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Angst

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12.11.2003
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Angst

Angst

Ich könnte ja heute Nachmittag einmal im Park spazieren gehen. Könnte mich gemütlich auf eine Bank setzen, Zeitung lesend, gelegentlich aufblickend,
gleichzeitig beobachtend und nachdenkend.

Lebendig könnte ich sein. Außerdem. Könnte ab und zu den Blick eines spielenden Kindes oder einer liebenden Mutter oder eines sentimentalen, älteren Herren, den Blick eines Menschen auffangen und freundlich erwidern.

Vielleicht könnte ich, könnten wir sogar das ein oder andere Wort miteinander wechseln. Nichts Tiefgründiges, selbstverständlich. Keine Öffnung der Seele. Nur ein paar Nettigkeiten. Leichte Schulterklopfer von Mensch zu Mensch, um dem Tag seine Schwere zu nehmen. Wir könnten ja auch einen Kaffee zusammen trinken, ich und die Mutter, die liebende Mutter, und natürlich auch das Kind, das spielende Kind, das nun natürlich nicht mehr spielen würde, obwohl die Mutter noch immer liebt. Selbstverständlich!

Oder der ältere Herr. Der ältere Herr und seine Sentimentalität. Der ältere Herr und ich. Ich und er. Zwei sentimentale Männer im Park. Was könnten sie gemeinsam tun, was könnten wir tun? Könnten wir nicht gemeinsam lachen? Wir könnten lachen! Könnten lachend unsere Sentimentalität, unsere Gespenster, vertreiben. Könnten Zigarren rauchen und beobachten, wie die Kreise aus Nichts, die wir ausblasen, in der leeren Luft vergehen. Und wir könnten trinken. Ja, wir könnten trinken, um dem Lachen ein wenig zu helfen, die Gespenster zu vertreiben. Ein paar Bierchen nur, mehr nicht. Ein paar Bierchen, brüderlich geteilt, und vielleicht den ein oder anderen Schnaps, um warm zu werden. Um innerlich warm zu werden.

Ja, das alles könnten wir, könnte ich, wenn...

Doch ich kann nicht!

Ich kann nicht in den Park gehen, das weiß ich. Kann keine Blumen riechen, keine Sonne auf meiner Haut spüren und keine Menschen um mich haben. Kann nicht in spielende, liebende oder sentimentale Gesichter blicken. Kann es nicht, ohne dass mein Blick sofort ausweicht. Ich kann nicht lachen und nicht warm werden. Kann nicht lebendig sein!

Doch ich kann trinken. Trinken, ohne warm zu werden. Trinken in meinem dunklen, leblosen Zimmer. Die Flasche steht direkt hier, neben meinem Bett. Ich kann zugreifen. Zugreifen! Das kann ich. Ja, das kann ich.

Mir ist kalt. Ich zittere. Ich habe Angst!

Ich kann nicht mehr.

 

Du malst hier ein interessantes Bild eines "asozialen" Menschen, der wahrscheinlich dem Alkohol verfallen ist. Dein Prota würde gerne, kann aber nicht, wenn ich das richtig verstehe.

Fazit: Nette, schlüssige Story über einen Menschen der nicht aus sich heraus gehen kann.

 

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