Was ist neu

Am Lac de Bonlieu

Mitglied
Beitritt
14.02.2001
Beiträge
51

Am Lac de Bonlieu

Am Lac de Bonlieu

Der Abstecher zu Fuss zu den Wasserfällen des Hérissons hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir gedacht hatten. Die malerischen Ausblicke und das saftige grün des Waldes hatte uns in seinen Bann gezogen. Nicole schüttelte verwundert ihren roten Krauskopf. Es blieb nur noch wenig Zeit bis zum Eindunkeln, und wir wollten für unser kleines Zelt ein lauschiges Plätzchen Natur zum Übernachten finden. Auf der Karte war in der Nähe ein kleiner See eingezeichnet. Die Aussicht auf ein kühles Bad und ein Plätzchen am Seeufer verlieh uns neue Kräfte.

Zum See mussten wir noch eine beträchtliche Steigung bewältigen, und mit unseren schwer beladenen Tourenrädern kamen wir nur langsam vorwärts. Die drückende Hitze zauberte feine Schweissperlen auf Nicoles Nacken.
Der kleine See war auch wirklich schön gelegen, allerdings hatten dies ein gutes Duzend Angler auch erkannt, die sich rund herum verteilt hatten und in ihren Campingstühlen nicht den Eindruck erweckten, als würden sie den Platz innerhalb der nächsten Stunde freigeben. So lange wollten wir aber nicht zuwarten. Als Alternative boten sich die Gärten von ein paar verrammelten Wochenendhäuschen an. Die Häuschen mit ihren wettergebleichten Rollläden und den verwilderten Gärten machten wahrlich keinen bewohnten Eindruck. Daneben vervollständigte eine verrammelte Hotelruine das Bild. Frech wie wir waren, suchten wir uns den schönsten Garten aus, gleich mit Treppe zum Wasser. Ein paar Büsche und das Haus boten ausreichend Deckung vor Passanten.

Unser kleines Zelt stand in Minuten, und auch die Pasta dampfte schon bald verheissungsvoll auf dem Benzinkocher. Darüber das Glas Tomatensauce, und fertig war unser Abendessen. Mit unserem Bärenhunger waren wir nicht sehr wählerisch.
Während des Essens sahen wir mit Genugtuung die Angler nach und nach in ihre Renaults und Peugeots steigen. Auf die Ruhe und Einsamkeit danach freuten wir uns.

Das Summen der Mücken war verstummt, der See lag glatt vor uns, und die Mondsichel war über den Baumkronen aufgegangen. Behände schlüpften wir aus unseren Kleidern, stiegen die Treppe runter und stürzten uns ins Wasser. Nicoles Haut war sehr weiss, besonders dort, wo die Fahrradkleidung sie noch abgedeckt hatte, mit lustigen Sommersprossen an einigen Stellen. Das kühle Nass formte eine feine Hühnerhaut, und ihre kleinen Brustwarzen stellten sich keck auf. Wir streichelten uns sanft, und aus den Berührungen wurde allmählich ein zärtliches Liebesspiel, das erst auf dem Rasen vor dem Zelt ein fulminantes Ende fand. Zufrieden und müde schlüpften wir schlussendlich in unsere Schlafsäcke.

Der süsse Schlaf dauerte aber leider nicht allzu lange : So gegen Mitternacht wurden wir von Motorengeräuschen geweckt. Eine kleine Autokarawane näherte sich dem See und bog in den Zufahrtsweg Richtung Wochenendhäuschen ein. Das erste hielt beim Nachbarhäuschen an, zwei fuhren weiter an « unserem » Häuschen vorbei. Mein Puls erreichte etwa wieder die gleiche Rate wie beim Schlussaufstieg…
Da fuhr auch schon ein Fahrzeug auf den Kiesplatz. Autotüren fielen zu und Kinderstimmen ertönten, ein Hund rannte ums Haus herum, ohne von uns Notiz zu nehmen. Dann gingen überall im Haus die Lichter an hinter den Rollläden. Wir lagen zuerst wie gelähmt auf unseren Campingmatten, begannen dann, unsere Situation zu analysieren. Das Zelt hatten wir gleich vor der Verandatür postiert, es brauchte also nur jemand den Rollladen hochzuziehen, und er konnte in unsere Schlafstätte hineinsehen. Leise Zusammenpacken wäre eine Option gewesen, allerdings eine sehr umständliche und mühsame. Das Kochgeschirr und der Kocher lagen noch verteilt im Rasen, die Wäscheleine hatten wir auch für unsere Zwecke genutzt.

Wir entschieden uns letztlich, beim Haus zu klingeln und unser « Missgeschick » zu gestehen.
Der gute französische Familienvater war zwar sehr überrascht, aber erstaunlich freundlich. Er erlaubte uns, den Garten bis nach dem Frühstück weiter zu benutzen. Ausserdem erfuhren wir von ihm auch, warum plötzlich alle Ferienhäuschen an einem gewöhnlichen Wochentag besetzt waren : Es war der 13. Juli, der letzte Arbeitstag vor dem französischen Nationalfeiertag. Die Familie war am späten Nachmittag in Paris aufgebrochen und deshalb erst jetzt hier angekommen. Beruhigt schlüpften wir wieder ins Zelt, kuschelten uns aneinander und schliefen in Minutenschnelle ein.

[Beitrag editiert von: markus am 06.02.2002 um 23:07]

 

Aha, ein Reisebericht. Mit Dias wäre das vielleicht interessant, aber hier wirkt es etwas deplatziert.

 

Hi Markus!

Ich kenne deine Geschichte ja nun schon ein bißchen länger, aber auch beim wiederholten Lesen hat es einfach Spaß gemacht, wieder in deinen Erinnerungen zu verweilen.
Es ist eine dieser wirklichen Geschichten, die man nie vergißt, eine Geschichte, die ohne Mühe den Sommer zurückbringt, einen frei durchatmen und einfach glücklich lachen läßt :-).

 

OK, Rainer, vielleicht passt das nicht in den Alltag (Ferien sollten sich ja fast per Definition vom Alltag abgrenzen). Wenn du willst, kannst du's ja zum "Sonstigen" oder unter "Romantik" verschieben. Als Reisbericht würde ich die Geschichte aber auch nicht bezeichnen. Die Beschreibung der Gegend dient dem Aufbau der Handlung.

 

Hi markus,

hast ja wirklich schnell reagiert, auf Rainers Antwort. :rolleyes: :eek:
(Dies ist eine nur mal so in den Raum geworfene Feststellung...)

Der Kritikerpapst Rainer wird das definitiv nicht verschieben können, aber ich komme deinem unverzüglich geäußerten Wunsch natürlich gerne nach.

 

Besser spät als nie..., gewisse Lebensumstände haben mich eben so beansprucht, dass ich das Surven für eine Weile einstellen musste. Vielleicht ergings dir auch mal so, dann wirst du dafür Verständnis aufbringen.

 

Ja ja, schon klar.

Wer wird denn hier gleich den Beleidigten spielen?

Und du bist auch nie online gewesen, in der Zeit zwischen August 2001 und Februar 2002?

Na ja, meinetwegen, nur zweimal im Oktober anwesend gewesen zu sein(rein schriftlich betrachtet) könnte man eventuell als Entschuldigungsgrund durchgehen lassen... :rolleyes:

[Beitrag editiert von: Hendek am 05.02.2002 um 20:51]

 

@Ben
Gut erkannt. Hab das dem Hendek gerade privat erklärt ;)
Schön, dass du immer noch so eifrig mit dabei bist. Finde nur noch wenig vertraute Namen hier.
Hab' für dich übrigens noch einen interessanten Link: www.selectsmart.com
(Hab da rausgefunden, dass ich tief in mir drin ein liberaler Quaker bin)
En liebe Gruess
markus

[Beitrag editiert von: markus am 05.02.2002 um 21:52]

 

Jo, Markus!
Schön, dich auch mal wieder hier zu sehen.

Mein Ergebnis ist übrigens (was auch sonst): "1. Secular Humanism (100%)"
:)

 

Das mit den Beleidigten spielen war ja auch nicht wörtlich zu nehmen.

War wohl doch so keine gute Idee gewesen, auf die Smilies als Hilfsmittel zu verzichten...

 

"keine so" meinst du wohl ;)
Sorry, manchmal überseh' ich einfach die raffinierte Ironie, die manche Leute so gekonnt anwenden. Bin wohl einer dieser humorlosen Schweizer mit langer Leitung. :D

[Beitrag editiert von: markus am 06.02.2002 um 22:51]

 

Nö, markus,

meinte es schon so, wie ich es geschrieben habe. ;)

So, der nächste Beitrag hier wird sich ab sofort nur noch um die Geschichte drehen... :deal: :peitsch:

 

Naja, auch wenn's eine Weile her ist: Als "Geschichte" kann man das oben doch wohl getrost bezeichnen, oder fehlt etwas? Immerhin gibt's auch so etwas wie eine Entwicklung, die sich sogar zu einem Art Höhepunkt steigert (nicht das auf dem Rasen).
Warum da Rainer Dias dazu benötigt, ist mir eher schleierhaft. Die Vorstellungskraft des Lesers dürfte ausreichen...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom