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Alp
Alp Version 2
Er war im Wald und es war Nacht. Dies ist nichts ungewöhnliches, er war oft nachts im Wald. Doch dieses Mal war es anders, er war nicht allein. Sie waren hinter ihm her. Sie trieben ihn mit Fackeln und Waffen. Er wusste nicht, warum sie hinter ihm her waren, er wusste nur das sie ihn jagten. Er konnte sie hören und ihre Fackeln im Wald sehen, teilweise konnte er sie sogar fühlen.
Er verbarg sich hinter einem Busch, er wollte mehr über ihre Motive zu erfahren. Schon bald kamen zwei seiner Jäger angelaufen. Sie blieben stehen und suchten nach seiner Spur, aber er hatte sie gut verwischt. Sie sprachen miteinander über ein Verbrechen, das er nicht begangen hatten. Darüber, dass sie ihn im Dorf töten wollten. Er hatte genug gehört und wollte sich davonschleichen. Dabei musste er wohl ein Geräusch gemacht haben, denn einer der Jäger drehte den Kopf zur Seite. Nun konnte er keine Rücksicht mehr auf Heimlichkeit nehmen, er musste weg. Er lief los, so schnell er konnte. Sie folgten ihn, etwas langsamer als er. Er konnte ihnen entkommen, solange sie keine Hunde dabei hatten.
Weiter ging die Jagd, tiefer in den Wald hinein. Er wusste nicht mehr, wie lange er schon gelaufen war. Es dürften wohl Stunden sein, seine Beine wurden müde. Sie waren immer noch hinter ihm her. Auch wurde der Wald von immer mehr Fackeln erhellt. Es wurden also mehr Jäger. Lange konnte er sein Tempo nicht mehr durchhalten, er würde sich ihnen stellen müssen.
Sie waren näher gekommen, er konnte ihre Stimmen hören. Bald würde es vorbei sein, seine Beine zitterten von der Belastung, sein Herz raste und seine Lunge schmerzte. Er kam an einen See. Was war das für ein dunkles Loch am Ufer? Er wusste, seine Chancen sich dort zu verbergen waren minimal, doch er hatte keine andere Möglichkeit. Er lief zu dem Loch und untersuchte es: Es war ein Tunnel, von irgendeinem größeren Tier gebaut. Er kroch rückwärts hinein und tarnte den Eingang. Liegen, liegen und den müden Körper ausruhen. Konnte es etwas schöneres geben? Sein keuchender Atem beruhigte sich etwas. Sie kamen in Sichtweite. Sie folgten seiner Spur, kamen genau auf sein Versteck zu und liefen daran vorbei. Er war in Sicherheit, zumindest für einige Zeit. Bald würde hoffentlich die Sonne aufgehen, dann wäre er in Sicherheit.
Er wartete noch einige Zeit, bis seine Erschöpfung verschwand, dann kroch er aus dem Tunnel. Im Osten zeigt sich bereits der erste Schimmer eines neuen Tages. Er machte sich auf den Weg zu seinem Heim. Überall auf dem Weg sah er ihre Spuren. Sie selbst waren wohl zurückgekehrt, nur noch wenige von ihnen durchstreifen den Wald. Den wenigen konnte er leicht ausweichen. Ein Knacken veranlasste ihn, zur Seite zu blicken. Einer von ihnen kam hinter einem Baum hervor, genauso überrascht wie er. Sein Jäger hob sein Schwert und schlug zu. Nicht jetzt, wo er die meisten von ihnen abgehängt hatte. Er konnte auch jetzt noch entkommen. Er wollte zurückspringen, doch er war zu langsam. Der Schwerthieb schnitt ihm in die Brust. Er schrie und wachte in seinem Hein auf. Endlich, der Alp war vorbei. Er blieb noch einige Minuten liegen, mit keuchendem Atem und nassgeschwitztem Fell. Er hatte Hunger. Es war Vollmond, eine ideale Zeit zu jagen. Er fletschte seine Zähne und lief in den Wald.