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Anekdote zur Hemmung der Lust
Sie hatte nicht wenig Lust ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Der Gedanke an den Moment danach, an die peinliche Situation hielt sie davon ab. Sie kannte solche Typen und wunderte sich wiederholt, weshalb gerade sie eine solche Anziehungskraft auf diese Art Mann ausübte. Doch was dieser da tat, übertraf alles bisher Erlebte. Die Kneipe war gut besucht, man saß nebeneinander. Am Anfang denkt man sich nichts dabei. Doch rasch schon schob er seine Hand auf der Bank entlang und lauerte. Kaum, dass sie sich leicht erhob, um nach Erdnüssen zu greifen, hatte er seine Linke auch schon drunter geschoben. Nicht sehr, aber doch deutlich spürbar, so dass sie ihn reflexartig anschaute und um Verzeihung bat. Er entgegnete lakonisch: „Macht nichts!“
Das war der Beginn des widerwärtigen Spielchens, und egal, wohin man kommt, so oder ähnlich läuft es immer ab, als gäbe es irgendwo eine Schule, wo Männer in so etwas geschult werden. Denn nach der ersten Berührung ist noch lange nicht Schluss. Man reagierte höflich, zu höflich, entschuldige sich gar noch und genau das schien ihnen Ansporn zu sein, ihre Hand jetzt dauerhaft dort zu platzieren. Anfangs unmerklich, abwartend, ob eine Reaktion kommt. Kommt dann keine, gräbt sie tiefer und fester. Ob sie es immer gehasst hatte, weiß sie nicht mehr, mittlerweile aber hasste sie es. Sie wusste was kam, und wusste dass diese Männer geduldig sind, sie auf diese Weise Stunden lang verfahren. Am schlimmsten ist es im Kino, doch auch hier in der Kneipe hatten solche derben Annäherungsversuche lähmende Wirkung auf sie. Erst überlegte sie, als sie seine Absicht und Hinterlist durchschaute, welche Worte sie wählen sollte. Sollte sie es ihm direkt ins Gesicht sagen, und wenn, sollte sie es flüsternd tun oder so, dass alle Umhersitzenden mithören können. Dann dachte sie, vielleicht sei es am wirksamsten, wenn sie die Worte gleich an alle an ihrem Tische richtete, um ihn bloßzustellen. Man könnte das zu Sagende noch mit einem Witz garnieren. Doch die Umsetzung dieser Gedanken scheiterte an der Angst, man könne sie für unbeholfen halten oder man würde möglicherweise glauben, dass sie aus einem Versehen solch ein Aufhebens machte, was mit Kopfschütteln und Anstarren quittiert würde, worauf sie vor Scham und Blamage hilflos und sprachlos wäre.
Ein Mann müsste man sein, dann kann man sich alles erlauben und geht es schief, sagt man „Tschuldigung, ein Versehen“. Aber was, wenn man an das Schlimmste denkt? Weiß man denn, wer dieser Mensch war, wie er reagieren würde, wenn man sich wehrte? Immerhin musste er darauf vorbereitet sein, wenn er es riskiert, öffentlich vorgeführt zu werden. Vielleicht gäbe es eine Schlägerei oder, solch einem Charakter zuzutrauen, er ist ein Verbrecher, zückt ein Messer und veranstaltet ein Blutbad. Möglicherweise übt er gar Rache gegen sie selbst aus, entweder an Ort und Stelle oder dass er ihr auflauert. Schließlich führten diese Gedanken dazu, dass sie gehemmt und wie erstarrt dort sitzen blieb und sich befummeln ließ, nicht in der Lage, irgend etwas zu tun oder zu sagen, nicht mal mehr am Tischgespräch ihrer Freunde teil zu nehmen.
Nach einer Weile, er hatte seine Hand schon von hinten in ihre Hose eingeführt, sprach er sie an: „Eine tolle Kneipe hier“, sagte er und da sie nickte, fügte er hinzu, „ja der Ort kann stolz auf eine solche Kneipe sein“ und sie entgegnete schematisch, was sie auf solche Sätze immer antwortete, „ja man wüsste sonst gar nicht, wo man hingehen sollte“: Sie sah ihn dabei nicht an, als sie das sagte, denn sie spürte, dass er vor Erregung schon schwerer atmete und Probleme hatte, in gleichbleibendem Ton zu reden. Ferner fühlte sie, wie er sie mit seinen Blicken fixierte. Dann schob er seine Hand hemmungslos und mit der nötigen Kraft dorthin, wo sie es am meisten befürchtete. Sie musste jetzt was unternehmen, das ging zu weit, außerdem hatte sie nun Empfindungen, die seelisch wie körperlich das Maß der Erträglichkeit überschritten. Doch als er fragte – und sie dabei auf dreisteste Weise ansah und einen Finger einführte, einen weiteren am Kitzler platzierte – „Ist doch toll hier?“, konnte sie nur schlucken. Jetzt hatte sie keine Wahl mehr, sie musste es jetzt tun, Peinlichkeit hin oder her. Und wenn sie rot anlaufen würde wie ein Farbeimer, sobald sie den anderen das Vorgefallene zu erklären hätte.
Doch dazu kam es nicht. Denn plötzlich war sie aus einem anderen Grunde gehandicapt: Sie benötigte alle Konzentration, um die sie plötzlich lawinenartig überfallende Lust zu kontrollieren, die sich trotz Aufbringung aller Widerstandskräfte nicht mehr aufhalten ließ und die es nun wenigstens vor den anderen zu verbergen galt. Sie glaubte sich zu kennen, doch derartiges kannte sie von sich nicht und hätte es auch im Traum nicht erwartet. Doch nun war es passiert und es war für sie nur noch luststeigernd, als sie sah, wie er mit seiner rechten Hand sein Glied durch den Schlitz empor holte und sich in seine Hand ergoss.
Während die Lust ihren Körper vibrieren ließ war sie mit ihren Gedanken dabei, sich eine Beziehung mit diesem Menschen auszumalen und sprach zu sich selbst, „na gut, dann lasse ich mich eben ein zweites Mal auf einen Grabscher ein, vielleicht sind ja nicht alle gleich“ und während sie dieses noch dachte geschah das Ungeheuerliche: Er nahm seine Hand, auf der sich das Sperma zu einem kleinen See zusammenfand, griff ein paar Erdnüsse dazu und drückte die Mischung in ihren Mund und rieb sich die Finger an ihrer Zunge und ihren Lippen sauber. Die, die es sahen, schauten erstaunt und begannen zu lachen, als sie bemerkten, dass sie es sich gefallen ließ. Sie hasste zwar den Geschmack des Spermas und kämpfte mit Brechreiz, doch wollte sie in dieser Situation um keinen Preis der Welt weiteres Aufsehen erregen und schluckte; glaubten doch alle, es handelte sich ausschließlich um Peanuts.
Als die anderen längst wieder in ihren Gesprächen vertieft waren und sie hilflos und sich elend fühlend am Tische saß, nicht wusste, was sie nun tun sollte und irgendwie noch erwartete, dass man jetzt gegenseitig die Telefonnummern austauschte, zog er sein linkes Hosenbein hoch und stieß sie an, damit sie hinsehe. Dann stand er auf, ohne ein Wort, ohne Verabschiedung und ohne zu zahlen und verließ die Kneipe unbemerkt, lediglich sie sah ihm nach. Einen Moment starrte sie noch auf die Tür, durch die er gegangen war. Dann brach sie in Tränen aus. Denn was sie sah, war so schrecklich, dass sie nicht mehr inne halten konnte. Für sie gab es keinen Zweifel: Sie hatte es mit einem Infizierten zu tun und war es selbst nun auch.