Was ist neu

Als der liebe Gott die Eigenschaften vergab

Mitglied
Beitritt
28.12.2004
Beiträge
9
Zuletzt bearbeitet:

Als der liebe Gott die Eigenschaften vergab

Die Welt war noch jung und unberührt, als sich diese Geschichte zutrug. Die Wälder nicht gerodet, keine Straßen gebaut, keine Natur verschmutzt. Die Menschen waren auch noch nicht auf der Erde. Alles war friedlich.

Die Sonne ließ die Federn der Eule glänzen, als sie frühmorgens zum höchsten Punkt der Welt flog. Unter ihr zog sich eine unendliche Schlange aus allen Tieren, die die Erde bevölkerten, dahin. Sie waren alle auf dem selben Weg. Es war ein gar bedeutungsvoller Tag in der Geschichte, denn es war der Tag, an dem der liebe Gott den Tieren ihre Eigenschaften vergeben sollte. Alle Tiere waren ganz aufgeregt, denn keiner wusste, welche Eigenschaft es vom lieben Gott erhalten sollte. Aber alle Tiere hatten Wünsche. Der Löwe wollte das stärkste und mächtigste aller Tiere sein, denn er konnte laut brüllen. Der Fuchs hielt nichts von Stärke, er wollte lieber hinterlistig seine Beute machen. Die Möwe wollte friedlich ihre Bahnen über dem Meer drehen. So hatten alle Tiere eine genaue Vorstellung von ihrer Eigenschaft und waren deshalb von überall auf der Welt hergekommen, auch vom weit entfernten Nordpol, wo es so kalt war, dass man den Atem in weißen Wölkchen aufsteigen sehen konnte. Sie kamen auch von der Wüste, in der es kein Wasser gab. Kein Weg war ihnen zu weit, um eine Eigenschaft zu erhalten.

Der liebe Gott saß auf seinem Thron und die leichte Brise ließ seinen langen weißen Bart wehen. Vor seinen Füßen ließ sich die Eule nieder, deren Augen neugierig auf den lieben Gott gerichtet waren. Voller Spannung verharrte sie, um ihre Eigenschaft zu erhalten. Der liebe Gott schaute die Eule lange an, ehe er etwas sagte. „Du, liebe Eule, du sollst die Weisheit bekommen. Du sollst das Wissen der Welt in dir tragen und stets als das weiseste aller Tiere gelten“, sprach der liebe Gott zu der Eule, die sich sehr über diese Eigenschaft freute und zufrieden ihres Weges flog.
Als nächstes war der große Löwe, mit seiner beeindruckenden Mähne, an der Reihe. Ihm verlieh der liebe Gott die Stärke. Stolz zog der Löwe von dannen und ließ sein mächtiges Brüllen erklingen, dass es noch von Weitem zu hören war. Und alle hatten Angst vor ihm, genau wie er es sich gewünscht hatte.
So erhielt jedes Tier eine Eigenschaft: Die Schlange die List, der Hase die Flinkheit, der Gepard die Schnelligkeit. Alle Tiere waren zufrieden.
Inzwischen war es sehr spät geworden und der liebe Gott sehr müde. Gerade lief die kleine Maus, die eben die spitzen Nagezähne erhalten hatte, davon und verkroch sich in einem winzigen Mauseloch. In der Ferne war eine Katze zu hören, die ihre neu erhaltenen Krallen schärfte. Als der liebe Gott sich zurück in den Himmel begeben,vernahm er ein dünnes Stimmchen. „Lieber Gott, bitte warte. Ich habe noch keine Eigenschaft erhalten!“ Vor dem lieben Gott saß ein Stinktier, das gar traurig dreinschaute. Sich nachdenklich am Bart kraulend, überlegte er fieberhaft. „Liebes Stinktier, ich habe keine Eigenschaft mehr übrig für dich. Ich habe alle schon vergeben!“ Da begann das arme Stinktier bitterlich zu weinen. Das bewegte des lieben Gottes Herz so sehr, dass er das Stinktier beruhigte und versprach, doch noch mal im Himmel nachzuschauen, ob sich nicht doch noch eine Eigenschaft finden lasse.
Als er kurze Zeit später wieder zurück bei dem Stinktier war, schaute er sehr betrübt. „Ich habe noch eine Eigenschaft gefunden, aber es ist nur die Stinkdrüse. Die kann ich dir geben“, sagte der liebe Gott zu dem Stinktier, das darauf wieder zu weinen begann, so traurig und enttäuscht war es. Aber es dachte bei sich, dass es lieber die Stinkdrüse nahm, als ganz ohne Eigenschaft nach Hause zu gehen.
So machte es sich auf den Heimweg. Es musste lange gehen, denn es war von sehr weit hergekommen um den lieben Gott zu sehen und mit seinen kurzen Beinchen konnte es nicht so schnell laufen wie der Gepard. Schnell wurde es dunkel. Das kleine Stinktier hatte fürchterliche Angst im Dunkeln, aber es wusste nicht, wohin es gehen sollte, also rollte es sich auf dem Boden zusammen und versuchte zu schlafen. Aber nicht lange und es hörte ein Geräusch und schrak auf. Zitternd drückte es sich an einen Baum, als vor ihm ein großer böser Wolf auftauchte. Das Stinktier hatte solche Angst, dass es sich kaum bewegen konnte. Dem Wolf lief das Wasser im Munde zusammen, als er das schmackhafte Stinktier sah und stellte es sich schon zwischen seinen Zähnen vor. Er wusste, es war eine leichte Beute, denn es konnte ja nicht schnell laufen und sich so auch nicht vor seinen Zähnen retten. Als der Wolf zum Sprung ansetzen wollte, fiel dem Stinktier plötzlich seine Eigenschaft wieder ein. Und so verströmte das kleine Stinktier aus seiner Stinkdrüse einen so entsetzlichen Gestank, dass der Wolf sich die Nase zuhalten musste. „Dich fresse ich nicht!“, schrie der Wolf mit gerümpfter Nase und lief davon.
Das Stinktier zitterte noch immer. Aber es war auch sehr glücklich und erleichtert, denn der böse Wolf hatte es nicht gefressen. Jetzt war das Stinktier sehr froh über seine Eigenschaft und freute sich schon auf zu Hause. Denn von da an tat kein Tier mehr dem Stinktier etwas zu Leide und wenn es doch eines versuchte, so betätigte das Stinktier die Stinkdrüse und kein anderes Tier traute sich mehr, es zu fressen, so entsetzlich roch es.

 

Hallo Otherside!

Dein Thema - Der liebe Got verteilt die Eigenschaften an die Tiere und eines bekommt keine ab - ist ja ein alter Märchenstoff und es gibt mW zahlreiche Volksmärchen über dieses Thema. Allerdings ist mir noch keines mit dem Stinktier untergekommen.

An einer Stelle wiederholst Du Dich sehr oft - das klingt nicht gut:

Gerade lief die kleine Maus, die gerade die spitzen Nagezähne erhalten hatte, davon und verkroch sich in einem winzigen Mauseloch. In der Ferne war eine Katze zu hören, die gerade ihre neu erhaltenen Krallen schärfte. Der liebe Gott wollte sich gerade zurück in den Himmel begeben,

Lieben Gruss

Jo

 

Erstmal danke für deine Antwort :)
Ich muss zugeben, dass meine Mutter mir dieses Märchen erzählt hat, als ich noch sehr klein war (sie hat es sich selber ausgedacht, weil ich die Nase voll hatte von den Märchenbücher), ich hab es nur aufgeschrieben, weil ich das größere Talent zum Schreiben habe, wie sie sagt. Ich wollte kein Märchen wiederholen, das es schon gibt.
Aber ich bin ja hier um zu lernen.
Also das mit der Wortwiederholung werde ich natürlich ändern.

Liebe Grüße

 

hi Otherside!

erstmal herzlich willkommen hier. :)

Naja, vieles, was geschriebene wird, wurde so ähnlich oder vom Inhalt her schon einmal erzählt - Deine Stinktiervariante gefällt mir gut. Wo Du noch daran arbeiten könntest, wäre eine detailliertere Charakterisierung vom Stinktier und Gott. So wirkt es etwas schnell runtererzählt, die Charaktäre bleiben zu blass.

schöne Grüße
Anne

 

Moin otherside!
Hat mir ganz gut gefallen. Die Idee ist sicherlich nicht neu, aber von einem Stinktier habe ich bisher noch nicht gelesen ;)
Im Grunde ist die Geschichte schön, was mich aber etwas stört, ist, dass (wie Maus schon sagte) Gott und das Stinktier so blass bleiben. So richtig mitfühlen konnte ich mit dem armen Stinktier nicht.
Was mir ebenfalls aufgefallen ist: Du hast serh oft "lieb" geschrieben, für meinen Geschmack eindeutig zu viel. Immer wieder "der liebe Gott". Ich denke, "Gott" wird es auch tun ;)

Nun noch ein paar Bemerkungen:

Hinter ihr zog sich eine unendliche Schlange aus allen Tieren, die die Erde bevölkerten, dahin.
Hinter ihr? Wohl eher unter ihr, oder?

Die Möwe wollte friedlich ihre Bahnen über dem Meer drehen.

Sie kamen auch von der Wüste, i]wo[/i] es kein Wasser gab.
"wo" klingt nicht so schön. Besser wäre mMn "in der".

Stolz zog der Löwe von dannen und ließ sein mächtiges Brüllen erklingen,
"klingen" passt mMn nicht mit dem Brüllen eines Löwens zusammen. Da würde ich mir etwas anderes ausdenken.

So erhielt jedes Tier eine Eigenschaft. Die Schlange die List, der Hase die Flinkheit, der Gepard die Schnelligkeit. Alle Tiere waren zufrieden.
Ich würde einen Doppelpunkt anstatt eines Punktes zwischen den Sätzen machen. Es kommt ja eine Aufzählung.

Es musste lange gehen, denn es war von sehr weit hergekommen um den lieben Gott zu sehen und mit seinen kurzen Beinchen konnte es nicht so schnell laufen, wie der Gepard
Kein Komma vor "wie der Gepard"

So wurde es schnell dunkel
Warum steht da ein "so" am Anfang? Es ist doch nicht die Folge davon, dass das Stinktier kurze Beine hat und nicht so schnell laufen kann...

Das kleine Stinktier hatte fürchterliche Angst im Dunkeln, aber es wusste nicht, wo es hinsollte, also rollte es sich auf dem Boden zusammen und versuchte zu schlafen
Das klingt nicht sehr schön. Besser fände ich "wohin es gehen sollte" oder "wo es schlafen sollte".

Und so i]betätigte[/i] es schnell die Stinkdrüse.
Das ist holprig. Das klingt, als wenn das Stinktier einen Schalter drückt ;) Würde ich auch umschreiben.

 

Hallo moonshadow,

danke für deine sehr ausführliche Kritik. Habe die Geschichte jetzt auch zum Großteil bearbeitet.

Lustig ist nur, das ich es tatsächlich so geschrieben habe, als hätte das Stinktier einen Schalter gedrückt. Das kommt daher, weil ich mir das Stinktier immer in einer riesigen Tonne, mit einem roten Knopf für die Stinkdrüse, vorgestellt habe, als ich ein Kind war. Mir wäre das garnicht aufgefallen *gg*.

Die Charaktere bleiben mein ewiges Problem... Daran werde ich wohl noch feilen!

 

Hallöchen Otherside!
Um den Glauben an Gott zu richten ist es gut.
Was mir in der Geschichte fehlt ist die Spannung. Die Überschrift passt auch nicht so richtig zum Inhalt.
Liebe Grüße
Anaid

 

Hallo Otherside

Ich gehöre wohl zu den wenigen Ausnahmen hier, welche die Märchen mit den vergebenen Eigenschaften noch nicht kennt.
Die Idee mit dem Stinktier find ich süß.

Als der liebe Gott sich zurück in den Himmel begeben,vernahm er ein dünnes Stimmchen. „Lieber Gott ...
Da hast du wohl ein Wort vergessen. Sollte doch bestimmt „...in den Himmel begeben wollte, ....“ heißen, oder?

lieb kommt wahrhaftig ein wenig sehr oft vor.

Gestört haben mich persönlich die vergebenen Eigenschaften der Maus und der Katze. Alle Tiere in deiner Geschichte haben bereits ihr Aussehen. Der Löwe z.B. hat seine Mähne schon von Vornherein. Wieso bekommt die Maus erst jetzt spitze Zähne, und die Katze ihre Krallen?
Zu der Katze würde mir spontan ihre gute Sicht bei Dunkelheit einfallen.
Zwar hast du gesagt, dass es eine Geschichte ist die dir deine Mutter damals erzählt hat, aber es spricht doch nicht unbedingt etwas dagegen, sie ein wenig abzuändern. Oder?

@Anaid: Wieso passt deiner Meinung nach die Überschrift nicht so richtig zum Inhalt? Es geht in der Geschichte doch um die Vergabe der Eigenschaften. Welcher Titel würde dir denn z.B. dazu einfallen?
Das mit der Spannung ist Ansichtssache. Meiner Meinung nach ist hier keine „Spannung“ notwendig um die Geschichte interessant zu machen.

Gruß
LoC

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom