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Alles hat ein Ende
Alles hat ein Ende
Leni seufzte, legte den Stift auf Seite und sah aus dem Fenster. Es war zum verrückt werden. Seit nun schon fast einer Woche suchte sie nach einem Anfang für ihr neues Buch.
Sie gab die Suche für heute auf und beobachtete die Blätter, die langsam von den Bäumen fielen. Sie dachte an das letze Jahr...
Es hatte sich so viel geändert in ihrem Leben: Ihre Eltern hatten sie im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür gesetzt; ihre einzige Freundin, Tina, war an einem Hirntumor gestorben...und sie hatte Richard kennengelernt. Das war das einzig positive im letzten Jahr.
Als Tina im Krankenhaus lag hatte Leni für sie Geschichten und Gedichte geschrieben um sie für eine kurze Zeit von ihrer Krankheit abzulenken und ihr eine Beschäftigung zu geben. Tina war so begeistert von Lenis Art zu schreiben, dass sie sie dazu drängte zu einem Buchmanager zu gehen, der ihre Geschichten und Bücher beurteilen sollte. Dieser Buchmanager war Richard. Er war nicht weniger angetan von ihren Büchern und es dauerte nicht lange, bis das Erste veröffentlicht wurde. Es wurde, wie erwartet, ein Bestseller. Doch über diesen Erfolg konnte Leni sich nicht freuen, denn Tina konnte ihn nicht mehr miterleben und die Trauer über ihren Tod war größer als jede Freude. Trotzdem schrieb Leni weiter Bücher und das mit immer größerem Erfolg. Schließlich kam, was kommen musste: Leni und Richard verliebten sich und heirateten sogar. Das Glück war perfekt, abgesehen, dass...
"Hallo Schatz" unterbrach Richard ihre Gedanken. Er lehnte in der Tür und lächelte sie an. Sie stand auf und ging zu ihm, "Wie war deine Reise?" "Sehr gut, sie haben 'Die Nacht der Messer' angenommen und werden sie bald veröffentlichen...und sie wollten unbedingt dein nächstes Buch lesen" Er lächelte zufrieden. Wie weit bist du damit eigentlich?" "Fast fertig...Ich brauche nur noch einen guten Anfang." " Das hast du doch schon gesagt, bevor ich weggefahren bin." Er runzelte die Stirn. Doch im Moment war er zu gut gelaunt un sich deswegen zu beschweren.
Richard erkannte ein vielversprechendes Buch auf Anhieb, aber leider hatte er keine Anhnung wie schwer es war, ein solches zu schreiben. Seiner Meinung nach musste man einfach nur das hinschreiben, was man gerade dachte und bei manchen Menschen, die eine Begabung dafür hatten, kam dann ein Bestseller heraus. Er wusste nicht, wieviel Arbeit darin steckte und wieviele Versuche nötig waren, damit ein Buch so gut wurde, wie Lenis waren. Leni versuchte, dies Richard zu erklären, aber sie wusste, dasss das sinnlos war.
Diese Szene hatte sich in den letzten Wochen immer öfter wiederholt und endete immer in einem Streit. Immer verließ Richard wütend den Raum. Immer schlug er die Tür hinter sich zu. Und immer polterte er danach noch eine ganze Weile im Haus herum. Doch diesmal war etwas anders. Leni hörte die Haustür zuschlagen und kurz darauf hörte sie, wie Richard den Wagen anließ und wegfuhr.
Sie ging ins Schlafzimmer und öffnete eine Schublade des Nachttisches, der neben dem Doppelbett stand. Sie nahm eine kleine Schachtel hervor, drehte sie einmal in der Hand und entnahm ihr dann 2 Tabletten. Ihre Hand zitterte, als sie sie langsam zum Mund führte und die Tabletten schluckte. Sie legte die Schachtel wieder in die Schublade, setzte sich aufs Bett und wartet darauf, dass die Tabletten anfingen zu wirken. In den Tabletten war Doxepin, ein starkes Antidepresivum. Leni nahm es, um Richard und seine spontanen Wutanfälle zu überstehen, die kurz nach der Hochzeit angefangen hatten. Die 150 mg/d ,die der Arzt ihr verschrieben hatte, reichten schon seit Langem nicht mehr; seit Richard sie das erste mal geschlagen hatte. Manchmal fragte sich Leni, wieso sie überhaupt noch mit ihm zusammen wohnte, aber sie liebte ihn ja, oder redete sie sich das nur ein? Er hatte ihr geholfen, aus ihr eine international bekannte Frau gemacht...oder war er gar nicht so uneigennützig? Er hatte an ihr immerhin mehr verdient als an allen andern Kunden zusammen.
Sie öffnete wieder die Schublade und nahm die Schachtel heraus. Obwohl sie die Dosis mittlerweile selbstständig auf 300 mg/d erhöht hatte schien das heute immer noch nicht zu reichen. Einen kurzen Moment dachte sie daran, wieviele sie schlucken könnte, bevor sie sterben würde. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, aber das war ihr im Moment egal. Leni schluckte die dritte Tablette. Sie hörte im Hintergrund noch, wie die Schachtel auf den Boden fiel, dann wurde es schwarz um sie. "Schatz,was ist denn los; was ist denn mit dir passiert?" Leni öffnete langsam ihre Augen. Richard kniete neben ihr und half ihr aufzustehen. Er schien sehr besorgt und nichts deutete mehr auf den vorangegangenen Streit. Leni legte sich ins Bett und er dekte sie zu. Dann verschwand er in die Küche um Teewasser aufzusetzen. Langsam kam Lenis Erinnerung zurück. Sie dachte an die Tabletten, die noch irgendwo auf dem Boden liegen mussten. Sie musste sie wegräumen,bevor Richard sie sehen konnte! Leni richtete sich auf und suchte nach der Schachtel. Sie war nirgends zu sehen. "Sie ist wahrscheinlich unters Bett gefallen", dachte Leni. Doch bevor sie sich bücken konnte um nachzusehen hörte sie Richard zurückkommen. Schnell legte sie sich wieder hin und zog die Decke wieder hoch. Richard setzte sich zu ihr aufs Bett und sah sie an. " Jetzt erzähl mir doch mal, was passiert ist", sagte er. "Mir war etwas schwindelig und dann muss ich wohl ohnmächtig geworden sein", log Leni. Richard kratze sich am Kopf. "Es tut mir leid, dass ich dich eben so angefahren habe, du kennst dich mit dem Bücher schreiben ja schließlich besser aus als ich." "Schon ok", antwortete Leni. Sie wunderte sich, sonst entschuldigte er sich doch nie für irgendetwas. Vielleicht hatte er sich jetzt endlich geändert. Trotzdem verkündete sie ihm ihre Entscheidung. "Richard, ich habe beschlossen, meine nächsten Bücher bei einem anderen Manager vorzulegen" "WAS???" Sein Gesicht wurde innerhalb von Sekunden krebsrot. "Immer stehen die Bücher zwischen uns,sie zerstören unsere Liebe", rechtfertigte sich Leni. Der Wasserkessel pfiff. Richard stand auf und ging wieder in die Küche. Er kam mit zwei Tassen Tee wieder zurück. Er reichte Leni Eine und setzte sich dann wieder aufs Bett. Sein Gesicht hatte wieder seine normale Farbe angenommen. "O.K. wahrscheinlich hast du recht.", sagte er. Leni traute ihren Ohren nicht. Hatte er das wirklich gesagt? Sie trank einen Schluck Tee, doch er blieb ihr im Hals stecken. Auf einmal wurden ihre Glieder schwer und sie fühlte sich, als würde jegliche Kraft ihren Körper verlassen. Verschwommen sah sie Richards grinsendes Gesicht über sich. "Was..hast du..in den..Tee....getan", fragte sie ihn. Diese Worte auszusprechen kostete sie fast all ihre Kraft. Richard holte eine kleine Schachtel aus seiner Anzugsjacke und hielt sie Leni vor's Gesicht. Verschwonnem konnte sie den Firmennamen 'Aponal' lesen. Das waren ihre Tabletten! Ihre Lieder wurden immer schwerer,bis sie ihr schließlich die Augen zu vielen "Wenn ich nicht an dir und deinen Bücher verdienen kann,dann auch kein anderer!" hörte sie Richards Stimme noch leise irgendwo von weit weg sagen, dann wurde alles schwarz.