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Alltagstrott
Einer neuer Tag, doch ich bin dennoch bereits alleine.
Eine Tasse Kaffee, eine Schüssel Müsli und ich starte in den Alltag. Selbsternannte Genies prügeln ihren Fachinhalt auf mich ein und denken ihr Fach, wäre das Einzige. Überflutet mit Informationen spuckt mein Gehirn alles wieder aus und behält nur den Geruch der verbrauchten Luft und die Schweißflecken der Person vor mir.
Ein halber Tag bereits geschafft und ich mache mich auf nach Hause. Ich weiß, der Höhepunkt meines Tages ist bereits rum.
„Diese Jeans hier ist meiner Tochter viel zu groß und mir leider auch, da dachten wir uns dir passt sie sicher.“
Ja. Danke. Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
Ich habe Hunger. Mein Vater und seine Freundin sitzen bereits am Esstisch.
„Du bist den ganzen Tag in deinem Zimmer und meldest dich nicht, woher soll man wissen ob du mitisst. Es ist noch etwas Brot von gestern übrig.“
Ja. Danke. Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
Ein abgewandter Blick meines Vaters, ein abschätziger Blick seiner Freundin.
Der Schmerz frisst mich auf und ich weiß nicht, was ich tun soll um aus meinem Kopf zu kommen. Ich kann mich selbst nicht mehr fühlen.
Erst einen Stich, dann einen zweiten, dann einen dritten.. Ja ich kann mich langsam wieder fühlen.
Ich weine mich in den Schlaf.
Ein neuer Tag, doch ich bin dennoch bereits alleine.
Eine Tasse Kaffee und ich starte in den Alltag. Der eine tyrannisiert, der andere faulenzt, der nächste taucht gar nicht auf. Oberflächliche Gespräche, abstruse Gerüchte und selbstsüchtige Absichten von sogenannten Freunden bieten Ablenkung.
Ein halber Tag bereits geschafft und leider muss ich schon nach Hause. Ich weiß, der Höhepunkt meines Tages ist bereits rum.
„Deine Mutter ist noch in deinen Vater verliebt und sie stachelt dich gegen uns auf. Du solltest etwas dagegen unternehmen, ich kann das wirklich nicht mehr lange hinnehmen. Ich versuche mein Bestes um gegen diese negative Aura anzukämpfen.“
Ja. Danke. Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
„Du kannst heute leider nicht hier sein, ich bekomme Besuch von einer Freundin. Entweder du gehst, oder du kannst eben nicht aus deinem Zimmer rauskommen. Ich kann dir für später vielleicht etwas von unserem Essen übrig lassen.“
Ja. Danke. Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
Einsam in meinem Zimmer. Niemand ist für mich da. Ein Fremder in meinem eigenen Haus. Hier gehöre ich nicht mehr hin, hier fühle ich mich nicht mehr wohl. Ich bin nicht mehr willkommen und doch kann ich nicht gehen.
Mein Herz hängt schwer wie der Mond und ich fühle mich zerrissen. Meine Gedanken fressen mich auf und ich weiß nicht, was ich tun soll um aus meinem Kopf zu kommen. Ich kann mich selbst nicht mehr fühlen.
Erst einen Stich, dann einen zweiten, dann einen dritten, doch dieses Mal brauche ich sechs Stiche. Ja ich kann mich langsam wieder fühlen.
Ich weine mich in den Schlaf.
Ein neuer Tag, doch ich bin dennoch bereits alleine.
Ich schnappe mir einen Obstriegel und bin aus dem Haus.
Ich darf wohl nicht so betrübt dasitzen, das sehe kontraproduktiv aus und ich störe damit den Unterricht.*
Eine Zigarette voller Entspannung.
Ich teile deine Note durch drei, einmal warst du krank und einmal habe ich es nicht geschafft dich abzufragen.
Ein Gespräch über ein schreckliches Outfit stellt an diesem Tag meinen Höhepunkt dar. Ich fahre sinnlos in der Gegen rum, nach Hause will ich nicht. Als ich es muss, schleiche ich mich wie ein Einbrecher rein, um niemanden zu stören, um niemandes Wut auf mich zu ziehen.
„Ich habe diese scheußlichen Bilderrahmen abgehängt mit deinen Kinderbildern drin und stattdessen riesige Bilder meiner Kinder aufgestellt. Aber keine Angst, in der Ecke hinter den anderen steht auch ein kleines von dir.“
Ja. Danke. Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
„Du belastest deinen Vater mit deiner furchtbaren Stimmung wirklich sehr und ich bemühe mich sosehr ihn glücklicher zu machen als deine Mutter aber du und deine Zickereien ruinieren einfach alles.“
Ja. Danke. Tut mir leid. ich gehe ja schon.
Gefangen in meinem zu Hause, in meiner persönlichen Hölle. Gezwungen zu denken ich sei das Problem, beginne ich es zu glauben. Weshalb konnte ich nicht normal sein. Was war falsch mit mir.
Gefangen in solchen Gedanken, suche ich verzweifelt nach einem Ausweg.
Erst einen Stich, dann einen zweiten, dann einen dritten. Neun Stiche brauche ich an diesem Tag. Ja ich kann mich langsam wieder fühlen.
Ich weine mich in den Schlaf.
Ein neuer Tag, doch ich bin dennoch bereits alleine.
Nichts wie raus aus diesem Haus.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Ich kann mich nicht konzentrieren und handle mir Ärger ein. Niemand bemerkt mich, niemand bemerkt, wie zerrissen ich in meinem Inneren bin. Hier und da setzt jemand einen drauf.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Jeder geht dem Trott seines Alltags nach beschwert sich hier und da über das Wetter oder eine furchtbare Frisur. Ich lächle, denn ich weiß, nichts anderes wird hier akzeptiert. Niemand mag die Komische, mit den traurigen Gedanken.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Ich fahre bis spätabends sinnlos in der Gegend herum, jede Faser meines Körpers zieht es fort von meinem ehemaligen zu Hause. Doch unweigerlich muss ich dort irgendwann wieder hin.
„Du solltest dein Zimmer aufräumen, falls meine Kinder, die alle über fünfundzwanzig und bereits ausgezogen sind, mal zu Besuch kommen. Du kannst all deine Sachen ins Gästezimmer packen und dort wohnen.“
Ja. Danke. Es tut mir leid. Ich gehe ja schon.
„Irgendjemand hat die Avocado gegessen, eine Frechheit. Was soll das denn? Kann man mich nicht anrufen, bevor man hier etwas wegfrisst? Aber natürlich, bist du hier zu Hause, du solltest alles haben dürfen, was es hier zu Essen gibt! Aber wer verdammt noch mal hat die Mango genommen, eine Frechheit. Was soll das denn? Kann man mich nicht anrufen, bevor man hier etwas wegfrisst?“
Ja. Danke. Es tut mir leid. Ich gehe ja schon.
Ich glaube nicht, dass sie so hinterlistig sein kann. Oder, dass er so wegsehen kann, während sie mir die Seele zerreißt. Ich muss es sein. Ich bin verrückt. Ich bin nicht normal. Etwas ist falsch mit mir und ich mache alle in meinem Umfeld unglücklich. Niemand liebt mich. Ich weiß bereits, ich muss mich aus meinem Kopf herausholen.
Erst einen Stich, dann einen zweiten, dann einen dritten. Wieder einmal muss ich die Anzahl der Stiche erhöhen, ich kann erst aufhören nach vierzehn Stichen. Ja ich kann mich langsam wieder fühlen.
Ich weine mich in den Schlaf.
Ein neuer Tag, doch ich bin dennoch bereits alleine.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Nichts will ich mehr, als raus aus meinem zu Hause, das jetzt ganz fremd wirkt.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Ich wirke so abwesend, ich sei komisch drauf. Sogenannte Freunde sind sauer auf mich, denn ich habe keine gute Laune.
Eine Zigarette voller Entspannung.
Eine kleine Stehgreifaufgabe, zur Versüßung des Tages. Ach, ich hatte gesagt ich würde keine Ex mehr schreiben?
Eine Zigarette voller Entspannung.
Ich würde nur im Mittelpunkt stehen wollen mit meinem Drama. Keiner will mir zuhören. Meine sogenannten Freunde lassen mich alleine.
Ein wenig Alkohol und ich bringe den Rest vom Tag schon rum.
„Wir haben etwas ausgemistet und all deine Sachen weggeworfen und auch die deiner Mutter, was haben die überhaupt immer noch hier zu suchen?! Du undankbares Stück, bist jetzt auch noch traurig darüber. Sei mal froh, dass ich mich hier so engagiere.“
Ja. Danke. Es tut mir leid. Ich gehe ja schon.
„Ich weiß dein Vater ist kein offener Mensch und er hat deiner Mutter nie gesagt, dass er sie liebt oder vor euch einmal lauthals gelacht und dir sagt er auch nicht oft, dass er dich lieb hat. Wie nett, dass du dich mir anvertraust. Aber mir sagt er ständig wie sehr er mich liebt, ich denke einfach ich mache ihn glücklicher. Wir lachen auch ganz viel miteinander. Ich verstehe nicht, wieso dich das jetzt verletzt“
Ja. Danke. Es Tut mir leid. Ich gehe ja schon.
Mein Leben ist zwecklos. Weshalb stehe ich morgens auf, nur um mir den ganzen Tag zu wünschen, ich könnte wieder schlafen? Warum lässt mich jeder alleine? Niemand liebt mich, niemand mag mich, ich bin niemandem wichtig. Ich will hier weg. Ich kann hier nicht mehr sein. Mein Kummer verschlingt mich und beginnt mich innerlich zu zersetzten. Ich weiß bereits den Weg aus meinem Kopf und seinen selbstzerstörerischen Gedanken.
Erst einen Stich, dann einen zweiten, dann einen dritten, doch auch nach vierzehn Stichen kann ich mich noch nicht fühlen. Ich greife zu anderen Mitteln.
Ich weine mich in einen tiefen, unendlichen Schlaf.