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Serie Anna Irene: Der Lauf der Dinge (16)

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20.11.2001
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Anna Irene: Der Lauf der Dinge (16)

Onkel Joe macht sich Gedanken darüber, was er dazu beitragen könnte, dass Frau K. zu einem ruhigeren, ausgeglicheneren Menschen würde. Zufällig findet er einen Zeitungsbericht über die Schädlichkeit von Beton-Hochhäusern. So schlägt er eines Tages vor, ein Haus etwas außerhalb der Stadt zu kaufen. »Du könntest dann auch eine Weile zuhause bleiben und dich einmal erholen.«
»Wovon bitte soll ich mich denn erholen? Was denkst du denn von mir, dass du meinst, ich hätte Erholung nötig?«
»Es ist ja nur ein gutgemeinter Vorschlag.«
Ein eigenes Haus mit Garten wäre schön … Aber wenn sie nicht arbeiten geht, ist sie die ganze Zeit daheim … Sie wird ja doch nicht so wie Gerdas Mutter … oder vielleicht doch? … Schön wäre das schon …
»Und wie stellst du dir das vor? Dass ich dann dort angekettet bin und allein nirgends hin kann? Du hast ja dein Auto …«
»Du kannst ja ruhig den Führerschein machen. Wenn du willst, kann ich dir sogar Fahrstunden geben. Und ein kleines gebrauchtes Auto können wir uns auch noch irgendwie leisten.«
»Du. Du kannst es dir leisten. Alles wäre dann deins, das Haus und das Auto. Ich hätte gar nichts mehr, wäre nur mehr dein Putzfetzen. Überall warnen sie die Frauen jetzt vor der Abhängigkeit von den Männern, frag meine Schwester, da werde doch nicht ausgerechnet ich so blöd sein und alles aufgeben, um mich an den Herd fesseln zu lassen!«
»Du hast wirklich einen Vogel, anders gibt es das nicht«, stellt Onkel Joe in sachlich-erschüttertem Ton fest.
»Was hab ich?!«
Anna Irene freut sich, daß Onkel Joe sich endlich einmal die Wahrheit sagen traut. Würde ich das sagen, würde sie mich bestimmt umbringen… Sie kann ein Grinsen nicht zurückhalten, während sie gleichzeitig betet, dass die Situation nicht zu einem Krieg eskaliert. Doch Frau K. hat den Gesichtsausdruck gesehen, nimmt Anna Irene an den Haaren, fragt »Du grinst?!«, läßt plötzlich wieder los, schiebt ihre Tochter in ihr Zimmer und stößt sie auf das Bett. Dann wirft sie ihr einen verächtlichen Blick zu, der besagt, dass sie froh sein kann, dass Onkel Joe anwesend ist … Und das ist sie auch.
Im Türstock stehend schreit Frau K., während ihr Blick nervös zwischen Anna Irene und Onkel Joe hin- und herhüpft: »Ihr wollt mich wohl nervlich fertig machen, ja?! Aber so nicht! Mit mir nicht! Das hier ist immer noch meine Wohnung!« Sie schlägt die Türe zum Kinderzimmer von außen zu, dass der Verputz von der Wand rieselt. »Und wenn dir etwas nicht passt, kannst du gern ausziehen! Wir sind nicht verheiratet, du kannst jederzeit gehen!«
Danach herrscht Totenstille, kein Wort wird gewechselt. Anna Irene kennt keine Beschäftigung, die so lautlos ist, dass nicht die Gefahr besteht, Geräusche aus dem Nebenzimmer damit zu übertönen. Sie möchte hören, ob Onkel Joe »seine Sachen packt« und es gegebenenfalls verhindern. Irgendetwas muss ich ja tun, sonst kommt sie dann wieder und schimpft, weil ich nichts Sinnvolles mache … Selbst das Umblättern in einem Buch oder das Reiben der Buntstifte am Papier könnten das Geräusch der Wohnungstür schlucken. Er darf nicht gehen, er muss hier bleiben … ich brauch ihn doch … Immer wieder schaut sie durch das Schlüsselloch und hat dann Angst, dabei entdeckt zu werden. Schließlich stellt sie sich ans Fenster; sucht nach Menschen in den gegenüberliegenden Wohnungen. Was reden eigentlich Leute miteinander, die nicht immer streiten?

Wenige Tage später studiert Frau K. plötzlich Bilder von Autos auf Kreuzungen. Onkel Joe erklärt geduldig und prüft sie ab. Anna Irene möchte gern zusehen und ebenfalls tippen, welches Auto wann fahren darf. Vielleicht lässt sie mich dann ja doch wieder einmal mit dem Fahrrad fahren, wenn sie sieht, dass ich das alles weiß. Seit dem Unfall darf ich schon nicht mehr, dabei ist mein Schlüsselbein schon seit drei Wochen wieder verheilt… Beim Gedanken an das Fahrrad muss sie aufpassen, dass ihr die Traurigkeit nicht bei den Augen herausquillt.
Soll ich fragen, ob ich darf? Dann sagt sie sicher nein und ich kann es ihr nicht beweisen …
Als Frau K. die falsche Antwort gibt, nennt Anna Irene schnell ihren Vorschlag, bevor Onkel Joe zum Reden kommt. Er lobt sie, von Frau K. erntet sie einen bösen Blick dafür. Nachdem sie es auch ein zweites Mal besser weiß, reißt Frau K. der Geduldsfaden: »Verschwind in deinem Zimmer«, bestimmt sie und während sie ein langgezogenes »duuu …« nachsetzt, sieht Anna Irene in ihren Augen, was sie gerne alles mit ihr machen würde. »Ich will heute nichts mehr von dir sehen oder hören! Du Saubankert!«
Jetzt hat sie schon wieder das Pech, dass Onkel Joe da ist. So kann sie mir nicht weh tun …, freut sich Anna Irene innerlich.

Am Samstag lesen Onkel Joe und Frau K. aufmerksam die Zeitungsbeilage mit den Inseraten. Onkel Joe ruft bei drei in Frage kommenden Häusern an und vereinbart bei zweien einen Besichtigungstermin. Tags darauf fahren sie bereits zur ersten Adresse.
Als Onkel Joe sieht, dass das Haus noch fast ein Rohbau ist, beginnt sein Heimwerkerherz zu pochen und Frau K. sagt: »Du bist nicht einmal fähig, ein Telefongespräch zu führen. Was sollen wir denn mit einem Rohbau?!«
»Fertigbauen – ich kann das doch. Und wenn mir meine Schwäger helfen, dann können wir im Nu einziehen.«
»Das kommt ja überhaupt nicht in Frage! Dass wir die nächsten Jahre dann auf einer Baustelle leben! Nein aber wirklich nicht!«

Die zweite Adresse wirkt erfolgversprechender. Das schaut ja aus, wie in einem Märchen …
Anna Irene bleibt im Garten eines alten, halb mit Efeu bewachsenen Hauses, während die Erwachsenen es von innen besichtigen. Es liegt einsam am Waldrand, … ein richtiges Hexenhaus.
Ein Imker hat seine Bienenstöcke hier aufgestellt und an einem dicken Ast eines Apfelbaumes hängt eine Schaukel. Jede Menge Blumen und Kräuter überwuchern den Boden oder klettern der Sonne entgegen, um ihre Strahlen besser fangen zu können. Schmetterlinge tanzen über den ihnen zu Füßen liegenden Blütenteppich. Ein alter Zwetschkenbaum hält grüne Früchte zum Reifen Richtung Himmel und verspricht eine gute Ernte. Die Musik, eine Komposition aus Zirpen, Summen, Zwitschern und Rauschen, klingt so friedlich, als könnte man hier alles rundherum vergessen. Der Wind in den Blättern verschluckt die Außenwelt. Aber wenn Anna Irene die Tür des Hauses ansieht, aus der die Erwachsenen gerade kommen, weiß sie, dass sie bald nur mehr mit Angst durch sie gehen könnte. Wenn sie beim Nachhausekommen nicht weiß, wie Frau K. gerade aufgelegt ist. Hier hört mich nicht einmal jemand, wenn ich ganz laut um Hilfe schrei …
»Wir werden das gemeinsam besprechen und ich ruf Sie wieder an«, sagt Onkel Joe zu dem Mann um die Fünfzig, der das Haus verkaufen will.
»Das Töchterl hätt´s sicher gut da. Soviel Freiraum hat sie in der Stadt bestimmt nicht. Und die Natur …«, versucht der Mann zu überreden, doch Frau K. schneidet ihm das Wort ab.
»Wir müssen jetzt wieder fahren. Wir melden uns bei Ihnen. Auf Wiedersehen.«
Der Mann verabschiedet sich auch von Anna Irene und während er ihre Hand noch festhält, sagt er: »Na, dir gefällt es da, stimmts?«
Anna Irene schluckt und nickt und würgt die viel ausführlichere Antwort hinunter. Selbst bei einem »Ja« könnte man hören, wie nahe sie den Tränen ist.

Obwohl die Sommerferien wie jedes Jahr zwei Monate dauern, kommen sie Anna Irene heuer zum ersten Mal lang vor. Da Frau K. arbeitslos und fast immer zuhause ist, fühlt sich Anna Irene ständig kontrolliert und ist froh, wenn Onkel Joe nach der Arbeit noch zu seinen Eltern oder sonstwo hinfährt und sie mitentkommen kann.
Über das Haus wird nicht mehr gesprochen. Auch für den Führerschein lernt Frau K. nicht mehr. Alles scheint dahinzugehen, wie eh und je.
Dann muss Frau K. aufs Arbeitsamt und kommt sehr verändert nach Hause: Sie freut sich.
»Ab Oktober werde ich auch in die Schule gehen. Wie Du. Ich hab vom Arbeitsamt einen Kurs bekommen.« Es ist mehr ein Singen als ein Reden.
Heute ist sie aber ganz komisch … Sie tut so, als wäre sie dann ein richtiges Schulkind, das passt überhaupt nicht zu ihr … Aber vielleicht wird sie dann ja weniger schimpfen, wenn sie selber Hausübungen machen muss?

 

Hallo liebe Häferl,

mit dieser Anna-Irene-Geschichte habe ich ganz ehrlich ein Problem.
Zum einen ist sie für mein Gefühl nicht eigenständig. Sie setzt auf alle Fälle das Wissen der "Bruchstücke" voraus. Ohne sie ist sie nicht zu verstehen. Zum anderen wiederholt sie inhaltlich nur in anderen Details die gleichen Dinge, wie die anderen dieser Geschichten.
Jedes dieser Details ist sicherlich für deine Erinnerung schmerzhaft, jede Einzelheit deiner Qualen müchte sicherlich an die Öffentlichkeit, möchte mitgeteilt werden. Ich versuche aber immer, diese Geschichten neben dem Wissen um den autobiografischen Gehalt auch einfach als Geschichte zu lesen. Und da ergibt sich bei diesem Teil für mich eine Ambivalenz, eben weil sie sich denen nicht ganz erschließen kann, die andere Teile ncht kennen, gleichzeitig aber keine weitere Entwicklung stattfindet.
Sicherlich ist es so, dass sich auch im Realen keine spürbare Entwicklung der Charaktäre ergeben hat. Frau K. nutzt ihre Hilflosigkeit, ihr Gefühl, immer vernachlässigt zu werden, ihre enttäuschten Hoffnungen an das Leben ihren Selbsthass dazu, ihn an denen auszulassen, die sie lieben sollte und von denen sie nur erwartet, dass sie sie lieben.
Onkel Joe prallt mit seinen Angeboten ab, weil Frau K. in allem nur einen Pferdefuß erkennt. Anna-Irene solidarisiert sich mit seinen zarten Pflänzchen der Auflehnung und erntet entsprechende Reaktionen. Zur Selbstreflexion ist Frau K. nicht fähig, fraglich, was ihr der Aufenthalt in der Psychatrie gebracht hat oder was dort außer Ruhestellung mit ihr passiert ist.
So bleibt mir beim Lesen der Geschcihte das unbefriedigende Gefühl, das alles schon zu kennen, und die Gewissheit, die Litanei geht ewig so weiter, auch dann, wenn (im nächsten Teil vielleicht?) Frau K. einen Führerschein haben wird, man eventuell im Hexenhaus lebt und die Mutter wieder Schularbeiten machen muss.

Das alles tut mir sehr Leid für dich. Da fühle ich aufrichtig mit dir. Für eine Geschichte habe ich allerdings das Gefühl, hier ist der Spannungsbogen überschritten.

Einen lieben Gruß, sim

 

Danke Dir fürs Lesen und Kommentieren, lieber sim! Meine Meinung zu Deinem Kommentar ist, daß Du die Geschichte bloß nicht für sich allein betrachten kannst, weil Du weißt, daß es mehr davon gibt. - Aber erstens steckt da noch ein Thema drin, das Du offensichtlich noch nicht gefunden hast, und zweitens wollte ich auch dem Wunsch nachkommen, die Beziehung zwischen Onkel Joe und Frau K. ein wenig mehr herauszuarbeiten. - Ich weiß jetzt nicht, ob der Wunsch auch von Dir geäußert wurde, aber er war mehr als einmal da, und diese Szenen sind einfach auch typisch für die beiden. Ich weiß ja nicht, worauf Ihr wartet, aber das ist die Beziehung der beiden.

Ein Tip nur zur Aussage, die noch in der Geschichte steckt: Das Thema ist Emanzipation...

Alles Liebe,
Susi :)

 

Ich hätte gar nichts mehr, wäre nur mehr dein Putzfetzen. Überall warnen sie die Frauen jetzt vor der Abhängigkeit von den Männern, frag meine Schwester, da werde doch nicht ausgerechnet ich so blöd sein und alles aufgeben, um mich an den Herd fesseln zu lassen!«
Dies ist der einzige Satz für mich, der explizit Bezug auf die Emanzipation nimmt. Dennoch erscheint mir diese Emanzipation hier wie eine scheinheilige Beschwichtigung, wer das auch behauptet. Ein Aspekt von K.'s verkrüppelter Seele in Gestalt eines stetigen Selbstbehauptungskrampfes. Die Frage ist jetzt, ob dies nur ein Vorwand für etwas anderes ist oder reelle Angst.

Apropros Verhältnis Frau K. - Onkel Joe:
Ihm spielt sie ein anderes Verhältnis zu ihrer Tochter vor. Ergo hat sie Respekt und vielleicht etwas Angst vor ihm. Womöglich hat sie noch Reste eines Bezugspersonenbildes von ihm, die aber auch sie schwinden. Aber ich habe das Gefühl, dass frühere Geschichten das schon mitteilen.

Im Türstock stehend schreit Frau K., während ihr Blick nervös zwischen Anna Irene und Onkel Joe hin- und herhüpft: »Ihr wollt mich wohl nervlich fertig machen, ja?! Aber so nicht! Mit mir nicht! Das hier ist immer noch meine Wohnung!«
Hinweis auf aufkeimenden Verfolgungswahn.


Anna Irene kennt keine Beschäftigung, die so lautlos ist, dass sie keine Geräusche aus dem Nebenzimmer überdecken könnte.
- kein Zugang zu diesem Satz (doppelte Verneinung).

Was reden eigentlich Leute miteinander, die nicht immer streiten?
Hm. Also ich finde die Aussage dieses Satzes arg übertrieben, aber es kann auch sein, dass ich nur die Realität unterschätze :shy: (Was redet sie selbst eigentlich mit anderen Leuten, wenn sie ja nicht immer mit ihnen streitet?)

Als Frau K. die falsche Antwort gibt, sagt Anna Irene schnell ihren Vorschlag,
Was immer der Anna-Irene durch diese brutale "Erziehung" genommen wurde, mit ihrem Mut steckt sie - unter diesen Umständen - ihre Zehne in den Sack.

Jetzt hat sie schon wieder das Pech, dass Onkel Joe da ist. So kann sie mir nicht weh tun …, freut sich Anna Irene innerlich.
Ebenso finde ich dies hier unrealistisch, so sehr du den autobiografischen Hintergrund - der für den Leser eigentlich keine Rolle spielen sollte - noch so sehr betonen magst. So, wie Du Anna-Irene hier beschreibst, erscheint sie mir mit geballtem, grimmigen Triumpf(!!) gegen ihre Mutter in sich. Im Vergleich zu dem wehrlosen Opfer wie in den anderen Folgen dargestellt eine zugegeben sehr krasse Veränderung in ihrer Persönlichkeit.

Am Samstag wird die Zeitungsbeilage mit den Inseraten aufmerksam gelesen.
Gibt es noch keinen Thread in Autoren, titels "Passivkonstruktionen in der Erzählung"? Meiner Ahnung nach warnt jeder Schreibratgeber davor. In der Tat reißt der passivische Stil raus irgendwie.

Die Musik – das Zirpen, Summen, Zwitschern und Surren – klingt so friedlich, als könnte man hier alles rundherum vergessen.
Was vergessen? das Zirpen, Summen, Zwitschern und Surren? Missverständlich.

»Na, dir gefällt es da, stimmts?«
- stimmt's? (Apostrophierung)

Anna Irene kann nur schlucken und nicken, als wollte sie eine viel ausführlichere Antwort hinunterwürgen.
Hier verlässt Du deine angewohnte Erzählperspektive (personale Sie-Perspektive), hier wirst Du plötzlich überblickend, vermutend; der Erzähler ist plötzlich eine außen stehende, anonyme Person (Kameramann). Mein Vorschlag: "Anna Irene kann nur nicken, aber die viel ausführlichere Antwort schluckt sie hinunter."
Sollte letzteres jedoch die Perspektive sein, die Du anwenden wolltest, sind wiederum die Bewusstseinsströme der Anna-Irene fehl am Platze.

Mein Fazit: Ich muss zu Schrecken feststellen, dass meine Kritik zu deiner Geschichte viel zu oberflächlich ist. Es ist wahrscheinlich die Einseitigkeit der Serie, die mir den Zugang zu ihr erschwert. Nach wie vor vermisse ich einen Antipol zu der Aussichtslosigkeit in Anna-Irenes Leben. Manchmal lässt du zwar etwas Positives durchblicken, aber eben zu beiläufig.
Gerade wenn man soviel Schlimmes erlebt wie die Anna Irene, ihre Kindheit schlicht verdorben ist, muss doch ein Heißhunger nach einem bisschen Glück bestehen, dass sie dann entsprechend überschwänglich genießt und das Du in dementsprechend vielen Worten darstellst.
Sonst nicht viel mehr ein Patsch auf Flüssigbeton :(.

Ich hoffe, du kannst hiermit trotzdem was anfangen.


FLoH.

 

Hallo meine liebe Häferl,

danwerde ich meine Kritik mal präzisieren.

Seit Frau K. im Krankenhaus war, macht Onkel Joe sich Gedanken, was er dazu beitragen könnte, dass sie zu einem ruhigeren, ausgeglicheneren Menschen würde.
Schon der Einstiegssatz verweist eindeutig auf Wissen, dass in dieser Geschichte nicht erläutert wird. Warum war Frau K. in welchem Krankenhaus? Die Andeutung
Vermutlich ortet er die Ursache dafür, dass sie so hysterisch ist, wie er es nennt, in den Beton-Hochhäusern
reicht mE als Erläuterung nicht aus, zumal sie in der Gegenwart bleibt. Die Hysterie kann also nicht der Grund für den Krankenhaus aufenthalt sein, denn dasn wäre Frau K. ja noch da.

Frau K. legt alles, was Onkel Joe meint, zu ihrem eigenen Nachteil aus. sie unterstellt allem eine böse Absicht. Man kann es nicht gut mit ihr meinen. So verfährt sie auch mit ihrer Tochter. Das ist für die Beziehung zwischen Onkel Joe und Frau K. also nicht wirklich überraschend.
Ich hatte tatsächlich auch eimal den Wunsch nach einer Intensivierung der Beschreibung dieser Beziehung gefragt. Ich hatte ds sogar konkretisiert.
Was hat Onkel Joe an Frau K. geliebt? Die Antwort bleibst du in dieser Geschichte schuldig, als dürfe Frau K. für nichts und niemanden liebenswert erscheinen. Es ist gut möglich, dass Onkel Joe zu dieser Zeit schon längst nur noch das in ihm durch seine Lebensgefährtin oder deren Tochter produzierte schlechte Gewissen in dieser Beziehung hielt, dass er sich verzweifelt fragte, was er alles tun müsse, damit sie ihm endlich seine Liebe glaubt. Aber hat er sie auch durch Mitleid und ein schlechtes Gewissen kennengelernt? Er muss etwas an ihr gemocht haben. Zumindest muss etwas an ihr seine devote Sucht entfacht haben, ihr zu willen zu sein, sein Geld für ein gemeinsames Haus (eine gemeinsame Zukunft) auszugeben, ihr einen Führerschein zu bezahlen, eine zweite Ausbildung finanziell mitzutragen. Es mag sein, dass das alles im Erleben von Anna Irene keine Rolle spielte, aber genau darin sehe ich das erzählerische Risiko so autobiografischer Stoffe. Obwohl jedes Wort wahr ist bleibt es unglaubwürdig, da Wahrheiten ausgeblednet werden. Nich absichtlich, nicht bewusst, sondern weil sie manchmal einfach nicht zu ertragen sind.

Einen Emanzipationsgedanken habe ich auch beim nochmaligen Lesen nicht entdeckt. Anna Irene wird in ihren Wünschen kiebiger. Früher war sie erleichtert, wenn Onkel Joe da war, jetzt freut sie sich innerlich hämisch. Gleichzeitig steckt sie ihre Hoffnungen in irrelae Dinge, wie wieder Fahrrad fahren zu drüfen, wenn sie die Antworten vorplappert, oder, dass es etwas bringen könnte, wenn die Mutter auch Hausaufgaben machen muss. Es findet ein fast schizophrener Kontrast in ihr statt. Auf der einen Seite nimmt sie das Weltbild ihrer Mutter an, welches alles gegen sich auslegt und entsprechende Ängste freilegt "Hier hört mich ja nicht mal jemand, wenn ich um Hilfe schreie" oder wenn Frau K. mal gute Laune zu haben scheint: "Heut ist sie aber komisch", andererseits die Hoffnung, wenn sie auch lernen muss, wird alles besser anstatt der zu erwartenden Furcht, sie müsse ab jetzt immer mit ihr gemeinsam für die Übungen am Tisch sitzen.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber FLoH und lieber sim!

Danke für Eure Kommentare zu meiner Geschichte. :)

Daß Ihr die Aussage bezüglich Emanzipation nicht findet, liegt möglicherweise daran, daß Ihr in der falschen Richtung sucht. Lasst Euch nicht dadurch irritieren, daß ich eine Frau bin…
Wobei es sicher besser rauskäme, wenn ich die nächste Folge gleich dazugenommen hätte, aber dann wäre es wirklich ein Dahinerzählen gewesen.

Ihm spielt sie ein anderes Verhältnis zu ihrer Tochter vor. Ergo hat sie Respekt und vielleicht etwas Angst vor ihm.
Nein, sie spielt ihm kein anderes Verhältnis vor, sondern sie geht bloß meistens nicht so weit, wenn er da ist. Das hat aber nichts mit Respekt oder Angst zu tun, sondern vermutlich viel mehr mit dem Wissen darum, daß sie sonst, also wenn sie mit Anna Irene alleine ist, einen Schritt zu weit geht. Sie hält sich ja nicht nur vor ihm mit Gewaltausbrüchen zurück, sondern auch vor anderen Leuten, wie beispielsweise der Lehrerin.
Aber ich habe das Gefühl, dass frühere Geschichten das schon mitteilen.
Ich werde gerade den Eindruck nicht los, daß es noch immer niemand richtig versteht, also hab ich es wohl eher noch zu wenig dargestellt…
Ich hatte tatsächlich auch eimal den Wunsch nach einer Intensivierung der Beschreibung dieser Beziehung gefragt. Ich hatte ds sogar konkretisiert.
Was hat Onkel Joe an Frau K. geliebt? Die Antwort bleibst du in dieser Geschichte schuldig, als dürfe Frau K. für nichts und niemanden liebenswert erscheinen. Es ist gut möglich, dass Onkel Joe zu dieser Zeit schon längst nur noch das in ihm durch seine Lebensgefährtin oder deren Tochter produzierte schlechte Gewissen in dieser Beziehung hielt, dass er sich verzweifelt fragte, was er alles tun müsse, damit sie ihm endlich seine Liebe glaubt. Aber hat er sie auch durch Mitleid und ein schlechtes Gewissen kennengelernt? Er muss etwas an ihr gemocht haben. Zumindest muss etwas an ihr seine devote Sucht entfacht haben, ihr zu willen zu sein
Das Kennenlernen der beiden in die Geschichte einzubauen, wäre zu viel. Das würde in eine Geschichte über Onkel Joe passen, aber nicht hierher. Einmal hab ich es schon in einem Kommentar gesagt, daß er einige Jahre jünger war als sie. Er ist damals direkt von seinen Eltern aus- und bei ihr eingezogen. Ich bin deshalb überzeugt, daß er noch gar nicht wirklich wußte, was Liebe ist, sondern es ihm primär darum ging, „versorgt“ zu sein, was Essen und Wäschewaschen etc. betrifft. Kochen konnte sie ja recht gut, und viele Männer lassen sich leicht „einkochen“ …
Und ja, sie haben sich recht romantisch kennengelernt: Während ihrer Arbeit als Serviererin in einem Wienerwald-Restaurant. Ja, möglicherweise war damals schon Mitleid dabei – schließlich waren alleinerziehende Mütter damals schon noch relativ benachteiligt. Genaueres weiß ich es ja auch nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, daß sie geklagt hat, wie schwer sie es hat, und er hat sie getröstet…
Natürlich war ich längst auch auf der Suche nach den Gründen, warum ich überhaupt entstanden bin, das heißt, ich habe meinen richtigen Vater einmal gefragt, was ihm denn an Frau K. so gefallen hat, daß er sie überhaupt heiraten konnte. Seine Antwort war ein verlegenes „Ich weiß nicht mehr, wo ich damals hingeschaut hab“ …

Früher war sie erleichtert, wenn Onkel Joe da war, jetzt freut sie sich innerlich hämisch.
Ja, die Entwicklung bleibt natürlich nicht stehen… Eigentlich sollte das den Beginn eines Sich-wehren-Wollens zeigen, was aber natürlich nur innerlich stattfinden kann. Das Ballen der sogenannten Faust in der Hosentasche. Tut es das (noch) nicht? Und wer würde sich denn nicht freuen, wenn ihm körperliche Mißhandlung durch die Anwesenheit eines bestimmten Menschen erspart bleibt und sich das schon so oft wiederholt, daß man sich drauf verlassen kann?

Gleichzeitig steckt sie ihre Hoffnungen in irrelae Dinge, wie wieder Fahrrad fahren zu drüfen, wenn sie die Antworten vorplappert,
Ähm, ich sehe nicht, was daran so irreal ist. Möglicherweise vergißt Du die Tatsache, daß Kinder von Natur aus nicht so schnell etwas aufgeben, wenn sie etwas unbedingt wollen? Jedenfalls war da der Wunsch, wieder Fahrrad fahren zu dürfen und eine Gelegenheit, zu zeigen, daß ich die Verkehrsregeln konnte. Wäre Frau K. nicht so blöd gewesen, hätte sie drüber nachgedacht…

Es findet ein fast schizophrener Kontrast in ihr statt. Auf der einen Seite nimmt sie das Weltbild ihrer Mutter an, welches alles gegen sich auslegt und entsprechende Ängste freilegt "Hier hört mich ja nicht mal jemand, wenn ich um Hilfe schreie"
Wieso ist es ein Weltbild der Mutter bzw. ein Alles-gegen-sich-Auslegen, wenn aufgrund der bisherigen Erfahrung Angst vor dem Alleinsein mit der Mutter begründet ist?
Ich weiß nicht, ob man einen solchen Wechsel zwischen Hoffen auf Änderung/Besserung und begründeter Angst als schizophren bezeichnet, ich glaube nicht. Tatsächlich war dieses Hoffen ja etwas, das mich „am Leben“ gehalten hat, hätte ich die Hoffnung aufgegeben, wäre ich innerlich gestorben oder hätte sie umbringen müssen oder ich weiß nicht was…
oder wenn Frau K. mal gute Laune zu haben scheint: "Heut ist sie aber komisch", andererseits die Hoffnung, wenn sie auch lernen muss, wird alles besser anstatt der zu erwartenden Furcht, sie müsse ab jetzt immer mit ihr gemeinsam für die Übungen am Tisch sitzen.
Gerade hier hat mich die Hoffnung beschützt, denn die Angst, die ich da hätte haben müssen, wäre mir glaub ich zu groß gewesen. Das Hoffen war eigentlich genaugenommen eine Flucht vor der Wirklichkeit.

- kein Zugang zu diesem Satz (doppelte Verneinung).
Ja, der Satz ist eine Qual… Sobald mir eine andere Formulierung einfällt, werd ich sie hinschreiben…:D

Hm. Also ich finde die Aussage dieses Satzes arg übertrieben, aber es kann auch sein, dass ich nur die Realität unterschätze (Was redet sie selbst eigentlich mit anderen Leuten, wenn sie ja nicht immer mit ihnen streitet?)
Hm. Also stell Dir vor, Dir ist als zehnjähriges Kind bewußt, daß Deine Familie irgendwie nicht normal ist. Dann würdest Du wohl auch zu suchen beginnen, was denn eigentlich normal ist, oder? – Wobei es mit dem Finden dann noch nicht getan ist. Ich hab heute noch Probleme, ein Gespräch zu beginnen, schweigen fällt mir leichter, aber wenn es einmal läuft, also der andere begonnen hat, dann gehts.

Was vergessen? das Zirpen, Summen, Zwitschern und Surren? Missverständlich.
Bahnhof. Ich verstehe überhaupt nicht, was Du mir sagen willst.

Hier verlässt Du deine angewohnte Erzählperspektive (personale Sie-Perspektive), hier wirst Du plötzlich überblickend, vermutend; der Erzähler ist plötzlich eine außen stehende, anonyme Person (Kameramann).
Wird erledigt.

Gerade wenn man soviel Schlimmes erlebt wie die Anna Irene, ihre Kindheit schlicht verdorben ist, muss doch ein Heißhunger nach einem bisschen Glück bestehen, dass sie dann entsprechend überschwänglich genießt
Ja, wenn sie dann später ihr Glück in verbotenen Dingen findet, dann genießt sie es überschwenglich…
Ansonsten sollte das, was Dir fehlt, eigentlich schon aus anderen Folgen hervorgehen. Nämlich, daß Frau K. jede kleine Freude abrupt beendet. Freuen ging nur, wenn sie nicht dabei war oder es nicht sah. Zum Überschwang reichte das nicht wirklich. Ist es Glücklichsein, wenn man froh ist, woanders zu sein? Ja, ich war in jeder Minute glücklich, wo ich mit Onkel Joe woanders war, aber Überschwang kannte ich nicht.

Die Änderungen mach ich am Abend oder so, muß jetzt leider weg. ;)

Danke für Eure Hilfe,
alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo nochmal, sim und FLoH!

Ich hab jetzt (endlich) ein paar Änderungen in der Geschichte gemacht und danke Euch für Eure Anregungen. Würde mich natürlich freuen, wenn Ihr sie jetzt noch einmal lest. :)

FLoH schrieb:
Jetzt hat sie schon wieder das Pech, dass Onkel Joe da ist. So kann sie mir nicht weh tun …, freut sich Anna Irene innerlich.
Ebenso finde ich dies hier unrealistisch, so sehr du den autobiografischen Hintergrund - der für den Leser eigentlich keine Rolle spielen sollte - noch so sehr betonen magst. So, wie Du Anna-Irene hier beschreibst, erscheint sie mir mit geballtem, grimmigen Triumpf(!!) gegen ihre Mutter in sich.
Ich glaube, Du liest das mit zu viel Triumph – dann würde Anna Irene ihrer Mutter ja ins Gesicht lachen. Aber sie freut sich eben nur innerlich.
»Na, dir gefällt es da, stimmts?«
- stimmt's? (Apostrophierung)
Nein, da ist es eine Kann-Bestimmung, nämlich wenn der Sinn sonst schwer lesbar oder mißverständlich wäre. Aber das ist er ja nicht, oder?

sim schrieb:
reicht mE als Erläuterung nicht aus, zumal sie in der Gegenwart bleibt. Die Hysterie kann also nicht der Grund für den Krankenhausaufenthalt sein, denn dasn wäre Frau K. ja noch da.
Also, das mit dem Krankenhaus hab ich jetzt zwar rausgenommen, weils eh wurscht is, aber kurz erklären will ich das schon noch: Es kann jeder x-beliebige Krankenhausaufenthalt ein Punkt sein, an dem jemand zu denken beginnt. Deshalb sah ich es eigentlich nicht als störend, daß nichts Genaueres darüber in dieser Geschichte stand.
Dem Punkt, daß Frau K. dann noch dort wäre, wenn die Hysterie der Grund war, möchte ich aber die vorige Geschichte entgegenhalten, wo ja steht, wie Theater gespielt wurde, damit sie wieder rauskommt (vonwegen Anna Irene wollte, daß sie wieder nach Hause kommt…). Und im Krankenhaus war sie natürlich nicht hysterisch, zu der Zeit wurden sowieso alle Patienten noch ruhiggestellt…

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl,

nach der Überarbeitung lässt sich die Geschichte auf alle Fälle unabhängig verstehen.
Auch die Konflikte empfand ich beim jetzigen Lesen klarer strukturiert.
Eines ist noch etwas schwer nachzuvollziehen, vermutlich, weil es auch Anna Irene gar nciht nachvollziehen kann.

Und die Natur …«, versucht der Mann zu überreden, doch Frau K. schneidet ihm das Wort ab.
»Wir müssen jetzt wieder fahren. Wir melden uns bei Ihnen. Auf Wiedersehen.«
Der Grund für dieses Verhalten ist wohl wirklich ein Geheimnis, dass in Frau K. bleibt.
Bei Onkel Joe fragt man sich in dieser Folge ab und zu, ob er wohl reich geerbt hat, aber wie er das alles bezahlen möchte, sollte wirklich nicht das Problem dieser Geschichte sein.
Anna Irene kennt keine Beschäftigung, die so lautlos ist, ...
Bei solchen Sätzen frage ich mich manchmal, ob du nicht allgemeiner werden und sie z.B mit "Es gibt" beginngen könntest. Vielleicht würde das den Leser mehr mit einbinden?

Lieben Gruß, Florian

 

Lieber sim!

Danke fürs nochmalige Lesen und Kommentieren! :)
Es war jetzt eine Wohltat, Deine Worte zu lesen... *erleichtertbin*

Der Grund für dieses Verhalten ist wohl wirklich ein Geheimnis, dass in Frau K. bleibt.
Ja, das ist der Nachteil, daß man beim Geschriebenen die Betonung nicht hört - dann wäre es vielleicht aufschlußreicher. Leider kann ich die auch irgendwie nicht beschreiben, die muß man gehört haben. Sie hätte theoretisch auch sagen können: "Haltens uns jetzt nicht länger mit ihrem Gewäsch auf, es kommt ja ohnehin nichts Gescheites aus ihrem Mund. Wir haben dafür jedenfalls keine Zeit."

Bei Onkel Joe fragt man sich in dieser Folge ab und zu, ob er wohl reich geerbt hat, aber wie er das alles bezahlen möchte, sollte wirklich nicht das Problem dieser Geschichte sein.
Er hat verhältnismäßig gut verdient und da sie ja nicht allzuviel von ihm angenommen hat, weil sie das Geld für größere Ausgaben ja ohnehin aus ihrer Mutter rauspreßte, aufdaß er ja keine Rechte irgendwelcher Art hat, konnte er ziemlich was auf die Seite legen. ;)
Und letztendlich hatte sie ja beim Thema Hauskauf Angst, daß sie sich dann in der Situation wiederfinden würde, in die sie ihn zwingen konnte, indem alles ihr gehörte. Das, wovor ihre Schwester sie warnte, machte sie genau umgekehrt. »Das hier ist immer noch meine Wohnung! Und wenn dir etwas nicht passt, kannst du gern ausziehen! Wir sind nicht verheiratet, du kannst jederzeit gehen!« - Das hörte er mindestens einmal wöchentlich, und blieb doch dreizehn Jahre...

Den letzten Punkt überdenk ich am Abend, bin grad schon fast nicht mehr da. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Blackwood!

Nicht, dass die Geschichte mir im Umzugsstress unter geht.
Daß Du neben dem Streß noch auf meine Geschichte achtest, freut mich natürlich ganz besonders und hält meine Wirbelsäule gerade. Danke. :)

Irgendwie seltsam. An ‚Bruchstücke’ hatte ich kritisiert, dass es zu viele Episoden auf einmal waren (vor allem die Wertung der einzelnen Episoden – Du erinnerst Dich…); jetzt lieferst Du wieder eine Einzelne – und man hat fast das Gefühl, es sei zu wenig. Es geht ein bisschen in Richtung sims Bemerkung, wenn er sagt, dass sie nur Bisheriges wiederholt. ‚Bruchstücke’ erscheint im Gesamtkontext der Serie tatsächlich wie ein Wendepunkt, und man erwartet halt irgend etwas anderes. Die Erwartung mag in nachfolgenden Episoden erfüllt werden, und diese hier mag nur eine Vorbereitung sein, aber ich teile letztlich doch sims Meinung: Etwas fehlt, oder wird zumindest nicht deutlich genug.
Ja, ich tu mir da natürlich ein bisschen schwer mit dem Beurteilen, was interessant genug ist, um es als einzelne Geschichte stehen zu lassen, und was für sich zu wenig aussagt und deshalb besser unter andere Erlebnisse gemischt wirkt. Und natürlich, ob die jeweilige Aussage auch sichtbar wird oder ob der Entwicklungsschritt deutlich wird (wobei natürlich Entwicklung nicht unbedingt einen positiven Fortschritt bedeutet).

Einerseits hast Du schon recht mit

Es sind Dinge, die Frau K. eben nicht geplant hat – und darum sind sie zum Scheitern verurteilt.
Es kommt dazu auch noch drauf an, von wem die Vorschläge kommen. Den Kurs vom Arbeitsamt nimmt sie ja freudig an…
Daß man als Kind versucht, den Eltern oder einem Elternteil alles recht zu machen, gerade, wenn die nie mit etwas zufrieden sind, ist Dir ja sicher nicht neu. – Onkel Joe lebt letztlich nichts anderes vor: Auch, als er den Hauskauf vorschlägt, geht es um Frau K., es ist ein Versuch von ihm, es ihr recht zu machen, keine Befreiungsaktion… Das wäre es gewesen, wenn er seine Sachen gepackt und die Tür hinter sich geschlossen hätte.
So aber war er einerseits mein Beschützer und hat mich zugleich durch sein schlechtes Beispiel immer weiter in die Erwartungen erfüllende und immer wieder vergeblich auf Besserung hoffende Spirale getrieben. Kann man etwas anderes lernen, wenn das wichtigste Vorbild nichts anderes vorlebt? Ich kann mich jetzt an gar nichts erinnern, wo er jemals seine Wünsche geäußert hätte, es war alles immer nur für sie. Nie hat er gefragt, ob er denn überhaupt nichts zählt.

Verzeih, ich muß jetzt aufhören, es ist schon spät…

Danke auch noch für den Blumensatz, hab ihn so übernommen. Und noch zwei oder drei Sachen geändert, aber die hab ich jetzt grad nicht so im Gedächtnis, das ist grad angefüllt mit anderem…

Alles Liebe,
Susi :)

 

Abgeschlossen. Ganz und gar. Das Thema "Emanzipation" konnte ich zwar nicht so recht entdecken beim Lesen, aber das Thema, Frau K.s Ausgeglichenheit zu fördern. Versuche, die scheitern, schließlich in der Schulung ihren Abschluß finden. Illustriert wunderbar die sinnlosen Versuche von Onkel Joe, an der Situation etwas zu verändern.

 

Lieber cbrucher!

Danke Dir fürs Lesen und Deinen positiven, zwar recht kurzen, aber umso vielsagenderen Kommentar - Deiner Art, die Geschichte zu lesen, will ich eigentlich gar nicht widersprechen. :)

Was die Emanzipation betrifft: Frau K. merkt gar nicht, daß sie eigentlich genau das mit Onkel Joe und Anna Irene tut, wovor die Frauen gewarnt werden. Emanzipation versteht sie als ihren Willen durchsetzen, nur ja nicht tun, was der Mann will.
Was man daraus lesen kann, ist meiner Meinung nach, daß es nicht um Mann gegen Frau bzw. umgekehrt geht - wobei ich hier natürlich nur vom persönlichen Bereich spreche, nicht von unterschiedlichen Gehältern etc. -, sondern es geht rein um den Umgang der Menschen miteinander, egal welchen Geschlechts jemand ist.
Gleichberechtigung, also gleiche Rechte innerhalb der Partnerschaft kann es nur geben, wenn es kein Gegeneinander mehr gibt. Wahrscheinlich klingt auch deshalb das Wort "Emanzipation" so grauslich, irgendwie nach Krieg, auf jeden Fall ist es keine runde Sache, das Wort eckt, erinnert an Ellbogen, die sich ohne Rücksicht durch die Mitmenschen rammen.
Aber da kommt in den nächsten Folgen noch eine ganze Ladung vom Mißbrauch unter dem Deckmantel der Emanzipation. Wie sie sich alle nicht zu schade waren, die Damen von der SPÖ von der Dohnal abwärts, Anna Irene für ihre Zwecke zu benutzen. Anna Irene war deren Vorzeigekind. Wie sie sich dabei gefühlt hat, war denen allen egal. - Heute ist es mir egal, das und die ganze Korruption dahinter aufzuzeigen. Aber hier sind wie gesagt erst die Anfänge davon, und es ist ja nicht das Hauptthema, wollte es nur einmal klarstellen, was es mit der Emanzipation auf sich hat, und hab halt einen langen Spaziergang geredet... ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

hallo susi,

dieser teil fügt sich an seinen vorgänger. die chronologie setzt sich fort. die beziehung zwischen k und joe bekommt eine gewisse dramatik:

„Am Samstag lesen Onkel Joe und Frau K. aufmerksam die Zeitungsbeilage mit den Inseraten. Onkel Joe ruft bei drei in Frage kommenden Häusern an und vereinbart bei zweien einen Besichtigungstermin.“

susi, das gefällt mir nicht mehr. ohne dass der leser wenigstens irgendeine kleinigkeit hat, womit er mutmassen kann, was joe an k hält, kann er unmöglich nachvollziehen, wieso er all sein leben in ihre hand legt. hat denn anna niemals erlebt, dass k verbal oder vielleicht auch mit einer geste zärtlich zu joe ist? also ich würde es null sekunden mit ihr aushalten, weil sie ja absolut nichts positives zur beziehung beiträgt. hier fehlt einfach etwas literarisches.

faszinierend, nach einer stille scheint onkel joe sich doch durchgesetzt zu haben, so dass k für einen führerschein lernt und die drei nach einem haus ausschau halten. WAS ist in dieser stille geschehen? der leser wird es wohl nie erfahren.

urtypisch dass irgendwann alles doch wieder im sande verlaufen ist. kein führerschein, kein haus, dafür aber eine massnahme vom arbeitsamt.

schön geschriebene geschichte.

bis dann

barde

„Überall warnen sie die Frauen jetzt vor der Abhängigkeit von den Männern, frag meine Schwester, da werde doch nicht ausgerechnet ich so blöd sein und alles aufgeben, um mich an den Herd fesseln zu lassen!«“

hinter „Schwester“ sollte ein neuer satz beginnen. oder wenigstens ein semikolon anstatt ein komma

„Jetzt hat sie schon wieder das Pech, dass Onkel Joe da ist. So kann sie mir nicht weh tun …, freut sich Anna Irene innerlich.“

das lese ich oft, und ich frage mich jedes mal, ob frau ks wut nach einer zeit verraucht. oder ob es nicht eher so war, dass, sobald joe nicht mehr zugegen ist, die rache kommt.

„»Wir werden das gemeinsam besprechen und ich ruf Sie wieder an«, sagt Onkel Joe zu dem Mann um die Fünfzig, der das Haus verkaufen will.“

spielt der markler denn noch eine wichtige rolle, oder warum nennst du sein alter?

 

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