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Alltag

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11.03.2003
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Alltag

Alltag

I
Grauer Alltag. Ich stehe da und warte. Warte darauf, dass auch dieser Tag vorbeigeht, so wie er es immer zu tun pflegt. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf den ich mich immer setze und warte auf das, was jeden Tag geschieht. Ich Gähne, esse, stehe auf und setze mich. Das Leuchten der Sterne berührt mich nicht mehr. Die wärmenden Sonnenstrahlen bleiben kühl. Und auch das Gesicht meiner Freunde bleibt grau. Nein. Ich gestehe mir ein, dass ich nicht auf das warte, was jeden Tag geschieht. Ich will etwas Neues erleben, will mich vom Wind fortragen lassen. Ich will nicht auf diesem Stuhl sitzen und auf bessere Zeiten warten. Das Leben scheint an mir vorbei zu huschen, ohne dass es bei mir anhält. Vielleicht hat es mich ja einfach übersehen?

II
Der Tag ist weitergegangen. Jeder ist den seinigen Weg gegangen und hat seine Aufgaben erledigt. Bis auf etwas. Ich wollte einmal dem Alltag entfliehen und ein bisschen leben. Ich habe nicht gewusst, dass sie so schmerzhaft ist, diese Flucht. Jetzt weiss ich es und wünsche, ich wüsste es nicht. Wäre doch alles nur seinen üblichen, langweiligen Gang gegangen. Ich hoffe, es war nur ein Tagtraum, der mich der Realität entfliehen liess. Ja, ich glaube nicht, dass es wahr ist. Solch eine Flucht, auf die nun viele folgen werden… Ich kann nicht geflohen sein. Nein, die Welt ist noch gut. Und alles ist in bester Ordnung. Wäre da nicht dieses störende Geräusch. Tick Tack. Die Uhr lässt Sekunden verstreichen. Ich halte mir die Ohren zu. Könnte ich eben diese Zeit zurückdrehen! Dann hätte ich diesen Fehler nicht begangen. Ich hätte den Alltag erduldet, egal ob grau oder bunt. Jetzt aber sehe ich, ich bin geflohen. Ach, wäre es doch beim Alten geblieben! Die Zeit wäre ihren üblichen Gang gegangen und das Leben hätte mich vielleicht wirklich übersehen. Jetzt bin ich aber mitten in einem Leben, in dem mir das Gewöhnliche fehlt. Ich halte mir verzweifelt die Ohren zu und versuche das Neue auszusperren.

III
Wieder ist die Zeit vorüber. Ich habe sie nicht zurückdrehen können. Trotzdem möchte ich gerne wieder zurück. Denn mein neuer Alltag hat sich zu einem alten entwickelt, dasselbe Spiel von vorn. Wenn ich an den alten Alltag denke, fürchte ich mich vor Neuem. Doch diese Furcht ist umsonst. Denn so bald ändert sich mein Alltag nicht mehr, ich will mich damit zufrieden geben. Tick Tack. Nur dieses Geräusch ist geblieben, ich höre ihm zu. Lange Zeit ist da nichts anderes – es ist mein neuer Alltag geworden. Nur ab und zu wird es unterbrochen. Von ebenso gleichmässigen Sachen, denen ich nicht entfliehen kann. Ich will zurück. Tack Tick.

 

Hoi Mäni

Toll deine Story. Sie regt zu Nachdenken an und zeigt, dass etwas neues nicht immer gut ist.

Veröffentlichst du hier auch "Abseits"? Wäre toll.

Liebe Grüsse Sändlä

 

Servus Marana!

Der erste Teil ist klar, man weiß wie der Prot. sich fühlt, in seiner Angst, das Leben könnte an ihn vorbeigehen. Das hast du gut und nachvollziehbar beschrieben.

Für den zweiten Teil fehlt mir ein Schlüssel. Die herbeigeführte Veränderung, wenn auch durch Flucht, was löste sie aus? Wieso darf jemand anders nicht mehr leben, wenn man selbst sein Leben verändert?

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Guten Abend Eva!

Nun ja, der Protagonist hat die Veränderung selber bewirken wollen, hatte Probleme mit seiner Umwelt, die ihn oftmals nicht beachten wollte. Und da ist ihm halt der Kragen geplatzt. Bei der ersten Version, die ich geschrieben habe, war es offener.
Hier hat der Protagonist jemanden umgebracht, ob jetzt mit Absicht oder mehr wie ein Unfall, da kann der Leser selbst entscheiden. Ich wollte in der Geschichte nur nicht so "plump" einfach schreiben, er habe jemanden umgebracht. War vermutlich nicht so eine gute Idee...

Schönen Abend,
wünscht Manuela

 

Hallo nochmal - nein, die Idee war eh sehr gut. Ich dachte auch daran, dass du das damit ausdrücken wolltest, war aber nicht ganz sicher. Wie ich schon sagte, du hast das einfühlsam und wirklich gut geschrieben. Also lass dich bloß nicht von meiner Frage entmutigen - ich freu mich schon auf deine nächste Geschichte.

Lieben Gruß Eva

 

Guten Abend, Eva
Danke!
Entmutigen lasse ich mich sowieso nicht, denn du hast es sicher nicht böse gemeint (so hoffe ich jedenfalls;)). Schreib auf alle Fälle weiterhin Kritiken zu meinen Geschichten, ich freue mich sehr darüber!

Gute Nacht!
Manuela

 

Hey Marana!

Deine Geschichte ist wirklich super und regt stark zum Nachdenken an. Die Person versucht, endlich aus ihrem Alltag zu fliehen und löst damit eine Katastrophe aus. Und das ganze nur um zu merken, dass man dem Alltag gar nicht entfliehen kann, weil auch das Neue dann irgendwann zum Alltag wird... Eine wirklich sehr gelungene Geschichte mit schönen Bildern!!

Liebe Grüsse
Lune

 

Hey Marana!

Hat jetzt nichts mit deiner Geschichte zu tun: Deine Mailbox ist voll :(!! Kann dir nicht mehr schreiben...

Liebe Grüsse
Lune

 

Hallo Manuela,
sehr schöner Text, wieso habe ich den eigentlich nicht früher gesehen?
Ein Mensch, der etwas gemacht hat und dies nun bereut, sich wünscht, es ungeschehen machen zu können. Auch wenn es bei Deiner Person sogar um ein Verbrechen geht, für das derjenige nun im Gefängnis(?) sitzt, kennen wir doch alle in abgeschwächter Form diese Gefühl, die Uhr am liebsten zurückdrehen zu wollen.

Eine kleine Sache noch : Ich Gähne... gähnen klein.

Ansonsten gerne gelesen.

LG
Sylvia

 

Hallo Bo! Hallo Sylvia!
Danke euch beiden für euer Feedback, es hat mich gefreut, dass sie nach dieser Zeit nochmals gelesen wurde. *michfreu*

@Bo:
Ja, da habe ich es noch ein bisschen besser als du. Immerhin bin ich noch nicht sooo alt. *smile*

@Sylvia:
Ja, er sitzt im Gefängnis und hat folglich sehr viel Zeit zum Nachdenken. :)

Liebe Grüsse,
Manuela

 

Hi Marana!

„Das Leuchten der Sterne berührt mich nicht mehr.“ – das war die Stelle, die mich am meisten berührt hat. Diese Gleichgültigkeit.

„Ich wusste nicht, dass wenn man leben will, dass jemand anderes es dafür nicht mehr darf. Jetzt weiss ich es und wünsche, es wäre nicht passiert.“ – ich verstehe den Zusammenhang schon, eine Unfall, ein Mord (wohl wahrscheinlicher, wenn ich Teil drei, im Gefängnis richtig auslege)… aber ich bin damit nicht so ganz einverstanden. Ist es ein Mord, so muss der Prot vorher klar gewesen sein, was sie tut, oder du solltest sie verwirrter, irrer darstellen, als sie zumindest bei mir ankommt…. Und außerdem stellst Du damit in den Raum, dass alles, was jeden einzelnen von uns „leben“ lässt, einem anderen das Leben nimmt. Mit dieser Aussage tu ich mich sehr schwer, kann sie nicht anerkennen.
Was Du allerdings sehr schön vermittelst, ist das Gefühl, wieder in eine bestimmte Situation zurückkehren zu wollen…. Das kenne ich auch.
Ich bin insgesamt etwas zwiegespalten bei Deiner Geschichte, tut mir Leid…

Schöne Grüße
Anne

 

Hallo Anne!
Danke erstmal für dein Feedback!
Ja, vermutlich war sie zu wenig verwirrt, das probiere ich noch zu überarbeiten. Allerdings wollte ich nicht aussagen, dass jemand anderes sterben muss - hier ist es einfach so. Aber keineswegs muss jemand sterben, das wäre auch für mich falsch. Aber es muss einfach etwas Altes weg, sozusagen "sterben". Und hier ist es der Mord. Ich hoffe, dir damit geholfen zu haben.

Liebe Grüsse,
Manuela

 

Hallo Tagträumer!
Danke für deinen Kommentar!

Ich habe jetzt die Geschichte so umgeändert, dass es hoffentlich keinen schalen Beigeschmack mehr hat.

Sicher ist nicht jede Flucht etwas Negatives, doch diese hier ist es. Der Protagonist merkt, dass das Neue einfach wieder zu Altem wird und nicht besser ist als das ehemals Alte.

Die Stagnation ist ein langsames und qualvolles Sterben, daher ist es sicher nicht gut. Aber man muss sich Zeit lassen mit dem Vorwärtskommen und nicht einfach sagen: So jetzt etwas Neues, das Alte ist mir egal.

Liebe Grüsse,
Marana

 

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