- Anmerkungen zum Text
Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Alle Jahre wieder...
Alle Jahre wieder...
Was machen wir an Weihnachten?
Wir, das heißt Patrick, Peter Pan und ich hatten zwei Möglichkeiten. Entweder in den tiefverschneiten Schwarzwald zu Peter, meinem jüngeren Bruder nach Hamburg oder zu meinem etwas älteren Bruder Seppel und seiner Frau Annikki, die „verlorenen Jungs“ und „Baby“ besuchen. Patrick wollte zu Peter, er wollte Schlitten fahren und Spaß haben. Wir beide, Peter Pan und ich, wollten nach Hamburg.
Dieses Mal war sogar „Glöckchen“ dabei, Peter Pans Elfe. „Glöckchen“ wollte natürlich auch nach Hamburg, wo ihre Freundin „Belle“ wohnt. Die wollte sie besuchen. So war es beschlossene Sache, wir gingen in die Hafenstadt.
Patrick maulte etwas herum, weil er meinte, er könne dort nicht Schlitten fahren, aber ich sagte ihm, dass sie bestimmt auch in Hamburg einen kleinen Hügel haben werden. Außerdem versprach ich ihm, er würde Otto treffen, Otto Walkes, der ihn immer zum Lachen brachte. Da leuchteten seine Augen auf und er war mit unserer Entscheidung einverstanden.
Allerdings wusste ich zu der Zeit noch nicht, dass Otto sich nicht in Hamburg befand, sondern in Nimmerland, um sich neue Anregungen zur nächsten Show zu holen.
In Hamburg angekommen, empfing uns ein riesengroßer Weihnachtsmarkt am Hafen. Hell erleuchtet und aus der Ferne schon sichtbar. Das war ein Anblick, wunderschön. Dort mussten wir erst einmal Halt machen und über diesen Markt laufen. Wir tranken Glühwein, natürlich nur die Großen, der Kleine bekam Kinderpunsch, dazu aßen wir süße heiße Waffeln.
Gestärkt kamen wir dann bei Seppel und Annikki an, Mikko und Nina waren auch da, welch Überraschung. Es war ein großes wunderschönes Wiedersehen. Was wir gar nicht fassen konnten war, dass Peter, unser Bruder auch da war. Also war die ganze Familie wieder beisammen, so wie das letzte Jahr. Wir konnten unsere „verlorenen Jungs“ und „Baby“ gar nicht entdecken. Seppel erzählte mir, dass er die Jungs schlafen geschickt hat und sie später geweckt werden würden, um mit uns zu feiern.
Wir erzählten alle durcheinander, was wir das Jahr über erlebt haben, wir lachten sehr viel und später war die Freude groß, als wir die „verlorenen Jungs“ und „Baby“ in die Arme schließen konnten. Die Jungs hatten sich kaum verändert, aber so verloren sahen sie nicht mehr aus, sie hatten endlich eine „Heimat“ gefunden bei den Hamburgern. Das war schön anzusehen. Wir freuten uns sehr darüber, dass sie sich so sehr wohl fühlen.
Die Jungs und „Baby“ nahmen uns alle bei der Hand und zogen uns in ihre Zimmer. Sie wollten zeigen, was sie gemalt, gezeichnet und geschrieben haben. Zwei dieser Jungs waren schon in der Schule, nur „Baby“ und ein ein Jahre älterer Junge, namens Bobo, waren noch nicht so weit, dass sie in die Schule gehen konnten. Die zwei anderen zeigten uns ihre Hausaufgaben, das, was sie in der Schule machten und worauf sie sehr stolz waren.
Patrick fragte Seppel nach Otto, seinem Lieblingskomiker. Ob er denn wisse, ob er in der Stadt sei, ich hätte doch versprochen, dass er ihn sehen könne. Seppel meinte, dass Otto gar nicht in der Stadt sei, sondern in Nimmerland, um sich neue Ideen zu holen. Da rastete Patrick aus, er schrie und wälzte sich auf dem Boden, als ob jemand ihm sein Lieblingsspielzeug weg genommen hätte. Ich entschuldigte mich für ihn und zwinkerte Patrick zu und flüsterte ihm ins Ohr, dass er doch morgen mit Peter Pan nach Nimmerland könne und er ihn da sehen würde. Peter Pan war einverstanden mit dieser Idee und schon strahlten Patricks Augen wieder.
Es wurde ein schöner Abend und am nächsten Morgen wurde Patricks Wunsch erfüllt. Peter Pan flog mit ihm nach Nimmerland, wo er dann auch Otto treffen konnte. Otto machte ein paar Späße mit ihm und versprach ihm, dass er die Weihnachtstage nochmal nach Hamburg zu ihm käme. Wir haben alle seine Augen gesehen, als er uns das zuhause erzählte.
Ich fragte am nächsten Morgen, was sich die Kinder zu Heilig Abend wünschten. Der Wunsch von Patrick wurde von Otto schon halb erfüllt, die andere Hälfte kam noch.
Seppel, Annikki und Peter wünschten sich einen fröhlichen Heilig Abend zusammen mit der Familie, deren Wunsch war dann auch schon fast in Erfüllung gegangen. Nichts stand dem im Wege. Es sollte wirklich eines der schönsten Weihnachtsfeste werden, die wir je erlebt haben.
Bobo wollte gern noch einmal nach Nimmerland ein Abenteuer bestehen, zusammen mit Peter Pan, bevor er in die Schule kam. Es fehle ihm etwas, meinte er. Er fühlte sich in der Familie geborgen, er fühle sich dort wohl, allerdings erzählte er auch, dass er gern noch einmal mit Peter Pan zusammen sein wollte. Es waren noch zwei Jahre, bis er in die Schule gehen sollte, also beschlossen alle, dass sie ihm den Herzenswunsch nicht abschlagen werden.
Peter Pan konnte sich fast all seine Wünsche erfüllen, nur den einen nicht. Er würde sehr gern seine Mutter wiedersehen. Allerdings mussten wir da einen Plan austüfteln, damit wir das für immer geschlossene Fenster seiner Mutter, öffnen können. Wir hofften alle, dass sie noch lebte, denn es waren Jahrzehnte vergangen, seit er durch das offene Fenster flog und nicht mehr wieder kam. Allerdings war es schon spät und wir entschieden, dass wir den Plan später erörtern würden. Das ist allerdings eine andere Geschichte und wird auch an anderer Stelle erzählt.
Nun war Patrick an der Reihe. Er würde gern ein Jahr bei Peter, meinem Bruder, sein und Zeit mit ihm verbringen. Er war fasziniert von ihm, weil er ja auch Kinder in seinem Alter hat und er würde gern mit ihnen spielen, zur Schule gehen und alles machen, was die drei auch machten. Es ist natürlich ein etwas anderes Leben als bei Peter Pan und bei mir. Aber es fiel mir sehr schwer ihn ziehen zu lassen, aber Ich weiß allerdings, dass Peter gut auf Patrick aufpassen wird und ich willigte schweren Herzens ein. Auch Peter Pan war etwas perplex als er den Wunsch Patricks hörte.
„Baby“, der noch ein Jahr jünger als Bobo war, wollte in ein Musical. Es musste nicht morgen, sondern konnte auch im nächsten Jahr sein. Wir versprachen ihm, dass wir morgen in aller Herrgottsfrühe nachschauen werden, wann wo welches Musical spielt. So war dieser Wunsch auch fast schon erfüllt.
Zwei Wünsche waren noch zu erfüllen... und zwar die der anderen zwei Jungs, Bastian und Tillmann.
Tillmann wollte auf die Peter Pan-Schule, dort würde er zaubern lernen, Geschichten schreiben können. Dort, auf der Schule, wird jedes Jahr ein Fest veranstaltet, das Rundlauf-Fest. Das heißt, Kinder die dort auf der Schule sind, laufen Runden. Pro Runde gibt’s von jedem Sponsor, das sind entweder die Eltern oder deren Großeltern, Geld. Die Hälfte des Geldes geht an die Schule, die andere Hälfte wird für einen guten Zweck gespendet. Vier Jahre Peter Pan-Schule, dann noch zwei Zauberlehrjahre und er wäre Tillman-Pan.
Bastian sagte Peter Pan, dass er gern hätte, dass Träume fliegen lernen, sodass jeder, der etwas Schönes träumt, den Traum mit einem anderen teilen kann. Peter meinte dazu, dass er so einen Kinderwunsch noch niemals gehört hätte. Und wir anderen auch nicht. Aber es ist eine bezaubernde Idee, da stimmten wir alle überein. Träume sollen wirklich fliegen können, damit andere, die Albträume haben, sie austauschen können.
Als letzte blieb ich übrig.... ich hatte schon immer einen Herzenswunsch, ich würde gern Udo Lindenberg treffen, mit ihm reden und mit ihm Geburtstag feiern. Das konnte ich natürlich an Weihnachten nicht, da er mitten im Jahr hat.
Ihn treffen, ihn sehen, mit ihm reden und einen „großen Mann“ kennenlernen, der Deutsche Rockgeschichte geschrieben hat, wäre das Größte für mich. Alle sahen mich erstaunt an, da ich noch niemals davon gesprochen habe. Ich dachte immer, dieser Traum sei für mich unerfüllbar. Das erste Mal sprach ich es aus.
Der nächste Tag... Heilig Abend
Als wir alle aufwachten, kam „Baby“ zu mir ans Bett und sagte zu mir, dass er jetzt endlich das Musical mit uns aussuchen wolle. Er hätte diese Nacht überhaupt kein Auge zugemacht, vor lauter Aufregung. Also schickte ich ihn nochmal schlafen. Es war noch sehr früh. Ich versprach ihm, dass ich ihn in drei Stunden wecken würde, dann dürfe er sich das Musical, das er sich ansehen will, aussuchen. Wir frühstückten in aller Gemütsruhe und hatten viel Spaß miteinander.
Nach dem Frühstück seilten sich Annikki und Seppel ab, sie wollten noch etwas erledigen, sagten sie. Sie müssten das Abendessen noch besorgen, es sollte, wie letztes Jahr, wieder Gänsebraten geben. Ich sagte den „verlorenen Jungs“, dass sie ins Bad gehen und sich frische Sachen anziehen sollten. Es sollte für alle ein unvergesslicher Abend werden.
Drei Stunden später, ich weckte gerade „Baby“, kamen Seppel und Annikki auch wieder zurück, mit den Gänsen. Wie versprochen, haben wir uns dann hingesetzt und das Musical „König der Löwen“ ausgesucht. „Baby“ war begeistert.
Seppel und Annikki hatten nicht nur die Gänse besorgt, sondern kamen auf die glorreiche Idee, ins Hotel „Atlantic“ zu fahren, mit dem Manager Udo Lindenbergs zu sprechen, um eine Einladung von ihm für mich zu bekommen. Das wusste ich aber noch nicht, das sollte ich erst heute Abend erfahren. Wir saßen alle zusammen, redeten und lachten alle durcheinander. Wir gingen zum Hafen spazieren und wir sahen, dass der Weihnachtsmarkt noch offen hatte. Natürlich mussten wir den besuchen, etwas trinken, eine Kleinigkeit essen und die Augen der Kinder glänzten, da die Lichter funkelten, auch schon zur Mittagszeit, und weihnachtliche Musik erklang.
Nachmittags fiel uns ein, dass wir allesamt doch auch meine Freundin Elke und ihren Sohn Leon besuchen wollten, sie wollten sie alle kennenlernen. Ich rief sie an und sie sagte sofort zu dass wir bei ihr zum Kaffee kommen können. Kaffee und Kuchen nachmittags, welch Freude, auch für die Kleinen.
Jeder bekam ein bisschen Elfenstaub von „Glöckchen“ ab und so flogen wir nach Kirchzarten. Bis dahin war „Glöckchen“ bei ihrer Freundin „Belle“ gewesen, die, wie geschrieben, auch in Hamburg wohnt. Diesen Morgen kam sie jedoch zu uns, weil sie Heilig Abend mit uns verbringen wollte, da „Belle“ ihre Eltern besuchen würde, die in Stockholm wohnen.
In Kirchzarten angekommen (zu unserem Bedauern lag dort kein Schnee, es regnete), wurden wir sehr herzlich von beiden begrüßt. Ich stellte alle vor, die Kleinen waren von Leon begeistert und wollten mit ihm spielen. Also machten sich die „Kleinen“ mit ihm auf in sein Zimmer. Wir „Großen“ nahmen im Wohnzimmer Platz und bekamen Kaffee und Kuchen serviert. Sie hatte extra für uns gebacken, so viel Zeit hatte sie noch. Die „Kleinen“ bekamen heißen Kakao und ein paar Plätzchen auf Leons Zimmer.
Ich fragte Seppel ganz leise, ob wir die beiden nicht mitnehmen könnten nach Hamburg, denn Platz genug sei da. Er erwiderte leise, dass wir das machen können, dass das überhaupt kein Problem sei. So kam es, dass Elke, Leon, Peter, Peter Pan, Patrick, Seppel, Annikki, „Baby“, Bobo, Tillmann, Bastian und ich zurück nach Hamburg flogen. Es war das erste Mal, dass Elke und Leon geflogen sind, zumindest mit Elfenstaub.
Abends waren wir dann alle zusammen wie eine riesengroße Familie. Wir waren eine lustige Bande, wir lachten und redeten viel. Da fiel mir siedend heiß ein, dass Elke und Leon gar keine Geschenke von uns hatten, also mussten wir uns etwas überlegen. Ich fragte „Baby“ ob er vielleicht Lust hätte mit Leon zum Musical zu gehen, damit er nicht ganz allein dort sitzen musste. Da er sich mit ihm gut verstand, war er damit einverstanden. Somit hatten wir schon mal ein Problem gelöst.
Was konnten wir Elke Gutes tun, war die Frage aller Fragen. Sie meinte, sie wünsche sich nur ein bisschen mehr Geld, damit sie die Wünsche ihres Sohnes erfüllen könne.
Wir beschlossen, dass wir für sie innerhalb der Familie sammeln würden, aber das bekam Elke natürlich nicht mit. Jeder gab 20,-- € und schon waren 200,-- € zusammen. Damit konnte sie zumindest die wichtigsten Wünsche ihres Sohnes erfüllen in nächster Zeit und vielleicht noch etwas zurücklegen.
Natürlich konnten wir über Weihnachten den Herzenswunsch Tillmanns nicht erfüllen, aber dafür das darauffolgende Jahr. Dass dieser Traum für Tillmann in Erfüllung ging und er die Peter Pan-Schule mit Bravour abschloss, ist eine andere Geschichte und wird auch ein anderes Mal erzählt.
Der Musical-Wunsch von „Baby“ wurde natürlich erfüllt und er erzählte noch Jahre später von seinem „Abenteuer“ mit Leon an seiner Seite.
Mein Traum ging auch in Erfüllung, zwar noch nicht an Weihnachten aber ich habe am 17. Mai 2015 mit Udo Lindenberg an einem Tisch gesessen, sogar Elke war dabei und wir haben alle zusammen Geburtstag gefeiert. Es waren noch einige andere Leute aus der Musikbranche da und ich lernte sie alle kennen. Auch zeigte er uns seine Wohnung im Hotel „Atlantic“ in Hamburg. Mit Udo blieb ich bis zum heutigen Tage in Verbindung und wenn wir Zeit und Lust haben, treffen wir uns auf einen Kaffee, irgendwo auf der ganzen Welt.
Das Allerschönste war, die schönen Träume lernten wirklich fliegen. Sie flogen kreuz und quer durch die Lüfte, machten Halt in den Köpfen derer, die sich vor Albträumen nicht retten konnten. Das machte die Welt ein bisschen wärmer und schöner.
Als wir uns von den Hamburgern verabschiedeten, machten wir für das nächste Jahr Weihnachten aus, dass wir uns alle bei Peter im Schwarzwald treffen werden. Wir hatten alle Freude im Herzen, die Seelen haben wir baumeln lassen können, wir waren glücklich und zufrieden. Wir verabschiedeten uns ganz herzlich von den „verlorenen Jungs“, die ganz und gar nicht mehr verloren waren, denn sie hatten Freunde, Freude, Glück und Geborgenheit gefunden.