..alles geplant..
..ALLES GEPLANT..
(v. Daigoro)
Ich stehe also noch einmal vor dieser Tür und beginne mich daran zu erinnern, wer sich gleich hinter dieser braunroten Haustür verbirgt.
Ich sehe dieses Gesicht ganz genau in meinen Gedanken und weiß, dass die Person, die gleich aufmacht, so aussehen wird. Ich bin mir nicht 100% sicher, weil ich seit einiger Zeit nicht mehr bei ihr war. Bestimmt hat sich was verändert. Die Person ist dick geworden oder auch eher abgemagert. Sie ist vielleicht auch super hübsch geworden und hat sich total verändert. Vielleicht hat sie einen ganz neuen Stil, oder vielleicht eher auch total veraltet. Vielleicht ist sie sehr erfreut über meinen plötzlichen Besuch und springt mir nach einer kurzen Besinnung von der Überraschung direkt in die Arme. Oder sie springt mir eher an den Hals, um mich tot zu würgen,.... was ich eher befürchte. Doch ich kann nicht zurück und ich will es hinter mich bringen. Ich will mich nicht mehr davor verstecken und irgendwie sagt mir mein Stolz, dass es gut für mich wäre.
Und jedes Mal, wenn ich vor dieser Tür stehe, fange ich an, an etwas Neuem zu zweifeln, nämlich, ob es wirklich sein muss. Doch diesmal ziehe ich es durch. Diesmal muss ich durchhalten. Bevor ich klingeln konnte, geht die Tür plötzlich für einen Spalt auf...
Mein Herz pocht wie verrückt und ich beginne zu zittern. Ich versuche mich zu konzentrieren. Schnell! Schnell! Was willst du sagen? Was zur Hölle wolltest du sagen? Konzentrier Dich! Ich höre wie sich jemand eine Jacke anzieht und den Reißverschluss zu zieht. Die Person greift nach einem Schlüssel und kommt der Tür langsam näher. Alles worauf ich mich konzentrieren kann, ist dieses Hämmern meines Pulses im Kopf zu ignorieren. Die Person reißt die Tür auf und schaut mich fragend in die Augen. Ich bin unfähig irgendwas zu sagen, weil das, was ich sagen wollte in 1000 Wortfetzen auf mich nieder prasselt und es ist einfach unmöglich, sie zu ordnen, um nur einen vernünftigen Satz zu bringen. Noch viel mehr aber verwirrte mich dieses Gesicht. Es sah überhaupt nicht so aus wie ich es mir vorstellte oder es zumindest in Erinnerung habe. Es sah so ähnlich aus, ..aber das ist nicht....
...es ist das Kind. Ihre Tochter? Seit wann hat sie eine Tochter? Jetzt bin ich total sprachlos....ich habe ja überhaupt...nicht.. damit gerechnet.
„ Kann ich Ihnen helfen?“
„..em....ja.. ist deine Mama da?“
Sie schaut mich plötzlich mit ernsterem Blick an. Ein kleine traurige Stimme sagt: „ Ich hab keine Mama mehr.“ Das eben noch hübsche kleine Gesicht, dass mit den wunderschönen Augen beschenkt wurde, die ich immer so bewundert habe, verwandelt sich zu einem traurig, leidendem Ausdruck. In mir brennt eine Wut und eine Trauer über das, was ich gerade begreifen muss. Ich habe es nicht nur geschafft, den einzigen Teil, der von ihr übrig blieb, so todtraurig zu machen, in dem ich in ihr alles wieder aufwühle, womit sie sicherlich ewig kämpfen musste. Ich habe es auch geschafft, alles zu verpassen, was ich hätte tun sollen. Mich für die Gemeinheit zu entschuldigen ...und meine Feigheit. Es ist so grausam und schmerzhaft. Ich kämpfe mit den Tränen, genau wie dieses kleine Geschöpf vor mir.
„ Was wollen Sie?“ fragt die kleine mich. Ich gehe in die Knie, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. „Das tut mir so Leid. Weißt du, ich bin ein sehr guter Freund deiner Mama. Was ist denn mit deiner Mama passiert?“
Das Kind schaut mich an. Ich muss so mit den Tränen kämpfen, weil ich wieder diese wunderschöne Gestalt von ihr in den Augen dieses Mädchens finde. „Sie ist mir sauer gewesen, weil ich gestern mein Zimmer nicht aufgeräumt hab. Sie wollte, dass ich das unbedingt mache, sonst darf ich nicht BUFFY gucken. Da Buffy aber schon kam und ich danach gleich ins Bett musste, wollte ich es nicht. Wir haben uns ganz laut gestritten, und...dann sagte sie mir, dass wenn ich nicht auf sie hören würde, dass sie dann nicht mehr meine Freundin sein will. Und ich hab ihr gesagt, dass sie nicht meine Freundin ist, sondern meine Mutter. Dann hat sie gesagt: „sonst bin ich auch nicht mehr deine liebe Mama!“ .“
Ich glaube, ich weiß, was für eine Scheiße jetzt kommt.
„ Da meine Mama dann telefonieren musste, habe ich Buffy geschaut, danach war sie ganz sauer auf mich, und ich glaub, ich weiß ...was sie mir sagen wird.“
Mein Leben ist ein Witz, bestimmt lacht sich der liebe Gott gerade über mich kaputt. Und wieder geht die Tür auf, und da steht sie vor mir. Schaut auf mich herab, wie ich vor dem Kind kniend sitze und sie mit roten Augen anstarre, als würde mich das kleine Kind gerade verprügelt haben und ich...ich würde gleich anfangen.. zu weinen. Ich hatte soviel vor gehabt, doch das Ende dieses perfekt ausgedachten und organisierten Planes ist - mein blöder Blick. Unfähig nur irgendetwas zu sagen. Und der Gedanke daran, wie Lächerlich das aussehen muss und was sie sich jetzt dabei denkt, lässt mich so sehr als Idioten vorkommen.
Das Leben hat so eine grausame Art, sich zu rächen.