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Anna und die Müllpresse
Die kleine, gelbe Uhr an meinem Handgelenk zeigt 0:42 Uhr. Meine Schicht endet in 18 Minuten. Mit den nächtlichen Aufgaben bin ich durch. Ich sitze hinter dem Tresen und warte darauf, dass der Kirchturm einmal läutet. Heute war – wie man so schön sagt – „Tote Hose“ . Unter der Woche verirren sich nur noch wenige Menschen hierher. Früher taumelten ab und an ein paar betrunkene Studenten ins Restaurant, aber das hat sich geändert. Vielleicht hat meine Mordserie, von der Boulevardzeitung als „Menschenverachtende Hinrichtung“ betitelt, etwas damit zu tun. Um ehrlich zu sein, habe ich den Aufstand um meine Taten nicht verstanden. Ich bin schließlich nicht die Erste, die ein paar Halbstarke zerkleinert und die Überreste an die Müllpresse verfüttert.
Übrigens ist das ein Teil meiner Arbeit. Während die Gäste sich in ihre Autos setzen und nach Hause fahren, muss ich ihre Essensreste zusammenklauben und in schwarze Säcke stopfen. Dann verfrachte ich die Säcke in große Mülltonnen und fahre den ganzen Dreck quer über den Parkplatz zu den Müllpressen. Das dabei auch der ein oder andere Gast in der Presse landet, kann mir keiner zum Vorwurf machen. Jede Servicekraft wird diese Meinung teilen. Viel schlimmer als die moralischen Bedenken ist ohnehin der Gestank. Kaum auszuhalten sage ich euch. Ein Mischmasch aus Pizzaresten, verdorbenen Nudeln, Bier, Softdrinks und gelegentlich ein paar Leichenteilen von aufmüpfigen Restaurantgästen und nervigen Mitarbeitern.
Ja es stimmt. Auch ein paar Kollegen durften die Müllpresse von innen begutachten. Natürlich hätte ich es bei den Kunden belassen können, aber wo wäre dann der Spaß? Für gewöhnlich arbeite ich 2 oder 3 Schichten mit neuen Kollegen bevor ich entscheide, ob sie Presskandidaten sind oder nicht. Zugegebenermaßen fallen dabei einige meiner Willkürr zum Opfer. Aber die meiste Zeit achte ich auf einen fairen Prozess. Eigentlich wollte ich gerade ausführen was nötig ist, um auf meiner Liste zu landen. Aber soeben sind ein paar angetrunkene Polizisten durch die Tür gestolpert. Sie haben mich überrascht, denn als ich mich zu ihnen umdrehen wollte, hatte einer von ihnen, ein schmieriger, fetter Typ, schon meinen Arsch angepackt. Dass er damit einen Direktflug in meinen Müllsack gebucht hat, weiss er natürlich noch nicht.
Deshalb deutet er mein Lächeln auf den Lippen auch als Reaktion auf sein Grabschen. „So hast du’s gerne!“ stellt er begeistert fest. „Ich habs gerne wenn du in meiner Küche ausblutest“ denke ich mir belustigt. Natürlich hat die Küche längst zu, also kann ich den feinen Herren von der Polizei nur Alkohol anbieten. Das scheint diese allerdings nicht im geringsten zu stören. Ich habe um ehrlich zu sein keine Lust den ganzen Abend zu rekapitulieren. Irgendwann muss ich ja auch nach Hause. Aber keine Angst, da ist sowieso nicht viel passiert. Es floss literweise Bier, es wurde laut gelacht und immer wieder hat mich der Grabscher versucht an seinen Tisch zu lotsen. Bei jeder Runde, die natürlich aufs Haus gehen musste, packte der edle Gesetzeshüter meinen Arsch. „So hast du’s gerne!“ wiederholte er wie ein Mantra.
Und jedes Mal trat ein Grinsen in mein Gesicht. Ich kann es kaum abwarten dich in kleine Stücke zu schneiden und ein bisschen zu pressen! Als um 01:30Uhr die besoffene Bande endlich weiterziehen will, halte ich den Dicken an er solle doch noch einen Moment bleiben. Nach dem Spruch grinst er seine Kollegen breit an. In seinem kleinen Gehirn ensteht wohl die Illusion er dürfe der Tresenschlampe gleich mal kurz unter den Rock schauen. Schöne Vorstellung nicht wahr? Gebieterisch gibt er seinen Kompanen mit einer Handbewegung zu verstehen, sie sollen das Weite suchen, wie ein Fettsack im Klamottenladen. Die anderen Bullen verabschieden sich mit unverständlichem Glucksen und verschwinden auf dem Parkplatz. Der Dicke, durch den Alkohol gezeichnet, winkt ihnen wie ein Vollidiot nach. Danach fängt er an Lebensweisheiten vor sich hin zu philosophieren. Das gibt mir Zeit in aller Ruhe mein Werkzeug zu preparieren.
Pizza Cutter, Fleischerhammer, Müllbeutel, Schneidemaschine. Als ich fertig bin, rufe ich ihn ein paar Mal aus der Küche, aber es dauert bis er reagiert. Dann muss ich ihn wohl oder übel aus dem Kundenbereich in die Küche zerren. Als er sich schließlich zu mir umdreht, schlage ich ihm mit voller Wucht den Fleischerhammer gegen den Kopf. Er sackt sofort zu Boden. Sein Kopf schlägt hart auf dem weißen Fließen auf. Ich beuge mich zu ihm runter. „So hast du’s gerne“ flüstere ich ihm in sein verschmalztes Ohr. Einen 120 Kilo Fettsack in eine 5 Meter entfernte Küche zu schleifen sieht im Fernsehen immer so leicht aus. Bei mir dauert das Unterfangen fast 10 Minuten.
Mit letzter Kraft schaffe ich es das Schwein durch die Küchentür zu schieben. Das er eine klaffende Platzwunde am Hinterkopf hat habe ich gerade erst bemerkt. Scheiße! Jetzt muss ich nochmal den Boden wischen. Eigentlich hatte ich mich auf den folgenden Teil am meisten gefreut: Die Zerstückelung und das Ausbluten dieses übergewichtigen Arschlochs! Aber es ist bald 2 Uhr und Allyson wartet auf mich. Außerdem ist der Loser nichtmal mehr aufgewacht. Es hat also weniger Spaß gemacht als sonst.
Dieser Blick, wenn die Opfer benommen zu sich kommen und merken, dass sie vollkommen hilflos auf die Erlösung des Todes warten müssen, hat mir irgendwie gefehlt. Aber was soll man machen? Die Show muss schließlich weiter gehen. Seine Dienstwaffe habe ich vorsichtshalber an mich genommen. Man weiß ja nie, ob so einer nicht doch nochmal aufwacht. Auf insgesamt 6 Säcke habe ich das Fleisch des Fettsacks aufteilen müssen. Ich hatte schon Kolleginnen, die haben in 2 gepasst. Aber was soll man machen?
Ich werfe einen Sack nach dem anderen in die große Mülltonne, spritz die Küche mit dem Schlauch ab und nehm mir aus Spaß seine Dienstmütze. Mit meinem neuen Accessoire auf dem Kopf schiebe ich die Mülltonne durch den Hintereingang. Es ist dunkel auf dem spärlich beleuchteten Parkplatz. Die Müllpresse ist kaum zu erkennen, obwohl sie nur 60 Meter entfernt steht. Als ich aus dem Eingangsbereich des Restaurants trete, fällt mir auf wie kalt es geworden ist. Meine Jacke habe ich mal wieder vergessen. Das was ich jetzt sage würde ich natürlich niemals öffentlich aussprechen, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich gerade ziemlich geil aussehe. Ich frage mich wie sehr der Gedanke den Fettsack angeturnt hätte, dass eine 19 jährige mit steifen Nippeln, weißem Tanktop und einer Polizeimütze auf dem Kopf ihn aus dem Restaurant führen würde?
Bei dem Gedanken muss ich laut lachen und schiebe die große, schwarze Tonne weiter über den Parkplatz. An der Müllpresse angekommen, sperre ich die Gittertür auf und drücke den weißen Knopf an der Seite des blechernen Monstrums: Die Müllpresse erwacht zum Leben. Unter lautem Stöhnen drückt sie den angelagerten Müll zusammen. In solchen Momenten sagen die Täter in Filmen und Büchern immer irgendeinen coolen Spruch oder verweisen auf einen entscheidenden Moment in der Vergangenheit. Ich mache das nicht. Bei mir ist der Thrill schon vorbei, wenn ich die Typen in die Säcke stopfe. Danach ist alles business as usual.
Eben eine ganz normale Müllentsorgung. Den letzten Sack werfe ich extra hoch damit er im inneren der Presse aufplatzt. Das hat keinen besonderen Zweck, dient aber als Entertainment für mich. „So hab ichs gerne! Ach verdammt! Jetzt habe ich doch so ein bescheuertes Zitat gesagt!“ Während ich mich über mich selbst ärgere, schließe ich die Tür und gehe in Richtung Restaurant. Auf halbem Weg sehe ich wie die 2 Partner des Fettsacks im Laden umherschleichen. Vermutlich sind sie einmal um den Block gefahren, damit ihr Boss eine Nummer mit der Kellnerin schieben kann. „Nur wo isser jetzt Jungs?“ denke ich mir und muss laut lachen.
Vielleicht wollten die Kollegen auch nur mal spannen. Zusehen wie ihr Partner die Tresenschlampe in der Küche fickt? Als sie mich sehen, schrecken sie beide hoch. „Euer Freund wollte sich ein bisschen die Beine vertreten. Die ganze Action ist ihm wohl zu Kopf gestiegen“ rufe ich ihnen mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Sie reagieren nicht. Stattdessen starren sie mich abschätzend an. Ich betrete den Laden. Als ich mich nähere, greift der vermeindlich nüchternere von beiden an seinen Gürtel. Ich kann mir darauf immer noch keinen Reim machen. Die behandeln mich wie eine Verbrecherin. Dabei hab ich garnichts gemacht. Zumindest muss es von außen so aussehen.
„Euer fetter Freund rennt draußen irgendwo betrunken rum. Und vermisst vermutlich seine Mütze“ sage ich und lache dabei wieder, um die Stimmung zu lockern. Die Polizisten zeigen keine Regung. Kannst du uns sagen was hier passiert ist? Der Nüchternere deutet mit seiner Hand auf den Boden. Ich muss ein paar Tische umlaufen bevor ich sehen kann auf was er da zeigt. „Was soll passiert sein? Er wollte mich ficken. Ich hab ihn abblitzen lassen und dann isser abgehauen“ sage ich achselzuckend.
Als ich nurnoch wenige Meter von den Polizisten entfernt bin, bleibe ich stehen. Jetzt kann ich sehen auf was der eine gezeigt hatte. Die Blutspur, die der Kopf des Fettsacks auf den weißen Fliesen hinterlassen hat. Ich überlege kurz abzuhauen aber komme zu dem Entschluss, dass eine ruckartige Bewegung mein Ende bedeuten könnte. Also verhalte ich mich ruhig. Als ich meinen Blick langsam wieder hebe, starre ich in den Lauf einer Dienstwaffe. Vermutlich das gleiche Modell, dass ich in meinem hinteren Hosenbund eingeklemmt habe.