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Am Ententeich

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02.01.2002
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Am Ententeich

Es war im vorigen Sommer. Nach den Vorlesungen nahm ich manchmal den Weg durch den Uni-Park. An seinem Ende liegt ein Teich. Immer, wenn ich dort entlangging, sah ich einen alten Mann auf der Bank sitzen, der die Enten fütterte. Seine Kleidung war schmutzig und zerrissen. Neben ihm standen Plastiktüten, aus denen Flaschenhälse hervorragten. Die meisten Spaziergänger rümpften die Nase, wenn sie an ihm vorüberkamen.

An einem besonders schönen Tag blieb ich am Teich stehen. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf der Wasseroberfläche. Das Gefieder der Tiere schimmerte in warmen Farben. Der alte Mann kramte ein Stück Brot aus seiner Tasche hervor, das er ihnen bröckchenweise zuwarf. Die Enten schnatterten und drängten einander beiseite. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand, bis er mich bemerkte und heranwinkte. Einen Moment lang zögerte ich, dann trat ich zu ihm. Er bedeutete mir leise zu sein und streckte seine Hand aus. Eine der Enten watschelte aus dem Teich, schnappte sich mit einer schnellen Bewegung das Brot und schoss wieder ins Wasser zurück. Ich lächelte. Der alte Mann zwinkerte mir zu. Ich blieb noch eine Weile bei ihm sitzen, ehe ich mich verabschiedete.

Eine Woche darauf ging ich wieder durch den Park. Die Enten schwammen auf dem Teich, aber der alte Mann war nicht da. Auch am nächsten und am übernächsten Tag sah ich ihn nicht. Ich sah ihn überhaupt nicht mehr.

Wenn ich Zeit habe, setze ich mich auf die Bank und beobachte die Enten. Manchmal frage ich mich, ob sie ihn auch vermissen.

 

Ach mensch ginny... Kannst du nicht mal Geschichten schreiben, zu denen ich auch was zu sagen habe? :D

Ich liebe deine kleinen, kurzen Geschichten. So kurz und doch so schön.
Ich habe wirklich nichts zu meckern und weiß auch so nicht, was ich sagen könnte *grml*
Hat mir einfach gut gefallen :)
(wow, was für ne konstruktive Kritik :rolleyes: )

tschüß

 

hmm... ich weiß nicht, mir war das irgendwie zu wenig. Vom Plot her hätte das durchaus Protenzial mich zum Heulen zu bringen, tat es aber nicht... Kannst du die Atmosphäre noch weiter rausarbeiten oder so? Menno, ich bin verdammt schlecht im Kritiken schreiben, aber ich lerne.

 
Zuletzt bearbeitet:

Erster Eindruck: ohjee, was ist die kurz - das kann ja höchstens das Fragment einer Geschichte sein. Aber dann habe ich gestaunt, wie man in so wenig Zeilen eine so dichte Szene bauen kann. Respekt! Hat mir sehr gut gefallen.

Gruß

Gregor

 

hi ginny,

das hier ist eine kostprobe deines beneidenswerten und sauberen erzählstil. und eine kostprobe für deine fähigkeit, mit sehr kurzem anlauf eine leichte pointe zu verwirklichen.

dennoch bin ich der meinung, dass dieses geschichtchen für dich nicht wirklich eine herausforderung war!

bis dann

barde

 

N'Abend allerseits.

@Moony: Danke! :-)

@Anika:

Kannst du die Atmosphäre noch weiter rausarbeiten oder so?
Nö. :D
Nee, also: Schade, dass dich der Text nicht in dem Maße berührt hat, wie es gedacht war.
Mir ist klar, dass es sehr leicht daneben gehen kann wenn eine Geschichte so kurz ist, aber das ist irgendwie meine Art.
Vielleicht fallen mir aber mit etwas Abstand noch Formulierungen ein, die das Geschehen und die Atmosphäre intensivieren.

@gregor: Danke, hat mich gefreut. :-)

@Barde:

dennoch bin ich der meinung, dass dieses geschichtchen für dich nicht wirklich eine herausforderung war!
Holder Sänger, Ihr habt Recht, wenn Ihr vermutet, dass es sich mehr um eine Fingerübung handelt. Eine spontane Idee spontan umgesetzt, mit dem Ziel mich im strukturieren zu üben. Die positiven Reaktionen freuen mich, die negativen zeigen mir, dass es trotzdem offenbar noch was fehlt.

Danke allen fürs Lesen und Kommentieren!

Ginny

 

Hallo Ginny-Rose

mir hat dein Mini-Geschichtchen sehr gut gefallen. Natürlich hättest du noch ein wenig mehr darin verpacken können, aber so für zwischendurch hat sie mir gereicht. Stimmungsvoll eine kleine Begebenheit an einem Stadtpark eingefangen. Auch die Phantasie nicht zu kurz gekommen, es kann sich ja jeder noch ausdenken was wohl aus dem Stadtstreicher geworden ist.
Hab ich gerne gelesen.

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 

Moin!

Ich hoffe ich darf mal dazwischen fahren. Ich finde dies Geschichtchen inhaltlich schwach und sprachlich kitschig. Für mich wimmelt das Ganze von Klischees:

Die Sonnenstrahlen glitzerten auf der Wasseroberfläche. Das Gefieder der Tiere schimmerte in warmen Farben.
Das sind für mich Bilder wie aus einem Sat1-Drama. Das ganze Thema mit dem armen Alki auf der Bank am Ententeich gehört für mich ebenfalls in diese Schublade.

Nichts für ungut!

Futz

 

Hi Morpheus,

mehr als eine Geschicte für Zwischendurch sollte (und kann es wohl) auch nicht sein. Schön, dass es dir gefiel. :-)

Hallo Futz ( :susp: ),

Ich hoffe ich darf mal dazwischen fahren
Aber klaaar.
Hm. Tja, ich wünschte ich könnte dir widersprechen was die Klischees angeht, aber ... das kann ich wohl nicht. Deine Kritik ist nachvollziehbar.

Allerdings:

Das ganze Thema mit dem armen Alki auf der Bank am Ententeich gehört für mich ebenfalls in diese Schublade.
Dass meine Umsetzung dir schwach erscheint - akzeptiert. Allerdings würde ich nicht sagen, dass das heißt, dass man das Thema an sich nicht für eine gute Geschichte verwerten kann. Ein guter Autor (<g> der ich damit nicht bin) kann, so denke ich, auch aus ausgelutschen Plots etwas herausholen. Man muss es nur ansprechend präsentieren können.

Danke Euch Beiden!

Ginny

 

Aller sat1dramen-klischeehafter Sprache zum Trotz ist dieser kleine Leckerbissen hier meiner Meinung nach wirklich außerordentlich gut.
Gerade im letzten Satz wird klar, dass der Protagonist oder die Protagonistin wirklich Gefallen an dem armen, plötzlich verschwundenen Mann gefunden hat. Hier hätte vielleicht noch genauer herausgestellt werden können, warum sie sich zu diesem Mann verbunden fühlt - sie vermisst ihn ja sogar. Nur, weil er die Enten fütterte?
Für mich hier ein wenig hakelig.

Ansonsten top!

 

Hallo Ginny-Rose,

prima - alles, was eine Situationsgeschichte braucht schilderst Du zielstrebig, doch ohne Hast. Ob sie ihn vermissen? Das ist die ausgesprochene Frage - warum vermisst sie ihn? (Soviel kann ein Wort ausmachen, denn es heißt „ob sie ihn auch vermissen?“).
Trotz der Kürze ist Deine Protagonistin glaubwürdig, sie ist anders als die `Nasenrümpfer´.


Zitat:
Ich blieb noch eine Weile bei ihm sitzen und verfütterte den Rest meines Brotes, ehe ich mich verabschiedete.

Vielleicht hier noch einen Hinweis geben, wo das Brot plötzlich herkommt.
Das Klischeehafte denke, ich gehört zur Geschichte: Wenn ein Tag halt mal sonnig und warm ist, klitzert das Wasser und ein durchschnittlicher Mensch drückt das auch so aus.

Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

Hey tobbi,

danke schön. :-)
Warum sie ihn vermisst - hmtja. Vielleicht habe ich da ein bisschen zu sehr von mir auf andere geschlossen. Mir fällt es sehr schnell auf, wenn jemand, den ich aus irgendeinem Grund regelmäßig sehe, nicht mehr da ist und ich "vermisse" ihn dann, auch wenn ich denjenigen nicht kenne. Aber manchmal gehören gewisse Menschen ohne dass sie es selber wissen zum Alltag, zum Leben dazu. Auch wenn man vielleicht sogar nie ein Wort mit ihnen wechselt oder sie nur ganz flüchtig kennt.

Hallo Wolto,

Vielleicht hier noch einen Hinweis geben, wo das Brot plötzlich herkommt.
<g> "Pausenbrot" klingt auf die Uni bezogen so blöd, aber genau das ist gemeint. Die Stelle wird aber sowieso noch überdacht. Danke für den Hinweis.
und ein durchschnittlicher Mensch drückt das auch so aus.
Äh ... ja. Das mit dem "durchschnittlichen Menschen" klingt zwar jetzt nicht so charmant, aber ich weiß, wie es gemeint ist. :D

Ginny

 

Ginny, ich denke schon, dass eine kurze Geschichte enorm viel Atmosphäre rüberbringen kann. Eigentlich ist das schon fast das einzige, was eine kurze Geschichte kann. :D Ich denke nicht, dass sie ungebingt länger werden sollte. Klar kann ich mir die Atmosphäre vorstellen, aber nicht durchs lesen.

 

Ich denke nicht, dass sie ungebingt länger werden sollte.
Schön, dann sind wir uns einig. <g>
Es ist zwar fast schon ein Standard (d oder t? - ich lerns nie ...)-Satz den ich zu hören bekomme, aber da bin ich konsequent, denn in kaum einem Fall ist es notwendig, einen Text länger zu machen.
Deswegen meinte ich:
Vielleicht fallen mir aber mit etwas Abstand noch Formulierungen ein, die das Geschehen und die Atmosphäre intensivieren.

Ginny

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ginny!

ich habe Deine kleine Geschichte grad wieder neu entdeckt. Sie hat mir schon vor einigen Tagen biem ersten Lesen sehr gefallen - diese kurze, leichte Story, sprachlich gut erzählt. Du hast mit wenigen Zeilen viel bei mir erreicht.

Mir fällt es sehr schnell auf, wenn jemand, den ich aus irgendeinem Grund regelmäßig sehe, nicht mehr da ist und ich "vermisse" ihn dann, auch wenn ich denjenigen nicht kenne. Aber manchmal gehören gewisse Menschen ohne dass sie es selber wissen zum Alltag, zum Leben dazu. Auch wenn man vielleicht sogar nie ein Wort mit ihnen wechselt oder sie nur ganz flüchtig kennt
hier scheinen wir uns ähnlich zu sein. Vielleicht hat mir der Text deswegen so gefallen, weil er genau das vermittelt.

schöne Grüße
Anne

 

Hi Ginny-Rose,

auch ich finde deine kleine Geschichte sehr gelungen.

Ich sehe darin Leben.
Natur, Menschen, Gefühle.
Die Begegnung mit dem alten Mann, das glitzernde Wasser, buntes Gefieder, man spürt die Wärme auf der Haut. Den Frieden, den der alte Mann deiner Protagonistin vermittelt.
Der Mann kommt nicht mehr. Wehmut entfaltet sich. Für Trauer war die Begegnung zu kurz.
Das sind die Geschichten die das Leben schreiben, die für mich kleine Wunder sind.

Wenn das Klischee ist, dann bekenne ich mich gerne zu einer Klischeedenkerrin.

Mehr davon.

glg, coleratio

 

Hallo Maus und coleratio,

danke Euch Beiden fürs Lesen und Kommentieren. Schön, wenn ihr das Gefühl der Protagonistin nachvollziehen konntet. :-)

Ginny

 

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