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Allein
Es war ein Tag wie jeder andere in Ihrem Leben. Grau und düster, nichts besonderes. Wäre sie an diesem Tag im Bett geblieben, hätte die Welt auch nicht aufgehört sich zu drehen. Es hätte einfach nur ein Gesicht auf dem Schulhof gefehlt. Ihres war hübsch, doch nicht zu auffällig. Wenn sie kein Make Up trug, könnte man sie für 16 halten, dabei war sie 19 und machte das Abitur. Die Lehrer gingen ihr am Arsch vorbei. Machten ihren Job nur wegen dem Geld und interessierten sich nicht die Bohne für jemanden wie sie.
Sie war nicht im Schulchor, nicht im Schultheater, und auch nicht an der Anfertigung der Schulzeitung beteiligt. Sie hatte keine besonders guten Noten und meldete sich im Unterricht nie. Wenn sie krank war, fiel es niemandem auf. Wenn sie etwas erzählte, hörte niemand zu. Sie war ein niemand.
Ihre Welt war und blieb leer. Ihre Eltern arbeiteten und hatten keine Zeit weder für sich noch für sie.
Die Jungs, die sich für sie interessierten, interessierten sie nicht. Sie war eine Träumerin und in denen ging es ihr gut. Sie hatte alles, ein Auto, einen Fernseher, ein schönes Zimmer, doch sie hatte auch nichts. Denn die Einsamkeit war ihr ständiger Begleiter. Sogar in Gesellschaft, strahlte sie eine geistige Abwesentheit aus.
Doch an diesem Tag kam alles ganz anders. Wie immer fuhr sie zur Schule und wohnte teilnahmslos dem Unterricht bei. Die Augen halb geschlossen, sass sie bei Mathe und beobachtete ihre Banknachbarin, die eifrig einige Stellen aus dem Lehrbuch in ihren Hefter übertrug.
Sabine, die geborene Streberin, wie immer darum bemüht, den Lehrer zu beeindrucken.
" Katharina ", eine grimmige Stimme durchbrach ihre Gedanken.
" Katharina komm doch mal an die Tafel und rechne uns diesen Dreisatz aus ". Ups, Dreisatz, wie soll ich das denn anstellen, waren ihre ersten Gedanken. Dann wunderte sie sich , dass sie überhaupt nach vorn gerufen wurde. Schon seit Ewigkeiten hatte sie keiner mehr aufgerufen. Sie hätte auch nackt zur Schule kommen können, das hätte nichts daran geändert. Doch wieso heute, wieso ausgerechnet in Mathe?
Katharina rückte den Stuhl beiseite, erhob sich schwerfällig und steurte auf die dunkelgrüne Tafel zu. " Wir wollen heut noch fertig werden, ein bisschen schneller Katharina. "
Im Hintergrund hörte Katharina schon Anke mit den Fingern schnipsen, um anstelle von Ihr die Lösung an die Tafel zu schreiben.
Katharina nahm die Kreide in die Hand und starrte einen Moment lang auf die Zahlen und die unleserliche Schrift des Lehrers. Auch wenn sie seine Hieroglyphen hätte entziffern können, wäre ihr die Lösung nicht in den Sinn gekommen. Überhaupt wer interessierte sich schon für Dreisätze?
Dann tat sie zum ersten Mal etwas einzigartiges in ihrem Leben, etwas über das sie nicht nachdachte. Einfach etwas, dass nun getan werden musste.
" Ihr Arschlöcher könnt mich alle mal !!! ".
Diese Worte standen auf einmal an der Tafel. Ein Raunen und Kichern ging durch die Klasse. Katharina lies die Kreide zu Boden fallen, dann rannte sie aus dem schweißluftgetränkten Raum und knallte die schwere Holztür zu.
Lautes Scheppern.
Im Hintergrund konnte sie noch leise das Gebrüll des Lehrers und das schallende Lachen der Klasse hören.
Doch das war nicht mehr wichtig. Sie mußte weiter. Klirr, das Glas des Feueralarmknopfes war gebrochen.
Kurz den Feueralarmknopf gedrückt und das Getöse des Feueralarms füllte die Räume. Weiter, immer weiter rannte sie. Aus den Räumen traten aufgeregte Gestalten, die sich mit ihr den Weg zum Ausgang bahnten.
Geschafft, frische Luft, frei, Katharina rannte auf die Straße zu, weg für immer weg von hier.
Doch ein lauter Knall zerstörte ihren Weg in die Freiheit, ihren ersten Weg ins Leben. Das rote Auto war schneller. Ihr Blut und der rote Lack des Opels wurden eins.
" Guten Abend, mein Name ist Frauke Ludowig und willkommen bei Explosiv. Heute geschah etwas unfassbares, eine Tragödie mitten in einer deutschen Schule. Ein 19- jähriges Mädchen startete den Feueralarm ihrer Schule und stürtzte sich anschliessend vor ein Auto. Dieses hatte eine Geschwindigkeit von 60 kmh und konnte dem Mädchen nicht mehr ausweichen. K. S. war sofort tot und der Fahrer des Unfallwagens erlitt einen Schock.
Uli W. berichtet für sie life vom Ort des Geschehens.....
[Beitrag editiert von: haselnuss1234 am 22.03.2002 um 02:07]