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Am Strand

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11.09.2018
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Anmerkungen zum Text

Hallo Leute,

ich schreibe oft noch zu nüchtern und übe mich daher in sinnlichem Schreiben (im Sinne von sensitiv, obwohl es auch ein wenig erotisch geworden ist :)).
Wie kommt das hier an? Ist das zu viel oder zu wenig?
Was kann ich verbessern?
Ich wäre für euren Rat dankbar.

Am Strand

Anne hatte das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergedreht und lauschte in freudiger Erwartung. Die Reifen, die über Sand und Steine knirschten, übertönten alle anderen Geräusche. Endlich kam der Wagen zum Stehen, kurz darauf verstummte der Motor, die Scheinwerfer verlöschten. Ihr Wagen war heute Abend der einzige auf dem Parkplatz. Stille kehrte ein und sie hörte durch das offene Fenster das gemächliche, rhythmische Rauschen der Brandung.

Tom behielt eine Hand am Lenkrad, die andere am Schlüssel, als ob er jeden Moment wieder starten wolle, wandte den Kopf und sah Anne mit ausdruckslosen Augen an. »Und weiter?« Sein Tonfall klang betont nörgelig.
Wie leicht man mit zwei Worten die Stimmung verderben konnte. Anne hatte diese ewige Miesmacherei so satt. Sie beschloss, den aufkommenden Missmut tief in sich zu vergraben. »Jetzt warte doch mal ab, das wird dir gefallen.« Sie öffnete die Beifahrertür des alten Opels.
Ein lauer Windhauch fuhr ihr ins Gesicht, der einen Duft nach Jod, Algen und Feuchtigkeit mit sich führte. Wie sie diesen Geruch liebte! Sie spürte einen salzigen Geschmack auf der Zunge und schnalzte genüsslich. Eilig schlüpfte sie aus den Sandalen und warf sie in den Fußraum. Das Erlebnis heute würde, so ihre Hoffnung, Toms Lebensfreude neu entfachen. »Komm, steig aus.«

Es war mittlerweile fast dunkel, der Mond stand schon am Himmel. Tom öffnete die Fahrertür, nestelte an seinen Schnürsenkeln, während er etwas Unverständliches vor sich hin brummelte, zog die Halbschuhe von den Füßen, fuhr mit den Fingern in den Bund seiner Socken, damit sie beim Ausziehen nicht auf links zu liegen kamen. Dann schob er die Socken in die Schuhe und stellte sie ordentlich nebeneinander vor das Bremspedal.
Wenn er diese Pedanterie bei allem, was er tat, an den Tag legen würde, wäre es ja in Ordnung, aber es betraf immer nur seine eigene Person, seine eigenen Belange. Seine Fingernägel, seine Haare, seine Hemden, seine Schuhe. Wenn es um gemeinsame Pflichten ging oder gar um Annes Belange, dann war sein Interesse verflogen. Neulich hatte er ihren Geburtstag vergessen. Ob er sie überhaupt noch liebte? Sie betrachtete ihn kritisch. Liebte sie ihn noch?

Er war immer schon ein sehr ambivalenter Charakter gewesen, euphorisch überdreht, charmant und unterhaltsam in Gesellschaft, dagegen melancholisch, wenn er mit ihr alleine war. Als hätte der Auftritt in der Öffentlichkeit ihm alle Kraft geraubt.
»Nachher ist hier alles voller Sand«, nörgelte Tom.
»Das mache ich wieder sauber.« Er würde es ja sowieso nicht machen. Anne versuchte, die Verbitterung von sich zu schieben.
Tom betrachtete kritisch den steinigen Boden und kam barfuß mit staksigen Schritten auf sie zu, als liefe er auf glühenden Kohlen. »Wir hätten Strandschuhe mitnehmen sollen.«
Anne bemühte sich um ein Lächeln und griff nach Toms Hand. »Versuch doch einfach mal, die Atmosphäre hier auf dich wirken zu lassen. Diese unglaubliche Schönheit.« Energisch zog sie ihn durch den mit kleinen Pflöcken markierten Durchgang über die Dünen. Der Strandhafer bog sich im Abendwind und blies ihr den langen Rock gegen die Beine. Die nackten Füße sanken ein, Gräser pieksten in die Fußsohlen.
»Ich kann überhaupt nicht sehen, wo ich hintrete in dem diffusen Licht, es ist ja schon gleich dunkel«, fluchte Tom leise. Anne beschloss, nicht zu antworten.

Endlich lag das Meer vor ihnen. Sie blieben stehen, Anne ließ das Bild auf sich wirken und genoss den Moment. Das behäbige Rauschen der Brandung wirkte beruhigend und aufwühlend zugleich, glättete die Wogen ihrer Seele und besänftigte die Verzweiflung, die sie tief in sich verschloss. Es hatte keinen Sinn, darüber zu sprechen. Das hatte noch nie etwas geändert und es würde auch in Zukunft nichts ändern.
Sie suchte mit den Augen den Strand ab. Sogar die Möwen waren bereits schlafen gegangen. »Weit und breit kein Mensch. Also, traust du dich?«
Tom presste die Lippen zusammen und schaute sich unschlüssig um. »Ob man jetzt tagsüber baden geht oder nachts, was macht das schon für einen Unterschied?«
»Kannst du das Genörgel nicht einmal bleiben lassen?« Anne warf die Tüte mit den Handtüchern in den Sand und begann, das Shirt über den Kopf zu ziehen, den Rock abzustreifen und warf beides auf den Sand, jetzt löste sie den BH, schlüpfte aus dem Slip.
Eilig lief sie über den Strand, bis der Sand unter ihr feuchter und kompakter wurde und sich beim Gehen sanft an die Fußsohlen schmiegte. Es war ein besonderes Gefühl, so in der freien Natur zu stehen, am ganzen Körper zu spüren, wie der Wind die Haut streichelte. Gedankenverloren drehte sie sich um und schaute zurück. Ihre Schritte hinterließen deutliche Spuren auf der glatt gespülten Sandfläche. Bald schon wären auch diese Zeugen ihrer Anwesenheit verschwunden und nichts würde an diese Nacht erinnern. Irgendwann wären die Spuren ihrer beider Leben verwischt, und nichts wäre mehr von Bedeutung. War es denn so wichtig, ob Tom glücklich war? War es wichtig, ob sie glücklich war? Warum war sie noch bei ihm?

Anne betrachtete die Wellen, die sich aufwölbten, während sie sich dem Strand näherten, höher und höher, wie der Wellenkamm überkippte und mit lautem Rauschen und Brodeln in sich zusammenfiel
Tom hatte sich endlich ausgezogen und folgte ihr. Nervös sah er sich um. Sie mochte seine Erscheinung. Die schmalen, fast schlaksigen Beine, der große, kräftige Brustkorb, die dunklen Haare. Sein Kopf war gesenkt, die Schultern nach vorne gezogen. Da war sie schon wieder, diese allgegenwärtige Traurigkeit, die sie nicht verstand.
»Na, wie fühlst du dich?«, fragte sie aufmunternd.
»Ja, schon ganz gut. Aber was bringt das schon?«
Anne seufzte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Meer zu. Ihre Füße suchten den Punkt, den die Wellen gerade noch erreichten, und ließ das Meerwasser vorsichtig durch ihre Zehen schwappen. Das war kalt!
Jetzt war Tom neben ihr und fasste überraschend schüchtern nach ihrer Hand, die Anne ergriff und zärtlich drückte. Sie liebte ihn - trotz allem. Wie gerne wäre sie mit ihm zusammen glücklich, fröhlich. Das würde niemals so sein!
Nebeneinander schoben sie die Beine gegen den Wasserwiderstand nach vorne, den Wellen entgegen. Mit jedem Schritt schwappten die ankommenden Wogen höher und nahmen Anne den Atem. Sie hob den Arm und zog Tom mit, während das Wasser an ihren Schenkeln emporstieg. Als die Kälte den Bauch erreichte, krampfte sich ihr Brustkorb zusammen und machte das Atmen für einen Moment unmöglich. Es war so schön, das alles empfinden zu können. Annes Anspannung ließ endlich nach. Weiter, immer weiter!

Sie streckte die Arme nach vorne und ließ sich ins Wasser gleiten. So weit vom Strand entfernt wurde das Meer ruhiger, sie spürte nur noch die rhythmische Strömung unter der Wasseroberfläche. Während sie schwamm, schweifte ihr Blick hinaus in die offene See. Es war mittlerweile dunkel. Auf der Wasserfläche spiegelte sich das sanfte Licht des Vollmondes, dessen Bild immer wieder von den Wellen zerteilt und neu zusammengefügt wurde. Er war ungewöhnlich groß in dieser Nacht. Deutlich konnte Anne die Schatten auf seiner Oberfläche erkennen.
Hier gab es nichts außer ihnen selbst, um sie das Wasser und über ihr die Sterne. Sie war ein Teil des Universums, nicht mehr, aber auch nicht weniger. In diesem Moment war nichts mehr von Bedeutung. Ihre Ehe, ihre Sorgen, nichts, absolut nichts. Existieren, das war alles, was die Welt von ihr verlangte. Und sie erfüllte diese Forderung mit Freude. Lachend sah sie in Toms Augen. In ihrem Leuchten konnte sie erkennen, dass er dasselbe empfand. Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf.
Er nickte ihr zu und wandte sich Richtung Strand, Anne folgte ihm.

Während sie sich dem Strand näherte, wurden die Wellen stärker, hoben sie in die Höhe und senkten sie sanft wieder ab, bis sie die Stelle erreichte, an der der Wellenkamm regelmäßig brach. Das sprudelnde Wasser gurgelte über ihren Kopf. Sie tauchte ab und schwamm ein paar Meter gegen den Rückstrom. Endlich spürte sie wieder Boden unter den Füßen, schob die Beine gegen die Wassermassen nach vorne. Das Meer gab sie nur ungern frei. Ihr Körper fühlte sich unendlich schwer an, während er sich aus dem Wasser erhob.

Sie waren zurück in der Wirklichkeit. Erschöpft und schwer atmend blieben beide nur wenig außerhalb auf dem nassen Sand stehen. Anne suchte in Toms Augen nach dieser Freude, die sie gerade eben noch wahrgenommen hatte. Sie versuchte, keine Enttäuschung aufkommen zu lassen und lächelte.
Er bemerkte ihren Blick. »Ich weiß ja, dass du es gut meinst.« Er zog sie an sich, spreizte die Hände und verschränkte seine Finger zart mit den ihren.
Alles würde gut werden. Bestimmt!

 
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Hallo @sveit ,
herzlich willkommen hier!

Ich muss vorausschicken, dass das hier nicht so ganz mein Genre ist – ich finde es nicht so interessant, in Alltagssprache über Dinge zu lesen, wie sie millionenfach in Haushalten vorkommen. Ich denke, Literatur sollte eine Leistung über das ‚so isss halt‘ - Erzählen einer story hinaus leisten: eine interessante Analyse / Psychogramm, ein individueller Blickwinkel oder Struktur, und möglichst auch ein sehr durchdachter Umgang mit Sprache, die dann mehr vermittelt, als nur die reine Information, was da wo passiert. Und klar, das fällt den wenigsten leicht, und wir alle wollen hier lernen.
Mir war nach Strand und Meer, und daher hab ich hier reingeklickt.

Zum ersten fällt auf, dass du deinen Lesern nicht genug zutraust – kleine Situationen werden übererzählt, und dann das ist ein ziemlicher Overkill an Adverben. Und die meisten davon sind überflüssig (wenn man einen Schuh ins Auto pfeffert, und ihn nicht sorgfältig ablegt, ist schon logisch, dass sie das „achtlos“ tut, etc pp). Das verlangsamt das Tempo ungünstig, denn du beschreibst ohnehin jeden kleinen Handgriff – das wäre nicht nötig und bringt keinen Zugewinn, kurz: du verlierst zu viele Worte für zu wenig innere/äußere Handlung. Ich war noch nicht mit dem ersten Absatz fertig, als ich schonmal gescrollt hab, wie lang der Text ist.

Das setting ist nicht sofort klar – ich dachte erst, dass sie fährt und allein im Auto sitzt.

Endlich kam der Wagen zum Stehen, kurz darauf verstummte der Motor, die Scheinwerfer verlöschten.
-> Das klingt, als ob der Erzähler den Wagen aus der Entfernung beobachtet, und nicht wissen kann, wer im Auto sitzt. Aber du kannst doch die Akteurin nennen, weil du quasi schon mit ihr im Wagen sitzt: Sie bringt den Wagen zum stehen, schaltet die Scheinwerfer aus usw, das ist doch kein unbekannter Akteur. Ist vllt. keiner, aber liest sich wie ein Bruch in der Perspektive.

Einige Stellen überschreiten für mich die Grenze zum Kitsch, z.B.

Sie fühlte sich gleichermaßen verbunden und schutzlos, ohnmächtig und allmächtig, eins mit ihrer Umgebung.
in letzter Kraft als zaghaftes Rinnsal auf dem Sand entlang kroch, als ob er sich festklammern wolle. Doch das Meer forderte energisch zurück, was es gegeben hatte. Das Rauschen verstummte für einen kurzen Moment der Stille, um sein ewiges Lied von Neuem zu beginnen.
sie spürte nur noch die rhythmische Strömung unter der Wasseroberfläche, die ihren Leib streichelte. Das Kälteempfinden war jetzt einer Frische gewichen, die ihren ganzen Körper durchdrang und sie belebte wie ein Bad in reiner Energie. Das Meer schenkte ihr etwas von seiner ungeheuren Kraft.
Und vor allem:
Endlich lag das Meer in seiner endlosen Weite vor ihr. Anne blieb stehen, ließ das Bild auf sich wirken und genoss den Moment. Der Ozean, lebendig wie ein Wesen, das die Erde mit seinem Leib liebkoste und sich mit den sanften Bewegungen der Wellen an ihr rieb. Das hatte etwas Erotisches. Das behäbige Rauschen der Brandung wirkte beruhigend und aufwühlend zugleich.
Puha, sorry, durch diese kitschig überladenen Beschreibungen fällt es mir wirklich schwer, in der Geschichte zu bleiben: das sind alles vielgehörte Phrasen, durch die man dann nicht weiß, was eigentlich genau gesagt werden soll. Wenn du abgenutzte Bilder bemühst, wirst du nur schwer eine individuell besondere Stimmung / Empfindung deiner Prota vermitteln können. So denke ich nur: Vielleicht wäre die Beziehung ja besser, würde sie diese Erotik bei ihm suchen, in der Gemeinsamkeit, anstatt so egozentrisch in der Natur, die sich gegen solche Interpretationen ja nicht wehren kann.

Der Text hat einen Konflikt, der nur angedeutet wird (der Partner scheint unter Depressionen zu leiden nd sie kann damit nicht umgehen), und einen, der vermutlich nicht so von dir intendiert war, den ich aber spannender finde: Die Protagonistin ist so extrem narzisstisch, dass sie überhaupt keine sinnvolle, tiefe Verbindung zu dem Partner aufbauen kann. Das ist umso tragischer, als dass er keinen Moment bei ihr findet, um emotionalen Kontakt zu knüpfen. Vielleicht ist das gewollt, aber das macht mir die Erzählerin wirklich extrem unsympathisch. Leider bleibt der Partner im Hintergrund, ist wenig präsent und mehr so ein Stichwortgeber für die egozentrischen Beobachtungen der Prota.
Damit hat der Text sehr viele Brüche (im Sinne von Stolperstellen / kein Handlungsfluss) und ich habe das Gefühl, über sehr viel hinweglesen zu müssen und sehr viel zu graben, um an den Kern deiner Geschichte zu kommen.

Ich meine Stellen wie diese:
Der Anfang, als sie nicht interessiert ist, wie er zu diesem Ausflug steht (vllt. findet er Strand ja furchtbar), ihn mit einer schnellen Bemerkung abwürgt und dann kommt der Schwenk zu ihr und ihren Naturbeobachtungen. (Die Schuhausziehszene: Ist er nur pedantisch, oder ein bissl autistisch? Hat sie ihn schon so kennengelernt oder ist er erst in der Beziehung so geworden, und wenn, warum?)

Ihre Augen strahlten, während sie die Autotür zuschlug. »Komm, steig aus.«
Ihrem Freund geht es nicht gut, aber das scheint ihre Laune nicht zu trüben. Hm.
In ihrem Leuchten konnte sie erkennen, dass er dasselbe empfand. Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf.
Er nickte ihr zu und drehte ab Richtung Strand,
-> Zu umgangssprachlich für all den Pathos: in eine Richtung, besser noch: und wandte sich / ging zum Strand.
Ich denke, so gut wie sie meint, hat ihm das nicht gefallen, denn in dem Moment, in dem sie meint, mal Freude bei ihm wahrzunehmen, bricht er auch schon aus der Situation aus und kehrt um. Da hättest du gern mehr Augenmerk drauf legen können – hier wäre der Text für mich spannend geworden: Kann er wegen einer Depression keine Freunde empfinden, ist er einfach nur jemand, der nicht genießen kann (und wenn ja, warum ist sie mit ihm zusammen?!), wird ihm das emotional zu viel und er will zurück in „Sicherheit“ an Land? Im ganzen Text finden sich Landschaftsbeschreibungen aus Sicht der Prota, aber keine Infos zu den Personen und ihrem Verhältnis zueinander. Dadurch, dass du so abgegriffene Bilder wählst, ist es mir auch nicht möglich, den Text symbolhaft zu lesen.

Anne suchte in Toms Augen nach dieser Freude, die sie gerade eben noch wahrgenommen hatte. Sie versuchte, keine Enttäuschung aufkommen zu lassen und lächelte.
Er bemerkte ihren Blick. »Ich weiß ja, dass du es gut meinst.« Er zog sie an sich, spreizte die Hände und verschränkte seine Finger zart mit den ihren. Dann näherte er sich ihrem Gesicht, berührte ihre Lippen, erst sachte und dann immer fordernder.
Alles würde gut werden. Bestimmt!
Die Geschichte steckt eigentlich in diesem Absatz, und da brichst du ab. Ihm geht es nicht gut, er sieht, dass sie total enthusiastisch ist und überspielt die Situation, indem er sie küsst bzw. wohl Sex mit ihr hat. Er macht überhaupt nicht den Eindruck, dass er selbst Lust dazu hat. Sehr erschreckende, aber auch interessante Szene eigentlich. Ist das ein mercy fuck? Wie läuft das sonst bei denen? Muss er immer seine Gefühle ignorieren, um nach ihrer Pfeife springen zu können? Das ist eigentlich eine sehr intensive Situation, aber genau da gehst du aus der Geschichte raus. Und der letzte Satz betont noch die ganze Tragik, nämlich dass sie nix von seinen Empfindungen mitbekommt, bzw. schlimmer, diese wahrnimmt, aber einfach ignoriert. Ihre Zukunftsprognose ist ebenfalls tragisch, weil sie vollkommen die Lage und ihren Partner verkennt – eben weil sie nur mit sich selbst beschäftigt ist. Da geht es mehr darum, dass der Wind ihre Brüste streichelt und die Wellen sie liebkosen, er ist aus dieser Welt ausgeschlossen. Schlimm. Hättest du dich auf diesen Konflikt konzentriert, und die story weitergeführt, wäre das in starker Text geworden. Aber das ginge nur mit etwas kritischerem Abstand zu deiner Erzählerin, so liest sich das ähnlich wie eine Mary Sue in Fanfiction.

Sie mochte seine Erscheinung.
Na, wenigstens etwas. :rolleyes: Ist sie nur wegen seines Aussehens mit ihm zusammen? Das ist das einzig Positive, das ich als Leser über ihn mitgeteilt bekomme. Auch kein Kompliment für die Prota.

Details:

in die offene See
-> Auf die See (sie taucht ja nicht)

Während sie schwamm,
Plural, denn sie schwimmen ja beide (hier dachte ich, dass er noch am Strand steht, und ihr beim Schwimmen zusieht).

Ich würde mich sehr freuen, wenn du die Geschichte mehr ausbauen würdest, und dich dabei auf mehr auf einen Konflikt zwischen den Prots konzentrieren würdest, anstatt einseitige Naturbeobachtungen zu vermitteln.

Herzlichst, Katla

 

Hallo @sveit,

Deine Geschichte habe ich als Beginn von etws gelesen, die Stimmung und die Eindrücke beschreibst Du ja sehr eindrücklich - nur es passiert praktisch nichts: Sie fahren zum Strand, er will eigentlich nicht, sie gehen schwimmen und wieder zurück.

Da sollte für mein Gefühl irgendetwas passieren - ein Krampf beim Schwimmen, ein Biss eines Krebses, ein Passant der auftaucht o.ä.

So erkenne ich Deine Lust am Formulieren der Szene, bleibe aber etwas ratlos zurück.

Herzliche Grüße

MarcCaesar

P.S.

Am Anfang beschreibst Du doch Abendstimmung - kurz danach steht der Vollmond am Himmel und beleichtet die Szene - da bin ich gestolpert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katla,

vielen Dank für deine Einschätzung,
ich gebe zu, dass das ein Text ist, mit dem ich mich schwer getan habe, deshalb brauchte ich mal eine weitere Meinung, um meinen Blick zu schärfen.
Das ist dir auch gut gelungen

Zum ersten fällt auf, dass du deinen Lesern nicht genug zutraust – das ist ein ziemlicher Overkill an Adverben.
Das war eine meiner Fragen. Ich werde da kräftig abspecken.

Einige Stellen überschreiten für mich die Grenze zum Kitsch
Auch hier.

Der Text hat einen Konflikt, der nur angedeutet wird
richtig, ich habe ihn nur angedeutet, mein Augenmerk lag auf der Beschreibung des Meeres, den Konflikt habe ich nur am Rande aufgebaut. Jetzt macht mir das klar, dass hier das Interesse des Lesers liegt.

Die Protagonistin ist so extrem narzisstisch, dass sie überhaupt keine sinnvolle, tiefe Verbindung zu dem Partner aufbauen kann.
Richtig, da sollte ich auch weiter aufbauen.

Die Geschichte steckt eigentlich in diesem Absatz, und da brichst du ab. Ihm geht es nicht gut, er sieht, dass sie total enthusiastisch ist und überspielt die Situation, indem er sie küsst bzw. wohl Sex mit ihr hat.
Mmmm, da muss ich länger drüber nachdenken, ich hatte nicht vor, den Konflikt aufzulösen, und wenn ja, wie.

Klingt alles in allem nach einem Fehlversuch, da muss ich nochmal ganz neu ran.
Danke erst mal.

Hallo @MarcCaesar,

danke auch für deine Einschätzung.
Die Intention war eigentlich, eine bestimmte Stimmung am Meer zu beschreiben, aber der Versuch ging wohl daneben.
Ich werde es überarbeiten.

 

Hallo @sveit nochmal,

ich freue mich, dass du mit meinen Eindrücken etwas anfangen konntest. :gelb:

Und wie @MarcCaesar war mir das mit den Zeitsprüngen auch aufgefallen - am besten, man lässt Geschichten ne Woche liegen, dann kann man mit unbeteiligterem Blick solche Brüche / Unlogiken sehen.

Ich kann dir auch noch einen Rat geben: Kommentiere andere Geschichten hier. Wenn du Texte korrigierst / lektorierst, kann dir das nicht menschenunmöglich schwer fallen. Wenn du bei anderen Texten siehst, wo es hakt, schärft das den Blick für das eigene Schreiben - mann muss ja nicht alle Fehler selbst machen.
Auch hat das was mit geben & nehmen zu tun: Du hast drei Texte eingestellt, aber noch nix zu denen anderer geschrieben - vor allem, wenn du hier an einem Roman arbeiten willst, solltest du was zurückgeben, sonst wirst du vermutlich nicht viel Rückmeldung und Hilfe bekommen. Jeder will wissen, wie sein Text ankommt, aber diese Seite funktionierte nicht, würden alle nur abladen und nichts reingeben. Also, ran an die Buletten! ;-)

 

Hallo @Katla,

Ich kann dir auch noch einen Rat geben: Kommentiere andere Geschichten hier.
Ja, das ist mir bewusst. Einen habe ich bereits kommentiert, aber ein wenig fehlt mir noch der Mut. Korrigieren ist kein Problem, für das Lektorieren fehlt mir oft noch der objektive Blick oder eher noch das Vertrauen in die eigene Meinung.
Es werden aber sicherlich mit der Zeit mehr Kommentare werden. Dankeschön. :)

 

Hallo @sveit! :)

Katla hat den Text ja schon sehr gut analysiert, daher ein paar Anregungen von mir:

Aus meiner ganz subjektiven Sicht hast du dir ein verdammt schweres Thema ausgesucht. Es geht um Meer, Strand, Baden, um dieses spirituell-beruhigende Gefühl von Freiheit am Strand, den unendlichen Assoziationen von "Meer", es sind Bilder, die jeder kennt, er nörgelt, sie begeistert, um ein "Alles-wird-gut" am Strand. Schwierig, weil es jeder kennt.

Du könntest also versuchen, mehr Spannung, mehr Konflikt einzubringen.

Also, was könntest du da tun? Nein, das sind keine arroganten Kommentare á la "Wie-ich-das-alles-viel-besser-gemacht-hätte", hilfe nein, sondern Ideen, die dich vielleicht zu weiteren Ideen anregen könnten. Auch das hat man überall schon gesehen. Wenn nicht, dann nicht :).

Tom hat ein Problem mit dem Meer, das Anne nicht kennt

Warum muss das Meer immer angenehm sein? Erinnert es Tom an ein altes Trauma, vielleicht musste er mit seinem Opa als "Männlichkeitsprüfung" um Langeoog segeln und dann - zack - gekentert, fast ertrunken und Opa sagt nur: Hab dich nicht so, das bisschen Meer kotzte schon aus. Oder Tom hatte eine verdammt blöde Klassenfahrt, bei der er das einzige Einzelzimmer hatte, während alle anderen ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammelten?
Oder, recht modern, hat Tom sich in die Investition eines Fern-Überwachungssystems für Offshore-Windanlagen völlig verspekuliert, Anne noch nichts erzählt, während Anne vom Hausbau in den Dünen träumt? Und spielt das alles in einer Zukunft ohne polares Eis? Mit Strand in Münster statt in Langeoog?
Spielt das ganze an einem Antarktis-Strand?
Betrügt Tom Anne?

Der Text ändert die Perspektive, damit die Beschreibung des Meeres

Du könntest versuchen, Tom anhand der Landschaftsbeschreibung zu charakterisieren. Für Anne ist das Meer die abgegriffene, alltägliche Ruhe, die so eine simple Landschaft mit sich bringt. Für Tom nicht. Für Tom, als Ingenieur der Verfahrenstechnik, ist der Lebensraumtyp 1110 - einjähriger Spülsaum - ein hochkomplexes Gerüstwerk biogeochemischer Prozesse. Aber beide kommen mit ihrer Aneignung von "Meer" nicht weiter, sie verharren in sich selbst und sind zu gegenseitiger Kommunikation nicht in der Lage. Sie reden ein, sie streiten, sie fangen an, sich zu hassen.

Der Protagonist ist das Meer, das gegen Anne und Tom ankämpft

Ja, kämpfen! Das Meer will beherrschen, aber nicht mit Aggression, sondern mit der Ruhe des Augenblicks, ran da, es will die beiden beeinflussen und verschlingen, in die Tiefe zerren. Es verbiegt die Wahrnehmung der beiden, die das nicht merken.

Das war's!

Lg
kiroly

 

Hallo @kiroly

Aus meiner ganz subjektiven Sicht hast du dir ein verdammt schweres Thema ausgesucht.
Ja, das habe ich auch gemerkt. Jetzt verstehe ich auch, warum ich mich mit dem Text so schwergetan habe. Der Ansatz ist schon ganz falsch, ich wollte ursprünglich nur beschreiben, wie es sich anfühlt, nachts schwimmen zu gehen, aber da drängt sich ein anderes Thema hinein, das ich nur als Rahmenhandlung betrachtet habe und dem ich infolgedessen nicht genug Beachtung geschenkt habe.

Also, was könntest du da tun? Nein, das sind keine arroganten Kommentare á la "Wie-ich-das-alles-viel-besser-gemacht-hätte", hilfe nein, sondern Ideen, die dich vielleicht zu weiteren Ideen anregen könnten.
Das ist genau das, was mich momentan umtreibt. Wie kann ich der Geschichte einen anderen Ansatz geben, der den Kern der Geschichte besser trifft? Ich muss da, denke ich, noch ein wenig in mich gehen und die Geschichte reifen lassen, denn es ist wohl eine, die geschrieben werden möchte.

Vielen Dank für den Tipp!

 

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