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Alice's Funeral
"Ich liebe dich, Popcorn, pass auf dich auf,
Wenn du heute wieder nach Hause kommst wartet ich auf dich.
Also im Bett"
Alice setzte sich an den Tisch, las den Zettel, und vergrub ihr Gesicht sofort in ihren Händen.
"Warum ist er nur so ein Idiot?" sie kicherte, und faltete den Zettel zusammen. Ging an den Herd, und legte den Zettel in eine Box neben dem Kühlschrank.
Nur gekleidet in ein Hemd, und einen dunkellilanen Slip hob sie den Deckel der Pfanne an.
Rührei und Bacon, und Toast. Ihr Lieblingsessen.
Ein Lächeln, wie das eines Engels legte sich über ihre Lippen, und sie kehrte, mit dem Essen auf einem Teller, der sich in ihrer Hand befand, zum Esstisch zurück. Setzte sich hin, und hob sich eine Wasserflasche an den Mund.
Als sie die Flasche wieder abstellte, klebte an ihrer Hand ein weiterer Zettel.
"Ich weiß, wie pünktlich du bist, Popcorn.
Es ist jetzt 8:30" Sie guckte auf ihre Armbanduhr.
Es war 8:30. Dann hörte sie ein leises krächzen, wie eine Maschine sich in Gang setzte, und der Plattenspieler spielte.
Aufgelegt war Alice, Alice' Lieblingsalbum.
Die dunkle Melodie strömte durch das Haus, Tom Waits Stimme durchbrach sie.
"Aaaaaaand the secret kiss
brings madness with the bliss", Alice sang ihre Lieblingsstelle nach, und aß lächelnd fertig.
-
"Ich weiß noch genau-" Onkel leckte sich die Lippen. "Genau was für ein Kleid sie damals getragen hat, weißt du?" Schnell kippte er einen kräftigen Schluck Whisky hinterher.
"Es war von einem etwas bläulichen Grau.." wieder stockte er mitten im Satz, griff nach der Zitronenscheibe, und biss rein.
"Es hatte einen weißen Kragen, und eine Fliege. Der Ausschnitt war komplett verdeckt, und wie wegkaschiert.
Es hatte etwas Nonnenhaftes an sich, mit der Farbe und allem drum und dran.
Also dieses Kleid hat sich eng an ihrem Körper entlanggezogen, und direkt unter ihrem Hintern hörte es auf.
Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte." Er kippte wieder einen Schuss Whisky in sein Glas, und exte es herunter.
Dann sah er zu mir auf, sein Gesicht war im ersten Stadium von Schweißgebadet, und seine Falten liefen tief durch sein Gesicht.
"Hast du es dabei?"
Verzweifelt höre er sich fast schon an, und seine Augen bestätigten mir das. Kurz nickte ich, und packte meine Tasche auf den Tisch zwischen uns. Schnell schob er den ganzen Kram zur Seite, ein Whiskyglas zerschellte, er hinterließ fettige Schweißschlieren auf dem Marmor.
Ich gab ihm das Werkzeug, er band es sich oberhalb der Elle um den Arm.
Ich gab ihm den Stoff, er setzte es unterhalb der Elle an, und drückte das Gas in seine Venen.
Sein Blick erst starr nach vorne gerichtet, setzte er sich im nächsten Moment neben mich. Er wusste nicht wie es funktioniert.
Aber von Bewusstseinserweiterung hat er ständig gesprochen. Nur leider wird sein Verstand wohl niewieder aus diesem Zustand herauswachsen.
Dann verband auch ich mir den Arm. Drückte, und wendete meinen Blick zu ihm. "Aber wehe, du sprichst wieder die ganze Zeit von dieser Frau. Das letzte Mal hätte ich deinen Schwanz noch fast ins Auge bekommen."
"Nein" erwiederte er leise. "Diesmal zeig ichs dir." Und mit diesem Satz drückte er mir seine Hand auf die Stirn.
Das Gefühl war dumpf. Dumpf wie ein tiefer Ton, der sich monoton immer weiter in deine Wahrnehmung drückt.
Dumpf wie eine Blindenbrille, die einem aufgeklebt wurde, und einen Blind zurück lässt.
So dumpf ich könnte schwören, es fühlte sich an wie der Tod.
Ich drehte mich langsam um, ließ meinen Blick durch den Tanzsaal schweifen. Licht war noch vorhanden, Shilouetten, und meine Fantasie drehten sich im Kreis. Mörder, die einander die Hand reichen. Linguisten, die versuchten den Frauen ihre Unterwäsche abzureden. Und tollkühne Trottel, die mit der Hand voran, mit dem Kopf in Wände liefen.
Oft.
Dann blitzte es auf, mein Blick war von bunten Farben getränkt, hinten an der Wand war ein Podium, auf dem Igorrr Figue Folle zum besten gab. Eine Menge, die unter stakkatischen Lichtblitzen einen Waltzer tanzte.
Und rechts von mir, am Ende des Saales, hinter einer (wohl eher nicht tragenden) Säule eine junge Frau, mit einem graublauen Kleid, das ihr zwar nur bis über ihren Hintern reichte, aber ihre Beine waren zum größten Teil durch ein paar Stricksocken verdeckt, welche ihr bis über die Knie reichten.
Ein tranceähnliches Gefühl machte sich in mir breit, und langsam wandelte ich auf sie zu.
Als ich ihr näher kam bemerkte ich, das sie keine Haare mehr hatte, eine unangenehme Vorahnung beklomm mich, und ich blieb ca. 5m von ihr entfernt stehen. Ihre Gesichtszüge waren, weich, aber bestimmt. Und ihre Augen verhältnismäßig ziemlich groß.
Ich wartete, irgendwas würde doch passieren, doch sie stand nur da, und beobachtete den Waltzer.
Bis ich jemanden hinter ihr erkennen konnte.
Seine Haare fast zu einer Glatze kurz geschoren, gut 1.90 groß, rundes Gesicht, mit Babyspeck versehen.
Er war gekleidet in einem Blazer, trug eine rote Krawatte, und hielt eine fette Zigarre in seinem Mundwinkel fest.
Ich konnte nicht verstehen was sie sagte, aber immer wieder drückte sie seine Hand fest gegen seinen Bauch.
An dieser Stelle brach das Lied ab. Alle Blicke wandten sich zum Musiker, ich fühlte wie alles einfach nur noch falsch war.
Wie Variablen in einer falschen Formel.
Alles wurde energischer, der Waltzer schneller, zu Igorrrs Tendon wurde auf die Wand hinter den Beiden per Dia ein Massaker projeziert. Alles wurde lauter, der Bass schüttelte mich durch, ich fühlte mich fibrig schwach.
Konnte nurnoch schwach hören wie vereinzelt immer mehr Schreie durch den Raum hallten.
Die Frau riss ihre Hand aus der des Mannes, und trabte zum Eingang.
Wie ein Wurm wanden wir uns, reckten uns, rissen unsere Köpfe in meinen Nacken, und sahen, wie der Mann die Frau von hinten packte, und sich der Boden unter ihr rot färbte.
Ich drehte mich auf meinen Rücken. Schon wieder war ein dumpfes Pochen durch meinen Körper gefahren.
Ich öffnete meine Augen, und blickte an meinem Körper herunter.
Zwei Brüste versperrten mir die Sicht. Dann blickte ich zur Seite. Ränder, wie die eines Tisches, aus Metall.
Zwei Beutel waren alles was ich sehen konnte.. "Blut" hieß der eine. "Morphium" der andere.
Dann blickte ich wieder meinen Körper herunter.
Zwischen den Brüsten erschien ein Kopf. Ein Mann, recht groß musste er sein, mit einem arg rundem Gesicht. Über seiner haarlosen Stirn fing eine grüne Haube an. Unter seinen tiefbraunen Augen war eine Atemschutzmaske.
Kurz sah er in meine Augen, dann senkte er seinen Blick und schien konzentriert an etwas zu werkeln.
Nur kurze Zeit später hob er etwas hoch. Zwischen einer Zange erkannte ich etwas glitzerndes.
Darunter ein langes Stück Fleisch, dass er wieder zurückplumpsen ließ.
Nun war nurnnoch das glitzernde Objekt übrig. Schwach konnte ich eine Kugel erkennen, wie sie in Polizeiwaffen verwendet wurde.
Denn alles um mich herum schien zu verlaufen.
Die Brüste platzten, meine linke Seite war rot getüncht. Meine rechte Seite schimmerte unter einer durchsichtigen Flüssigkeit.
Ein heller Ton hallte durch den Raum.
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer,
Dann noch einer.
Alles wurde heiß, die Decke entfernte sich immer mehr von mir, aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie der Tischrand (den ich vorher erwähnt hatte) sich nach innen wölbte, auf mich zufiel.
Ich wollte ich könnte schreien, aber Blei durchflutete meinen Mund, füllte mich, kochte mich.
Es zerlief über mir. Meine Augen brannten, doch leider gaben sie es noch nicht auf.
Rot wie Blut, Weiß wie Plastik, und Grün.
Grün?
Ja, Grün.
Seufzend richtete er sich auf.
Er hatte noch nie zuvor eine grüne Blüte gesehen.
Sanft pflückte er sie von dem Strauß, und ließ ihren Halm über seine Finger rollen.
Die Blüte drehte sich.
Peter befand sich auf dem Dachgeschoss eines heruntergekommenen Reihenhauses.
Es war das letzte in dieser Straße, und einen halben Kilometer von den anderen entfernt.
Tag ein, Tag aus, hörte man Gerüchte über dieses Haus.
Es lebe und spreche, es denke, es fühle.
Doch kein Kind traute sich je über
den steinernen Zaun hinüber.
Es kocht, es singt.
Oder ist es der Wind?
Tag ein, Tag aus, hört man Gerüchte über dieses Haus.
Es lebe und spreche, es denke, es fühle.
Doch kein Kind traute sich je über
den steinernen Zaun hinüber.
Doch der Kinder ihre Augen
haben Fantasie, sie erlauben
einen Blick in den Geist
in des Hauses Sein
einen Blick in das wahre Gemäuer
und Stein.
Die Dielen unter Peters Füßen verbogen sich leicht, so alt war das Gebäude schon. Es knarrzte und quietschete wann immer man über sie ging.
Und so quietschte es.
Die Blüte drehte sich.
Peter ließ seinen Arm sinken, und blickte auf den großen Mann dahinter.
Er drehte sich, und im Schein der Sonne, die ihr Licht einzig durch das kleine Dachbodenfenster werfen konnte, zerfiel die Frau zu staub.
So, liebe Schwester
ward unser aller Ende bestimmt
sind doch nur Vorrat
So, liebe Schwester
die der Tod sich nimmt
Oh Vater wird immer an meiner Seite sein
sei an meiner Seite
Lass mich nicht allein.
Trocken und krächzend und kniend hörte er endlich auf zu singen.
Doch Peter begriff erst viel zu spät,
und rannte los, auf den Mann zu, der seine Mutter tötete.
Doch das Haus stürtzte ihm auf den Kopf.
-
Alice saß an einem kleinen Tisch.
Er stellte den Mittelpunkt des Zimmers dar, doch er war sehr minimalistisch gedeckt.
Eine alte Wasserflasche, und ein Teller mit einem trockenen Brot darauf.
Das Zimmer hatte vier Wände, zwei davon bestückt mit Kochregalen, Herd, und Kühlschrank.
Ihnen gegenüber hing an einer Wand eines der Bilder von Goya, "Saturn devouring his son".
Sie vergrub ihr Gesicht in ihre Hände, und wartete still.
Bis der Plattenspieler einen Ton von sich gab, dauerte es jedoch viel zu lange.
Er ächzte, und etwas zersplitterte mit einem lauten Knack.
Dann fing das Lied an.
Tom Waits strömte an ihr vorbei, ihr Lieblingslied Alice, vom gleichnamigen Album würde gleich zu Ende sein.
"The only strings, that hold me here
are tangled up
around the peer" Sie seufzte.
"There's only
Alice"