Mitglied
- Beitritt
- 08.10.2001
- Beiträge
- 32
Als John Sinclair Bibi Blocksberg tötete
-- 1 –
London, 17 Juni 21:30, in John Sinclairs Apartment.
Gerade hatte Jane das Öl auf ihren Fingern verteilt, um mir eine Ganzkörpermassage zu verpassen. Die hatte ich wirklich nötig, nach dieser Woche. Zuerst hatte ich die Dämonenaxt an den schwarzen Tot verloren und dann diese unerfreuliche Sache mit dem zweiköpfigen Vampir, der in Edinburgh sein Unwesen getrieben hatte. Die dunklen Mächte waren sehr aktiv gewesen in letzter Zeit und das beunruhigte mich. Jederzeit musste ich damit rechnen einen Anruf vom Yard zu erhalten um neue Dämonen, Geister oder Vampire zu bekämpfen. Doch das Kreuz das ich um meinen Hals trug, meine Beretta mit geweihten
Silberkugeln und nicht zuletzt ich waren jederzeit bereit sich den Mächten der schwarzen Seite zu stellen.
Jane legte sanft ihre Hände auf meinen Rücken und begann das Öl in kreisenden Bewegungen einzumassieren.
„Ist das gut so, John?“ hauchte sie mir ins Ohr.
„Oh ja!“ antwortete ich und begann mich langsam zu entspannen. Ihre Hände kreisten zart über meinen Rücken und der Duft des Öles lag mir angenehm in der Nase. Denn als Geisterjäger hat man es häufig mit üblen, modrigen Gerüchen zu tun. Langsam kam ein warmes Gefühl in mir auf und ich schloss die Augen.
„Ja gut so, Jane!“
„Das freut mich, wenn es meinem kleinen Geisterjäger gefällt!“
„Ja, du sagst es, mein kleiner Geisterjäger könnte auch eine Massage vertragen!“
„John!“ sagte sie in ihrem gespielt entsetzten Ton und drückte etwas fester zu.
„Aua. Jane lass das. Es war gerade so schön!“
„Na gut dann wollen wir nun mal langsam zur Extramassage kommen und sehen ob es deinem kleine Geisterjäger noch gut geht!“ kündigte sie an und lies ihre Hände langsam nach unten gleiten.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Wie sollte es auch anders sein.
„Mist, John. Es ist immer das selbe!“
„Nun warts doch erst mal ab Jane, vielleicht ist es ja nur ein unwichtiger Anruf!“
„Ja bestimmt. Ein unwichtiger Anruf!“ zischte sie.
Ich stand auf, zog mir einen Bademantel über und ging zum Telefon.
„Ja? John Sinclair hallo!“
Es war Will Mallmann. Mein alter Freund aus Deutschland. Und immer wenn Will anrief hatte das nichts gutes zu bedeuten. Seine Stimme schien ruhig und gefasst. Was mich im ersten Moment beruhigte, da es sich um keine Notlage zu handeln schien. Ich hörte ihm eine Weile zu und unterbrach ihn dann:
“Was sagst Du da? Ein Dämonenelefant!”
Das hörte sich nicht gut an und Jane, die die ganze Zeit mithörte, ließ sich enttäuscht aufs Sofa zurückfallen.
„Ist gut ich nehme den nächsten Flieger nach Deutschland, Will. Holst du mich in Frankfurt ab!“
Ich hängte den Hörer ein.
„Na toll, John. Dann mal viel Vergnügen mit dem Dämonenelefanten.“
-- 2 --
Suko und ich hatten gerade noch den letzten Flieger nach Deutschland, Frankfurt erwischt. Ich hatte ihn sofort angerufen und berichtet was Will mir erzählt hatte. Wir waren mehr als gespannt was uns dort erwartete. Ein Dämonenelefant. So etwas hatte es noch nie gegeben. Bis jetzt waren es immer Menschen gewesen von denen die dunkle Seite Besitz ergriffen hatte und sie zu Dämonen, Vampiren oder Guhls machte. Aber Tiere. Nein. Es musste ein Irrtum sein. Ich hoffte das es ein Irrtum war. Will hatte außerdem etwas von einem Hexenclan erzählt, der ebenfalls in dieser Stadt sein Unwesen trieb. Eine junge Hexe, so um die 12 Jahre, schien die ganze Stadt schon seit Jahren in Angst und Schrecken zu versetzen.
„Da steht uns ja etwas bevor!“ seufzte Suko.
Das Flugzeug landete planmäßig in Frankfurt und Will stand schon bereit um uns abzuholen. Ich hatte ihn lange nicht gesehen und musste schmunzeln bei seinem Anblick. Er war noch etwas dicker geworden und sein Gesicht war blass und schwammig wie eh und je.
„Siehst gut aus, alter Knabe!“ begrüßte ich ihn und streckte ihm die Hand entgegen.
„Keine Zeit für Späße, John. Die Lage ist ernst. Kommt mit!“
Und ohne das ich ihm Suko, meinen treuen chinesischen Partner, hätte vorstellen können, schritt Will mit energischen Schritten vorneweg. Suko blickte mich kurz skeptisch von der Seite an und folgte uns dann. Die Lage schien wirklich ernst zu sein, denn das war nicht die Art die ich von Will kannte. Wieder schoß mir der „Dämonenelefant und die junge Hexe“ durch den Kopf und langsam verschwand die nachhaltig entspannende Wirkung von Janes Massage. Will öffnete uns die Türen zu seinem Auto, bestieg die Fahrerseite und trat das Gas durch.
„Hallo, ich bin Suko!“ sagte Suko leicht vorwurfsvoll von der Rückbank zu Will..
„Ja Hallo, hab schon viel von Dir gehört. Tut mir leid, dass das vorhin so schnell gehen musste, aber wir haben es wirklich eilig. Wer weiß welches Unheil dieser Elefant und diese kleine Hexe inzwischen angerichtet haben...“
„Nun mal eins nach dem Anderen Will.“ Unterbrach ich ihn, „Was ist denn eigentlich los. Wohin fahren wir?“
„Nach Neustadt! Glaub mir John, ich konnte es nicht glauben bevor ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Ein großer grauer Elefant, der sprechen kann wohnt dort im Zoo und die Bewohner von Neustadt nehmen das als selbstverständlich hin. Sie lassen ihn sogar mit einem kleinen Jungen spielen. Otto ist sein Name. Ich weiß nicht ob er nicht auch schon vom Keim des Bösen befallen ist, der arme Junge. Und dann diese Hexe. Sie fliegt auf ihren Besen durch die Stadt, verhext Dinge und Menschen und keinen scheint es zu stören. Als läge ein Fluch über dieser Stadt. Als sein alle Bewohner blind!“
„Eher im Bann des Bösen!“ warf ich ein.
„Ja!“ sagte Will und bog ab auf die Autobahn.
„Wenn da mal nicht unser guter alter Freund der schwarze Tot dahinter steckt!“ sagte ich zu Suko, der ein wenig verwirrt dreinblickte. Erst die schnelle Abreise aus London, dann die Unfreundlichkeit von Will, von dem ich ihn oft als lebenslustigen Gesellen berichtet hatte und dann die Geschichte mit dem Dämonenelefanten und dem Hexenclan. Das war selbst für Suko zuviel, der ohne Zweifel einiges gewohnt war.
„Weißt du wie viele Hexen es sind, Will?“ fragte ich ihn.
„Genau weiss man das nie bei dieser Brut. Aber bekannt sind mir nur zwei. Eine Mutter und eine Tochter. Aber das werden wir herausfinden. Es ist ja nicht so, das sie sich in den Wäldern um Neustadt verstecken würden. Nein. Sie wohnen ganz normal in einem kleinem Einfamilienhaus, mitten unter den Menschen. Da kann doch was nicht stimmen!“
Tatsache! Da konnte etwas nicht stimmen. Der Gedanke in eine Stadt voller verhexter Menschen zu kommen machte mir Angst. Schließlich waren wir nur zu dritt und von der dortigen Polizei hatten wir keine Unterstützung zu erwarten sollte die Situation eskalieren.
„Wenn ich das jetzt noch mal kurz zusammenfassen dürfte,“ sagte Suko „wir fahren jetzt in eine Stadt in der alle Bewohner scheinbar auf der dunklen Seite stehen. Ich meine, das ergibt sich ja daraus, denn wer lebt schon freiwillig mit sprechenden Elefanten und Hexen zusammen!“
Ich konnte die Angst in Sukos Augen sehen und mir selber wurde auch immer mulmiger zumute.
„Ja!“ sagte Will und schaltete das Radio ein.
-- 3 --
Neustadt 18 Juni, 06:27, vor dem Zoo
Die Sonne war gerade aufgegangen und es schien ein schöner Sommertag zu werden. Die Luft war frisch und klar und um uns herum schwirrten zahlreiche Bienchen. Dieser Ort hatte etwas so bedrohlich friedliches, irgendetwas lag in der Luft. Vor dem Zoo begrüßte uns ein Wärter:
„Halloho, ich bin Karl der Zoowärter hier. Wir haben leider noch nicht geöffnet!“ schien er fast zu singen. Er war ein großer blonder Lulatsch und schien nicht gerade der Hellste zu sein.
„Wir sind auf der Suche nach einem Elefanten!“ sagte ich, blickte ihm tief in die Augen und setzte fort:
„Einen Dämonenelefanten!“
„Dämonenelefanten!“ wiederholte er und begann zu lachen. „Sie meinen bestimmt Benjamin unseren berühmten sprechenden Elefanten! Benjamin Blümchen! Nein der ist kein Dämon, der könnte keiner Fliege etwas zu leide tun!“
Benjamin Blümchen! Was für ein Name, dachte ich. Dieser Name war eine gute Tarnung für einen Dämonen, denn wer würde hinter so einem Namen schon einen Dämon vermuten. Die dunkle Seite schien zu immer raffinierteren Tricks zu greifen.
„Ja, den meinen wir wohl!“
„Ach der schläft bestimmt noch. Der schläft immer bis mittags. Hat ja auch nichts zu tun, wenn er nicht gerade als Briefträger, Polizist, Feuerwehrmann und sogar Astronaut arbeitet. Das ist schon so einer unser Benjamin!“
Der arme Mann schien völlig den Verstand verloren zu haben. Und es gab für mich keinen Zweifel. Er war besessen. Doch ihn sofort hier zu töten, mit meiner Beretta wäre unklug gewesen. Ich wollte kein Risiko eingehen, bevor ich nicht wusste was hier gespielt wurde.
„Könnten wir bitte den Zoobesitzer sprechen, Karl?“
„Ich kann ihn mal fragen. Wen darf ich denn anmelden?“
„John Sinclair vom Scottland Yard!“
ich hielt es für besser mit offenen Karten zu spielen. Denn sollte mein Erzfeind, der schwarze Tot dahinterstecken, dann wusste man sowieso schon lange das wir hier waren. Karl, der Zoowärter, rannte wie ein aufgebrachter Irrer in den Zoo hinein und rief immer wieder:
„Herr Tierlieb! Herr Tierlieb!“
„Na, was sagt ihr dazu?“ fragte ich meine beiden Partner.
„Irgendetwas liegt hier im Argen. Meine inneren Dämonensensoren schlagen Alarm John!“
und Suko täuschte sich nie in solchen Angelegenheiten. Er war in solchen Dingen mit einer besonderen Gabe gesegnet worden und besaß den sogenannten siebten Sinn. Den Dämonensinn. Wenig später kam ein älterer Herr mit zerzausten grauen Haaren und einer Brille über Nase auf uns zu.
„Guten Morgen, Tierlieb mein Name. Was kann ich für sie tun?“
„Wir möchten zu dem Elefanten!“
„Zu Benjamin?“
„Ja, oder gibt es hier etwa noch mehr Elefanten!“ mir stockte der Atem.
„Nein nur Benjamin, aber der schläft noch! Was wollen sie von ihn!“
Erleichtert atmete ich auf.
„Wir wollen ihn nur mal sehen.“
Von hinten vernahm ich das Geräusch eines Motorrollers. Ich drehte mich um und staunte wie schnell diese Fahrzeuge fahren konnten. Der Motorroller hielt genau auf uns zu und ehe ich die Situation erfasst hatte sprang eine große, dünne Frau mit schwarzen Haaren und einem Pony von der Vespa. Um den Hals hing ein Fotoapparat und sie trug eine übertrieben extravagante Brille. Gerade wollte ich sie fragen was ...
„Halli Hallöchen Herr Tierlieb. Mir ist zu Ohren gekommen ein Mann vom Scottland Yard sei hier. Huch! Das sind dann wohl sie. Ein Foto. Ein Foto. Ja. Wunderbar.“
„Woher wissen sie...“
„Karl hat mich angerufen. Und wenn schon mal ein Mann vom Scottland Yard unseren Benjamin besuchen kommt, da darf ich doch nicht fehlen. Hach ist das aufregend. Gleich in der Morgenausgabe wird ein großes Bild von ihnen erscheinen Herr... wie heissen sie überhaupt?“
„Sinclair, John Sinclair!“
“John Sinclair? Der berühmte Geisterjäger. Das ist ja sensationell. John Sinclair in unserem kleinen Neustadt. Na wenn das keine Riesenstory gibt. Hach bin ich aufgeregt. Was treibt sie hierher. Wollen sie Benjamin als Geisterjäger anhäuern? Fantastisch. Sensationell. Unser Benjamin als Geisterjäger...!“
„Stopp!“ schrie ich.
„Was wird hier gespielt!“
„Aber warum denn gleich so aufgebracht Herr Sinclair. Wenn ich nun mal einmal angefangen habe zu reden kann ich damit einfach nicht mehr aufhören. Ha, ha ha. Ist doch so? Nicht wahr Herr Tierlieb!“
Der alte Mann blickte genervt zu Boden und antwortete.
„Ja Frau Kolumna. Das ist wohl so. Darf ich vorstellen, das ist Karla Kolumna, unsere rasende Reporterin!“
Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Diese Karla Kolumna hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht. Wenn es überhaupt eins gab. Langsam kehrte Ruhe ein und ich bemühte mich meine Sinne beisammen zu halten. Gerade als ich Herrn Tierlieb fragen wollte ob es nun möglich sei den Elefanten zu sehen übertönte ein lautes
„TÖÖRÖÖÖÖÖÖ!“
die Situation.
„Das ist Benjamin!“ sagte Herr Tierlieb. „Karl scheint ihn geweckt zu haben!“
Die Erde bebte und beunruhigt blickte ich in Richtung meiner beiden Kollegen Suko und Will die wie angewurzelt mit fassungslosen Blicken das Geschehen beobachteten. Von weiten war ein großes graues Ungetüm zu erkennen das mit einem Wahnsinnstempo auf uns zuraste. Mit meiner Hand griff ich nach der Beretta, ohne sie zu ziehen. Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen und gleich schussbereit sein. Auf dem Rücken des Dämonenelfanten saß ein kleiner Junge. Das musste Otto sein, von dem Will erzählt hatte.
„TÖÖÖRÖÖÖÖ.“ Posaunte Benjamin erneut und stand plötzlich vor uns.
„Nicht so laut Benjamin! Du weckst ja die ganzen anderen Tiere!“
„Entschuldigung Herr Tierlieb!“ Benjamin hatte eine sanfte tiefe Stimme. Garnicht wie man es von einem Dämon erwartete.
„Er spricht! Er ist ein Dämon!“ schrie Suko und zog seine Dämonenpeitsche heraus. Die drei Stricke aus Dämonenhaut fuhren sich aus und Suko setzte zum Angriff an.
„Was macht der da Otto?“
fragte Benjamin der Dämonenelefant den kleinen Jungen auf seinen Rücken.
„Ich weiss es nicht Benjamin!“ antwortete Otto.
Suko flog mit seinem Karatesprung auf den Dämon zu und kreiste gleichzeitig mit der Dämonenpeitsche durch die Luft. Mit dem Tritt traf er den Dämon in den Bauch, und die Peitsche zog er quer über das Hinterteil des Dämonenelefanten.
„Aua, das tut doch weh!“ sagte Benjamin, Suko prallte ab und fiel zu Boden. Der Elefant blieb regungslos stehen.
„Was macht ihr mit Benjamin? Lasst ihn in Ruhe!“ schrie Otto.
„Skandal. Ein Foto. Ein Foto!“ wühlte Frau Kolumna die Situation auf.
Der Dämon drehte sich um und blickte auf meinen Partner Suko der unter ihm auf dem Boden lag. Die Situation wurde nun gefährlich. Ich zog meine Beretta aus der Halterung und sagte.
„Geweihte Silberkugel Benjamin. Die hauen auch dich um.“
Ich zielte direkt zwischen die Augen des Dämonenelefanten und drückte dreimal ab. Kurz noch schwankte er, während das Blut aus seinem Kopf shwappte. Und mit einem leidenden „törö“ ging er zu Boden. Der Junge sprang von seinem Rücken.
„Benjamin! Benjamin!“ schrie er. Der Elefant raffte sich wieder auf, stellte sich auf alle Viere in seine eigene Blutlache und sagte:
„Otto. Ach Otto! Was machen die mit mir“
„Ich weiss es nicht Benjamin!“ der Junge begann zu weinen
Erneut schoß ich auf den Elefanten. Drei geweihte Silberkugeln hatten ihn nicht zur Strecke gebracht. Es war der mächtigste Dämon der sich mir je im Kampf gegenüber stellte. Ich feuerte Drauflos und durchlöcherte den Elefanten und auch Will begann auf den Elefanten zu schießen. Suko hatte sich inzwischen wieder aufgerafft und hieb mit der Dämonenpeitsche auf den Riesendämon ein. Es war das reinste Blutbad.
Doch der Elefant war nicht klein zu kriegen. Trotz der hallenden Schüsse vernahm ich von oben ein nervtötendes zischendes Geräusch. Ich ahnte Schlimmes und meine Befürchtung bewahrheitete sich. Ich blickte nach oben und sah ein kleines Mädchen mit blonden Pferdeschwanz und einem merkwürdigen grünen Minikleidchen auf einen Besen durch die Luft fliegen.
„Die Hexe!“ schrie ich.
Und gerade als ich meine Beretta gen Himmel richtete um die Hexe zu erschießen hörte ich wie sie eine Art Hexspruch murmelte. Ich feuerte in die Luft. Doch ich verfehlte mein Ziel. Die kleine Hexe war flink und schlug einen Haken nach dem anderen in der Luft.
„Ene mene schönes Wetter, ein Frosch wird aus der Beretta, hex hex!“
Ein gellendes Dim Dom erfüllte die Luft und meine Beretta hatte sich in einen glitschigen warzigen Frosch verwandelt. In diesem Moment sah ich keine andere Wahl als den Rückzug.
„Suko, Will! Kommt. Nichts wie weg hier!“
rief ich und rannte so schnell mich meine Beine trugen. Ich blickte zurück um sicher zugehen, dass mir Will und Suko folgten. Doch sie blieben wie angewurzelt stehen und anstatt der Haare wuchsen ihnen kleine Gänseblümchen aus den Köpfen.
„Du verdammte Hexe!“ rief ich.
Der Elefant war inzwischen zu Boden gegangen und schien leblos, und auch Otto, Frau Kolumna und Herr Tierlieb rührten sich nicht mehr. Will musste sie erschossen haben, denn meine Schüsse hatte ich lediglich auf den Dämonenelefanten gerichtet. Sie hatten sich noch nicht in Staub aufgelöst, was ungewöhnlich war.
Die kleine Hexe kreiste über meinem Kopf und murmelte erneut einen Hexspruch, den ich nicht verstehen konnte. Und wieder ertönte dieses Dim Dom und auf einmal konnte auch ich mich nicht mehr bewegen und spürte wie mir Gänseblümchen aus dem Kopf schossen. Nie im Leben fühlte ich mich so hilflos und so gedemütigt.
„John Sinclair, der Geisterjäger mit Gänseblümchen auf dem Kopf! Von einem kleinen Mädchen besiegt!“ sagte ich in mich hinein. Wahrlich, so hatte ich mir meinen Abgang nicht vorgestellt.
Die kleine Hexe landete vor meinen Füßen und begann zu kichern. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen und sie wirkte so harmlos und auch irgendwie niedlich, dass mir ein kalter Schauer durch den Körper fuhr bei dem Gedanken welche große böse Macht sie eigentlich in sich trug. Sie lachte weiter, als hätte sie den Ernst der Lage nicht ergriffen. Schließlich lagen drei tote Dämonen und ein toter Elefantendämon in unserer Nähe.
„Hallo, ich bin die Bibi!“ sagte die kleine Hexe. Ihre Stimme klang wie die einer jungen Frau und passte überhaupt nicht zu einem kleinen Mädchen.
„John Sinclair!“ sagte ich und musste mich zusammenreisen die Angst in meiner Stimme zu verbergen.
„Was machst Du hier?“
„Das weißt Du ganz genau. Ich bin hier um dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten und diese arme Stadt aus deinen Klauen zu befreien!“
Plötzlich ging mir ein Licht auf. Sie war der schwarze Tot. Die kleine Hexe war der schwarze Tot. Oft schon war er in anderer Gestalt auf der Erde erschienen um die Ankunft Satans vorzubereiten. Doch diese Tarnung war mit Abstand seine raffinierteste. Die kleine Hexe oder besser gesagt der schwarze Tot begann erneut albern zu kichern.
„Klauen? Das sind doch keine Klauen.“ Sagte sie und streckte mir ihre kleinen Händchen entgegen.
„Ich finde meine Hände schön. Und, ja ich habe viel Unsinn angestellt in Neustadt, den Bürgermeister verhext. Hi hi das war vielleicht komisch. Dem Schuldirektor einen Rüssel drangehext und vieles anderes, doch eigentlich fanden es alle immer ganz komisch!“
„Hör auf mit dem Spiel, schwarzer Tot. Zeig dich!“
Sie kicherte.
„Du bist vielleicht ein lustiger Kauz. Sag mal dreht ihr hier einen Film mit Benjamin? Einen Krimi? Und du spielst den Mörder. Darf ich da zugucken? Biiiittteee!“
Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Denn alles hier wahr so skurill und absurd und hätte ich mich nicht in dieser Lage befunden hätte ich das alles für einen schlechten Witz gehalten. Und eins war mir klar. Der schwarze Tot hatte keinen Sinn für Humor. Es musste etwas anderes dahinterstecken. Eine große dunkle zynische Macht. Vielleicht ein mächtiger Dämon, der als er noch Mensch gewesen war, ein Komiker oder Clown oder etwas in der Art gewesen war. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Plötzlich war ein Zischen zu vernehmen, das genauso klang wie der Besen der kleinen Hexe.
„Mami!“ stöhnte die kleine Hexe. Und kurz darauf war eine ca. 35 jährige attraktive Hexe gelandet.
„Bibi!“ schrie sie energisch.
„Was hast du schon wieder angerichtet! Ich hab dir schon tausendmal gesagt...!“
„Ja, ja in der Stadt wird nicht gehext!“ führte die kleine Hexe den Satz genervt zuende.
Plötzlich wandte sich die ältere Hexe an mich:
„Sie müssen schon entschuldigen. Bibi ist manchmal so... na ja übermütig. Was machen sie hier? Drehen Sie einen Film mit Herrn Blümchen? Ich werde sie erst mal befreien und ihnen das Gemüse da vom Kopf hexen.
„Ene mene Haare raufen, der gute Mann kann wieder laufen. Ene mene Spinnendreck die Gänseblümchen gehen ruckzuck weg. Ene mene allerlei dieser Spruch gilt hier für alle drei. Hex hex!“
Es tat sich nichts.
„Doppelhexhex!“ fügte die Hexe hinzu und wieder ertönte dieses widerliche Dim Dom, das an schlechte 80er Jahre Keyboardsounds erinnerte. Plötzlich konnte ich mich wieder bewegen und auch Suko und Will waren wieder frei. Suko griff erneut zur Dämonenpeitsche und rannte auf die Hexen zu, während ich mich auf die kleine Hexe stürzte. Ich verpasste ihr einen harten Schlag ins Gesicht, der sie sofort zu Boden riss. Ich war erstaunt als sie dort einfach liegen blieb und sich nicht wieder aufraffte. Normalerweise verfügten diese Dämonen und Hexen über enorme Kräfte, mit denen kein Sterblicher mithalten konnte. Die große Hexe blickte mich erstaunt an, als könne sie nicht begreifen was soeben passiert war. In diesem Moment packte Suko die Hexe von Hinten und drosch mit der Dämonenpeitsche auf sie ein solange bis sich viele Striemen auf ihren Körper gebildet hatten, aus denen das Blut rann. Ich zog mein Kreuz hervor und hielt es der kleinen Hexe auf die Stirn, doch nichts geschah. Mein Kreuz hatte noch nie versagt. Welche Macht musste dieses kleine Mädchen besitzen. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit die beiden bewusstlosen Hexen zu töten, jetzt wo mein Kreuz keine Wirkung zeigte. Wir mussten sie pfählen und anschließend verbrennen. Jede andere Lösung wäre mir lieber gewesen. Aber es musste sein.
Es war bizarr und kostete mich große Überwindung das so friedlich aussehende Mädchen auf einen Pfahl zu spießen.
„Sie ist eine böse Hexe! Sie ist eine böse Hexe!“
sagte ich mir immer wieder und tat es.
Nachdem wir die beiden Hexen auf Zaunlatten vom Zoo gepfählt hatten, suchten Suko und Will Material um einen großen Scheiterhaufen zu bilden. Bald kamen sie mit Stroh, das wohl als Futter für die Tiere gedacht war und etlichen Holzbrettern zurück. Wir bildeten zwei Haufen unter den gepfählten Hexen und entfachten diese. Die Flammen schlugen schon bald um die Körper der Hexen. Es war kein schöner Anblick als die Haut zu schmelzen begann und das Wasser in den Hexen verzischte. Sie verbrannten und ich bin mir nicht sicher aber könnte schwören ein letztes hexisches Kichern aus den Flammen vernommen zu haben. Erst als von den beiden nichts mehr als Staub und Asche übriggeblieben war beschlossen wir zu gehen.
Wir waren reichlich geschafft, schließlich hatten wir drei normale Dämonen, einen riesen Elefantendämonen und zwei Hexen zur Strecke gebracht. Unser Tagwerk schien erledigt und die Mächte des Bösen für eine Zeit außer Gefecht gesetzt. Unser Auftrag war damit erledigt und erleichtert blickten wir uns an. Ohne ein Wort zu sprechen gingen wir zurück zu Wills Auto, stiegen ein und fuhren davon. Ich war froh die Menschen von Neustadt befreit zu haben und freute mich auf mein warmes Bett in London und die sanften Hände von Jane.
(Verzeih mir Elfie)