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Serie Anna Irene – pendelzugundstichzersägt (19)

Seniors
Beitritt
20.11.2001
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Anna Irene – pendelzugundstichzersägt (19)

Anna Irene und Frau K. kommen an eine große Kreuzung, die Fußgängerampel zeigt Rot. Anna Irene hebt ihren Blick vom Boden und richtet ihn auf die Menschenansammlung gegenüber. Die Liiieeesiii!!! Innerlich macht sie einen Freudensprung, den sie sich aber nicht anmerken lässt, als sie gleich darauf »Liesi!« ruft. Die vorbeifahrenden Autos schlucken ihre Stimme. Wieso ist sie denn hier in Wien? Liesis Mutter redet und Liesi schaut dabei auf deren Hände. Es wird Grün, die Menschenmengen strömen aufeinander zu. Anna Irene lässt Liesi nicht aus den Augen. »Hallo Liesi!«, sagt sie in der Mitte der Straße. Liesi schaut, ruft erstaunt: »Anna Irene!« Sie gehen aneinander vorbei und drehen ihre Köpfe mit; wollen schon die Richtung wechseln, werden aber von den Müttern, die sich mit einem befremdlichen Kopfnicken grüßen, an der Hand weitergezogen.
»Aber ich will doch nur kurz mit ihr re…«
»Was willst du denn noch von der? Willst du ihr jetzt vielleicht nachlaufen? Das kommt doch überhaupt nicht in Frage, ich versäume doch nicht meinen Termin wegen der.«

Den Rest des Tages erlebt Anna Irene nur mehr peripher mit, während ihre Gefühle im Schmerz ertrinken und ihre Gedanken um Liesi Karussell fahren. Vielleicht ist sie auch nach Wien übersiedelt? Aber wie soll ich sie finden, in der großen Stadt? Ich kenn mich hier doch auch noch gar nicht aus …
Fast ein Jahr hat sie immer wieder neu die Tage gezählt, mal bis vierzehn, mal bis einundzwanzig, von einem Besuch in Linz zum nächsten. Dann war sie wieder froh, wenn sie sich mit Liesi im neuen Hallenbad treffen konnte, mit ihr und anderen Kindern im Wasser Fangen spielen oder mit Schwung über die weißen Plastikbänke rutschen, die nass so schön glitschig waren. Und Spaß hatten sie, wenn sie auf der Wikingerschaukel stehend so hoch schaukelten, dass das Quietschen der Kettenaufhängung wie Lachen klang und die vereinzelten »Nicht so wild!«-Rufe der in der Mitte sitzenden Kinder übertönte. Anna Irene spürte die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Rücken, ging in die Hocke und schloss für einen Moment die Augen; so fühlte sich das Schaukeln noch mehr nach Fliegen und Freiheit an und im Kopf gab es wilde, bunte Bilder. Immer hat sie sich gewünscht, mitsamt der Schaukel abzuheben und davonzufliegen, in ein Land ohne Erwachsene. Stattdessen musste jedes der Kinder abends wieder zurück nach Hause, für viele Kinder die Hölle.
Anna Irene spürt noch die inneren Erdbeben, wenn sie durch die Sprechanlage erfahren hat, dass Liesi wieder einmal genau an dem Wochenende, an dem sie in Linz war, Hausarrest hatte. Sie brach innerlich zusammen, ließ aber Frau K. nichts davon wissen, um ihr den Schmerz nicht zu zeigen. Trost oder Mitgefühl von ihr zu bekommen, konnte sich Anna Irene gar nicht mehr vorstellen. Mitgefühl spürte sie nur bei den Kindern, denen es ähnlich ging; da reichte ein Blick. Anna Irene und Liesi waren in jeder Beziehung ein Herz und eine Seele.
Und dann meldete sich eines Tages niemand mehr an Liesis Sprechanlage. Drei Wochen später auch nicht. Als Anna Irene sich bei Harald und Helmut nach ihr erkundigte, bestätigte sich ihre Befürchtung: Liesi war auch nicht mehr in ihrer Schule. Keines der Kinder wusste Genaueres.
Anna Irene trauerte still in sich hinein. Nichts freute sie mehr. In Linz spielte sie immer seltener mit den anderen Kindern, weil sie dann die Abwesenheit Liesis umso mehr spürte. Selbst, wenn sie in Wien mit den neuen Schulkolleginnen in der Pause Spaß bei einer Runde Tischtennis hatte, war sie innerlich allein und unsicher. Sie hatte Angst vor der Zukunft ohne Liesi, mit der gemeinsam sie sich immer stark fühlte.

Und nun, da der Schmerz gerade ein bisschen nachgelassen hat, plötzlich dieser kurze Moment des Wiedersehens, zwischen drängenden Menschenmassen, Autos; gefangen in der Eile der Mütter; unfähig, ein paar Worte zu wechseln. Kein Mut, sich loszureißen und mit Liesi zu reden. Anna Irene hat gelernt, Angst zu haben, wenn sie nicht tut, was Frau K. für richtig hält. Angst davor, an den Haaren gerissen zu werden. Angst davor, gegen die Badewanne in der Linzer Wohnung zu fliegen, oder gegen die eckige Holzumrandung des Bettes in der Personalschlafstelle des Pensionistenheimes, wo sie und Frau K. vorübergehend wohnen. Angst, irgendwann die Situation nicht im Griff zu haben und mit dem Kopf so auf einer Kante zu landen, dass das Licht ausgeht.
»Hörst du es eigentlich, wenn meine Mutti mit mir schimpft?«, hat Anna Irene die siebenjährige Tochter des Verwalters, Doris, einmal gefragt. Sie bewohnt das Zimmer direkt nebenan und die Wände sind dünn. Anna Irene hat schon in Linz immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft.
»Manchmal, aber ich gehe dann eben in ein anderes Zimmer«, war Doris´ Antwort. Anna Irene hat von Anfang an gespürt, dass die beiden Verwaltertöchter Liesi nicht einmal den kleinen Fingernagel reichen können. Liesi hätte bestimmt jedesmal an die Tür geklopft, damit die Mutti aufhört.
Anna Irene muss an den Eisverkäufer denken, der für sie fast ein Freund geworden war. An seine mitleidigen Blicke, seit sie einmal mit Frau K. im Eissalon war, und daran, wie er im Oktober den Eissalon zugesperrt hat. Verzweifelt hat sie ihn gefragt: »Kannst du mich vielleicht mitnehmen nach Italien, und mich irgendwo hinbringen, wo mich niemand findet, bis ich erwachsen bin? Ich kann mich über die Grenze in den Kofferraum legen und ganz klein machen.«
Aber er meinte, das ginge nicht, und schaute sie dabei traurig an. Anna Irene fühlte sich wiederum verlassen, obwohl sie gar nicht damit gerechnet hatte, dass er ja sagen könnte. Die Frage fiel ihr einfach so ein in ihrer Angst vor Frau K., und dass dann niemand mehr da wäre, zu dem sie für eine halbe Stunde aus der Kälte in Frau K.´s Umgebung auf ein Eis flüchten konnte.

Nur, wenn Onkel Joe da ist, fühlt sie sich sicher, kann sie den permanenten Angstpegel etwas zurückschrauben. Aber es dauert noch ein weiteres Jahr, bis sie eine Gemeindewohnung bekommen werden und auch er nach Wien übersiedeln kann. Anna Irene will daran glauben, dass dann alles gut wird. Sie muss doch dann endlich so zufrieden und glücklich sein, dass sie zu schimpfen aufhört. Aber die Befürchtung, Onkel Joe könne es sich womöglich anders überlegen, lässt sie an ihrem Glauben zweifeln.

Als sie sich zu Beginn des neuen Schuljahres für den Klavierkurs in der Schule anmeldet, macht sie das heimlich.
Wenn ich das der Mutti erzähle, dann werde ich wieder den alten Leuten vorgeführt und muss vor allen spielen und zeigen, wie gut ich schon bin … Und sie steht daneben und tut ganz stolz, oder schimpft, wenn ich etwas nicht gleich kann … Ich will das nur für mich lernen und um die Oma damit zu überraschen, wenn ich dann gut spielen kann. Die wird sich richtig freuen. Die Oma, deren Leben das Klavierspiel ist, die selbst unterrichtet und in ihrer Freizeit komponiert. Sie wäre so glücklich, wenn eines ihrer Enkelkinder ihre Begabung geerbt hätte, daraus etwas machen und somit in ihre Fußstapfen treten würde, nachdem das schon ihre Töchter nicht getan haben.
Voller Vorfreude über ihren Plan denkt sie gar nicht daran, die Lehrerin einzuweihen. Am Elternsprechtag hat sie nur Angst, Frau Mock könnte sich bei Frau K. über ihre schwachen Leistungen in den Fächern Geschichte und Geographie beklagen.
»Du kommst mit«, befiehlt Frau K., obwohl Anna Irene ihre Angst viel lieber allein zu Hause ausstehen würde. »Immerhin haben die Sozialisten das durchgesetzt, dass Kinder zum Sprechtag mitkommen dürfen, damit sie dabei sind, wenn über sie gesprochen wird. Jetzt müssen wir das natürlich auch nützen, das ist doch wohl klar.«
Vielleicht war es die in Anna Irenes Gesicht geschriebene Angst, weshalb Frau Mock sie nur lobte: »Im Klavierspielen ist Anna Irene außerordentlich begabt. Sie sollten das unbedingt fördern.«
»Sie spielt Klavier?«, wundert sich Frau K. und richtet ihren Blick auf Anna Irene: »Warum weiß ich davon nichts? Du musst doch sicher üben!«
Die Lehrerin ist noch erstaunter: »Aber sie konnte doch die Hausaufgaben immer … Du hast das alles ohne Üben geschafft?«
»Ja …« Anna Irene muss schlucken, um sich die Tränen zurückzuhalten. »Ich hab es nur immer in der Pause davor einmal in Gedanken geübt.«
Pflichtbewusst versichert Frau K.: »Ab jetzt wird sie regelmäßig üben. Im Pensionistenheim steht ein Klavier im großen Saal, da kann sie jederzeit spielen, wenn keine Veranstaltung ist.«
Anna Irene spürt die Unwetter aufziehen, weiß, dass es heute noch kräftig donnern wird. Es ist verdammt schwül, obwohl es eigentlich kalt ist. Draußen ist es bereits finster geworden, als sie und Frau K. zur Straßenbahn gehen. Die Haube aus Angorawolle juckt auf Anna Irenes Stirn, ihr ist viel zu heiß, aber sie traut sich nicht, sie abzunehmen. Sie weiß, dass Frau K. sagen würde »Aber du kannst doch nicht ohne Haube …«. Wenn sie sich kratzt, lenkt sie damit Frau K.s Blick auf sich, der wie ein Blitz in Anna Irene einschlägt. Sie vergräbt die Hände in ihrem Mantel und versucht, sie drinnen zu behalten.
»Wie kannst du mir denn so etwas verheimlichen, dass ich vor der Lehrerin so dumm dastehe und von nichts weiß? Was glaubst du denn eigentlich!«
»Ich wollte die Oma damit überraschen …«
»So ein Blödsinn. Und nimm die Hände aus den Taschen, wie stehst du denn da!« Frau K. ringt um sich blickend nach einem Argument und findet eines: »Die Oma kannst du doch auch überraschen, wenn ich davon weiß.«
Die Straßenbahn kommt, die beiden steigen ein und fahren wortlos nach Hause, ins Pensionistenheim. Könnte die Fahrt doch bloß ewig dauern, hier wird sie mir nichts tun …
Anna Irene ist noch mit dem Ausziehen ihrer Stiefel beschäftigt, als Frau K. sich in dem winzigen Vorraum vor ihr aufbaut. »Kannst du mir jetzt endlich sagen, warum du mich so hintergehst? Womit ich das verdient habe?« Sie schaut Anna Irene drohend an. Anna Irene sieht ihr in die Augen und macht einen Schritt rückwärts. Frau K. will sie an den Haaren nehmen; Anna Irene duckt sich und geht weiter rückwärts in ihr Zimmer. Ängstlich schaut sie in Frau K.s Augen, die ihr bei jedem Schritt folgen und vor Zorn vibrieren. »Du wirst mich noch kennen lernen!« Frau K. stößt dabei mit beiden Händen gegen Anna Irenes Schultern, sodass sie wieder einmal auf ihr Bett fliegt. Wie jedes Mal fängt sie sich ab, damit sie nicht auf der Kante landet. Dann verlässt Frau K. das Zimmer, um kurz darauf wiederzukommen und noch ein paar Worte in den Raum zu werfen: »Und ab jetzt wird geübt. Und geübt. Und geübt. Und geübt.«
Gut, dass morgen wieder Onkel Joe kommt …

Anna Irene hört, wie Frau K. zu Onkel Joe sagt: »Wir müssen heiraten, sonst zählst du fürs Wohnungsamt nicht mit und dann haben wir einen Raum weniger.«
Seine Antwort hört sie nicht, da die Zimmertüre geschlossen wird. Dann wird er ja sogar mein richtiger Stiefpapa!, freut sich Anna Irene. Hoffentlich sagt er Ja … dann wird wirklich alles gut … Wenn sie nicht streiten, hat er sicher Ja gesagt …
Das Wochenende verläuft wie immer, wenn Onkel Joe in Wien ist. Samstags gehen sie ins immer gleiche Restaurant und Anna Irene fadisiert sich nach dem Essen, weiß schon nicht mehr, wie sie sitzen und wo sie hinschauen soll, während die beiden auch nach dem Essen noch endlos über Filmschauspieler und Politik diskutieren. Was kann an diesen Schauspielern nur so wichtig sein, dass sie gar so viel über die wissen und bereden muss? Das sind doch alles Leute, die wir gar nicht kennen …
Am Sonntagabend, als Onkel Joe bereits wieder auf dem Weg nach Linz ist, informiert Frau K. Anna Irene: »Joe und ich werden heiraten.«
Anna Irene will ihr ihre Freude nicht zeigen. »Ja …«
Länger hätte sie aber auch gar nicht reden dürfen, denn im Radio, das immer läuft, wenn Onkel Joe von einer Stadt zur anderen unterwegs ist, ertönt das Signal der Verkehrsmeldungen. Frau K. macht »pscht« und hört angestrengt zu, ob es auf der Strecke schwere Unfälle gegeben hat, an denen Onkel Joe vielleicht beteiligt sein könnte.
Beide sind erleichtert: Wieder hat es keinen Unfall auf der A1 gegeben, Onkel Joe lebt also zum Glück noch.

Es dauert nicht lange, bis sich Frau K. ein Kostüm für die Hochzeit kauft, dessen Blau so stechend ist, dass es Anna Irene in den Augen weh tut. Sie ist beim Kauf dabei und sagt das sogar. Frau K. sagt darauf nur: »Es ist ja wohl meine Hochzeit. Falls du einmal einen findest, der blöd genug ist, dich zu heiraten, suchst du dir ja auch selbst aus, was du anziehst.«

An den nächsten Wochenenden, die sie in Linz sind, besuchen sie nun alle Verwandten von Onkel Joe. Anna Irene fühlt sich ganz komisch dabei, weil Frau K. sonst nie mitgefahren ist, wenn sie mit Onkel Joe bei ihnen zu Besuch war. Immer ist Frau K. zuhause geblieben, hat immer nur schöne Grüße ausrichten lassen und den Eierbehälter zum Nachfüllen mitgegeben, wenn sie zu seinen Eltern gefahren sind. Anna Irene konnte dort so sein, wie sie war, ohne sich permanent kontrollieren zu müssen. Jetzt hat sie Angst, etwas falsch zu machen, oder dass jemand etwas erzählt, was Frau K. besser nicht wissen sollte.
Anna Irene hat Glück. Die Stimmung ist zwar überall so gespannt, dass man den Verdacht haben muss, eine Hochspannungsleitung führe direkt durchs Zimmer, aber das lässt die Abende wenigstens früh enden.
Und Frau K. ist zufrieden: Die Einladungen sind verteilt, die Wünsche für die Hochzeitsgeschenke deponiert.

Das Klavierspielen macht Anna Irene nicht mehr so viel Spaß. Wenn sie im großen Saal sitzt und übt, kommen immer wieder alte Leute, die von draußen die Musik hören und glauben, es sei eine Veranstaltung, und dann so tun, als wäre Anna Irene ein kleines Kind. »Ja, du kannst aber schon schön spielen! Da wird sich deine Mutti sicher freuen, wenn du so fleißig bist!«
Anna Irene weiß nie, was sie darauf sagen soll, hofft nur, dass sie schnell wieder gehen.
Frau K. ist dabei oft im Bastelraum nebenan und kommt dann stets heraus, um die Leute zu begrüßen und sich ausgiebig für ihre gelungene Tochter loben zu lassen. Sie kommt auch bei jeder falsch, zu schnell oder zu langsam gespielten Note angerannt, um Anna Irene zu sagen, dass sie das noch einmal üben muss, obwohl sie die Stelle bereits wiederholt.
Frau K. räumt die ganze Zeit nur Dinge von einem Platz auf den anderen, macht Schranktüren auf, schaut eine Weile hinein, macht wieder zu – obwohl sie weiß, was drinnen ist.
Wieso kann sie nicht endlich Ruhe geben und mich alleine üben lassen? … Warum hab ich keine normale Familie, sondern muss hier im Pensionistenheim wohnen und ständig für alle das liebe kleine Mädchen spielen?

Je näher der Hochzeitstermin rückt, desto aufgeregter wird Anna Irene. »Muss ich dann eigentlich ›Stiefpapa‹ zu dir sagen?«, fragt sie ihn. Onkel Joe ist so ein toller Name …
Er antwortet lächelnd: »Nein, du kannst mich schon weiterhin ›Onkel Joe‹ nennen. Warum solltest du das ändern?«
»Weiß’ nicht.« Sie zuckt mit den Schultern.
Dann gehört Onkel Joe richtig zu uns. Dann brauche ich keine Angst mehr haben, dass er womöglich eines Tages nicht mehr kommt …
In der Nacht wacht sie manchmal auf. Dann hat Onkel Joe in ihrem Traum wieder einmal am Standesamt nachdenklich dreingeschaut und »Nein« gesagt, und Frau K. ließ all ihren Zorn an ihr aus … Was mach ich bloß, wenn er das wirklich tut? Wenn er plötzlich genauso weg ist, wie die Liesi? Die Mutti bringt mich dann bestimmt irgendwann um … Er muss einfach Ja sagen … er weiß doch, dass ich ihn brauche. Bitte lass mich nicht allein …


Am nächsten Wochenende, an dem Onkel Joe nach Wien kommt, ist gerade die Messe, auf der die neuesten technischen Geräte vorgestellt werden. Da gehen sie alle drei hin, denn Onkel Joe darf auch bei seinen Kollegen Wünsche bekanntgeben. Sie entscheiden sich für drei nicht ganz billige Haushaltsgeräte. Doch dann beginnt sich Anna Irene zu wundern: So viele Geschenke bekommt man von Arbeitskollegen, wenn man heiratet?
Obwohl sie noch nicht sehr viel von Geld versteht, ist ihr das doch etwas suspekt, deshalb fragt sie Onkel Joe eine Woche später, als sie wieder in Linz sind und sie mit ihm zu seinen Eltern fährt. »Naja, normalerweise bekommt man sicher nicht so viel«, erklärt er ihr, »aber da ich ja im Zentralbetriebsrat der VÖEST bin, spenden auch recht viele etwas.«
Das wusste Anna Irene bisher nicht. Sie weiß auch nicht, was ein Zentralbetriebsrat ist, doch auch das erklärt er ihr. Nur die letzte Frage stellt sie ihm nicht: Und das will er wirklich alles aufgeben, nur weil die Mutti nach Wien übersiedeln wollte? Wird er das auch wirklich tun?

Es ist ein trüber Tag, an dem es hin und wieder leicht regnet, als sich alle vor dem Standesamt in Linz einfinden. Anna Irene kann Frau K. kaum ansehen, da ihr das Blau des Kostüms immer noch in den Augen schmerzt. Am liebsten wäre es ihr, wenn schon wieder alles vorbei wäre, ihre Hände sind kalt.
Dann ist es endlich soweit: Der Standesbeamte stellt seine Frage. Anna Irene macht die Augen zu. Bitte sag Ja … bitte sag Ja … bitte sag Ja …
»Ja … ich will.«
Ein Stein verrutscht auf ihrem Herzen, bleibt an der Kippe liegen.
Noch ist er ja nicht übersiedelt …

Anschließend geht die Gruppe in ein Restaurant auf der Donaulände, alle setzen sich an eine lange Tafel und essen. Die Stimmung ist trotz der Feierlichkeit ein wenig angespannt, es wird über belanglose Themen gesprochen.
Plötzlich sagt Frau K. zu Anna Irene: »Da vorne steht ein Klavier, zeig doch der Oma, wie du schon spielen kannst!«
Du bist ja so gemein … Ich wollte es doch erst wirklich gut können …
Den Tränen nahe, die sie sich aber zurückhält, setzt sich Anna Irene ans Klavier und spielt ein Stück, das sie bereits gut und auswendig kann.
Die Oma bewundert und lobt sie, und gibt ihr eine Stunde lang Nachhilfe; lehrt sie, die Tasten sanfter anzuschlagen, damit die Töne nicht abgehackt klingen. Für Anna Irene ist das zwar eine willkommene Abwechslung während der langweiligen Feier, doch der Verrat von Frau K. und ihre Enttäuschung wiegen schwerer.
Nächstes Schuljahr melde ich mich nicht mehr für Klavier an.
Zwischen achtzehn und neunzehn Uhr löst sich die Gesellschaft langsam auf. Keine Feier bis Mitternacht, wie Anna Irene das irgendwo einmal gehört hat.
Im Grunde ist wahrscheinlich jeder froh, aus dieser Atmosphäre zu entkommen, hinaus in den warmen Regen.

Zuhause meint Frau K.: »So, als Nächstes müssen wir dann die Wohnung aufgeben.«
»Was?!«, fragt Anna Irene erschrocken.
»Na sicher. Wir können ja nicht vorm Wohnungsamt in Wien als wohnungsuchend gelten, wenn wir eine Wohnung haben. Joe zieht solange zu seinen Eltern.«
»Dann können wir ja gar nicht mehr hierher fahren!«
»Was willst du denn noch da?«
Anna Irene weiß keine Antwort.
Ein letztes Mal geht sie am nächsten Tag zu Liesis Haus. Obwohl Liesi seit Monaten weg ist, probiert sie es noch einmal, läutet an der Sprechanlage. Eine fremde Stimme meldet sich: »Ja?«
»Ist die Liesi da?«
»Welche Liesi? Hier ist keine Liesi.«
»Die, die vorher da gewohnt hat. Wissen Sie vielleicht, wo sie hingezogen ist?«
»Tut mir Leid, das weiß ich nicht.«

 

Liebe Häferl,

wenn ich eine Anna-Irene-Geschichte lese, dann weiß ich natürlich inwischen, worauf ich mich einlasse. Es ist wie ein Kuchen, der regelmäßig gebacken wird und an den bei den Zutaten vor allem viel Bittermandel verwendet wird.
Hier ist die Süße der Überraschung. Anna Irene hat erwas für sich entdeckt, etwas, das ihr Freunde macht. Und sie weiß, es wird ihr keine Freude mehr machen, wenn es aus ihrer Intimität herausgerissen wird. Sie kann um Klavierspiel nicht für sich bleiben und sie kann auch leider das, was sie für sich darin findet, nicht mehr entdecken, als das Geheimnis ausgeplaudert wird. Sie kann sich in den Noten nicht mehr ihre eigene Welt suchen.
Die schwarze Pädagogik ist nicht konsequenter geworden, sie hat sich auch nicht verschärft oder entwickelt in dieser Geschichte. Aber die Blausäure der Bittermandel wirkt, hat sich nicht zwischenzeitlich einmal abgebaut, sondern ihr Gift in Anna Irene angesetzt. Das Mädchen ist nur noch von Angst bestimmt, selbst in den Hoffnungen.
Fast undramatisch fügen sich so die negativen Änderungen zwischen die Ängste. Das Mädchen verliert seine Trostpersonen, sowohl die Freundin als auch den Eisverkäufer. Doch unter der Angst, Onkel Joe könnte immer noch nein sagen, verblasst der Schmerz. Die Angst ist so dominant geworden, dass andere Gefühle kaum Platz haben.
Die Bindung nach Linz ist abgebrochen oder zersägt, Pendeln wird nicht mehr nötig und später nicht mehr möglich sein. Und auch wenn Anna weiß, dass selbst die Liesi nicht mehr dort ist, die Nachricht erschrickt sie. Unsere innere Realität hängt, gerade wenn wir uns an etwas klammern möchten oder müssen, manchmal der äußeren hinterher. Die Fakten wurden dieses Mal nicht nur von Frau K. gesetzt. Mit dem Fortzug von Liesi hat die sicherlich nichts zu tun.
Die Veränderungen gehen teils zu schnell, um ihnen zu folgen, teils zu langsam, um nicht doch Angst zu haben. Und so wie du die Angst vor dem Rückziehr Joes aufbaust, fürchte ich fast, die Ängste werden sich bewahrheiten.

Ich gebe zu, angesichts der Düsterniss dieser Geschichte immer wieder vorgelesen zu haben, gesprungen zu sein, Absätze wie eine lästige Pflichtlektüre erst übersprungen zu haben, um sie dann doch zu lesen. So viel Angst in den Hoffnungen finde ich schwer zu ertragen, erst recht, wenn ich weiß, eine Erlösung wird es nicht geben.
Das allerdings ist eher meine persönliche Empfindung, als ein Qualitätsurteil. Denn die bedrückende Atmosphäre, die Anna Irene am Wachsen hindert, hast du gut getroffen.

Lieben Gruß, sim

 

Liebe Susi,

jetzt hast Du ja doch selber wieder etwas zu Papier bzw auf den Rechner gebracht, tortz der Zeit, die Du Dir für ander nimmst. :)

Ich habe diese Geschichte als sehr rund empfunden, Anfang und Schluss bilden den Kreis um Liesi. Gerade die Eingangspassage hat mich wieder mittenrein gerissen ... welche auch nur halbwegs normale Mutter würde so ragieren?! Ich kann mir das Gefühl, dass Anna Irene in dem Moment gehabt haben muss, kaum vorstellen. So nahe an einer Freundin, die sie versteht und ihr zuhört, und so weit weg.
Die
Passage ums Klavierspielen ist richtig typisch, die kleine Freude wird, sobald enttdeckt, zu etwas, wo sie Druck versprührt, wo sie vorgezeigt wird, wo sie nicht mehr über die Überraschung bei der Oma selbst bestimmen kann. :(
Sim hat recht, die angstüberschattete Hoffnung ist schwer zu ertragen. Aber innerhalb der Geschichte ist sie gelungen, teils fast unter der Oberfläche, eingebracht. Großes Lob, mE ist Dir hier eine Deiner besten Episoden gelungen. So traurig der Inhalt auch ist.

Fehler habe ich trotz aufmerksamen Lesens nicht entdeckt.

liebe Grüße
Anne

 

Liebe Susi,

Vieles von dem was Anna Irene bislang erfahren hat, habe ich noch nicht gelesen, um das Kind zu kennen. Das Klavierspiel soll Anna Irene die Möglichkeit geben in ihrem tristen Leben etwas Freude zu erhalten, ohne das die Mutter zerstörend wirkt. Ich finde Frau K. abschreckend und ich kann Anna Irene verstehen in ihrer Angst. Was mich aber richtig betroffen macht, ist Anna Irenes Endgültigkeit, keine Freude erwarten zu können.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Lieber sim!

Danke, daß Du die Geschichte gelesen und kommentiert hast, obwohl es Dir nicht so leicht gefallen ist. Mir ist es aber auch gar nicht leicht gefallen, sie zu schreiben, habe mich ein dreiviertel Jahr damit gequält.

Die Angst ist so dominant geworden, dass andere Gefühle kaum Platz haben.
Ja, ich erinnere mich zum Beispiel auch nur an sehr wenig, was wir an den Wochenenden gemacht haben, als Onkel Joe in Wien war. Einmal haben wir die U-Bahn-Baustelle besichtigt, dann waren wir irgendwann bei der Eröffnung der U-Bahn, und einmal waren wir im Wienerwald spazieren – alles andere ist unter der alles zudeckenden Angst begraben und es war mir nicht möglich, mehr auszugraben. Das hat natürlich mit dazu beigetragen, daß ich so lang für die Geschichte gebraucht habe.
Das Mädchen verliert seine Trostpersonen, sowohl die Freundin als auch den Eisverkäufer.
Nicht nur: Auch die Besuche bei Onkel Joes Verwandten sind mit der Aufgabe der Wohnung dann Geschichte (»Was willst du denn noch da?«) … das bau ich dann in die nächste Folge noch deutlicher ein.
Mit dem Fortzug von Liesi hat die sicherlich nichts zu tun.
Das nicht, aber lies mal Liesis Geschichte zwischen den Zeilen … Anna Irene hat ja immerhin einige Zeit vorher von der Übersiedlung erfahren, Liesis Umzug scheint völlig überraschend stattgefunden zu haben, sonst hätte sie es vorher einmal erzählt. Es haben ja auch die anderen Kinder nicht gewußt, wohin sie gekommen ist …
Und so wie du die Angst vor dem Rückziehr Joes aufbaust, fürchte ich fast, die Ängste werden sich bewahrheiten.
:hmm: Soll ich Dir das jetzt schon verraten?
die bedrückende Atmosphäre, die Anna Irene am Wachsen hindert, hast du gut getroffen.
Danke, darüber bin ich sehr froh. :)


Liebe Anne!

Danke auch Dir fürs Lesen und Kommentieren! :)

jetzt hast Du ja doch selber wieder etwas zu Papier bzw auf den Rechner gebracht, tortz der Zeit, die Du Dir für ander nimmst.
Ja, das war gestern mehr ein Schimpfen mit mir selbst … Das brauch ich manchmal. ;-)
Ich habe diese Geschichte als sehr rund empfunden, Anfang und Schluss bilden den Kreis um Liesi.
Genau so wars gedacht. Freut mich, daß Du das gesehen hast. :-)
So nahe an einer Freundin, die sie versteht und ihr zuhört, und so weit weg.
Als Kind kann man da ziemlich hilflos sein – heute würde ich den Briefträger abpassen und ihn fragen, wohin der Post-Nachsendeauftrag geht, oder einfach an die alte Adresse schreiben, aber auf solche Ideen bin ich damals leider nicht gekommen.
Die Passage ums Klavierspielen ist richtig typisch
Ich denke, sie hat wohl geglaubt, daß sie damit vor ihrer Mutter, also der Oma, wiedergutmachen könnte, daß sie selbst es nicht gelernt hat. Deshalb war es ihr wohl so wichtig, davon zu erfahren und es zu kontrollieren – es ging für sie nicht darum, daß ich es lerne, sondern darum, daß sie gut dasteht.
Sie und ihre Schwester haben es dann übrigens in den letzten zwei, drei Jahren bevor die Oma gestorben ist, noch schnell gelernt – wohl um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen…
Großes Lob, mE ist Dir hier eine Deiner besten Episoden gelungen.
Danke. :)
Fehler habe ich trotz aufmerksamen Lesens nicht entdeckt.
Soll ich noch schnell einen reineditieren, damit Du einen finden kannst? :D ;-)


Liebe Goldene Dame!

Daß Du mal eine Anna Irene gelesen hast, freut mich ganz besonders! Danke Dir! :)

ich kann Anna Irene verstehen in ihrer Angst
Da bin ich beruhigt, wenn Du das kannst, obwohl Du die anderen Folgen nicht kennst. Ich versuche natürlich immer, jede Folge für sich stehen zu lassen, aber ich weiß, daß mir das nicht bei allen gelungen ist – bei dieser offenbar doch wieder mal. :)
Was mich aber richtig betroffen macht, ist Anna Irenes Endgültigkeit, keine Freude erwarten zu können.
Das ist einer der Punkte, mit denen ich heute noch kämpfe. Sowas kann sehr nachhaltig wirken …

Danke nochmal, sim, Maus und Goldene Dame,

alles Liebe,
Susi :)

 

Liebe Susi!

Was soll ich sagen? Ich bin platt!
Wahnsinn!

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, daß das normal ist.
Hat mich jetzt echt ein bisserl getroffen.

Muß mir nochmal Zeit nehemn dafür und drüber nachdenken.
Aber die Thematik ist diskussionwürdig.

Diese schmerzvolle Endgültigkeit.
Fast ein bisserl besessen davon nie mehr Freude empfinden zu können oder schlimmer, zu dürfen.

Sind Annas Erwartungen zu hoch? Ich glaube nicht.
Sie unterwirft sich ja eh genug.
Sind Annas Erwartungen zwanghaft? Vielleicht.
Vielleicht hat sie sich damit abgefunden die zweite Geige spielen zu müssen.
Sie glaubt ihren Platz im Schmerz gefunden zu haben, was ich nicht glaube, da sie eine unterschwellige Energie mitbringt.

Muß mich durch die anderen Stories lesen um ein Gesamtbild zu erhalten.
Bin schockiert, aber auch froh. Anna weiß zumindest um ihre Sorgen. Da haben es andere schwerer.

lg, flo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi,

ich kenne die vorausgehenden 18 Teile nicht, aber dieser hat mir ganz gut gefallen.

Zuerst ist das sprachlich recht gelungen, wie ich finde (z.B. jede Minute ist wie ein Kaugummi, der sich endlos in die Länge zieht). Und es gibt gut beobachtete zwischenmenschliche Konstellationen, z.B. schon am Anfang, als sich die beiden Mädels mit ihren Müttern begegnen oder die kleine Szene, als Frau K. nebenan Sachen hin- und herräumt, um herauskommen zu können, wenn jemand Anna für ihr Klavierspiel lobt.

Was mir weniger gefällt, ist die auktoriale, wertende Art des Textes. Vor allem, wenn der Charakter von Frau K. zum Thema wird - dann ist es manchmal eher Bekämpfung als Beschreibung. Dadurch kommen dann Moralkeulen wie elterliche Hölle, Schmerz, permanenter Angstpegel, Verrat, kalte Atmosphäre hinein. Wenn der Erzähler wertet, hab ich den Verdacht, dass mir kein eigenes Urteil zugetraut wird. Show, don't tell, sagt man doch, oder?

Manchmal bist du für meinen Geschmack auch ein bisschen zu deutlich, z.B.:

Die Oma, deren Leben das Klavierspiel ist, die selbst unterrichtet und in ihrer Freizeit komponiert. Sie wäre so glücklich, wenn eines ihrer Enkelkinder ihre Begabung geerbt hätte, daraus etwas machen und somit in ihre Fußstapfen treten würde, nachdem das schon ihre Töchter nicht getan haben.
Der erste Satz klingt wie eine Erläuterung für mich als Leser, den würde ich streichen. Die Info ist im Folgenden enthalten.

Oder:
Eigentlich ist Frau K. ja auch nur zum Zweck des Herauskommens im Bastelraum. -> entbehrlicher Satz, weil es aus dem Hin- und Herräumen hervorgeht (Wieder: show, don't tell - hier machst du beides)

Ein paar Details noch:
- Müttern, die sich mit befremdlichem Kopfnicken begrüßen -> befremdetem?

- periphär -> peripher

- Sie brach innerlich zusammen, aber Frau K. ließ sie nichts davon wissen, um ihr den Schmerz nicht zu zeigen -> Den Satz hab ich beim ersten Lesen nicht verstanden: Ich hab gedacht, "sie" wäre Frau K. und Frau K. wäre Nominativ: Frau K. bricht zusammen, verschweigt es aber gegenüber Anna Irene.

- Hörst du es eigentlich, wenn meine Mutti mit mir schimpft, fragt Anna Irene ihre Nachbarin Doris, denn sie hat schon immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft. Aber dann heißt es: A.I. hat von Anfang an gespürt, dass Doris das nicht tun würde -> klingt für mich widersprüchlich.

- Als Frau K. erfährt, dass Anna Irene Klavier spielt, sagt die Kleine: Ich wollte Oma damit überraschen. Keine besonders kluge Ausrede, und das erkennt Frau K.: "Die Oma kannst du doch auch überraschen, wenn ich davon weiß." Aber dann tut der Erzähler so, als wäre diese Erwiderung weit hergeholt: Frau K. ringt um sich blickend nach einem Argument und findet keines.

- als Onkel Joe bereits wieder am Weg nach Linz ist -> österreichisch. auf dem Weg wäre hochdeutsch

- als säße eine Hochspannungsleitung in der Runde -> seltsames Bild

- ist gerade auf die Messe, auf der die neuesten elektronischen Geräte vorgestellt werden -> Warum nicht Electronica oder Elektronikmesse oder so? Soll das kindliche Sprache sein? Überall sonst spricht der Erzähler wie ein Erwachsener. Dasselbe nochmal bei der Beschreibung des Grills und der Schneidemaschine.

Im Ganzen fand ich es lesenswert.

Grüße,
Stefan

 
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Hallo Lems Erbe und Leixoletti!

Recht lieben Dank Euch beiden fürs Lesen und Kommentieren! :)

@ Lems Erbe:

Was soll ich sagen? Ich bin platt!
Wahnsinn!
Das freut mich natürlich unheimlich! :)
Hat mich jetzt echt ein bisserl getroffen.
Sorry …
Muß mir nochmal Zeit nehemn dafür und drüber nachdenken.
Da bin ich ja gespannt. Hoffe, Du verrätst mir dann das Ergebnis?
Fast ein bisserl besessen davon nie mehr Freude empfinden zu können oder schlimmer, zu dürfen.
Ich weiß nicht ganz, wie Du das »besessen« meinst, aber im Prinzip hast Du sicher Recht.
Vielleicht hat sie sich damit abgefunden die zweite Geige spielen zu müssen.
Damit abgefunden eher nicht, aber begriffen, daß sie keine andere Möglichkeit hat.
Sie glaubt ihren Platz im Schmerz gefunden zu haben, was ich nicht glaube, da sie eine unterschwellige Energie mitbringt.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe, aber ich würde eher mal sagen: Der Platz wurde ihr zugewiesen und dem entkommt sie nicht, während die Energie immer schon da war.
Muß mich durch die anderen Stories lesen um ein Gesamtbild zu erhalten.
Ähm, ja, ich sollte die fehlenden Teile neu posten, auch wenn sie nicht überarbeitet sind, und endlich meinen Serienthread machen. :Pfeif:
Bin schockiert, aber auch froh. Anna weiß zumindest um ihre Sorgen. Da haben es andere schwerer.
Was die spätere Verarbeitung betrifft, stimme ich Dir auf jeden Fall zu. Ob es als Kind leichter ist, zu wissen, daß einem Unrecht geschieht, oder ob es leichter wäre zu glauben, das alles gehöre so, kann ich nicht ganz beurteilen. Manches wäre dann sicher anders gelaufen.


@ leixoletti:

ich kenne die vorausgehenden 18 Teile nicht, aber dieser hat mir ganz gut gefallen.
Ich bin immer froh, wenn jemand die früheren Folgen noch nicht kennt, denn dann erfahre ich, ob die Geschichte auch für sich verständlich ist.
Zuerst ist das sprachlich recht gelungen, wie ich finde
Danke, das höre ich gern. :)
Was mir weniger gefällt, ist die auktoriale, wertende Art des Textes. Vor allem, wenn der Charakter von Frau K. zum Thema wird - dann ist es manchmal eher Bekämpfung als Beschreibung. Dadurch kommen dann Moralkeulen wie elterliche Hölle, Schmerz, permanenter Angstpegel, Verrat, kalte Atmosphäre hinein. Wenn der Erzähler wertet, hab ich den Verdacht, dass mir kein eigenes Urteil zugetraut wird. Show, don't tell, sagt man doch, oder?
Ob ich da noch was abschwäche, muß ich mir noch überlegen. Teils ist es ja schon das, was Anna Irene eben auch empfunden hat, z.B. die Hölle, die ich nicht als Moralkeule sehe (warum findest Du, daß das eine Moralkeule ist? Mir gefällt die Formulierung eigentlich…).
Manches ist auch deshalb nur erzählt (told), weil es in früheren Folgen schon gezeigt (showed) wurde, aber für Leser, die die anderen Teile nicht kennen, erwähnt werden soll. Das ist ein Problem bei den Serien, wenn jeder Teil einzeln lesbar sein muß, für das ich bisher keine andere Lösung gefunden habe. Denn wenn ich alles immer ausführlich wiederkäue, wird es für Leser, die mehrere Teile lesen, langweilig.
Der Verrat: Ich zeige ihn ja auch, warum sollte ich ihn nicht auch beim Namen nennen?
Die Oma, deren Leben das Klavierspiel ist, die selbst unterrichtet und in ihrer Freizeit komponiert. Sie wäre so glücklich, wenn eines ihrer Enkelkinder ihre Begabung geerbt hätte, daraus etwas machen und somit in ihre Fußstapfen treten würde, nachdem das schon ihre Töchter nicht getan haben.
Manchmal bist du für meinen Geschmack auch ein bisschen zu deutlich, z.B.:
Der erste Satz klingt wie eine Erläuterung für mich als Leser, den würde ich streichen. Die Info ist im Folgenden enthalten.
Hm, wenn ich den ersten Satz weglasse, kann meiner Meinung nach niemand was mit dem In-die-Fußstapfen-Treten anfangen. Und meiner Oma zu Ehren will ich das eigentlich drin lassen. Sie hat für ihr Engagement sogar das goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen bekommen, und ihre Kompositionen findest Du in der Nationalbibliothek – da zu erwähnen, daß sie unterrichtet und komponiert hat, finde ich nicht übertrieben.

Eigentlich ist Frau K. ja auch nur zum Zweck des Herauskommens im Bastelraum. -> entbehrlicher Satz, weil es aus dem Hin- und Herräumen hervorgeht (Wieder: show, don't tell - hier machst du beides)
Frei nach dem Motto »doppelt hält besser«. Na gut, darüber werde ich mir noch Gedanken machen. ;-)
- Müttern, die sich mit befremdlichem Kopfnicken begrüßen -> befremdetem?
Kennst Du das Wort befremdlich nicht? Im Duden stehen beide Varianten nebeneinander. ;-)
- periphär -> peripher
Oh, wie peinlich… Danke.
- Sie brach innerlich zusammen, aber Frau K. ließ sie nichts davon wissen, um ihr den Schmerz nicht zu zeigen -> Den Satz hab ich beim ersten Lesen nicht verstanden
So besser?: »Sie brach innerlich zusammen, ließ aber Frau K. nichts davon wissen, …«
- Hörst du es eigentlich, wenn meine Mutti mit mir schimpft, fragt Anna Irene ihre Nachbarin Doris, denn sie hat schon immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft. Aber dann heißt es: A.I. hat von Anfang an gespürt, dass Doris das nicht tun würde -> klingt für mich widersprüchlich.
Warum widersprüchlich? Der Satz lautet ja auch etwas anders, als Du ihn hier wiedergibst – in der Geschichte steht nicht, sie hätte gewußt, daß Doris nicht anklopfen würde. Sie fragt Doris vielmehr, um ihren Eindruck, die beiden Mädchen könnten Liesi nicht den Fingernagel reichen, bestätigt zu wissen.
- Als Frau K. erfährt, dass Anna Irene Klavier spielt, sagt die Kleine: Ich wollte Oma damit überraschen. Keine besonders kluge Ausrede,
Wieso »Ausrede«? :susp:
und das erkennt Frau K.: "Die Oma kannst du doch auch überraschen, wenn ich davon weiß." Aber dann tut der Erzähler so, als wäre diese Erwiderung weit hergeholt: Frau K. ringt um sich blickend nach einem Argument und findet keines.
Da steht »und findet eines«.
- als Onkel Joe bereits wieder am Weg nach Linz ist -> österreichisch.
Ja, ich bin Österreicherin und schreibe ich in meiner Sprache.
- als säße eine Hochspannungsleitung in der Runde -> seltsames Bild
In der Tat – aber genau so ist es auch. Schätze Dich glücklich, wenn Du niemanden kennst, bei dem Du das so empfindest, aber glaube mir, es gibt sowas. ;)
Als ich meinen (mittlerweile Ex-)Mann geheiratet hab, ging Frau K. schon so ca. um 16 Uhr, worauf sich die ganze Runde entspannte und einer der Anwesenden sagte: »So, jetzt können wir zu feiern beginnen …«
- ist gerade auf die Messe, auf der die neuesten elektronischen Geräte vorgestellt werden -> Warum nicht Electronica oder Elektronikmesse oder so? Soll das kindliche Sprache sein?
Nein, das sollte nicht unbedingt kindliche Sprache sein (trotzdem ein wenig personal aus der Sicht Anna Irenes), aber wenn ich schreibe, sie waren auf der HIT oder wie auch immer diese Messe damals geheißen hat, kennt sich erst recht niemand aus. Elektronisch waren die Geräte damals übrigens auch noch nicht, das kam erst später. ;-)

Im Ganzen fand ich es lesenswert.
Das freut mich jedenfalls. :)

Danke nochmal Euch beiden,

alles Liebe,
Susi :)

 

Liebe Susi!

Wie schon andere Anna-Irene-Geschichten gibt auch diese dem Leser/der Leserin einen Einblick in die Denkweise eines Kindes, das ein Spielball der mütterlichen Launen und emotionaler Verquertheit ist. So etwas schmerzt!

Anna Irene spürte die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Rücken, ging in die Hocke und schloss für einen Moment die Augen; so fühlte sich das Schaukeln noch mehr nach Fliegen und Freiheit an und im Kopf gab es wilde, bunte Bilder. Immer hat sie sich gewünscht, mitsamt der Schaukel abzuheben und davonzufliegen, in ein Land ohne Erwachsene.
Ein schönes Beispiel dafür, wie sich die Tochter aus dem Alltag fort wünscht. Und dann zieht auch noch ihre beste Freundin und Verbündete weg aus der Stadt ...

Es ist verdammt schwül, obwohl es eigentlich kalt ist. Draußen ist es bereits finster geworden, als sie und Frau K. zur Straßenbahn gehen. Die Haube aus Angorawolle juckt auf Anna Irenes Stirn, ihr ist viel zu heiß, aber sie traut sich nicht, sie abzunehmen.
Diese Sätze verdeutlichen das ganze Ausmaß an Angst, die der Kleinen die Möglichkeit einer freien Entscheidung/Entfaltung nimmt. Ein schrecklicher Gedanke, ständig jede Geste, jedes noch so zaghafte Aufbegehren büßen zu müssen!
Und dann endlich die Hoffnung auf Verbesserung der Situation durch die Heirat, der Zweifel daran, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.
Da fiebert man wirklich mit ...

Schlimme Geschichte, aber notwendig, um die Gefühle dermaßen "erzogener" Kinder aufzuzeigen.


Ganz lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Häferl,

ich habe vor dieser Story erst eine Anna Irene-Geschichte gelesen, die mich - ehrlich gesagt - nicht gerade zum Weiterlesen der Serie animiert hat. Damals hat mich vor allem der Stil gestört, in dem die Geschichte gehalten war. Aber vielleicht habe ich ja einfach mit der schlechtesten angefangen, wer weiß...
Diese Episode hat mir nämlich im Gegensatz zu der anderen gut gefallen, ich fand sie auf eine eigenartige Art sogar richtig unterhaltsam. Diese düstere Welt, in der die arme Anna Irene gefangen ist - beim Lesen hat mir vor allem die trostlose Stimmung gefallen, die stets vorherrschend ist.

Bis zu den Hochzeitsvorbeitungen habe ich sie förmlich verschlungen, danach stockt die Geschichte etwas - die Handlungsstränge verlaufen, die Story verliert an Fahrt. So habe ich das jedenfalls empfunden.

Ich habe die Geschichte schon am Samstag gelesen, und heute musste ich die ganze Zeit daran denken - passiert mir relativ selten, dass mich eine Geschichte derart zum Nachdenken gebracht hat. Und so etwas spricht ja für den Text.

Liebe Grüße
131aine

 

Hi Susi,

eine richtige Kritik kann ich dir nicht schreiben. Ich finde die Anna-Irene-Geschichten immer sehr bedrückend. Gerade, weil man sich nur schwer vorstellen kann, wie ein Kind so etwas durchmachen muss - aber auch, weil man ständig das Gefühl hat, dass sich nix ändern wird. Fast wird man wütend, weil jeder so tut, als ginge es ihn nichts an: Die Nachbarn, die Hausbewohner ... selbst Onkel Joe., der ihr ja hauptsächlich deswegen hilft, weil er da ist. Wirklich machen kann er auch nichts.
Fast hatte ich selbst Angst, dass Onkel Joe nein sagt.
Die düstere Atmosphäre, die Hoffnung und die allgemeine Resignation in dieser Lage hast du gut eingefangen.

Eine Kleinigkeit:

Über manche Schauspieler weiß Frau K. mehr als über sich selbst oder die Menschen, mit denen sie lebt.

Diesen Gedanken finde ich für ein Kind etwas zu erwachsen.

LG
Bella

 

Danke, Antonia, Bella und Blaine fürs Lesen und Eure Stellungnahmen zur Geschichte! :)

Freut mich, daß diese Folge so gut ankommt, da hat sich die lange Zeit, die ich dran gearbeitet hab, ja gelohnt. :)

Antonia schrieb:
notwendig, um die Gefühle dermaßen "erzogener" Kinder aufzuzeigen.
Manchmal frag ich mich allerdings schon, ob es den Preis, den ich dafür bezahle, wirklich wert ist. Es hat mich speziell diese Folge oft zu tief runtergezogen und ich fürchte mich schon fast vor den nächsten. - Andererseits wird es natürlich danach leichter, wenn das alles heraußen ist. Aber der Weg ...

ich habe vor dieser Story erst eine Anna Irene-Geschichte gelesen, die mich - ehrlich gesagt - nicht gerade zum Weiterlesen der Serie animiert hat. Damals hat mich vor allem der Stil gestört, in dem die Geschichte gehalten war. Aber vielleicht habe ich ja einfach mit der schlechtesten angefangen, wer weiß...
Ich weiß zwar nicht, welche Geschichte Du gelesen hast und was genau Dich am Stil gestört hat, aber es liegt wahrscheinlich daran, daß ich mit diesen Geschichten eigentlich überhaupt erst richtig zu schreiben begonnen habe und die ersten Folgen eben auch meine ersten Geschichten sind. ;)

Blaine schrieb:
Ich habe die Geschichte schon am Samstag gelesen, und heute musste ich die ganze Zeit daran denken - passiert mir relativ selten, dass mich eine Geschichte derart zum Nachdenken gebracht hat. Und so etwas spricht ja für den Text.
Das freut mich sehr, denn die Geschichten sollen auch nicht bloß unterhalten, sondern zum Nachdenken anregen. :)
Bella schrieb:
Fast wird man wütend, weil jeder so tut, als ginge es ihn nichts an: Die Nachbarn, die Hausbewohner ... selbst Onkel Joe., der ihr ja hauptsächlich deswegen hilft, weil er da ist. Wirklich machen kann er auch nichts.
Sie kriegen das allerdings auch alle nicht in dem Ausmaß mit, und gesetzlich verboten war damals ja weder psychische noch körperliche Gewalt an Kindern. Kinder waren praktisch Eigentum der Eltern und die konnten mehr oder weniger machen, was sie wollten.
Mit mir ging ein Mädchen in die Klasse, die hatte öfter mal Striemen vom Gürtel ihres Vaters am Rücken - dann durfte sie halt im Turnunterricht auf der Bank sitzen bleiben... (Eigentlich hatte ich vor, das mit einzubauen, aber es wäre dann zuviel geworden. Werde wohl mal eine extra Geschichte darüber schreiben.)

Bella schrieb:
Über manche Schauspieler weiß Frau K. mehr als über sich selbst oder die Menschen, mit denen sie lebt.
Diesen Gedanken finde ich für ein Kind etwas zu erwachsen.
Naja, so direkt als Gedanke ist das auch nicht dargestellt, es sagt ja der Erzähler. Aber in die Richtung gingen die Gedanken schon.
Ich warte jetzt mal eine Woche, dann schau ich mir das und auch die von leixoletti aufgezeigten Punkte noch einmal an. Jetzt brauch ich erst einmal ein paar Tage Pause davon. ;)

Danke nochmal,
alles Liebe,
Susi :)

 

liebe susi,

vom inhalt her knüpft es an den vorangegangenen ereignissen an, nicht nur thematisch sondern auch in seiner ganzen form der unterdrückung. inhaltlich ist es deprmierend und stark. der inhalt allein macht die geschichte lesenswert.
anna rettet sich von hoffnung zur hoffnung. ihre bezugsperson scheinen sich aufzulösen - gut dass joe und k endlich verheiratet sind - vielleicht fällt die andere hälfte des steins auch bald.
was auffällt, ist, dass anna-irene in der gegenwart lebt. das leben mit k zwingt sie dazu. in die vergangenheit kann sie nicht blicken, da ist nichts ausser angst und trauer. die gegenwart hingegen ist damit gespickt, wie sie den effekten der willkürherrschaft entgehen kann. aber was ist mit der zukunft? das arme mädchen scheint gar keine grössere fantasie entwickeln zu wollen. ein leben in selbstständigkeit zum beispiel - "Wenn ich gross bin ...". oder ganz einfach - fluchtgedanken - mehr als das sich verstecken in italien, bis sie gross ist. mir scheint, dass ein grosser teil des kindlichen wesens verloren gegangen ist.
der stil ist im augenblick aber noch im rohbau - m.e. natürlich. ich habe viele stellen gefunden, die ich im einzelnen durchgehen möchte.

Anna Irene und Frau K. kommen an eine große Kreuzung, die Ampel zeigt Rot.

am anfang einer geschichte gibt es noch keinen zusammenhang. diesen satz assoziiere ich als leser mit einem auto. ich denke, hier solltest du es klarer machen. also "Ampel" >> "Fußgängerampel"

Die Liiieeesiii!!! Innerlich macht sie einen Freudensprung, den sie sich aber nicht anmerken lässt, als sie gleich darauf »Liesi!« ruft. Die vorbeifahrenden Autos schlucken ihre Stimme. Wieso ist sie denn hier in Wien? Liesis Mutter redet und Liesi schaut dabei auf deren Hände.

hui - 4 mal "Liesi". warum verhinderst du die pronomen? "Als sie darauf ihren Namen ruft" und/oder "Ihre Mutter redet ..."

Es wird Grün, die Menschenmenge auf Anna Irenes Seite strömt in die eine Richtung, die von Liesis Seite ihr entgegen.

"Grün" klein
na hör mal - was beschreibst du denn da? die leser kennen das geschehen, wenn die fussgängerampel auf grün schaltet. vorschlag: "... grün, und die Menschenmengen gehen aufeinander zu."

Den Rest des Tages erlebt Anna Irene nur mehr peripher mit, während ihre Gefühle im Schmerz ertrinken und ihre Gedanken um Liesi Karussell fahren.

da steht jetzt nicht wirklich "peripher", oder *smile*? dieser ausdruck passt nicht zum stil dieser geschichte.bitte ändere das in "am Rande"

Vielleicht ist sie auch nach Wien übersiedelt? Aber wie soll ich sie finden, in der großen Stadt? Ich kenn mich hier doch auch noch gar nicht aus …
Fast ein Jahr hat sie immer wieder neu die Tage gezählt, mal bis vierzehn, mal bis einundzwanzig, von einem Besuch in Linz zum nächsten. Dann war sie wieder froh, wenn sie sich mit Liesi im neuen Hallenbad treffen konnte, mit ihr und anderen Kindern im Wasser Fangen spielen ...

mit diesem block habe ich ein kleines problem. es ist eine erinnerung - offensichtlich, denn du hast die zeit geändert. aber wirklich durchblicken tue ich erst nach mehrmaligen lesen, dabei meine ich das zusammenbringen des treffen und der tatsache, dass sie die tage gezählt hatte. "Dann war sie froh" müsste eigentlich "Dann ist sie froh gewesen." lauten. und das im ganzen block. natürlich ist das nicht lesewirksam. um in vergangenheit schreiben zu können, solltest du "Sie erinnert sich, dass ..." oder wenigstens ein "Dabei" am anfang der erinnerung setzen.

Stattdessen musste jedes der Kinder abends wieder zurück in die elterliche Hölle; sie brauchten untereinander keine Feindschaften, fast jedes der Kinder in der Hochhaussiedlung hatte seinen ganz persönlichen Teufel zuhause.

als ich das gelesen habe, war meine reaktion: "ach ja, das ist so? oder empfindet anna das nur so?"

Trost oder Mitgefühl von ihr zu bekommen, konnte sich Anna Irene gar nicht mehr vorstellen, die Hoffnung musste sie nach und nach begraben.

vor "Hoffnung" statt "die" ein "diese". davor würde ich ein semikolon setzen

Und nun, da der Schmerz gerade ein bisschen nachgelassen hat, plötzlich dieser kurze Moment des Wiedersehens, zwischen drängenden Menschenmassen, Autos; gefangen in der Eile der Mütter; unfähig, ein paar Worte zu wechseln.

sorry susi - jetzt wo du wieder zu diesem moment zurückkehrst, wird es um so notwendiger, dass du dem leser darauf aufmerksam machst, dass anna sich erinnert. du musst sogar aufzeigen, dass es sich um einen kleinen moment der erinnerung handelt. der leser muss zu viel nachkorrigieren bei seinem verständnis.
im sinne: "Frau K. zieht sie weiter fort. Das ist so gemein, gerade seitdem Lisie spurlos verschwunden schien..." dann den geschriebenen block rückwärts schildern. du kommst an bei, dass sie die tage zu jedem wochenende in linz gezählt hatte. und dann kannst du mit dem zuletzt zitierten satz weitermachen.

Angst davor, an den Haaren gerissen zu werden. Angst davor, gegen die Badewanne in der Linzer Wohnung zu fliegen, oder gegen die eckige Holzumrandung des Bettes in der Personalschlafstelle des Pensionistenheimes, wo sie und Frau K. vorübergehend wohnen. Angst, irgendwann die Situation nicht im Griff zu haben und mit dem Kopf so auf einer Kante zu landen, dass das Licht ausgeht.

also, wenn diese episode eine eigenständige geschichte sein soll, dann musst du das natürlich aufzählen. wenn diese epsiode aber ein teil der ganzen geschichte ist, dann wiederholst du dich hier. wiederholungen solltest du aber nur noch mit andeutungen machen. dabei reicht die erwähnung der folgen, ein anna-irene - leser kann die folgen entsprechend zuordnen.

»Hörst du es eigentlich, wenn meine Mutti mit mir schimpft?«, hat Anna Irene die siebenjährige Tochter des Verwalters, Doris, einmal gefragt. Sie bewohnt das Zimmer direkt nebenan und die Wände sind dünn.

hier auch!

»Manchmal, aber ich gehe dann eben in ein anderes Zimmer«, war Doris´ Antwort.

wirklich ein apostroph hinter "Doris"?

Liesi hätte jedesmal an die Tür geklopft, damit Frau K. aufhört.

ja? woher weiss anna das - und woher weiss der erzähler das? anna schätzt liesi so ein, oder wünscht sie sich das?

Anna Irene muss an den Eisverkäufer denken, der für sie fast ein Freund geworden war, und daran, wie er im Oktober den Eissalon zugesperrt hat. Verzweifelt hat sie ihn gefragt: »Kannst du mich vielleicht mitnehmen nach Italien, und mich irgendwo hinbringen, wo mich niemand findet, bis ich erwachsen bin? Ich kann mich über die Grenze in den Kofferraum legen und ganz klein machen.«
Aber er meinte, das ginge nicht.

er scheint ihr vertrauter geworden zu sein, denn ihre frage war ja kein scherz, zumindest hat der eisverkäufer es so nicht aufgefasst. wenn er auf ihre frage antwortet, dann muss ein adjektiv seine stimmung verraten. entweder "und lachte", wenn er die frage nicht erst genommen hat, oder "Aber er meinte mit mitleidender Miene, dass es nicht ginge."
danach schreibst du weiter in vergangenheit. hier m.e. auch wieder, entweder durchgehend vollendete gegenwart, oder einen erinnerungsblock anzeigen mit "sie erinnert sich" oder ähnlichem.

Am Elternsprechtag hat sie nur Angst, jene Lehrerin könnte sich bei Frau K. über ihre schwachen Leistungen in den Fächern Geschichte und Geographie, die sie ebenfalls unterrichtet, beklagen.

dass sie diese fächer auch unterrichtet, kann sich der leser auch ohne hilfe vorstellen. besser du lässt diesen störenden nebensatz "die sie ebenfalls unterrichtet" weg.
vielleicht ist es gut, der lehrerin einen namen zu geben. "jene Lehrerin" klingt ungeschickt.

»Ich wollte die Oma damit überraschen …«

"Ich wollte die Mutti überraschen", wäre vielleicht eine rettung gewesen *smile*!

Am Sonntagabend, als Onkel Joe bereits wieder am Weg nach Linz ist,

"am Weg" - das ist bestimmt österreichisch, oder?

Es dauert nicht lange, bis sich Frau K. ein Kostüm für die Hochzeit kauft, dessen Blau so stechend ist, dass es Anna Irene in den Augen brennt. Sie ist beim Kauf dabei und sagt sogar, dass ihr dieses Blau in den Augen weh tut.

ich weiss nicht, diese sinnwiederholungen kommen diesmal sehr oft vor. "Es dauert nicht lange, bis sich Frau K. ein Kostüm für die Hochzeit kauft, dessen Blau derb in Anna - Irenes Auge sticht, was sie Frau K. auch sagt..."

Die Stimmung ist zwar überall so, als säße eine Hochspannungsleitung in der Runde, bei der man Acht geben muss, dass man keinen Stromschlag abbekommt, aber das lässt die Abende wenigstens schnell vorübergehen.

die metapher mit der hochspannungsleitung scheint dir nicht stark genug zu sein, so dass du es noch erklären muss.

»Naja, normalerweise bekommt man sicher nicht so viel«

"Naja" auseinander

so ganz sauber ist die geschichte noch nicht, aber das wird sie bestimmt noch *smile*!

bis bald

barde

 

@ Bella und leixoletti:

leixoletti schrieb:
Dadurch kommen dann Moralkeulen wie elterliche Hölle, Schmerz, permanenter Angstpegel, Verrat, kalte Atmosphäre hinein. Wenn der Erzähler wertet, hab ich den Verdacht, dass mir kein eigenes Urteil zugetraut wird. Show, don't tell, sagt man doch, oder?
Also, die elterliche Hölle und den Teufel hab ich jetzt beseitigt – heißt jetzt:
»Stattdessen musste jedes der Kinder abends wieder zurück nach Hause, für viele Kinder die Hölle.«
Die anderen von Dir als »Moralkeulen« aufgezählten Dinge … ähm, also daß sie wertend sind, versteh ich ja, und vielleicht bringe ich sie auch irgendwann noch weg, aber »Moralkeulen« sind sie doch nicht, oder? :susp:

Bei dieser Stelle …

»Hörst du es eigentlich, wenn meine Mutti mit mir schimpft?«, hat Anna Irene die siebenjährige Tochter des Verwalters, Doris, einmal gefragt. Sie bewohnt das Zimmer direkt nebenan und die Wände sind dünn. Anna Irene hat schon in Linz immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft.
»Manchmal, aber ich gehe dann eben in ein anderes Zimmer«, war Doris´ Antwort. Anna Irene hat von Anfang an gespürt, dass die beiden Verwaltertöchter Liesi nicht einmal den kleinen Fingernagel reichen können. Liesi hätte jedesmal an die Tür geklopft, damit Frau K. aufhört.
… hab ich den letzten Satz in einen Gedanken geändert:
Liesi hätte bestimmt jedesmal an die Tür geklopft, damit die Mutti aufhört.
Ansonsten weiß ich wie gesagt nicht, was Du daran widersprüchlich findest – wäre schön, wenn Du mir das verdeutlichen könntest.

leixoletti schrieb:
Eigentlich ist Frau K. ja auch nur zum Zweck des Herauskommens im Bastelraum. -> entbehrlicher Satz, weil es aus dem Hin- und Herräumen hervorgeht (Wieder: show, don't tell - hier machst du beides)
Überredet, Satz ist gestrichen.

Die »elektrischen Geräte« hab ich jetzt in »technische Geräte« verwandelt … daß mir das nicht gleich so eingefallen ist …

Bella schrieb:
Über manche Schauspieler weiß Frau K. mehr als über sich selbst oder die Menschen, mit denen sie lebt.
Diesen Gedanken finde ich für ein Kind etwas zu erwachsen.
Es war vorher nicht als Gedanke geschrieben, aber jetzt ist er es:
Was kann an diesen Schauspielern so wichtig sein, dass sie gar so viel über die wissen und bereden muss? Das sind doch Leute, die wir gar nicht kennen …

Lieber Barde!

Danke für Deine ausführliche Kritik und natürlich fürs Lesen! :)

das arme mädchen scheint gar keine grössere fantasie entwickeln zu wollen. ein leben in selbstständigkeit zum beispiel - "Wenn ich gross bin ...".
Das gab es eher in Form von »Es dauert noch so lang, bis ich groß bin…« oder ähnlich – kommt auch in früheren Folgen vor, aber halt nicht in dieser.
Ich hab bei dieser Folge sehr viel gestrichen – zum Beispiel hatte das, was jetzt Rückblick ist, ursprünglich sechs in Gegenwart erzählte Seiten… Da standen auch so Dinge drin, wie der Eisverkäufer überhaupt davon erfahren hat, wie es Anna Irene geht, usw., aber das ist alles dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil es sonst wieder nur, wie die letzten beiden Folgen, eine ermüdende Aneinanderreihung von Geschehnissen geworden wäre.

oder ganz einfach - fluchtgedanken
Oh, die kommen noch zur Genüge, keine Angst …

mir scheint, dass ein grosser teil des kindlichen wesens verloren gegangen ist.
Oder tief vergraben, zum späteren Wiederfinden. ;)

diesen satz assoziiere ich als leser mit einem auto. ich denke, hier solltest du es klarer machen. also "Ampel" >> "Fußgängerampel"
Danke für den Hinweis – ich selbst denke nicht als Autofahrer, für mich war es automatisch klar. Aber Du hast sicher Recht, daß ein Autofahrer hier falsch denken wird – hab mich also überreden lassen und es auf »Fußgängerampel« geändert.

hui - 4 mal "Liesi". warum verhinderst du die pronomen? "Als sie darauf ihren Namen ruft" und/oder "Ihre Mutter redet ..."
Ja, ich weiß, vier Mal ist oft – aber ehrlichgesagt scheint mir keine einzige Nennung entbehrlich. »Ihre Mutter redet« hätte ich sogar fast geschrieben, aber dann wäre der Bezug nicht so ganz klar gewesen. Und die anderen sind wichtig, ich wollte damit nämlich den Unterschied zwischen dem inneren Empfinden und der gedämpften Wiedergabe nach außen (bzw. vor Frau K.) zeigen. Also innerlich ruft sie »Liiieeesiii!!!«, nach außen aber nur »Liesi!« – das ist mit einem einfachen »ruft sie ihren Namen« nicht ausgedrückt.

na hör mal - was beschreibst du denn da? die leser kennen das geschehen, wenn die fussgängerampel auf grün schaltet. vorschlag: "... grün, und die Menschenmengen gehen aufeinander zu."
Das sollte mehr so in einer Art Zeitlupe rüberkommen, weil es in der Situation so empfunden wurde. Weiß nicht, wie ich das besser darstellen könnte.

da steht jetzt nicht wirklich "peripher", oder *smile*? dieser ausdruck passt nicht zum stil dieser geschichte.bitte ändere das in "am Rande"
Das ist eines meiner Lieblingsworte, und es ergibt sich viel zu selten eine Gelegenheit, es zu verwenden. ;)

mit diesem block habe ich ein kleines problem. es ist eine erinnerung - offensichtlich, denn du hast die zeit geändert. aber wirklich durchblicken tue ich erst nach mehrmaligen lesen, dabei meine ich das zusammenbringen des treffen und der tatsache, dass sie die tage gezählt hatte. "Dann war sie froh" müsste eigentlich "Dann ist sie froh gewesen." lauten. und das im ganzen block. natürlich ist das nicht lesewirksam. um in vergangenheit schreiben zu können, solltest du "Sie erinnert sich, dass ..." oder wenigstens ein "Dabei" am anfang der erinnerung setzen.
Ich breche hier vielleicht eine Regel, aber für mein Gefühl muß es so sein, denn für Anna Irene ist das noch nicht abgeschlossen – daher auch keine abgeschlossene Vergangenheit. Das ist der Rebell in mir, der droht mir mit der Faust, wenn ich das ändere. ;-)

als ich das gelesen habe, war meine reaktion: "ach ja, das ist so? oder empfindet anna das nur so?"
Das hat auch leixoletti schon kritisiert und ist jetzt geändert in »Stattdessen musste jedes der Kinder abends wieder zurück nach Hause, für viele Kinder die Hölle.«

vor "Hoffnung" statt "die" ein "diese". davor würde ich ein semikolon setzen
Guter Tip, erledigt.

sorry susi - jetzt wo du wieder zu diesem moment zurückkehrst, wird es um so notwendiger, dass du dem leser darauf aufmerksam machst, dass anna sich erinnert. du musst sogar aufzeigen, dass es sich um einen kleinen moment der erinnerung handelt. der leser muss zu viel nachkorrigieren bei seinem verständnis.
im sinne: "Frau K. zieht sie weiter fort. Das ist so gemein, gerade seitdem Lisie spurlos verschwunden schien..." dann den geschriebenen block rückwärts schildern. du kommst an bei, dass sie die tage zu jedem wochenende in linz gezählt hatte. und dann kannst du mit dem zuletzt zitierten satz weitermachen.
Wie gesagt, kann ich mich damit nicht ganz anfreunden, oder zumindest noch nicht. Ich bin an sich der Meinung, daß das »Und nun« den Leser wieder zurückholt zur Gegenwart, und bisher hat das niemand kritisiert, also warte ich erst einmal noch ab. Hoffe, Du bist mir nicht böse… ;-)

also, wenn diese episode eine eigenständige geschichte sein soll, dann musst du das natürlich aufzählen. wenn diese epsiode aber ein teil der ganzen geschichte ist, dann wiederholst du dich hier. wiederholungen solltest du aber nur noch mit andeutungen machen. dabei reicht die erwähnung der folgen, ein anna-irene - leser kann die folgen entsprechend zuordnen.
Naja, es steht in den kg-Regeln, daß Serien einzeln lesbare Geschichten sein sollen. So ist die Gratwanderung, es für Stammleser wie Dich nicht langweilig zu machen, und Einzelgeschichtenleser nicht dumm im Regen stehen zu lassen, äußerst schwierig. Daraus ergeben sich dann eben z.B. manche Stellen, die mehr tell als show sind. Sobald mir jemand einen Trick verrät, wie ich das geschickt umgehen kann, mach ich es gern, aber noch habe ich dafür keine Lösung und versuche halt, so gut wie möglich beidem zu entsprechen.

wirklich ein apostroph hinter "Doris"?
Ja, wirklich. ;-)

ja? woher weiss anna das - und woher weiss der erzähler das? anna schätzt liesi so ein, oder wünscht sie sich das?
Ist geändert in einen Gedanken: »Liesi hätte bestimmt jedesmal an die Tür geklopft, damit die Mutti aufhört.«

wenn er auf ihre frage antwortet, dann muss ein adjektiv seine stimmung verraten. entweder "und lachte", wenn er die frage nicht erst genommen hat, oder "Aber er meinte mit mitleidender Miene, dass es nicht ginge."
Wie gesagt, hatte ich ursprünglich mehr über den Eisverkäufer drin, da wäre die Stimmung bzw. Betonung klar gewesen – da das jetzt aber nicht mehr da ist, hast Du natürlich Recht, und ich hab noch ein »und schaute sie dabei mitleidig an.« drangehängt. :-)

dass sie diese fächer auch unterrichtet, kann sich der leser auch ohne hilfe vorstellen. besser du lässt diesen störenden nebensatz "die sie ebenfalls unterrichtet" weg.
vielleicht ist es gut, der lehrerin einen namen zu geben. "jene Lehrerin" klingt ungeschickt.
Ich hoffe, so wird klar, daß Frau Mock die Lehrerin ist?: »Voller Vorfreude über ihren Plan denkt sie gar nicht daran, die Lehrerin einzuweihen. Am Elternsprechtag hat sie nur Angst, Frau Mock könnte sich bei Frau K. über ihre schwachen Leistungen in den Fächern Geschichte und Geographie beklagen.«

"Ich wollte die Mutti überraschen", wäre vielleicht eine rettung gewesen *smile*!
Tja, wärst Du damals bloß in meinem Ohr gesessen und hättest mir das eingesagt… ;-)

"am Weg" - das ist bestimmt österreichisch, oder?
Ja, Du befindest Dich hier im Kurs »Österreichisch für Anfänger«. Hast Du deine Kursgebühren schon bezahlt? :D

ich weiss nicht, diese sinnwiederholungen kommen diesmal sehr oft vor. "Es dauert nicht lange, bis sich Frau K. ein Kostüm für die Hochzeit kauft, dessen Blau derb in Anna - Irenes Auge sticht, was sie Frau K. auch sagt..."
Hm, ursprünglich sah ich zwischen dem ersten und dem zweiten Ausdruck wieder eine Abschwächung, wie anfangs das Liiiieeesiii!!!-Liesi-Beispiel. Aber es ist eigentlich nicht so richtig, das muß ich zugeben. Werde mir in den nächsten Tagen noch einmal anschauen, was ich da machen kann.

die metapher mit der hochspannungsleitung scheint dir nicht stark genug zu sein, so dass du es noch erklären muss
Hm, was mach ich jetzt? leixoletti kennt sie gar nicht, Du findest, weniger würde reichen. Also da laß ich es erst einmal so stehen und hoffe, daß noch jemand was dazu sagt. ;-)

"Naja" auseinander
Ja, einige Änderungen in der neuen Rechtschreibung sind mir einfach zu grausam, um sie in meinen Geschichten anzuwenden. Das arme »Naja« zerteilt wäre ein fürchterlicher Anblick …


Danke nochmal, ich hab mich sehr gefreut, daß Du auch diese Folge wieder gelesen hast! :)

Liebe Grüße,
Susi :)

Lieber Blackwood!

Erst einmal recht lieben Dank auch an dich – werde mir Deine Vorschläge jetzt mal durchlesen, morgen ändern, was zu ändern ist, und Dir dann ausführlich antworten! :-)

Alles Liebe,
Susi :)

 

liebe susi

Ich hoffe, so wird klar, daß Frau Mock die Lehrerin ist?: »Voller Vorfreude über ihren Plan denkt sie gar nicht daran, die Lehrerin einzuweihen. Am Elternsprechtag hat sie nur Angst, Frau Mock könnte sich bei Frau K. über ihre schwachen Leistungen in den Fächern Geschichte und Geographie beklagen.«

ausgezeichnet!

hier ein versuch für die zeitlupe:

"Die Ampel schaltet auf grün, und Anna Irene wird vorgezogen. Ihr Blick lässt Lisie in der ihr entgegenströmenden Menschenmenge nicht los. Guck zu mir! Guck doch endlich! Anna Irene befürchtet schon, dass ihre Freundin an ihr vorbeilaufen wird, ohne sie gesehen zu haben. Aber langsam hob Lisie wieder denKopf und blickte in ihre Umgebung. Keinen Moment zu früh, denn endlich sind die beiden Mädchen auf einer Höhe:

"Lisie! Hallo"

"Anna Irene!"


viel erfolg

barde

 

Lieber Barde!

Danke für Dein nochmaliges Melden! Freut mich, daß Dir die Stelle mit der Lehrerin jetzt besser gefällt (mir auch ;-)). Zu der Szene an der Kreuzung siehe bitte unten den zweiten Absatz an Blackwood. :-)

Alles Liebe,
Susi :-)


Lieber Blackwood!

Nochmal vielen Dank für Deine aufwendige, konstruktive Kritik!

Alles gleich der Reihe nach:

Ich hatte Schwierigkeiten, zwischen Wien und Linz zu wechseln. Beim zweiten Lesen nicht mehr, deshalb kann ich nicht mal mehr sagen, wo Du nachbessern könntest, aber beim ersten Lesen musste ich mich schon orientieren. Ich war der Überzeugung, die Hochzeit sei in Wien, obwohl Du ja vom Standesamt Linz sprichst.
Hm, und ich weiß jetzt gar nicht, ob ich das wirklich negativ finden soll, denn der ständige Wechsel war ja für Anna Irene auch nicht einfach – so geht es dem Leser ebenso. Wenn ich morgens munter wurde, mußte ich mich oft erst orientieren, wo ich denn eigentlich bin.
Nicht, daß ich diese Verwirrung absichtlich so eingebaut hätte, aber zumindest im Moment find ich sie richtig passend.

Den Satz mit den Menschenmengen hab ich mal auf »die Menschenmengen strömen aufeinander zu« geändert. Über den Rest muß ich noch nachdenken. Durchaus erscheint mir Deine Erklärung für möglich, Du meinst das so, wie man manchmal, wenn man jemanden trifft, den man schon lang nicht mehr gesehen hat, und momentan gar nicht weiß, wie man reagieren soll und sich erst hinterher denkt ›hätte ich ihn doch angesprochen‹. Jedoch kann ich mich an die gesprochenen Sätze (die, die mit »von der« und »wegen der« enden) deutlich erinnern – wie das zusammenpaßt und ich das umsetzen kann, ohne daß es zu kompliziert wird, muß ich erst herausfinden … bzw. kann ich demnächst ja sogar Liesi fragen, wie sie die Szene empfunden hat. :)

Der Teufel ist verschwunden; die Hölle ist zwar noch da, aber nicht mehr so generell wertend.

Die Hoffnung hat man in der ersten AI-Episode begraben, in sofern ist das ‚nach und nach’ eigentlich falsch.
Die gesamte Aussage ist für den Leser zu direkt (da wertend), als Reflexion Anna Irenes zu abstrakt. Wann hat sie Trost und Mitgefühl erfahren? Wer hat ihr diese Begriffe verdeutlichen können? Wenn Anna Irene darüber reflektiert, ist die Aussage, dass da von Frau K. nichts kommt, zwar weniger direkt, meiner Meinung aber umso treffender.
Die Hoffnung an sich hat Anna Irene nicht so schnell aufgegeben, wie Du als Leser offenbar. Es gab immer wieder Momente, wo die Hoffnung, es könne sich plötzlich alles ändern, aufkam.
Wo sie das erfahren hat? Zum Beispiel bei der alten Frau, wo sie nach dem Kindergarten eine zeitlang war, bis die den bösen Fehler gemacht hat, Anna Irene den Mund mit dem Geschirrschwamm abzuwischen. Oder bei Onkel Joes Verwandten. Aber meine stärkste Vermutung, liegt in der allerersten Folge, die leider noch immer nicht wieder online ist: Anna Irene verbrachte ja die erste Zeit nach der durch Frau K.s Gelbsucht verfrühten Geburt in einem Kloster. Entgegen meiner früheren Annahme, es wäre dort sicher schrecklich gewesen (ich bezeichnete es als »Klosterhaft«), bin ich heute der Überzeugung, daß es im Gegenteil sogar ein Glücksfall war, weil die mir wahrscheinlich sogar sehr viel an solchen Gefühlen mitgegeben haben, die ich später dann eben vermißte. Dadurch, daß ich (bzw. mein Unterbewußtsein) sie aber kannte, war die Hoffnung, sie wiederzufinden, immer wieder da, selbst, wenn sie stellenweise den Anschein machte, verschwunden zu sein. Sie kam immer wieder. Auch der Gedanke zeigt das meiner Ansicht nach: Sie muss doch dann endlich so zufrieden und glücklich sein, dass sie zu schimpfen aufhört. Und daß Mütter auch ganz anders sein können, sah Anna Irene ja bei Onkel Joes Schwestern. Es war halt nur die Schlußfolgerung falsch, daß Frau K. irgendwann vielleicht so zufrieden sein könnte, daß sie auch so werden könnte. Da stand der Wunsch der Logik Pate, bzw. war das ja auch das Lernziel der vorangegangenen Kindheit: Stelle deine Mutter zufrieden, mach alles so, wie sie es will, dann gehts dir nicht so schlimm.
Aber ich nehme den Nebensatz trotzdem raus, da Du insofern Recht hast, daß der Hauptsatz für sich alleine steht. ;)

Nicht wichtig, aber da würde mir ein ‚Keiner konnte ihr näheres sagen.’ fehlen.
Geändert in: »Keines der Kinder wusste Genaueres.«

Das ‚heimlich’ will mir nicht passen. ‚Allein’, ‚einsam’, ‚ungesehen/unbemerkt’ ‚keiner merkte Ais Trauer’ – so etwas. Heimlich in sich hinein trauern – bei dem ‚in sich hinein’ braucht es das ‚heimlich’ sowieso nicht.
Geändert in: »trauerte still in sich hinein.« (»allein« würde sich sonst wiederholen).

Auch wenn ich es an sich verstehe, es verwirrt mich trotzdem. Du schreibst davon, dass auch die anderen Kinder dabei sind, dass Anna Irene einen Bezug zu ihnen hat. Und kaum ist Liesi nicht mehr da, soll das vorbei sein? Warum?
Davon abgesehen, könntest Du aus diesem Satz ruhig zwei machen. So wirkt er etwas zäh.
Geändert in:
»Nichts freute sie mehr. In Linz spielte sie immer seltener mit den anderen Kindern, weil sie dann die Abwesenheit Liesis umso mehr spürte. Selbst, wenn sie in Wien mit den neuen Schulkolleginnen in der Pause Spaß bei einer Runde Tischtennis hatte, war sie innerlich allein und unsicher. Sie hatte Angst vor der Zukunft ohne Liesi, mit der gemeinsam sie sich immer stark fühlte.«

Ich würde dieses ‚zur Wehr setzen’ hier weglassen, weil es im nächsten Satz deutlicher zur Sprache kommt. Kein Mut sich loszureißen... etc.
Und im nächsten Satz hält der Einwurf „(die Folgen), die es meistens hat,…“ unnötig auf. Sonst reiht sich da Nebensatz an Nebensatz.
»sich gegen Frau K. zur Wehr zu setzen,« ist gestrichen, und der andere Satz ist gekürzt auf »Anna Irene hat gelernt, Angst zu haben, wenn sie nicht tut, was Frau K. für richtig hält«.

Einerseits gefällt mir dieses ‚Flucht vor der Kälte auf ein Eis’. Gefällt mir sogar sehr gut. Andererseits verlässt Du hier wieder das Beschreibende zugunsten des Wertenden. Du kennst meine Meinung dazu.
Ja, ich weiß … aber ich bin noch ziemlich verliebt in die Formulierung, und Dir gefällt sie ja eigentlich auch, also drück doch bezüglich der Wertung mal ein Auge zu … ;)

Bei der Klavier-Sache habe ich ein grundsätzliches Problem: Gab es vor ihrem Entschluss, Klavier zu spielen, keine Anregung von Seiten der Oma? Wenn die selbst unterrichtet, ist es doch nur sinnig, wenn Anna Irene Unterstützung bei ihr sucht – wenn die räumliche Distanz nicht wäre.
Das erwähne ich deshalb, weil es für den Verlauf ja so wichtig wäre. Denn so, wie es da steht, kann ich das ‚Du bist ja so gemein’ auf der Hochzeit nicht nachvollziehen. Das heißt, das schon, aber dass Anna Irene nach wie vor von Verrat spricht, obwohl sie den (wichtigen!) Zuspruch der Oma bekommt.
Und das ‚Nächstes Schuljahr melde ich mich nicht mehr für Klavier an.’ klingt eher trotzig.
Man fragt sich ein wenig, ob Anna Irene jemals freiwillig vor ihrer Oma gespielt hätte.
Es gab von der Oma eine Blockflöte, das kommt auch in einer der früheren Folgen vor, aber es gab nie irgendwelchen Druck von seiten der Oma. Vielleicht war es beginnender Perfektionismus, aber ich wollte es wirklich erst perfekt können und sie dann erst damit überraschen, nicht mit sowas Halbem. Ich hab mich nicht darüber gefreut, es ihr jetzt schon zeigen zu dürfen, sondern mich darüber geärgert, daß ich es ihr so unperfekt zeigen mußte, weil Frau K. das so wollte. Der Entschluß, damit aufzuhören, hat hingegen mehr mit dem Druck von Frau K. zu tun, der ja auch in der Situation bei der Hochzeit da war. Und auch die Rolle als ständiges Herzeigekind der Mutter hat man irgendwann satt, muß sie aber trotzdem weiter mitspielen, soferne man das Herzeigekind bleibt. Logische Schlußfolgerung: kein weiterer Klavierunterricht = kein Herzeigekind mehr.

Die Bedeutung Liesis kommt mir hier etwas kurz. Statt immer wieder zu betonen, wie wichtig sie für Anna Irene ist, und wie schlecht sich Anna Irene fühlt, wenn sie Liesi nicht sehen kann, solltest Du vielleicht eher erzählen, was Liesi so besonders macht. Vielleicht eine kleine Episode, die das verdeutlicht.
Eigentlich gibt es ja in den vorigen Folgen schon einige Szenen und in dieser hat eben auch der Trennungsschmerz überwogen. Aber nachdem ich sie demnächst treffen werde, warte ich auch damit noch, denn wir werden bestimmt einige Erlebnisse auffrischen, und dann bin ich ganz sicher froh, wenn ich sie noch irgendwo einbauen kann.

Dafür, dass Onkel Joe ja eine wichtige Bezugsperson für Anna Irene ist, kommt er mir auch in dieser Episode viel zu kurz. Sie ist ja immer wieder bei ihm in Linz, freut sich, wenn sie ihn sieht – aber er hat für mich in dieser Episode überhaupt kein Gesicht. … Kann sie ihm nicht die Sache mit der Liesi erzählen
Onkel Joe war zwar ein gewisser Ruhepol, Anna Irene fühlte sich in seiner Umgebung wohl und sicher, aber soweit ging das Vertrauen nicht, daß Anna Irene ihm von Dingen erzählt hätte, die Frau K. nicht wissen sollte. Denn immerhin war er erwachsen, und was weiß man schon, was Erwachsene miteinander reden, wenn man selbst, als Kind, nicht dabei ist. Sie hat ja auch in früheren Folgen schon nicht mit ihm über die körperlichen Angriffe von Frau K. geredet. Er hätte es vielleicht gut gemeint und mit ihr darüber gesprochen, aber es wäre zig-fach retourgekommen. Da muß man sehr aufpassen als Kind…
Er glänzte ja vor allem durch das, was er nicht tat: Er regte sich nicht so leicht auf, wie Frau K., er tat Anna Irene nicht weh, wie Frau K., er versuchte nicht, Anna Irene in irgendeine Model zu pressen, wie Frau K., er schrie nicht hysterisch herum, wie Frau K. Und er war das Tor zur Außenwelt, mit ihm kam sie aus Frau K.s Umgebung heraus, sei es für Aktivitäten wie Schifahren, Schwimmen oder Schwammerlsuchen, oder zu seinen Verwandten, die allesamt wirklich nett waren. Aber das Vertrauen hatte da die Grenzen, wo es »zu gefährlich« wurde. Er hätte sich sicher nichts dabei gedacht, mit ihr beispielsweise über die Adresssuche zu reden – er hätte ja gar nicht gewußt, wie sie dann darauf reagiert, wenn er nicht da ist. Er kannte sie zwar als hysterisch und bestimmend, aber nicht als gewalttätig, das gab es ja nur, wenn er nicht dabei war.
Aber ich möchte das hier nicht wiederkäuen, es steht schon in anderen Folgen drin, und es war für Anna Irene zu diesem Zeitpunkt tatsächlich überhaupt keine Überlegung mehr, es nicht ein einziger Gedanke daran vorhanden, bei ihm um Hilfe fragen zu können. Vielleicht lag das aber auch daran, daß der Verlustschmerz noch nicht verarbeitet war und deshalb solche Gedanken gar nicht aufkommen konnten, so tiefe Wunden blockieren ja auch das Denken.

man könnte ja anhand der Nachnamen herausfinden, ob es eine Wiener Adresse gibt.
Das hab ich Dir jetzt zwar auch schon per PM erzählt, aber hier nochmal: Jahre später hab ich sowohl übers Linzer als auch übers Wiener Telefonbuch versucht, sie zu finden, aber erfolglos. Irgendwann hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden, daß sie wohl geheiratet haben wird und jetzt ganz anders heißt. Aber als ich das Internet bekam, begann ich wieder zu suchen. Alle paar Monate (nach fast jeder Geschichte) hab ich nach ihr ergebnislos gegoogelt, aber nie aufgegeben, immer wieder an die Hoffnung geklammert ›wenn sie damals noch nicht im Netz war, ist sie es vielleicht jetzt‹. Und nach dieser Geschichte hab ich sie tatsächlich endlich gefunden, zwar nicht in Wien, aber gefunden! :) (Deshalb hab ich im Moment auch ein bisschen wenig Zeit für kg.de und ein paar versprochene Kritiken und PMs.)

Hat er vor der Hochzeit nie mit Anna Irene darüber geredet?
Es war nicht viel, was wir darüber gesprochen haben, aber das kann ich noch einbauen:

»Muss ich dann eigentlich ›Stiefpapa‹ zu dir sagen?«, fragt sie nachdenklich. Onkel Joe ist so ein toller Name …
Er antwortet lächelnd: »Nein, du kannst mich schon weiterhin ›Onkel Joe‹ nennen. Warum solltest du das ändern?«
»Weiß’ nicht.« Sie zuckt mit den Schultern.

Die Eisverkäufer-Sache geht hier etwas unter und beißt sich auch mit dem, was Du in der Folge zuvor gesagt hattest. Oder ist schon ein Jahr vorbei, und er hat den Salon erneut geschlossen?
Ich habe jetzt mal eine kleine Änderung gemacht: »Anna Irene muss an den Eisverkäufer denken, der für sie fast ein Freund geworden war. An seine mitleidigen Blicke, seit sie einmal mit Frau K. im Eissalon war, und daran, wie er im Oktober den Eissalon zugesperrt hat«, weiß nicht, ob das schon genügt. Ansonsten würde ich eventuell in die vorige Folge noch die Szene mit Frau K. einbauen, die hier beim Kürzen rausgeflogen ist. Ich will sie hier nicht wieder reintun, weil dann auch diese Folge so eine Aneinanderreihung verschiedenster Szenen wird; bei der anderen ist das egal, die ist sowieso schon ein Fleckerlteppich.

Das ‚essen’ holpert ein wenig. Und was macht man sonst in einem Restaurant?
Geändert in: »Samstags gehen sie ins immer gleiche Restaurant und Anna Irene fadisiert sich nach dem Essen,«
Spricht etwas gegen das gebräuchlichere ‚langweilen’ anstatt des ‚fadisieren’?
Ja. Einerseits kommt »langweilig« bei der langweiligen Feier vor, dann wäre das eine Wortwiederholung, andererseits ist »fadisieren« nur in Deutschland weniger gebräuchlich, hier nicht. ;-) (Liegt aber sicher daran, daß wir sprechfauler sind und uns daher das kurze Adjektiv »fad« mehr liegt als das lange, aufwendiges Mund-Bewegen erfordernde »langweilig«. Durch zu viel sprechen könnte man am Ende die Situation verändern, und Streß wollen wir ja dann auch wieder nicht. :D)

Das ‚als über sich selbst’ ist hier fehl am Platz. Es stimmt zwar, aber in Anna Irenes Augen ist mir das schon wieder zu wertend. …weiß Frau K. mehr als über die Menschen, mit denen sie lebt.
Hm, ich hab es gestern, während Du da dran geschrieben hast, auf »Was kann an diesen Schauspielern nur so wichtig sein, dass sie gar so viel über die wissen und bereden muss? Das sind doch alles Leute, die wir gar nicht kennen …« geändert. Wenn es gereicht hätte, das »als über sich selbst« zu streichen, würde ich es aber vielleicht wieder zurückändern. Was findest Du besser?

So gebräuchlich? Gegen ein ‚auf dem Weg’ ist trotzdem nichts einzuwenden.
Aber das mach ich jetzt nur, um nicht in so vielen Punkten zu widersprechen… ;-)

Da für das Folgende kein Adjektiv treffender ist als ‚schnippisch’, kann man darauf verzichten.
Ja, wie Recht Du doch immer wieder hast. Ich frag mich jetzt nur, ob ich das »nur« stehenlassen soll oder nicht, hmm …
So, jetzt hab ich den ganzen Absatz bearbeitet, dabei auch die von barde kritisierte Sinnwiederholung beseitigt:
»Es dauert nicht lange, bis sich Frau K. ein Kostüm für die Hochzeit kauft, dessen Blau so stechend ist, dass es Anna Irene in den Augen weh tut. Sie ist beim Kauf dabei und sagt das sogar. Frau K. sagt darauf nur: »Es ist ja wohl meine Hochzeit. Falls du einmal einen findest, der blöd genug ist, dich zu heiraten, suchst du dir ja auch selbst aus, was du anziehst.««

…besser nicht wissen sollte. Punkt. Auch das ‚Sie hat zwar keine Ahnung…’ braucht es nicht wirklich – hat die Klaviergeschichte schon gezeigt.
Du meinst, ich sollte das alles streichen: »weil sie sich darüber aufregen und damit Anna Irene die Freude im Nachhinein nehmen würde. Sie hat zwar keine Ahnung, was das sein könnte, doch das weiß sie ja oft nicht im Voraus«? Hab ich jetzt mal gemacht … Ist das dann wirklich nicht zu wenig?

Ich mag dieses Bild ebenfalls nicht, schon allein in der Verbindung von ‚Hochspannungsleitung’ und ‚sitzt’. Und geht die Zeit schneller vorüber, wenn man ständig Acht geben muss, keinen Stromschlag zu bekommen? Gehen die Abende nicht eher deshalb schneller vorbei, weil sich keiner so recht wohlfühlen kann?
Geändert auf »aber das lässt die Abende wenigstens früh enden.«
Bei der Abneigung gegen das Bild mit der Hochspannungsleitung frage ich mich, ob die nicht vielleicht daher kommt, daß es auch wirklich unangenehm ist, in einer Runde mit so einer Hochspannungsleitung zu sitzen. Bitte überdenk(t) das mal und sag(t) mir dann hier oder in einer PM Bescheid. Ich finde das Bild nämlich eigentlich sehr treffend.

Deponiert man Wünsche? Ich würde sie eher äussern.
Ja, Frau K. deponiert Wünsche. Das ist aus ihrem Sprachgebrauch übernommen – ich wollte den Satz eigentlich ein wenig ironisch verstanden wissen… Scheint mir nicht ganz geglückt zu sein. :-(

klingt zu altklug. Obwohl sie bereits wiederholt oder so.
Gute Idee, abgekauft. ;-)

Muss ich es sagen? WERTUNG!
Ähm, das sollte keine Wertung des Erzählers sein, das war im Traum ganz klar so. Naja, ich hoffe, so ist es entschärft: »wieder einmal am Standesamt nachdenklich dreingeschaut und »Nein« gesagt,«?

Die Episode mit der Elektronikmesse hält meines Erachtens zu sehr auf. In den ganzen Übertreibungen von ‚beginnt sich doch zu wundern’, ‚geht ihr nicht aus dem Kopf’, ‚ist ihr doch etwas suspekt’ etc. geht der Aspekt etwas unter, dass Anna Irene erkennt (und hinterfragt), wie viel Onkel Joe aufgibt.
Habe die Aufzählung rausgenommen: »… Wünsche bekanntgeben. Sie entscheiden sich für drei nicht ganz billige Haushaltsgeräte. Doch dann beginnt sich Anna Irene zu wundern:« und »Die Sache geht ihr nicht aus dem Kopf.« gestrichen.

Darunter kann ich mir nichts vorstellen. Regnet es immer wieder oder schauert es nun? Aber hey, ich bin in keinster Weise meteorologisch versiert…
Kannst Du dir unter »an dem es hin und wieder leicht regnet« mehr vorstellen?

…und jede Assoziation mit einem Kaugummi ist wie ein Bart, der sooooo lang ist…
Äh, welche Assoziation mit einem Kaugummi? Da steht doch »ihre Hände sind kalt« … *unschuldigherumschauundvonnixweiß* ;-)

Warum sollte es jemand bemerken?
Hör Dir das mal an: Ein Stein rutscht ihr vom Herzen, aber er fällt noch nicht.
Das würde besser mit dem Folgenden harmonieren.
Danke für die Inspiration: »Ein Stein verrutscht auf ihrem Herzen, bleibt an der Kippe liegen.« (wollte das »noch« nicht wiederholen ;-))

Wenn Du das ‚kalt’ weglässt, wird der Leser es nicht mehr lesen, aber umso besser empfinden können.
Ist gestrichen.

Braucht man nicht, weiß man auch so.
Ist auch gestrichen.

Danke nochmal für die viele Arbeit,

alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo nochmal.

Zum Wort Hölle:
Hölle ist ein sehr starkes Wort, das ich nicht jeden Tag in den Mund nehme. Damit malst du ein sehr großes, rotes Plakat und hältst es schüttelnd und drauf deutend vor den Leser. HÖLLE!

Vorschlag zur Oma:
Die Oma wäre so glücklich, wenn eines ihrer Enkelkinder ihre Klavierbegabung geerbt hätte, nachdem das schon ihre Töchter nicht getan haben - es müsste ja nicht unbedingt selber unterrichten und komponieren wie sie selbst.

Zu befremdlich/befremdet:
Befremdlich ist etwas, wenn es seltsam ist.
Befremdet ist ein Nicken, weil das, was man sieht, seltsam ist. Oder?

Zu dem Widerspruch:
Ein logischer Widerspruch ist es nicht. Aber wenn nach "Hörst du das eigentlich" der Satz "AI hat schon ... immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft." steht, dann stellt sich bei mir die Assoziation ein, dass AI auf Doris hofft. Und als dann kam: "Anna Irene hat von Anfang an gespürt, dass...", hab ich das als Widerspruch empfunden. Wenn man die Frage "Hörst du das eigentlich" anders betont, als Vorwurf nämlich, dann ist es anders. Ich hatte aber keine Meinung zu Doris - und schon gar keine negative - als ich bei dieser Stelle ankam. Deswegen hab ich die Frage nicht als Vorwurf verstanden.

Zu der Ausrede:
keines/eines war ein Tippfehler von mir. Ich empfinde das immer noch als unkluge Ausrede. Ok, sie will ihre Oma mit ihrem Klavierspiel überraschen. Aber wenn ihre Mutter fragt: wie kannst du das vor mir verheimlichen, dann würde ich vielleicht antworten: Naja, ich fand das nicht so wichtig. Aber nicht: Ich möchte Oma überraschen. Die geplante Überraschung ist der Grund, warum sie es der Oma nicht sagt, aber als Grund, es der Mutter nicht zu sagen, taugt es nicht.

Zu der sitzenden Hochspannungsleitung:
Ich finde das unpassend, weil ich mir keine sitzende Leitung vorstellen kann. Für mich ist eine Leitung sowas wie ein gerades Kabel, ein dünner, gerader Draht. Wie kann sowas sitzen?

Grüße,
dein Stefan

 

Hallo leixoletti!

Danke für Deine nochmalige Antwort. Ich muß dir aber leider in allen Punkten widersprechen...

Zum Wort Hölle:
Hölle ist ein sehr starkes Wort, das ich nicht jeden Tag in den Mund nehme. Damit malst du ein sehr großes, rotes Plakat und hältst es schüttelnd und drauf deutend vor den Leser. HÖLLE!
Eins versteh ich nicht: Da kommt das Wort innerhalb von 19 Folgen einmal vor, und schon wird es mir angekreidet. Als sim den Übertitel seiner Serie "Geschichten aus der Kinderhölle" nannte, war das überhaupt kein Kritikpunkt.
Das kommt mir jetzt schon ein bisschen komisch vor.

Vorschlag zur Oma:
Die Oma wäre so glücklich, wenn eines ihrer Enkelkinder ihre Klavierbegabung geerbt hätte, nachdem das schon ihre Töchter nicht getan haben - es müsste ja nicht unbedingt selber unterrichten und komponieren wie sie selbst.
Beim Erben einer Begabung tut man eigentlich nichts, es ging schon ums Etwas-daraus-Machen, wie es in der Geschichte steht. Außerdem wiederholt sich in Deinem Vorschlag selber/selbst.

Zu befremdlich/befremdet:
Befremdlich ist etwas, wenn es seltsam ist.
Befremdet ist ein Nicken, weil das, was man sieht, seltsam ist. Oder?
Ja, eben: Für Anna Irene war dieses Nicken befremdlich. Nicht der Ausdruck in Frau K.s Gesicht, sondern vielmehr die Tatsache, daß sich die Mütter nicht zumindest mit einem "Guten Tag!" begrüßt haben, sondern bloß so genickt haben, als wollte keine der beiden etwas mit der anderen zu tun haben, obwohl die Kinder doch Freundinnen sind.

Zu dem Widerspruch:
Ein logischer Widerspruch ist es nicht. Aber wenn nach "Hörst du das eigentlich" der Satz "AI hat schon ... immer gehofft, dass eines Tages jemand kommt und ihr hilft." steht, dann stellt sich bei mir die Assoziation ein, dass AI auf Doris hofft. Und als dann kam: "Anna Irene hat von Anfang an gespürt, dass...", hab ich das als Widerspruch empfunden. Wenn man die Frage "Hörst du das eigentlich" anders betont, als Vorwurf nämlich, dann ist es anders. Ich hatte aber keine Meinung zu Doris - und schon gar keine negative - als ich bei dieser Stelle ankam. Deswegen hab ich die Frage nicht als Vorwurf verstanden.
Es sollte auch kein Vorwurf sein. Es ist eine Frage, um das, was man sich eh schon gedacht hat, bestätigt zu bekommen. Aber auch Ausdruck der Hoffnung, daß sie zum Beispiel sagen könnte: "Meine Eltern wundern sich eh schon, sie haben schon drüber gesprochen, daß sie beim nächsten Mal mit deiner Mutter reden werden."
Außerdem finde ich gerade diese Szene auch stellvertretend dafür, wie man gesellschaftlich mit so einem Thema umgeht: Niemand mischt sich ein, und als Betroffener kann man das nur zur Kenntnis nehmen.

Zu der Ausrede:
keines/eines war ein Tippfehler von mir. Ich empfinde das immer noch als unkluge Ausrede. Ok, sie will ihre Oma mit ihrem Klavierspiel überraschen. Aber wenn ihre Mutter fragt: wie kannst du das vor mir verheimlichen, dann würde ich vielleicht antworten: Naja, ich fand das nicht so wichtig. Aber nicht: Ich möchte Oma überraschen. Die geplante Überraschung ist der Grund, warum sie es der Oma nicht sagt, aber als Grund, es der Mutter nicht zu sagen, taugt es nicht.
Geht es nicht klar genug aus dem Text hervor, daß alle diese Handlungen von Angst bestimmt sind, Anna Irene Frau K. deshalb nicht davon erzählt hat, weil sie vor ihr Angst hat? Kommt Frau K. für Dich so "normal" rüber, daß Du nicht siehst, daß hier das Handeln, das in Deinen Augen normal wäre, nicht in Frage gekommen wäre? Ich gebe doch nicht freiwillig und bewußt jemandem, der mich ständig unter Druck setzt, die Mittel dazu in die Hand. :shy:

Zu der sitzenden Hochspannungsleitung:
Ich finde das unpassend, weil ich mir keine sitzende Leitung vorstellen kann. Für mich ist eine Leitung sowas wie ein gerades Kabel, ein dünner, gerader Draht. Wie kann sowas sitzen?
Es geht weniger um die sitzende Leitung, als viel mehr um die Hochspannung, die man neben Frau K. genauso spürt, wie wenn man neben einer (gespannten) Hochspannungsleitung sitzt (da spürt man den Strom). Mir ist leider kein treffenderer Vergleich bekannt, aber vielleicht hat ja jemand einen Vorschlag?

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Lieber Blackwood!

Ich schaue mir die überarbeitete Gesamtheit bei Gelegenheit wieder an.
Das würde mich sehr freuen. :)
Nur auf die Schnelle nochmals zur leidlichen Hochspannungsleitung: Es ist einfach so, dass die Personifizierung der Leitung zu Frau K. nicht recht funktionieren will. Du könntest vielleicht ändern in
Die Atmosphäre vibriert wie unter einer nahen Hochspannungsleitung...
oder
...als sitze man unter einem defekten Stromkabel, das jede Sekunde Funken sprühen könnte.
Dergleichen.
Schweren Herzens hab ich mich nun davon getrennt (für mich zählt die »personifizierte« Hochspannungsleitung eigentlich zu den Redewendungen und ich liebe diesen Ausdruck) und durch »Die Stimmung ist zwar überall so gespannt, dass man den Verdacht haben muss, eine Hochspannungsleitung führe direkt durchs Zimmer,« ersetzt. *schluchz*

Des weiteren verstehe ich, dass Du einen Fleckerlteppich vermeiden willst, nur fand ich, dass sich die hier beschriebene Szene mit dem Eisverkäufer beißt mit der Beschreibung Anna Irenes Gefühl beim Schließen des Salons in der letzten Folge. Das wäre nur etwas anzugleichen.
In der vorigen Folge wird der Eissalon ja noch gar nicht geschlossen, Anna Irene macht sich nur bereits Gedanken:
Nach einer kurzen Pause fragt sie: »Ist der Eissalon im Winter zu?«
»Ja, im Oktober fahre ich nach Italien, in meine Heimat.«

Ansonsten denke ich schon, Du könntest ein paar mehr Worte darüber verlieren, wenn Du ihn schon überhaupt wieder aufgreifst in dieser Folge. Und wenn's zu sehr ein Fleckerlteppich wird, hast Du ja Deine Kritiker, die darauf rumreiten werden...
Mit anderen Worten: Kommt auf einen Versuch an!
Ja, und jetzt sitze ich da, habe zwei zusammenhängende, nicht trennbare Szenen aus meiner Ur-Version vor mir, und weiß echt nicht, was ich damit machen soll. :heul: ;)

Hilfe.

Ich poste unten mal die Szene hin, von der beim Kürzen und Ändern dieser Satz übriggeblieben ist: »An seine mitleidigen Blicke, seit sie einmal mit Frau K. im Eissalon war,«

– Aber erst sag ich noch Danke fürs nochmalige Melden und wünsche Dir einen schönen Tag,

alles Liebe,
Susi :)

Der Eissalon ist so klein, dass drinnen nur zwei Tische Platz haben, vor dem Lokal stehen sechs Tische und die Sonne scheint. Anna Irene fragt: »Setzen wir uns da her?«
»Bist du verrückt? Ich setze mich doch nicht auf die Straße!«, tut Frau K. ihre Meinung über Anna Irenes Idee kund und betritt den Eissalon. Sie bestellt einen Eiskaffee und Anna Irene möchte einen Becher um vier Schilling mit viel Kaffee- und ein bisschen Bananeneis und lächelt den Eisverkäufer an, wie sie ihn jedesmal anlächelt, wenn sie ihn sieht.
»Du musst doch etwas Ordentliches bestellen, so ein Becher ist doch nur zum Mitnehmen gedacht, und nicht für dann, wenn man herinnen sitzt«, weiß Frau K., obwohl der Italiener nichts dagegen sagt.
»Wieso? Ich kauf mir doch immer so einen Becher und bin auch schon oft damit da gesessen.«
»Wir sind doch keine Bettler, dass wir nichts Ordentliches bestellen könnten. Also, was nimmst du?«
»Weiß ich nicht …« Warum bin ich bloß mit ihr mitgegangen? Wäre sie alleine da, wüßte er nicht, dass sie zu mir gehört …
»Nimm einen Bananensplit, der hat dir auch früher schon geschmeckt.«
»Ja, bitte einen Bananensplit«, sagt Anna Irene und hebt dabei ihren Blick nur bis zum Mund des Italieners, weil sie ihm vor Scham gar nicht mehr in die Augen sehen will.
Während er das Eis zubereitet, fragt Frau K.: »Wieso grinst du denn den so an?« Ihre zischenden Worte hallen in dem kleinen Raum von allen Wänden wieder.
Anna Irene gibt keine Antwort, sie isst ihren Teller leer und starrt dann auf den Tisch, bis Frau K. ihren Eiskaffe langsam und genüsslich mit Hohlhippen leergetunkt hat.

In den nächsten Wochen holt sich Anna Irene nur noch selten ein Eis. Sie kann den Eisverkäufer nicht mehr verliebt ansehen, denn sie fühlt sich wie ein kleines Kind unter seinem mitleidigen Blick. Oft sagt er: »Hey, schau nicht so traurig«, und dann lacht Anna Irene wieder, weil es sich so lustig anhört, wie er es sagt.
Bevor er im Oktober den Eissalon zusperrt, fragt Anna Irene: »Kannst du mich vielleicht mitnehmen, nach Italien, und mich irgendwo hinbringen, wo mich niemand findet, bis ich erwachsen bin? Ich kann mich über die Grenze in den Kofferraum legen.« Bitte hilf mir …
Aber er meint, das geht nicht.

 

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