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Als die Fische noch Menschen waren
Als die Fische noch Menschen waren. Eine Kurzgeschichte
Als die Fische noch Menschen waren erfreuten sie sich eines glänzenden Intellekts. Kaum waren sie dem Wasser entschlüpft, hatten eine Lunge entwickelt und das Land sich zum Untertan gemacht, so begannen sie zu denken.
Sie rechneten, schrieben, konstruieren und enträtselten die Natur um sie herum, bis sie die Natur langweilte. Sie bauten künstliche Maschinen, Lokomotiven, Autos, Flugzeuge und schließlich elektronische Gerätschaften. Diese nannten Sie „Computer“ und diese konnten auch Denken, wie der Mensch. Es entstanden Ängste dass der Computer bald den Menschen Versklaven könnte. Doch geschah dies nicht, in Wirklichkeit versklavte der Mensch den Computer. Ja, er absorbierte ihn förmlich um sich selber den Fähigkeiten des Computers zu bemächtigen.
Der Menschliche Intellekt wuchs enorm. Manche nannten diesen Zeitpunkt „technische Singularität“, ich würde ihn einfach nur bizarr nennen, denn kein wissenschaftlicher Term der Vorzeit konnte auch nur teilweise das erfassen was in dieser Zeit mit der Welt geschah. Menschen konnten ihren geistigen Arbeitsspeicher aufrüsten und kauften Gehirnerweiterungsoperationen. Bald schon wurde das Aufrüsten eine jährliche Angelegenheit. Niemand konnte es zulassen das sein Nachbar einen besseren Telencephalon Accelerator hatte als man selber. Module wurden von, durch Module extrem intelligent gemachten Wissenschaftlern konstruiert. Man konnte sie sich einfach in das Gehirn einstöpseln und es waren keine Operationen mehr nötig. So nahm die Gehirngeschwindigkeit exponentiell zu.
Man enträtselte die großen Wunder des Universums, erforschte alles und kartografierte es, bis man am Ende eine große Vereinende Theorie von allem erfand. Kurzum, alles war enträtselt und die Welt war langweilig geworden, es gab keine blinden Flecken der Wissenschaft mehr die man erforschen konnte. Man hatte fremde Sterne bereist und sich mit den Gesetzen der Natur gemessen. Die Menschen besiegten die Naturgesetze nicht. Nein, sie nutzen sie zu ihrem Vorteil, sie verbogen die Gesetze, und schnürten Sie zu einem Gordischen Knoten, der ihren Befehlen gehorchte. Die Menschheit war der Beherrscher von Zeit und Raum und allen übrigen 42 Dimensionen.
Bis dahin hatte die Menschheit noch einen letzten Zuflucht vor seiner gläsern-langweilig gewordenen Welt gefunden, in der Phantasie. Doch als ein großer Denker auch die Kunst und den Humor zu entschlüsseln begann, ging es mit der Menschheit weiter bergab. Dieser große Denker erweiterte die Große Vereinigte Theorie von Allem (außer der Kunst) um das Wissen der Tragödie, des Erträumten und des Ausgedachten. Beide Theorien passten wie Puzzlestücke zueinander. Denn wie wir alle Wissen ist das Universum eine einzige große Tragödie aus Entstehung und Niedergang. Große Sterne implodieren in einer Supernova und werden als Schwarze Löcher noch nach Äonen von Jahren Galaxien in ihren Bann ziehen genauso wie es große Schriftsteller mit Menschen tun. Wir anderen kleineren Sterne vergehen und werden einfach vergessen. Hamlet und Odysseus bleiben im Gedächtnis der Welt. Eben diese Kunst der großen Ideen und des Ausgedachten wurde nun entschlüsselt. Heraus kam eine Formel die Ideen vorhersehen, berechnen und neu erzeugen konnte. Und damit hatte der Mensch selbst die letzte Bastion des Fortschritts erreicht. Alle Ideen dieser Welt waren nun schon einmal automatisch erdacht worden, wozu also die Mühe?
Die Welt hatte allen Antrieb verloren, weder Kunst noch Wissenschaft konnte sie mehr begeistern. Der Intellekt wurde zu einem Spielzeug das langweilig geworden war und Menschen sehnten sich nach einem einfacheren Leben, das aus Nahrung aufnehmen, Schlafen und Geschlechtsverkehr haben bestand. Am besten einer Welt in der es nie kalt wurde, wo einem das sanfte brausen der Wellen in den Trommelfellen kitzelt welches direkt ein wohliges Gefühl vom endlich Zuhause angekommen sein und nichts mehr entdecken zu müssen erzeugte. Das Meer sollte seine Zuflucht vor dem ständig quälenden Intellekt werden, der immer Entdecken will, selbst wenn es doch da draußen nichts mehr zu entdecken gibt! So machte Man sich einfach zu Fisch. Gene wurden gemixt und mutiert, neue Lebewesen konstruiert. Menschen hatten die Möglichkeit ihr Erbgut mit dem von Meeresbewohnern zu kreuzen und ihre Nachkommen in den Körpern von Fischen gebären zu lassen. Wer seinen Kindern ein besseres Leben schenken wollte zog Unterwasser. Die Menschheit war endlich da angekommen wo sie ihre Reise begonnen hatte, im Meer. Man Vergaß die Wissenschaft, die Kunst und all die Probleme an Land und lebte einfach nur noch sein Leben. Und es war gut. So wurden die Menschen zu Fischen.
Und dann kamen die Affen von den Bäumen und fingen die Fische.