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Alles fließt

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04.08.2002
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Alles fließt

Meine ersten Erfahrungen mit Mädchen besprach ich mit Peter, ich flüsterte ihm bei seiner Entscheidungsprüfung in Geschichte die Antworten zu, er ließ mich die Mathematikhausübungen abschreiben, wir besuchten Konzerte von Punkbands und färbten uns die Haare schwarz. Sie nannten uns das "Peter-Hannes-Team".
Später wurde der Kontakt etwas loser, aber wir haben uns nie aus den Augen verloren. Er half mir finanziell immer wieder über die Runden, weil er wusste, dass ich das Geld niemals schuldig bleiben würde. Wenn es Probleme gab, konnte ich auf ihn zählen.

Vor zwei Wochen waren wir gemeinsam auf Schiurlaub. Er sagte, er müsse sich ablenken. Dennoch hatte er einen Stapel von Klatschzeitschriften bei sich, aus denen er Exzerpte anfertigte. Außerdem zog er sich immer um halb acht ins Hotelzimmer zurück, um die Fernsehnachrichten mitzuschreiben. Beim Liftfahren erzählte er mir Operettenszenen, obwohl sich weder er noch ich jemals für diesen Schmarren interessiert hatten. Bis vor kurzem zumindest. Peter konnte sich nicht entspannen.
Am letzten Abend blickte er mir tief in die Augen und fragte mich feierlich: „Hannes, willst du mein Telefonjoker werden?“ Ich konnte meine Rührung nicht verbergen. „Ja, ich will.“, antwortete ich. Meine Stimme bebte.


Etwa zwei Wochen ist es her, dass ich mit Hannes am Sessellift gesessen habe und ihn mit Operettenszenen genervt habe. Heute bin ich hier, in der Mitte dieses Studiosaals, rund um mich das Publikum.
Ich war derjenige, der am schnellsten die Wörter „Welt, Stock, Mutter, Hut“ in die richtige Reihenfolge bringen konnte, so wie sie im Lied „Hänschen klein“ vorkommen. Darum sitze ich jetzt hier – in der Mitte. Das ist die Chance meines Lebens.
„So. Die erste Frage. Wenn sich jemand überflüssig vorkommt, fühlt er sich als
A fünftes Rad am Wagen
B siebtes Blinklicht am Autobus
C viertes Pedal in der Dampflok
D zweiter Ganghebel am Traktor.“
Rund um mich das Publikum, vor mir der fidele Moderator, der mich belustigt taxiert. Ich gebe mich locker, mache ebenfalls „haha“. Diese Frage kann ich leicht beantworten, aber das ist nur der Beginn. Ich will die Million. Oh Himmel, ich will dieses Geld. Ich habe mich darauf vorbereitet, ich habe gebüffelt als ginge es um mein Leben.
Die Namen von Filmschauspielern und deren Verwandtschaftsverhältnisse. Die größten und kleinsten Staaten, Seen und Inseln der Welt. Ich kenne die längsten Flüsse und höchsten Berge in jedem Land auf dieser Erde. Die Schicksale sämtlicher Berühmtheiten habe ich im Kopf. Ich weiß bescheid über Teesorten, Hunderassen, Automarken, Fernsehsprecherinnen und deren Mädchennamen. In einer schlaflosen Nacht habe ich das Buch „Nichts als die Wahrheit“ von Dieter Bohlen gelesen. All das habe ich auf mich genommen, nun ist mein Gehirn voller Wissen, voller Information.
Ich lobe die Originalität der Fragen und sage: „Antwort A.“

Hannes hat mir schon damals durch die Geschichteprüfung geholfen. Meine Hände zittern. Noch eine richtige Antwort, und ich bin Millionär. Euromillionär. Keine finanziellen Sorgen mehr. Ich werde frei sein. Alles was ich will, werde ich mir leisten können. Die Chancen stehen gut. Ich habe noch einen Telefonjoker. Er wird mich auch jetzt nicht im Stich lassen. Die anderen Joker habe ich taktisch klug eingesetzt, ich habe mich nicht beirren lassen von den Witzen und Provokationen des Moderators. Ich war perfekt. Tausende Menschen haben über meine Bemerkungen gelacht, mein Wissen bewundert, mit mir mitgefiebert. Nur eine Frage noch. Und eine Antwort.
„Von welchem Philosophen stammt das Zitat „Ewiges Werden, endloser Fluss gehört zur Offenbarung des Wesens des Willens.“ Stammt es
A von Friedrich Nietzsche
B von Heraklit von Ephesus
C oder vielleicht von Arthur Schopenhauer
D oder von Ludwig Wittgenstein?
Ja, das waren gescheite Leute, die Philosophen. Hui, die hatten was drauf. Haben sie bereits einen Verdacht? Oder brauchen wir da vielleicht das Jokerli? Sie wissen, die Antwort ist eine Million Euro wert. Wenn sie aber falsch ist, fallen sie von 300.000 Euro auf 15.000 Euro zurück. Sie können das Geld nehmen, oder aber antworten. Damit riskieren sie 285.000 Euro. Das würde ich mir gut überlegen an ihrer Stelle.“ Er fixiert mich eindringlich und schelmisch gleichzeitig.
„Also, tun sie ihn kund, ihren Willen.“ „Arthur Schopenhauer hört sich gut an. Es ist aber nur so ein Gefühl. Rufen wir lieber meinen alten Jugendfreund, den Hannes, an.“ „Was macht denn ihr Jugendfreund beruflich?“ „Er ist Gärtner.“ „Naja, dann soll er seine Gedanken mal herübersprießen lassen. Haha. - Nun, vielleicht hat er ja eine Offenbarung, der Herr Hannes ...“


Das Telefon läutet. Peter braucht mich jetzt. Ich spüre ein flaues Gefühl in der Magengegend. Unsere Freundschaft wird nach diesem Telefonat nie wieder so sein wie vorher. Wenn ich ihm die richtige Antwort sage, ist unsere Freundschaft besiegelt. Wenn nicht, wird er sagen, ich könne nichts dafür, dass so etwas passieren könne und es wäre ja nur ein Spiel gewesen. Aber ich weiß, dass er enttäuscht sein würde. Unsere Freundschaft bekäme einen Riss und Peter würde sich zurückziehen. Das weiß ich. Ich habe darüber nachgedacht. Ich würde ebenfalls so handeln.
Er liest mir die Frage vor. Fünfzehn Sekunden habe ich Zeit. Das mit dem Fluss, stammt das nicht von Heraklit? Die Gedanken jagen durch meinen Kopf. „Heraklit.“, höre ich mich sagen. Fluss – Offenbarung – Nietzsche – Willen – Arthur – Witwenstein. Mir ist schwindelig. Bin ich mir sicher? Ich muss mir sicher sein. Heraklit muss das gesagt haben. Was soll er sonst gesagt haben? Irgendwas muss er ja gesagt haben. Was tut denn sonst ein Philosoph in Griechenland, ausser irgend etwas zu sagen. Irgend etwas über Flüsse. Gibt es in Ephesus Flüsse? Die spazieren sie dann entlang, die Griechen, und brabbeln wirres Zeug, das kein Mensch versteht. Die alten Griechen waren mir nie geheuer. Blödsinn. -
Mein Herz pocht, mein Mund ist trocken. Das muss stimmen, Herklit stimmt sicherlich. Muss, muss, muss; sagen, sagen, sagen. Ich halte das nicht aus. Vier Sekunden noch. Mir stockt der Atem. „Ja, ich bin mir sicher.“ sage ich, weil ich muss. Mir ist schlecht. Aus. Die Leitung ist tod.


Die Leitung ist tod, Hannes ist weg. Der Moderator redet auf mich ein: „Na, vertrauen sie ihrem Freund? Waren sie schon einmal in Griechenland?“ Ja, ich vertraue Hannes, habe ihm immer vertraut. Mit seiner Hilfe hatte ich damals meine Entscheidungsprüfung in Geschichte bestanden. Ich fühle mich in diese Situation zurückversetzt. Auch damals zitterten meine Hände, standen mir Schweißperlen auf der Stirn. Nun geht es um eine Million Euro. Nie wieder in meinem Leben werde ich so eine Chance erhalten. Damals drohte mir eine Nachprüfung und ein verpatzter Sommer. Heute entscheidet mein Vertrauen über ein Vermögen.
Die Situation erscheint mir unwirklich, als würde ich mich in einem Traum befinden. Ich halte mich an den Lehnen des Sitzes fest. Heraklit, stammt dieses Zitat wirklich von Heraklit? „Nein, ich war noch nie in Griechenland.“, meine Stimme klingt wie aus der Ferne.
„Bei Geld hört sich die Freundschaft auf, sagen die Leute. War ihr Freund schon mal in Griechenland?“ Was sagt er da? Er soll still sein. Er soll endlich still sein. Hannes war in Griechenland. Vielleicht war auch Arthur Schopenhauer in Griechenland. Ewiges Werden, endloser Fluss. Fluss. Alles fließt. Wasser. Ich nehme einen Schluck Wasser. Freundschaft, Vertrauen – Chance, Reichtum. Ständiger Wandel, Veränderung - Werden und Vergehen.
Wenn ich mich für Schopenhauer entscheide. Was, wenn Hannes recht hat und ich entscheide mich gegen seinen Rat? Meine Finger krampfen sich um das Metall der Lehnen.
Ich ertrage die Situation nicht länger. „Antwort B.“, sage ich tonlos. „Endgültig Antwort B?“ „Ja, Antwort B.“ „Sie sind sicher? Antwort B?“ „Ja.“
Selten zuvor habe ich in meinem Leben etwas so sehr gehofft, wie dass Heraklit von Ephesus diesen gottverdammten Satz herausgekotzt hat.

„Ewiges Werden, endloser Fluss gehört zur Offenbarung des Wesens des Willens.“ stammt nicht von Friedrich Nietzsche, auch nicht von Ludwig Wittgenstein. Dieses Zitat stammt ... “ Stille im Studiosaal. Mir erscheint diese hinterhältige, geradezu bösartige Sprechpause wie eine Ewigkeit. Endlich fährt der Moderator fort: „Es stammt von Heraklit von Ephesus ...“ – wieder eine künstliche, grausame Pause – „ ...auch nicht. Nein, Arthur Schopenhauer hat das gesagt. Das tut mir jetzt aber schon leid.“

 

Hallo Klara,

wirklich superspannende Geschichte!
Gut zu lesen und hat mich nicht losgelassen bis zum Ende. Flüssiger Schreibstil.
Was mich allerdings reichlich irritiert hat, ist deine Umsetzung in der Ichform. Es sind doch zwei Personen und offenbar schildern sie beide den Vorgang in der Ichform, das finde ich nicht so gelungen, weil bei mir der Anschein erweckt wurde, dass es sich dann doch wohl nur um eine Person handelt.
Oder hab ich da etwas völlig falsch verstanden?

Gleich zu Anfang bin ich noch über eine Formulierung gestolpert, die ich anders gewählt hätte:

"Ich sagte ihm bei seiner Entscheidungsprüfung in Geschichte ein,..." Ich würde statt "ein" lieber "vor" schreiben. (vorsagen)

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

danke für deine Kritik. Es freut mich, dass dich die Geschichte nicht losgelassen hat. :)

Ich habe jeweils zu Beginn der Absätze noch ein paar Sätze hinzugefügt, damit der Wechsel zwischen den Protagonisten besser herauskommt. Ich hoffe es ist jetzt deutlich, dass hier zwei Personen - eben Hannes und Peter - aus ihrer jeweiligen Perspektive erzählen. Die Ichform möchte ich eigentlich beibehalten, hoffe aber in der geänderten Form nicht noch mehr Leute allzu sehr damit zu verwirren.

lg
klara

 

Hallo Klara!

..trotz der Absätze war ich am Anfag von der Erzählform verwirrt. Aber es geht schon, man merkt, wer wer ist.
Die Geschichte ist flüssig erzähltund vor allem in der zweiten Hälfte auch echt spannend, sehr gut!
Der Schluss ist gemein. Die Freundschaft der beiden wird sich mit Sicherheit verändern, keine Frage... beim letzten Satz des Moderators musste ich richtig lachen, purer Sarkasmus und Schadenfreude, sehr gut.
Der Erzählstil mit den wechselnden Ich-Erzählern ist eigentlich genial, wenn ich es mir recht überlege, dadurch wird die Spannung noch ein Stück weiter gesteigert. Aber gewöhnungsbedürftig.

schöne Grüße, Anne

 

Hallo Maus!

Danke für deinen Beitrag.

Ja, die Freundschaft der beiden wird sich wohl verändern. Ich denke, in dieser Situation ist sie wirklich auf eine ziemlich harte Probe gestellt ... :hmm:

Die doppelte Ichform ist mir beim Schreiben eigentlich selbstverständlich vorgekommen. Mit Abstand betrachtet ist sie es natürlich nicht. Ja stimmt, sie ist gewöhnungsbedürftig, aber ich glaube die Geschichte würde an Reiz verlieren, wenn ich das ändern würde.

lg
klara

 

hi klara,
es ist mir immer sehr unangenehm, wenn die vorkritiker eine positive meinung zu der geschichte haben, die ich nicht teilen kann. Dennoch sollte ich darauf keine rücksicht nehmen.

der erzählstil ist nicht gelungen. er ist zäh und ganz und gar nicht flüssig. Wieso verwendest du so viele kurze sätze? soll diese geschichte wirklich abgehackt wirken? ausserdem sind dauernd gedankensprünge drin.
schon der allererste satz ist ein stolperstein. es hat einige sekunden gedauert, bis ich, dein leser, verstanden hatte, dass du eine aufzählung machst.

der inhalt ist von der idee her durchaus interessant. die umsetzung aber hingegen ist nicht gelungen. zum einen ist der icherzählerwechsel unglaublich unharmonisch - einfach ungeschickt. ich weiss, es gibt icherzählerwechselgeschichten, das sind aber darstellungen von verschiedenen perspektiven. also z.b. erzählt erst die frau, wie sie die ehe empfindet, dann der mann, dann die kinder. da geht es aber immer um den selben wiederkehrenden inhalt.

das andere ist, der sprung von der ersten quizfrage bis zur millionenfrage ist viel zu weit. du gibst dem namen kurzgeschichte eine ganz neue bedeutung :D !
was spricht denn dagegen, jeden einzelnen schritt, jede einzelne frage durchzugehen? immer wieder mit emotionen behaftet? (z.b. eine vermeintlich einfache frage verunsichert. man vermutet trickreiche fallen, wo keine sind. etc) die ganze dramatik eines kandidatens ist nur andeutungsweise angesprochen worden. die des kandidatens und .. ja, und den telefonjokers. die idee ist ja gut .. aber dann führe sie auch durch. die überlegungen des jokers sind ja durchaus interessant, aber nicht detailiert. die antwort "weiss ich nicht" würde zum beispiel die freundschaft keineswegs belasten. übrigens wird die freundschaft auch belastet, wenn die antwort richtig wäre. die überlegungen - emotionalen darstellungen sind einfach viel zu wenig.

es tut mir echt leid, aber diese geschichte ist leider daneben *seufz*.
dennoch - alles nur "meines erachtens" *smile*

bye
barde

Meine ersten Erfahrungen mit Mädchen besprach ich mit Peter. Ich flüsterte ihm bei seiner Entscheidungsprüfung in Geschichte die Antworten zu, er ließ mich die Mathematikhausübungen abschreiben. Wir besuchten Konzerte von Punkbands und färbten uns die Haare schwarz.

ziehe die aufzählung konsequent durch. ersetze den punkt hinter "peter" und "abschreiben" mit einem komma und schreibe klein weiter!

Vor zwei Wochen waren wir gemeinsam auf Schiurlaub.
"schiurlaub" >> Skiurlaub

 

Hallo Klara!

Das Problem, das Du in Deiner Geschichte behandeln willst, gefällt mir sehr. Nicht so sehr die Umsetzung, das sehe ich ähnlich wie Barde.

Ich finde, daß Du den ersten Absatz extrem kürzen solltest, gefärbte Haare und Mathematikhausübungen sind eher überflüssig, um die Tiefe der Freundschaft zu beschreiben, und dafür den tiefgehenden Teil, die Gedanken, Überlegungen, Gefühle im letzten Teil viel stärker herausarbeiten.

Aber was mich noch viel mehr gestört hat, ist der ganz schwere Regiefehler...

Ich stürme zum Fernseher. Der Moderator redet auf Peter ein. „Na, vertrauen sie ihrem Freund?
Die Millionenshows werden aufgezeichnet und keiner der Telefonkandidaten kann gleich nachher den Fernseher aufdrehen. Wäre es live, hätte er ihn ja wohl auch schon längst eingeschaltet gehabt...

Das zweite ist der kleinere Regiefehler:

„Es stammt von Heraklit von Ephesus ...“ – wieder eine künstliche Pause – „ ...auch nicht. Nein,..."
Kein Moderator würde in dem Fall die Antwort so geben, daß sie erst mißverstanden werden kann. Sowas machen die nicht.

Aber wegen der Idee würde ich Dir auf alle Fälle eine gründliche Überarbeitung empfehlen, von der Idee bin ich ganz begeistert. :)

Was mir noch aufgefallen ist:

"Ich spüre ein flaues Gefühl in Magengegend."
- in der Magengegend

"dass so etwas passieren könne"
- glaube, das müßte heißen "konnte"

Alles liebe,
Susi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Danke an euch beide für die eingehende Auseinandersetzung mit meiner Geschichte und den umfangreichen Kommentar. Ich freue mich, dass euch immerhin die Idee gefällt.
Eure Kritik hat mich motiviert, den Schluss der Geschichte umzuschreiben. Ich finde sie jetzt runder, mir gefällt sie besser. Ich befürchte aber, dass sie immer noch nicht eurem Geschmack entspricht.

@Barde

Wieso verwendest du so viele kurze sätze? soll diese geschichte wirklich abgehackt wirken? ausserdem sind dauernd gedankensprünge drin.

Die kurzen Sätze sollen die Anspannung widerspiegeln, ebenso die Gedankensprünge. Ich gebe zu, dass die Sätze am Beginn vielleicht länger sein könnten (habe am Beginn auch deine Anregung bezüglich der Beistriche berücksichtigt), am Schluss halte ich den atemlosen, abgehakten Stil für sehr wichtig der Spannung wegen.

zum einen ist der icherzählerwechsel unglaublich unharmonisch - einfach ungeschickt.

Das empfinde ich nicht so. Für mich war der Wechsel, wie gesagt, während des Schreibens selbstverständlich und ging wie von selbst. Und es geht ja um die jeweils verschiedenen Perspektiven in einer Situation.


was spricht denn dagegen, jeden einzelnen schritt, jede einzelne frage durchzugehen? immer wieder mit emotionen behaftet? (z.b. eine vermeintlich einfache frage verunsichert. man vermutet trickreiche fallen, wo keine sind. etc) die ganze dramatik eines kandidatens ist nur andeutungsweise angesprochen worden. die des kandidatens und .. ja, und den telefonjokers.

Jede einzelne Frage? Bei der Originalshow sind das fünfzehn Fragen. Naja, man muss ja nicht ganz bei der "Wahrheit" bleiben und ich könnte ein paar Fragen durchspielen. Es ging mir aber in erster Linie um das Spannungsverhältnis Freundschaft - Vertrauen - Geld, weniger um die emotionale Lage eines Kandidaten bei einem Quiz. Insofern kann ich mit meinem "großen Sprung" leben.
Die genaue Beschreibung der Gefühlslage einer Person bei einer solchen Show wäre ein Thema für sich. Gemeinsam mit dem von mir angesprochen Spannungsverhältnis würde das aus meiner Sicht den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen.

die antwort "weiss ich nicht" würde zum beispiel die freundschaft keineswegs belasten. übrigens wird die freundschaft auch belastet, wenn die antwort richtig wäre.

Aber es ging mir ja genau um die Beschreibung der Verwirrung und Überforderung, woraus dann der falsche Hinweis entspringt. Bei zweiterem gebe ich dir recht. Darauf wird auch in der Geschichte hingewiesen.

es tut mir echt leid, aber diese geschichte ist leider daneben *seufz*.

Braucht dir nicht leid zu tun und musst nicht so schwer seufzen .. Ich freue mich über ehrliche Kritik. Vielleicht kannst du ja mit einer anderen Geschichte von mir einmal mehr anfangen ... :)


@Häferl

Ich finde, daß Du den ersten Absatz extrem kürzen solltest, gefärbte Haare und Mathematikhausübungen sind eher überflüssig, um die Tiefe der Freundschaft zu beschreiben,

Hmm. Gar so lang ist der erste Absatz doch nicht. Er hat zwar einen dichten Inhalt, aber dieser Inhalt ist wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte, für die Beschreibung der Freundschaftsbeziehung. Aus diesen Inhalten ergeben sich ja später die vertrackten Zusammenhänge.

Die Millionenshows werden aufgezeichnet und keiner der Telefonkandidaten kann gleich nachher den Fernseher aufdrehen. Wäre es live, hätte er ihn ja wohl auch schon längst eingeschaltet gehabt...

Du hast recht. Ich habe den Schluss umgeschrieben. Mit Hilfe des Perspektivenwechsels lässt sich die Situation leicht lösen. Aber ehrlich gesagt, grundsätzlich habe ich kein Problem mir hier die Freiheit zu nehmen, und in der Geschichte etwas von der Realität abzuweichen.

Kein Moderator würde in dem Fall die Antwort so geben, daß sie erst mißverstanden werden kann. Sowas machen die nicht.

Ich finde den Moderator bei der Millionenshow tatsächlich ziemlich fies. Ob er das in dieser Situation so machen würde - keine Ahnung. Aber wie gesagt, ich nehme mir auch hier die Freiheit und lasse meinem fiktiven Moderator so handeln.

lg
klara

 

Hi klara,

im Grunde empfinde ich deine Geschichte nicht mehr oder weniger spannend, als die Quizshow selbst, denn du bedienst dich ja lediglich der gleichen Dramaturgie. Eigentlich ist es ja fast eine 1:1-Umsetzung, die Gedanken die die beiden dabei haben, schmücken das ganze zwar aus, aber viel mehr, als man in den Gesichtern realer Kandidaten lesen kann, erfährt man nicht.

Auch erscheint mir der Konflikt nicht klar genug, dafür kenne ich Hannes und Peter zu wenig. Warum ist es denn gar so eine harte Probe für ihre Freundschaft? Immerhin ist das kein Alles-oder-Nichts-Spiel, wo es um 1 Mio oder einen feuchten Händedruck geht, Peter gewinnt(!) ja eine knappe dreiviertel Mio oder so. Für den Haupttreffer hat's halt nicht gereicht, na meine Güte.

Um das ganze plausibler zu machen (für mein Verständnis zumindest, die anderen scheinen das ja auch alle als "harte Freundschaftsprobe" zu verstehen), würde ich von der genauen Summe von 1 Mio irgendetwas abhängig machen. Wenn er zB genau 1 Mio braucht, um irgendwelche Schulden zu bezahlen oder weil es um irgendeine Wette geht oder weil er sich damit irgendeinen Traum verwirklichen will oder weiß der Teufel was. Weißt du was ich meine? Dann wäre der Konflikt für mich irgendwie eindeutiger. Weil Hannes dann versteht, dass ihn Peter jetzt um jeden Preis braucht, weil es eben um genau diese 1 Mio geht und alles darunter nichts hilft. Dann würde ich auch verstehen, dass er sagt er wäre sich sicher mit seiner Antwort, weil ein ehrliches "ich weiß es nicht" seinem Freund nicht helfen würde.

Jetzt, da es aber anscheinend "nur" um viel Geld oder um noch mehr Geld geht, erscheint mir die ganze Freundschaft ein wenig oberflächlich und somit nicht wirklich greifbar.

Grüße
Visualizer

 

Hallo Visualizer,

oje, scheinbar hat auch dich die Geschichte nicht wirklich begeistert. Wahrscheinlich ist sie wirklich nicht der große Wurf.
Leider scheint auch niemand mit dem Zitat "Alles fließt" etwas anfangen zu können, das den ständigen Wankel beschreibt, der sich auch in der Geschichte widerspiegelt. Naja, ist vielleicht etwas zu versteckt eingebaut. Das müsste man vielleicht deutlicher hervorheben.
Was mich etwas nachdenklich stimmt, ist, dass sie eine der Geschichten ist, bei der ich mir beim Schreiben am meisten Mühe gegeben habe und mit der ich gleichzeitig die negativsten Kritiken einheimse seit ich "hier" bin. Vielleicht hatten die Leser diesmal ja höhere Erwartungen oder vielleicht ist diese Art von Geschichten tatsächlich nicht mein Metier. Hmm.

Danke für deinen sorgefältigen Kommentar in jedem Fall!

Im einzelnen:
Es stimmt, ich habe mich ziemlich genau an die Quizshow gehalten. Wenn dieselbe Spannung rüber kommt wie bei der Show selbst, bin ich ja eigentlich ziemlich zufrieden.

Peter gewinnt nur 15.000 Euro. Immerhin, aber im Vergleich zu einer Million ist das etwas wenig. Vielleicht kommt das im Text nicht so genau heraus. Ich bessere es nach ...

Beim Schreiben ging ich davon aus, dass "eine Million" für sich steht. Bei dieser Summe ...
Aber du hast recht. Die Geschichte wäre greifbarer, wenn hinter dem Geld ein konkreter Inhalt wäre. Ist für die nächste Geschichte dieser Art (so ich nochmals eine solche schreibe) notiert.

lg
klara

 
Zuletzt bearbeitet:

Ähm ... klara? Du lässt den Kandidaten jetzt in deiner Quizshow von 300.000 auf 15.000 runterrasseln? Und mit nur einer Frage mehr würde er von 300.000 auf 1 Mio springen?

Also damit komm ich jetzt aber auch nicht klar. Einerseits bedienst du dich dem Konzept der bekannten Fernsehshow, andererseits bestimmst du die Geldbeträge nach eigenem Gutdünken, nur um die Dramatik zu steigern? Das kann's doch auch nicht sein oder?
Also entweder du machst wie gesagt von dem exakten Geldbetrag von 1 Mio irgendetwas abhängig oder du änderst das gesamte Grundkonzept der Show und kreierst was eigenes, aber so find ich's jetzt einfach nur unrealistisch und somit schon überhaupt nicht nachvollziehbar.
Sorry.

Grüße
Visualizer

Nachtrag: Oder sind das wirklich die realen Beträge und Stufen in der Fernsehshow? Hab's momentan nicht im Kopf. Klingt aber irgendwie nicht ganz danch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmm, Visualizer,

es sind die tatsächlichen Beträge. In Österreich zumindest. Das ist ja auch irgendwie das Brutale an der Show. In Deutschland sind die Stufen etwas anders, aber nicht wesentlich glaube ich.

"Realistisch" .. Mich reizt es eher die Geschichte zu überzeichnen Richtung Satire. Leicht überzeichnet ist sie ja, aber man müsste wahrscheinlich noch um einiges weiter gehen, um in die Nähe einer Satire zu kommen.

lg
klara

 

Uff, da hab ich mich aber ganz schön vertan. Hatte das irgendwie anders in Erinnerung. Wenn man wirklich auf 15.000 runterfällt, ist es natürlich schon hart und ich nehm gern alles zurück. ;)
Aber gut, dass du diesen Umstand in deiner Geschichte jetzt noch klarer herausgestrichen hast, für die (einschliesslich mich), die die Regeln nicht so gut kennen.

Grüße
Visualizer

 

Hallo Visualizer,

danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

Ohne diese "Nebensache" macht die Geschichte wirklich kaum einen Sinn, und man kann vom Leser echt nicht verlangen, dass er die Stufen der Millionenshow im Kopf hat ...

Schwere Geburt diese Geschichte .. :shy:

klara

 

Klara,

Mir gefaellt die Geschichte, und wer will nicht wissen, wie sie ausgeht? Die Einleitung fand ich auch nicht zu lang. Mich liess sie raten, was will der Mann mit den Auszuegen aus den Klatschzeitschriften? Und ich fand es gut, erst spaeter die Antwort darauf zu bekommen. Den Perspektivwechsel fand ich auch gut. So kann man die Gedanken der beiden Protags besser rueberbringen. Dass man fuer den Bruchteil einer Sekunde herausfinden muss, wer denn der andere ist, sollte man einem Leser abverlangen koennen.
Sind ein paar kleine Fluechtigkeitsfeher drinnen wie z.B. 'die Leitung ist tod', sonst Klasse.

Gruss,

Claudio

 
Zuletzt bearbeitet:

Abend Claudio,

Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. :)

Ich glaube auch, dass sie durch den Perspektivenwechsel gewinnt, und ich denke nicht, dass es für den Leser allzu schwierig ist, zu erkennen, ob es sich jeweils um Hannes oder Peter handelt. Außerdem macht es Spass, von der gängigen "A-Z Erzählweise" abzuweichen und verschiedene Stilmittel auszuprobieren.

lg und danke für deinen Beitrag

klara

 

Hei Klara,

hehe, eine wahrhaft satanische Geschichte mit satirischen Anklängen. Der Moderator ist eindeutig ein Sadist, wenn er sagt „Das tut mir jetzt aber schon leid“ ... wahrscheinlich mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen ... das könnte ich mir jedenfalls gut vorstellen. :baddevil:

Heraklit muss das gesagt haben. Was soll er sonst gesagt haben? Irgendwas muss er ja gesagt haben. Was tut denn sonst ein Philosoph in Griechenland, ausser irgend etwas zu sagen.

An dieser Stelle musste ich herzhaft lachen – diese Geschichte beinhaltet einige solcher Gustostückerl.

Tolle Story, Klara!

lg
liz

 

Hallo Liz!

Danke für deinen Beitrag. Es freut mich ganz besonders, dass du die satirischen Anklänge darin siehst, und dass ich dich zum Lachen gebracht habe. :)

lg
klara

 

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