Als das Christkind mit dem Schlitten kam
Es war Advent, und das Christkind hatte mit seinen fleißigen Engeln jede Menge zu tun um alles für das Weihnachtsfest vorzubereiten. Der große Backofen lief auf Hochtouren und es duftete herrlich nach Weihnachtskeksen, Zimt und Lebkuchen. Die zahlreichen Engel waren den ganzen Tag damit beschäftigt die Wunschbriefe an das Christkind zu lesen und für jedes Kind das richtige Geschenk einzupacken. Wie immer zur Weihnachtszeit herrschte ein reges Treiben, alle Engel arbeiteten fröhlich dahin und sangen dabei Weihnachtslieder.
Nur Engelchen Lena saß meist alleine auf ihrer Schaukel im Himmelsgarten. Lena war der kleinste Engel, und deshalb wollten die anderen ihr nicht zumuten, dass sie bei den Vorbereitungen half. Dabei hätte sie so gerne das Christkind unterstützt und auch mit den anderen gearbeitet.
Eines Morgens saß Engelchen Lena wieder auf seiner Schaukel und sang gerade „Oh du Fröhliche“, als sie einen Schrei hörte. Lena schaute in die Richtung aus der der Schrei kam und sah dass das Christkind auf dem eisigen Boden ausgerutscht war. Schnell rannte das Engelchen hin um ihm zu helfen. „Komm, ich bringe dich zu Doktor Max“ sagte Lena und nahm das Christkind an der Hand.
Doktor Max war der Himmelsarzt und stets für die Engel und das Christkind zur Stelle. „Du hast dir den Flügel bei dem Sturz verletzt, es ist nichts Ernstes, aber du darfst die nächsten zehn Tage auf keinen Fall fliegen“ erklärte Doktor Max dem Christkind.
Enttäuscht kehrten Lena und das Christkind zurück ins Haus zu den anderen Engeln. In zwei Tagen war Heilig Abend und wer sollte nun auf die Erde fliegen um den braven Kindern die Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen? Alle überlegten hin und her, doch niemandem fiel eine Lösung für das Problem ein. Da es schon spät war, gingen alle Engel und das Christkind schlafen, in der Hoffnung dass vielleicht ihre Träume eine Idee bargen.
Alle waren eingeschlafen, nur Lena wälzte sich in Ihrem Bettchen und überlegte, wie das Christkind trotz der Verletzung zu den Kindern auf die Erde könnte. Plötzlich hatte Engelchen Lena eine Idee. Der Weihnachtsmann konnte dem Christkind helfen!
Lena kroch aus ihrem weichen Federbett und schlich leise zur Tür hinaus. Sie flog los in Richtung Nordpol, denn dort wohnt der Weihnachtsmann mit seinen Wichteln und den Rentieren. Es war sehr kalt und es schneite leicht, doch Engelchen Lena achtete nicht darauf, sie wollte nur so schnell wie möglich zum Weihnachtsmann und ihn um Hilfe für das verletzte Christkind bitten. Nach einem langen Flug sah Lena das Weihnachtsmanndorf. Sie war zwar noch nie dort gewesen, aber das Christkind hatte ihr und den anderen Engeln schon eine Menge darüber erzählt. Endlich war Lena im Dorf angekommen. Sie ging hinein und hörte plötzlich jemanden rufen „Halt, wer bist du“? Erschrocken drehte sich Engelchen Lena um und erkannte einen Wichtel der sie misstrauisch musterte, sie sagte „Ich bin Engelchen Lena und muss dringend zum Weihnachtsmann. Das Christkind braucht seine Hilfe.“ Als der Wichtel hörte, dass der Engel vom Christkind kam wurde er netter und sagte „Willkommen im Weihnachtsmanndorf, ich bin Wichtel Björn! Komm mit, ich bringe dich zum Weihnachtsmann!“ Lena ging mit Björn, und staunte wie schön es hier im Weihnachtsmanndorf war. Die Häuser in denen die Wichtel wohnten waren hell beleuchtet, an den Tannen hingen bunte Zuckerstangen und überall konnte man Tiere beobachten, Eichhörnchen, Rentiere, und viele prächtige Vögel. Wichtel Björn führte Lena zum größten aller Häuser, hier musste der Weihnachtsmann wohl wohnen. Die beiden gingen hinein und standen in einem großen Raum, mindestens dreißig Wichtel liefen umher, verpackten Geschenke, wickelten Zuckerstangen ein und schlichteten die Pakete auf einen großen Holzschlitten. „Komm Lena“ sagte Björen, „der Weihnachtsmann ist dort drüben“ und zeigte auf das Ende des großen Zimmers. Engelchen Lena war aufgeregt, das erste Mal würde sie den Weihnachtsmann sehen, von dem sie schon so viel gehörte hatte. Sie folgte Björn und da stand er nun – der Weihnachtsmann. Genau wie das Christkind ihn beschrieben hatte. Er trug einen langen weißen Bart, hatte eine rote Hose und einen roten Mantel an, und auf dem Kopf trug er eine rote Zipfelmütze mit einer weißen Quaste. „Guten Tag“ sagte der Weihnachtsmann mit seiner tiefen, freundlichen Stimme „was führt dich zu mir?“ Etwas nervös erklärte Engelchen Lena was sich im Weihnachtsland zugetragen hatte und dass das Christkind nicht zu den Kindern auf die Erde fliegen könne. Dann fragte sie ihn: „Weihnachtsmann, du hast doch so viele Rentiere, kannst du dem Christkind nicht ein paar deiner Rentiere und einen Schlitten borgen, damit auch die Kinder in Österreich, Deutschland, der Schweiz und allen anderen Ländern in denen das Christkind erwartet wird ihre Geschenke bekommen?“ Der Weihnachtsmann war natürlich sofort bereit dem Christkind einige seiner Rentiere zu borgen, aber er hatte nur einen Schlitten und den benötigte er selbst am 25.Dezember. Björn, der alles mit angehört hatte, sagte: „Ist doch kein Problem, Weihnachtsmann, ich und ein paar der anderen Wichtel bauen einfach einen Schlitten für das Christkind!“ Der Weihnachtsmann und Lena freuten sich über die gute Idee und Björn ging sofort mit fünf anderen Wichteln los, um Holz für den Schlitten zu besorgen. Während die Wichtel mit dem Schlittenbau beschäftigt waren ging Lena mit dem Weihnachtsmann in den Wald um die Rentiere zu holen. Lena durfte sich sechs Rentiere aussuchen, sie wählte Oli, Lukas, Lilo, Paul, Stefan und Rudolf. Als Engelchen Lena, der Weihnachtsmann und die sechs Rentiere wieder beim großen Haus ankamen, standen die fünf Wichtel schon mit dem fertigen Schlitten vor der Tür. Es war ein großer Schlitten mit Platz für alle Geschenke. Engelchen Lena dankte den Wichteln und dem Weihnachtsmann für die Hilfe. Da es schon sehr spät war machte sich Lena mit den Rentieren auf in Richtung Weihnachtsland zum Christkind und den anderen Engeln. Lena gefiel die Fahrt mit dem Schlitten, es war weniger anstrengend als das Fliegen in der Kälte und außerdem war sie viel schneller.
Es war schon recht hell, als Lena mit ihren sechs Rentieren das Haus im Himmel erreichte. Sie parkte den Schlitten vor dem Eingang und lief ins hinein. „Lena, wo warst du, wir haben uns Sorgen gemacht!“ rief Engel Viola ihr entgegen. Lena antwortete: „Kommt mit, ihr werdet staunen!“ Das Christkind und die Engel folgten Lena gespannt hinaus vor die Tür. „Rentiere und ein Schlitten?“ fragte das Christkind. „Na klar, das ist die Lösung“ antwortete Lena, „du fährst dieses Jahr einfach mit dem Schlitten zu den Kindern auf die Erde und bringst ihnen die Geschenke,“. Jetzt begriffen alle welch tolle Idee Lena da gehabt hatte. Das Christkind konnte kaum glauben, dass das zarte Engelchen Lena einen so weiten Flug auf sich genommen hatte um ihm zu helfen.
Am nächsten Tag war Weihnachten. Eilig wurden noch die letzten Geschenke auf den Schlitten gepackt und das Christkind besprach mit den Rentieren die Strecke die vor ihnen lag.
Am Abend war es soweit und das Christkind setzte sich auf den Schlitten. Gespannt warteten alle Engel um zu sehen wie es losfahren würde. Plötzlich sagte das Christkind: „Lena, komm zu mir auf den Schlitten, du kannst mit mir auf die Erde fahren und mir helfen die Geschenke unter die Weihnachtsbäume zu legen.“ Das kleine Engelchen konnte es kaum glauben, noch nie war ein Engel am Heiligen Abend mit dem Christkind zu den Kindern gefahren. Begeistert und voller Freude sprang Lena neben das Christkind auf den Schlitten. „Los, Rentiere wir fahren“ rief das Christkind und der Schlitten setzte sich in Bewegung.
Wie jedes Jahr bekamen alle Kinder pünktlich ihre Geschenke, nur dass das Christkind in dieses Mal nicht flog sondern mit dem Schlitten kam, aber das wusste ja niemand. Engelchen Lena war stolz dass sie helfen konnte, und freute sich mit dem Christkind beim Anblick der vielen strahlenden Kinderaugen die sie an diesem Heilig Abend sahen.
Neun Tage später war das Christkind ganz gesund und konnte wieder fliegen. Als erstes flog es damit zum Weihnachtsmanndorf um die Rentiere wieder zurück in den Wald zu bringen und dem Weihnachtsmann und den Wichteln zu danken.