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Alptraum Evolution

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02.12.2011
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Alptraum Evolution

0. Generation: Spontanmutation

"Ich hatte voll den Alptraum."
"Cool. Wovon?"
"Ich war auf so ner WG-Party. Da gab es so einen Chiller-Raum, wo alle so auf den Couchen sitzen, und die Luft ist voll verraucht und stinkt nach Gras. Wir saßen alle da und schauten zur Tür. Da kam immer so ein Zwerg herein, der sah aus wie dieser kleinwüchsige Schauspieler, und der hat willkürlich auf einen von uns gezeigt. Und dann zog er einen Revolver und hat denjenigen erschossen. Dann ging er wieder. Wir rührten uns nicht vom Fleck, sondern schauten weiter auf die Tür. Nach einer Weile erschien der Zwerg wieder in der Tür. Dort stand er und hat auf den Nächsten gezeigt. Den hat er dann wieder erschossen. So ging das Spiel weiter. Wir wussten nie, wer der Nächste war."
"Oha, wie krank ist das."
"Ja Mann, voll krank. Wir standen alle irre unter Druck. Es gab scheinbar keinen Ausweg. Nur diese Tür führte aus dem Raum, aber niemand traute sich da raus, an dem Zwerg vorbei. Und dann kam er schließlich rein und zeigte diesmal auf mich. Und in dem Moment wusste ich: Ich war gefickt."
"Was dann?"
"Ich wusste, das war mein Ende. Der Überlebenswille war so verzweifelt stark, dass ich aus dem Traum aufgewacht bin, nicht ganz wach, nur so Halbschlaf, aber genug, dass ich wusste, dass es nur ein Traum war. Das musste ich nutzen, um mir eine übernatürliche Lösung auszudenken. Ich hatte also meinen Entschluss gefasst, den Traum wie die Matrix zu manipulieren, und konzentrierte mich darauf, wieder einzuschlafen und alle Begebenheiten des Traums wieder wachzurufen, um mich dann mit meinen neuen Superkräften an dem Zwerg zu rächen. Als die Traumszene wieder halbwegs hergestellt war, ließ ich die Leute im Raum uns zusammen auf den Zwerg stürzen. Wir bissen ihm das Fleisch vom Gesicht ab. Man konnte richtig detailliert sehen, wie sein Gesicht Stück für Stück abgerissen wurde."
"Alter!" Mit schockierten Augen und einem unsicheren Lächeln starrte er ihn an.
"Aber es lag einfach keine Befriedigung in der Rache, da ich ja wusste, dass es nicht mehr real war." Grinsend seufzte er.
Sein Mitbewohner starrte ihn immer noch wie perplex an. "Ouh-key ..."


1. Generation: Adaption

Er legte sich ins Bett, schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen, um nach dem anstrengenden Tag bald wieder ins Land der Träume abzudriften. Er dachte an seinen Alptraum zurück. Er hatte sich nicht wirklich schlimm angefühlt, aber sein Inhalt hörte sich so verstörend an. Das hatte er unbedingt seinem Mitbewohner erzählen müssen. Bei so etwas konnte er es sich einfach nicht verkneifen. Zu interessant, um verschwiegen zu werden. Meistens konnte er seinem Mitbewohner sowieso alles anvertrauen. Seit ihrer Versöhnung im Mai waren sie dicke Kumpel wie eh und je. Sie teilten schon schlimmere Geheimnisse als kranke Träume. Manchmal aber gefiel ihm der Blick seines Mitbewohners nicht, wenn er ihm solche Dinge erzählte, als wäre er ein perverser Freak. Zum Beispiel heute in der Küche. Als wäre sein Mitbewohner nicht mehr ganz sicher gewesen, wen er vor sich hatte.
Hey, wieso gibst du mir diesen Blick? hatte er sich gedacht. Ich bin immer noch ich, und du kennst mich. Das ist Teil unseres Insiderhumors, dass wir uns solche abgefreakten Dinge erzählen.
Naja, vielleicht hatte sich sein Mitbewohner ein bisschen überrumpelt gefühlt von der Krassheit des Trauminhalts. Aber sie schauten sich oft gemeinsam bei ein, zwei Bier Filme an, die viel brutaler waren. Warum bin also nur ich ein Freak und du nicht?
Hätte er vielleicht lieber Streit anfangen sollen, als sie in der Küche standen? Dann wäre das Thema vielleicht schon da aus der Welt geschafft worden. Aber er konnte sich gut vorstellen, dass Streit nicht die Lösung gewesen wäre. Sein Mitbewohner hätte nur gutmütig gelächelt und irgendetwas Diplomatisches geantwortet. Irgend so etwas wie: "Komm, lass gut sein. So kranke Träume haben wir alle mal."
Aber der Blick des Mitbewohners hätte ihn verraten. Es wäre eine gut gemeinte Lüge gewesen, und er hätte seinem Mitbewohner geantwortet: "Nein, haben wir nicht alle, nicht einmal ich habe sie, diesmal war nur eine Ausnahme. Gott, ich hätte dir das nicht erzählen sollen. Jetzt denkst du, ich bin ein perverser Freak."
"Quatsch. Naja, ab der zweiten Hälfte schon. Das war bewusst von dir kontrolliert. Du hast dich bewusst entschieden, dem Zwerg ... das Gesicht abbeißen zu lassen und hast aktiv mitgemacht."
Die Pause vor "Gesicht abbeißen" ärgerte ihn. Sie betonte, dass es zu krank war, um es leichtfertig auszusprechen.
"Hey, mal langsam", widersprach er. "Wie fühlst du dich denn, wenn du mal in so ner Situation bist? Die Machtlosigkeit, die Verzweiflung, ausgeliefert zu sein, das Wissen, gleich getötet zu werden, von jemandem der dich nicht kennt, und dem du nichts getan hast, ohne zu wissen, wofür? Ich wollte den Zwerg nicht nur außer Gefecht setzen, um mich zu retten, ich wollte ihn leiden sehen für die Qual, der er mich ausgesetzt hat. Im Halbschlaf war das mit dem Gesicht das Erste, das mir einfiel. Tut mir Leid."
"Naja, die Sache ist doch die: Der Zwerg hat dich nicht gequält. Es gibt ihn ja gar nicht. Das war dein Traum. Das warst du. Du hast nicht gegen den Zwerg gekämpft, sondern gegen dich selbst. Deshalb gab dir die Rache keine Befriedigung. Nicht, weil du wusstest, dass die Rache nicht real war, sondern weil du es selbst warst, der dich zuerst angegriffen hat."
Manchmal machte sein Mitbewohner ihn echt aggressiv. Warum musste dieser Schwächling immer so intelligent sein.
Der Mitbewohner fuhr fort: "Zu wissen, dass ein Traum ein Traum ist, gibt dir noch keine Macht. Nur die Illusion von Macht, vorgetäuscht vom Traum selbst. Dich dadurch mächtig zu fühlen, würde bedeuten, dass du den Realitätsgehalt des Traums noch nicht vollständig aberkannt hast. Und wenn das vorliegt, hat der Traum immer noch Macht über dich. Selbst dann noch, wenn du weißt, dass es ein Traum ist. Denn das ist nur ein kleiner Teil von dir, der das weiß. Der größte Teil von dir bildet immer noch den Traum."
Fick dich, dachte er. Wer bist du schon, mich über meine eigenen Träume zu belehren, du arrogantes Würstchen. Diese Attitüde hat dir schon einmal die Nase gebrochen. Mehr Respekt, bitte.
Ein Teil in ihm wusste aber, dass sein Mitbewohner Recht hatte und ihm bloß helfen wollte. Er konnte nicht wieder eine Eskalation riskieren. Wie hatte er es damals bereut, ihm eine reingehauen zu haben. Drei Wochen hatte sein Mitbewohner bei dessen Freundin gewohnt. Es war fast ein Wunder, dass er nicht endgültig ausgezogen war. Als er schließlich zurückkam, herrschte weitere drei Wochen Funkstille zwischen ihnen. Er konnte die Freundschaft nicht wieder aus Spiel setzen, musste sich zusammenreißen.
Er hielt inne, besann sich und sagte: "Ich verstehe. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Das ist wirklich einleuchtend, was du mir erklärt hast. Danke."
"Siehst du. Du verstehst immer noch nichts. Denkst du, ich bin real?"
"Was??"
Mit einem Ruck wachte er auf. Er lag noch immer in seinem Bett, hatte sich mit niemandem unterhalten. Seine Gedanken waren in die Scheinrealität eines Traums übergegangen, und ehe er sich's versehen hatte, hatte er einen Traum-Dialog mit seinem Mitbewohner in der Küche geführt. Dabei war es in Wirklichkeit er selbst, mit dem er sich unterhalten hatte, all diese Erkenntnisse über Träume wurden ihm nicht durch seinem Mitbewohner übermittelt, sondern aus eigener Eingebung. Wie krass.
Mit einem Schlag flog seine Zimmertür auf. Im Türrahmen war in der Dunkelheit eine Silhouette zu sehen, halbmannsgroß, die Größe eines Zwergs. Die Gestalt hielt einen großen, spitzen Gegenstand.
Ihm stockte der Atem. Die Gestalt trat einen Schritt näher. Mondschein, der durch das Fenster fiel, erhellte dessen Gesicht. Es war zutiefst entstellt, Fleischfetzen hingen herab, die Wangen fehlten und ließen freie Sicht auf das Gebiss.
"Du bist es ..." Er wollte schreien, aber es kam nur ein Flüstern heraus.
Der spitze Gegenstand funkelte im Mondlicht. Es war eine riesige Eisen-Schere. Der Zwerg spreizte die Schere und schloss sie, spreizte und schloss sie. Dabei gab sie ein rostiges Quietschen von sich.
Scheiße! Diesmal gab es wirklich kein Entrinnen!
Der Zwerg schoss mit einem Satz auf ihn zu und die Schere schnappte nach seinem Bein. Ein beißender Schmerz fuhr durch ihn hindurch. Stöhnend hielt er sich den Oberschenkel. Als er hinabblickte, sah er seine Haut, sie hatte die Konsistenz von Wachs. Ein großer Schnitt war in ihr, ein schmales, linsenförmiges Loch, durch das man in das hohle Innere des Beins sehen konnte. Dort glühte ein warmes Licht, das die Adern in der Haut von unten beleuchtete und nach oben hin sichtbar machte.
"Mein Bein!", heulte er auf.
Woher kam das Licht aus seinem Bein? War es schon immer darin gewesen? Oder war es die Reflexion einer anderen Lichtquelle, wie Mondlicht in Wahrheit die Spiegelung von Sonnenlicht ist? Die Rollläden. Die Rollläden hatte er wie immer vor dem Schlafengehen heruntergelassen. Wie konnte Mondlicht ins Zimmer eindringen? Es sei denn ...
Nach Luft schnappend setzte er sich in seinem Bett auf und tastete nach der Nachttischlampe. Er bekam den Schalter unter die Finger und knipste das Licht an. Die Augen musste er zusammenkneifen, so grell wurde es im Zimmer. Sofort fiel jede Benommenheit von ihm ab, er war schlagartig hellwach, diesmal ohne Zweifel.
Verflucht! Ein Traum im Traum! Wie hätte er damit rechnen können? Wie gemein. Er fuhr mit der Hand durch seine schweißnassen Haare.


2. Generation: Koevolution

"Hmm ...", sein Mitbewohner runzelte die Stirn. "Sieht so aus, als hätte dich dein eigener Traum ausgetrickst. Ich habe mal so etwas bei Wikipedia gelesen. Die offizielle Bezeichnung lautet 'falsches Erwachen'. Du bist einem falschen Erwachen zum Opfer gefallen und hast dich in der wachen Realität gewähnt. Um so etwas entgegenzuwirken, habe ich die ideale Lösung für dich."
"Ach ja? Und die wäre?"
"Ich hab das mal in einer PDF über luzides Träumen gelesen. Es nennt sich 'Reality Check'."
"Mit was du dich so alles beschäftigst. Und ich dachte, ich kenne meinen Mitbewohner!"
"Die einzige Person, die mich richtig kennt, ist meine Freundin. Aber seit sie so lange weg ist, wird auch das nicht mehr der Fall sein, fürchte ich."
"Wann kommt sie denn zurück?"
"Nur noch ein paar Monate. Bis dahin muss ich mich mit meiner rechten Hand begnügen. Hoffen wir, dass sie sich nicht so einen südländischen Einheimischen angelacht hat."
"Ach komm, ein liebes Mädel wie sie! Die ist dir doch treu. Unmöglich. Wie geht so ein ... Reality Check?"
"Es heißt, im Traum hat deine Hand nie die richtige Anzahl an Fingern. Wenn du also im Traum deine Finger nachzählst, und es sind zum Beispiel sieben, dann weißt du, dass es ein Traum ist."
"Das verdammte Problem ist, wie gestern Nacht, dass ich niemals gedacht hätte, dass ich noch im Traum bin! Wie hätte ich auf die Idee kommen sollen, meine Finger nachzuzählen?"
"Gar nicht. Damit ein Reality Check funktioniert, musst du ihn tagsüber, also wenn du wach bist, ständig durchführen, sagen wir, so alle zwei Stunden mal, bis er zur Gewohnheit wird. Dann erst ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass du ihn auch mal durchführst, wenn du gerade wirklich träumst."
"Gott, weißt du warum ich als Moslem nicht fünfmal am Tag bete? Alle zwei Stunden die Finger zählen hört sich einfach an, aber es könnte richtig nervig werden. Auf Dauer könnt das richtig Disziplin kosten. Aber ich werds mal probieren."
"Du hast ja auch mal Alkohol probiert und seitdem trinkst du regelmäßig mit mir Bier."
"Haha, du Scherzkeks, vielleicht mach ich jedes Mal, wenn ich ein Bier trinke, einen Reality Check."
"Wenn du das machst, wirst du schneller in die Routine kommen, als dus erwartest."
"Verarsch mich nicht, Alter."
"Naja, ich denke, ich geb dir den Link zu dem ganzen Material über das Träumen. Dann kannst du die PDFs runterladen und dich in Ruhe einlesen. Probiers halt mal mit dem Check. Denk dran, alle zwei Stunden. Und wenns dich so nervt, dass du kein Bock mehr hast, dann kannst du zumindest versuchen, immer nach dem Aufwachen den Reality Check durchzuführen. Auf diese Weise verhinderst du wenigstens das falsche Erwachen. Oder nein, verhindern kannst du es nicht, aber du würdest es als solches erkennen."


3. Generation: Resistenz

Er spielte mit diesem Mädchen Verstecken in einem verlassenen, unterirdischen Labyrinth aus Kanalisationsanlagen. Es war finster und überall drangen unheimliche Geräusche zu ihm. Von irgendwoher hörte er das Kichern des kleinen Mädchens.
"Fang mich doch ..."
Er holte tief Luft und blickte auf seine rechte Hand hinab. Zuerst waren es fünf Finger, aber sobald er sich auf das Zählen konzentrierte, spaltete sich der Mittelfinger in zwei Finger und neben dem Ringfinger wuchs ein weiterer kleiner Finger. Er war sich gar nicht mehr sicher, wie viele Finger eine normale Hand hatte, aber so sah keine normale Hand aus, sie trug definitiv zu viele Finger. Also musste das ein Traum sein.
Wenn er im Traum war, dürfte er Raum und Zeit seinem Willen unterwerfen können. Er konzentrierte sich darauf, mithilfe seiner Gedankenkraft Löcher in die Kanalisationswände zu bohren, um zu dem Mädchen zu gelangen, das hinter ihnen versteckt war. Die Wand vor ihm begann zu vibrieren und auf einmal schmolz sich in der Mitte ein Loch aus, das immer größer wurde, bis ein ganzer Mensch hindurch klettern konnte. Das Loch gab Sicht auf die Wand dahinter frei, in der sich wiederum ein Loch zu bilden begann. So bildete sich eine Reihe von Löchern, die auf einer Linie lagen. Er durchschritt ein Loch nach dem anderen, bis er in einen Raum angelangt war, in dessen Hinterwand sich kein weiteres Loch aufgetan hatte. Hierin hatte sich also das Mädchen versteckt.
"Komm raus, komm raus, wo immer du bist ...", imitierte er den Singsang, den sie in Filmen immer bei Versteckspielen von sich gaben. Das wollte er schon immer mal sagen, in einer Situation, wo er genau wusste, wo sich die gesuchte Person versteckte. Nämlich hinter der Kiste, da in der Ecke.
"Komm raus, komm raus ..."
Er schlich um die Kiste herum. Das Mädchen kauerte auf den Knien mit dem Rücken zu ihm. Ihre langen, schwarzen Haare hingen bis zum Boden. Er streckte die Hand nach der Schulter des Mädchens aus, um es herumzudrehen, als er etwas Ungewöhnliches bemerkte: Seine Hand trug nicht mehr sieben Finger, sondern so viele, dass er sie nicht mehr zählen konnte, sie wucherte vor Fingern.
"Hey, ich weiß, dass es ein Traum ist!!", rief er aus.
"Weißt dus?", zischte das Mädchen. Sie hatte sich umgedreht und stand nun aufrecht vor ihm, starrte ihm in die Augen. Sie öffnete ihren Mund und machte Beißbewegungen. Zuerst riss sie ihre eigenen Lippen ab und verschlang sie, dann folgten die benachbarten Teile ihres Gesichts. Schließlich hatte sie ihr halbes Gesicht ohne Zuhilfenahme der Hände aufgegessen. Sie sah jetzt genauso aus wie der Zwerg.
"Ja! Fick dich! Ich weiß es!", schrie er das Mädchen an. "Hier!", er streckte ihr die Hand entgegen. "So viele Finger hat eine Hand nicht!"
Wortlos sprang das Mädchen nach vorne und riss in einer einzigen Bewegung seine ganze Hand ab. Mit ruckartigen Kopfbewegungen schlang das Mädchen sie hinunter und lächelte ein blutverschmiertes Lächeln.
"Zähl. Noch. Mal. Nach!", zischte sie in der giftigen Stimme des Zwergs.
"Fuck!" Er schaute auf seinen Unterarm, der nur noch ein blutiger Stumpf war. "Scheiße!"
Das Mädchen kicherte. "Wenn du Finger zählen willst, hier, zähl meine!"
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Sie trug mindestens ein Dutzend Finger, und jeder mündete in eine lange gekrümmte Klaue. Klauen, die ihm die Augen ausreißen würden.
Die ganze Welt fing an zu beben, eine gewaltige Erschütterung fuhr durch ihn hindurch und katapultierte ihn ins Diesseits zurück. Schweißgebadet saß er in seinem Bett und schrie.


4. Generation: Extinktion

"So. Dann erzählen Sie doch bitte, welche Beschwerden Sie hierherführen."
"Herr Doktor, ich habe in letzter Zeit immer wiederkehrende Alpträume. Es sind keine Alpträume, die einzeln für sich stehen, sondern sie sind in ihrer Handlung wie eine Art Fortsetzungsroman. Es dreht sich alles um einen Horror-Zwerg, der mir das Leben schwermachen will, und scheinbar hat er ein Gedächtnis, was die vorangegangenen Träume betrifft. Er tritt in allen möglichen Gestalten auf und scheint mir immer einen Schritt voraus zu sein."
"Sie sagen, es ist ein Zwerg? Interessant."
"Ja, er ist eigentlich ein kleinwüchsiger Mann, so groß wie ein Kind etwa. Aber ich wusste seit dem ersten Traum, dass er einfach nur 'der Zwerg' war. Sonst hat er keinen Namen. Er sieht nicht gefährlich aus, aber er hat etwas Groteskes an sich und ständig bedroht er mein Leben."
"Nun, ich denke, der Zwerg steht für einen Feind, eine persönliche Nemesis, sei es eine Person, ein Ereignis oder eine unerwünschte Eigenschaft von Ihnen. Sie sehen ihn als kleinen Zwerg, weil Sie eigentlich meinen, ihm gewachsen zu sein. Aber durch seine Boshaftigkeit schafft er es, Ihnen überlegen zu sein, Macht über Sie zu haben. Ein interessanter Kontrast, der für Sie leider die Konsequenz hat, ein unlösbares Rätsel darzustellen. Deswegen kehrt dieses Motiv immer wieder in Ihre Träume zurück, es kann nur verschwinden, wenn Sie diesen Knoten entwunden haben."
"Ok, ich verstehe. Was kann ich machen?"
"Es gibt verschiedene Therapieansätze. Unser Ziel bestünde erst einmal darin, zu erfassen, was sich hinter der Symbolik des Zwergs verbirgt. Wir wollen das Problem lösen, indem wir uns mit seiner Ursache auseinandersetzen. Ist es ein Kindheitstrauma? Steckt ein Familienmitglied dahinter? Aus Filmen kennen Sie vermutlich die allseits berühmte Psychoanalyse, wo der Patient auf der Couch liegt und über frühkindliche Erfahrungen spricht. Mein Kollege schwört darauf. In Ihrem Fall halte ich mitunter Hypnose-Sitzungen für sinnvoll. Ich weiß nicht, was Sie über Hypnose in der Psychotherapie gehört haben."
"Nun ja, ich glaube, ich bin gut informiert. Durch Filme halt."
"Es geht im Prinzip um eine Reise in die eigene Erinnerung. Die heutige Psychologie geht davon aus, dass weit zurückliegende Erinnerungen nie wirklich vergessen werden, sondern ihre Enkodierung, die sie mit bewusstem Erinnerungsvermögen verknüpft, verändert wird. Trotzdem bleiben diese Erinnerungen unterbewusst gespeichert. Zugriff darauf haben Sie nur, während Sie eben träumen. Oder unter Hypnose. Das Potential der Hypnose ist unerschöpflich groß. Ereignisse, an die Sie sich bei hellem Bewusstsein nicht erinnern können, sehen Sie auf einmal in allen Details kristallklar vor sich ablaufen."
"Wie in einem Traum."
"Wie in einem sehr gut kontrolliertem Traum. Ich werde Sie aktiv mit meiner Stimme durch Ihre Erinnerungen leiten."
"Sagen Sie, Herr Doktor, ist es eigentlich möglich, dass ich so daliege und in Hypnose bin, und ich höre Ihre Stimme, aber dabei sind das gar nicht Sie, sondern ich bilde mir das nur ein in meiner Hypnose? Und die Stimme sagt mir, dass ich Dinge denken oder tun soll, die ich lieber nicht sollte?"
"Ausgeschlossen. Wenn Sie unter Hypnose stehen, kann ein suggestiver Einfluss nur von außen kommen, nicht von Ihnen selbst. Seien Sie da ganz unbesorgt."
"Na gut. Und wann fangen wir an?"
"Nun, wenn Sie möchten, können Sie es sich schon mal auf der Couch bequem machen. Dann können wir heute schon eine Probesitzung starten, um Sie auf Ihre Kapabilität mit dieser Therapieform zu prüfen. Nicht jeder ist der Typ dafür, viele können auf Teufel komm raus nicht in Trance verfallen. Wenn sich die Hypnose-Therapie bei Ihnen als Option erweist, könnten wir dann den ersten Termin für eine richtige Sitzung ausmachen. Wenn nicht, können wir uns immer noch etwas Anderes überlegen, das besser zu Ihnen passt. Sie gehen dann kein Risiko ein, umsonst zu kommen."
"Ok."
"Sie bekommen noch eine Aufklärung mit Einwilligungsformular von mir. Hier. Lesen Sie sich das erst einmal in Ruhe durch. Anschließend unterschreiben Sie hier und hier. Schaffen Sie das denn überhaupt mit Ihrem Gips? Du lieber Himmel, gleich an beiden Armen. Was ist Ihnen denn zugestoßen?"
"Motorradunfall auf der B65."
"Sie Unglücksrabe, Sie!"
"Genaugenommen habe ich Glück gehabt. Es ist nur eine Radiuskopf- und eine Wurzelfraktur. Es wurde kaum was gemacht dran, das Meiste läuft über Ruhigstellung, dafür hab ich die Gipse. Hätte querschnittsgelähmt sein können. Geben Sie mir ruhig den Kugelschreiber, ich kann ihn mit dem Daumen halten."
"Wann ist das passiert? War das zu dem Zeitpunkt, als die Träume anfingen?"
"Nein, erst viel später. Wissen Sie was? Es klingt zwar komisch, aber ich habe das starke Gefühl, Sie irgendwoher zu kennen. Irgendetwas an Ihnen kommt mir so vertraut vor."
"Nun, jetzt wo Sie es sagen, erinnere ich mich, dass ich letztens einen Motorradfahrer auf der B65 angefahren habe. Nein, das war ein Scherz."
Er blickte den Doktor an und musste auflachen. "Sie sind genau wie mein alter Hausarzt, der hatte auch immer so fiese Sprüche drauf."
"Und wenn ich ihm noch wie aus dem Gesicht geschnitten bin, dann haben wir die Lösung", grinste der Psychiater. "Nun, wir können jetzt mit der Hypnose beginnen. Vergessen Sie nicht, unter Hypnose können wir gemeinsam Ihre Erinnerung durchforsten. Vielleicht sind wir uns früher irgendwann einmal begegnet und Sie haben mein Gesicht in Ihrem Unterbewusstsein abgespeichert. Wenn das der Fall ist, müsste das unter Hypnose herauszukriegen sein. Legen Sie sich einfach entspannt hin. Ganz entspannt, einfach locker lassen. Schließen Sie die Augen und atmen Sie durch. Ruhig ein- und ausatmen. Folgen Sie meiner Stimme. Sie werden schwer, ganz schwer. Ich werde gleich von Zehn abwärts zählen. Mit jeder Stufe fallen Sie ein Stück tiefer in Trance ..."
Er lauschte der beruhigenden Stimme des Psychiaters. Die hatte wirklich Potential, könnte gut eine Synchronstimme aus einem Film sein. Das Raffinierte an dieser Stimme war, dass sie eine starke Resonanz im Bassbereich hatte. Eine tiefe, vibrierende Stimme. Sie füllte den Raum aus, mit geschlossenen Augen konnte man schwer ausmachen, woher die Stimme kam. Fast als käme sie von innen.
Zehn. Sie fühlen, wie Ihre Glieder schwerer und schwerer werden.
Wenn er es sich so überlegte, war es gar nicht unbedingt das Gesicht des Psychiaters, das ihm so bekannt vorkam.
Neun. Sie wehren sich nicht dagegen, wie Sie immer tiefer sinken.
Es lag ihm auf der Zunge.
Acht. Sie konzentrieren sich nur auf Ihre Atmung.
Ja, das sollte er. Nicht zu viel jetzt an Anderes denken, sonst klappt es gleich nicht mit der Hypnose.
Sieben. Sie spüren die Wärme, die Ihren Körper durchströmt.
Wo hatte er diese Stimme schon einmal gehört?
Sechs. Sie lassen sich von dieser entspannenden Wärme davontragen.
Er konnte sich einfach nicht entspannen, wenn er nicht herausbekam, woher er diese Stimme kannte. Der Gips juckte.
Fünf. Davontragen wie ein Blatt im Wind. Sie lassen einfach los.
Wenn das so einfach wäre. Er musste sich kratzen. Verflucht, warum muss das ausgerechnet jetzt so jucken.
Vier. Sie lassen los. Sie lassen alles hinter sich. Nichts ist mehr von Bedeutung. Nur noch Sie und der leere Raum.
Und das verdammte Jucken. Dieser Scheiß-Gips!!
Drei. Sie sind nun fast am Ziel. Vor Ihnen liegt die Finsternis.
"Entschuldigen Sie, Herr Doktor. Darf ich meine Augen aufmachen? Der Gips juckt wie verrückt, ich halte es nicht mehr aus."
Zwei. Sie umarmen die Finsternis, werden Teil von ihr.
"Sorry, das juckt so schrecklich!" Er öffnete die Augen und setzte sich auf. Versuchte sich durch den Gips hindurch zu kratzen. Es half nicht!
"Herr Doktor, haben Sie einen langen dünnen Gegenstand, einen großen Schraubenzieher oder so -"
Wo war der Arzt? Er war nicht da. Wie konnte das sein? Gerade eben waren sie noch bei "Zwei". Er konnte unmöglich den Raum verlassen haben. Egal, das Jucken war unerträglich. Da auf dem Schreibtisch lag ein Brieföffner. Er sprang auf, packte ihn und versuchte, damit an seinem Gips herumzustochern. Das war schwierig, weil beide seiner Hände verbunden waren, nur die Daumen schauten heraus. Wie er es auch anstellte, es wollte nicht den Juckreiz lindern! Hätte er nur die Sorte von Gipsverband, bei dem die Finger vorne herausschauten, dann hätte er eine Öffnung, durch die er den Brieföffner hineinstecken konnte. Das war es. Er würde sich die Öffnung selbst schneiden, sonst würde er verrückt werden. Mit verzweifelten Bewegungen stach er mit dem Brieföffner auf den Gips ein, zerfetzte ihn regelrecht. Gottseidank, dass der Brieföffner nicht so ein stumpfes Teil war, wie der von seinem ehemaligen Hausarzt. Fetzen flogen vom Gipsverband herab, landeten vor seinen Füßen auf dem Boden. Der Juckreiz machte ihn wahnsinnig! Er nahm seine Zähne zur Hilfe und riss große Fetzen vom Verband ab. Endlich lockerte sich das verfluchte Teil, er schüttelte es mit aller Kraft ab. Mit dem anderen, noch verbundenem Arm rieb er sich am freien Unterarm entlang. Was für eine Erlösung. Er stöhnte.
Verrückt! Wie konnte plötzlich sein Arm so unfassbar stark jucken? Eine allergische Reaktion vielleicht? War etwas in den Verband hineingekrochen? Ein giftiges Insekt? Er betrachtete die Haut an seinem Unterarm. Sie war gerötet vom Kratzen, aber sonst nicht weiter auffällig. Ein perfekter, unversehrter Arm ohne jegliche Verletzungszeichen.
Moment. Wie konnte das sein?
Sein Blick fuhr den Arm entlang und suchte nach Narben vom Motorradunfall. Nichts zu finden. Es gab nicht einmal Schmerzen, er konnte seine Hand frei bewegen. Er hob sie vor sein Gesicht und wedelte mit den Fingern.
"Das ist unglaublich ...", flüsterte er und ließ die Hand wieder sinken. Dann fuhr es wie ein Blitz durch ihn hindurch, schlagartig hob er seine Hand zurück in sein Blickfeld. Acht Finger an einer Hand.
Eins, erfüllte die tiefe, vibrierende Stimme des Psychiaters den Raum. Du wirst Teil der Finsternis. Für immer.
Seine eigene Hand schloss sich um seinen Hals und drückte mit aller Kraft die Kehle zu.


Epilog: Genesis

"Schatz, wo ist denn dein Arschloch-Mitbewohner? Ist er umgezogen? Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich aus dem Ausland zurückgekommen bin."
"Er sitzt in der Klapsmühle. Der ist mehr als fix und fertig."
"Was?? Das ist ja krass! Nicht, dass ich Mitleid hätte, so wie er damals deine Nase gebrochen hat. Aber warum? Du hattest mal in einer Mail erwähnt, dass er immer wiederkehrende Alpträume hatte."
"Sie wissen es nicht genau, ob es damit zusammenhängt. Ich hab ihn in seinem Bett gefunden. Dort hat er mit offenen Augen gelegen und reagierte auf nichts, hat nur geatmet und ab und zu geblinzelt. Die Ärzte sprechen von einem katatonen Zustand. Jetzt geht es ihm schon ein bisschen besser, aber er spricht immer noch nicht. Erst vor kurzem wurde durchgesetzt, dass seine Festplatte durchsucht werden durfte, um irgendwelche Anhaltspunkte zu finden."
"Und? Irgendetwas gefunden?"
"Es könnte eine Rolle spielen, könnte auch Nichts sein. Sie fanden neben einigen Gigabyte gewaltverherrlichender Filme und Pornos PDF-Dateien mit mehreren hundert Seiten, die sich mit dem Thema Träumen befassten. Alles so pseudo-wissenschaftlicher Psycho-Kram, Esoterik-Scheiß. Er hatte sich vermutlich zu sehr darin vertieft und das hat ihm irgendwann psychische Probleme verursacht. Das passiert, wenn Leute zu leicht beeinflussbar sind. Man soll sich nie auf so unseriöses Zeugs einlassen. Luzides Träumen - wie lächerlich."
"Oh, du glaubst gar nicht, ich hab letztens in einem Artikel gelesen, dass es neuerdings bahnbrechende Erkenntnisse in der Traumforschung gibt. Zum Beispiel soll Suggestion im Schlaf möglich sein. Wenn eine Person schläft und eine andere sitzt daneben und redet auf die schlafende Person ein, dann kann das die Träume der schlafenden Person beeinflussen. Ist das nicht unheimlich?"
"Liebling, du glaubst doch nicht ernsthaft an diesen Quatsch? Das sind doch nur Theorien, es gibt keine Beweise. Jetzt vergessen wir das. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Lass uns ein bisschen ... kuscheln."
"Oho ... ich weiß, was das bei dir bedeutet. Du böser Junge, du."
"Hach Liebling, du kennst mich halt zu gut."
"Weißt du, wie sehr ich dich vermisst hab? Ich hab mich so sehr nach dir gesehnt. Wie du deine Arme um mich schlingst und mir diese Sachen ins Ohr sagst. Du weißt, wie sehr ich darauf stehe. Deine Stimme ist so tief und vibriert so schön. Das ist so sexy ..."
"Oh ja ...?"
"Genau so."

 

Hallo Fury,
deine Geschichte gefällt mir recht gut, sie liest sich weitgehend flüssig und spannend. Besonders gut gefällt mir, wie du mit den verschiedenen Träumen und Traumebenen spielst.
Auch die unterschwellige Aggressivität des Erzählers dem Wohnungsgenossen gegenüber ist für mich gut eingefangen. Das ist mir besonderss in dem Schein/Traumgespräch in dem Abschnitt Adaption aufgefallen.
Nicht sicher bin ich mir mit der Motivation des Wohnungskumpels, also des "Traumfängers" - würde man wirklich mit einem abgefuckten Vollidioten wohnen bleiben, der einem die Nase zerdrischt, den man so hasst, dass man ihn verrückt machen will? Ich persönlich würde da eher ausziehen. ;)
Dass der "Freund" der Böse ist, der ihn verrückt macht, das kommt zwar nicht überraschend, es gibt ja schließlich auch nicht so viele Leute in der Geschichte, die eine tragende Rolle spielen, aber für mich ist es nicht richtig glaubwürdig. Wäre es aber, wenn da irgendeine kleine Andeutung ist, dass und warum er wohnen bleiben muss.


Was mir sonst noch aufgefallen ist:
An manchen Stellen fand ich die Dialoge etwas holperig, so ein bisschen gewollt. Leider habe ich kein besseres Wort dafür und machen könnte ichs auch nicht besser, :), aber als Leserin stolperte ich da einfach hin wieder drüber.

Ein Beispiel dafür:

"Oho ... ich weiß, was das bei dir bedeutet. Du böser Junge, du."
"Hach Liebling, du kennst mich halt zu gut."
Ich finde, diese Sprüche machen das Ende ein bisschen kaputt, aber das ist jetzt vielleicht wirklich nur mein ganz persönliches Geschmäckelchen.

Oder

Sein Mitbewohner starrte ihn immer noch wie perplex an. "Ouh-key ..."

Eigentlich ist das eine ganz starke Stelle, weil der Held der Geschichte, der Träumer hier schön unangenehm geschildert wird, ein echter Freak halt, das Ouh key des Antwortenden passt für mich hier nicht, nimmt zurück, dass du den Antwortenden ja ein bisschen angewidert erscheinen lassen willst.


die Gesicht Beißerei:

Wir bissen ihm das Fleisch vom Gesicht ab.
Ich bin mir sicher, dass du diese Formulierung sehr bewusst gewählt hast, du wolltest das Grausige dieser Szene dosieren, hast für die eklige Tat einen extra zurückhaltenden Ausdruck gewählt, um es dadurch noch widerlicher zu machen. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das mit dem Ausdruck so funktioniert. Msl schauen, was andere dazu sagen


Die Szene mit dem Arzt hat mich auch manchmal stutzen lassen. Gut fand ich, dass du den Leser - jedenfalls mich - so schön reingelegt hast, dachte logischerweise anfangs, das sei ein echter Arzt.
Damit du diese Idee wirklich aufrechterhalten kannst, vielleicht aber diese Hinweise, ich glaube nicht, dass ein echter Arzt, der wegen Alpträumen aufgesucht wird, so einen Witz macht und er wird auch nicht bei der ersten Sitzung eine Hypnose machen. Den ganzen Abschnitt fand ich auch ein bisschen lang, ich weiß nicht, ob man alle Erklärungen wirklich benötigt.

Und dann gibt es noch ein paar Tippfehler o.ä.

mit meinen neuen Superkräften an den Zwerg zu rächen.
dem Zwerg

ließ ich die Leute im Raum uns zusammen auf den Zwerg stürzen.
klingt ein bisschen verquer ...

Naja, vielleicht hatte sich sein Mitbewohner ein bisschen überrumpelt gefühlt, (KEIN KOMMA) von der Krassheit des Trauminhalts.

Aber der Blick des Mitbewohners hätte ihn verraten, dass es eine gut gemeinte Lüge war, und er hätte seinem Mitbewohner geantwortet:
ihm verraten

ich wollte ihn leiden sehen, (KEIN KOMMA)für die Qual

Deshalb gab dir die Rache keine Befriedigung, nicht (Hier KOMMA) weil du wusstest, dass die Rache nicht real war,

Denn das ist nur ein kleiner Teil von dir, der das weißt.
weiß

So, dabei belasse ich es mal, kannst ja noch mal gucken nach dem Rest.


Hab deiner Geschichte wie gesagt einiges abgewinnen können und hoffe, du kannst mit meinen Hinweise etwas anfangen.

Viele Grüße
Novak

 

Vielen Dank, Novak, dass dir meine Geschichte so gut gefällt.

Du hast absolut Recht, es wirkt wie an den Haaren herbeigezogen, dass ACHTUNG SPOILERALARM!!! der Mitbewohner motiviert war, dass zu tun, was er tat. Wenn man eine Geschichte schreibt, findet man lose Enden und kann nicht widerstehen, sie auf aberwitzige Weise zusammenzuknoten. In diesem Fall ist mir wirklich eine miese Schlampe unterlaufen.
Aber du hast auch Recht, dass sich das ganze Problem mit Einfachkeit beseitigen lässt, indem man die Andeutung einführt, warum er bleiben MUSS. Das ist sogar absolut notwendig für diese Geschichte. Das kam mir sogar während des Schreibens in den Sinn, ich muss es vergessen haben.

Der Dialog zwischen den beiden Liebenden ist reiner Trash. Aber don't blame me! Meine Freundin ist schuld daran, dass ich denke, dass die Realität deutscher Pärchen Gespräche auf solchem Niveau führt. :D

Das "Ouh-key" stört mich auch total. Du hast es zwar falsch verstanden, weil - ich weiß nicht, ob du dieses skeptische, stirnrunzelnde "Ouh-key" kennst, mit dem man sich aus dem Raum und damit aus der Einflusszone eines gefährlichen Psychopathen schleicht - aber an sich kommt es schon son bisschen albern rüber.

Die Stellen, wo ich das Komma zu viel gesetzt habe, da bin ich mir gar nicht sicher, ob das nicht trotz Ermangelung eines Prädikats erlaubt ist, um den Lesefluss zu stabilisieren. Ich habs mal trotzdem nach deinem Vorschlag korrigiert. Auch wo ich deiner Meinung nach ein Komma zu wenig gemacht habe, ich bin mir nicht sicher, ob es so, wie ich es ursprünglich hatte, nicht auch ging.

Den Dativ-Fehler mit der Rache am Zwerg hab ich verbessert, aber bei "ihn verraten" habe ich das Akkusativ gelassen, damit es nun auf sich selbst bezogen ist: Der Blick des Mitbewohners hat ihn selbst verraten. Dafür habe ich den restlichen Satz umgeändert, weil sonst nur deine Auffassung mit dem Dativ konsistent wäre.

Ansonsten werde ich mir bald zu den Formulierungsschwächen andere Formulierungen einfallen lassen und die Glaubwürdigkeit des Motivs gerade biegen.

Danke für die konstruktive Hilfe. Ich freue mich, dass diese Geschichte deine Zeit gelohnt hat.

Viele Grüße
Fury

 

Hi Fury, hier bin ich noch mal,

Der Dialog zwischen den beiden Liebenden ist reiner Trash. Aber don't blame me! Meine Freundin ist schuld daran, dass ich denke, dass die Realität deutscher Pärchen Gespräche auf solchem Niveau führt.
Das nenn ich mal eine schöne Begründung - die versüßt mir jetzt den ganzen Tag. :lol:
Könnte auch son paar beitragen. Und Gruß an die Freundin.

Das "Ouh-key" stört mich auch total. Du hast es zwar falsch verstanden, weil - ich weiß nicht, ob du dieses skeptische, stirnrunzelnde "Ouh-key" kennst, mit dem man sich aus dem Raum und damit aus der Einflusszone eines gefährlichen Psychopathen schleicht - aber an sich kommt es schon son bisschen albern rüber.

Doch - ich kenne es auch. Und hatte auch gerafft, dass es der skeptische bis angewiderte Abgang ist. Bei uns ist der gefährliche Psychopath meine Chefin. Ich benutze es selbst oft genug, aber auch schon im normalen Sprachgebrauch finde ich es immer comichaft, Sprachtrash eben. Es ist wunderbar zu beobachten, wie sich die individuelle Skepsis und Distanzbereitschaft an Färbung und Länge der Vokale in diesem Wort ablesen lässt. Aber es ist eben comicartig, gut in lustigen Texten, aber ich bezweifle, dass es hier richtig ist, weil die Bedeutung von okay doch sehr von der Melodie des gesprochenen Wortes abhängt. So viele ouous kann man da gar nicht anhängen - und das sieht einfach komisch aus.

Ich denk fast, du könntest einfach nur schreiben:
Sein Mitbewohner starrte ihn an.
Ich finde, das Perplexe, das Skeptische und Angewiderte arbeitest du ja schon am gesamten Ende des Dialoges heraus, du müsstest es also gar nicht mehr wiederholen.

Viel Spaß noch und ich freu mich auf die überarbeitete Version
Liebe Grüße Novak

 
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Hallo Fury!

Hey, wieso gibst du mir diesen Blick?
So spricht doch niemand ... Oder doch? Da gibts jedenfalls Möglichkeiten, die weniger problematisch für den leser sind. Weil hier bleibe ich hängen und denke über den komischen sound nach ...


Seine Gedanken waren in die Scheinrealität eines Traums übergegangen, und ehe er sich's versehen hatte, hatte er einen Traum-Dialog mit seinem Mitbewohner in der Küche geführt. Dabei war es in Wirklichkeit er selbst, mit dem er sich unterhalten hatte, all diese Erkenntnisse über Träume wurden ihm nicht durch seinem Mitbewohner übermittelt, sondern aus eigener Eingebung. Wie krass
Das würde ich streichen. Ist zu erklärend und erklärt sich von selbst, wenn man den Satz davor liest.

Woher kam das Licht aus seinem Bein?
he he.. das hört sich an, als ob du dir die Frage in einem Satz stellst und beantwortest. Woher kam das Licht würde genügen. Oder: Woher kam das Licht in seinem Bein...

Die Rollläden hatte er wie immer vor dem Schlafengehen heruntergelassen. Wie konnte Mondlicht ins Zimmer eindringen? Es sei denn
Alter, jetzt hast du mich völlig und ich glaube, dass du das hier wirklich kennst. Traum im Traum. Falsches Erwachen ist so ziemlich das gemeinste, was es gibt. Speziell dann, wenn jemand in dein Zimmer kommt, den du nicht eingeladen hast...

Mir gefällt die Thematik und deine Herangehensweise sehr gut. Da ist was Frisches, Eigenes.

"Es heißt, im Traum hat deine Hand nie die richtige Anzahl an Fingern. Wenn du also im Traum deine Finger nachzählst, und es sind zum Beispiel sieben, dann weißt du, dass es ein Traum ist
So, ich habe hier in der Horror Rubrik eine Geschichte veröffentlicht, die heißt: An euren Fingern sollt ihr sie erkennen! Damit waren die Träume gemeint, die soll man an den Fingern erkennen. Ist das nicht krass? Und das funkioniert auch noch wirklich! Ich habs oft ausprobiert und entweder bewegen sich acht Finger wie lebendige Schlangen oder es sind bloß vier oder drei Stümpfe etc. Aber niemals sind die Finger in einem Traum fünf normale Finger ... Ich finde das so interessant! Mittlerweile kann ich auch einige Sachen in dieser Traumwelt veranstalten ohne direkt aufzuwachen und das ist wie man sich den Himmel vorstellt. Aber zurück zu deiner Geschichte ...

Ich finde deine Sprache klar und sie ruft in mir Bilder hervor. Das ist ein Kompliment.

Das Mädchen kicherte. "Wenn du Finger zählen willst, hier, zähl meine!"
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Sie trug mindestens ein Dutzend Finger, und jeder mündete in eine lange gekrümmte Klaue.
Ja, manchmal ist das Unterbewusstsein trotzdem cleverer. Nein, eigentlich immer. Man kann höchstens kurz dagegen ankommen.

und scheinbar hat er ein Gedächtnis, was die vorangegangenen Träume betrifft
Für mich ist das hier klasse gemacht. Dieser Zwerg hat ein Gedächtnis ... das eigene Unterbewusstsein ist ja der Zwerg und die Spuren im Kopf und alle Ängste. Natürlich hat der Zwerg ein Gedächtnis.

Wenn Sie unter Hypnose stehen, kann ein suggestiver Einfluss nur von außen kommen, nicht von Ihnen selbst. Seien Sie da ganz unbesorgt."
Gefällt mir immer besser. Du hast ein Fundament für deine Geschichte.

Wenn sich die Hypnose-Therapie bei Ihnen als Option erweist
Auch das fällt mir positiv auf. Du schaffst es, den Personen jeweils eine passende Sprache zu geben.

Ja, die Pointe in deiner Geschichte ist genau umgekehrt wie in meiner Geschichte. Also nicht die entgültige, nur die mit den Fingern. Du gehst im Epilog noch einen Schritt weiter. Mit der Katatonie. Echt sehr gut!

Für mich ist das eine tolle Geschichte, wirklich! Ich freue mich, dass ein neuer Autor hier gleich derart reinhaut ... Vielleicht bin ich ja auch sehr beeinflusst, weil ich eben selbst diese Erfahrungen mit dem luziden Träumen und dem falschen Erwachen habe. ich glaube dadurch erkenne ich eben, wie fundiert deine Sätze sind. Das hat alles Hand und Fuß und etliche Finger natürlich auch.

Du merkst, ich bin beeindruckt und freue mich auf mehr von dir.


Herrlollek

 

Hallo Fury

"Ich hatte voll den Alptraum."

Als Eröffnung suggerierst du etwas, das der Wirklichkeit widerspricht, indem du mit der Formulierung den Alptraum diesen zu einem Superlativ reproduzierbaren erhebst. Damit ist eine Attribuierung gesetzt, die die Geschichte als reine Fiktion deklariert. Später versteigt es sich dann ja noch darin, dass der Traum manipulierbar sei, was Vorgesagtes noch unterstreicht.

Ja Mann, voll krank. Wir standen alle irre unter Druck.

Eine Redensart von Jugendlichen, ohne fachlichen Wert. Aber ich fand es gut, denn es vermittelt mir mit wenigen Worten einen Teilaspekt über die Persönlichkeit des Prot.

Ich hatte also meinen Entschluss gefasst, den Traum wie die Matrix zu manipulieren, und konzentrierte mich darauf, wieder einzuschlafen und alle Begebenheiten des Traums wieder wachzurufen, um mich dann mit meinen neuen Superkräften an dem Zwerg zu rächen.

Eine Matrix, im korrekten Sinn des Wortes, zu manipulieren, ist mir auch für den Bereich von Fantasie unverständlich. Ich fürchte beinah, du bedienst dich hier einer misslungenen Paraphrase. Natürlich gibt es den gleichnamigen Science-Fiction-Film, wo der Begriff ursprünglich korrekt verwendet und erst später gebeugt wurde. Doch steht es da in einem bestimmten Kontext.

Du hast nicht gegen den Zwerg gekämpft, sondern gegen dich selbst. Deshalb gab dir die Rache keine Befriedigung. Nicht, weil du wusstest, dass die Rache nicht real war, sondern weil du es selbst warst, der dich zuerst angegriffen hat.

Hier und fortfolgend bedienst du dich teilweise skurriler pseudopsychologischer Deutungen, was mich etwas an Jugendfantasiebücher erinnert.

Manchmal machte sein Mitbewohner ihn echt aggressiv. Warum musste dieser Schwächling immer so intelligent sein.

Der innere, fantasierte Dialog, den er hier führt, ist an und für sich aber gut. Es zeigt seine Selbstzweifel, sein Unbehagen über seine Fantasien.

Seine Gedanken waren in die Scheinrealität eines Traums übergegangen, und ehe er sich's versehen hatte, hatte er einen Traum-Dialog mit seinem Mitbewohner in der Küche geführt.

Die Erwähnung von Scheinrealität scheint mir hier überflüssig.

Die Kapitel 2. und 3. hättest du, wenn überhaupt erforderlich, auf zwei oder drei Sätze reduzieren können. Das, was du da als Reality Check verkaufst, ist der antiquierte psychologische Kunstgriff der klassischen Konditionierung, der u. a. wegen des Pawlowschen Hundetricks allgemein bekannt ist. Na ja, vielleicht klingt es mit der Namensgebung Reality Check, in gewissen Kreisen ja modern. Aber in einer KG ist es mir mehr Füllsel.

Dann können wir heute schon eine Probesitzung starten, um Sie auf Ihre Kapabilität mit dieser Therapieform zu prüfen.

Hier strapazierst du nun aber die Leser wirklich unnötig, wenn du den Begriff Capabiliticy mit Kapabilität etwas eigensinnig verdeutschst. Es ist auch kein Wort psychologsicher Terminologie, und man verwendet hierbei für kapabel bei Bedarf ganz gewöhnliche Worte wie: befähigt, tauglich etc. Dein Text wird damit bezüglich dieser Thematik überhaupt nicht plausibler.

Nun der Schluss ist etwas erwartungsgemäss, da es ein Ende finden musste. Insgesamt habe ich die Geschichte recht unterhaltsam gefunden, auch wenn ich unnötige Plattitüden streichen würde, was ihr durch Konzentration mehr Gehalt geben würde. Von der Sprache her gut lesbar, Abweichungen habe ich vermerkt. Nicht glücklich gewählt fand ich den Titel und die Untertitel, sie überzeugten mich im Bezug nicht. Was ich etwas vermisste, war ein Unbehagen oder Nervenkitzel, da mit makaber beschriebenen Sequenzen allein, bei mir als Leser solches nicht ausgelöst wird. Ein subtileres Herangehen, bei dem sich Unheimliches einschleicht, wäre mir da spannender. Aber im Kern fand ich es nicht schlecht.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Novak,
haha! :D
Den Gruß werd ich ausrichten.

Mit dem Ouhkey, ja du hast Recht. Meine ursprüngliche Intention war, das Ganze abzuschwächen, indem ich dem ganzen ne Comic-hafte Note verleihe, weils erst der Anfang ist und noch keiner der Beteiligten das psychische Problem so ernst nimmt, alle wähnen sich noch in der Normalität und verdrängen mit albernen Floskeln die Krankhaftigkeit. Zumindest wars so beabsichtigt, ich werde trotzdem schauen, was ich verbessern kann, weil gut rüber kommts anscheinend nicht.

Danke
Liebe Grüße
Fury

Hi Herrlollek,
doch, "warum gibst du mir diesen Blick" hab ich schon in etlichen Hollywood-Filmen gehört, andererseits kanns sein, dass es so ein Übersetzungsfehler ist und keine original deutsche Redewendung. Da die Prots junge Leute sind und schon voll von Hollywoodfilmen beeinflusst, ist es trotzdem authentisch.

Das würde ich streichen. Ist zu erklärend
Jap, da könntest du wirklich Recht haben, ich hatte es in der ersten Fassung ohne diesen Abschnitt und war mir nie ganz sicher. Irgendwann war ich so unsicher, dass ich das dazugeschrieben habe.

Woher kam das Licht aus seinem Bein?
:D Ja das ist wirklich der zweitbescheuertste Satz im ganzen Text. Werd ich ändern.

Ansonsten vielen Dank für die vielen positiven Kommentare! Ich freue mich sehr, dass ich dich gut unterhalten habe. Und was für ein extrem geiler Zufall, dass ich hier so früh und unerwartet jemanden treffe, der sich tatsächlich auch mit dem luziden Kram auskennt und es sogar in einer ähnlichen Geschichte verarbeitet hat! An ihren Träumen sollt ihr sie erkennen - haha, wasn geiler Titel. Echt krass, ich dachte immer, ich wäre der einzige, der über sowas (falsches Erwachen, etc) nachdenkt, find ich cool, dass du meine Erfahrungen so gut nachvollziehen kannst.

Na dann, auf dass wir in Zukunft hier bei KGde noch mehr zu tun haben werden!

Besten Gruß
Fury

Hi Anakreon!
Schön, dich wieder zu sehen!

Als Eröffnung suggerierst du etwas, das der Wirklichkeit widerspricht, indem du mit der Formulierung den Alptraum diesen zu einem Superlativ reproduzierbaren erhebst. Damit ist eine Attribuierung gesetzt, die die Geschichte als reine Fiktion deklariert. Später versteigt es sich dann ja noch darin, dass der Traum manipulierbar sei, was Vorgesagtes noch unterstreicht.
Ich würde das gar nicht so kompliziert sehen, das ist in meiner Generation einfach bloß Umgangssprache.

Eine Redensart von Jugendlichen, ohne fachlichen Wert. Aber ich fand es gut, denn es vermittelt mir mit wenigen Worten einen Teilaspekt über die Persönlichkeit des Prot.
Sollte halt möglichst authentisch sein, meistens sinds junge Studenten, die als Mitbewohner in einer WG leben, von daher wars ja kein Kunstgriff, auf die Idee zu kommen, denen logischerweise die entsprechende Sprache zu verleihen.

Eine Matrix, im korrekten Sinn des Wortes, zu manipulieren, ist mir auch für den Bereich von Fantasie unverständlich. Ich fürchte beinah, du bedienst dich hier einer misslungenen Paraphrase. Natürlich gibt es den gleichnamigen Science-Fiction-Film, wo der Begriff ursprünglich korrekt verwendet und erst später gebeugt wurde. Doch steht es da in einem bestimmten Kontext.
Zu kompliziert gedacht, du hast einfach nur die Anspielung nicht richtig gekriegt. Heutzutage geht jeder davon aus, dass, wenn er "Matrix" sagt, ohne was dazu zu erklären, sein Gegenüber primär versteht, dass er den Science-Fiction-Film meint. Und wenn er dann sagt "die Matrix manipulieren", dann bezieht er sich einfach nur so Sprüche-mäßig darauf, dass er mithilfe der Willenskraft die Realität, in der er sich befindet, verändern kann, so wie es der Protagonist in dem Film konnte. Ich musste nicht mehr dazu erklären, weil das ist schon so ein Spruch, den man auch außerhalb meiner Geschichte in der Realität sagen kann, und die Leute verstehen sofort, was gemeint ist. Das ist halt nur son Spruch, den ein junger Mensch lässig ablassen kann, keine super intelligent durchdachte Paraphrase - authentisch, wenn mein Protagonist ihn in den Mund nimmt.

Nicht, weil du wusstest, dass die Rache nicht real war, sondern weil du es selbst warst, der dich zuerst angegriffen hat.
Hier und fortfolgend bedienst du dich teilweise skurriler pseudopsychologischer Deutungen, was mich etwas an Jugendfantasiebücher erinnert.
Das ist mal ne Unterstellung, die voll NICHT ins Schwarze trifft. In dieser Geschichte habe ich mich fast ausschließlich auf eigene Erkenntnisse berufen, die ich unter intensiver Eigenanalyse von Träumen plus intensiver Kommunikation mit Mitmenschen über deren Träume gewonnen habe. (Speziell diese eine Erkenntnis, die du ansprichst: Es kann sein, dass ich die sogar mal im eigenen Traum bekommen habe! :D) Keine Ahnung, welche Jugendfantasie-Bücher du meinst, aber geil, dass es Jugendbücher gibt, die sich auf diesem Level an Tiefgründigkeit bewegen. ;)

Die Erwähnung von Scheinrealität scheint mir hier überflüssig.
Hm. Ich werde, glaube ich, diese Stelle echt streichen müssen!

Die Kapitel 2. und 3. hättest du, wenn überhaupt erforderlich, auf zwei oder drei Sätze reduzieren können.
Damit kann ich nicht wirklich was anfangen und auch nicht ernst nehmen.
Kapitel 2 und 3 sind essenziell für die Handlungsentwicklung, die Heranführung an die Thematik und die Spannungssteigerung.

Das, was du da als Reality Check verkaufst, ist der antiquierte psychologische Kunstgriff der klassischen Konditionierung, der u. a. wegen des Pawlowschen Hundetricks allgemein bekannt ist. Na ja, vielleicht klingt es mit der Namensgebung Reality Check, in gewissen Kreisen ja modern. Aber in einer KG ist es mir mehr Füllsel.
Tja, mit klassischer Konditionierung hat der Reality-Check nichts zu tun, außer höchsten unter dem Aspekt, dass es geplant war, sich den anzugewöhnen, um ihn reflex-artig anwenden zu können. Aber das ist ja überhaupt keine spezifische Eigenschaft des RCs, sondern könnte auf jeden Kunstgriff bezogen werden, den man versucht, sich anzugewöhnen. Das geht völlig am Kern des Reality-Checks vorbei, denn klassische Konditionierung erklärt eben nicht dieses völlig verrückte und faszinierende Phänomen, wieso der RC tatsächlich funktioniert. Vielleicht solltest du ihn mal ausprobieren, du wirst erstaunt sein, über die Krassheit der menschlichen Psyche.
Ansonsten, selbst wenn du Recht hättest mit der klassischen Konditionierung, wäre es nicht milieugetreu für die Thematik. Es kreist tatsächlich Material im Internet über luzides Träumen, falsches Erwachen, Reality-Checks. Diese Begriffe existieren tatsächlich. Das ist schon fast ne exklusive Subkultur, leicht versteckt und geheimnisumwoben, könnte man sagen. Deswegen war ich auch so überrascht, dass Herrlollek sich auch damit auskennt.

Hier strapazierst du nun aber die Leser wirklich unnötig, wenn du den Begriff Capabiliticy mit Kapabilität etwas eigensinnig verdeutschst.
Hätte vielleicht Kompatibilität nehmen sollen.

Vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte!
Warum die Untertitel nicht gut gewählt sind, müsstest du mir schon begründen. Ich finde nämlich, sie treffen genau den Punkt und tragen in ihren vielschichtigen Bezügen und ihrer aggressiven Steigerung bis zur Wendung im Epilog-Titel die richtige Würze. Und das Wichtigste an ihnen ist meiner Meinung nach, dass da so ein Crossover vom Psychologischen zu einer anderen Wissenschaft geschaffen wird, was die Sichtweise auf den Stoff wesentlich interessanter macht. Ich hätte zum Beispiel nie Begriffe aus der Psychologie dafür genommen.
Die makabren Szenen finde ich genau richtig, was Verstörungskraft und Originalität anbelangt. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, auf diese Szenen zu verzichten und das Ganze auf deine Vorstellung von schleichender Subtilität runterzufahren, weil dann wäre es eine Geschichte, die ich selbst total langweilig finden würde.
Außerdem sind es gesammelte authentische Alptraumszenen, die in der Form tatsächlich stattgefunden haben. Ohne sie wäre überhaupt der ganze Kern der Geschichte verfehlt.


Schöne Grüße
Fury

 

Hallo Fury

das ist in meiner Generation einfach bloß Umgangssprache.

Zu kompliziert gedacht, du hast einfach nur die Anspielung nicht richtig gekriegt. Heutzutage geht jeder davon aus, dass, wenn er "Matrix" sagt, ohne was dazu zu erklären, sein Gegenüber primär versteht, dass er den Science-Fiction-Film meint.

OK, ich dachte es mir im weiteren Verlauf. Dennoch setze ich bei einer Geschichte, die sich nicht klar als Fiktion abgrenzt, einen Massstab von Deutbarkeit an „klassischer Terminologie“. Aber hier ist es wohl ein Grenzfall der Moderne. :D

Das ist mal ne Unterstellung, die voll NICHT ins Schwarze trifft. In dieser Geschichte habe ich mich fast ausschließlich auf eigene Erkenntnisse berufen, die ich unter intensiver Eigenanalyse von Träumen plus intensiver Kommunikation mit Mitmenschen über deren Träume gewonnen habe.

Zugegeben, ich formulierte es ein wenig ironisch, aber du untermauerst es mit deiner Antwort nun erst noch! Auf welcher gültigen Theorie soll denn deine „Eigenanalyse“ basieren, wenn es nicht doch fiktiv ist?
Zu Schlaf- und auch Traumphasen gibt es unter dem wissenschaftlichen Thema Chronobiologie übrigens viel Stoff. Die Beck’sche Reihe Wissen etwa hat auch Taschenbücher, die gerafft aber einwandfrei aufbereitet zu wissenschaftlichen Sachbereichen kurz informieren.

Das geht völlig am Kern des Reality-Checks vorbei, denn klassische Konditionierung erklärt eben nicht dieses völlig verrückte und faszinierende Phänomen, wieso der RC tatsächlich funktioniert.

Reality-Check ist ursprünglich lediglich ein „Standortbestimmungstest“ (auch an Universitäten) und wird in der Wirtschaft sinnverwandt auch für eine ökonomische Kurzanalyse verwendet. Meiner Meinung nach ist das Muster, das du in deinem Text eingebracht hast, egal ob es in einem solchen RC-Test eingebracht wurde, klar auf die althergebrachte Konditionierung zurückzuführen. Testentwicklung greift zudem immer auf althergebrachtes Material und ihre Auswertungen zurück, neu sind dann die Namen. Aber so wichtig ist dies ja nicht, ist mir nur so aufgefallen.

Warum die Untertitel nicht gut gewählt sind, müsstest du mir schon begründen. …. Und das Wichtigste an ihnen ist meiner Meinung nach, dass da so ein Crossover vom Psychologischen zu einer anderen Wissenschaft geschaffen wird, was die Sichtweise auf den Stoff wesentlich interessanter macht.

Hier vergaloppierst du dich für mein Empfinden, doch ich werde kurz darauf eintreten. In deinen angewandten Titulierungen Alptraum Evolution / Spontanmutation / Adaption / Koevolution / Resistenz / Extinktion / Genesis sehe ich aus folgenden Gründen den Bezug nicht gegeben oder unzureichend:
Die Evolutionstheorie widmet sich der Veränderung vererbbarer Merkmale. Der Begriff findet auch in andern einzelnen Wissensgebieten Anwendung, die hier aber nicht gegeben sind! Auch wenn die Wortwahl Evolution aus dem lateinischen evolutio (aufrollen) und se evolvere (sich hinauswälzen) hervorgeht, was man auch mit Entwicklung deuten kann. Mir wäre dieses deutsche Wortwahl als Titel treffender erschienen. Du schilderst das Fortschreiten einer psychischen Störung und nicht spezifiziert eine Erbanlage. Die Informationen über die Art der Störung sind zudem dürftig und lassen verschiedene Indikationen zu.
Spontanmutationen sind in biologischem Verständnis Mutationen, die ohne erkennbare Wirkung von aussen eintreten. Dies bedingte eine klare Untermauerung, die fehlt. Zudem treten Spontanmutationen in vielen medizinischen Bereichen selten auf.
Adaption aus dem lateinischen adapte (anpassen sowie passend herrichten), versteht sich von selbst, dient hier aber meiner Meinung nach mehr einer vermeintlich fachlichen Aufwertung. Du beziehst es auf die Beziehung zu seinem Freund und nicht auf sein konkretes Störungsbild.
Die Koevolution ist biologisch wiederum das symbiotische Zusammenwirken verschieden wirkender Arten, hier gilt das gleiche wie vorstehend. Auch hier ist der Begriff einzig gebeugt und bedient sich einer fragwürdigen Deutung, da hättest du genauso gut Tarot-Karten einbringen können.
Resistenz definiert sich als Widerstandsfähigkeit. Hier sehe ich zwar, warum du dies gewählt und inhaltlich gefüllt hast, aber es schweift an der Realität vorbei. Allein schon aus dem Grund, da man sich an Träume nur in kurzen Sequenzen erinnern kann.
Mit Extinktion führst du einen kognitiven Begriff der Lernpsychologie an, mit dem störende, erlernte Verhaltensmerkmale ausgemerzt werden sollen. In einem realen solchen Bezug angewendet, wäre es ein haarsträubender, krasser Behandlungsfehler, der sich durch die Bemerkung des Psychiaters multipliziert, da er verschiedene Therapieansätze zur Auswahl stellt. Als Erstes, müsste er mal eine Anamnese erarbeiten, welche einer gewissen Sorgfaltspflicht unterliegt.
Und zum Schluss das Wort Genesis, bedeutet im Lateinischen nicht nur Schöpfung, sondern auch Konstellation. Hier gewann ich den Eindruck, dass du damit wahrscheinlich das Zusammenfliessen der Ereignisse meinst. Wärst du deiner Konzeption aber gefolgt, müsste hier vielmehr die griechische Wortwahl Genese stehen, oder als Krönung der Geschichte die Pathogenese, als Entwicklung und Summe einer Krankheit.
Die Sub-Titel sind mir deshalb nur verfremdend und überflüssig.

Ich habe möglichst kurz, natürlich subjektiv, angemerkt, was ich darin deute. Wie ich im vorgehenden Kommentar bereits ansprach, finde ich deine Geschichte im Kern nicht schlecht. Mit den gewählten Titeln versuchst du aber einen wissenschaftlich fundierten Anspruch zu erheben, den sie nicht hat und eigentlich auch nicht braucht. Wenn man Wissensgebiete zitiert, in denen man selbst fachlich nicht beheimatet ist, weist es sich als Vorteil, darin eher an der Oberfläche beschreibend zu bleiben oder dann sich dies wirklich vertieft anzueignen. Letzterer Aufwand macht allein um eine Kurzgeschichte zu verfassen, aber meist weniger Sinn. Und wenn man dies, soweit es möglich ist, über das Internet recherchiert, dann wissenschaftliche Themen besser über frei zugängliche Materialien von Universitäten. Die gewöhnlich zugänglichen Materialien können richtig sein, oder aber ebenso Fehlinterpretationen enthalten.

Zusammenfassend kann ich nur noch mal mit andern Worten sagen, von der Idee und von deinem Schreibstil her fand ich deine Geschichte ansprechend. Von der Umsetzung her aber, infolge des mir verfehlt scheinenden Bemühens, einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, nicht sehr glücklich. Wenn ich mir die entsprechenden Überzeichnungen wegdenke, die Erlebnisse des Prot. aber als dessen fantasierte Wirklichkeitsverschiebung stehen lasse, gewinnt es für mein Empfinden, die Umrisse einer amüsanten Erzählung. Aber dies ist wie erwähnt mein subjektives Empfinden, unter Einbezug realer Sachverhalte.

Es klingt vielleicht etwas hart, ist aber nicht böse gemeint. Vielleicht gibt dir das eine oder andere ja einen Hinweis, es mal aus dieser Perspektive anzusehen. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, jetzt versteh ich einigermaßen, wie dus meinst.

OK, ich dachte es mir im weiteren Verlauf. Dennoch setze ich bei einer Geschichte, die sich nicht klar als Fiktion abgrenzt, einen Massstab von Deutbarkeit an „klassischer Terminologie“. Aber hier ist es wohl ein Grenzfall der Moderne.
- außer diesen Abschnitt. :D
Zugegeben, ich formulierte es ein wenig ironisch, aber du untermauerst es mit deiner Antwort nun erst noch! Auf welcher gültigen Theorie soll denn deine „Eigenanalyse“ basieren, wenn es nicht doch fiktiv ist?
Auf gar keiner. Basieren Geschichten über Liebe oder Freundschaft, Ehre und Heldenmut auf gültigen Theorien? Basiert die Autobiografie von Gerhard Schröder auf gültigen Theorien? Aber sie können trotzdem Wahrheit enthalten.
Reality-Check ist ursprünglich lediglich ein „Standortbestimmungstest“ (auch an Universitäten) und wird in der Wirtschaft sinnverwandt auch für eine ökonomische Kurzanalyse verwendet. Meiner Meinung nach ist das Muster, das du in deinem Text eingebracht hast, egal ob es in einem solchen RC-Test eingebracht wurde, klar auf die althergebrachte Konditionierung zurückzuführen. Testentwicklung greift zudem immer auf althergebrachtes Material und ihre Auswertungen zurück, neu sind dann die Namen. Aber so wichtig ist dies ja nicht, ist mir nur so aufgefallen.
Naja, aber erklären tut das nicht, wie ein Reality Check mit der klassischen Konditionierung zusammenhängt. Und für die Qualität meiner Geschichte wäre diese kleine Exkursion auch völlig unnötig gewesen.

Ok, jetzt seh ich wo der Hase im Pfeffer liegt. Ich glaube, der Grund, warum du meine Untertitel nicht gut findest, liegt darin, dass diese Wörter unterschiedliche Bedeutungen in unterschiedlichen Kontexten haben können. Und du hast zu meinem Bedauern genau die falschen Kontexte aufgegabelt.

Hätte ich "Entwicklung" statt "Evolution" genommen, wäre es erstens nicht im Einklang gewesen zu den Untertiteln, da diese Begriffe aus der Evolutionstheorie darstellen, bis auf Genesis (hierzu komme ich gleich).

In der Evolution geht es darum, dass Lebewesen sich im Kampf ums Überleben weiterentwickeln und neue Eigenschaften ausbilden, um noch effizienter und stärker zu werden. Das ist im Prinzip der Reiz, der vom Gedankenspiel meiner Geschichte ausgeht: Kann ein Alptraum ähnlich wie ein Lebewesen "im Kampf ums Überleben" sich weiterentwickeln? Und zumindest diese Kernidee habe ich ja einwandfrei konsequent umgesetzt.

Spontanmutation: Fast jede Mutation ist eine Spontanmutation, nicht weil keine Ursache vorliegt, sondern weil das Erbmaterial so vulnerabel ist, dass ständig (spontan) solche Muatationen entstehen, ohne dass man eine Ursache zurückverfolgen könnte. Ich kenne nicht die Statistik in Zahlen, aber ohne das Reparatursystem des Körpers würden die meisten von uns vermutlich schon vor der Geburt Krebs kriegen, so häufig mutiert irgendwas im Körper aus fast banalen Gründen. Ich denke, die Entstehung eines krassen Alptraums, zunächst ohne ersichtlichen Grund, lässt sich im Rahmen des Gedankenspiels dieser Geschichte sehr schön als spontane Mutation metaphorisieren.

Adaption: Falsch. Du hast es wieder falsch verstanden (und ich rede nicht über die Art von falschem Verstehen, die vom Autor verschuldet ist). Es geht um Alptraum Evolution, also auch um die Adaption des Alptraums. Nur so macht es logischerweise Sinn. Der Alptraum hat sich angepasst - weiterentwickelt, er hat jetzt eine neue Eigenschaft bekommen: Nämlich das falsche Erwachen. So wie ein Fisch vor Millionen von Jahren gelernt hat, mit Lungen an Land zu Atmen, so hat der Alptraum "gelernt", den Träumer reinzulegen mit dem falschen Erwachen.

Koevolution: Es ist eine weit verbreitete falsche Annahme, dass sich Koevolution ausschließlich auf das bezieht, was man klassisch unter Symbionten versteht. Koevolution passiert überall, wo Evolution passiert. Ein Beutetier entwickelt ein Gift, um für ein Raubtier ungenießbar zu werden -> das Raubtier entwickelt kurz darauf eine Resistenz gegen das Gift: Koevolution.
Der Träumer benutzt den Realiyt Check, der Alptraum "überlistet" diesen -> Koevolution.

Falsch: Extinktion ist AUCH das lateinische Wort für Aussterben. In diesem Evolutions-Kontext konnte eigentlich auch nur Aussterben gemeint sein, ich finde nicht, dass ich das in der Geschichte hätte deutlicher erklären müssen. Der Untergang des Protagonisten mitsamt seiner Alpträume ist das Aussterben.
Extinktion kann so vieles bedeuten, in der Physik ist es glaub ich der Anteil vom Licht, der nicht von einem Gegenstand absorbiert wird.
Und es hat noch etliche Bedeutungen mehr.
Also dein kognitiver Begriff ist nicht die einzige Bedeutung und auch nicht die bekannteste und ich denke auch nicht gerade die für die Wissenschaft bedeutendste, auch wenn du vielleicht stolz bist, dich auszukennen.

Ich weiß was Genese und Pathogenese ist, aber du hast es wieder falsch interpretiert, und ich denke nicht durch schlampige Ausführung des Autors.
Warum habe ich wohl "x.te Generation" weggelassen und GenesIS statt GenesE geschrieben? Na, klingelts? Es hat mit der Schöfpungsgeschichte der Bibel zu tun. Warum, erfährt man im Epilog, der eben betitelt ist mit "Genesis". Hier kommt nämlich als Auflösung heraus, dass der Alptraum gar keine Evolution durchgemacht hat, sondern in echt eine willkürliche Schöpfung des Mitbewohners war. Alles war geplant. Analog dazu, dass Gott die Lebewesen nach seinem Plan erschaffen hat und nicht dass diese durch Evolution sich nach und nach entwickelt haben. Ich denke es ist logisch, und vermute, dass die meisten es verstanden haben. Zumindest wäre jede andere Interpretation unlogisch und unsinnig.

Also ich sag mal so, ich finds nicht schlimm, wenn man meine Geschichten kacke findet oder genau ihre Schwachpunkte kritisiert.
Aber albern finde ich, wenn jemand durch seine Voreingenommenheit automatisch Dinge falsch versteht, die man überhaupt nicht zwangsläufig falsch verstehen muss, wenn man einfach logisch am Text bleibt. Und dieser jemand mir dann noch lateinische Begriffe und wissenschaftliche Theorien hinzuknallen versucht, um mich zu beeindrucken.
Ich dachte, Menschen mit theoretischem Wissen in der Psychologie bzw. psychologischem Interesse müssten sich eigentlich besser in Sachen hineinversetzen können.
Sorry, hier würde ich auch das Argument "Der Autor sollte mehr durch seine Geschichte als durch seine Antwort erklären" NICHT gelten lassen, weil ich jetzt fand, dass diese Missverständnisse wirklich vermeidbar gewesen wären, wenn man einfach mal logisch am Text bleibt und nicht gleich das ganze Repertoire an psychologischem Fachverständnis und sonstiger Allgemeinbildung auspackt. Das hier ist ein Unterhaltungkunstwerk und keine Doktorarbeit. Es geht darum, ob es IN SICH schlüssig ist und außerdem noch interessant ist. Und ich sehe nicht, dass du daran überzeugend etwas kritisiert hast.
Versteh mich nicht falsch, mir ist wirklich egal, wie hart oder weich eine Kritik ist, ich fand deine sowieso nicht besonders hart, aber wenn ich auf deine "Kritik" eingeh, bewegen wir uns nur im Kreis, weil es echt am Kern der Sache vorbeigeht.

 

"Ich hatte voll den Alptraum,"
den ich schon hätte, träumte ich in umgangssprachlichen Kategorien in einer Zeit, da man sich immer noch darüber streitet, ob farbig oder schwarz-weiß geträumt werde,

lieber Fury,

folgerichtig haben mir denn auch die vier Freunde besser gefallen, als diese Scheibe (Hollywood-)Schinken. Denn den Begriff der „Matrix“ auf eben einen solchen zu begrenzen ist töricht: Der ehemals lateinische „Mutterboden“ fand Eingang in Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Geologie), wo er vereinfacht gesagt einen Stoff bezeichnet, der einen andern enthält.
In der höheren Mathematik taucht er zudem mit eigener Gesetzmäßigkeit auf, wenn etwa A mal B ungleich B mal A ist. Aus dem Studium weiß ich noch, dass wir in der Matrizenrechnung gerne unsere fleißigen Japaner gehabt hätten, statt eine Matrix aus n x m Elementen per Hand (und hoffentlich Köpfchen) ausrechnen zu müssen, was wahrscheinlich heute kein Arsch mehr kann in einer Zeit, da man vielleicht noch einfache Additionen per Kopf hinkriegt, sofern es ganze Zahlen sind.

Die Abhängigkeit von der Medienwelt zeigt sich dann auch an so Winzigem wie

"Ouh-key ...",
das in den (synchronisierten) kleinen Strolchen (Achtung: Kinderfilm!) mit Okey-dokey das einfache Okay ablöste.

Kann es sein, dass Filmgeschichte hier von 1927 (Hal Roachs gerade zitierter Film Our Gang) bis 1999 (Wachowskis Matrix) hier einfließt?

Gruß

Friedel

 

Hallo Fury

Nicht ohne Schmunzeln las ich deine Gegenrede, die meines Erachtens den Satz vom Widerspruch aber keineswegs erfüllt.

Doch bin ich vollauf befriedigt, wenn du schreibst:

Hier kommt nämlich als Auflösung heraus, dass der Alptraum gar keine Evolution durchgemacht hat, sondern in echt eine willkürliche Schöpfung des Mitbewohners war.

Hiermit stellst du, wenn auch nur umwunden, klar, dass es ein Unsinn ist, im Zusammenhang von einem Albtraum von Evolution zu sprechen. Aber als Fantasy-Geschichte muss sie gar nichts ritzen. :D

bewegen wir uns nur im Kreis,

Da gebe ich dir recht. Doch wenn du in einer Geschichte einen psychopathologischen Fall aufrollst, ist es der formalen Logik entsprechend folgerichtig, sie unter diesen Indikatoren zu betrachten und nicht nach fiktiv gesetzten Titeln. Den Ärger, den du durch meine Hinterfragung anscheinend verspürst, bedaure ich, aber solches musst du bei Öffentlichkeit deiner Texte in Kauf nehmen.

Ich wünsche dir ein weiterhin kreatives Wirken, dies ganz ohne ironischen Unterton.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Sorry Leute, aber kann hier einer mal normales Deutsch reden? Ich geb ja schon zu, ihr beide seid super schlau und ich bin voll dumm. Aber diese ultra-intelligenten Formulierungen überfordern mich echt voll. Und ich seh auch nicht so den Sinn dahinter, da so ein Wettstreit draus zu machen, wer sich in was besser auskennt und mehr Wissen hat. Zum Beispiel Anakreon, ich könnt dir wieder in jedem Satz widersprechen und ein Gegenargument aufbringen, weil ich das einfach nicht so sehe und auch begründen kann. Aber ich glaube, wenn die Klügeren nicht nachgeben, dann muss ich der Dümmere halt mal nachgeben, anders hört das hier echt nicht auf.

Und an alle anderen bitte, die die Geschichte vielleicht noch lesen werden: Bitte bleibt einfach am Text. Auch wenn ihr mich nicht mögt, weil ich ein sturer Klugscheißer bin, bleibt einfach am Text bitte.

 

"Ich hatte voll den Alptraum,"
den ich schon hätte, träumte ich in umgangssprachlichen Kategorien in einer Zeit, da man sich immer noch darüber streitet, ob farbig oder schwarz-weiß geträumt werde,

lieber Fury,

folgerichtig haben mir denn auch die vier Freunde besser gefallen, als diese Scheibe (Hollywood-)Schinken. Kann es sein, dass Filmgeschichte hier von 1927 Hal Roachs Our Gang bis 1999 Wachowskis Matrix hier einfließt?

Denn den Begriff der „Matrix“ allein auf einen Filmtitel zu begrenzen ist töricht - mögen die Nach-60-er den Filmtitel gefressen haben oder nicht: Der ehemals lateinische „Mutterboden“ fand Eingang in Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Geologie), wo er vereinfacht gesagt einen Stoff bezeichnet, der einen andern enthält bzw. umschließt.
In der höheren Mathematik taucht er zudem mit eigener Gesetzmäßigkeit auf, wenn etwa A mal B ungleich B mal A ist un d somit - ich verwend das von mir verpönte - eigentlich einen Regelverstoß darstellt. Aus dem Studium weiß ich noch, dass wir in der Matrizenrechnung gerne unsere fleißigen Japaner gehabt hätten, statt eine Matrix aus n x m Elementen per Hand (und hoffentlich Köpfchen) ausrechnen zu müssen, was wahrscheinlich heute kein Arsch mehr kann in einer Zeit, da man vielleicht noch einfache Additionen per Kopf hinkriegt, sofern es ganze Zahlen sind, und bei Cent-Beträgen schon aufgeschmissen ist.

Die Abhängigkeit von der Medienwelt zeigt sich dann auch an so Winzigem wie

"Ouh-key ...",
das in den (synchronisierten) kleinen Strolchen – so der deutsche Titel des bereits genannten Roach Films mit Okey-dokey das einfache Okay ablöste. Hauptdarsteller sind –
Kinder - Zwerge!
Da kam immer so ein Zwerg herein, …
Die Rolle des Zwergen in der Geschichte vom gutmütigen Heinzel- und Wichtelmann bis hin zu den bösartigen Alberich und Laurin will ich hier nicht referieren, einzig, dass über die unterschiedliche Darstellung der Größenunterschiede zugleich Standesunterschiede symbolisiert werden – was sich ja noch im Katzbuckeln gegenüber dem Höhergestellten ausdrückt - und Überlegenheit dargestellt werden soll.

In Wirklichkeit stehen wir, die literarischen Winzlinge auf den Rücken von Giganten und wähnen uns, da wir scheinbar weiter als sie blicken können – als überlegen.


Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel,

folgerichtig haben mir denn auch die vier Freunde besser gefallen, als diese Scheibe (Hollywood-)Schinken. Kann es sein, dass Filmgeschichte hier von 1927 Hal Roachs Our Gang bis 1999 Wachowskis Matrix hier einfließt?
Danke, es ehrt mich, dass du Die vier Freunde auch besser findest als Alptraum Evolution. Viele denken das nicht, aber ich habe in Die vier Freunde mehr Herzblut reingesteckt.
1927 .... Bitte verschone mich mit Wissen aus einer Zeit, wo meine Eltern noch nicht geboren waren - Matrix kennt jeder, also auch so ein Kultur-Ignorant wie ich. Aber mit mehr kenn ich mich nicht aus, muss ich zu meiner Schande gestehen.

Denn den Begriff der „Matrix“ allein auf einen Filmtitel zu begrenzen ist töricht - mögen die Nach-60-er den Filmtitel gefressen haben oder nicht: Der ehemals lateinische „Mutterboden“ fand Eingang in Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Geologie), wo er vereinfacht gesagt einen Stoff bezeichnet, der einen andern enthält bzw. umschließt.
In der höheren Mathematik taucht er zudem mit eigener Gesetzmäßigkeit auf, wenn etwa A mal B ungleich B mal A ist un d somit - ich verwend das von mir verpönte - eigentlich einen Regelverstoß darstellt. Aus dem Studium weiß ich noch, dass wir in der Matrizenrechnung gerne unsere fleißigen Japaner gehabt hätten, statt eine Matrix aus n x m Elementen per Hand (und hoffentlich Köpfchen) ausrechnen zu müssen, was wahrscheinlich heute kein Arsch mehr kann in einer Zeit, da man vielleicht noch einfache Additionen per Kopf hinkriegt, sofern es ganze Zahlen sind, und bei Cent-Beträgen schon aufgeschmissen ist.
Ich glaube ich bin hierfür der falsche Ansprechpartner. Von diesen Sachen versteh ich nicht viel. Vielleicht könntest du mit Anakreon über sowas diskutieren, der weiß doch ein paar Sachen.

das in den (synchronisierten) kleinen Strolchen – so der deutsche Titel des bereits genannten Roach Films mit Okey-dokey das einfache Okay ablöste. Hauptdarsteller sind –
Kinder - Zwerge!
WOW das kann einfach kein Zufall sein.

Die Rolle des Zwergen in der Geschichte vom gutmütigen Heinzel- und Wichtelmann bis hin zu den bösartigen Alberich und Laurin will ich hier nicht referieren, einzig, dass über die unterschiedliche Darstellung der Größenunterschiede zugleich Standesunterschiede symbolisiert werden – was sich ja noch im Katzbuckeln gegenüber dem Höhergestellten ausdrückt - und Überlegenheit dargestellt werden soll.
Wie könnte ich dir da nicht Recht geben.

In Wirklichkeit stehen wir, die literarischen Winzlinge auf den Rücken von Giganten und wähnen uns, da wir scheinbar weiter als sie blicken können – als überlegen.
Na, wenn ich nicht darauf einen trinke! :)

Vielen Dank und Gruß zurück!!
Fury

Anakreon schrieb:
Zugegeben, ich formulierte es ein wenig ironisch, aber du untermauerst es mit deiner Antwort nun erst noch! Auf welcher gültigen Theorie soll denn deine „Eigenanalyse“ basieren, wenn es nicht doch fiktiv ist?
Fury schrieb:
Auf gar keiner. Basieren Geschichten über Liebe oder Freundschaft, Ehre und Heldenmut auf gültigen Theorien? Basiert die Autobiografie von Gerhard Schröder auf gültigen Theorien? Aber sie können trotzdem Wahrheit enthalten.
***Fiktiv ist etwas frei Erfundenes. Die Niederschrift eines Traums, den man echt mal hatte, könnte realer nicht sein. Außerdem, jede heute gültige Theorie in der Psychologie hat einmal mit Eigenanalyse begonnen und konnte sich nicht auf etwas berufen, das schon vorher da war. Aber nur so leistet man Pionierarbeit: Wenn man die Eier hat, was Eigenes einzubringen, und nicht, wenn man sich nur auf bereits vorherrschende Konsense beruft, die man nachplappert.
Klar, dann bin ich zwar angreifbar, aber dieses Risiko muss jeder eingehen, der seinen eigenen Visionen folgen will, statt in einem bedeutungslosen Wettstreit um Wissen oder Überlegenheit gewinnen will.

 

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