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Alter Männer Weisheit

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22.03.2006
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Alter Männer Weisheit

"Wie weit sollte Ehrlichkeit gehen? Ehrlichkeit anderen gegenüber ist mir nie besonders wichtig gewesen. Meine Mitmenschen täglich irrezuführen ist mir Vergnügen und Verhängnis, denn wie oft du die Rolle eines Anderen, eines Fiktiven spielen kannst hängt davon ab, wie gut du dich selbst kennst.
Spielen verfremdet einen von der eigenen Persönlichkeit.

Du zerbrichst daran, weil du irgendwann nicht mehr aufhören kannst, zu spielen. Du selbst existierst dann nicht mehr. Allein die Formulierung "du selbst sein" ist nur noch eine Abstraktion, eine Lehrhülle für ein Gefühl, das du längst nicht mehr kennst.

Wie kannst du deiner Wahrnehmung überhaupt noch trauen, wenn deine eigene Identität fehlt, wenn du sie ausgelöscht hast? Auf welcher Grundlage kannst urteilen? Es gibt viele Ansatzpunkte, viele Rollen, die Vorschläge machen und alle sind dir fremd.

Innere Leere lechzt danach betäubt zu werden. Bald stellst du fest, dass diese Einsicht das einzig Eigene ist, was du noch zustande bringst, doch soll dich das erleichtern? Auf welcher Grundlage soll man über sich selber urteilen, wenn man sich nicht mehr als Idividuum versteht?
Ein Gedanke, der dich früher oder später zur Betäubung zurückführt.

Sobald jedoch die Betäubung des Geistes wirkt und es keine Leere mehr zu füllen gibt, erscheinen die eigenen Vorzüge offenkundiger, doch nutzbar sind sie dir nur im Zustand des Rausches, vielleicht des Deliriums. Das Delirium tritt früher oder später an die Stelle deiner Persönlichkeit, an die Stelle all jener Rollen, den Zerrbildern deines vormaligen Seins.

Ist das Delirium die letzte Stufe dieser stetig nach unten führenden Treppe der Selbstzerstörung? Wenn ja, dann gib dir bitte schnell die Kugel und versuchs nochmal.

Ehrlichkeit zu dir selber? In diesem Fall überspringen wir den Rausch und stoßen direkt vor ins Delirium, denn du wirst deinem Bild von dir immer hinterherhinken und die Antwort auf die Frage warum wird wiederum die Betäubung sein.

Ehrlichkeit.....

Warum nicht die Rolle spielen, der man am ehesten gewachsen ist und anderen weiterhin denselben Mist erzählen wie vorher?

Schätze der Zug ist abgefahren. Wenn du mich entschuldigst, ich habe noch Betäubungsarbeit zu leisten."

Sagte der Alte und stand auf.

 

Hallo Deschain!

Ehrlichgesagt liest sich das mehr nach einem zuvor konsumierten hochgeistigen Getränk, als nach ebensolchen Gedanken, und schon gar nicht ist es eine Geschichte. Allein durch den Satz "Sagte der Alte und stand auf" wird noch keine Geschichte aus einem Monolog.

Es kann aber auch eigentlich nur schiefgehen, wenn Du versuchst, mit Deinen lt. Profil gerade einundzwanzig Jahren tiefgehende Gedanken eines alten Mannes aufzuschreiben, dafür fehlt Dir einiges an Erfahrung. Das soll nicht überheblich klingen, aber es ist einfach so, daß es oft viele Jahre dauert, bis man sich wirklich selbst gefunden hat, und wer sich einmal selbst gefunden hat, wird immer er selbst sein wollen und nicht anderen bewußt etwas vorlügen und vorspielen, es sei denn, es gibt bestimmte Gründe dafür (um sich z. B. zu schützen), die aber kaum die Regel sein werden.
Kurz gesagt: Dein monologisierender Alter (in der Überschrift sogar Mehrzahl, Du erhebst es also zur Allgemeingültigkeit) ist absolut unglaubwürdig in seinem Drang, nicht er selbst zu sein. - Bevor Du dich jetzt aber aufregst, warte bitte noch zehn, vielleicht auch zwanzig Jahre, dann gibst Du mir nämlich Recht. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Deschain,

jeder spielt eine „Rolle“ in dem Leben von Anderen ... Man(n) muß es nur erkennen. Das Erkennen ist nicht unbedingt abhängig von dem Alter ... aber wer das Brot lutscht hat mehr Zeit den Geschmack zu analysieren wie einer der es hastig verschlingt.

Häferl schreibt: ..liest sich das mehr nach einem zuvor konsumierten hochgeistigen Getränk..

Ich möchte sogar noch weiter gehen und behaupten ...liest sich wie die Erkenntnis eines Säufers...
und die altern ja bekanntlich schneller.


Gruß, Keinstein

 

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