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Am Tag, als Lenz zu spät kam

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02.02.2004
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Am Tag, als Lenz zu spät kam

Eine Verspätung erfolgreich herunterzuspielen, erfordert einen energischen Auftritt. Nichts ist effektiver als Ablenkung. Der Luginbühl, ja, der war Meister darin. Lenz hingegen zögerte. Mit einem Ohr an der Tür zum Sitzungszimmer vernahm er gedämpfte Laute. Dr. Kauer hatte persönlich zu einer dringenden Besprechung geladen, Punkt zehn Uhr.
Das war vor drei Minuten ...

Ein Geräusch! Lenz wich erschrocken von der Tür zurück. Vor ihm stand Luginbühl, in den Händen ein Pack Unterlagen. Unbemerkt hatte er sich von hinten genähert. Ein Zwinkern, dann öffnete er die Tür und stolzierte mit durchgedrücktem Kreuz in den Sitzungsraum.
"Gut, dann können wir ja anfangen", hörte Lenz Dr. Kauers Stimme, dann fiel die Tür geräuschvoll ins Schloss. Lenz stand da wie angewurzelt.
Er hasste Luginbühl, aber mehr noch sich selber. Warum hatte er Luginbühl nicht kommen hören? Jetzt konnte er unmöglich den gleichen Auftritt hinlegen. Wieder presste er ein Ohr an die Tür und hoffte inständig, Luginbühls Arroganz habe diesmal bei Dr. Kauer keinen Erfolg.

"Die Sachlage ist somit klar", hörte er Luginbühl referieren.
"Wir müssen die Abteilungen reorganisieren ..."
Das ist es also! Schon wieder läuft es auf Ressourcenabbau hinaus. Der Luginbühl betrachtet Menschen immer nur als Ressourcen, Kostenfaktoren ohne Gefühle, nackte rote Zahlen in der Bilanz. Lenz musste an Gabi Teuscher denken, mehr Barbie als Assistentin von Frau Holzer, der Brünetten aus der Finanzbuchhaltung. Er hatte Margrit Holzer gemocht, auch wenn sie ihm am Abschlussfest seine Tanzaufforderung abgelehnt hatte. Im Vorfeld der letzten Sparrunde bat Luginbühl beide Frauen zum Gespräch. Das Resultat war erschütternd. Offiziell bestand zwischen Luginbühl und Teuscher zwar keine Affäre, aber in den Herrentoiletten war es ein beliebtes Gesprächsthema. Die Teuscher fuhr neuerdings einen Porsche Cayenne und Frau Holzer wurde nach ihrem Zusammenbruch in die psychiatrischen Dienste der Stadt Bern eingeliefert. Immerhin verlängerte sich so ihre Kündigungsfrist, meinte Luginbühl.

Wieso hatte der vorhin eigentlich diesen Berg Akten dabei? Lenz dämmerte es, diesmal sind die Ressourcen der Teppichetage dran. Sein Stuhl, der wackelte, und damit auch sein Haus, das sich dann wohl die Bank zu eigen machen würde. Er sah seinen Sohn Udo, wie er statt Patienten zu heilen zukünftig am Güterbahnhof Lastwagen mit Waren befüllte. Er dachte an seine Frau Gertrud, die im Supermarkt das Aktionsfleisch an der Kasse zurücklegen musste, weil das Kartenguthaben aufgebraucht war. Kurz, sein Leben ging den Bach runter, und daran war nur dieser Luginbühl schuld. Er und seine Porschetussi.

Energisch riss Lenz die Tür auf, trat in den Raum und stand direkt im Lichtkegel des Hellraumprojektors. Die Anwesenden verstummten, Luginbühl liess seinen Laserpointer sinken, die anderen konnte Lenz im Gegenlicht nicht ausmachen.
"Ich kann das so nicht länger unterstützen", rief Lenz in den Raum.
"Herr Lenz, bitte setzen Sie sich doch."
"Luginbühl macht hier, was Er will und Sie schauen einfach zu. Keiner von Ihnen hat auf meine Arbeitsstudie reagiert, man kann nämlich sehr wohl Synergien schaffen, aber das interessiert ja keine Sau, lieber nickt Ihr dem Luginbühl seinen Rotstift ab, solange nur Euer Name nicht auf der Liste steht. Aber wisst Ihr was?"
"Herr Lenz, bitte hören Sie ..."
"Nein, Herr Doktor Kauer, ich höre nicht, ich will nicht mehr nur zuhören."
"Herr Lenz, Sie machen da einen ...", weiter kam Luginbühl nicht.
"Sie können mich mal, Luginbühl. Sie mit Ihrem arroganten Auftritt, jede Sitzung sind Sie der letzte, auf den alle warten müssen." Lenz erkannte den Widerspruch leider zu spät.
"Äh - jedenfalls weiss ich, dass Sie die Teuscher der armen Frau Holzer nicht wegen Ihrer Kompetenz vorgezogen haben."
Lenz redete sich in Fahrt, zu viel Frust hatte sich angestaut, ja Lenz war ein ganzer Stausee voll verdrängter Gefühle, und wenn die Mauer erstmal einen Riss bekam ...
"Ist sie wirklich so gut im Bett, Luginbühl?"
Die Zeit stand still, ein Bleistift fiel klappernd auf die Tischplatte, der Projektor summte stoisch vor sich hin.
Dann fiel ein Stuhl krachend um und Lenz sah, wie Gabi Teuscher heulend aus dem Raum rannte. Lenz schluckte. Die Teuscher an einer mittleren Kadersitzung? Was ging hier vor?
"Sie sind so ein Depp, Lenz." Luginbühl trat neben ihn und zeigte auf die Leinwand. Der Schatten seines Zeigefingers endete in einem Organigramm, ein grünes Rechteck markierte die neue Abteilung für Qualitätssicherung, hinter Abteilungsleiter stand neu Lenz' Name, und bei Assistentin: Gabi Teuscher.
Das Rauschen des Hellraumprojektors schwoll an, flutete Lenz' Kopf. Dann betätigte jemand den Ausschalter.

 

Hallo.

Um ehrlich zu sein kann ich mit der Geschichte jetzt nicht viel anfangen.
Du baust immer mehr auf, Lenz in der Hauptrolle und der Gegner.
Kurz vor Ende packt es Lenz endlich etwas zu sagen, doch dann, als sich ein Irrtum bildet verliert er das Bewusstsein, warum?
Und landet wo?

Das Ende gefällt mir nicht.
Man könnte aus der Idee mehr machen.

Lg

 

Hallo dotslash

Da ist Dir eine kleine boshaft herrliche Geschichte gelungen, die mich mit jeder Zeile noch mehr in den Bann zog. Dabei eröffnete ich meine Erwartung mit einem Wahrnehmungsfehler, da ich im Titel den Lenz als den Frühling interpretierte und es … als der Lenz … las. Diese Trübung im Blick schreibe ich einem Virus zu, der mich seit zwei Wochen im Griff hat, so meinte ich auch erst „Alles im Griff“ habe eine Fortsetzung gefunden. Doch es kam viel, viel besser, was dem Lenz widerfuhr, ist eine faszinierende Komprimierung menschlichen Missverstehens, die es erlaubt über dieses Malheur herzlich zu lachen, ohne den armen Protagonisten in abschätziger Weise wahrzunehmen.

Die Parallele, welche ich in den ersten Sätzen zu Martin Suter zog, ist milieubedingt, da er es süffisant versteht, die Manager-Kultur in menschlicher-allzu-menschlicher-Form zu entblössen und die Personen, als das aufscheinen lässt, was sie sind: Menschen wie Du und ich. Der spontan eingetretene Vergleich erwies seine Berechtigung aber nicht nur im abgehandelten Milieu, er zeigte sich auch im Verhalten von Lenz, dessen psychologische Kurzschlussreaktion seine ganz normale Menschlichkeit offenbarte, und in der Darlegung des Geschehens sich brillant entfaltete. Aus meiner Sicht eine kleine Ebenbürtigkeit, die nur einen Wunsch offen lässt: Es mögen noch mehr solche Lenze folgen!

Mit grossem Vergnügen gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo dotslash,

Auch ich mag die Geschichte. So wie Du die Szenen beschreibst, konnte ich mir alles bildhaft vorstellen.
Es braucht viel, bis es zu einem solchen "Chlapf" kommt. (So sagen wir auf schweizerdeutsch). Schliesslich hat man Angst die Stelle zu verlieren.

Deshalb finde ich Lenz direkt mutig. Und es geht ja hier auch nicht nur um Missverständnisse. Keiner hat ihn mit seiner Arbeitsstudie ernst genommen. Und dann das arrogante Gehabe von Luginbühl und das jeden Tag.

"Das Rauschen des Hellraumprojektors schwoll an, flutete Lenz' Kopf, dann verlor er das Bewusstsein."
Stark! Ein Bild aus vergangenen Tagen tauchte bei mir auf. Man glaubt zu träumen und hofft, dass alles nicht wahr sei. Das Bewusstsein zu verlieren, ist in solch einem Moment direkt ein Segen.

Vielleicht noch eine Kleinigkeit: "Mit einem Ohr an der Tür zum Sitzungszimmer vernahm(t) er gedämpfte Laute."

Gern gelesen.
Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Hallo dotslash,

hat mir sehr gefallen, deine Geschichte. Der Lenz kommt als "tragischer Held" recht sympathisch rüber, und lässt mit seinem verbalen Ausbruch durchaus ein paar subtil satirische Seitenhiebe auf's Management nieder, ohne klischeelastig zu werden. Alles gut portioniert.


Noch ein paar klitzekleine Kleinigkeiten:

Eine Verspätung erfolgreich zu kaschieren fundiert auf einem energischen Auftritt
Leider kam ich gleich beim ersten Satz ins Stocken. Mag wohl eher an mir liegen, aber ich musste ein zweites Mal anfangen. Ich meine, es wäre am "fundiert" gelegen. Ich kenne diese Vokabel vornehmlich als Adjektiv und so wollte ich es auch lesen ... tja, und das war dann natürlich ein wenig saudumm. - Natürlich nicht von dir, sondern von meiner Lesart. Ich hätt' mich leichter getan mit so was wie "gründet" o. Ä. Oder vielleicht wär' mir ja auch ein Komma nach "... zu kaschieren, ..." auch schon hilfreich gewesen. Ach, oder wir vergessen das Ganze einfach!;)


Der Luginbühl, ja[KOMMA] der war Meister darin.
Ich meine, da müsst' ein Komma hin!?


Mit einem Ohr an der Tür zum Sitzungzimmer vernahm[t] er gedämpfte Laute.
Ein kleiner Vertipper.


Ein Geräusch,[PUNKT/AUSRUFEZEICHEN] Lenz wich erschrocken von der Tür zurück.
Ein Punkt oder gar ein Ausrufezeichen würde m. E. die Plötzlichkeit unterstreichen.


Das ist es also,[PUNKT/AUSRUFEZEICHEN] schon wieder läuft es auf Resourcenabbau hinaus.
Auch hier könnte ich mich mit etwas mehr Druck, mehr Empörung, anfreunden.


Die Teuscher fuhr neuerdings einen Porsche Cayenne und Frau Holzer wurde nach ihrem Zusammenbruch in die psychiatrischen Dienste der Stadt Bern eingeliefert. Immerhin verlängerte sich so ihre Kündigungsfrist, meinte Luginbühl.
Sehr schön!


Auf einer Bank sass eine Frau mittleren Alters, die braunen[KOMMA] halblangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, sie hob eine Hand.
Komma!

Ja, der Schluss! Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich den überhaupt richtig verstanden habe. Ob ich es richtig erschlossen habe, dass die "braunen, halblangen Haare" auf die Margrit verweisen.
Aber mal davon abgesehen, frage ich mich: "Braucht's denn den letzten Absatz überhaupts?"

Viele Grüße
oisisaus

 

Resourcen
Ressourcen.

Ja, hm. Eigentlich gar nicht so schlecht, finde ich. Vor allem der Titel, sehr ansprechend. Die Wendungen, auch in Ordnung.

Vielleicht könnte der Lenz noch ein bisschen mehr Drama vertragen, bevor er sich zum Handeln entschließt, vielleicht eine Art Zwischenspiel, in dem er sich erstmal nur vorstellt, was passieren könnte, wenn er den Raum betritt - um dann, in Realitas, noch heftiger aufzutreten.

Mich hat der Anfang auch ein wenig rausgebracht und zwar hier:

Der Luginbühl, ja der war Meister darin
Vielleicht ist es besser, den Protagonisten zuerst zu nennen - Der Luginbühl-Einschub hätte ja auch an späterer Stelle noch Platz und eine Funktion.

Generell ging mir die Geschichte an manchen Stellen zu schnell, da hätte ich gerne noch mehr "zwischen" gelesen. Ein Beispiel habe ich Dir oben genannt.
Auch hier z.B.

"Ich kann das so nicht länger unterstützen", rief Lenz in den Raum.
"Herr Lenz, bitte setzen Sie sich doch."
Wer spricht da? Wieso sagt "derjenige", dass Lenz sich setzen soll. Wäre nicht erstmal ein "Hallo" - bzw. eine kurze Beschreibung der -meinetwegen- erstaunten Gesichter der Anwesenden o.ä. sinnvoll?
So hängt der Dialog etwas im Raum. Man weiß nicht genau, wer redet usw.
Etwas mehr Hintergrund, Gestik, Mimik u.ä. wäre gut.


Vom Grundgerüst und von der Idee her aber wirklich gut.


Runa

 

Hallo dot,

schöner Titel, schöner Name, der hat mich sofort in die Geschichte gelockt. Diese Firmenatmosphäre mit den Gerüchten um Affären und Kündigungen und den damit verbundenen Existenzängsten ist bei mir gut angekommen. Es ist doch immer so, dass Mitarbeiter, die plötzlich höhere Posten erlangen, dem Chef auf irgendeine Art und Weise Gefälligkeiten erwiesen haben. Und gekündigt werden doch immer die armen Schweine, die mittelmäßig verdienen und die ihre Arbeit effektiv ausführen, aber keine Schleimscheißer sind. Oder? Vermeintlich, ja. Wenn man zumindest den Gerüchten Glauben schenken darf. Gehört irgendwie zum Arbeitsalltag.

Was für mich anfangs ein bisschen verwirrend war: Lenz sollte eigentlich auch beim Meeting dabei sein, Luginbühl sieht ihn sogar an der Tür stehen und trotzdem bitten sie ihn dann nicht hinein? Für mich ist da nicht gleich klar herausgekommen, dass Lenz dann immer noch draußen an der Tür steht und lauscht.

Das Ende lässt mich auch ein wenig ratlos zurück. Hatte er einen Schlaganfall? Ein schlimmes Burnout? Hat sein Ausraster am Ende gar etwas mit einer vorangegangenen Krankheit zu tun? Du siehst, das kann ich mir nicht so ganz zusammenreimen.

Aber wie gesagt, mir hat's gefallen.

Grüße,
rehla

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus dot

oisisaus schrieb:
Eine Verspätung erfolgreich zu kaschieren fundiert auf einem energischen Auftritt
Leider kam ich gleich beim ersten Satz ins Stocken. Mag wohl eher an mir liegen, aber ich musste ein zweites Mal anfangen. Ich meine, es wäre am "fundiert" gelegen.
Mir ging es haargenau wie oisisaus.
... bedarf eines energischen Auftritts.
oder
... erfordert einen energischen Auftritt.
gefiele mir persönlich besser.
Darüber hinaus gefällt mir das Wort "kaschieren" hier nicht, vor allem wegen des folgenden "energisch". Da sind mir einfach zu viele "sch" in dem Satz, glaub ich.
Also bei der Challenge "Bester erster Satz ever" kämest du damit vermutlich nicht in die Endausscheidung. Zumindest nicht, wenn ich in der Jury säße.


oisisaus schrieb:
Aber mal davon abgesehen, frage ich mich: "Braucht's denn den letzten Absatz überhaupts?"
Hier allerdings bin ich anderer Meinung. Gerade der letzte Absatz gibt der Geschichte so einen leichten Schubs in Richtung Groteske, aber das nimmt ihr in meinen Augen nichts von ihrem durchaus ernsten Hintergrund.
Eine witzige Idee sehr gut umgesetzt, bis auf den ersten Satz sprachlich souverän und dramaturgisch ohne Umwege zum Ziel führend.
Mir hat's gut gefallen, dot.

offshore

 

Hallo Drakon

Kurz vor Ende packt es Lenz endlich etwas zu sagen, doch dann, als sich ein Irrtum bildet verliert er das Bewusstsein, warum?
Er verkraftet die Erkenntnis nicht, dass sein Ausbruch soeben seine Karriere zerstört hat. Durch den Zusammenbruch schützt sich der Körper, leider trägt er einen bleibenden Schaden (Gedächtnisverlust) davon.
Und landet wo?
Bei Frau Holzer in den psychiatrischen Diensten der Stadt Bern, nur erkennt er sie tragischerweise nicht wieder.

Das Ende gefällt mir nicht.
Schade, muss ich aber akzeptieren.

Danke für deine Rückmeldung.

***​

Hallo snif
Oh. Ich habe das sehr, sehr gerne gelesen. Das erinnerte mich sehr an Martin Suters Business-Class-Kurzgeschichten. Ich liebe diese Geschichten und hätte ich diese in Suters Buch gefunden, hätte ich nicht angezweifelt, dass sie von ihm stammt.
Das freut mich jetzt ungemein. Obwohl Martin Suter zwei Schuhnummern grösser trägt.:D
Die Idee zum Plot ergab sich (leider) aus der aktuellen Situation in meinem näheren Berufsumfeld, und so versuchte ich mich an einem reduzierten Text im Stil Martin Suters.

Schön, dass ich dich unterhalten konnte.

***​

Hallo Anakreon

Worte wie faszinierend oder brilliant gehen natürlich runter wie Öl.
Auch der Wunsch, es mögen mehr solcher Lenze folgen, freute mich sehr.
Autorenherz, was willst du mehr.
Der ganze Kommentar ist so schön formuliert, ich weiss gar nicht, was ich mehr dazu sagen soll, als mich recht herzlich zu bedanken!

***​

Hallo Marai
Irgendwie zieht die Story die ganzen Schweizer an, liegt wohl doch an der Nähe zu Martin Suter. :D
So wie Du die Szenen beschreibst, konnte ich mir alles bildhaft vorstellen.
Freut mich, wenn ich Bilder im Kopf erzeugen konnte.

Deshalb finde ich Lenz direkt mutig. Und es geht ja hier auch nicht nur um Missverständnisse. Keiner hat ihn mit seiner Arbeitsstudie ernst genommen. Und dann das arrogante Gehabe von Luginbühl und das jeden Tag.
Und dann kommt der Moment, wo es einem den Deckel lupft, und man sagt endlich die Wahrheit, obwohl Diplomatie angebracht wäre, und leider treibt das Schicksal mit unserem Lenz im dümmsten Moment auch noch seinen Schabernack. Das Leben ist nicht immer fair.

Das Bewusstsein zu verlieren, ist in solch einem Moment direkt ein Segen.
Und ein Schutzmechanismus unseres Körpers, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, aber deshalb werden Traumapatienten ins künstliche Koma versetzt, damit der Körper sich stressfrei erholen kann.

Danke auch für den Typo, habs geändert.

***​

Hallo oisisaus
schön, dass es dir gefällt.

Alles gut portioniert.
Meist ein schwer zu erreichendes Ziel, prima, dass es diesmal klappte.

Leider kam ich gleich beim ersten Satz ins Stocken. Mag wohl eher an mir liegen, aber ich musste ein zweites Mal anfangen. Ich meine, es wäre am "fundiert" gelegen.
Hat was, ein fundierter Einwand. Wird weiter unten auch noch thematisiert, Änderungsbedarf! :D

Ja, der Schluss! Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich den überhaupt richtig verstanden habe. Ob ich es richtig erschlossen habe, dass die "braunen, halblangen Haare" auf die Margrit verweisen.
So war es gedacht, Lenz leidet ja leider an Amnesie, er weiss nicht mal mehr, dass er einen Sohn hat. Das Leben ist kein Ponyhof.

Aber mal davon abgesehen, frage ich mich: "Braucht's denn den letzten Absatz überhaupts?"
Ich fand ihn zwar reizvoll, dass er Margrit trifft, dann aber das Schicksal erneut zuschlägt. Aber ich gebe dir recht, ohne Epilog funktioniert der Text natürlich auch. Hm, ich lasse das mal so stehen und komme darauf zurück.

Danke für deine Rückmeldung und die Fehlersuche.

***​

Hallo Runa Phaino

Vielleicht könnte der Lenz noch ein bisschen mehr Drama vertragen, bevor er sich zum Handeln entschließt, [...]
Hier ist sicher noch Anbaufläche vorhanden, da wir Lenz Geschichte nicht kennen, und nur oberflächlich erwähnt wird, was letztendlich zu seinem Ausbruch führte.

Vielleicht ist es besser, den Protagonisten zuerst zu nennen - Der Luginbühl-Einschub hätte ja auch an späterer Stelle noch Platz und eine Funktion.
Das ist so ein Fall, wo der Leser des Autors Befangenheit entlarvt. Ich kenne natürlich Lenz bereits vor dem ersten Satz, der Leser muss sich aber die Rollen erst noch erlesen. Danke, wichtiger Einwand, aber knifflig, ich brüte mal darüber ...

Wer spricht da? Wieso sagt "derjenige", dass Lenz sich setzen soll. Wäre nicht erstmal ein "Hallo" - bzw. eine kurze Beschreibung der -meinetwegen- erstaunten Gesichter der Anwesenden o.ä. sinnvoll?
So hängt der Dialog etwas im Raum. Man weiß nicht genau, wer redet usw.
Etwas mehr Hintergrund, Gestik, Mimik u.ä. wäre gut.
Das hatte ich bewusst reduziert, schliesslich werden wir in Gestalt von Lenz vom Beamer geblendet.
Ich hoffte, der Leser würde die Aufforderung, sich zu Setzen automatisch Doktor Kauer in den Mund legen, die anderen befinden sich ja in der Rolle der Statisten (Dr Kauer hatte eingeladen, Lenz platzt verspätet herein, alle schauen gebannt auf Lenz, dann auf Kauer ...)

Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

***​

Hallo rehla

schöner Titel, schöner Name, der hat mich sofort in die Geschichte gelockt.
Freut mich sehr, dass der Titel Anklang findet, war keine leichte Geburt.

Es ist doch immer so, dass Mitarbeiter, die plötzlich höhere Posten erlangen, dem Chef auf irgendeine Art und Weise Gefälligkeiten erwiesen haben. Und gekündigt werden doch immer die armen Schweine, die mittelmäßig verdienen und die ihre Arbeit effektiv ausführen, aber keine Schleimscheißer sind.
So dachte leider auch Lenz, was schlussendlich zu seinem Ausbruch führte. Um so tragischer der Umstand, dass er eben von seinem Widersacher für einen Führungsposten vorgeschlagen worden war, sogar mit persönlicher Assistentin. Da macht das Hirn schon mal eine Rolle rückwärts.

Was für mich anfangs ein bisschen verwirrend war: Lenz sollte eigentlich auch beim Meeting dabei sein, Luginbühl sieht ihn sogar an der Tür stehen und trotzdem bitten sie ihn dann nicht hinein? Für mich ist da nicht gleich klar herausgekommen, dass Lenz dann immer noch draußen an der Tür steht und lauscht.
Lenz war paralysiert, wie Luginbühl da plötzlich auftauchte, er stand da wie angewurzelt, und verpasste es, sich an Luginbühl dranzuhängen, und er dachte einfach zu viel nach, der arme Kerl, kein Selbstvertrauen.
Aber ich schaue mal, wie ich ihn offensichtlicher da stehen lassen kann. Denn Luginbühl, der arrogante Sack, kümmerte sich nur um sich selber, auch wenn er Lenz in seinem Vortrag für den Posten vorschlägt, der ist ja wohl alt genug, selber einzutreten.

Das Ende lässt mich auch ein wenig ratlos zurück. Hatte er einen Schlaganfall? Ein schlimmes Burnout? Hat sein Ausraster am Ende gar etwas mit einer vorangegangenen Krankheit zu tun? Du siehst, das kann ich mir nicht so ganz zusammenreimen.
Leider hat sein Hirn die 180 Gradwende bei der Sitzung nicht mitgemacht und sich erst mal "abgeschaltet". Somit ist Systemüberlastung die Diagnose, ich hoffte, der Leser erkennt das zwischen den Zeilen. Den letzten Abschnitt, wo Lenz mit Amnesie auf Margrit Holzer trifft, hat oisisaus bereits in Frage gestellt. Möglicherweise setze ich da den Rotstift an, allerdings kam gerade ein Fürsprecher herein (offshore), was mich den Rotstift fürs erste wieder weglegen lässt.

Danke fürs Lesen und schön, dass die Geschichte trotz Holperer bei dir gut ankommt.

***​

Hallo offshore

Ja, der verflixte erste Satz, der gefiel mir anfangs ganz gut, als Einstieg sogar perfekt. Doch die Argumente sind vernichtend, ich ändere ihn daher ab.
"Eine Verspätung erfolgreich herunterzuspielen erfordert einen energischen Auftritt."

Gerade der letzte Absatz gibt der Geschichte so einen leichten Schubs in Richtung Groteske, aber das nimmt ihr in meinen Augen nichts von ihrem durchaus ernsten Hintergrund.
Besser hätte ich ihn auch nicht verteidigen können, danke.

Eine witzige Idee sehr gut umgesetzt, bis auf den ersten Satz sprachlich souverän und dramaturgisch ohne Umwege zum Ziel führend.
Da kann ich aber jetzt gut schlafen, danke für dieses Statement, lieber ernst.

***​

Liebe Grüsse an alle und danke fürs Lesen & Kommentieren,
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dot, ich dachte beim Titel an Büchners "Lenz", der ja auch dem Wahnsinn verfällt. Deshalb erfreute ich mich schon vor der Tür an den ersten Symptomen, lachte mich beim Höhepunkt kaputt und war mit dem Schluss zufrieden.
Besonders gut gefällt mir die Beleuchtung des peinlichen Auftritts.
Leider habe ich Frau Holzer zum Schluss auch nicht wiedererkannt. Vielleicht braucht sie noch ein anderes Merkmal, außer brünett zu sein.
Kleine Verbesserungsvorschläge: Den ersten Satz mit und den zweiten ohne Komma.
Lenz erwidert (ohne e) den Gruß (ohne Komma) mit einem Nicken.
Ich hatte meinen Spaß an deinem Text, weil ich mir alles als lebendige Szene vorstellen konnte. Gruß Morla

 
Zuletzt bearbeitet:

"Luginbühl macht hier, was er will und Sie schauen einfach zu. Keiner von Ihnen hat auf meine Arbeitsstudie reagiert, man kann nämlich sehr wohl Synergien schaffen, aber das interessiert ja keine Sau, lieber nickt ihr dem Luginbühl seinen Rotstift ab, solange nur euer Name nicht auf der Liste steht. Aber wisst ihr was?"

Hi dot,

nu’ isset vorbei mit die „marginale Anpassung“, wie wir hier im Pott sagen! Und nicht etwa, weil ich itzo so tue, als wäre ich (s. o. Eingangszitat) betroffen (Lenz 2006) oder gar Büchner und der ferne Michael Reinhold – Deine Version ist allemal besser als meine autobiografische – sondern weil mal wieder keinem Vorredner die wirklichen Schnitzer aufgefallen sind. Denn zum Beweis, dass die Geschichte gut ist, steht das Eingangszitat, das in dem Verfall der Höflichkeitsform

… und Sie schauen einfach zu …
beweist, dass alle Lenzen konsequent sind – wenn sie nicht mehr vor der Obrigkeit – und sei’s innerhalb der kleinen Welt ihrer Arbeitsstätte – kuschen, Rebellen (Alt-68-er?) werden
…, aber das interessiert ja keine Sau, lieber nickt ihr dem …, solange nur euer … Aber wisst ihr was?"

Da fängt die Rebellion an, wenn auch hier nur im Konkurrenzkampf gegen „Luginbühl“. Die unsichtbare Hand des Marktes wird’s richten. Schriftsprache signalisiert mehr als das gesprochene Wort!

Aber auch hier zeigt sich der Mensch in der Revolte (wenn auch hinter verschlossenen Mauern):

"Herr Lenz, bitte hören Sie ..."
"Nein, Herr Doktor Kauer, ich höre nicht, ich will nicht mehr nur zuhören."
"Herr Lenz, sie machen da einen ...", weiter kam Luginbühl nicht.
Dr. Kauer ein ...? Nee, ne, hinter Werks- und Verwaltungsmauern herrscht Hierarchie!, also in aller Unhöflichkeit die Höflichkeitsform.

Manchmal wird der Gezeitenwechsel inkonsequent durchgeführt (passt dann eigentlich zu Lenz)

Eine Verspätung erfolgreich herunterzuspielen, erfordert einen energischen Auftritt. Nichts war effektiver, als Ablenkung.
Ist die Effektivität bereits verschossen?

Hier nun hab ich das Gefühl, dass entweder Inkonsequenz oder Flüchtigkeit Dich ritten

Jetzt konnte er unmöglich den gleichen Auftritt hinlegen. Wieder presst[e] er ein Ohr an die Tür und hoffte inständig, Luginbühls Arroganz habe diesmal bei Dr. Kauer keinen Erfolg.

Et maintenant
Energisch riss Lenz die Tür auf, trat in den Raum und stand direkt im Lichtkegel des Hellraumprojektors. Die Anwesenden verstummen, Luginbühl liess seinen Laserpointer sinken
… riss …, trat … stand …. Die Anwesenden verstummen, Luginbühl liess …
Sitzungzimmer
Lenz erwi[…]derte den Gruss

Was dem Ganzen einen eher ungewollten Anstrich der sexuellen Ausgerichtetheit (gibt’s das Wort schon? Sonst lass ich es patentierisch schützen …)

Der Schatten seines Zeigefingers endete in einem Orga...
...
Das Rauschen des Hellraumprojekters schwoll an, …
Der Projekter (?)

findet der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Morla

Ich gestehe, Georg Büchner und dessen Lenz eben erst im Wiki nachgeschlagen zu haben. So darf ich wohl behaupten, hier weder im Stil, noch in Thematik ein Plagiat geschaffen zu haben, allerdings lässt sich schon eine Parallele im Geiste ziehen. :D

Leider habe ich Frau Holzer zum Schluss auch nicht wiedererkannt. Vielleicht braucht sie noch ein anderes Merkmal, außer brünett zu sein.
Muttermale eignen sich gut, mal sehen.

Den ersten Satz mit und den zweiten ohne Komma.
Den ersten ja, beim zweiten finde ich die Kunstpause angebracht, allerdings muss das Hirn den Artikel hinzufügen:
Nichts ist effektiver, als [die] Ablenkung.

Danke für deine Rückmeldung, schön, dass es dir gefallen hat.

***

Hallo Friedel

Mann o Mann, die Höfklichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne hr.
Ganz klar erkannt, die Flüchtigkeit des Autors, dessen Hirn die fehlende Grossschreibung und die Gezeitenwechsel beim Redigieren gefliessendlich ausblendete.
Ich müsste zur Strafe Mittwoch Nachmittag bei Tserk im KC nachsitzen.

Danke dir fürs rausfriemeln der kleinwüchsigen Personalpronomen und der Tempusfehler.
Die sexuelle Ausrichtung scheint mir nun doch etwas an den Haaren herbeigezogen, noch sehe ich eine Jugendgefährdung im Sinne einer SFK Kennzeichnung. Oder habe ich dich falsch verstanden?

Wenn ich deine einleitenden Worte richtig deute, hat dir die Geschichte trotz etlicher Grammatikholperer gefallen. Das freut mich sehr!

***

Liebe Grüsse an euch,
dot

 

Oder habe ich dich falsch verstanden?
Nee,

lieber dot,

alles in Ordnung. Bin halt immer wieder mal albern ... Org... unds anschwellen verleiteten mich zu Übermut.

Gruß und schönes Wochenende vom

Friedel

 

Hallo dotslash,

tja, was soll ich sagen, da ich selbst im Büro arbeite?! Man hält den Atem an, war vielleicht schon einmal selbst in ähnlicher Situation, hat sich aber -glücklicherweise- nicht getraut, diesen letzten Schritt gemacht, den Lenz in einem schwachen Moment und Fehleinschätzung der Situation vollzog.

Also: Danke für diesen Wiedererkennungswert!

Stilistisch hat es mir ebenfalls gelesen, war gut zu lesen, spannend! Richtig was aus dem (Büro) und irgendwie - naja, hätte ich mein loses Ma.. manchmal mehr im Griff ... das Büro wäre mir gesonnener gewesen im Leben.

Danke, weiter so!

Gruß, Freegrazer

 

Hi dot

Eine Verspätung erfolgreich herunterzuspielen, erfordert einen energischen Auftritt. Nichts ist effektiver, als Ablenkung.

Ich hab gesehen, du hast am Anfang schon geschraubt, für mich passt das immer noch nicht. Wärst du nicht der Autor gewesen, ich weiß nicht, ob ich überhaupt weitergelesen hätte. Wenn man in einem Meeting zu spät kommt, versucht man doch eher, sich geräuschlos auf seinen Platz zu setzen, anstatt noch "energisch aufzutreten" und die Verspätung damit zu betonen, oder? Ist ja eigentlich auch keine große Sache, man entschuldigt sich leise, und es ist erledigt. Da braucht es dann auch keine "Ablenkung", was ja eher wieder Aufmerksamkeit nach sich zieht, die man dann vermeiden will. Gut, vielleicht ist das in der höheren Hierarchie als die, in der ich mich bewege, anders.

Aber auch stilistisch - das klingt so gestelzt, vor allem an dem "effektiv" störe ich mich. Das ist doch eins dieser Buzz-Wörter, die toll klingen, aber eigentlich inhaltsleer sind. Vielleicht wolltest du aber absichtlich auch einen solchen Ton in die Geschichte bringen, wo du doch Büro-Alltag beschreibst, und der ist nunmal geprägt von inhaltsleeren Phrasen (vor allem in der höheren Hierarchie ;)). Dann auch das Komma im zweiten Satz, braucht es das? Ich bin nicht sicher und zu faul jetzt zum Nachschauen, aber gefühlsmäßig würde ich da keins setzen.

Gut, also die Geschichte geht für mich angenehmer weiter als es die ersten beiden Sätze waren. Das ist amüsant zu lesen, wenngleich natürlich völlig überspitzt. Dass Lenz erst in einem Meeting erfährt, dass er Abteilungsleiter werden soll - nee. So etwas wird natürlich zuvor mit ihm abgesprochen und im Meeting dem Rest dann nur noch verkündet. Aber gut, wenn man sich darauf mal einlässt und den Text mehr als Satire oder Groteske sieht, dann funktioniert er recht gut.

Er sah seinen Sohn Udo, wie er statt Patienten zu heilen zukünftig Pommes in Tüten abfüllte.

Da bin ich erst gestolpert, weil ich dachte, Udo sei schon Arzt, da fragte ich mich, warum ein möglicher Jobverlust seines Vaters Auswirkungen auf seinen eigenen Beruf haben sollte. Es ist natürlich hier auch sehr überspitzt - erstens, Lenz würde in einem anderen Unternehmen vermutlich wieder Arbeit finden, zweitens, er würde möglicherweise eine gute Abfindung bekommen und selbst wenn nicht - in der Schweiz arbeitslos zu werden heißt ja auch nicht gleich, mittellos zu sein, vor allem, wenn man zuvor gut verdient hat. Hier klingen Existenzängste an, die ich deinem Lenz nicht ganz abnehmen, zumindest nicht in dieser extremen Form - da könntest du noch ausführlicher werden, aber ok. Ich denke, du wolltest das ganz verdichtet erzählen.

Die Pointe riecht man etwas früh, aber sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Hierfür würde es sich auch lohnen, noch näher an den Lenz zu gehen - der Ausbruch kommt überraschend, man hat hier das Bild eines Angestellten vor Augen, bei dem sich über viele Jahre Wut, Angst und Frustration angesammelt haben. Der jetzt auf einmal - für alle völlig überraschend - ausbricht aus seiner kleinen Hülle und denen, die auf ihm herumgetrampelt sind, die Meinung sagt - so eine Art Light-Version von Michael Douglas aus Falling Down. Man muss sich als Leser ein solches Bild vervollständigen, weil es meiner Meinung nach aus der Geschichte nicht stringent hervorgeht.

Dass im letzten Absatz Frau Holzer gemeint war, ging für mich aus der Geschichte hervor. Allerdings hab ich nicht ganz verstanden, warum sie in der Psychiatrie gelandet ist:

Im Vorfeld der letzten Sparrunde bat Luginbühl beide Frauen zum Gespräch. Das Resultat war erschütternd. Offiziell bestand zwischen Luginbühl und Teuscher zwar keine Affäre, aber in den Herrentoiletten war es ein beliebtes Gesprächsthema.

Heißt das, Frau Teuscher nahm den Platz von Frau Holzer ein? Das wäre auch trotz der Affäre ein eher außergewöhnlicher Schritt, und Frau Teuscher ist ja nach wie vor Sekretärin. Und dass es in einer Sparrunde heißt, geht nun die Abteilungsleiterin oder ihre Assistentin ... nee, auch eher nicht.

Also der Text hat schon seine Schwächen, er ist einen Tick zu verdichtet, etwas ausführlicher dürftest du für mich schon werden. Auf der Haben-Seite ist es aber eine kurzweilige, unterhaltsame, auch gut geschriebene Geschichte. Man muss sich ein wenig darauf einlassen, und wenn man das tut, wird einem in den zehn Minuten auch ein Schmunzeln entlockt. Hab ich insgesamt gern gelesen, dot.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Freegrazer

Ja so ein Büroalltag kann manchmal recht frustrierend sein, allerdings gibt es auch gute Momente, für die es sich lohnt, jeden Tag zur Arbeit zu fahren. Und Wut ist - wie die Angst - immer ein schlechter Lebensberater, besser die Situation überdenken und versuchen, mit überzeugenden Argumenten dem Übel zu begegnen. Aber wer hat die schon immer zur rechten Zeit griffbereit? ;)
Danke für deine Rückmeldung, schön, dass ich dich unterhalten konnte.

***

Hallo Schwups

Schön von dir zu hören. Hat mich gefreut, wie kritisch du dich mit dem Text auseinandergesetzt hast.

Ich kann dir sagen, die Idee ist aus einer Sitzung heraus geboren, bei der ein Kollege aus dem mittleren Kader wie immer zu spät zur Sitzung erschien und seine Akten auf den Tisch knallte. Das hatte mit der Zeit bereits Kultstatus und wurde als gegeben akzeptiert. Der Mann ist halt wichtig, hat viel zu tun, nimmt sich aber trotzdem die Zeit, an die Sitzung zu kommen, blabla.
Überhaupt sind solche Machtspielchen, ob bewusst oder nicht, ein Bestandteil des Büroalltags. Da werden in der Not über Köpfe hinweg Besetzungsrochaden vollzogen, werden loyale Leute entlassen, im Gegenzug Leute mit Null-Kompetenz, dafür mit Freundschaftsbonus in Schlüsselpositionen gehieft, für die andere wiederum bei deren Fehlentscheiden die Kohlen aus dem Feuer holen dürfen.

Aber auch stilistisch - das klingt so gestelzt, vor allem an dem "effektiv" störe ich mich. Das ist doch eins dieser Buzz-Wörter, die toll klingen, aber eigentlich inhaltsleer sind.
Es gibt zwar in der Sitzungsrethorik viele sinnentleerte Wortkonstrukte - (zum Beispiel: "man muss das überprüfen", nur, wer ist man) aber das Wort "effektiv" zähle ich nicht dazu. Effektiv kommt ja von "einen Effekt haben", etwas bewirken, und hat für mich schon eine kraftvolle Aussage in der Art.
Aber was will ich hier verteidigen, in deiner Lesart hat dich der Einstieg eher verschreckt, als in die Geschichte reingezogen. Ich mag ihn trotzdem, werde aber als kleines Zugeständnis nun doch das zweite Komma streichen, und somit auch Morla verspätet recht geben. ;)

Aber gut, wenn man sich darauf mal einlässt und den Text mehr als Satire oder Groteske sieht, dann funktioniert er recht gut.
Die Geschichte soll schon ironisch und mit einem Augenzwinkern daher kommen, ich habe bewusst auf das Schalgwort "Alltag" verzichtet, möglicherweise wäre aber eine zusätzliche Verschlagwortiserung mit "Satire" hilfreich als Aufwärmer.

Auch bei Lenz' Reflexion seiner Existenzangst hast du im Grunde genommen recht, Udo im McD? Gertrud ohne Geld an der Kasse? usw. ist natürlich alles sehr überspitzt und nur ein verzerrtes Gedankenspiel. Aber ich wollte da gar nicht zu nahe an die Realität, sondern wie du es bereits richtig deutest: "[...] wolltest das ganz verdichtet erzählen."

Man muss sich als Leser ein solches Bild [... des aus seiner kleinen Hülle und denen, die auf ihm herumgetrampelt sind ausbrechenden Lenz ...] vervollständigen, weil es meiner Meinung nach aus der Geschichte nicht stringent hervorgeht.
Ich dachte, es reiche, wie Lenz über Luginbühl dachte, wie er die Sache mit der Teuscher beurteilte, um ihn zu Charakterisieren und seinen Ausbruch zu rechtfertigen. Anscheinend hat aber da die Verdichtung für dich bereits ihre Akzeptanzgrenze erreicht.

Man muss sich ein wenig darauf einlassen, und wenn man das tut, wird einem in den zehn Minuten auch ein Schmunzeln entlockt. Hab ich insgesamt gern gelesen, dot.
Ich bedanke mich dafür und bin froh, dass trotz der fundierten Kritikpunkte für dich auch noch etwas auf der Habenseite übrig blieb. :)

Liebe Grüsse
dot

 

Hallo maria

ich merke gerade, was für ein Schwein ich doch bin. Ich habe den Titel absolut falsch verstanden :P
ich merke gerade, was für ein Schwein ich doch bin. Ich habe deinen Kommentar total verpennt. :shy:

Hey! Das ist nicht gerade einfach! Man muss schon eine gewisse Übung haben, um die richtige Menge an Pommes in die Tüte abzufüllen. Also, habe ich gehört, nicht dass ich etwas davon weiß oder so.
Ja, irgendwie kommt mir das jetzt mit etwas Abstand auch unglücklich formuliert vor, weil diesen Job meist flinke Studentenhände übernehmen, also ich ändere es in Warenumschlag am Güterbahnhof, oder so.

Also, ich weiß nicht, das ist mir dann doch zu extrem. Also nein, das Ende nehme ich dir nicht einfach ab, das ist mir zu übertrieben.
Hm, jetzt wo du's sagst. Aber doch, ich glaube schon, dass dem Lenz sein Hirn einen Salto rückwärts macht, nachdem es sich der Tragweite seines Ausbruchs gewar wurde. Ich könnte den letzten Abschnitt einfach weglassen, was du im Geiste ja bereits gemacht hast, das Ende ist schon etwas dick aufgetragen, hast recht, kill your darlings und so, dummdidummdidumm ...

Ich hab mir grad die Kommentare durchgelesen, ob jemand den Schlussteil vermissen würde:

offshore schrieb:
Aber mal davon abgesehen, frage ich mich: "Braucht's denn den letzten Absatz überhaupts?"
Hier allerdings bin ich anderer Meinung. Gerade der letzte Absatz gibt der Geschichte so einen leichten Schubs in Richtung Groteske, aber das nimmt ihr in meinen Augen nichts von ihrem durchaus ernsten Hintergrund.

aber der Rest sieht's anders:
Drakon schrieb:
Das Ende gefällt mir nicht.
oisisaus schrieb:
Ja, der Schluss! Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich den überhaupt richtig verstanden habe. [...]
Aber mal davon abgesehen, frage ich mich: "Braucht's denn den letzten Absatz überhaupts?"

rehla schrieb:
Das Ende lässt mich auch ein wenig ratlos zurück.
[...], das kann ich mir nicht so ganz zusammenreimen.

... und wenn schon Vergleiche zu "Business Class" gezogen wurden, Suter hätte den letzten Teil wohl eher nicht geschrieben. :D

Und somit: Der Schluss wurde geändert. Bin gespannt, obs funktioniert.
Danke maria für deine Rückmeldung, und sorry noch mal, dass ich erst jetzt antworte.

Liebe Grüsse,
dot

 

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