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Als die Dummheit aus dem Universum getilgt wurde

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15.04.2002
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Als die Dummheit aus dem Universum getilgt wurde

Dritte Versammlungsstunde der Lerngruppe 67. Leitung: Haupt-Mitdenker Gebb Tranto.
„Willkommen. Unser heutiges Thema hat Mitdenkerin Sila vorgeschlagen. Sila, sag doch selbst kurz, worum es geht.“
„Gerne, geehrter Haupt-Mitdenker. Das von mir gewählte Thema lautet: Gerechte Versorgung mit Kunstgenen im Kontext von ...“ Zack. Unterbrechung angefordert.
Jóram Taitor fragte noch einmal, während er den harten, kalten Griff seiner Strahlwaffe streichelte. Seine ruhigen Züge erwarteten die Antwort.
„Ich weiß genau“, sagte der kleine Mann vor ihm, „dass es grüne Sterne gibt.“
„Schon mal einen gesehen?“ Während Taitor dies fragte, sank die Temperatur seiner Stimme unter die des Titanstahls seiner Waffe.
Der kleine Mann stolperte einen Schritt zurück, richtete die Augen kurz nach oben und schüttelte langsam den Kopf. Seine Hände spielten sinnlos mit seinem Schlips.
„Warum nur“, sinnierte Taitor, „vielleicht, weil es keine gibt?“ Die Strahlwaffe lag schwer in seiner Hand. Er würde sie benutzen. Er würde wieder ein unwürdiges Wesen niederer Intelligenz auslöschen. Seine Augen glühten. Und dann glühte der kleine Mann und ging im Nichts auf. Seine Energie wurde absorbiert und das Gleichgewichtsystem des Universums schien vor Glück zu frohlocken, und als tiefe Zufriedenheit sprang es auf den stolzen Held über. Sein Tag war erfüllt ... Zack.
„Guwut“, entfuhr dem Haupt-Mitdenker – ein Fluch, immerhin auf Hochorionisch, „was war das für eine Einblendung?“
Niemand hatte eine Antwort, daher beendete er die Versammlungsstunde und beantragte eine dringliche Sprechstunde beim Dekan.

Nächster Termin: Leiter Lerngruppe 67. Geplante Dauer: Drei.
Die Tür ging auf, und Gebb beeilte sich, die Entfernung zum großen Sessel des Dekans zu überbrücken. „Ri mux“, grüßte er.
„Ri untux mux“, antwortete der Dekan und verwandelte sich in eine grüne Riesenschlange. Dem Haupt-Mitdenker entfuhr ein Seufzer, denn das bedeutete, dass der Dekan in seiner eigens erfundenen Kunstlingua sprechen würde. Gebb holte tief Luft und trug sein Anliegen vor: „Dekan, ein Ausschnitt aus John Furkampers verbotenem Monumentalwerk ist in unsere Moral-Genetik-Stunde eingedrungen. Ich verlange, dass Maßnahmen getroffen werden, damit dies nicht wieder vorkommt.“

Furkamper, John. Unter diesem Pseudonym schrieb der Sozial- und Medienwissenschaftler ->Prof. Dr. phil. Hannar Dàngel (*2098 +2136) von 2130 bis 2136 sein achtbändiges Monumentalwerk »Als die Dummheit aus dem Universum getilgt wurde«. Furkamper gilt posthum als Denkvater und geistiger Mentor der Intelligenz-Selektions-Bewegung, die laut eigener Diktion Wesen mit geringer Intelligenz im Dienste des Allgemeinwohls ausrotten will und durch zahlreiche, spontane Mordanschläge in der ganzen Galaxis für Unruhe sorgt. Seit dem Attentat auf Presidente de Aguilaro am 3.4.2144, zu dem sich die Bewegung bekannte, ist sie, wie auch John Furkampers Werk, auf zahlreichen Planeten verboten.
Universelles online-Lexikon der Folgen von Literatur, 17. Auflage, 2145.

Der schlangenförmige Dekan entgegnete: „Moralisch hoch wissentlich, wir, Sozialismus. Professor Dàngel honor max.“
„Dieser Meinung sind zahlreiche Personen. Der Rest des Universums nicht“, malte Gebb große Kreise in die Luft, „zufälligerweise ist letzteres genau jene Personengruppe, gegen die sich Furkampers – oder Dàngels – Werk richtet.“
„Fokus non homo. Fokus Intelli-genz, sel-ec-tion artificia.“
Gebb sank in sich zusammen. Der Dekan wusste genau, dass diese beiden Standpunkte unvereinbar waren, oder zumindest eine längere Diskussion nötig wäre, um ...
„Terminus dialog. A rii.“

Stundenplan von Sila Devis für den Denktag Hanno 7.9.2146:
Eins, Kausalität und frühe Rhetorik II, Beginn: früh, Dauer: Hundert.
Zwei, Moral und Genetik, Dauer: Fünfzig.
Drei, Essen, gemeinsam, Dauer: Dreißig.

„Tark anoa, geje debin.“ Die tiefseeblauen Buchstaben formten das Motto der Orion-Universität. Gebb Tranto überquerte das Campus-Bächlein auf der Stahlbrücke, deren Geländer von grünen, flüsternden Statuen gehalten wurde. Auf der anderen Seite traf der Haupt-Mitdenker für Moral und Genetik die grauhaarige Studentin Sila Devis. Graue Haare waren im Moment groß in Mode. Aufgrund seiner zahlreichen Verpflichtungen war Gebb noch nicht dazu gekommen, seine umzufärben.
„Rii“, grüßte Sila. Es war das einzige hochorionische Wort, das sie kannte. Daher verstand sie auch nicht das Motto der Universität, jedenfalls war es ihr gerade nicht präsent. Aber immerhin konnte sie den Gepflogenheiten entsprechend grüßen.
„Rii mux“, antwortete Tranto.
„Alles dicht?“, fragte Sila, lächelte ihn oberflächlich an und winkte mit zwei roten Saftflaschen. Gebb grinste zur Bestätigung.
Beide machten sich auf den Weg zu Gebäude A12. Sila brach das Schweigen: „Hast du etwas über die Einsickerung vom letzten Mal herausbekommen?“
„Einsickerung?“
„Du weißt schon ... Furkamper.“
Sila versuchte, Gebb nicht allzu freundlich anzusehen. Er sollte auf keinen Fall auf die Idee kommen, sie könne in ihn verliebt sein. „Ich kenne jemanden, der sowas schon einmal erlebt hat. Aber nicht an unserer Uni, schon gar nicht mitten in der ...“ Sie ließ den Satz unvollendet. Oh nein! Sie hatte zwei Wörter, jemanden und unserer, falsch betont. Jetzt wusste Gebb mit Sicherheit, dass sie in ihn verliebt war. Was hieß noch gleich „verdammt“ auf Hochorionisch?
Gebb war entgangen, dass Sila ihren Satz nicht beendet hatte. Am Eingang zu Gebäude A12 hatte er die kleine, braunhaarige Jada entdeckt. Sein Gesicht entwickelte ein tiefes Lächeln, denn er war in sie verliebt, obwohl er nicht einmal ihren richtigen Namen kannte. „Nenn mich Jada, nein, ich heiße nicht so, aber nenn mich einfach Jada“, so oder ungefähr so lautete der erste Satz, den man von ihr hörte. Gebb hatte einen Freund, der einmal mit Jada geschlafen hatte, aber auch der wusste ihren Namen nicht. Vermutlich hatte er überhaupt nicht mit ihr geschlafen. Falls doch, beneidete Gebb ihn darum. „Riii“, rief er der Frau am Eingang von weitem zu. Alle drei betraten kurz darauf den Versammlungsraum. Sila strich durch ihre grauen Haare und war erleichtert. Der Haupt-Mitdenker schien nichts bemerkt zu haben, jedenfalls hatte er nicht gefragt, ob sie mit ihm Sex haben wollte. Natürlich hätte sie nein gesagt und dann die ganze Nacht geweint.

Vierte Versammlungsstunde der Lerngruppe 67.
„Willkommen. Heute wollen wir endlich das von Sila vorgeschlagene Thema besprechen, wovon wir letztes Mal leider abgehalten wurden. Sila?“
„Werter Herr Haupt-Mitdenker, ich hoffe, dass ein solch seltsames Ereignis nicht noch einmal...“ Zack. Unterbrechung angefordert.
(„Guwut“, hörte Sila den Haupt-Mitdenker fluchen. Ach ja richtig, dachte sie, das heißt „verdammt“ auf Hochorionisch.)
Das Düsenboot brachte Jóram Taitor in kurzer Zeit bis zur Guané-Insel. Mitten aus dem tiefen See Effà ragte sie, künstlich oder kunstvoll gebaut, je nach Einstellung; jedenfalls symbolisierte sie den Höhepunkt der Arroganz ihres Bewohners, des Gouverneurs von Caiphed. Die Sondersteuer zur kulturell-ästhetischen Anpassung an das galaktische Niveau hatte die Bevölkerung in Armut und Hunger getrieben, das so finanzierte Mal caiphedanischer Schaffenskraft hatte sich jedoch als pompöser Gouverneurspalast entpuppt.
Aber zum Glück gab es Jóram Taitor. Während das Düsenboot neben einem der siebzehn glitzernden Titan-Türme schaukelte, brachte Taitor die Quantensprengladung an. Über Bildfunk vergewisserte er sich, dass alle fünf Kunstlobbyisten zur heutigen Vernissage im Skulpturenpark des Palastes erschienen waren. Mit einem feinen Lächeln wendete er das Boot, beobachtete dabei, wie jede einzelne Skulptur ausführlich interpretiert wurde. Am Ufer wurde er von einer tobenden Menge empfangen, die sich nicht, wie der Gouverneur glaubte, zu einer kulturfeindlichen Demonstration versammelt hatte, sondern um seiner Vernichtung beizuwohnen. Auf einer großen live-Leinwand erreichten die Lobbyisten und der Gouverneur gerade die grüne, schlangenförmige Skulptur von Dorian Opaphagou, die zusammenhanglose Sätze vor sich hin brabbelte. Dann zerfiel das Bild, der Palast ...
Ende der Unterbrechung angefordert.
Der Haupt-Mitdenker ließ die angehaltene Luft entweichen. Nervös schaute er sich nach allen Seiten um. Von einem tobenden Mob war nichts mehr zu sehen. John Furkampers Held, der mal wieder einen neuen Meilenstein in der Vernichtung der Dummheit bewältigt hatte, stolzierte nicht mehr überlebensgroß durch den Raum. Dafür saßen wieder die achtzehn Mitdenker der Lerngruppe 67 da und warteten mit klopfenden Herzen darauf, dass jemand wagte, etwas zu sagen.
Es war ausgerechnet die kleine, braunhaarige Jada, die sich erhob und zu sprechen begann. „Ich frage mich ernsthaft, warum Ausschnitte von Furkampers verbotenem Werk ausgerechnet in unsere Moralgenetik-Stunde einsickern.“
Gebb trommelte mit den Fingern auf seinem Pult herum. Sollte er die Linie des Dekans vertreten, die Störung gleich zum Unterrichtsinhalt erheben? Sollte er den Fall eskalieren und sich an den zuständigen Exekutiv-Projektleiter beim YuHu-Konzern wenden, dem die Universität gehörte? Ihm fröstelte, als ihn eine düstere Ahnung befiel ...
„Ich habe eine Recherche durchgeführt“, sagte Jada mit einem Mal. Alle Blicke richteten sich auf sie. „Allerdings habe ich nicht gefunden, was ich gesucht habe.“
Der Haupt-Mitdenker überlegte, ob er diese Sache nicht einfach beenden sollte. Aber Jadas große Augen verlangsamten seine Gedanken zu Fliegen im Netz einer Spinne, Bananen in Honig und zärtliche Massagen ... Guwut!
„Ich habe das Furkamper-Werk nicht in der Universitätsbibliothek gefunden.“
„Jada“, entfuhr es Gebb, dessen sexuelle Erregung sich ängstlich verkroch, „das Werk ist doch verboten!“
Sie warf ihm einen triumphierenden Blick zu. „Genauer gesagt“, redete sie unbeirrt weiter, „ich habe es nicht vollständig gefunden. Der letzte Band fehlt.“
Die Mitdenker murmelten. „Kennt jemand“, fragte Jada, „den Inhalt des letzten Bandes?“ Sie schaute prüfend umher. Stolz leuchteten ihre Augen, ihre Brüste streckte sie vor. Jaii, hauchte Gebb lautlos, ihre Brüste ... Guwut, Augen!
Jada fuhr fort: „Nur im Unternetz konnte ich wenigstens eine Inhaltsangabe finden ...“

Furkamper, John: Als die Dummheit aus dem Universum getilgt wurde. Band 8. Kurzzusammenfassung: Die Erben des Helden Taitor, der am Ende von Band 7 getötet worden war, etablieren auf den so genannten Vorbild-Planeten Guramban, Hark'ikor und Latuma Oput Naa politische Parteien und bilden nach vermutlich manipulierten Wahlen absolute Regierungen. Für alle Bewohner werden Weiterbildungskurse vorgeschrieben. Wer die obligatorischen Prüfungen nicht besteht, wird deportiert. Ghettos, Zwangsarbeit und Gehirnwäsche werden für minder intelligente Bewohner eingeführt, hoffnungslose oder gefährliche Fälle werden hingerichtet. Am Ende wird der „Samen der Erleuchtung“ auf alle Welten gebracht.

„Im Unternetz?“
„Gehirnwäsche?“
„Der Samen der Erleuchtung?“
„Ja“, sagte Jada, die sich mittlerweile wieder gesetzt hatte, „der Samen ist nichts anderes als das Werk Furkampers, das hier und da in unseren virtuellen Welten auftaucht.“
„Wir haben Taitors Samen gesehen“, hauchte ein kahlköpfiger Mitdenker namens Kaora und stellte seinen entrückten Blick erst wieder klar, als er bemerkte, dass ihn alle kritisch anschauten.
„Die Stunde“, sagte Gebb verzweifelt, „ist beendet. Jada, kommst du bitte kurz mit mir?“
„Gern.“
Während die anderen Mitdenker den Unterrichtsraum verließen, fragte Jada: „In dein Büro?“
Gebb schaute, ob sie beobachtet wurden. Dann schüttelte er den Kopf. „Dort“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die Luft zwischen den beiden. Dort erschienen, nur für Jada sichtbar, Leuchtzeichen.

Ihr Spaziergang führte die beiden Menschen tief in den Wald. Lange hatten sie sich unterhalten, seit einigen Minuten schien alles gesagt zu sein. Kahle Eichen winselten, ein paar Blätter winkten, die restlichen klebten feucht auf dem Boden und unter ihren Schuhen. Diese Blätter waren echt, genauso real wie Jada und Gebb, im Gegensatz zur Universität.
„Es ...“, Jada zögerte, sah nach unten, „es könnte alles ein Missverständnis sein.“
Gebb Tranto schüttelte den Kopf und machte einen Schritt seitwärts, um nicht auf eine Nacktschnecke zu treten. „Nein. Jemand will Furkampers Geschichte zur Realität machen.“
„Nach einem Kochbuch kann man Essen machen, die Wirklichkeit aber schlimmstenfalls versalzen.“ Jada blieb stehen und sah zu der Schnecke hinunter. „Und die Realität schreibt sich selbst, im Gegensatz zu einer Geschichte.“
Gebb nahm ihre Hand. „Und sie ist nicht irgendwann einfach zuende.“

6.-16.11.2003
Kiel/Gelsenkirchen

 

Moin!

Sorry, Uwe, aber irgendwie kann ich mit diesem Text absolut gar nix anfangen. Die Leute reden alle so komisch, und Sinn und Handlung - so es denn sowas gibt, so ganz sicher bin ich mir da noch nicht... - sind für mich wenig bis gar nicht nachvollziehbar. Worum geht es hier überhaupt? Um Intelligenz-Selektion? Okay, dann bin ich wohl aussortiert, denn ich hab die Geschichte nicht mal ansatzweise kapiert. Hab auch ehrlich gesagt keine Lust, es weiter zu versuchen, dazu kommt der Text auch sprachlich für meinen Geschmack viel zu sperrig und abgehoben daher - als Experiment würd ich es durchgehen lassen, aber auch da würde ich den eklatanten Mangel an Stringenz bemängeln...

Fazit: Für mich leider unlesbar - da hab ich schon viel besseres von dir gelesen!

Gruß,
Markus

PS: Natürlich könnte man auch den Verdacht hegen, dass du hier versuchst, alle nur denkbaren wirklich schlechten SF-Stories auf einmal zu persiflieren, aber das wäre wirklich um drei Ecken gedacht... und wirklich gelungen fände ich es dann leider auch nicht. ;)

 

Nein, keine Persiflage - aber ganz klar ein Experiment, ja. Danke für Deine Anmerkungen; mal sehen, was die anderen sagen.

 

Hallo Uwe,

ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht so ganz schlüssig, was ich von deiner Geschichte halten soll. Vordergründig geht es um eine Art Maxwell'schen Dämon für Intelligenz. Ich vermute aber irgendwie, dass du nicht das allein als Aussage in deinem Text ausdrücken wolltest.

Beim Lesen hatte ich auch einen ähnlichen Verdacht wie Horni: Man könnte vieles, was da vorkommt, als Anspielung auf Bücher bekannter Autoren verstehen, angefangen bei Asimovs Foundation-Zyklus über Terry Pratchett (Universität, Dekan, Verwandlung in Tier, wenn auch nicht der Bibliothekar) bis hin zu "Dune" (Analytische Fähigkeiten z.B. der Bene Gesserit bezüglich Sprache/Mimik).

Was ich damit sagen will: Ich habs nicht kapiert, könnte mich aber eventuell entschließen, den Text gut zu finden, wenn ihn mir jemand erklärt :)

Gruß
Heinz

 
Zuletzt bearbeitet:

Also, da lasse ich mich doch mal zu ein paar Erklärungen hinreißen.

Zunächst einmal ist dies von der Erzählstruktur her ein Experiment (nicht das erste, werden meine Stammleser (gibts die?) wissen). Das macht es nicht einfacher, aber dürfte auch nicht zuviel Durcheinander schaffen.

Zum Inhalt. Es handelt sich um Fernzeit-SF. Im Gegensatz zur Nahzeit-SF unterscheidet sich die Welt, in der die Geschichte spielt, ganz erheblich von unserer, besteht aber eben nicht aus den üblichen Space-Opera-Klischees, daher kommt man sich als Leser vor wie in einer fremden Welt - und genau so ist es ja auch! Um diese Welt ausführlich zu beschreiben, müsste man eine längere Erzählform wählen - in einer Kurzgeschichte bleibt nur Platz für eine Andeutung hier, einen komischen Begriff dort. In diesem Fall haben wir eine Kunstsprache, eine virtuelle Universität und einen Haupt-Mitdenker. Außerdem haben die Figuren erhebliche Probleme mit ihren Gefühlen und mit Kommunikation (gut, das ist eigentlich kein Unterschied im Vergleich zu heute).

Die eigentliche Geschichte erzählt tatsächlich nicht viel mehr oder weniger, als dass irgendwie das namensgebene Hetzwerk in den Unterricht der virtuellen Universität eingeschaltet wird. Es kommt nicht so ganz heraus, warum das so ist, aber es könnte gut sein, dass grüne Schlangen dabei eine Hauptrolle spielen - sie sind gewissermaßen der rote (bzw. hier grüne) Faden durch die Geschichte. Natürlich sind die, die die Dummheit auslöschen wollen, die eigentlich Dummen. Unter dem Strich ist nicht mehr bestimmbar, wer jetzt eigentlich dumm ist. Im Kleinen sind es die Hauptfiguren dann doch nicht, weil sie dazu in der Lage sind, die Realität und die Natur zu achten (letzter Absatz) und dabei noch ein paar weise Sätze absondern. Aber vielleicht werden sie dann doch Jóram Taitor oder seinen Erben zum Opfer fallen.

Wenn das nicht einigermaßen deutlich wurde, muss ich nochmal ran. Für Hinweise, wie ich die Story verbessern kann, bin ich wie immer dankbar. Kann aber gut sein, dass man sie mehrmals lesen muss. Ich habe sie auch mehrmals geschrieben ;)

Uwe

 

Wenn das nicht einigermaßen deutlich wurde, muss ich nochmal ran. Für Hinweise, wie ich die Story verbessern kann, bin ich wie immer dankbar.
Also, wie gesagt, für mich kam es nicht mal ansatzweise raus. Mein erster Tipp wäre daher: Versuche, wenigstens ansatzweise für den Leser eine Orientierung bezüglich Ort, Zeit, beteiligten Personen, quasi überhaupt erstmal ein greifbares Sujet zu schaffen, innerhalb dessen du dann spielen kannst. So ist z.B. bereits der erste Abschnitt für mich nur eine wirre Ansammlung von Sätzen, in denen man als Leser (d.h. zumindest ich) von Anfang an vollkommen in der Luft hängt - und die Verwirrung wird anschließend nicht unbedingt kleiner. Teilweise hatte ich schon das Gefühl, du experimentierst mit Dadaismus-Elementen. Sorry, aber so ist das für mich alles zu knapp und kryptisch und stützt sich zu sehr auf Dinge, die leider nur du über den Text und die Dinge, um die es geht, wissen kannst. Für einen "normalen" Leser ist das leider zunächst mal absolut unzugänglich (auch bei mehrmaligem Lesen -ich hab den ersten Abschnitt jetzt viermal gelesen, und kann noch immer keinen Zusammenhang darin herstellen...). Soll heißen: Selbst nach deinen Erklärungen bleibt mir der Text größtenteils ein Rätsel! :D

btw: Auch Fernzeit-SF muss bzw. darf nicht total unzugänglich sein (vgl. z.B. "Dune", "The Disposessed" u.ä.)! Alles im richtigen Maß. Bei einer KG ganz besonders! ;)

Vielleicht hilft dir das weiter?

Gruß,
Markus

 

Hej Uwe! :kuss:

So, nun sage ich auch noch mal offiziell und etwas wacher etwas zu dieser Geschichte:

Nach wie vor empfinde ich sie eher wie den Beginn eines Romans, da man eine unglaubliche Menge an Informationen bekommt, die man noch nicht einsortieren kann. Das macht es sehr schwer, die Geschichte zu verstehen.
Nach wie vor finde ich sie sehr gut geschrieben
und halte sie für eine Deiner besten Geschichten. Ich würde Dir raten, sie ein ganzes Stück weiter zu schreiben, um den einen oder anderen Konflikt zu lösen.

Was passiert mit diesem Einsickerungen?
Mit wem wird Gebb zusammen kommen?
Wie lautet das Motto der Universität in einer allgemein verständlichen Sprache?
Warum ist immer alles grün?

Hier ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Zack. Unterbrechung angefordert von Drüben Sechs.
Erstes Problem: Wer ist "Drüben Sechs"? Oder was? Warum fordert er eine Unterbrechung an, steht die in direktem Zusammenhang mit der nun folgenden Einspielung des verbotenen Werkes?
„Guwut“, entfuhr dem Haupt-Mitdenker – ein Fluch, immerhin auf Hochorionisch, „was war das für eine Einblendung?“
Hier feht ein zweiter Gedankenstrich, allerdings ist das nichts, was das Verständnis blockieren könnte.
Der schlangenförmige Dekan entgegnete: „Moralisch hoch wissentlich, wir, Sozialismus. Professor Dàngel honor max.“
Dieser Satz des Dekans ist extrem unverständlich. Was genau soll er bedeuten?
Stundenplan von Sila Devis für den Denktag Hanno 7.9.2146:
Ein Hinweis für Horni: Auch, wenn da "Hanno" und nicht "Anno" steht, haben wir hier zumindest einen kleinen Hinweis auf die Zeit, in der die Geschichte spielt.

Naja, da kann man noch ein paar mehr Dinge finden, die nicht leicht verständlich sind bzw. aufgelöst werden sollten.

Nicht traurig sein, mir gefällt sie auch jetzt schon, nur hab ich am Ende der Geschichte halt das Gefühl, nur das erste Kapitel eines Romans gelesen zu haben (den ich sehr gerne weiter lesen würde)!

Einen besonders lieben Gruß

chaosqueen :cq:

 

Ein Hinweis für Horni: Auch, wenn da "Hanno" und nicht "Anno" steht, haben wir hier zumindest einen kleinen Hinweis auf die Zeit, in der die Geschichte spielt.
Danke! :D
Aber ich meinte eher die erzählte Zeit - da häng ich zeimlich in der Luft. Spielt das alles an einem Tag? Einem Vormittag? Wie lange dauern die jeweiligen Ereignisse? In welchem direkten Zusammenhang stehen die Ereignisse? Wie gesagt: Ohne ausführlichste Erklärungen ist (zumindest mir) an diesem Text so ziemlich alles absolut unklar... das fängt schon damit an, dass ich bis jetzt noch immer keinen eindeutigen Protagonisten ausmachen konnte. Da gibt's zwar jede Menge Leute (offenbar), aber mit keinem von ihnen kann ich irgendeine Art von Beziehung (sprich: Identifikation) aufbauen - man kommt als Leser einfach nicht "rein" in die Story... und auch der Konflikt ist mir - selbst nach den Erklärungen - noch immer reichlich schleierhaft. Sorry, aber das ist mir alles zu abstrakt... ich glaub, ich les besser was anderes? :rolleyes:

Nich böse sein! :shy:

Gruß,
Markus

 

..also ich finde die geschichte ausserordentlich gut.. und war überrascht, das die resonanz so "negativ" ausfiel. für mich müssen viele sachen garnicht erklärt werden. gerade das ist teil der spannung in der geschichte, so zumindestens empfinde ich das. ich hatte nach dem lesen keine erklärungsbedarf...nun, sieht man vielleicht vom motto der uni ab.. aber auch da finde ich es konsequent, das der leser nicht aufgeklärt wird. das verbindet ihn mit den personen..

gruss,
sam

 

Was das Motto angeht: Ich kann auch kein Hochorionisch, deshalb kann ich es halt nicht übersetzen. Warum habe ich das so geschrieben? Hier wird eine Art akademische Wichtigtuerei der Universität deutlich: Ein fremdsprachiges Motto klingt "wichtiger". An meiner Uni gab es ein lateinisches Motto. Gerade dass niemand das Motto übersetzen kann, hat eben eine Bedeutung: studentische Ignoranz, den Leuten ist das Motto egal. Auch dem Leser kann es egal sein, es hat keine Relevanz für die Geschichte, es dient nur der Ausgestaltung des Szenarios.

 

Text leicht überarbeitet. Insbesondere den Lexikoneintrag über Furkamper nach oben gerückt, damit der Name erklärt wird, sobald er auftaucht. Das war eigentlich ursprünglich so gewollt, durch Umstellungen in der Geschichte aber leider verloren gegangen.

 

Hallo Uwe,

Dein Hauptanliegen mit dieser Geschichte ist wohl die Darstellung einer wirklich fremden Welt, nicht einfach die Extrapolation gegebener Umstände. Natürlich wird SF immer darauf hinauslaufen soziale Entwicklungen und/oder technischen Fortschritt hypothetisch zu entwickeln (zumindest wenn ich einem gewissen Prof. glauben kann).
Trotzdem- ich habe die Geschichte gerne gelesen, es ist -im übertragenem Sinne- eine andere `Geschmacksrichtung´ als die übliche SF- Kost. Die kleinen Details, der Wechsel zwischen verstehen und rätseln haben mich wie in einem fremden Land fühlen lassen. Aber ein besonderes Abenteuer hätte ich da auch gerne erlebt…

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Hö? Also, wenn das kein "besonderes Abenteuer" ist, wenn plötzlich eine Art faschistisches Machwerk in den wichtig tuenden Seminaralltag eindringt ...?
Für ein richtig tolles, komplexes Abenteuer ist der Rahmen einer Kurzgeschichte, die noch dazu in einer sehr fremden Welt angesiedelt ist, etwas zu eng, fürchte ich.

Jedenfalls scheint es mir gelungen zu sein, diese Fern-SF besonders fremdartig, aber doch stimmig erscheinen zu lassen.

 

Hallo Uwe,

„Jedenfalls scheint es mir gelungen zu sein, diese Fern-SF besonders fremdartig, aber doch stimmig erscheinen zu lassen“ –
auf alle Fälle, wie gesagt, fand ich die Geschichte im positiven Sinne außerhalb vom Main-Stream.
Natürlich ist das Geschilderte ein Abenteuer. Ob es ungewöhnlich innerhalb der beschriebenen Welt ist, kann man wohl nicht beurteilen.
Ich meine etwas viel Allgemeineres: Wenn ein „faschistisches Machwerk“, oder ein Computer-Virus, oder schwer bewaffnete Kampfroboter in den Seminaralltag einbrechen- es ist doch eine Art von Aktion, die man häufig liest. Die Umstände sind im Vergleich dazu origineller. (Nicht das ich meine, dieses Problem generell lösen zu können…).

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Okay, dann wären wir jetzt bei der Debatte "abgegriffene Themen", die können wir gelegentlich an entsprechender Stelle führen ;)

 

Hallo Uwe,

wenn Debatte, dann möchte ich keine darüber führen, wer nun häufig gebrauchte Themen nutzt, oder nicht (es ist ja auch nicht zwangsläufig langweilig), sondern wie begrenzt man als Autor in seinen Möglichkeiten ist. (Dies gilt auch für andere Rubriken, bei SF und Philo fällt es mir am meisten auf, allerdings lese ich kein Fantasie und Horror…).

Wenn weiteres , dann an „entsprechender Stelle“.

LG,
tschüß… Woltochinon

 

Ich sehe das wie Du, daher dürfte sich eine Debatte erübrigen - immerhin hast Du ja auch schon sinngemäß geschrieben, dass das nicht neue Motiv von mir brauchbar umgesetzt wurde.

 

Hallo -

Ich finde die Story sehr gut, so sie auch nicht einfach zu lesen ist. Normalerweise ist meine Bereitschaft, mich mit einer komplex-fremden Welt auseinander zu setzen, in einer KG - anders als bei einem Roman - gering. Das ist so, weil bei einem Roman die Mühe im Vergleich zum Genuss sehr klein ist. Bei einer KG: kaum finde ich mich zurecht, schon ist sie aus.

Es ist aber nicht nötig, die einzelnen Sätze und Begriffe intellektuell zu verstehen, meine ich - weil die Wirkung sich emotional entfaltet. Ich rezipiere somit die Story mit der linken Gehirnhälfte und bekomme Zugang jenseits der rechtsgehirnlichen Analyse :p .

Für meine Person: ich versuche auch nicht einen Song von YELLO zu verstehen oder ein Bild von PICASSO. Man kann das versuchen, muss es aber nicht notwendig Zeile für Zeile, um Zugang zu bekommen.

Und nun wird obige Geschichte plötzlich ganz einfach; erinnert ein wenig an Dicks Romane, z. B. "Die seltsame Welt des Mr. Jones". Es geht im Grunde darum, ob Ziele die Mittel rechtfertigen, m. E. gesellschaftpolitisch gut abgebildet in dem Wahnsinn, in welchem die Theorie des Kommunismus 'realisiert' wurde ... die Befreiung der Arbeiter endet hinter Mauern und Gittern.

Interessant dabei ist, dass die Untergrundkämpfer für Intelligenz gleichzeitig andersherum vorgehen hätten können. Denn wo es keine Unterschiede mehr gibt, gibt es es auch keine Unterscheidung mehr zwischen Intelligenz und Dummheit. Würde man also alle beseitigen, die einen IQ über 90 haben, wäre ebenfalls die Dummheit beseitigt, weil es keine Schlaueren als die Dummen gäbe.

Das waren so meine Ideen zu dem Text.

MfG,
Flic

 

Hi Flic, danke für Deinen Kommentar!
Ich denke auch, dass man nicht jede Einzelheit verstehen muss. Man kann die Welt auf sich wirken lassen und erfasst die Strömungen. Die Erklärungen dahinter muss man (wie Du) natürlich selbst finden, weil sie nicht vom omnipotenten Erzähler vorgekaut werden. Natürlich ist Furkampers Monumentalwerk nichts anderes als eine Hassschrift, die von machtbesessenen Gruppen instrumentalisiert wird. Für die Ausrottung oder Bevormundung von Anderen ist der IQ ein genauso blöder Maßstab wie z.B. die Abstammung. Aber man kann beides als Kriterium missbrauchen (und offenbar auch überzeugend, wie die Realität zeigt), um Feindschaften zu schüren. Und das macht auch nicht vor sogenannten Intellektuellen wie Hochschulprofessoren Halt.

 

Hi Uwe,

ein paar Punkte von meiner Seite.

1.) Eine Kurzgeschichte, die in der Zukunft spielt ist schön, auch wenn das Umfeld enstsprechend fremdartig herausgearbeitet wird und man sich seine - durchaus auffindbaren - Wegweiser suchen muß. Leider kommt die Geschicte zu keinem Schluß, bzw. wartet mit nichts weiter auf. Dieser Minimalismus macht durchaus den Eindruck von Dadaismus, es kommt daher ohne einen Sinn zu machen machen, ausser dem, dass etwas beschrieben wird, weil es beschrieben werden kann (und vielleicht noch nie da war). Das wirkt enttäuschend auf den Leser, der gerne nach einem tiferen Sinn sucht.

2.: Das Motto kommt in der von dir beschriebenen WEise nicht beim Leser an. wenn ein Motto - in welcher Sprache auch immer - nicht zu einem wichtigen Bestandteil wenigstens der Lehrkörper erhoben wird, verliert es natürlich an Macht und dementsprechend auch an Sinn. Demzufolge kannst du keinem Ignoranz vorwerfen, der sich nicht darum kümmert, wenn es tatsächlich wichtigere Dinge gibt. - Frag deine Liebste mal, welches Motto an der Kieler Unibibliothek prangt, und was das wohl bedeuten mag und wieso das wichtig sein soll. Sie weiß es bestimmt. ;-)

3.: Der 'Sex' kommt zu plötzlich. Mag sein, dass die Menschen um 2145 (was ich übrigens noch nciht als ferne Zukunft bezeichnen würde), ein Problem mit ihren Gefühlen haben, aber die UNvermitteltheit, mit der das Thema zur Sprache kommt, prellt eher den Leser vom Thema weg, als dass es ihn auf die beabsichtigte Spur bringt.

Mehr kann ich leider nicht dazu beitragen,

Gruß
Tyll

 

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