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- 09.12.2003
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Andere Welten
Andere Welten
Fahles Mondlicht spiegelt sich in deinem bleichen Angesicht. Die schwarze Kleidung lässt dich eins werden mit der Nacht. Über uns funkeln die Sterne, doch sind sie belanglos gegen das Leuchten deiner Augen. Deine Schönheit zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Die Dunkelheit umgibt uns wie eine schützende Hülle. Ich nehme die Stille der Nacht in mir auf, während wir schweigend an alten, vergessenen Grabsteinen vorüberziehen. Tag für Tag sehne ich mich nach dieser Ruhe. Ich sehe deinen warmen Atem in der Kälte der Nacht - es ist der Hauch der dir Leben schenkt. Langsam versinke ich in diese düstere Atmosphäre. Es fällt mir schwer die Schönheit dieses Augenblicks in Worte zu kleiden.
Während wir uns nahezu lautlos auf den weichen Boden legen, höre ich die wunderschönen, melancholischen Klänge der Nacht, die die Grausamkeit des Tages völlig auslischt. Überwältigt von einem Gefühl, welches Euphorie gleich ist, blicke ich auf 'gen Firmament, dessen unendliche Weite mich zu verzaubern scheint. Deine Nähe spendet mir Kraft, lässt mich meinen Schmerz für kurze Zeit vergessen.
Jäh wird diese Ruhe unterbrochen...durch dich. Ich spüre wie deine Nervosität zu wachsen beginnt. Dein Körper beginnt vor Spannung förmlich zu beben. Dein erwartungsvoller Blick streift mein Gesicht und ich weiß was nun folgt...
Ich habe es oft genug erlebt. Eine Welle der Enttäuschung und des Schmerzes überflutet mich, als ich das Glänzen deiner Augen wahrnehme. Ich wende mich ab... löse mich von diesem Anblick. Vorsichtig, nahezu liebevoll greifst du nach den Pillen, die die Verdammnis unserer Liebe besiegeln. Flehend blicke ich dich an, doch überwiegt deine Freude auf ein paar Stunden scheinbaren Glücks. Die Klauen der Sucht entreißen dich mir, lassen meine Liebe nebensächlich erscheinen. Es ist zu spät... du hast sie schon geschluckt. Plötzlich wird mir die Kälte bewusst, die uns umgibt. Ich wage es kaum zu atmen. Kurze Zeit später schaue ich dich an, doch du weichst meinem Blick aus und schließt deine Augen. Warum willst du es noch vor mir verbergen? Und du hieltest es auch gar nicht aus, die neue Welt nicht auch mit Augen wahrzunehmen... Irreales aufzusuchen. Dein Blick schlägt auf. Wieder tasten deine Augen zitternd die Umgebung ab, es macht mir Angst. Ich wollte dir sagen, dass du damit aufhören sollst. Doch ich wusste genau das es nicht möglich war. Du bist in einer anderen Welt, eine Welt ohne Schmerz, ohne Sorgen.. Eine Welt, in der deine Seele Vollkommenheit erreicht, wie du so oft sagtest.
Tränen rinnen über meine Wangen. Sie verkünden meinen Schmerz, doch siehst du sie nicht. Du bist mir so fern. Dein Augen bewegen sich im Wahn des Rausches von einer Seite zur anderen. Unlogische Sätze formen sich aus deinem trockenem Mund. Ich kann deinen wirren Gedankengängen nicht mehr folgen. Siehst du die Mauer zwischen uns? Du hast diese Mauer erbaut... Eine Mauer so unüberwindbar wie der Tod. In diesem Augenblick habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass du aus deiner Welt in meine Arme fliehen kannst. Du willst es nicht. Du willst nur die Droge, die du so liebst. Aber was ist mir mir?
Schmerzhaft nehme ich deine unkontrollierten Bewegungen wahr. Pure Verzweiflung überkommt mich, während ich langsam deinen verschwitzten Körper hin und her wiege. Und nur der Mond ist Zeuge dieser Szenerie und scheint uns auszulachen.
Stunden später, beim Abklingen deines Rausches, fühle ich diese Leere, Einsamkeit in mir. Du hältst mich, doch friere ich in deiner Umarmung. Ich blicke in dein Antlitz, in denen die Folgen deiner Reisen zu erkennen sind. Dein Gesicht wirkt eingefallen, dunkle Schatten umrunden deine übermüdeten Augen. Kraftlos trenne ich mich von diesem Anblick. Zu oft schon sah ich es. Dein körperlicher Verfall schreitet voran.. und auch dein geistiger.. Du scheinst den Halt zur Wirklichkeit verloren zu haben.
Tage nach diesem Akt besuchst du mich. Du willst die Reise nun gemeinsam mit mir antreten, doch ich weigere mich, dir zu folgen. Ich sehe den Schmerz in deinen Augen und spüre, dass etwas in mir zerbrochen ist. Wortlos gibst du mir einen zarten Kuss auf die Wange. Eine Umarmung, so innig, als wäre es die letzte. Mit traurigem Blick gehst du davon und ich bin nicht in der Lage dich daran zu hindern. Schweigend blicke ich dir nach, bis die Dunkelheit dich verschluckt. Und wieder spüre ich diese Leere in mir.
Monate sind vergangen und nun sitze ich, allein, auf einem Grab. Liebevoll fahre ich mit meinen Fingern die Inschrift auf dem kalten Marmor nach. Es ist dein Name, den ich dort spüre.
Obwohl ich nicht dabei war, glaube ich deinen Tod zu sehen. Ich sehe, wie du im Wahn eines erneuten Rausches nach einem Dolch greifst, ihn langsam zu deinem Arm führst. Ich spüre den Schmerz, als die kalte Klinge in dein zartes Fleisch eindringt und deinen Blutkreislauf zerschneidet. Unter Schmerzen hörst du auf zu existieren. Der Todesengel küsst dich.. Es ist vorbei.
Schweigend liege ich auf deinem Grab und schaue auf zum Firmament. Eine einzelne Träne läuft über meine Wange. Meine Seele schaut gebrochen aus meinen Augen.
Eines Tages werde ich dir in die Ewigkeit folgen. Gib mir Zeit...
Bin neu.. würd mich über Antworten dazu freuen..