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Alle meine Entchen
Die Melodie begann zu spielen und die Entchen verdrehten die Augen.
„Los Jungs, alle rein in den See. Aber schnell!“, gackerten die albernen Gänse und legten sich gemütlich in die weiche Wiese, während ihre Entenkollegen alle hintereinander in den See springen mussten.
„Brrrr! Das Wasser ist heute wieder besonders kalt“, dachten die Entchen und schlotterten ein wenig. Dann begannen sie zu schwimmen. Viel lieber hätten sie sich jedoch im Gras ausgeruht, wie die Gänse und die Hühner, aber das ging eben nicht. Denn immer wenn jemand das Lied von den Entchen anstimmte, mussten sie los und hintereinander her schwimmen, egal ob es Sommer oder Winter war.
Aber nicht nur das. Sobald die Leute „ Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh´“ sangen, mussten sie tauchen. Sogar die Entchen, die gerade überhaupt keine Lust dazu hatten. Und so kam es, dass sie oft sehr mürrisch waren, wenn ihr Lied gesungen wurde.
Viel schlimmer war jedoch, dass die anderen Tiere, die Gänse, Hühner und Tauben, sich immer über sie lustig machten. Fröhlich faulenzend spotteten sie über die armen Entchen, kicherten und guckten zu, wie diese arbeiten mussten. Eines Tages hatten die Enten aber endgültig genug davon. In einer ihrer Planschpausen überlegten sie und kamen auf eine großartige Idee.
Schnell besorgten sie sich Stifte und kritzelten etwas, was die anderen Tiere nicht sehen konnten, auf ein Stück Papier, steckten dies in einen Umschlag und brachten es zur Post.
Als das nächste Mal ihr Lied angestimmt wurde und die andern Tiere kicherten, lachten auch die Enten. Denn im Gegensatz zu den Hühnern, Gänsen und Tauben, wussten sie, was passieren würde.
Als die anderen Tiere noch überlegten, ob die Entchen eine Ehrenrunde drehen mussten, wurden sie völlig überrascht. Wie so oft sangen die Leute fröhlich weiter. Diesmal aber nicht von den Entchen, sondern von den Täubchen, die alle auf dem Dach gurren und dann nacheinander in die Lüfte fliegen mussten. Und dann von den Hühnern, die im Stroh scharren, Körner finden und froh sein mussten.
Die Gänse gackerten noch, dann waren auch sie an der Reihe. Watschelnd mussten sie durch den Grund, im Tümpel suchen und kugelrund werden. Und diesmal lachten die Enten. Nicht, weil die anderen Tiere auch mal etwas tun mussten, sondern weil sie dabei solch witzig verdutzte Gesichter machten. Niemals hätten die Tauben, Hühner und Gänse damit gerechnet, dass die Enten heimlich ein paar weitere Strophen dichten würden. Aber das hatten sie nun davon. Hätten sie nicht immer die Enten geärgert, würden sie heute noch faul im Gras hocken können.
Seit diesem Tag ist das Lied also länger und die Enten sind jedes Mal froh, wenn nicht nur die erste, sondern gleich alle vier Strophen ihres Liedes gesungen werden.