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Angst vor dem Meer

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11.09.2001
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Angst vor dem Meer

Obwohl der Wind ihr fast die Luft zum Atmen nahm, kämpfte sie weiter gegen ihn an, um ihren Platz zu finden. Fast zornig schlug sie den Kragen ihres schwarzen Mantels etwas höher, damit die Spuren der Kälte sich nicht noch tiefer in ihrem gerötetem Gesicht abzeichneten.
Als sie über die Wiese lief, hin zu ihrem Ziel, sah sie keine Menschenseele. Nur in der Ferne machten ihre Augen zwei Gestalten aus, die aber mehr wie Spielbälle des Windes wirkten.
Angekommen nutzte sie ihre Wut, um einen im Sommer vergessenen Strandkorb zu wenden und setzte sich dann davor, um so etwas Schutz vor den gewaltigen Winden zu erhaschen.
Erst als sie endlich saß, wagte sie einen Blick:
Vor ihr lag das Meer. Unendlich weit, stürmisch wie ein zorniger Gigant. Vor ihr nur Sand, der nun aber im Gegensatz des hellen Gelb der Sommersonnenstrahlen, wirkte wie eine farblose Bestätigung ihrer Wut.
Sie schloss die Augen und versuchte ihren Atem zu beruhigen, in dem sie das Meer anschaute und tief einatmete. Was folgte, waren aber nur Seufzer, gefolgt von einem Schluchzer, der sich nicht mehr unterdrücken ließ.
Zu lange hatte sie alles unterdrückt. Was alles war? Sie lacht innerlich zynisch auf. Eigentlich war er alles. Eigentlich war er aber auch nichts.
Alles war angefangen....Wann eigentlich? Sie erinnerte sich an den Sommer und an die Kirmes in ihrem Ort. Aber mehr noch erinnerte sie sich an die erste Begegnung mit ihm.
Kein Knall, keine Explosion der Gefühle. Nein, das nicht. Aber ein Funke, zwar klein und unsicher, aber ein Funke.
Sie strich sich ihre widerspenstige Strähne, die vom Wind des wilden Meeres aufgewirbelt wurde, hinter das Ohr, hielt dann in der Bewegung inne.
Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerung an diese Bewegung aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Er hatte ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen, am nächsten Morgen, als sie zusammen in ihrem Bett erwacht waren.
Sie wollte nicht mehr daran denken, am besten den ganzen Morgen, der doch so anders war als es für eine kleine Geschichte zwischendurch – wie sie ihrer Freundin später berichten sollte – passte. Sie hatte sich an ihn gelehnt, und er hatte sie sanft gestreichelt und war nicht gegangen. Hatte nicht wortlos den Raum, ihr Leben verlassen.
Sie stützte ihre Ellenbogen in den Sand, um ihren Kopf, der vor lauter Gedanken an ihn so schwer war, zu stützen.
Ihr Atem beruhigte sich wieder, als sie an die Zeit danach dachte. Sie schaute verständnislos zum Himmel hoch. Sie hatte ihn doch schon fast vergessen gehabt, ihm seinen Platz in ihrer Vergangenheit zugewiesen.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem fast nicht erkennbaren dünnen Strich, als sie ihren Blick wieder auf die stürmische See richtete. So wie die Wellen miteinander kämpften, versuchte sie sich unter Kontrolle zu halten, als sie ihm dann Monate später doch wieder begegnete.
Natürlich sahen sie sich an dem Abend, bevor sie für vier Wochen vereisen wollte wieder.
Sie fing an zu lächeln: Aber eigentlich hatte sie doch Glück gehabt an diesem Abend. Er hatte sie nur zum Abschied kurz geküsst.
Das sie die nächsten vier Wochen ständig über diesen kleinen Kuss nachdachte, hatte er ja nicht bemerkt.
Das sie nun am liebsten aufgestanden wäre, um sich dem Getöse des Meeres mit voller Stimme entgegen zu stellen, bemerkte er auch nicht.
Sie zog ihre Beine enger an ihren Körper. Wieder hatte sie danach monatelang nichts von ihm gesehen, nichts von ihm gehört.
Und dann war er wieder da, wie aus dem Nichts. Zog sie an sich und küsste sie. Ihre Augen blickten traurig auf das Meer, das langsam ruhiger wurde, fast als hätten die Wellen den Kampf aufgegeben.
Auch als sie am Morgen danach alleine aufgewacht war, waren ihre Gedanken nur bei ihm. Aber mittlerweile kannte sie die Spielregeln und hatte schon nach zwei, drei Tagen jeden Gedanken an ihn fachmännisch aus ihrem Kopf verscheucht.
Das Meer war nun so ruhig geworden, das sie aufstand und sich ihm näherte. Sie kniete sich hin, um das Wasser an ihren Händen zu spüren.
Diesmal hatte er sich gemeldet. Er wollte sie wiedersehen, hatte er ihr geschrieben.
Sie hob ihren Kopf und schaute hoch, schloss dann aber doch die Augen, um nicht zu stark zu versinken.
Diesmal sah sie keine Chance mehr, ihn aus ihren Gedanken zu verscheuchen. Und das machte ihr Angst. Zu gut kannte sie das Gefühl, von ihm weg gestoßen zu werden. Zu sehr könnten sie dieses Mal die Wunden zeichnen.
Sie setzte sich wieder zurück in den Windschatten des Strandkorbes.
Sie wollte von ihm mitgerissen werden, kämpfte aber gegen ihn an.
Sie hatte Angst, weil er sie wollte.

 

Hallo Martina P.

Im ganzen nicht übel, aber leider noch nicht ausgereift.
Die Irritation, ob er nun mit am Strand ist oder nicht empfinde ich als störend...vielleicht ist er so gegenwärtig, als wäre er da... dann aber sollte das so formuliert werden.
Logikfehler: Strandkörbe werden nicht vergessen, da sie teuer sind und grundsätzlich Strandkorbverleihern gehören.(Die achten sehr auf ihren Kram)
Vielleicht schreibst Du einen Unverschlossenen Strandkorb etwas abseits von den anderen hinein... dann passt es wieder.
Das Fazit am Schluss ist treffend formuliert, kommt aber etwas plötzlich...da fehlt mir vorher die Substanz.

Wenn Du wirklich Studentin bist, ist diese Geschichte streckenweise erstaunlich "unerwachsen".

Lord:D

 

Hallo!

Bin erstaunt, das du es in Betracht ziehst, das "er" mit am Strand sein könnte.

Das mit den Strandkörben ist nicht erfunden. Habe sogar einen Zeugen dieser unverschlossenen (o.k., vielleicht schon vorher von anderen aufgebrochenen )Körbe!!;-)

und was du mit "unerwachsen" meinst und wie du zu diesem Schluss kommst, möchte ich natürlich wissen!!

Martina

...arbeite übrigens an einer Überarbeitung dieser Geschichte, weil ich mittlerweile nicht mehr zufrieden bin mit dieser Version.

 

Hi Martina!

Ich finde, daß die Atmosphäre deiner Geschichte, trotz einiger Flüchtigkeitsfehler, sehr dicht ist. Dennoch sind ein paar Formulierungen eher unglücklich:

"Alles war angefangen...." da war wohl wirklich der Fehlerteufel am Werk!

"So wie die Wellen miteinander kämpften, versuchte sie sich unter Kontrolle zu halten" hmm, Wellen sind ja wohl eher unkontrolliert, oder?

"Daß sie nun am liebsten aufgestanden wäre, um sich dem Getöse des Meeres mit voller Stimme entgegen zu stellen, bemerkte er auch nicht" hier taucht wohl zum einzigen Male der männliche Protagonist direkt am Strand auf, Lord Arion hat recht, das irritiert etwas.

@Lord Arion: ein vergessener Strandkorb ist sicherlich kein Logikfehler, sondern eine romantische Annahme. Ist doch völlig egal, ob es das noch gibt oder nicht. Und was bezeichnest du als unerwachsen? Stil? Inhalt? Selbst wenn es so wäre, und dieser Meinung bin ich nicht, wirkt dieser Kommentar etwas ruppig. Definiere mir "erwachsen"!

Viele Grüße,
Xerxes

 

Ähhh... nee, ruppig wollte ich damit bestimmt nicht sein.. Sorry, wenns so rüberkam...
@ Martina... ich versuch Dir das in ner Pm zu erklären. Ok?

Kann aber dauern, weil ich gerade Gäste hab... ich vergesse es aber nicht...Versprochen!
mfg:
Lord

 

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