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Am Hafen
Am Hafen
Ich schlenderte über den heißen Asphalt. Die Sonne brannte auf ihn herab, als wollte sie ihn schmelzen lassen. Ich nahm die Menschen um mich herum kaum wahr, obwohl sie sehr hektisch und beschäftigt über den Steg und den Platz eilten, um vielleicht noch früh genug zu ihrem Ausflugsschiff zu kommen...
Ich stand am Geländer des Stegs und blickte auf die wogenden Wellen hinaus. Ein Wind kam auf, kein starker Wind, nur eine sanfte, kühlende Brise.
So stand ich also hier, am Hafen von Funchal. Ich sah Touristen mit Fotoapparaten und Bauchtaschen, kleine Kinder, die bunte Kiesel vom Steinstrand aufsammelten und Mütter, die sich auf einer Bank im Schatten eines großen Baumes über ihre Kinder unterhielten. Dieses Land war so wunderschön, es hatte so etwas...
„Christina, träumst du?“ Phillip fuchtelte vor meinem Gesicht auf und ab. Ich fuhr herum und musste lachen. „Hilf mir doch bitte mal, du bist es doch, die portugiesisch kann!“ Phillip stand hilflos vor mir, von oben bis unten behängt mit Bändern und Tüchern in grellen, grauenhaften Farben. Er deutete auf einen kleinen Jungen, der ihm offenbar all dies verkaufen wollte. „ Sag ihm, dass ich nichts kaufen will!“, flehte er mich an. Ich lachte, drückte dem Jungen alle Sachen und einen Euro fünfzig in die Hand. Er sah mich erstaunt an und sagte dann in gebrochenem Deutsch: „Obrigado, mein liebe Fraulein“. Sichtlich stolz über seine Deutschkenntnisse stolzierte er hoch erhobenen Hauptes vom Steg.
Ich weiß nicht, wie lange Phillip und ich dort saßen und über Gott und die Welt redeten. Wir saßen hier am Rand des Stegs, die Hosenbeine bis zu den Knien gekrempelt, die Füße im Wasser und ließen uns von der Sonne anscheinen. Ich musste viel über Phillip nachdenken. War er wirklich nur ein Freund? Er brachte mich immer zum Lachen mit seiner tollpatschigen, fröhlichen Art...
Irgendwo im Überlegen spürte ich auf einmal seine Hand an meinem Knie. Die Stimmung war gespannt, wir blickten uns tief in die Augen. Auf einmal hörte ich ein Geräusch, das einem leisen Knurren glich. „Entschuldige bitte, ich habe so einen Hunger“. Phillip guckte so betreten und zerknirscht, dass ich losprustete. Ich zog ihn mit der Hand und den Worten:“ Lass uns doch was essen gehen“, hoch.
Es versprach ein wirklich schöner Sommer zu werden.
[Beitrag editiert von: 15_jahre_anfängerin am 03.02.2002 um 11:04]