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Annie Lu und Tommy
Es hat geklappt! Endlich! Nach vier langen Monaten...ich bin immer noch ganz aus dem Häuschen! Ich könnte vor Freude Luftsprünge machen. 10 Meter hoch, ach was, 100 Meter natürlich. Okay, ich werde euch erst mal schnell erklären, warum ich so Happy bin! Schon ziemlich lange bastele ich an einem Roboter rum, der ist für mich sehr lebenswichtig! Wenn ich ihn verkaufe, werde ich wahrscheinlich reich, aber nein, nein es geht mir hier nicht um die Kohle. Aber ihr müsst wissen, dass ich schon lange hinter diesem Beruf hinterher bin. Erfinderin. Das ist für mich das tollste was es gibt, an Sachen rumzuwerkeln. Und nun, nun habe ich den Roboter Tommy endlich fertig. Ich muss nur noch meine Daten eingeben, damit er mich anerkennt.
Grinsend tippte ich meinen Namen Annie Lu ein.
Ich atmete tief durch und drückte auf den Einschalter. Sofort fing er an zu rattern. Auf seinem Display, den ich vorne am Bauch angebracht hatte, leuchte eine grüne Schrift Roboter X300 Tommy befindet sich im Aufbau! Bitte warten!.
Mein Chef wird stolz sein, er wird mich nun richtig anerkennen, er wird mich nicht mehr als billige Aushilfe bezeichnen.
„Tommy hat sich aktiviert! Tommy hat sich aktiviert! Hallo Annie!“, der Roboter bewegte sich durch meiner Werkstatt. Ich war sprachlos, ich wusste ja gar nicht das Tommy redet, eigentlich sollte er doch nur staubsaugen, wischen, kochen und den sonstigen Haushalt machen.
„He du redest!“, rief ich erschrocken.
„Was dagegen?“, fragte Tommy frech „du redest ja auch.“
„Du bist eine Maschine und ich bin ein Mensch! Ein Lebewesen!“, erklärte ich und rieb mir meine Stirn. Ich glaubte es nicht. Das war die Supermaschine schlechthin. Ich hatte sie besser hinbekommen, als ich eigentlich geplant hatte.
„Warte hier!“ sagte ich und rannte ins Wohnzimmer ich musste unbedingt Dr. Londo anrufen. Aufgeregt wählte ich seine Privatnummer.
„Londo?“, eine strenge, raue Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung.
„Chef! Äh…Dr. Londo? Hier ist Annie! Es ist sensationell!“
„Annie Lu! Bitte reden Sie in vollständigen Sätzen.“
„Meine Erfindung…“, rief ich hibbelig ins Fon. „Sie ist fertig.“
„Ich hoffe sie ist wirklich gut, sonst könnten wir richtig Ärger bekommen, klar? Du hast mich in meiner Mittagszeit gestört! Ich werde heute Abend mit meiner Gattin vorbeischauen und ich warne dich nochmals wenn dein Roboter der letzte Mist ist, dann sind sie ein und alle mal gefeuert!“
„Du bist meine Rettung!“, sagte ich zum Roboter.
„Wieso?“, fragte er mich.
„Hey du Blechdose das geht dich gar nichts an. Bald wirst du sowieso in einem Untersuchungslabor quartieren. Sie werden dich tausendmal durchsuchen, sie wollen die Ursache herausfinden warum du redest und wenn du ganz viel Glück hast nehmen sie dich auseinander.“
„Auseinander? Nein das möchte ich aber nicht“, sagte Tommy mit einer piepsigen Stimme.
„Oh mein Gott, danach wird dich kein Mensch fragen, das wird ihnen egal sein.“ Ich grinste und drückte auf dem Ausschalter. Doch der Roboter quasselte weiter und textete mich mit Fragen zu.
„Statt mich hier zu nerven, Tommy, würde ich dich gerne mal fragen, warum du blöde Blechdose nicht ausgehst! Schalte dich ab verdammt noch mal!“
„Annie Lu ist böse!“, lachte der Roboter „ich schalte mich doch nicht nach Lust und Laune ab!“
Was um alles in der Welt ist geschehen?
„Annie? Ich will nicht ins Labor, ich will bei meiner Besitzerin bleiben und die bist du nun mal“
„Ich kann dich hier nicht gebrauchen, Knirps!“
Tommy drehte sich um seine eigene Achse und fuhr beleidigt in einer Ecke.
„Dann verrotte ich mich! Ich fahre ganz oft gegen die Wand, bis nur noch Blech von mir über ist!“
„Nein nicht!“, schrie ich „okay, wenn ich dich behalten darf, dann darfst du hier hausen, aber ich kann das auf gar keinen Fall versprechen.“
Jack und Mary Ann Londo kamen früher als erwartet.
„Entschuldigt, aber ich bin nicht dazu gekommen aufzuräumen.“
„Wo ist der Roboter?“, fragte Jack barsch.
„In meinem Labor, folgen Sie mir doch!“, sagte ich höflich.
„Und das Teil redet?“, fragte seine Frau hoch interessiert „Jack so einen will ich auch, bitte, bitte, besorg mir die Büchse!“
Jack Londo ignorierte seine Frau und folgte mir in meiner kleinen Bastelwerkstatt.
„Tommy!“, rief ich „Tommy komm hier her!“
„Oh Jack!“, rief Mary Ann und wirbelte mit ihren Armen in der Luft „das Teil hört auf seinen Namen, aber ich will lieber, dass er Klaus heißt!“
„Mary, das regeln wir später, ich will erst mal die Erfindung sehen.“ Genervt wimmelte Jack seine aufdringliche Gattin ab.
„Tommy?“, ich schaute mich fragend um. Wo war er? „Tommy du Blechdose! Komm!“
Ich merkte, dass Jack ärgerlich wurde, er sah mich mit funkelenden Augen an.
„Ich verstehe das nicht, er war doch gerade noch hier.“
Meinen Job hatte ich nun verloren, Tommy auch. Seit dem peinlichen Auftritt vor meinem Chef und seiner Gattin war ich endgültig gefeuert. Ich setzte alles auf dem Spiel um meine Blechdose zu finden. Erst eine Woche nach dem Vorfall fand ich ihn wieder.
„Hey Annie!“, sagte er locker und fröhlich „hab ne kleine Spritzfahrt gemacht, wollte die Gegend erkunden, aber die Menschen da draußen die haben mich alle so seltsam angeglubscht!“
„Tommy!“, sagte ich erleichtert. Satt böse auf ihn zu sein, behielt ich ihn bei mir, da er einfach so sympathisch war. Meine kleine Blechdose, grinste ich. Niemals werde ich ihn hergeben.
10 Jahre später: Annie Lu die große Erfinderin hat bereits zwei eigene Firmen eröffnet, ihre Roboter sind einfach klasse. Sie selbst besitzt auch einen zehnjährigen Tommy, mit dem sie durch dick und dünn geht. Annie klappte zufrieden die Zeitung zu. „Wer hätte das gedacht? Ich habe mein Ziel auch ohne den dicken Londo erreicht.“ Tommy nickte fröhlich. „Annie du bist einfach klasse!“ Ich lachte und korrigierte ihn. "Wir sind klasse!"