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Allahs Dank

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09.09.2002
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Allahs Dank

Es war geglückt, das Land des Bösen war schwer getroffen. Immer wieder schweiften seine Gedanken von seinem Dankesgebet zu den Fernsehbildern ab. Wie herrlich fand es Osama, dass er diesen Moment sehen durfte, dem Triumph seiner heiligen Krieger mit eigenen Augen beiwohnen konnte.
Lebhaft waren die Bilder in seinem Gedächtnis wie die Flugzeuge, vollgepfercht mit Ungläubigen, gegen die riesigen Türme krachten, dieses Symbol des dekadenten Lebens der Amerikaner. Wie wunderbar mit anzusehen wie kurze Zeit später die Türme in sich zusammen stürzten, unzählige der Unwürdigen in den Tod reißend. Ein wohliger Schauer der Freude fuhr ihm über den Rücken.
Großer Allah, dein unwürdiger Diener Osama Bin Laden lenkte das Geschick der Männer die dir zu gefallen heute Tausende ungläubiger vernichtet haben. Dein heiliger Krieg hat einen großen Sieg davongetragen. Nimm dies als Geschenk deiner Diener, die dein Reich mit ihren Herzen in die Welt tragen.
Wieder schweiften seine Gedanken ab. Fast sah er vor seinen Augen die Flammen, die Allah zu Ehren gierig am verhassten Pentagon leckten. Hörte beinahe die Schreie der Sterbenden, die ihn erneut den wohligen Schauer spüren ließen. Was würde er nicht dafür geben dieses Siegesgefühl immer wieder zu erleben, den Geschmack dieses Triumphs erneut auszukosten.
Etwas geschah. Bin Laden spürte wie etwas in seinem Geist sich zu formen begann. Seine Seele schien sich von seinem Körper zu lösen, schien aufzusteigen, schwerelos. Eine gewaltige Stimme formte sich in den Tiefen seiner Seele.
„ICH BIN ALLAH, DEIN GOTT. DU HAST MIR EIN GESCHENK GEMACHT DESSEN ICH MICH SCHÄMEN MUSS!“ Die Worte wurden nicht gesprochen und waren doch da, brachten Osamas Geist zum Beben.
Er war unfähig sich zu bewegen, zu sprechen, ja sogar zu atmen.
„ICH WERDE DIR DEINEN WUNSCH ERFÜLLEN, DU SOLLST BIS IN ALLE EWIGKEIT DEINEN SIEG AUSKOSTEN KÖNNEN!“
Die Worte dröhnten, formten einen Strudel der Bin Laden mit sich riss, immer tiefer zog und ihn schließlich einfach auszuspucken schien.
Langsam begann er seinen Körper wieder zu spüren. Seinen Körper?
Er öffnete die Augen. Was er sah ließ ihn erstarren.
Aus dem kleinen Flugzeugfenster konnte er Straßenschluchten, die von Titanen aus Stahl, Glas und Beton gesäumt waren, erkennen.
„Für Allah!“ der Ruf in arabischer Sprache drang schwach durch das ihn umgebene Geschrei. Er drehte den Kopf, sah den angespannten Gesichtsausdruck seines Landsmanns der mitten im Flugzeuggang stand, die Hände mit dem blutigen Messer beschwörend erhoben. Er wollte ihn ansprechen, ihn fragen wo er sei, was geschehen war aber bevor er den Mund öffnen konnte ging die Welt unter. Er wurde von seinem Sitz geschleudert, stürzte in den alles umgebenen Feuerball. Er spürte wie die Hitze seine Haut verbrannte, fühlte wie die Druckwelle seinen Körper in Stücke riss, ihn in einen unvorstellbaren Schmerz verwandelte. Warum starb er nicht? Er musste doch schon längst tot sein. Allah erlöse mich schoss es ihm durch den Kopf.
Plötzlich war es vorbei. Verwundert betrachtete er die Kaffeetasse in seiner schwarzen Hand, nicht schwarz vom Feuer sondern von Geburt an.
Noch bevor er verstand was geschehen war ließ ihn ein schriller Schrei herumfahren. Durch die riesigen Fenster des Großraumbüros sah er das Flugzeug, sah dass es auf ihn zuhielt. Wie gelähmt starrte er auf den schnell näher kommenden Bug der Maschine, sah wie sie gegen die Glasfront des Büros krachte. Er spürte wie er von den Füßen gerissen wurde, wie der Feuerball ihn wieder verschlang und die Druckwelle ihn in Stücke riss. Wieder dieser unsagbare Schmerz, wieder keine schnelle Erlösung durch den Tod.
Er hustete, der Feuerball war verschwunden. Durch den Rauch sah er auf seine blutigen Hände, nicht mehr schwarz sondern unter dem Blut und dem Schmutz schneeweiß. Lange, schmale Finger mit lackierten Nägel.
Hände einer Frau, dachte er noch als er schon den Krach über sich hörte. Titanische Stahlträger jagten durch die Decke, gigantische Betonteile mit sich bringend die ihn trafen, zerquetschten. Knochen brachen. Splitter durchbohrten Haut und Eingeweide. Schmerz, keine tödliche Erlösung. Der Boden gab nach, verwandelte alles in eine Lawine aus Staub und Zerstörung, ließ ihn fallen.
Wieder der arabische Ruf, wieder der Landsmann mit dem Messer, das Bild der Straßenschluchten nur diesmal von einem anderen Platz aus betrachtet. Erneut die Explosion, der Schmerz, keine schnelle Erlösung.
Immer weiter sprang sein Geist von einem der Opfer zum nächsten, erlebte den Tod jedes einzelnen, litt verstärkt die Qualen der sterbenden.
Waren endlich die Torturen des letzten Opfers ausgestanden, so begann der Reigen des Todes erneut. Kein Ausweg. Immer wieder begann es von vorn, das Sterben, das Leiden. Mal wurde er zerquetscht, mal verbrannte er. Er stürzte aus Fenstern, wurde zerrissen, erstickte.
Als Osama Bin Laden zum unzähligsten Male im Körper eines Mannes aus einem der oberen Stockwerke aus dem Fenster sprang, begriff er endlich dass Allah seinen Wunsch wirklich erfüllt hatte. Er erlebte seinen vermeintlichen Triumph immer von neuem. Seinen Triumph des Wahnsinns, der Qualen und des sinnlosen Sterbens. Immer wieder und wieder, bis in alle Ewigkeit gefangen in einem Reich das er sich für die Ungläubigen gewünscht hatte. Eine Welt aus Trümmern und Staub, Blut und Schmerz, Feuer und Tod. Eine Welt des Terrors.

 

Hallo miteinander
Ich war mir nicht sicher, wo diese Story am besten hingehört. Vielleicht gibt ihr ja ein Moderator einen passenderen Platz.

Gruß Drachenlord

 

Hallo Drachenlord!

Kein leichtes Thema, eine Kurzgeschichte über den 11. September, dem Tag des Terrors zu schreiben, der wohl für lange Zeit unvergessen bleiben wird.

Die Geschichte beginnt erst mal sehr heftig, da du die Geschehnisse aus Osama Bin Ladens Sicht schilderst. Und auf einmal meldet sich überraschen Allah zu Wort. Sätze, die mich an die Bibel erinnerten. Anklagend verkündet er Bin Laden seine grausame, aber wohl verdiente Zukunft: Nie enden wollende Qualen.

Die Geschichte hat mir gut gefallen, da du die Thematik ernsthaft behandelt hast.
Auch wenn eine derartige gerechte Strafe für Bin Laden realistisch gesehen wohl eher unwahrscheinlich ist. Aber wer weiß schon wirklich, ob er (sei es im irdischen Leben oder in dem nach dem Tod) zur Rechenschaft gezogen wird.

Die Rubrik "Sonstige" finde ich für diese Geschichte über Realität und Religion / Ethik passend gewählt.

Sprachlich ist der Text wieder mal gut formuliert.

Wegen der unterschiedlichen Themengebiete deiner beiden Geschichten, die ich gelesen habe, fällt es mir schwer, zu sagen, ob mir "Das Lied der Finsternis" besser gefallen hat oder diese hier.
Ich werde die beiden Texten daher nicht miteinander vergleichen.

Einige Anmerkungen hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik noch; sind aber bloß Kleinigkeiten:

Wie herrlich fand es Osama das er diesen Moment sehen zu durfte, dem Triumph seiner heiligen Krieger mit eigenen Augen beiwohnen zu konnte.
"Wie herrlich fand es Osama, dass er diesen Moment sehen durfte, dem Triumph seiner heiligen Krieger mit eigenen Augen beiwohnen konnte."
Wie wunderbar mit anzusehen wie kurze Zeit später die Türme in sich zusammen stürzten, unzählige der unwürdigen in den Tod reißend
Unwürdigen
Großer Allah, dein unwürdiger Diener Osama Bin Laden lenkte das Geschick der Männer die dir zu gefallen heute Tausende ungläubiger vernichtet haben
m. E. "Tausende Ungläubige" - bin mir aber nicht sicher
Hörte beinahe die Schreie der sterbenden, ließ ihn erneut den wohligen Schauer spüren.
Hörte beinahe die Schreie der Sterbenden, die ihn erneut den wohligen Schauer spüren ließen.
Die Worte wurden nicht gesprochen und waren doch da, brachten Osamas Geist zum beben.
zum Beben
Langsam begann er seinen Köper wieder zu spüren
Tippfehler
der ruf in arabischer Sprache drang schwach durch das ihn umgebene Geschrei.
Der Ruf
Er spürte wie die Hitze seine Haut verbrannte, fühlte wie die Druckwelle seinen Körper in Stücke riss, ihn in einen unvorstellbaren Schmerz verwandelte
Kann eine Druckwelle einen Körper in Schmerz verwandeln? In Stücke reißen, ja.
Vorschlag:
"Er spürte wie die Hitze seine Haut verbrannte, fühlte wie die Druckwelle seinen Körper in Stücke riss, ihn mit unvorstellbaren Schmerzen quälte.
Verwundert betrachtete er die Kaffeetasse in seiner schwarzen Hand, nicht schwarz vom Feuer sondern von Geburt an.
Die Formulierung, dass eine Kaffetasse "von Geburt an" schwarz ist, gefällt mir persönlich nicht so gut.
Noch bevor er verstand was geschehen war ließ in ein schriller Schrei herumfahren.
ihn
Durch die riesigen Fenster des Großraumbüros sah er das Flugzeug, sah das es auf ihn zuhielt
dass
Durch den Rauch sah er auf seine blutigen Hände, nicht mehr schwarz sondern unter dem Blut und dem Schmutz Schneeweiß, lange, schmale Finger, lackierte Nägel.
schneeweiß / Die langen schmalen Finger und die lackierten Nägel würde ich in einem neuen Satz erwähnen bzw. sie von den unter dem Blut schneeweißen Hände etwas abgrenzen.
Hände einer Frau, dachte er noch als er schon den Krach über ihm hörte.
sich
Wieder der arabische Ruf, wieder der Landsmann mit dem Messer, das Bild der Straßenschluchten nur diesmal von einem andern Platz aus betrachtet
anderen
Immer weiter sprang sein Geist von einem der Opfer zum nächsten, erlebte den Tod jedes einzelnen, litt verstärkt die Qualen der sterbenden
der Sterbenden
Waren endlich die Torturen auch des letzten Opfers ausgestanden, so begann der Reigen des Todes erneut.
Satzstellung gefällt mir nicht.
Vorschlag:
Waren endlich auch die Torturen des letzten Opfers ausgestanden,...
Mal wurde er Zerquetscht, mal verbrannte er
zerquetscht
Als Osama Bin Laden zum unzähligsten male im Körper eines Mannes aus einem der oberen Stockwerke aus dem Fenster sprang, begriff er endlich das Allah seinen Wunsch wirklich erfüllt hatte
Male / dass

So, hoffe, du kannst was mit meinen Bemerkungen anfangen.

Viele Grüße,
Michael :)

PS: Danke für deinen Beitrag zu "Exodus".

 

Hallo Michael,

wieder einmal vielen Dank an Dich.
(Pass nur auf, sonst wirst Du noch zu meinem persönlichen Lektor:D)

Zu "Kann eine Druckwelle einen Körper in Schmerz verwandeln", meines erachtens ja.
Du musst Dir vorstellen wie Du in Stücke gerissen wirst ohne zu sterben. Insofern kann eine Druckwelle schon zum Schmerzauslöser werden.

Zu "Die Formulierung, dass eine Kaffetasse "von Geburt an" schwarz ist, gefällt mir persönlich nicht so gut",
ist mir der Satz wirklich so daneben gegangen?
Ich meinte natürlich das die Hand von Geburt an schwarz ist.

Gruß
Drachenlord

 

(Pass nur auf, sonst wirst Du noch zu meinem persönlichen Lektor)
*grins* :rotfl:

Zu "Die Formulierung, dass eine Kaffetasse "von Geburt an" schwarz ist, gefällt mir persönlich nicht so gut",
ist mir der Satz wirklich so daneben gegangen?
Ich meinte natürlich das die Hand von Geburt an schwarz ist.
Ups, das hab' ich wohl völlig falsch verstanden. :D

Mir mich persönlich lag in dem Satz der Schwerpunkt auf die Kaffetasse; die schwarze Hand ist mir gar nicht richtig aufgefallen.
Hab' mich schon gewundert... :D

Weiß nicht, wie andere darüber denken, kann nur für mich sprechen, hab's eben so interpretiert.

Grüße - Michael :)

 

Hallo Drachenlord!

Kann mich Michael nur anschließen: Eine der empfindsamen Thematik gut angepasste, sehr ernsthafte Geschichte. Meine Hochachtung: Ich hab mich bisher nicht an das Thema gewagt und werde es wohl auch nicht wagen.
Die Kaffeetasse ist mir auch so aufgefallen, hab den Satz aber beim zweiten Lesen richtig verstanden. Also: so lassen! ;)

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

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