Anfänge: Game Over
Als James das Geschäft betrat glaubte er, er würde durchdrehen. Die neue Mikuranowi Spielkonsole stand im Zimmer!!! „Wie konnte das sein?“, fragte er sich verwundert, dachte aber nicht länger darüber nach. Es war doch eine Mikuranowi Spielkonsole, „Einschalten, und losleben“, hörte er den Werbespot in seinem Kopf.
„Yeah!“, dachte er sich, „Yeah!“, sagte er dann auch.
Er ging zu dem Bildschirm, der circa einen Meter fünfzig im Durchmesser hatte.
„Yeah!“, dachte er sich, als das Computerspiel von allein startete. Kein Intro. Kein Vorspann. Kein Firmenlogo. Kein „Drücken Sie bitte Start!“. Einfach nur das Spiel.
Da es keinen Joystick, kein Gamepad, und auch keine Tastatur oder sowas gab, dachte sich James: „Yeah?“. War er doch etwas ratlos, wie er das Spiel bedienen sollte. Doch dann sah er es: Neben dem Bildschirm lag eine Art Spielzeug Pump-Gun. Natürlich mit einer echten zum verwechseln ähnlich. James nahm sie in die Hand und legte an. Er fühlte sich doch ein wenig wie ein echter Schütze. Kein Kabel und kein gar nix führte von der „Waffe“ weg.
Doch viel Zeit zu wundern hatte er nicht, denn plötzlich startete das Spiel: Ein Waldweg war zu sehen. Er hörte Vogelgezwitscher und das Rauschen der Blätter. Idylle. Doch die wurde gestört, als eine Horde von Gnomen daherkam. Hässliche kleine Geschöpfe, mit viel zu langen Armen und viel zu vielen Warzen. Unruhestifter.
Doch James hatte eine Lösung, vielleicht keine sehr diplomatische, aber als alter Beobachter der CNN-News wusste James, dass man nicht alles diplomatisch lösen konnte. Doch irgendwie ging ihm das nur am Rande durch seine Gedankenwelt. Im Zentrum stand momentan der dritte Gnom von rechts, der in tausend Einzelteile zersplitterte. Die anderen liefen davon „Yeah!“, jubelte James. „500 points“ erschien am linken Eck des Bildschirms. „Yeah!“ jubelter er lauter, als er das sah!
Wirklich sehr realistisch gemacht. Ein zersplitterter Gnom. Juhuuu!
Doch lange ließ ihm das Programm nicht jubeln. Sofort kann ein Unbekanntes Flugobjekt des Weges und es blieb genau an der Stelle stehen, an der James den Gnom zersplittern hat lassen.
Zuerst konnte er nicht schießen. Er dachte sich, das Programm wäre vielleicht abgestürzt, aber dann erinnerte er sich: In den alten Filmen schossen die Menschen doch immer mit Pump-Guns und ihm viel ein, dass man sie doch pumpen musste. Gesagt getan.
Fünf mal musste er pumpen, damit das Unbekannte Flugobjekt explodierte. Natürlich kann man ein Transportmittel nicht mit einem einfachen Gnom vergleichen. Darum gab es für das UFO „2000 points“
„Yeah!“, jubelte James sogleich und hoffte auf ein Extra Leben. Doch er bekam keines. Wahrscheinlich erst bei 5000 points. So genau kannte er das Spiel noch nicht. Aber er glaubte fest daran, dass er es schaffen würde. „Yeah!“ feuerte er sich selber an.
Jetzt dauerte es ein bisschen länger. Der Verlauf der Handlung war einfach und logisch aufgebaut. Angriff der Killergnome, Attacke der Aliens und nun... nun war James gespannt was als nächstes kommen würde. Hätte er etwas nachgedacht, hätte er es sicher erraten können. Ganz logisch: Alte Römer!
Die waren sogar sehr gut historisch überarbeitet: Sie hatten ihre silberne Rüstung, ihre silbernen Schilder und ihre silbernen Musketen. „Yeah!“, dachte sich James als er den ersten erschoss...
Doch plötzlich passierte ein Sprung im Handlungsgeschehen. Eigentlich waren die Alten Römer gekommen, um die Killergnome in ihre UFOs zu bringen. Doch einer der Alten Römer, der ganz hinten in der Ecke stand, hatte auf James geschossen. Und jetzt der Knick: Er hatte getroffen...
James fiel rückwärts auf seinen Hintern. Das Computerspiel war so realistisch, dass er sogar spüren konnte wenn ein Feind ihn traf. Zuerst kam ein erstauntes „Yeah!“ aus seinem Mund, doch als er spürte, wie sehr es wirklich schmerzte, folgte zugleich ein ängstliches. Er hielt sich den Arm an der Stelle an der ihn der Alte Römer getroffen hatte und sah, dass es rot durch sein T-Shirt schimmerte.
Natürlich konnte es nicht echt sein, das war klar. Darum stand James sofort auf, um das Spiel zu beenden. Jetzt war er so richtig wild.
„Yeah!“, schrie er die Römer wütend an.
Er schoss, pumpte, schoss, pumpte, schoss, pumpte. Immer nach der Reihe und viele Römer wurden vernichtet. Sie zersprangen zwar nicht in Splitter wie die Gnome, aber sie blieben reglos liegen. „Yeah!“, brüllte James siegessicher.
Der zweite Schuss der James traf, tat fast genauso weh, wie der erste. Obwohl er diesmal das Schlüsselbein traf, war James nicht mehr so schmerzempfindlich. Er hatte sich wohl schon an die „Schmerzen“ des Spiels gewöhnt.
Nun flüchteten die Römer in alle Richtungen, nach hinten, vorne, links, rechts und keiner war mehr an dem Waldweg zu sehen. „4999 points“ stand auf dem Bildschirm. Noch ein Punkt bis zum Extraleben. Das Bild wurde von Zeit zu Zeit schon etwas schwach. Es wurde immer ein wenig finster, dann wieder hell, dann plötzlich ganz schwarz, dann wieder kurze Zeit klar.
„Yeah!“, dachte er sich und musste daran denken, wie es wohl sein müsste, wenn man wirklich Blut verliert. Ob man dann auch so sieht wie auf dem Bildschirm? Sicher war allerdings, dass er nicht mehr viele Schüsse abbekommen dürfe, denn sonst wäre er „Game Over“. Aber es fehlte ihm noch ein Punkt bis zum Extra Leben. Ein einziger point! Das musste er schaffen, hatte er doch nicht oft die Gelegenheit mit der Mikuranowi Spielkonsole zu spielen.
Und darum ärgerte er sich umso mehr, als plötzlich hinter ihm die Tür aufging. Sicher war es seine dumme Freundin, die ihn gerade auffordern wollte zu gehen. Aber er würde jetzt nicht gehen.
„Yeah!“, würde er mit bestimmten Ton zu ihr sagen. Er war der Mann und er dürfe spielen so lang er wollte.
Als er sich umdrehte stand aber nicht seine Freundin in der Tür. Der, der ihm aus dem Spiel holen wollte war ein Römer...
Der Polizist Michael Stroganow war zu Beginn ziemlich ratlos. Jemand schoss auf eine Gruppe von Kindergartenkinder. „Wie pervers war die Menschheit nur geworden?“, hatte er sich gefragt, als er so schnell wie möglich seinen Polizeiposten verließ um zum Tatort zu gelangen. Er war Polizist geworden um Verbrechen zu verhindern, doch dieses Ideal hatte er schon vor langer Zeit aufgegeben. Er war dazu da, Verbrecher zu jagen. Denn dafür bekam man als Polizist in Hölderlin schließlich Provision. Darum beeilte er sich nun besonders.
Doch an diesem Tag freute er sich doch, dass er nicht erster beim Tatort war, denn der Wahnsinnige, der auf die Kindergartengruppe geschossen hatte, und dabei ein Kind durch das Schaufenster eines Spielwarengeschäftes gejagt hatte, hatte so lange auf das Polizeiauto geschossen bis es explodierte.
Es muss wirklich ein wahnsinniger gewesen sein, dachte sich Stroganow. Es war Selbstschutz, denn er war es, der James Jameiko erschossen hatte. Es war sein erster gesetzlich abgedeckter Mord, sein erster überhaupt, und das ist ein einschneidendes Erlebnis. Doch mehr als die Tatsache an sich, machte er sich Gedanken über die letzten Worte des Wahnsinnigen. „Noch ein point, du Römer!“, hatte er gesagt, kurz bevor er starb...
Real, schön und gut, aber dass die Römer auch von hinten kommen durften, das unfair. Doch es konnte auch die Möglichkeit zu dem Extraleben sein, das sich James schon so sehnlichst gewünschte hatte. Darum reagierte er schnell, drehte sich um und schoss mit seiner Pump-Gun. Doch zu blöd, er hatte vergessen zu pumpen. Der Römer stammelte etwas auf Latein, doch wie sollte er das verstehen? Er pumpte und... na ja, zum Scheißen, zum Schießen kam er nicht mehr. Das Bild wurde schwarz und „Game Over“ sagte ihm die rot blinkende Schrift.
“Noch ein point, du Römer!“ schrie er, als er die Tür öffnete die aus dem Raum führte. Er hatte das Spiel verloren und war ziemlich sauer. Jetzt müsse er seine Freundin suchen, die zu dem Geschäft über der Straße gegangen war. Jetzt müsse er sie suchen.
Doch draußen war es ziemlich hell geworden. Er konnte dummerweise nur Licht sehen.