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Als der Weihnachtsmann starb...

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30.09.2005
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Als der Weihnachtsmann starb...

Peter umklammerte die schwere Waffe mit beiden Händen.
Den leuchtenden Weihnachtsbaum nahm er nur verschwommen wahr. Rotz und Tränen trübten seine Sicht.
Er hatte die Waffe im Arbeitszimmer seines Vaters gefunden.
Jemand musste ihm ein paar Antworten geben. Antworten, die er brauchte, die er ersehnte, ohne die dieser dumpfe Schmerz in seiner Brust niemals vergehen würde.
Und er würde sie bekommen. Heute Nacht noch.
Jemand musste doch dafür verantwortlich sein.
„Niemand trägt die Schuld“, hatten seine Eltern gesagt.
„Solch furchtbare Dinge geschehen, ohne dass wir etwas dagegen tun können“, hatten seine Lehrer gesagt.
„Es ist sehr schwierig, aber sie lebt in deinem Herzen“, hatten seine Großeltern gesagt.
Scheiße.
Das waren für ihn keine akzeptablen Antworten auf seine Frage gewesen. Sie wichen ihm aus, weil sie es selber nicht wissen.
„Warum?“. Es ist doch an sich so eine banale Frage. Warum konnte ihm bisher niemand eine einfache Antwort darauf geben?
„Warum konnte innerhalb einer Sekunde das Leben seiner kleinen Schwester ausgelöscht werden? Warum ist sie einfach auf die Straße gelaufen? Warum hatte er sie nicht retten können? Und WARUM lässt Gott so etwas zu?“
„Gottes Wege sind unergründlich“, haben sie ihm geantwortet.
„Gibt es überhaupt einen Gott?“, hatte er sich gefragt.

Diese Frage würde sich heute klären. Denn wenn es den Weihnachtsmann wirklich gibt, dann gibt es auch Gott. Und er würde die ganze Nacht hier warten, wenn es nötig wäre.
Schließlich war er ja kein Baby mehr. Mit elf Jahren war sein Urvertrauen stark erschüttert.
Er hockte sich neben den Weihnachtsbaum und wischte sich eine Nase an den Hosenbeinen ab, die Waffe legte er neben sich. Er wollte sie nicht wirklich benutzen, aber falls der Weihnachtsmann kommt und ihm keine Antworten geben wollen würde, dann dürfte ihn das vielleicht ein wenig einschüchtern.
Irgendwann musste er eingenickt sein, denn er fuhr aus dem Schlaf, als er ein polterndes Geräusch hörte. Mit einem Mal war er hellwach.
Schnell nahm er die Waffe an sich und duckte sich hinter den Baum.
Sein Herz schlug schnell, als eine Gestalt das Wohnzimmer betrat.
Der Weihnachtsmann.
Es gibt ihn also wirklich, dachte Peter ehrfürchtig.
Als der rot gekleidete Mann näher kam, wich seine Ehrfurcht dem Zorn, sein Schmerz kehrte zurück.
Wie konnte dieser Mann Geschenke bringen, wo seine kleine Schwester gerade erst tot war?
Er hob die Waffe und sprang schnell auf die Füße.
Als der Mann ihn erblickte hielt er inne und schaute ihn durch seine weißen Augenbrauen erschrocken an.
„Warum?“, kreischte Peter.
„Peter…“, stammelte der Weihnachtsmann und hob besänftigend die Hand.
„Leg doch die Waffe weg, Junge“.
„Nein, erst geben Sie mir diese Antwort“, zitterte Peter. „Bitte“, flehte er, „Sie sind der Weihnachtsmann, sie kennen doch Gott. Sie müssen es mir sagen.“.
„Nein, Junge, Gottes Wege sind unergründlich“, versuchte ihn der Mann mit dem weißen Bart zu beruhigen.
„Was? Das ist Ihre Antwort? Das haben sie alle gesagt, alle. Aber das ist keine Antwort. Das ist keine verdammte Antwort“, schrie Peter wütend und zutiefst enttäuscht.
Instinktiv krümmte sich sein Zeigefinger. Die ganze Welt konnte ihm gestohlen bleiben.
Der Rückschlag warf ihn auf den Boden.
Entsetzt ließ er die Waffe aus der Hand fallen.
Er hätte nicht damit gerechnet, dass man mit ihr wirklich schießen konnte.
Der Weihnachtsmann fiel polternd zu Boden. Er sagte nichts, stöhnte nicht. Lag einfach nur da.
Peter starrte mir offenem Mund auf die Waffe, dann auf den Weihnachtsmann.
Plötzlich kam seine Mutter ins Zimmer gerannt. Als sie den Weihnachtsmann erblickte, fing sie an zu kreischen. Sie warf sich auf die Knie und zog ihn an sich. Dabei verlor der Tote seinen Bart.
„Papa“, entfuhr es Peter leise, bevor es um ihn schwarz wurde.

 

Hallo!
Kann leider erst nächstes Jahr antworten, da ich über die Feiertage weg bin!
Wünsche aber allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch!

Liebe Grüße,
die Sumpfkuh

 

Hallo Sumpfkuh,

ich habe eine Verständnisfrage: Peter schläft mit der Waffe neben sich im Wohnzimmer ein und der Vater kommt dann irgendwann später als Weihnachtsmann verkleidet ins Zimmer.

Wenn er verkleidet ist, gehen die Eltern doch davon aus, dass Peter ihn sehen soll, sonst hätten sie das/die Geschenk(e) heimlich hinlegen können.

Wenn Peter ihn sehen soll, wird doch die Mutter Schmiere gestanden sein, um zu sehen, wo Peter denn überhaupt ist, damit das ganze richtig inszeniert werden kann. Demzufolge hätte die Mutter Peter vorher gesucht und wohl auch mit dem Gewehr gefunden. Diese Szene leuchtet mir so, wie sie jetzt beschrieben ist, nicht ein.

Du versuchst die unzulänglichen Antworten der Erwachsenen an ein Kind zu thematisieren. Wieso Peter aber auf die Idee kommt, mit einer Waffe eine Antwort herbeifordern zu können, finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen.
Mit elf Jahren versteht man soviel von Tod und Schicksal, dass diese Handlung für mich nicht so ganz stimmig ist. Zudem kenne ich keinen Jungen mehr, der mit elf noch an den Weihnachtsmann glaubt (aber falls, dann so eine Courage hat, mit einer Waffe drohen zu wollen) :hmm:

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Sumpfkuh,

die Idee, den Jungen mit einer Waffe den Weihnachtsmann bedrohen zu lassen, um Antworten auf seine Fragen zu bekommen finde ich gut.
Vielleicht würde ich den Jungen auch etwas jünger machen, aber angesichts des Traumas finde ich die Regression durchaus möglich.
Allerdings stimmt eine grundsätliche Überlegung bei der Geschichte nicht.
Wenn sich Verwandte als Weihnachtsmann verkleiden, um die kindliche Fantasie zu bedienen, dann schleichen sie sich nicht heimlich im Dunkeln ins Zimmer, sondern klingeln an der Tür, lassen sich ein Gedicht aufsagen und die ganze Familie ist anwesend. Sonst wäre eine solche Verkleidung unsinnig.
Peter hätte den Weihnachtsmann also vor der gesammelten Familie im Rahmen der Bescherung bedrohnen und damit für gewaltiges Entsetzen sorgen müssen.
Auch in den Sätzen hast du leider die eine oder andere unklare oder falsche Formulierung:

Mit elf Jahren war sein Urvertrauen stark erschüttert.
Das Urvertrauen war also elf Jahre alt?
Er hockte sich neben den Weihnachtsbaum und wischte sich eine Nase an den Hosenbeinen ab,
hat er mehrere Nasen? Und wieso braucht er für eine Nase mehrere Hosenbeine?
aber falls der Weihnachtsmann kommt und ihm keine Antworten geben wollen würde
- käme
- geben wollen würde klingt mit Verlaub grausam
Irgendwann musste er eingenickt sein
Der Weihnachtsmann? Nein, natürlich Peter, aber eine Namensnennung würde hier den personellen Bezug deutlich machen.
Als der Mann ihn erblickte hielt er inne und schaute ihn durch seine weißen Augenbrauen erschrocken an
- erblickte, hielt
- Die Augenbrauen hängen also noch schlimmer als bei Theo Waigel wie bei einem Bobtail über die Augen des Weihnachtsmanns?
„Peter…“, stammelte der Weihnachtsmann und hob besänftigend die Hand.
„Leg doch die Waffe weg, Junge“.
Da immer noch der Weihnachtsmann spricht, kein Zeilenumbruch nach Hand.
Er hätte nicht damit gerechnet, dass man mit ihr wirklich schießen konnte.
nein, das hätte er auch nicht können, es sei denn, er hätte die Waffe die ganze Zeit entsichert mit sich herumgetragen.
„Papa“, entfuhr es Peter leise, bevor es um ihn schwarz wurde
schwarz um ihn wurde

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sumpfkuh,

inhaltlich habe ich ähnliche Bedenken wie bernadette und sim. Wenn der Vater als Weihnachtsmann verkleidet ist, wird er sich wohl nichts nachts ins Wohnzimmer schleichen. Auch sonst war für mich die Geschichte nicht ganz stimmig, was nicht allein am Alter des Jungen lag. Die Diskrepanz zwischen a) an den Weihnachtsmann glauben und b) mit einer Pistole schießen zu können ist halt doch sehr groß.

Details:

„Warum konnte innerhalb einer Sekunde das Leben seiner kleinen Schwester ausgelöscht werden?
Wenn wörtliche Rede, dann "meiner" und nicht "seiner"
„Gottes Wege sind unergründlich“, haben sie ihm geantwortet.
„Gibt es überhaupt einen Gott?“, hatte er sich gefragt.
Einmal "haben", einmal "hatte"?
Diese Frage würde sich heute klären. Denn wenn es den Weihnachtsmann wirklich gibt, dann gibt es auch Gott. Und er würde die ganze Nacht hier warten, wenn es nötig wäre.
Wieso Gegenwart? Da verrutscht du an einigen Stellen im Text. Außerdem würde ich im zweiten Satz in den Konjunktiv gehen.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Zusammen!

Ertmal danke für`s lesen und kommentieren! Und: Frohes Neues! :D

Tja, also die Altersfrage war schon ziemlich schwierig. Wäre er jünger gewesen, hätte er wahrscheinlich nicht mit Pistole dagesessen.
Und in dem Alter noch an den Weihnachtsmann glauben? Eher nicht, aber man muß ja auch bedenken, dass er in einer psychischen Ausnahmesituation befindet. Er ist so zerrütet im Vertrauen, das er momentan überhaupt nicht mehr richtig weiß, was real ist und was nicht. Wer sagt ihm die Wahrheit, wer belügt ihn?
Vielleicht habe ich das nicht genug rüber gebracht.
Peter ist mit der Waffe in der Ecke eingeschlafen. Demnach konnten die Eltern die Waffe nicht sehen. denn sie lag neben ihm.

Danke für`s korrigieren, die unliebsamen Fehler werden später beseitigt :-)

LIebe Grüße,
die Sumpfkuh

 

Hi Sumpfkuh!

Die Geschichte behandelt ein ernstes, trauriges Thema. Nach dem Lesen der Geschichte sollten sich die Mundwinkel nachdenklich nach unten biegen.
Bei mir jedoch bogen sie sich nach oben. Und das bedeutet entweder, dass ich ein sehr oberflächlicher Mensch bin, oder du musst erzählerisch irgendetwas falsch gemacht haben.

Sehen wir uns den Handlungsverlauf noch einmal genau an.
Der Junge findet eine schwere Waffe. Da denke ich sofort an eine Pumpgun *g*. Die Gedankengänge erinnerten mich an die eines verwirrten Teenagers, nicht die eines Kindes. Das liegt einmal daran, dass die Erzählstimme viel fortgeschrittenere Denkstrukturen wiedergibt, als man sie bei einem Kind erwarten würde. Er rekapituliert die Worte, die man ihm zum Tod seiner Schwester gesagt hat, strukturiert vergangenes Geschehen, zieht seine Schlüsse daraus. Und das "Scheiße" wirkt so teenagerhaft, dass ich nicht im Traum daran denken würde, es könnte sich um ein Kind handeln. Dass der Prot dann plötzlich doch nur elf Jahre alt sein soll, macht die folgende Handlung dann vielleicht plausibler, aber den Anfang unglaubwürdig.

Dann, nun ja, auf das Logikloch mit dem Warten unter dem Baum wurdest du ja schon hingewiesen.

Zum Schluss erschießt der Prot den Weihnachtsmann, und siehe da, es ist der Papa. Oh, Scheiße, Verwechslung. Da kann man ja nur in Ohnmacht fallen.

Versuch mal, dir das als Filmszene vorzustellen: Du kennst wer weiß wie viele "Kill den Weihnachtsmann"-Witze und -Geschichten, und wenn der Weihnachtsmann erschossen wird, kannst du einfach nicht anders als es ulkig zu finden. Dann erkennt der Junge seinen Vater und fällt in Ohnmacht. Auch das kommt im Film stets komisch rüber.
In diesem Falle unfreiwillig komisch. Es könnte auch ein geschmackloser Sketch sein.
Gut, die Textform lässt sich schlecht mit der Filmform vergleichen, aber allein die Vorstellung bleibt unfreiwillig komisch.

Vielleicht liegt das auch einfach daran, dass die Idee, einem Jungen mit einer Waffe den Weihnachtsmann Antworten abpressen zu lassen, zu sehr an den Haaren herbeigezogen ist.

Ergänzend zu den Fehlerlisten der anderen:

Peter umklammerte die schwere Waffe mit beiden Händen.
Den leuchtenden Weihnachtsbaum nahm er nur verschwommen wahr. Rotz und Tränen trübten seine Sicht.
Er hatte die Waffe im Arbeitszimmer seines Vaters gefunden.

Das ist gedanklich ein Hin- und Herspringen. Dass Rotz die Sicht trübt, kann ich mir kaum vorstellen. Es sei denn, er hätte ihn über die Wimpern verschmiert. Ganz davon abgesehen, dass der Ausdruck zu umgangssprachlich ist.

Außerdem wechselst du ohne ersichtlichen Grund die Zeitformen:

Sie wichen ihm aus, weil sie es selber nicht wissen.

„Warum?“. Es ist doch an sich so eine banale Frage. Warum konnte

"Warum konnte innerhalb einer Sekunde das Leben seiner kleinen Schwester ausgelöscht werden? Warum ist sie einfach auf die Straße gelaufen? Warum hatte er sie nicht retten können? Und WARUM lässt Gott so etwas zu?

Und warum die Anführungszeichen?

Es gibt noch andere Stellen, aber die wurden, glaube ich, schon angegeben.

Aus der Idee ließe sich auch eine Humorgeschichte machen. Schauplatz: Filmstudio. Szene: Kleiner Junge erschießt Weihnachtsmann, der sich als der Vater entpuppt. Aus den Drehpannen lässt sich ein Feuerwerk an Gags veranstalten.
Hey, die Idee gefällt mir. Darf ich? :D

Ciao, Megabjörnie

 

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