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An der Grenze

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04.11.2002
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An der Grenze

Die Krankenhauslampen zogen über ihr vorbei und blendeten sie. Doch es waren nicht die grellen Lampen, die sich bewegten, sondern sie, oder genauer das Krankenhausbett auf dem Jenny lag. Sie war nervös und hatte Angst. Nur ein Routineeingriff hatten die Ärzte gesagt. Aber sie fürchtete sich trotzdem. Was, wenn doch etwas schief geht? Jenny hatte schon immer Angst vor dem Tod gehabt. Als sie sechs Jahre alt war starb ihre Großmutter. Sie hatte ihre Oma sehr geliebt und lange nicht verstanden, dass ihre Oma nie wieder kommt. Es war ein sehr plötzlicher Tod gewesen. Ein Herzinfarkt. Und ihre Oma war doch noch so fit gewesen. Sie hatte sich nicht mal von ihr verabschieden können. Das hatte ihr damals sehr zu schaffen gemacht. Und obwohl das jetzt schon 13 Jahre her war hatte sie trotzdem noch furchtbare Angst zu sterben. Es konnte so vieles passieren, ein Autounfall, Flugzeugabsturz, Krankheit. Und nun wurde zu dieser OP geschoben.
Jenny konnte nur hoffen, dass alles gut geht. Der Arzt und einige andere Leute, die sie nicht kannte standen schon im OP-Saal bereit. Sie trugen grüne Kittel, Mundschutz, und Handschuhe. Jennys Herz klopfte vor Aufregung. Nun wurde sie auf den OP-Tisch in der Mitte des Raumes gelegt und jemand piekste ihr eine Kanüle in die Hand. Es war eine Frau, das hörte Jenny an der Stimme. Sie redete beruhigend auf sie ein und sagte was von zählen. Jenny fing im Kopf an zu zählen, doch sie kam nicht sehr weit. Alles drehte sich und es fiel ihr immer schwerer die Augen offen zu halten. Schließlich wirkte die Narkose und sie schlief ein. Sie driftete ab in eine tiefe Schwärze, nach einer Zeit, die ihr sehr kurz vor kam fühlte sie plötzlich wie sie sich von ihrem Körper löste.
Sie war verwirrt, dachte sie würde das träumen, doch dann schwebte sie einige Meter über ihrem Körper im Raum. Sie konnte ihren Körper sehen, wie er regungslos da lag, wie tot. Der Arzt gab den Anderen irgendwelche Befehle und die Anderen gaben ununterbrochen Dinge wie Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung durch. Ein Monitor zeigte eine durchgehende, grüne Linie. Jenny wurde sich langsam bewusst was hier passierte. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte sah sie einen kleinen, hellen Lichtpunkt neben sich. Sie schaute hindurch und er wurde größer, so dass sie hinein konnte. Sie bewegte sich nun einen Tunnel entlang.
Am Ende standen zu ihrer Überraschung ihre Großmutter und 2 Personen, die ihr fremd waren. Ihre Großmutter wirkte ungewöhnlich jung. Viel jünger als sie sie in Erinnerung hatte. Aber es tat irgendwie gut sie zu sehen. Jenny näherte sich ihr, um sicher zu gehen, dass es wirklich ihre Oma war die sie da sah. Sie konnte das alles nicht glauben, doch irgendwas sagte ihr, dass dies alles real war. Sie versuchte zu erkennen, was hinter den drei war, doch sie versperrten ihr die Sicht. Die Personen kommunizierten mit ihr. Aber ihre Lippen bewegten sich nicht, es war eher als könne Jenny hören, was diese Drei dachten. Auch die anderen beiden Personen machten einen ungewöhnlich jungen und gesunden Eindruck. Es war, als wären sie von Licht umgeben, wenn nicht sogar aus Licht bestehend. Jennys Großmutter übermittelte ihr, dass sie keine Angst haben brauche und ihre Zeit noch nicht gekommen wäre. Alles schien irgendwie friedlich und gar nicht furcheinflößend. Ihre Oma begab sich zusammen mit ihr zurück an das andere Ende des Tunnels. Nun waren sie beide wieder im OP-Saal. Jennys Oma machte ihr klar, dass sie wieder zurück in den Körper müsse. Aber Jenny wollte nicht. Ihr Körper lag so leblos da. Ihre Oma beruhigte sie und sagte, dass es wäre, als würde sie in einen Pool springen und so sprang Jenny.
Der Monitor piepste und es zeichneten sich wieder Herzschläge darauf ab. Die Leute im OP atmeten erleichtert auf. Inzwischen operierten sie schon zweieinhalb Stunden. Der Rest der Operation verlief ohne weitere Komplikationen und nach fast vier Stunden wachte Jenny aus der Narkose auf. Sie wusste was geschehen war, niemand hatte ihr von dem Vorfall erzählt, aber sie wusste es einfach. Sie wusste auch, dass sie, wenn die Zeit reif war, ihre Großmutter wiedersehen würde so wie sich alle irgendwann wiedersehen. Von nun an hatte Jenny keine Angst mehr vor dem Tod.

 

Servus little alien!

So suchen wir alle eine Möglichkeit mit dem Sterben Freundschaft zu schließen und es doch mit respektvollem Abstand zu achten.
Dieses Mädchen fand ihr Loslassen vor der Angst im oft zitierten Aufsteigen der Seele aus dem Körper, wenn der Mensch seine an sich irdische Existenz beendet, das ebenso bekannte Tunnelerleben und dann die Rückkehr in den Leib. Plausibel dargestellt.

Lieben Gruß - schnee.eule

 

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