Alles wird gut
Ich kann nicht mehr. Meine Augen fallen mir zu, ich fühle mich abwesend. Wie ein Möbelstück, gefühllos, stumm, unbeachtet. Rauch quillt aus meiner Nase, treibt mir Tränen in die Augen. Nichts kann ich richtig machen. Ich bin eine alte Kommode mit vielen Schubladen und passe nicht in diese Designerwohnung, bin fehl am Platz.Das von mir in die Luft gestarrte Loch ist schon so groß, dass ich darin versinke. Ich lasse mich fallen. Meine Gedanken werden langsam, in meinem Kopf reihen sich die Buchstaben nur allmählich zu Worten, muß mich konzentrieren, um einen Satz zu denken. Immer das Gleiche. Immer wieder. Mein Nacken ist steif, die Kopfschmerzen bringen mich um. Dass ich es noch empfinden kann, zeigt mir, dass ich noch lebe. Meine Lunge wehrt sich gegen den Teer, das Husten wird unterdrückt. Kein Laut soll über meine Lippen kommen, ich bin nicht da, ich will mich nicht mehr sehen. Immer das Gleiche, Tag für Tag. Die Kraft strömt schwach aus mir heraus, ich sehe sie aus den Fingern rinnen. In der Hand halte ich ein Messer. Kühl, klar, ohne Zweifel. Ein Ausweg. Ich will es nicht verhindern, ich ergebe mich. Der Muskel führt Gedanken aus, immer wieder gedachte Gedanken, und tut es. Endlich. Jetzt. Ich spüre es. Niemand glaubt, dass es weniger weh tut als es aussieht. Langsam drängt sich das aufgebrachte Blut aus den Schnitten in meinem Arm. Ich sehe ihm zu. Ich ermutige es. Warm bahnt sich mein Zorn den Weg aus mir heraus. Ich atme auf. Alles wird gut.