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Amor schoss im falschen Moment

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09.12.2015
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Amor schoss im falschen Moment

Amor schoss im falschen Moment, denke ich stets, wenn ich sie mit ihm zusammen sehe, wie jetzt, als wir in Richtung des Kinos schlendern und sie Hand in Hand neben mir herlaufen. Er wollte uns miteinander verkuppeln, aber er traf sie mit seinem Pfeil, als sie gerade nicht mich, sondern meinen besten Freund ansah. Denn, ich bin mir sicher, sie ist für mich bestimmt. Amor, du verdammter Amateur!
Und nun stehe ich in der Kinoschlange, als überflüssiger Part im Bunde, und fixiere Kinoposter in der Ecke, um die beiden vor mir nicht betrachten zu müssen. Es ist ein drückend heißer Tag, eigentlich sollte man jetzt am See sitzen, statt einen Film zu schauen. Im Grunde sind Maria genannt Mary und Rudi ja ein schönes Paar; allein wie sie jetzt miteinander scherzen, ganz in ihre eigene Welt versunken, ohne auf die unzähligen Menschen im Raum zu achten. Mir bleibt die Luft weg, ich hoffe im Kinosaal gibt es eine Kühlung.
Endlich bin ich an der Reihe. Eine junge Frau mit tiefem Ausschnitt wartet auf eine Aussage von mir. »Einmal Kino zwei bitte … Ja, ich gehöre zu den beiden.«
Rudi holt Popcorn für Mary, während sie und ich schon zum Saal gehen; ich habe Lust auf ein Bier, aber mein Geld reichte gerade so für die Karte.
Marys betörendes Parfum steigt mir in die Nase, diesen Duft, den ich mein Leben lang mit ihr in Zusammenhang bringen werde. Sie schenkt mir einen ihrer schüchtern liebevollen Blicke, für die ich sterben würde.
Wir setzen uns, zufrieden, dass wir einen der hinteren Plätze ergattern konnten; ich habe den Eckplatz. Unsere Arme berühren sich unwillkürlich, als wir sie gleichzeitig auf die Lehne legen. Sie zieht rasch den ihren zurück, als sei ich ein Zitteraal.
»Heiß heute, oder?«, sagt Mary. »Und voll ist es hier.«
»Ja.« Ich stimme eigentlich allem zu, was sie je von sich gab.
Da kommt Rudi zurück. Er reicht ihr eine große Tüte Popcorn und setzt sich zu ihrer Linken hin. Mary sitzt zwischen uns.
Und schon geht das Licht im Saal aus und die Trailer im fast gefüllten Kino beginnen. Trotz der ohrenbetäubenden Geräusche der Boxen und der riesigen Leinwand vor mir kann ich mich nicht darauf konzentrieren.
In einem unbedachten Moment atme ich wieder Marys Parfum ein, und schrecklich aber wahr, nun scheinen meine Nase und mein Penis untrennbar miteinander verbunden, denn ich bekomme schlagartig eine Erektion.
Warum konnte ich nicht nein sagen, als Rudi mich gestern Abend beim Playstation spielen fragte? Wieso nur muss ich mich immer geradezu selbst kasteien, das ist doch masochistisch.
Gerne hätte ich mir jetzt einen Endzeit-Zombie-Streifen angesehen, aber stattdessen beginnt gleich ein vor Schmalz triefender Liebesfilm. Mary hat sich die Verfilmung dieses Cecelia-Ahern-Bestsellers gewünscht – »P.S. Ich liebe dich«.
Der Film beginnt. Mein Freund grinst mich an mit seinem hundetreuen Blick und ich grinse zurück. Bruder vor Luder, heißt es, aber ich bin mir sicher, ich würde Rudi vor einen LKW stossen, wenn ich dafür mit Mary zusammen sein könnte.
Auch Mary lächelt mir nun für den Hauch eines Augenblicks zu, und der reichte schon immer, um mich hoffnungslos ins Schwärmen zu versetzen.
Ich muss daran denken, wie ich das erste Mal auf sie aufmerksam wurde – noch lange vor Rudi. Es war in Musik, wir hatten eine Gruppenarbeit, wo wir ein eigenes Lied komponieren sollten. Ich verliebte mich in ihre Stimme und die Art, wie sie immer in den falschen Momenten den Triangel schlug.
Ich will mich jetzt endlich auf den Film konzentrieren. Mit Abneigung gehe ich in ihn hinein, denn Liebesfilme rufen für gewöhnlich Würgestimmung in mir hervor.
Ich stelle nach und nach fest, dass der Film keine Würgestimmung in mir hervorruft, sondern mich sogar berührt. Ich ärgere mich darüber, aber ich kann nichts dagegen tun. Die Frau bekommt all die Nachrichten ihres verstorbenen Mannes … mir steigen Tränen in die Augen. Ich versuche sie zurückzuhalten, furchtbar peinlich wäre es vor den beiden zu weinen. Ich reibe mir mit der Hand über die Augen, die jetzt feucht ist. Hoffentlich schauen Rudi und Mary nicht zu mir her.
Der Film schreitet voran, ich freue mich, dass mehr als die Hälfte geschafft ist.
Rudi erhebt sich, um auf die Toilette zu gehen. Er sieht mich eine Sekunde lang mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann geht er an Marys und meinen Beinen vorbei und geradeaus den Gang entlang.
Jetzt blickt auch Mary zu mir herüber. Plötzlich nimmt sie meine Hand. Ihre fühlt sich zart und gut an.
Als Rudi zurückkommt, lässt sie sie ruckartig los.
Der Film nähert sich seinem Höhepunkt.
Ich kann nicht anders, als das Händchenhalten mit Mary auf die Goldwaage zu legen, auch wenn es vielleicht nichts zu bedeuten hat. Ich lebe für ihre Zuneigung.
Rudi und ich greifen gleichzeitig in Marys Popcorntüte,
(brüderlich)
wenn es nur ginge Mary brüderlich zu teilen.
Meine Erektion ist verschwunden, ohne dass ich bemerkt habe, wann das geschehen ist.
Der Film geht zu Ende.
Wir laufen zurück zum Parkplatz, wo wir von Marys Mutter abgeholt werden. Rudi wendet mir, Arm in Arm mit Mary, den Kopf zu und fragt mich zum x-ten Mal: »Du kommst doch morgen zu Hauke, oder? Es kommt fast die ganze Klasse.«
Hauke feiert Geburtstag und will zelten. Mary wirft mir einen aufmerksamen Blick zu. »Ich muss für Deutsch lernen. Noch eine fünf und dann heißt es: Jahr wiederholen.«
»Wir können Sonntag zusammen lernen, wenn du willst«, schlägt Mary vor.
Ich nicke dankbar.
»Und sonst lass ich dich abschreiben. Die Meyer-Klages merkt doch eh nichts«, fügt Rudi hinzu.
Abschreiben bei einem Aufsatz? »Ja, na gut,« sage ich, auch wenn ich mir vorkomme, als werde ich von allen nur herumgeschubst, ohne die geringste Selbstbestimmung über mein eigenes Leben.
Draußen hat es sich deutlich abgekühlt. Ich genieße den Wind, während ich hinter Rudi und Mary gehe, die ihre Finger nicht voneinander lassen können.
Ach Amor.

Ich erwache auf hartem Boden in einem Schlafsack, weil mich jemand nur so durchrüttelt.
»Was ist denn?« Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und öffne die Augen.
Rudi hockt über mir, blendet mich mit einer Taschenlampe und betrachtet mich mit seinen luchsartigen Gesichtszügen. »Aufstehen. Nachwanderung«, sagt er in gespenstischem Tonfall, während er sich mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtet und eine fiese Grimasse zieht.
Ich stöhne und greife mir an den Kopf. Das waren definitiv zu viele Bier und Korn für einen in Alkoholkonsum noch ungeübten Fünfzehnjährigen. Die habe ich mir hauptsächlich mit Jonas und Hauke gegönnt, bewusst Abstand haltend zu Rudi, mit dem ich die letzte Zeit immer schlechter zurechtkomme; manchmal geht mir jedes seiner Worte, jede seiner Bewegungen auf die Nerven. »Wie spät is´ es?«
»Drei Uhr. Komm jetzt. Die andern warten schon.«
Als wir aus dem Zelt steigen, sehen wir unsere Mitschüler im riesigen Garten Haukes, eine Gruppe betrunkener, hormongesteuerter Jugendlicher. Manche der Mädels sitzen halb schlafend im Schneidersitz da und eines unserer Klassenpärchen knutscht mit viel Zungeneinsatz auf einer Holzbank herum. Hauke und Jonas, die voller als voll sind, brüllen sich an und rangeln auf dem Rasen. Mary steht zwischen Swantje und Kim und hat ihren Blick mit verschränkten Armen auf uns gerichtet. Sie trinkt keinen Alkohol, sie ist gegen alles, was ungesund ist.
»Wollen wir jetzt los, oder was?«, fragt Hauke, der seine Eltern zu seiner Tante verbannt hat, um ausgelassen feiern zu können.
Wir gehen los in Richtung Wald, welcher fast unmittelbar an Haukes Siedlung angrenzt.
Ich schaue nach oben, um den Mond zu suchen.
»Es ist Neumond«, sagt Mary, die plötzlich neben mir auftaucht.
»Na, wenn du´s sagst«, entgegne ich frech und nicht ohne Charme, wie ich hoffe.
Trotz der späten Stunde kann man bedenkenlos in T-Shirt und kurzer Hose unterwegs sein. Obwohl die Straßenlaternen an sind, haben ein paar schon ihre Taschenlampen angemacht. Ich schaue auf mich herab und zähle meine Mückenstiche an Armen und Beinen.
Ich denke darüber nach, dass Mary und Rudi heute die Nähe gemieden und kein Wort miteinander gewechselt haben, spüre Freude in mir aufsteigen und dann ein Gewicht auf der Schulter – Mary hat ihren Kopf darauf gelegt. Sie hebt ihn wieder hoch und wir sehen uns im gedimmten Licht der Taschenlampen tief in die Augen.
Nach einer Weile erreichen wir den düsteren Wald, den ein Bach in Schlangenlinien durchquert, und an einigen Stellen muss man stark aufpassen, um nicht den tiefen Hang hinab ins Wasser zu fallen. Die Träger der Taschenlampen, darunter Rudi, gehen vor und leuchten uns den Weg. Hauke läuft an der Spitze, er scheint sich auszukennen und einen Plan zu haben, wo es hingehen soll. Ich höre auf den Ruf einer Eule und das Zirpen der Grillen, atme den Geruch von Moder, Holz und Erde ein. Es ängstigt und reizt mich zugleich, mir vorzustellen, was jetzt alles passieren könnte, wohinter etwas lauern könnte. Aber Mary und ich laufen jetzt mit einigen Unterbrechungen Hand in Hand und es ist uns egal, ob das jemand um uns herum bemerkt, mir jedenfalls. Jedes Mal wenn sie meine aufs Neue nimmt, genau der Augenblick wenn sich unsere Hände berühren – das lässt mich an ein gutes, freundliches Leben glauben, daran dass es so etwas wie Glück auch für mich geben kann.
Bianca neben uns hat es vielleicht bemerkt. Jedenfalls schaut sie mehrfach in unsere Richtung.
Zum wiederholten Mal verlassen wir den Weg und zwängen uns durch unzählige Bäume außerhalb des Pfades.
»Bist du auch sicher, dass wir hier richtig gehen?«, ruft Swantje mit zitternder Stimme an Hauke gerichtet.
»Ja, na klar«, kommt es von vorne selbstsicher zurück. Marcel neben Swantje schneidet ein neues Thema an, redet über die globale Erwärmung, um sie abzulenken. Sicher haben auch die Jungs Angst in dieser fremden, nächtlichen Umgebung, aber sie lassen es sich nicht anmerken, um den starken Mann vor den Mädchen zu markieren, mich eingeschlossen.
»Meine Beine tun weh«, flüstert Mary mir zu. Seit einer Weile halten wir nicht mehr Händchen.
»Soll ich dich tragen?«, gebe ich genauso leise zurück.
Ein Kopf dreht sich um, darin ein skeptisches Gesicht, das Rudi gehört. Ich halte seinem Blick stand, eins, zwei, drei, zähle ich in Gedanken ab, und zu meiner Erleichterung wendet er sich wieder nach vorne hin ab.
Endlich bleibt die Vorhut stehen. »Du spinnst«, höre ich Jonas sagen. Wir und auch diejenigen hinter uns schließen an, um alle der Mutprobe gewahr zu werden, die sich Hauke für uns ausgedacht hat. Der Bach fließt an dieser Stelle vor unseren Augen waagerecht dahin, senkrecht darüber ein zehn Meter langer und einen Meter schmaler Baumstamm, der als Brücke dient, und dort sollen wir rübergehen. Ich richte den Blick nach unten in die nicht unbeträchtliche Tiefe.
Bevor Hauke seine Überraschung vorstellen kann, geht Rudi ohne etwas zu sagen darauf zu, steigt auf den Baumstamm und rennt fast wie ein Lebensmüder darüber. Er kommt stampfend auf der nächsten Seite auf und wendet sich um. Ich höre meinen Namen, wie Rudi ihn rau ausspricht. »Los, du bist dran. Oder traust du dich nicht?«
Wut steigt in mir auf, alles was mich die letzten Monate und Jahre an Rudi gestört hat, wie er mich manchmal nicht wirklich ernst nahm und eher an sich als an alle anderen dachte.
»Was ist nun denn los? Kindergarten?«, fragt Bianca.
Mir egal. Ich habe keine Lust mehr darauf ein passives Objekt zu sein, das jeder nur herumstößt. Jetzt reicht es mir.
Ich springe auf den Stamm und balanciere langsam mit zu beiden Seiten hin ausgestreckten Armen auf ihm. Als ich den Bach hinabschaue, verliere ich kurz die Fassung und denke es ist vorbei, doch ich kann mithilfe meiner Arme das Gleichgewicht wiederfinden. Ich mache drei große Schritte und bin kurz davor leichtfüßig auf die andere Seite zu Rudi zu treten. Plötzlich fallen von oben erste Regentropfen herab, sodass ich reflexartig nach oben schaue, und schon bemerke ich wie ich mit dem einen übers andere Bein stolpere, für einen Augenblick nach vorne gebeugt in der Luft schwebe (ich höre noch einen Schrei von hinten) und dann macht es Knall, da ich mit dem Kopf auf dem Baumstamm aufschlage.

Ich bin im Himmel und trage ein langes weißes Nachthemd, bahne mir fliegend meinen Weg durch Unmengen von weißen Wolken. Lala Lala Lalalalala ertönt es aus der Ferne – ein fröhlicher, kindlicher Gesang. Ich folge ihm, höre ihn immer lauter werden. Lala Lala Lalalalala. Da schwebt ein Junge mit grauen Locken und breiten Flügeln auf dem Rücken vor mir, der so etwas wie eine Windel trägt. In der Hand hält er Pfeil und Bogen, und jetzt spannt er den Bogen, darin der Pfeil, und schließt ein Auge um mich anzuvisieren. Ich runzle die Stirn. Amor?, frage ich. Er hält inne, schüttelt resignierend den Kopf. Nachdem er Pfeil und Bogen wieder herunternimmt, fliegt er mir entgegen, schwebt unmittelbar vor mir und macht ein kindlich wütendes Gesicht. In den blauen Augen blitzt es furchterregend auf und er verpasst mir eine Kopfnuss, mit seinem mächtigen Dickschädel.
Ich höre noch vernebelt die Worte:
Kümmere dich selbst um deinen Scheiß mit der Liebe!

Wenn man aufwacht und das strahlende Gesicht der Mitschülerin sieht, nach der man sich so lange sehnt, dann ist das sehr schön. Mary sitzt neben mir.
»Na, Schlafmütze. Wie geht es dir?«
»Mein Schädel brummt«, nuschele ich und richte mich im Bett auf.
»Kein Wunder. Du bist volles Karacho mit dem Kopf auf dem Baumstamm aufgeprallt.«
»Oh.« Ich erinnere mich undeutlich in Form von kurzen, abgehackten Bildausschnitten. Ich blicke im Krankenhauszimmer umher, greife mir an den Kopf und betaste den Verband.
»Und dann bist du ins Wasser gefallen. Hauke ist reingesprungen und hat dich wieder rausgeholt. Ihr ward klitschnass. Wir haben den Krankenwagen gerufen, du hast aus der Stirn geblutet wie nichts Gutes. Hauke hat richtig Ärger von seinen Eltern gekriegt. Der kriegt wohl erst wieder sturmfrei, wenn er ausgezogen ist.«
Ich muss grinsen, doch es vergeht mir rasch und weicht einem bitteren Ausdruck, weil ich an Rudi denken muss.
Als könne Mary Gedanken lesen, sagt sie: »Rudi hat die ganze Zeit nur daneben gestanden und nichts mehr gesagt. Ist ja klar, der ist schließlich an allem schuld mit seiner kindischen Herausforderung an dich.«
Mary nimmt meine Hand – immer dieses Händchenhalten, sie weiß, dass ich dem nicht widerstehen kann, kommt es mir in den Sinn – und flüstert: »Mit mir und Rudi ist es aus. Ich habe gleich danach mit ihm Schluss gemacht. Er ist nicht wie du.«
»Triangelmädchen«, murmele ich wehmütig, und bevor sie fragen kann, was ich damit meine, entreiße ich ihr meine Hand.
»Es tut mir leid. Ich habe mir das hier immer gewünscht. So sehr. Aber ich muss da mit Rudi wieder was gradebiegen. Er ist mein bester Freund, und in der letzten Zeit habe ich ihm bei vielem Unrecht getan, was auch mit dir zusammen hing, aber egal, es geht einfach nicht, also zwischen uns.«
Mary nickt, schaut traurig drein. Sekunden später schlägt die Tür zu und sie ist verschwunden.
Eine Weile sitze ich so da und denke über alles nach, während reumütiger Schmerz und das Gefühl, das richtige getan zu haben, einander abwechseln. Ich seufze.
Es klopft an der Tür. Sie öffnet sich leicht und meine Mutter und mein Vater stecken den Kopf herein und lächeln, als sie sehen, dass ich wach bin. Ich kann meine Enttäuschung nicht verbergen, da ich Rudi zu sehen hoffte, um alles zu klären.
»Wie lange liege ich eigentlich schon hier?«, frage ich meine Eltern in unbeschwertem Ton. Schließlich sollen sie wissen, dass so eine Nachtwanderung mich nicht unterkriegen kann.

 
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Hej Chico1989,

eine Geschichte über eine Ménage à trois werde ich mit Sicherheit auch schreiben! Deine Charaktere machen Lust darauf. Die Story ist federleicht geschrieben. Mir ist warm, sehe die süße Mary, den guten Freund Rudi (wer ist Andi?) und gehe mit ihnen ins Kino, esse Popcorn und verstehe sie, wenn sie seine Hand nimmt.

Ich verliebte mich in ihre Stimme und die Art wie sie immer in den falschen Momenten die Triangel schlug.

Reizend.

Mary sitzt zwischen uns – wie passend.

Ich bräuchte den Zusatz nicht.

So cutie.

(Ach, der Titel ist für meinen Geschmack zu treffend. ;) )

Freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo Chico1989

Er wollte uns miteinander verkuppeln, aber im falschen Moment traf er sie mit seinem Pfeil, als sie gerade nicht mich, sondern meinen besten Freund ansah.

Streichen. Du beschreibst ja den Moment als den falschen, zudem hast du „im falschen Moment“ bereits oben geschrieben.

Ach Amor, du verdammter Amateur!
Amor schoss im falschen Moment …

Ich würde das „Ach“ weglassen, ebenso die erneute Wiederholung des „im falschen Moment“. Der Leser hat’s bestimmt schon kapiert. :)

und fixiere irgendwelche Kinoposter in der Ecke, nur um die beiden vor mir nicht betrachten zu müssen.

Ein unnötiges Füllwort, das mich fast immer stört.

Eine junge Frau mit Ausschnitt bis gefühlt zum Bauchnabel wartet auf eine Aussage von mir.

Es ist schwierig zu erklären, weshalb, aber dieses „gefühlt“ finde ich wirklich scheusslich, vor allem im Zusammenhang von Zeitangaben („Es dauerte gefühlte drei Stunden“). Aber auch hier stört es mich. Der Ausdruck gehört zu einem – wie ich finde – aufgesetzt wirkenden ironisch-saloppen Erzählton. Ähnlich folgende Passagen:

Da kommt der verliebte Gockel alias Rudi zurück

Apropos Kasteiung und Masochismus, wir schauen einen supergruseligen Endzeit-Zombie-Streifen … hätte ich jetzt gerne gesagt

denn Liebesfilme rufen für gewöhnlich Brechreiz in mir hervor, wegen der Glücksbärchi-Alle-haben-sich-lieb-Symptomatik an den Enden.

Ja, ist vielleicht nur eine persönliche Idiosynkrasie, aber mich nerven ironisch-pubertäre Erzähler einfach. Bei dieser Geschichte hat es beinahe dazu geführt, dass ich gut finde, dass er Mary nicht kriegt. Ich weiss nicht, ob das dein Ziel war.

Sie zieht rasch ihren zurück, als sei ich ein stromgefüllter Zitteraal.

"Stromgefüllt" gefällt mir nicht so, ist ja keine Flüssigkeit. Vielleicht kann man das auch einfach weglassen, weiss ja jeder, dass Zitteraale elektrisch geladen sind.

»Ja.« Ich stimme beidem zu, eigentlich allem [K] was sie je von sich gab.

Trotz der ohrenbetäubenden Boxen und der riesigen Leinwand vor mir kann ich mich nicht darauf konzentrieren.

Nur das, was aus den Boxen kommt, kann ohrenbetäubend sein.

Schnell aber betont unauffällig halte ich die Hand vor mein Geschlechtsteil.

Wie geht das? Ich kriege da kein Bild.

Bruder vor Luder, heißt es ja so schön, aber ich bin mir sicher, ich würde Rudi vor einen LKW schmeißen, wenn ich daraufhin mit Mary zusammen sein könnte.

Gefällt mir, ausser das Fettmarkierte. Vielleicht könnte man das etwas trockener gestalten: „Bruder vor Luder, heisst es. Okay. Ich würde Rudi vor einen LKW stossen, wenn ich dafür mit Mary zusammen sein könnte.“

Ich verliebte mich in ihre Stimme und die Art [K] wie sie immer in den falschen Momenten die Triangel schlug.

Finde ich sehr schön. Aber: Hat sie mehrere Triangel, die sie zu mehreren Zeitpunkten schlägt? „Wie sie immer im falschen Moment den Triangel schlug.“

Ich stelle fest, dass der Film keinesfalls in mir Würgestimmung hervorruft, sondern mich sogar berührt. Ich ärgere mich darüber, aber kann nichts dagegen tun. Die Frau bekommt all die Nachrichten ihres verstorbenen Mannes … puh … mir steigen Tränen in die Augen. Ich versuche sie zurückzuhalten, furchtbar peinlich wäre es vor den beiden zu weinen. Ich reibe mir mit der Hand über die Augen, die jetzt nass ist. Hoffentlich schauen Rudi und Mary nicht zu mir her.

Finde ich ebenfalls gut. Hier zeigt der Erzähler (vermeintliche) Schwächen, da nehme ich ihn glatt wieder ernst.

Jetzt blickt auch Mary zu mir herüber. Plötzlich nimmt sie meine Hand. Ihre Hand fühlt sich gut an, weich und trostspendend.
Als Rudi zurückkommt, lässt sie sie ruckartig los.

So. Bisher war vor allem Setting und Einführung des Protagonisten im Verhältnis zu Mary. Dieses Setting ist den meisten Lesern wohl aus eigener Erfahrung vertraut. Aber jetzt passiert was. Mary nimmt seine Hand. Gut. Ich würde das „trostspendend“ weglassen, das soll doch offenbleiben, wie die Geste gemeint ist.

Ich lebe für Marys Zuneigung, traurig aber wahr.

Streichen, denn das soll der Leser denken.

Ach Amor, denke ich.

Wo ist der Rest der Geschichte, denke ich. Obwohl ich bisher recht viel gemeckert habe, finde ich, dass du mich gut in die Situation des Protagonisten reingezogen hast, ich fand das über weite Strecken gelungen, vor allem aber hast du mich neugierig gemacht, was es nun denn mit dieser Geste auf sich hat. Da hat Mary also tatsächlich seine Hand gedrückt? Warum? Bloss, um ihn zu trösten? Das ist wahrscheinlich. Aber vielleicht hat er doch eine Chance? Also, wäre das der Einstieg in einen längeren Text, ich würde weiterlesen. Aber so bleibe ich mit dieser Szene - mehr bietet der Text nicht - etwas unbefriedigt zurück. Da wäre doch Potential für Entwicklung, Verwirrung, Konflikt. Aber der Erzähler bleibt bei Resignation und Ironie und der Text bricht ab. Versteh mich nicht falsch, das kann man machen, und mir hat's ganz gut gefallen, aber bei dieser Konstellation wäre m.E. in narrativer Hinsicht mehr dringelegen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Chico1989,

ich beginne erst mal mit ein paar Kleinigkeiten - insofern ich welche finde! Danach komme ich zum eigentlichen Inhalt.

Amor schoss im falschen Moment, denke ich stets, wenn ich sie mit ihm zusammen sehe, wie jetzt, als wir in Richtung des Kinos schlendern und sie Hand in Hand neben mir herlaufen.
Gleich beim ersten Satz komme ich ins Stolpern, das kann nur Zufall sein :shy:. Du schreibst deine Geschichte in der Gegenwart, im Präsens. Die Zitate, bzw. Gedanken lässt du hingegen in der Vergangenheit spielen. Soweit alles in Ordnung. Beim Wort "als", im Zusammenhang mit der Zeitform von "schlendern", komme ich dann allerdings ins Stolpern. Für mich ist "als" eher ein auf die Vergangenheit bezogener Ausdruck.

und fixiere irgendwelche Kinoposter in der Ecke,
Alle Worte, die ein "irgend-..." innehaben, deuten für mich darauf hin, dass der Autor, der sie verwendet, die Angabe selber nicht weiß oder ihr - wie es in deinem Falle wohl war - Belanglosigkeit verleihen wollte. Da würde ich dieses kleine Wörtchen lieber streichen.

m Grunde sind Maria genannt Mary und Rudi ja ein schönes Paar;

allein wie sie jetzt miteinander scherzen und ganz in ihre eigenen Welt versunken scheinen,
Da fehlt mir Irgendwas, oder du probierst mal, den Kontext zu "scheinen" zu verändern.

»Einmal Kino zwei bitte … Ja, ich gehöre zu den beiden.«
Das kenne ich anders. Ist es nicht so, dass man eher den Film nennt, den man schauen möchte?

Andi holt noch Popcorn für Mary, während sie und ich schon zum Saal gehen;
Halt, ich dachte ihr Freund heißt Rudi? Klärt sich das noch oder wo kommt dieser Andi jetzt plötzlich her?

Marys betörendes Parfum steigt mir in die Nase, diesen Duft den ich mein Leben lang mit ihr in Zusammenhang bringen werde, sie schenkt mir einen ihrer schüchtern liebevollen Blicke, für die ich sterben würde.
Nach "bringen werde" würde ich einen Punkt setzten.

Sie zieht rasch ihren zurück, als sei ich ein stromgefüllter Zitteraal.
Das "ihren" ist nur im Kontext verständlich. Wenn du z.B "den ihren" einfügst, ist das für den Leser angenehmer.
Verbreiten Zitteraale Stromschläge? Wenn ja, ist das "stromgefüllt-" überflüssig.

Trotz der ohrenbetäubenden Boxen und der riesigen Leinwand vor mir kann ich mich nicht darauf konzentrieren.
Für mich ist eher die Lautstärke "ohrenbetäubend", nicht die Boxen. Die Boxen machen das "ohrenbetäubende" ja erst möglich.

In einem unbedachten Moment atme ich wieder Marys Parfum ein, und schrecklich aber wahr, nun scheinen meine Nase und mein Penis untrennbar miteinander verbunden, denn ich bekomme schlagartig eine Erektion.
Hier nimmst du absolut kein Blatt vor den Mund. Kann man so machen, ist aber sicher nicht jedermanns Geschmack. Für mich kam dieser Satz zu plötzlich, er stand nur sekundär in einem Zusammenhang.

Es war in Musik, wir hatten eine Gruppenarbeit, wo wir ein eigenes Lied komponieren sollten.

Die Frau bekommt all die Nachrichten ihres verstorbenen Mannes … puh … mir steigen Tränen in die Augen. Ich versuche sie zurückzuhalten, furchtbar peinlich wäre es K vor den beiden zu weinen.
Das "puh" ist für mich entbehrlich. Beim zweiten Satz bin ich mir mit der Kommasetzung nicht ganz einig.

(brüderlich)
Was willst du damit sagen?

Eine schöne Geschichte hast du da geschrieben. Auch wenn sie nicht das Genre anspricht, das ich normalerweise lese, hat sie mich angesprochen und ich konnte mich in die gegebenen Situationen gut hineinversetzten. Teilweise hat mich deine etwas eigentümliche Formatierung etwas irritiert; du setzt Absätze, wo es für mich keine gäbe. Der Titel ist für meinen Geschmack eine Spur zu kitschig, oder, wie Kanji es schon formuliert hat, zu treffend.

Grüße,
SCFuchs

 

Hallo @ Kanji,

ach Mist, Andi hieß der eine bei "Aufwachen", da hatte ich den wohl noch im Kopf, hier heißt er Rudi. Werde ich gleich ändern. Bin froh, dass es dir sonst gefallen hat. Dies ist ehrlichgesagt das erste, das ich seit langem neu geschrieben habe. Das andere tumelt sich schon seit einiger Zeit auf meinem Rechner. Es war eine Befreiung mal wieder etwas zustande zu bringen, auch wenn es nur vier Seiten waren.

Danke jedenfalls für dein Kommentar :)


Moin @ Peeperkorn,

habe übrigens den Bären gelesen, hat mir sehr gefallen ;)

Dieses Ironische ist wohl meine Art von Humor, kann aber verstehen, dass es irgendwann nervig für den Leser wird. An den anderen Punkten habe ich nichts auszusetzen. Das Ende, ja, das ist sehr abrupt. Ich denke auch, dass da noch viel mehr drin ist, bisher ist es ja wirklich nur eine Situation, die in dieser Art fast jeder kennt. Ich muss mir überlegen, was da noch passieren könnte. Dass du weiterlesen würdest, macht mir Mut.


Tach Scfuchs,

deine Kleinigkeiten habe ich zur Kenntnis genommen. Heißt es nicht "die Triangel"? Der Titel ist wirklich verbesserungswürdig. Das eigentümlich Format habe ich so beabsichtigt, künstlerische Freiheit, dachte ich; da weiß ich noch nicht, ob ich es rausnehmen soll.

Schön, dass dich die KG zu einem anderen Genre hin locken konnte ;)

Lg, chico

 

Hallo Chico,

nett zu lesen, wirklich, da bin ich ganz bei Kanji. Allerdings fehlte mir noch etwas zu Rudi in der Geschichte. "Bruder vor Luder" (starker Spruch!) klingt zwar toll, aber bis darauf, dass die beiden zusammen Playstation spielen, ist ja nicht viel rüber davon, dass Rudi sein bester Freund ist. Es wird am Anfang behauptet und wir müssen es glauben. So schwächelt der Konflikt für mich etwas.

Soweit mein Senf
Viele Grüße
Ella Fitz

 

Hallo Mary und Ella Fitz,

Danke für eure Kommentare. ich antworte euch gleich, ja? Erstmal lade ich die verlängerte Version hoch. Hieß ja berechtigter Weise an mehrfacher Stelle, dass es so zu kurz und unvollständig war.

And here it is ... uno Momento ... ... ...

 

Hallo nochmal,
Ella: Ja, du hast recht, man behauptet etwas, aber beweist es nicht, sodass keine Gefühle beim Leser entstehen und er es einem nicht abnimmt. Ich mache mir Gedanken, wie ich die Freundschaft zwischen Rudi und dem Prot besser herausstellen kann.
Mary: Danke für die Korrektur zum Namen der Autorin. Ich kenne das Buch und den Film auch nicht, weiß nur grob worum es geht. Habe aber ein anderes Buch von ihr gelesen, das mir ganz gut gefallen hat. Ja, für mich jedenfalls heißt du jetzt immerdar Mary. Ach, der Triangelsatz, keine Ahnung wo im Gehirn ich das ausgegraben habe, aber sollte dort nach noch mehr guten Sätzen suchen. Ich weiß auch nicht sicher, ob der Prot sie wirklich liebt oder sich es nur einredet, es ist halt eine jugendliche, naive Art von Liebe, also denke ich eher letzteres. Manchmal frage ich mich, ob ich selbst überhaupt in der Lage bin über wahre Liebe zu schreiben, und ja, wenn ich das schreibe habe ich einen traurigen Hundeblick aufgesetzt. Mit Liebesromanen habe ich es nicht so, weil ich das immer mit Kitsch assoziiere, aber sicherlich gibt es auch gute ohne triefenden Schmalz. Ich hoffe du findest den Konflikt in der neuen, längeren Version und auch, dass die Figuren dir näher rücken, auch wenn ich noch unsicher darin bin, wie ich das optimal hinkriegen kann. So, gepfeffert war das jetzt nicht, aber ich hoffe wenigstens gut abgeschmeckt.

Liebe Grüße,

Chico

 

Hej Chico1989,

weil ich dem Verlauf weiterhin folge und dich die Frage beschäftigt, wie du die Freundschaft zwischen den Männern bessere aufzeigen kannst, denke ich, dass du es sicher in deinem Ton dieser Geschichte einbauen kannst.

Marys betörendes Parfum steigt mir in die Nase, diesen Duft, den ich mein Leben lang mit ihr in Zusammenhang bringen werde. Sie schenkt mir einen ihrer schüchtern liebevollen Blicke, für die ich sterben würde.

Hier sendest du eine Blick mit anderen Sinnen in die Zukunft. So könntest du vielleicht ein ähnliches Beispiel im Zusammenhang mit Rudi zeigen, oder rückblickend.

Ich freue mich, das diese Geschichte viele Wortkrieger beschäftigt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

merci für dein Beispiel. Ja, so könnte es gelingen die Freundschaft von Rudi und dem Protagonisten zu veranschaulichen. Dass man alle Sinne miteinbeziehen soll, um den Leser zu packen, steht ja auch immer in den Schreibratgebern. Ich muss mich da beizeiten nochmal ransetzen. Bin schon gespannt auf deine Menage-a-trois-Geschichte.

Viele Grüße,

Chico

 
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Hallo Chico1989,

du erlaubst mir sicher, auch noch ein paar Kommentare einzuwerfen.

Er wollte uns miteinander verkuppeln
"Verkuppeln" klingt mir für die Absichten eines Gottes fast zu lässig. Andrerseits: Wenn er nur ein Amateur ist... (Da fällt mir auf: "Amor" und "Amateur" - im Grunde ein Wortspiel. Das ist nicht immer gut.)

nur um die beiden vor mir nicht betrachten zu müssen.
"nur" könnte weg.

Grunde sind Maria genannt Mary und Rudi

Rudi holt noch Popcorn für Mary, während sie und ich schon zum Saal gehen;
"Noch" rauswerfen?

»Ja.« Ich stimme beidem zu, eigentlich allem, was sie je von sich gab.
Wie wär's statt dessen mit: "Ja." Ich stimme eigentlich allem zu, was sie je von sich gab( bzw. von sich gibt, bzw. sogar noch schlichter: sagt)"?

Da kommt Rudi zurück, mit einer großen Portion Popcorn in der Hand. Er reicht sie ihr und setzt sich zu ihrer Linken hin.
Das könnte man verknappen: "Da kommt Rudi zurück. Er reicht ihr eine große Tüte (Portion wäre in der Version nicht eindeutig) Popcorn" usw.

Unwillkürlich halte ich die Hand vor mein Geschlechtsteil.
Das kann man sich schon vorstellen. Andrerseits: Warum macht er das? Es ist doch eh dunkel.

das ist doch zutiefst masochistisch.
"zutiefst" streichen?

Auch Mary lächelt mir nun für den Hauch eines Augenblicks zu, und dieser reicht, reichte schon immer, um mich hoffnungslos ins Schwärmen für sie zu versetzen.
"Für sie" kann ganz sicher weg. Das macht den Satz unnötig umständlich. Wofür sollte er in dem Moment sonst schwärmen?

, denn Liebesfilme rufen für gewöhnlich Brechreiz in mir hervor.
Ich stelle nach und nach fest, dass der Film keinesfalls Würgestimmung in mir hervorruft,
Für meinen Geschmack folgen "Brechreiz" und "Würgestimmung" zu nah aufeinander. Ich kann nicht umhin, zu vermuten, dass du da eine Wortwiederholung vermeiden wolltest. "Würgestimmung" ist an sich lustig, aber warum nicht: "denn Liebesfilme rufen für gewöhnlich eine Würgestimmung in mir hervor" (oder auch anders, wenn dir "-stimmung" im Verbund mit "hervorrufen" nicht gefällt) und dann ohne Wiederholung weiter?

Er sieht mich eine Sekunde lang mit hochgezogenen Augenbrauen an,
Hat er denn Grund zu Misstrauen? Das schien mir bisher nicht so.

wann dies geschehen ist.
"Dies" wird gern in bürokratischeren Zusammenhängen benutzt und auch dann klingt es selten gut...

und betrachtet mich mit seinen luchsartigen Gesichtszügen.
Wenn er nur jetzt luchsartige Gesichtszüge hat, vielleicht weil es Nacht ist und weil er getrunken hat, dann könnte es nicht schaden, das etwas auszubauen und dabei eindeutiger zu fassen. Wenn er immer luchsartige Gesichtszüge hat, fragt sich der Leser womöglich, warum er das gerade hier erfährt.

Diese habe ich mir hauptsächlich mit Jonas und Hauke gegönnt,
"Diese" würde er vielleicht sagen, wenn er sich z.B. vor dem Jugendrichter auf eine Aussage vorbereitet hätte und jetzt ganz besonders vernünftig klingen will...

den ein Bach in Schlangenlinien
"Linien" klingt abgebrüht. Gibt's da kein romantischeres Wort? (Muss aber auch nicht.)

das Rufen einer Eule
"den Ruf"?

Jedenfalls schaut sie mehrfach entsetzt auf unsere Hände, als gehörten wir dafür gelyncht.
Sieht man das so genau trotz weitgehender Dunkelheit? Oder scheint es ihm vielleicht nur so?

um den starken Mann vor den Mädchen zu markieren, einschließlich mir
Ich würde "mich eingeschlossen" vorschlagen. Sonst passt "mir" gefährlich gut auf "vor", und das ist nicht gemeint. (Stimmt schon, keiner tappt in die Falle - aber man muss sie ja trotzdem nicht aufstellen)

Seit einer Weile halten wir kein Händchen mehr.
"...halten wir nicht mehr Händchen"

...fast hasserfülltes Gesicht, das Rudi gehört.
Hier geht es sehr plötzlich von tiefer Freundschaft zum Hass. Mir ist das zu schnell. Der Ich müsste das weniger nebenbei notieren.

verbal präsentieren
Der Ausdruck ist zu umständlich!

und denke es vorbei,
"es ist"

Da schwebt ein Junge mit grauen Locken und breiten Flügeln auf dem Rücken vor mir, der so etwas wie eine Windel trägt. In der Hand hält er Pfeil und Bogen, und jetzt spannt er den Bogen, darin der Pfeil und schließt ein Auge um mich anzuvisieren. Ich runzle die Stirn.[/I] Amor?, frage ich. Er hält inne, schüttelt resignierend den Kopf. Nachdem er Pfeil und Bogen wieder herunternimmt, fliegt er mir entgegen, schwebt unmittelbar vor mir und macht ein kindlich wütendes Gesicht. In den blauen Augen blitzt es furchterregend auf und er verpasst mir eine Kopfnuss, mit seinem mächtigen Dickschädel.
Ich höre noch vernebelt die Worte:
Kümmere dich selbst um deinen Scheiß mit der Liebe!
Das ist witzig ausgedacht. Und es kommt gerade zur rechten Zeit. Ich finde nämlich gerade, dass sich die Geschichte mit der Zeltparty und dem Ausflug in den Wald mächtig zieht. Amors Auftritt bringt wieder Leben in die Sache. Wenn du einfies zusammenstreichst und verdichtest, dann könntest du den Verlauf eventuell noch viel eindrücklicher auf diesen Auftritt zuspitzen. Das könnte eine Überlegung wert sein: Im Mittelteil versuchsweise mal ganz herzlos mit dem Besen rangehen und auskehren.

Wenn man aufwacht und das erste, dass man sieht, ist das strahlende Gesicht einer Mitschülerin,
Das klingt so, als dürfte es auch jede andere sein...

Naja, es kriselte schon immer mal wieder zwischen uns.
Das könnte auch gut weg.

»Es tut mir leid. Ich habe mir das hier immer gewünscht. So sehr. Aber ich muss da mit Rudi wieder was gradebiegen. Er ist mein bester Freund und in der letzten Zeit habe ich ihm bei vielem Unrecht getan, was auch mit dir zusammen hing, aber egal, es geht einfach nicht, also zwischen uns.«
Die Wendung ist nicht schlecht. Aber es kommt etwas plötzlich. Mir ist hat das noch zu wenig Fleisch, da springt so noch wenig über.

schaut beleidigt drein.
Jetzt kommt es drauf an, wer sie sein soll: Schaut sie wirklich beleidigt? Oder ist sie doch vor allem traurig?

während Bedauern
...klingt mir auch zu schwach.

Es klopft an der Tür. Sie öffnet sich leicht und meine Mutter und mein Vater stecken den Kopf herein und lächeln, als sie sehen, dass ich wach bin.
Warum ist das wichtig? Er könnte jemand anderes erwartet haben: Noch einmal Mary oder Rudi. Aber dann müsstest du die enttäuschte Erwartung andeuten, sonst wirkt es nicht.

Die Geschichte ist an sich ganz hübsch, aber wie gesagt: Sie hat Längen. An anderen Stellen, finde ich wenigstens, könnte man noch aufstocken. So richtig Platz schaffen und dann die Glanzlichter aufpolieren - das würde mir jetzt vorschweben, wenn es meine Geschichte wäre...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Erdbeerschorsch,

Danke für diesen wirklich ausführlichen Kommentar. Das Meiste, von dem was du angemerkt hast, habe ich vorhin korrigiert. Bei einigen Punkten bin ich mir noch nicht sicher, wie genau ich sie umsetzen soll.

Ja, in der Mitte kann wohl wirklich einiges gestrichen werden. Ich habe mich bemüht die Atmophäre von einer Nachtwanderung im Wald darzustellen und wollte wohl durch die Menge der Sätze kompensieren, dass ich solch eine lange nicht gemacht habe. Der Rudi sollte im Kino die Augenbrauen heben, wegen dem feuchten Gesicht des Prots, da ihn ja der Film berührt. Das muss ich wohl deutlicher hervorheben oder einfach weglassen.

Danke für deinen hilfreichen Kommentar. Auch dass du so ins Detail gegangen bist, bei Worten die wegkonnten oder Begriffen die unschön klangen.

Lg, Chico

 

Hallo,

mir ist gerade aufgefallen, dass ich bei einem meiner ersten Zitate aus dem Text den Kommentar vergessen habe: "Maria, genannt Mary, und Rudi"

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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