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Ameisen!

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05.07.2020
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Ameisen!

Es klingelte an der Tür, und Habentus Tain brach der Schweiß aus. Dabei war es ein so schöner Tag gewesen. Und jetzt? Was sollte er tun? Abwarten, jawohl. Das war ohnehin in den allermeisten Lebenslagen ratsam. Sich bloß nicht zu irgendwelchen überstürzten Kopflosigkeiten hinreißen lassen. Stattdessen lieber eine sorgfältige Analyse der Begebenheiten vornehmen. Ruhig Blut. Vorbereitung. Um dann eventuell und nach reiflicher Überlegung entsprechend reagieren zu können. Habentus entspannte sich. Nur um einen kurzen Augenblick später unter einem erneuten Läuten wie unter Peitschenschlägen zusammenzuzucken. Mit klopfendem Herzen presste er sich gegen die gläserne Wand seines Flurs und spähte vorsichtig um die Ecke. Ja, jetzt konnte er es sehen. Ein Schatten am Türschlitz. Da stand tatsächlich jemand vor der Tür!
„Großer Gott“, murmelte er, darum bemüht, sich auf den Beinen zu halten.
„Wer... wer ist da?“
„Die Post.“, antwortete es gedämpft.
„Und was wollen Sie?“, fragte Habentus nach einer kurzen Pause.
„Wat ick...? Ja, wat glooben se denn wat ick will? Ick hab hier ne Büchersendung für Tain.“
„So? Aha. Dann... dann stellen Sie die vor die Tür. Vergelt´s Gott und Auf Wiedersehen!“ Habentus schloss die Augen und begann inbrünstig zu hoffen, der Störenfried möge verschwinden. Nach einer halben Stunde wagte er es schließlich, die Tür einen Spalt zu öffnen. Auf dem Boden lag, Das erstaunliche Sozialverhalten der modernen Ameise.

Habentus hatte so seine liebe Not mit anderen Menschen. Gespräche, Diskussionen, Smalltalks, Flirts, kurzum, zwischenmenschlicher Austausch insgesamt waren ihm ein Graus. Daher hatte er erhebliche Anstrengungen darauf verwendet, sich sozial nahezu vollständig zu isolieren. Mit durchschlagendem Erfolg. Freunde hatte er ohnehin nie besessen, und als schließlich Vater und Mutter starben, war er sozusagen am Ziel angelangt. Sein Beruf erlaubte es ihm, von Zuhause aus zu arbeiten, und im Grunde konnte er sich seither wie in einer Festung verschanzen. Herrlich! Zumal er sich völlig unverblümt einer Leidenschaft widmen konnte, ohne sich dafür vor irgendwelchen Kretins erklären zu müssen.
Seit seiner Kindheit begeisterte sich Habentus für die Rätsel der Natur. Besonders die geheimnisvolle Welt der Insekten hatte es ihm angetan. Aber draußen herumstapfen? Nur mit einer Lupe bewaffnet, jenen Wesen hinterherspüren und vielleicht gebissen, gestochen oder tödlich vergiftet werden? Das kam selbstverständlich nicht infrage! Nein, ein kluger Kopf, wie er nun einmal war, hatte Habentus Mittel und Wege gefunden, sein liebstes Studienobjekt, die gemeine Ameise, zu studieren, ohne die eigene Sicherheit aus den Augen zu verlieren.

Unter den bohrenden Blicken seiner Nachbarin hatte er säckeweise Erde und Baumaterialien in den fünften Stock geschafft. Dickes Glas bedeckte seine Wände, nahezu die gesamte Decke und einen Großteil des Bodens. Nach einigem Schweiß, etwas Blut und vielen Tränen hatte Habentus es geschafft. Seinen Rückzugsort in die größte Ameisenfarm der Stadt zu verwandeln. Welch ein Triumph! Stolz betrachtete er seither diese faszinierenden Tierchen bei ihrem Treiben. Dass ihn die Ameisen ebenfalls beobachteten, hatte er zwar wahrgenommen, schob diese Tatsache aber ebenso wie die Feindseligkeit, die er in schwachen Momenten in ihren schwarzen Insektenaugen zu erkennen meinte, auf seine eigene Verschrobenheit. Feindselige Ameisen? Die ihn beobachteten? Das war ja lächerlich.

Die bemerkenswerten Umwälzungen, die sich in den letzten Wochen innerhalb der Ameisenfarm zugetragen hatten, waren Habentus vollständig verborgen geblieben. Ausgehend von einem für Ameisenverhältnisse vermutlich ungewöhnlich kritischen Geist waren einige grundlegende Fragen in den Raum gestellt worden.
Erstens. Wer oder was war dieses irritierende Wesen, dass sich an den Scheiben herumdrückte und sie ihrer Privatsphäre beinahe vollständig beraubte?
Zweitens. Welche grausamen Gründe hatten den großen Unterdrücker dazu veranlasst, beinahe die Hälfte des vorhandenen Raumes durch dickes Glas abzutrennen und ihnen so die Möglichkeit zur weiteren Entfaltung zu verwehren?
Und schließlich drittens. Was gedachte eigentlich ihre Majestät gegen derlei untragbare Missstände zu unternehmen?
Die Antworten der Ameisenkönigin fielen indes wenig zufriedenstellend aus, woraufhin man nicht lange fackelte und sich kurzerhand dazu entschloss, die Königin mitsamt überschaubarer Anhängerschaft zu verspeisen. Im Anschluss an diese konsequente Führungsevaluation wurde der gesamte Bau auf das gemeinsame Ziel eingeschworen, alsbald in einer konzentrierten Aktion das gläserne Gefängnis zu überwinden, den großen Unterdrücker niederzuringen und ein Zeitalter freier und selbstbewusster Ameisen einzuläuten.
Habentus, der liebevoll die wuselnden Geschöpfe beobachtete, ahnte nicht, dass seine tierischen Mitbewohner ihn unlängst zu ihrem neuen Hauptfeind erkoren hatten.

Trotz ihrer geradezu pionierartigen Denkleistung unterlief den Ameisen in der Bewertung der Situation ein entscheidender Fehler. Da Habentus aufgrund seiner fragwürdigen Vorstellungen über zwischenmenschlichen Kontakt niemals Besuch empfing, gingen sie davon aus, bei ihm handele es sich um das einzig existierende Exemplar eines ameisenhassenden Riesen. Ergo, so die logische Folge, müsste es genügen, diesen Hünen in einem einzigen Kraftakt zu bezwingen. Wie so oft basierte ein gewagtes Unterfangen auf einem groben Irrtum.

Habentus Sozialphobie verlief phasenweise und befand sich momentan in einem besonders drastischen Zustand. Dass innerhalb dieser kritischen Zeitspanne das Haus nicht zu verlassen war, stellte für ihn ein unabänderliches Faktum dar. Es stand schlicht nicht zur Debatte. Selbst wenn das Haus in Flammen gestanden hätte, wäre er vermutlich zunächst dazu gezwungen gewesen, tief in sich zu gehen und darüber nachzudenken, ob ein Tod in den Flammen nicht eventuell vorzuziehen war. Dass Habentus ausgerechnet in dieser Verfassung auf Ameise 37012 traf, war für ihn ein Schlag ins Gesicht, und wahrlich kein feiner Zug, sollte sich herausstellen, dass hierhinter irgendwelche ominösen schicksalsgetriebenen Kräfte steckten.

Einige Stunden zuvor hatten die Ameisen ein winziges Loch in ihrem gläsernen Gefängnis entdeckt und sogleich aufgeregt beschlossen, das Habitat ihres Feindes zu erkunden. A37012 hatte sich freiwillig gemeldet, diesen gefährlichen Auftrag auszuführen und wurde daraufhin in einer hoch emotionalen Zeremonie in ihr patriotisches Abenteuer verabschiedet.
„Viel Glück!“
A37012 hatte bereits einige Meter zurückgelegt und befand sich in einem Zustand euphorischer Erregung, als Habentus nichts ahnend das Zimmer betrat, zufällig das Insekt erblickte und reflexartig zuschlug. Der Schreck der Ameisen, die den unerwarteten Märtyrertod ihres Artgenossen durch die Scheiben hatten mitansehen müssen, war gar nichts im Vergleich zu dem Holzhammer, der Habentus in Form der Erkenntnis, soeben eine Ameise
a u ß e r h a l b
der gläsernen Wände angetroffen zu haben, buchstäblich von den Füßen riss. Der Grund für diese starke Reaktion lag in der abstrusen Widersprüchlichkeit, mit der Habentus sein Hobby betrieb. Denn der Grund, warum er sein liebstes Studienobjekt hinter dickes Glas sperrte, lag weniger am Wesen gängiger Ameisenfarmen, sondern war hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass er wenig mehr verabscheute als freilaufendes Krabbelgetier. Er ekelte sich und wurde von der Vorstellung verfolgt, Insekten aller Art wären vorrangig darum bemüht, in jedwede seiner Körperöffnungen zu gelangen.
Nachdenkliche Zeitgenossen mögen sich an dieser Stelle zurecht die Frage stellen, was ihn in Anbetracht seiner ausgeprägten Phobien eigentlich geritten haben mag, ausgerechnet in ein derartiges Hobby so massiv zu investieren? Diese Frage ist schwer zu beantworten und lässt sich wohl nur über seinen streitbaren Charakter ergründen. Vermutlich verlieh Habentus der Gedanke, seine Wohnung mit Abertausenden Ameisen zu teilen, einen nicht ganz unbegründeten Nervenkitzel. Vielleicht am ehesten vergleichbar mit einer ordentlichen Prise Pfeffer, die man einer langweiligen Suppe hinzugibt, um überhaupt irgendetwas zu schmecken. Außerdem verschaffte es ihm ein Gefühl der Überlegenheit, seinen persönlichen Schrecken in seine gläsernen Schranken verwiesen zu haben. Neben dem rein wissenschaftlichen Interesse mischte sich vermutlich auch immer das Gefühl, die Natur eigenhändig gezähmt und in eine Art harmlosen Einrichtungsgegenstand verwandelt zu haben.

Fieberhaft begann Habentus entlang der gläsernen Wände nach winzigen Löchern oder Rissen zu suchen. Nach etlichen Stunden erfolgloser Herumkriecherei musste er allerdings ohne falsche Bescheidenheit konstatieren, dass er sich in einer beklagenswerten Situation befand. Draußen begann es bereits zu dämmern und schwere Regentropfen schlugen gegen die Fensterscheiben. Er brach die ergebnislose Suche ab und zog sich wie der letzte Überlebende einer furchtbaren Schlacht auf seinen Sessel zurück. Ein letzter Rettungsanker inmitten des ins Wogen geratenen Raums. Fassungslos betrachtete er seine gläsernen Wände, die innerhalb nur eines halben Tages jeglichen Charme eingebüßt hatten. Die Dinge waren außer Kontrolle geraten, das musste er selbstkritisch zugeben. Vielleicht hätte er zumindest Buch darüber führen sollen, wie viele Ameisen sich mittlerweile hinter den Wänden tummelten. Was heißt hier sollen? Müssen! Dann wäre er jetzt zumindest in der komfortableren Situation, ungefähr abschätzen zu können, mit wie vielen dieser Biester er es möglicherweise in absehbarer Zeit zu tun bekommen würde. Mit Tausenden? Zehntausenden? Hundert...? Schaudernd betrachtete Habentus die riesige Ameisenfarm, in der es erkennbar wimmelte. Neben dem Geräusch des Regens, der immer stärker gegen die Scheiben prasselte, bildete er sich ein, Unmengen von Insektenbeinchen hören zu können, die in ihrem Bau hin und her krabbelten.
Mittlerweile war es dunkel geworden, und da er es nicht mehr wagte, aus seinem Sessel aufzustehen, blieb ihm nur durch das Entzünden dreier mickriger Kerzen für etwas spärliches Licht in seiner unmittelbaren Nähe zu sorgen. Flackernde Schatten krochen an den Wänden entlang, und ihm schien, als ob das unruhige Licht der Kerzen den Raum eher verdunkelte als erhellte. Aufgrund der schummrigen Lichtverhältnisse konnte er auch nicht erkennen, was sich hinter den gläsernen Wänden abspielte. Er bildete sich ein, dass es in den Ecken zu wuseln begann. Unwillkürlich zog Habentus die Beine an die Brust, um seine ungeschützten Füße vor den plötzlich unkalkulierbar gewordenen Gefahren des Fußbodens zu schützen. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf eine Ecke des Raumes. Allerdings war es ihm unmöglich zu sagen, ob sich im Schutz der Dunkelheit eine wütende Armee Ameisen darauf vorbereitete, ihren gemordeten Artgenossen zu rächen oder ob ihm seine strapazierten Nerven einen Streich spielten.

Eine halbe Stunde später war sich Habentus absolut sicher, dass sich irgendetwas in den dunklen Ecken des Raumes tat. Er machte sich keine Illusionen mehr über seine Situation. Er befand sich in einem Zustand der Belagerung. Allerdings ohne den entscheidenden Vorteil einer dicken Mauer zwischen sich und dem Feind. Fieberhaft ging er die Möglichkeiten durch, die ihm blieben. Er konnte natürlich versuchen, seine Nachbarin auf seine bescheidene Lage aufmerksam zu machen. Allerdings war die Dame bereits weit über siebzig und taub wie ein Stück Holz. Es erschien ihm daher unwahrscheinlich, dass sie seine verzweifelten Hilferufe überhaupt wahrnehmen würde. Außerdem war aufgrund der feindseligen Blicke, die sie ihm bei ihren seltenen Zusammenkünften im Treppenhaus zugeworfen hatte, nicht abschließend geklärt, wo ihre Loyalität in einer derartigen Situation liegen würde. Nein, von dieser Seite war vermutlich keine Hilfe zu erwarten. Auch das Naheliegendste, in einer Art Befreiungsschlag aufzuspringen, zur Wohnungstür zu hechten und sich in Sicherheit zu bringen, stellte für ihn keine Option dar. Trotz der Gefahr verspürte er ein geradezu übermächtiges Verlangen, innerhalb seiner Wohnung zu bleiben. Es war ihm beinahe so, als existiere gar keine Wohnungstür mehr. Ganz so, als befände er sich in einem dunklen Verlies, das ihm nicht erlaubte, es zu verlassen. Außerdem wagte er es mittlerweile ohnehin nicht mehr, in die dunklen Ecken des Raumes zu treten, da er befürchten musste, im Schatten sofort von allen Seiten angefallen zu werden.
Blieb also noch das altbewährte Mittel der Diplomatie. Leider nicht unbedingt eine seiner Kernkompetenzen, aber was sollte er machen? Vielleicht gelang es ihm ja, die Wogen zu glätten, indem er einige beschwichtigende Worte in Richtung der Schatten richtete.
Habentus räusperte sich und begann seinen Vortrag damit, dass er versicherte, im Grunde ein großer Freund der gemeinen Ameise zu sein. Aus einer professionellen Distanz heraus fand er die Leistungen, die sich innerhalb des Baus zutrugen, wirklich bewundernswert, aber er wolle an dieser Stelle zumindest einmal die Frage aufwerfen, ob es nicht im beiderseitigen Interesse war, in den Zustand zurückzukehren, in welchem sie so lange friedlich nebeneinander koexistiert hatten. Dann ging´s bergab. Er fand einfach nicht die richtigen Worte, als er die Vorkommnisse rund um die Eskalation zum Nachteil von A37012 ansprach. Habentus murmelte etwas von „keine Absicht im herkömmlichen Sinne“, verlor dann weitestgehend den Faden und flüchtete sich schließlich in ein nervöses Kichern.
Es wird wohl nie vollständig geklärt werden können, inwieweit sein missglückter Schlichtungsversuch schlussendlich für die nachfolgende Eskalation der Ereignisse verantwortlich gemacht werden kann. Dennoch hätte Habentus vermutlich besser daran getan, sich nach Gegenständen umzusehen, mit denen er sich hätte verteidigen können. Zumindest in diesem Fall dürfte die steile These, die Feder ist mächtiger als das Schwert, als widerlegt gelten. Noch während er unbeholfen vor sich hin druckste, bliesen die Ameisen mit einem kollektiven „Jetzt oder nie!“, zum Angriff. Wie eine dunkle Welle schwappten die Tiere heran und erklommen an mehreren Stellen den Sessel. Habentus schlug in der Panik des Ertrinkenden wild um sich, und im flackernden Licht der Kerzen spielten sich in den nachfolgenden Minuten nur schwer zu beschreibende Szenen ab. Immer mehr Ameisen wogten heran und fielen über den verzweifelt schreienden Habentus her. Nach etlichen Minuten intensiven Ringens strauchelte er, fiel zu Boden und wurde sofort von einer Welle wütender Ameisen verschluckt.

Einige Tage später beschwerte sich Frau Dürer beim alten Herrn Olsen darüber, dass im Treppenhaus Ameisen aufgetaucht waren. Herr Olsen machte sich langsam daran, vergnügt vor sich hin summend der Ameisenstraße hinauf in den fünften Stock zu folgen. Unentschlossen stand er schließlich vor der Wohnungstür Habentus Tains und überlegte, ob er anklopfen solle. Denn es war nicht zu leugnen, dass die Ameisen aus eben dieser Wohnung kamen. Während sich Herr Olsen gedankenverloren am Kopf kratzte, berichtete hinter der Wohnungstür eine aufgebrachte Ameise von ihrem schlimmen Verdacht. Offensichtlich gab es dort draußen doch tatsächlich noch einen Weiteren dieser schrecklichen Riesen, was nur bedeuten konnte, dass sie es in Wirklichkeit mit zwei statt nur mit einem dieser Hünen zu tun hatten!

 
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Habentus schrieb:
Da seine Freunde es aber vermutlich gut mit ihm meinten, wäre er wohl trotzdem in die Verlegenheit geraten, erklären zu müssen, warum er ihre Bitten denn in den Wind zu schießen gedachte.
Ein einziger Satz, Sapperlot! Für einen Anfänger gar nicht so schlecht – schließlich schreibst Du:
Ich möchte gerne meine ersten Schreibversuche ...

Hola @Habentus,
nimm uns ruhig ein bisschen auf den Arm, wir finden alleine wieder runter. Doch bevor es losgeht: Willkommen – auf ein gutes Miteinander! (Und der oben zitierte Satz ist zwar beeindruckend gespreizt, aber mit den Hausregeln beinahe nicht zu vereinbaren – wir haben’s gerne griffiger. Wenn aber diese Art des Erzählens – jeder Märchenerzähler muss sich aufplustern und übertreiben – das Humorige Deines Textes stärken soll, dann ist das völlig in Ordnung für mich.)

Da seine Freunde ...
Glücklicherweise besaß Habentus gar keine ... Freunde, ...

Hat er nun welche oder doch eher nicht?

Ich lese und rücke langsam vor im Text. ‚Was für ein Geschwurbel, welche Umständlichkeit’ denke ich für mich, und ‚einer der letzten Drechsler’ – auf den Autor bezogen:), der handwerklich sicherlich beeindrucken könnte, wenn er einen Text schriebe ohne ‚Horror’ und Humor – und deshalb einen anderen Stil wählt.

Aber um beim aktuellen Text zu bleiben: Der Habentus ist nicht einfach:hmm:, bei Gott nicht.
Und er nähert sich ja auch, wie ich dem Text folge, zielstrebig dem Wahnsinn. Gab eh keine andere Option für ihn.

Ausgehende von einem, für Ameisenverhältnisse vermutlich ungewöhnlich kritischen Geist, ...
Dreckfehler

Habentus schrieb:
... sich stattdessen lieber mit einem Buch über das Lektoratswesen, seiner zweiten Leidenschaft, zu zerstreuen.
Das könnte – als zweiter Erzählstrang neben den Ameisen – den notwendigen roten Faden aufweichen.
Habentus schrieb:
alsbald in einer konzentrierten Aktion
konzertierten Aktion?

Deine Kurzgeschichte ist nicht kurz, ich bemerke beim Lesen, dass es mir so schön peu-à-peu zuviel wird. Anfangs empfand ich den Text als positiv-extraordinaire, durch seine Länge wurde es leider anstrengend und abtörnend – letzlich gab mir dieser Satz den Rest:

Habentus schrieb:
Irrtümlicherweise bestärkte die Tatsache, dass Habentus Tain aufgrund seiner fragwürdigen Vorstellungen über zwischenmenschlichen Kontakt, niemals Besuch empfing, die Ameisen in ihrer folgenschweren Annahme, bei ihm handele es sich tatsächlich um das einzige Exemplar eines ameisenhassenden Volks von Riesen, und es genüge, diesen Hünen in einem einzigen großen Kraftakt zu bezwingen.

Nee, ehrlich – ich kanne mer.

Mitten im Text aufzuhören, ist eine Frechheit, ich weiß. Doch zu meiner Rechtfertigung will ich anführen, dass ich lediglich von einem Halbbekloppten gelesen habe, was keinerlei Interesse, Empathie, Spannung, irgendwas Irgendwas in sich getragen hätte, das mich hätte weiter lesen lassen. Schade.

Ein Beigeschmäckle hab ich auch verspürt: Der Autor bevorzugt das Maschinengewehr. Er ballert alles raus, alles. Da werd’ ich als Leser ganz klein und verkrümel mich.

Schlechter Abgang, das muss ich zugeben. Um einen vernünftigen Komm zu schreiben, muss ich jeden Text bis zum Ende lesen. Na ja, hab ihn zumindest überflogen. Was ich las, kam mir wie ein Bombardement vor, das ist gewaltig, beinahe monströs – entschuldige diese Ausdrücke, jedoch nahm es mir die Lust, Deinen Text aufmerksam bis zum Schluss zu lesen.
Ich kenne solch eine Situation nicht, möchte Dich keinesfalls vergrätzen, doch will ich mir selber treu bleiben und nur lesen (und schreiben), was mir Spaß macht.
Jaja, das ist simpel; Deine Motivation ist sicherlich anders gelagert.

Ich wünsche Dir im Forum eine gute Zeit. Hier schwirren eine Menge Leute herum, die mit Deinem Text bestimmt mehr anfangen können als ich.

Schöne Grüße!
José

 
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Hallo Josefelipe,

danke für deine ehrlichen Worte! Trotzdem schade, dass es dir nicht so zugesagt hat. Aber genau deshalb habe ich mich ja hier angemeldet, damit andere kritisch mit meinem Text umgehen und ich etwas mitnehme. Danke dafür!
Generell stimme ich dir zu. Es ist schon ein wenig "schwulstig" geschrieben. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das passe zur Geschichte.

Leider habe ich noch nicht verstanden, wie ich deine Anmerkungen kommentieren kann. Darum versuche ich es mal so:

"nimm uns ruhig ein bisschen auf den Arm, wir finden alleine wieder runter."
-> Ist das auf die Geschichte bezogen?

"Hat er nun welche oder doch eher nicht?"
-> Habentus hatte in seiner Jugend Freunde hat sich dann aber dazu entschieden, von nun an alleine durchs Leben wandeln zu wollen. Am Ende die falsche Entscheidung.

"Ich lese und rücke langsam vor im Text. ‚Was für ein Geschwurbel, welche Umständlichkeit’ denke ich für mich, und ‚einer der letzten Drechsler’ – auf den Autor bezogen:)"
-> Ich fasse das vorsichtig als Kompliment auf?

"Deine Kurzgeschichte ist nicht kurz, ich bemerke beim Lesen, dass es mir so schön peu-à-peu zuviel wird. Anfangs empfand ich den Text als positiv-extraordinaire, durch seine Länge wurde es leider anstrengend und abtörnend – letzlich gab mir dieser Satz den Rest:"
-> Ich gebe zu, der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig und die Sätze vermutlich insgesamt zu lang. Ich denke daran werde ich in Zukunft arbeiten müssen. Andererseits hat das meiner Meinung nach auch einen gewissen Charme bei dieser Geschichte ausgemacht...

"Doch zu meiner Rechtfertigung will ich anführen, dass ich lediglich von einem Halbbekloppten gelesen habe, was keinerlei Interesse, Empathie, Spannung, irgendwas Irgendwas in sich getragen hätte, das mich hätte weiter lesen lassen. Schade."
-> Das sind natürlich harte Worte! Aber auch hier kann ich dich ein Stück weit verstehen. Eventuell hätte ich den Charakter deutlicher ausarbeiten sollen, um beim Leser Interesse oder Sympathie zu erzeugen. Andererseits wollte ich die Geschichte nicht noch länger machen und hatte die Hoffnung, der Schreibstil (Welch Irrtum! :) ) und die Geschichte trägt über den etwas dünnen Charakter hinweg.

"Ein Beigeschmäckle hab ich auch verspürt: Der Autor bevorzugt das Maschinengewehr. Er ballert alles raus, alles. Da werd’ ich als Leser ganz klein und verkrümel mich."
-> Da bin ich mir unsicher wie du das meinst. Ist die Geschichte inhaltlich zu überladen oder beziehst du dich auf die langen Satzkonstruktionen?

"Ich wünsche Dir im Forum eine gute Zeit. Hier schwirren eine Menge Leute herum, die mit Deinem Text bestimmt mehr anfangen können als ich."
-> Danke! Vielleicht findest du ja Zukünftigeres von mir etwas zugänglicher.

 

Hi @Habentus

Und willkommen hier! Nur eine Kleinigkeit:

Leider habe ich noch nicht verstanden, wie ich deine Anmerkungen kommentieren kann.

Wenn Du einen Textabschnitt im Kommentar markierst, erscheint darunter eine kleine Fahne, auf der steht "Zitieren | Antwort". Ich persönlich klicke immer auf "Zitieren". Dann scrollst Du runter ins Textfeld, in das Du Deinen Kommentar schreibst, und klickst links auf "Zitate einfügen". Dann kannst Du um die Zitate drumherum Deinen Kommentar schreiben.

Nebenbei erwähnt solltest Du darauf achten, dass Du nicht die Kommentare anderer Leute vollständig zitierst. Da der Kommentar ohnehin direkt dadrüber steht, ist mit solchen Vollzitaten niemandem gedient. Das Vollzitat aus Deinem letzten Kommentar habe ich entfernt.

Viel Spaß noch im Forum!

Cheers,
Teddy

 

Wenn Du einen Textabschnitt im Kommentar markierst, erscheint darunter eine kleine Fahne, auf der steht "Zitieren | Antwort". Ich persönlich klicke immer auf "Zitieren". Dann scrollst Du runter ins Textfeld, in das Du Deinen Kommentar schreibst, und klickst links auf "Zitate einfügen". Dann kannst Du um die Zitate drumherum Deinen Kommentar schreiben.

Danke für den Hinweis! So in etwa?
Viele Grüße,
Habentus

 

Hola @Habentus,

wahrhaftig – Du kannst mit Kritik umgehen! Das imponiert auf dem richtigen Level.
Etwas war noch unklar, mal gucken, um was es genau geht:

"nimm uns ruhig ein bisschen auf den Arm, wir finden alleine wieder runter."
-> Ist das auf die Geschichte bezogen?

Nein, ist es nicht. Es bezieht sich auf Deine ‚ersten Schreibversuche‘ in Deinem Profil.

‚einer der letzten Drechsler’ – auf den Autor bezogen"
-> Ich fasse das vorsichtig als Kompliment auf?

Warum denn vorsichtig? Das ist eines! Natürlich nur von mir als Privatperson; früher hab ich ähnlich geschrieben. Durch einige Jahre Mitgliedschaft bei der ‚Fa. Kurzgeschichten‘ hab ich dann Geschmack an der reinen Lehre gefunden: Hinfort mit all dem Gelsenkirchener Barock, hin zu klaren Linien. Dein Text wäre vermutlich nur halb so lang ohne all das Wortgeklingel, außerdem ist das völlig substanzlos – und jeder Schreibende muss mehr liefern, wenn er sich nicht hinter Schnörkeln verstecken kann. Du schreibst dazu passend:

… hatte die Hoffnung, der Schreibstil (Welch Irrtum! ) und die Geschichte trägt über den etwas dünnen Charakter hinweg.

-> Ich gebe zu, der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig und die Sätze vermutlich insgesamt zu lang. Ich denke daran werde ich in Zukunft arbeiten müssen.
Das wird im Sinne der KG unumgänglich sein, doch Deine Texte werden Dir gefallen und den Lesern auch und alles ist gut:). Schließlich kannst Du schreiben, und das war mir beim Verfassen meines Komms klar:
... auf den Autor bezogen, der handwerklich sicherlich beeindrucken könnte, … … und deshalb einen anderen Stil wählt.

Habentus schrieb:
Andererseits hat das meiner Meinung nach auch einen gewissen Charme bei dieser Geschichte ausgemacht...
Da liegst Du richtig, mMn. Ich schrieb ja auch:
Wenn aber diese Art des Erzählens … … das Humorige Deines Textes stärken soll, dann ist das völlig in Ordnung für mich.

"Ein Beigeschmäckle hab ich auch verspürt: Der Autor bevorzugt das Maschinengewehr. Er ballert alles raus, alles. Da werd’ ich als Leser ganz klein und verkrümel mich."
-> Da bin ich mir unsicher wie du das meinst. Ist die Geschichte inhaltlich zu überladen oder beziehst du dich auf die langen Satzkonstruktionen?

Die langen Sätze haben wir abgehakt. Beim Überfliegen des letzten Teils schreckte mich A37012 ab. Mein Lesebedürfnis war schon vorher gestillt, auf noch mehr angestrengte / anstrengende Formulierungen hatte ich keine Lust mehr. Dazu kam die Länge des Textes. Und die Tatsache, dass mich der Plot nicht mitnahm. Aber was soll’s? Du bist offen für andere Ansichten, vielleicht wägst Du ab – und wenn Kurzgeschichten nicht Dein Ding sind, ist auch keiner beleidigt.

Ich denke mir aber, dass Du es versuchen wirst. Denn je reduzierter ein Text ist, desto wichtiger ist die Wahl des einzelnen Wortes (Bei mir brauchst Du nicht zu schauen – ich übe noch:D).

Habentus schrieb:
Vielleicht findest du ja Zukünftigeres von mir etwas zugänglicher.

Oh, da bin ich guten Mutes! Auch ich sollte wieder mal etwas Vernünftiges eintippen.

Man liest sich!
José

 

Hallo @Habentus,
der Name des Protagonisten ist also der gleiche wie der des Autors. Oh je, ich hoffe, die Geschichte ist nicht autobiografisch ;). Und wenn, ist dir zumindest eine erstklassige Story gelungen, wie ich finde.
Humor ist ja bekanntlich Geschmackssache, aber meinen hast du voll getroffen. Ich finde die Idee sehr originell, sie steigert sich bis zum Finale in immer absurdere Abstrusitäten hinein, die mich nicht nur überraschen, sondern auch einen Hauch Gesellschaftskritik anklingen lassen.
Als harmloses Unterfangen begonnen, steigern sich beide Seiten in ein imaginäres Feindbild hinein, sehen im jeweils anderen eine Bedrohung, dabei könnten sie weiterhin friedlich nebeneinander her leben. Klar, die Ameisen wollen ihre Freiheit, das ist verständlich, und Habentus hat sie ja auch nur zu Selbstzwecken eingesperrt, da sollte man sich schon wehren. Aber das, was sie draußen vermuten, trifft ja so nicht zu, also muss jetzt, nur weil einer nicht alle Tassen im Schrank hat, der Rest der Menschheit drunter leiden. Denn die Ameisen werden alles, was ihrer Freiheit im Wege steht, vernichten.
Herrliches Gedankenspiel, hoch aktuell und in eine originelle Story eingebunden. Von mir bekommst du :thumbsup:.
Auch die Sprache hat mich nicht gestört. In deiner Antwort an Jose schreibst du, sie hätte - verbunden mit der Story - einen gewissen Charme. Das sehe ich auch so. Einige Sätze waren mir zwar auch zu lang, aber grundsätzlich hat mich das nicht gestört. Ein paar habe ich unten aufgeführt, wo mMn Streichbedarf besteht, und es fehlen ein paar Kommas, die das Lesen teilweise erschwert haben. Vielleicht klapperst du den Text diesbezüglich noch mal ab, ich habe jetzt nicht alle rausgesucht.

Ich geh mal durch:

Ihm war nach Singen zumute, was er aber nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte, sicherheitshalber bleiben ließ.
Inhaltlich schön schräg und trocken, aber das Fette würde ich streichen, dann klingt es knackiger. Falls du es behalten willst, müsste nach aber ein Komma.

Der Umstand, dass Habentus nun nahezu vollständig alleine mit sich und seinen Gedanken war, wirkte sich wenig verwunderlich, zunehmend auf seinen ohnehin schon immer etwas verqueren Geist aus.
Komma nach sich, sonst klingt es, als wäre der Geist wenig verwunderlich.

Nein, nicht zuletzt aufgrund seiner introvertierten Art hatte Habentus bereits vor Jahren Abstand von derlei Abenteuerlichkeiten genommen.
Hier bin ich über das introvertiert gestolpert. In die Natur zu gehen hat ja nichts mit Interaktion zu tun, im Gegenteil. Gerade dort ist man ja eigentlich allein. Es sei denn, er redet mit den Tieren und Pflanzen. Was mich nicht wundern würde, aber nicht zu Habentus' Persönlichkeit passt.

Unter den bohrenden Blicken seiner Nachbarin hatte er säckeweise Erde und Baumaterialien in den fünften Stock geschafft. Mittlerweile bedeckte dickes Glas jede seiner Wände, nahezu die gesamte Decke und einen Großteil des Bodens.
:thumbsup:. Spätestens hier war ich völlig in der Geschichte drin.

Welche grausamen Gründe hatten den großen Unterdrücker dazu veranlasst, beinahe die Hälfte des vorhandenen Raumes durch dicke Glaswände abzutrennen und ihnen so den Raum zur weiteren Entfaltung zu verwehren?
:lol:

Die Antworten der Ameisenkönigin fielen indes wenig zufriedenstellend aus, woraufhin man nicht lange fackelte und sich kurzerhand dazu entschloss, die Königin mitsamt überschaubarer Anhängerschaft zu verspeisen.
Auch gut.

Wie so oft basierte auch in diesem Fall ein gewagtes Unterfangen zunächst auf einem groben Irrtum.
Jaja. Damit fängt es an.

Im wahrsten Sinne des Wortes keine zehn Pferde hätten Habentus in dieser Zeit dazu bewegen können, vor die eigene Tür zu treten.
Den Satz würde ich streichen. Du sagst damit nur ein weiteres Mal, was du bereits in den zwei Sätzen davor gesagt hast.

Selbst wenn das Haus in Flammen gestanden hätte, wäre er vermutlich zunächst dazu gezwungen gewesen, erst einmal tief in sich zu gehen und darüber nachzudenken, ob ein Tod in den Flammen nicht vielleicht doch vorzuziehen war.
:lol:

Eine Ameise namens A37012 hatte sich mutig freiwillig gemeldet, diesen gefährlichen Auftrag auszuführen, und wurde in einer wirklich hoch emotionalen Zeremonie in ihr Abenteuer verabschiedet.
Viel Glück!“
Den fand ich auch herrlich. Und auch die Nummern der Ameisen halte ich für eine gute Idee. Wörtliche Rede wird aber nicht kursiv gesetzt.

Er ekelte sich und wurde von der irrationalen Vorstellung verfolgt, Insekten aller Art wären vorrangig darum bemüht, in jedwede seiner Körperöffnungen zu gelangen, wenn sich ihnen dazu die Gelegenheit bot.
Jetzt steigert sich seine Paranoia. Finde ich gut gemacht. Er ekelte sich würde ich streichen. Das bauscht den Satz nur unnötig auf und sagt im Prinzip das, was im Rest des Satzes nochmal wiederholt wird. Auch irrational könnte weg. Das ist ja klar, dass das irrational ist.

Neben dem rein wissenschaftlichen Interesse mischte sich sicherlich auch immer das Gefühl, die Natur eigenhändig gezähmt und in eine Art harmlosen Einrichtungsgegenstand verwandelt zu haben.
Schön.

Es war ganz offensichtlich, dass er sich in einem Zustand der Belagerung befand. Allerdings ohne den entscheidenden Vorteil einer dicken Mauer, die sich zwischen ihm und dem Feind befand
Hier ahnt man natürlich schon, was passiert, oder eigentlich ahnt man es schon die ganze Zeit, aber das macht nichts. Zumindest mir nicht. Durch das diffuse Licht und die Frage, ob Habentus sich das alles nur einbildet, kommt trotzdem Spannung auf. Allerdings würde ich das doppelte befand nochmal überdenken. Ich habe zwar grundsätzlich nichts gegen Wortwiederholungen, sonst müsste ich fast jedes Buch sofort zur Seite legen, aber hier war es mir etwas zu plump.

Es war ihm beinahe so, als existiere gar keine Wohnungstür mehr, ganz so, als befinde er sich in einem dunklen Verlies, dass ihm nicht erlaubte, es zu verlassen.
Das ist auch ein schönes Bild. Ich kann mich gut in Habentus' Lage versetzen.

Blieb also noch das altbewährte Mittel der Diplomatie. Leider nicht unbedingt eine seiner Kernkompetenzen, aber was blieb ihm schon anderes übrig. Vielleicht gelang es ihm ja, die Wogen zu glätten, indem er einige beschwichtigende Worte in Richtung der Schatten richtete. Habentus räusperte sich und begann seinen unsicheren Vortrag damit, dass er versicherte, im Grunde ein großer Freund der gemeinen Ameise zu sein
Köstlich.

Sehr gern gelesen, und ein herzliches Willkommen hier, Habentus 1 und 2.

Viele Grüße,
Chai

 

Hallo @Chai,

vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Das macht Mut und freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Zumal ich selbstkritisch sagen muss, dass ich mit dem zweiten Absatz und noch einigen weiteren Stellen noch unzufrieden bin und da sicherlich noch verändern werde. Grundsätzlich freut es mich aber ungemein, dass der Humor bei dir funktioniert und die Sprache dich nicht erschlagen hat.

der Name des Protagonisten ist also der gleiche wie der des Autors. Oh je, ich hoffe, die Geschichte ist nicht autobiografisch
Natürlich steckt in der Geschichte vermutlich ein Hauch Wahrheit, aber ich kann versichern, dass ich glücklicherweise verträglichere Macken habe :)

Auch danke für deine konstruktiven Anmerkungen. Da werde ich sicherlich nochmal an den Text rangehen und zum Beispiel auch auf weitere Kommafehler überprüfen (meine Achillesferse). Auch die Dinge, die du streichen würdest, werde ich mir anschauen. Zumal das die etwas aufgeblähte Geschichte ja zumindest ein wenig straffen wird.

Viele Grüße,
Habentus

 

Hallo @josefelipe und @Chai

da ich momentan dabei bin, ein paar meiner Texte zu überarbeiten, habe ich mich auch an meinem Erstlingswerk versucht (Der Text liegt mir irgendwie immer noch am Herzen). Ich habe viele eurer Anmerkungen eingebaut und versucht, den verschraubten Ablauf etwas zu entwirren ;) Außerdem habe ich gut anderthalb Seiten gekürzt und den Einstieg komplett neu geschrieben. Ich denke, es ist besser geworden.

@josefelipe vielleicht gibst du dem Text jetzt nochmal eine Chance? Ist ein wenig einstiegsfreundlicher geworden. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich am grundsätzlichen Stil wenig geändert habe. Aber vielleicht taugts dir jetzt ja ein wenig besser?

Nochmal danke an euch beide, dass ihr mir die Anregungen gegeben hattet!
Grüße,
Habentus

 

Hallo @Morphin und danke für deinen Kommentar!

Also zunächst: ich habe es gern gelesen und in einem durch.
Das freut mich sehr!

Erstlingswerk. :susp:
Also ich habe natürlich schon vorher Texte geschrieben. Sogar recht viel. Aber ich hatte Riesenprobleme damit, was fertig zu schreiben. Ameisen war tatsächlich meine erste Geschichte, die ich zu Ende geschrieben habe und auch der erste Text, den ich hier veröffentlicht habe. Damals noch mit anderem Anfang und etwas wirr.
Mein "Erstlingswerk" bei Wortkrieger bedeutet mir daher auch etwas mehr als die späteren Sachen. Es freut mich, dass die Geschichte offensichtlich mittlerweile besser funktioniert, wenn du sie in einem Ruck gelesen hast.

Viele Grüße,
Habentus

 

Hola @Habentus,

H: vielleicht gibst du dem Text jetzt nochmal eine Chance?
… aber wer bin ich denn? Ich habe Dich nur meine Privatmeinung wissen lassen. Rechthaberischer Anspruch und Einforderung einer Generalüberarbeitung ist da nicht enthalten :) .

H: (Der Text liegt mir irgendwie immer noch am Herzen).
Das spricht sehr für Dich (und für ihn). Ohne die richtige Einstellung zur Sache geht es nicht.

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich am grundsätzlichen Stil wenig geändert habe.
Das wäre auch ganz furchtbar. Unsere Eigenarten machen uns unverwechselbar.

Ich lege jetzt die Beine hoch und konzentriere mich ausschließlich auf Deinen Text.

Schon recht bald registriere ich, dass mir das Lesen Spaß macht. Du wechselst mit kurzen und längeren Sätzen, hast eine reiche und originelle Wortwahl und mit dem Quentchen Verschrobenheit ist das ein schöner Spaß am Sonntagvormittag – Beispiel:

Nein, ein kluger Kopf, wie er nuneinmal war, hatte Habentus Mittel und Wege gefunden, sein liebstes Studienobjekt, die gemeine Ameise, zu studieren, ohne die eigene Sicherheit aus den Augen zu verlieren.

Wer oder was war dieses irritierende Wesen, dass sich an den Scheiben herumdrückte und sie ihrer Privatsphäre beinahe vollständig beraubte?
Ein echter Lacher, und so wohlformuliert!
Der Humor-tag ist rechtens. Und es geht ja auch ein bisschen ins Philosophische hinein:
Wie so oft basierte ein gewagtes Unterfangen auf einem groben Irrtum.
Da muss man nicht unbedingt an die Umsiedlung der Menschen auf den Mars denken.
Auch hier:
… was nur bedeuten konnte, dass sie es in Wirklichkeit mit zwei statt nur mit einem dieser Hünen zu tun hatten!
Nach der Pest die Corona. Und danach wieder etwas ... Überraschendes

Selbst wenn das Haus in Flammen gestanden hätte, wäre er vermutlich zunächst dazu gezwungen gewesen, tief in sich zu gehen und darüber nachzudenken, ob ein Tod in den Flammen nicht eventuell vorzuziehen war.
Großartig, und sehr gut nachvollziehbar:D.

Er ekelte sich und wurde von der Vorstellung verfolgt, Insekten aller Art wären vorrangig darum bemüht, in jedwede seiner Körperöffnungen zu gelangen.
Der Mann hat Recht, jeder weiß es.

… das Gefühl, die Natur eigenhändig gezähmt und in eine Art harmlosen Einrichtungsgegenstand verwandelt zu haben.
Da ist das Lesen die reine Freude! Diesen Text muss man langsam lesen – ‚der Weg ist das Ziel‘.

… ihm schien, als ob das unruhige Licht der Kerzen den Raum eher verdunkelte als erhellte.
Bravo!

Auch hier:

Dann ging´s bergab. Er fand einfach nicht die richtigen Worte, als er die Vorkommnisse rund um die Eskalation zum Nachteil von A37012 ansprach. Habentus murmelte etwas von „keine Absicht im herkömmlichen Sinne“, verlor dann weitestgehend den Faden und flüchtete sich schließlich in ein nervöses Kichern.
Ein langer Text, gewiss. Aber ein amüsanter.
Trotzdem wäre zu überlegen, ob er nicht weiter gestrafft werden sollte. Guck mal:
Es wird wohl nie vollständig geklärt werden können, …
Das ist sehr aufwendig, jüngere Leser haben‘s gerne etwas knackiger. Oder bilde ich mir das nur ein, dass die Leser weniger (eingebildet oder tatsächlich) Muße haben und schneller zum Finale kommen wollen? Immerhin sind wir bei ‚Kurzgeschichten‘.

Nach etlichen Minuten intensiven Ringens strauchelte er, fiel zu Boden …
Demnach steht / stand er. Zuvor lese ich jedoch:
… schwappten die Tiere heran und erklommen an mehreren Stellen den Sessel. Habentus schlug in der Panik des Ertrinkenden wild um sich
Demnach sitzt er im Sessel?

„Und was wollen sie?“
… stellen sie die vor die Tür. Vergelt´s Gott und auf wiedersehen!“

Auf dem Boden lag das erstaunliche Sozialverhalten der modernen Ameise.
Auf dem Boden lag ‚Das erstaunliche ...‘.
nuneinmal
nun einmal

kein feiner Zug K sollte sich herausstellen, …
zu dem Holzhammer K der Habentus …
Er bildete sich ein, dass in den Ecken zu wuseln begann.
Fehlt hier etwas?

Er konnte natürlich versuchen K seine Nachbarin [,] auf seine bescheidene Lage aufmerksam zu machen.
… da er befürchten musste, im Schatten sofort von allen Seiten angefallen zu werden.
Und es möge keiner fragen, weswegen H nicht den Kronleuchter eingeschaltet habe.

So, mein Lieber, muss jetzt in die Küche. Ich hoffe, Du kommst mit meinen unmaßgeblichen Anmerkungen zurecht und wünsche Dir einen schönen Sonntag!

José

 

Hallo @josefelipe

vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Es freut mich wirklich sehr, dass es dir diesmal Spaß gemacht hat, die Geschichte zu lesen! Das gibt Mut!
Deine Anmerkungen/ Rechtschreibhinweise werde ich einbauen.

Das ist sehr aufwendig, jüngere Leser haben‘s gerne etwas knackiger. Oder bilde ich mir das nur ein, dass die Leser weniger (eingebildet oder tatsächlich) Muße haben und schneller zum Finale kommen wollen? Immerhin sind wir bei ‚Kurzgeschichten‘.
Da hast du sicherlich einen Punkt. Ich versuche mich deshalb momentan daran, kürzere und etwas knackigere Texte zu schreiben. Mal sehen, ob mir das gelingt ;)

So, mein Lieber, muss jetzt in die Küche. Ich hoffe, Du kommst mit meinen unmaßgeblichen Anmerkungen zurecht und wünsche Dir einen schönen Sonntag!
Auf jeden Fall! Dir auch noch einen schönen Sonntag

Liebe Grüße,
Habentus

 

Hallo @Habentus,

ich fand die Idee für diese Geschichte wirklich gut! Ein Mann mit Sozialphobie, der sich eine Ameisenkolonie ins Haus holt und dann von der angegriffen wird - gefällt mir sehr, sehr gut. Ich persönlich hätte die Sätze auch weniger lang, weniger schwulstig und etwas kürzer konstruiert, weil es sich dann flüssiger liest.
Eine Frage: Was ist der Sinn der leeren Zeile zwischen den Absätzen? Ich als Schnell-schnell-überflieg-Leserin habe mich etwas schwer getan, zwischen der Habentus-Sichtweise und der Ameisen-Sichtweise zu unterschieden. Meine Anregung: ev. die leere Zeile nur einfügen, wenn so ein Blickwink-Wechsel stattfindet?

LG
Marlene

 

Hallo @Marlene
freut mich, dass dir die Idee gefällt! :)
Zur Sprache: Du bist nicht die einzige, die bei meinen Sachen anmerkt, dass die Sätze zu lang oder schwulstig sind. Das geht schon einigen hier so glaube ich. Wobei das mit der Zeit auch etwas besser wurde und bei Ameisen! noch sehr ausgeprägt war. Andererseits war ich der Meinung, in dem Fall passt zur Geschichte und dem etwas verrückten Protagonisten.
Ich versuch momentan aber etwas kürzere und griffigere Texte zu schreiben. Vlt klappt das ja besser. Ich weiß auf jeden Fall was du meinst.
Die Absätze hatten jetzt eigentlich keine besondere Bedeutung. Ich hab welche gemacht wo ich der Meinung war, es passt. Also aufgrund von Perspektivwechsel oder inhaltlichen Sprüngen. Vlt. hab ichs aber auch übertrieben. Muss ich nochmal kontrollieren. Danke für den Hinweis!
Viele Grüße,
Habentus

 

Hallo @Habentus,

ich habe das Original jetzt natürlich nicht mehr in allen Einzelheiten in Erinnerung, aber die Story als solche ist mir im Gedächtnis geblieben. Gemocht habe ich sie vor allem deshalb, weil sich Habentus' Ameisenwahn im Verlauf der Geschichte immer mehr steigerte. Langsam wurde es immer skurriler, und dass sich die Skurrilitäten immer noch toppten, hatte für mich einen hohen Qualitätswert.

Die neue Version ging mir zu schnell, es wurde zu viel gekürzt, das sich vorher langsam aufgebaut hat. Für mich geht das Besondere an dem Text dadurch leider verloren. Nun wusste ich natürlich schon, worum es geht, aber die erste Version habe ich auch mehrmals gelesen und mich gerade über den Aufbau immer wieder köstlich amüsiert.

Sprachlich gefällt mir die neue Version zwar gut, weil sie pointierter ist, aber inhaltlich hätte ich die Kürzungen/Veränderungen nicht gebraucht.

Viele Grüße,

Chai

 

Sei gegrüßt @Chai

und danke dir für deinen Kommentar. Mmh jetzt lässt du mich etwas zwiegespalten zurück. Ich würde dir insoweit recht geben, dass sich der Aufbau bei der alten Version mehr Zeit gelassen hat und das Skurrile dadurch besser zur Geltung kam. Allerdings war die Länge und auch die Art und Weise insgesamt sehr sperrig und abschreckend. Auch der Anfang hat meiner Meinung nach damals nicht so gut funktioniert weil es eben schwieriger war, in die Geschichte reinzukommen. Mir gefällt der jetzige Einstieg besser, weil er direkter und deutlicher formuliert ist, aber ich verstehe durchaus, was du meinst. Eventuell werde ich diese Geschichte irgendwann noch einmal überarbeiten. Dir auf jeden Fall vielen Dank für deinen jetzigen Kommentar (und auch für deinen ersten, der mir damals viel Mut gemacht hat)!

Viele Grüße,
Habentus

 

Nach etlichen Minuten intensiven Ringens strauchelte er, fiel zu Boden und wurde sofort von einer Welle wütender Ameisen verschluckt.
Überhaupt kein schönes Ableben!

Hallo @Habentus,
Hab ich gern gelesen diese Geschichte um einen neurotischen Sonderling, dessen Hobby zwar Insekten sind, der sich aber dennoch vor ihnen ekelt und sie nur hinter Glas erträgt.

Deine Sprache ist sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir aber durchaus gefallen. Bisweilen sind da doch imposante Satzkonstruktionen entstanden. Und ich finde, du hast da eine elegante Art von Humor in den Zeilen.

Hier zum Beispiel:

Freunde hatte er ohnehin nie besessen, und als schließlich Vater und Mutter starben, war er sozusagen am Ziel angelangt.
Das sozusagen gefällt mir nicht, könntest du evtl. durch "im Grunde" oder "endlich" ersetzen oder einfach nur "am Ziel angelangt" schreiben?

Nach einigem Schweiß, etwas Blut und vielen Tränen hatte Habentus es geschafft.
Jeder (unfreiwillige) Hobbyhandwerker weiß, was du meinst ;-)

Die Antworten der Ameisenkönigin fielen indes wenig zufriedenstellend aus, woraufhin man nicht lange fackelte und sich kurzerhand dazu entschloss, die Königin mitsamt überschaubarer Anhängerschaft zu verspeisen.
Weak leadership wird eben bestraft.
Wie so oft basierte ein gewagtes Unterfangen auf einem groben Irrtum.
Das machst du an ein paar Stellen so nett. Am Ende eines Absatzes oder eines Gedankengangs in trockenem Tonfall das Gegenteil zu konstatieren. Gefällt mir.

Was heißt ihr sollen?
"hier"

Außerdem war aufgrund der feindseligen Blicke, die sie ihm bei ihren seltenen Zusammenkünften im Treppenhaus zugeworfen hatte, nicht abschließend geklärt, wo ihre Loyalität in einer derartigen Situation liegen würde.
Wieder so ein trockener Satz, der gerade dadurch für mich so humorvoll wird.

„Jetzt oder nie!“, zum Angriff.
Ohne Komma, würde ich sagen.

Während sich Herr Olsen gedankenverloren am Kopf kratzte, berichtete hinter der Wohnungstür eine aufgebrachte Ameise von ihrem schlimmen Verdacht. Offensichtlich gab es dort draußen doch tatsächlich noch einen Weiteren dieser schrecklichen Riesen, was nur bedeuten konnte, dass sie es in Wirklichkeit mit zwei statt nur mit einem dieser Hünen zu tun hatten!
Wenn die wüßten ;-)

Gern gelesen. Sprachlich interessant, kauziger Protagonist, trocken-humorvoller Ton.
Mir hat's gefallen.

Beste Grüße,
Fraser

 

Sei gegrüßt @Fraser!

Freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat! Humor gepaart mit einer etwas ausufernden Sprache ist ja nun wirklich nicht unbedingt jedermanns/fraus Sache. Umso mehr freut es mich, dass es bei dir funktioniert hat!

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
Habentus

 

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