss ihr die Scheine aus der Hand und sortierte sie in die Kasse ein. Annika nahm die Quittung, verstaute sie in ihrem Portemonnaie, schob selbiges in ihre Handtasche zurück und nahm den Beutel mit der Lichtmaschine an sich.
Dreimal Portemonnaie bzw. Geldbörsse in drei Sätzen finde ich zu viel.
Könnte man elegant umgehen. Z.B.. „…Annika nahm die Quittung, verstaute sie, schob …“

'Es wird schon passen...'
‚Es wird schon passen …‘ (Leerfeld).

Eine nette Geschichte über eine verpeilte Frau.
Mir wird allerdings nicht klar, warum sie so verpeilt ist, auf den Kies schaut, auf die Nähte der Geldbörse etc. . Macht aber nichts.
Das Ende ist mir persönlich zu brav. Es hätte noch ruhig was Überraschendes passieren können.

Flüssig geschrieben. Hat mir gefallen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic!

von mir zunächst ein herzliches Willkommen hier.

Danke sehr. :)

Mir persönlich kommen hier zu viele Zahlen so kurz nacheinander vor.
Zunächst würde ich „dreißig Stundenkilometer“ schreiben (kein Mensch spricht den Schrägstrich und die Abkürzung tatsächlich aus).
Dann finde ich, sind die zehn Jahre egal. Hier könnte man sagen „vor langer Zeit“.
Relativ wichtig sind auf jeden Fall die fünfzehn Jahre.

Ja, das lass ich mir nochmal durch den Kopf gehen. Es ist wohl tatsächlich ein grober Knubbel, der sich da datenmäßig zusammenlegt. Danke für die Anmerkung.

Verstehe ich nicht ganz. Mein Mechaniker/meine Werkstatt bestellt auch gebrauchte bzw. runderneuerte Teile. Vielleicht würde ich dazu schreiben, dass er gerade kein gebrauchtes besorgen konnte.
´

Machen die Mechaniker in der Kleinstadt meines Wissens eigentlich nicht, auch nicht nach großem Gejaule. Ich hatte auch schon überlegt, ob ich den Passus mehr erklären sollte. Da ich da aber gerade den Modus "ohne Adjektive" in mir hatte, schien mir das zu ausartend zu werden.

Mir wird bei der ganzen Suche nicht klar, ob sie nach Karte fährt, die Strecke im Kopf hat, es sich auf einen Zettel notiert hat …

Stimmt, das hatte ich ganz bewusst nicht eingefügt, weil ich es für zu ausladend hielt, es näher zu beschreiben. Sie sucht im Zentrum der Stadt bewusst nach einer bestimmten Straße. Aber ... wenn ich mir das gerade plastisch vor Augen führe: ein Mädel wie sie, in einer großen Stadt, sucht mal eben eine Straße, ganz ohne Navi oder Karte... Neee. Gut dass Du das anmerkst. Das fehlt wohl was. *knirsch*

Das klingt für mich komisch. Kann ein Motor zum Erliegen kommen? Wohl eher ein Auto. Ein Motor würde eher absaufen.

Ich habe es wohl sehr mit relativ drastischen, gern auch mal etwas schräg anmutenden Bildern, deshalb kommt da der Motor zum Erliegen. Ich muss das Teil eh nochmal wegen der Straßensuche und den Daten Korrektur lesen, mal sehen, ob ich das Bild dann etwas gerader biege.

Stimmt hier die Reihenfolge? Du schreibst:
Tür auf, Schlüssel ab, Ablage, Aufstehen, Tür zu, Abschließen.
Soll das extra so sein?

Ja, das ist eine unbeholfene Art der Verzögerungstaktik, bei der sie als erstes frische Luft zum Entspannen braucht - und dann fummelt sie halt hier und da, hofft, dass die Rötung von ihren Wangen weicht und der Puls wieder runterfährt. Dass man das allerdings nicht auf den ersten Blick erkennt, macht mich stutzig.

Wieso erwartete sie ein Brüllen? (Brüllen im Sinne von Lachen oder Schreien?) Sie ist doch kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau.
Apropos: Wieso eigentlich das Stichwort „Jugend“ bei der Geschichte?

Hm, könntest Du mir vielleicht einen Gefallen tun und das Stichwort entfernen? Es ist wohl nicht das richtige für diese Geschichte. Ich dachte beim Einsortieren auch eher an den plumpen Fakt, dass sie in ihrem Benehmen noch nicht ganz ausgereift ist. An sich ist das aber kein Grund, den Text so unschicklich einzusortieren.
Sie erwartet irgendetwas Lautes, weil sie es so gewohnt ist. An dem "Brüllen" stoß ich mich selbst etwas. Hm, ich sehe schon, es muss noch mehr geschliffen werden.

Was hat das überhaupt mit dem Kies für eine Bewandtnis, wo sie andauernd drauf schaut?

Kies ist einerseits ein Symbol dafür, dass sie sich auf ein eher unebenes Gelände, etwas für sie Unbekanntes, begibt. Ihr steter Blick darauf, der gleichzeitig auch ein Blick "zu Boden" ist, soll eine gewisse Unsicherheit darstellen.

Unter einer Kaschemmentür stelle ich mir genau das Gegenteil einer Pforte vor

Jetzt da Du es ansprichst, kommt's mir auch etwas konträr vor. Da ist es aber auch schwer, ein Synonym zu finden, ohne 'ne hässliche Dopplung zu begehen.

Ist die Schublade im Regal, oder warum steuerte er das Regal an?

Ja, ist sie. Ich gebe zu, dass die Bewegungen und Übergänge recht karg gehalten sind. Meinst Du wirklich, dieses Detail muss näher beschrieben werden?

Unschöne Doppelung.
Es würde auch so gehen: „Er griff nach …“

Da hast Du völlig Recht. Danke. :)

Finde ich merkwürdig.
Erst sagt er „kann sein, dass“ und dann weitet er das Loch einfach, ohne sich vorher zu vergewissern, ob es nicht auch ohne Ausweiten geht.

Dieses Forsche ist ein Charakteristikum. Gut, es kommt womöglich nicht so gut, dass er das vorher als "kann" vor sich hinnuschelt...

Dreimal Portemonnaie bzw. Geldbörsse in drei Sätzen finde ich zu viel.
Könnte man elegant umgehen. Z.B.. „…Annika nahm die Quittung, verstaute sie, schob …“

Ah! Dieser Satz hat mich minutenlang gestört, ich hab ihn ein paarmal umgestellt und bin trotzdem nicht auf das Schönere, Reduktive, gekommen. Grrrr. Danke!

Eine nette Geschichte über eine verpeilte Frau.
Mir wird allerdings nicht klar, warum sie so verpeilt ist, auf den Kies schaut, auf die Nähte der Geldbörse etc. . Macht aber nichts.
Das Ende ist mir persönlich zu brav. Es hätte noch ruhig was Überraschendes passieren können.

Flüssig geschrieben. Hat mir gefallen.


Dankeschön! :)

Ich möchte auch gar nicht genau ausführen, warum sie derart verpeilt ist. :) Einfach zuschauen und "staunen". ;)

Ja, mit dem Schluss bin ich selbst noch nicht zufrieden. Der war erst anders - sie knallte die Lichtmaschine erst halbwegs unzufrieden hinter den Beifahrersitz in einen vermüllten Haufen hinein (weil sie nicht so recht wusste, was sie mit dem ausgebohrten Teil überhaupt noch anfangen kann) und fuhr nach Hause. Aber auch das hatte nicht so den Knalleffekt.

Na, ich lasse das Ding nun erst einmal ein paar Tage ruhen und schau dann nochmal drüber.

LG

 

Hallo Alltagsschleife,

"Unter einer Kaschemmentür stelle ich mir genau das Gegenteil einer Pforte vor"

Jetzt da Du es ansprichst, kommt's mir auch etwas konträr vor. Da ist es aber auch schwer, ein Synonym zu finden, ohne 'ne hässliche Dopplung zu begehen.

Vielleicht einfach "Luke" oder ein anderes, eher abwertendes Wort.

Das mit dem "Regal" kann m.E. ruhig bleiben. Ich bin manchmal halt etwas zu pingelig ...:lol:

Schön, dass du mit meinen Anmerkungen was anfangen konntest.:thumbsup:

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Einen schönen Tag.

LG, GoMusic

 

Hallo GoMusic,

Vielleicht einfach "Luke" oder ein anderes, eher abwertendes Wort.

War auch das einzige, das mir irgendwie einfiel. Hat zwar etwas von einem Fenster, aber egal, ich habs jetzt einfach mal genommen. Danke.

Das mit dem "Regal" kann m.E. ruhig bleiben. Ich bin manchmal halt etwas zu pingelig ...

Nach dem x-ten Lesen kam mir das mit dem "Regal" nun selbst total seltsam vor. Erst ein "Regal", dann eine "Schublade". Nee. Also hab ich aus dem Regal nen Schrank gemacht.

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Und die Betonung liegt auf "ganz" ... ;) Danke nochmal dafür!

Ich habe den Schluss übrigens etwas verändert. Ein wenig abgenüchtert, nicht mehr so freude-friedi-lalala. :)

LG

 

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