Hi Jismail,
... und so darf es ruhig solche "Logikfehler" geben, da die Geschichte keiner Logik unterliegt.
Ist doch nicht wahr. Selbstverständlich unterliegt deine Geschichte einer Logik. Wenn sie das nicht täte, könntest du auch keine Metapher auf das Leben bilden, was du ja aber tust. Nur eben
weil die Geschichte in sich einer gewissen Logik folgt, können wir, als Leser, deine eigentliche Absicht erkennen und zuordnen. Wäre sie einfach nur wirr und ziellos, gelänge uns das nicht.
Was ich interessant finde ist, dass du dem Menschen in deiner Geschichte, keinerlei Macht von Eigenbestimmung zugestehst. Andererseits bestimmen aber auch nicht höhere Kräfte über ihn, sondern einfach "nur" seine Mitmenschen. Das heißt, das was ein Mensch darstellt, was sein Leben ausmacht, wird in deiner Geschichte einzig und allein von anderen Menschen bestimmt, das Individuum an sich hat keinen Einfluss. Denn die Leinwand steht ja doch wohl für den Menschen bzw. das Leben. Und er bekleckert sich nicht selbst, sondern wird nur von anderen gemalt.
Womit ich mehr anfangen könnte, wäre zB, wenn man viele Maler vor ihren Leinwänden sieht und jeder bepinselt sozusagen sein eigenes Leben. Jeder hat ein gewisses Bild vor seinem geistigen Auge, wie das Gemälde einmal auszusehen hat. Die Maler stehen aber nicht nur still vor ihren eigenen Werken, sondern treten auch in Interaktion mit anderen Menschen, wandeln also herum und fügen bei anderen vereinzelte Pinselstriche hinzu, was zu einem völlig anderen Erscheinungsbild führt. Der Maler hat also keine Chance mehr, sein Werk genau so zu malen, wie er es wollte, er muss sich auf die neue Situation einstellen und es ergibt sich zwangsläufig ein anderes Bild.
Oder eine andere schöne Metapher auf die Menschheit (könnte ich mir als "künstlerischen" Kurzfilm vorstellen):
Man sieht Malerhände in Großaufnahme, große dicke Pinselborsten verteilen Farbe auf weißer Leinwand. Man sieht andere Hände, andere Pinsel, andere Farben. Der eine malt fein und graziös, ein anderer ungestüm und wild, der nächste mit Händen und Füßen, wieder ein anderer mit seinen Haaren oder verschüttet einfach Farbe, etc.
Die Kamera fährt schließlich langsam rückwärts und erst jetzt wird dem Zuschauer klar, dass es sich um eine einzige große Leinwand handelt, dass niemand nur für sich alleine malt, jeder jeden beeinflusst und das Gemälde im Endeffekt ein Spiegelbild der Menschheit darstellt.
Naja, nur so eine Idee. Aber immerhin hat mich dein Text offenbar inspiriert. 
Übrigens versteh ich nicht ganz, warum du ihn unter Experiment laufen lässt. Dachte, das bezöge sich eher auf die äußere Form. Aber auch inhaltlich seh ich das nicht als Experiment. Dein Text ist einfach eine Metapher und würde wahrscheinlich am ehesten noch unter Philosophisches fallen.
Grüße
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