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Alice Reid

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04.04.2014
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Alice Reid

Alice Reid


Donnerstag, 28. Mai 1896
Kapstadt


Am Hafen herrscht reges Treiben. Fuhrwerke sind beladen mit Säcken, Fässern, Kisten. Lärm erfüllt die Szenerie, Lärm von den Aufsehern, die die schwer beladenen Lastenträger über waghalsig gelegte Bretter auf die Schiffe treiben. Die großen, sperrigen Frachtstücke werden mit dem Ladegeschirr der Schiffe an Bord gehievt.

Eine elegante, mit zwei Schimmeln bespannte Kutsche hält am Kai. Während ihr Mann Anweisungen für das Gepäck gibt, reicht John Mrs. Reid die Hand. Sanft und schmerzvoll blickt sie ihn an. Über ihre Hände tauschen sie in Bruchteilen von Sekunden alle Gefühle der letzten Jahre aus. John, der Kutscher. Ein Mann wie ein Baum. Vanessa Reid, willensstark, aufrecht. Vanessa Reid, jung und unkonventionell. John und Vanessa, heimlich.
"John, hilfst Du mir auch?"
Alice jauchzt vor Vergnügen, als John sie in seinen Armen herab hebt.
"Auf Wiedersehen, mein kleiner Räuber. Du wirst uns allen hier fehlen."
"Auf Wiedersehen, John!" Die Kleine umklammert seine Beine. Sie kann sich nicht von ihm trennen.
"Jetzt musst du gehen, sonst wird deine Mama noch böse."
"Ich will aber nicht, ich möchte hier bleiben."Liebevoll spannt John den kleinen Schirm für Alice auf. Sie schnappt ihn sich und stolziert damit zweimal um ihn herum. "Sie will nicht," denkt John. "Sie will nicht."
"Ich bin jetzt eine feine Dame!" Spielerisch reicht sie nun John ihre rechte Hand, der sie nimmt und ihr formvollendet einen Handkuss gibt.
"Jetzt muss die feine Dame aber gehen, sonst fährt das Schiff ohne sie nach England!" Er begleitet sie raschen Schrittes zu ihren Eltern, die das Schiff bereits erreicht haben. Alice folgt John an der Hand. Nachdem auch ihre Eltern sich von ihm verabschiedet haben, sieht John ihnen noch nach, wie sie die Gangway entlanglaufen und das Schiff betreten.

Captain James Irving sitzt im Büro der "Castle Mail Packet Company", um letzte Dinge zu besprechen. Er befuhr bereits alle Weltmeere und hat sich nun für die Stelle auf der "Drummond Castle" beworben. Die "Castle Mail Packet Company" betreibt Postverbindungen zwischen Großbritannien und den Kolonien. Kapstadt ist einer der Hauptumschlagplätze der Gesellschaft.
Im Büro herrscht ein Kommen und Gehen, wie immer kurz vor einer Abfahrt. Im Telegrafenbüro können die Passagiere letzte Telegramme aufgeben.
Geschäftigkeit allenthalben. Für die Passagiere eine letzte Hektik vor der langen Ruhe an Bord. Beim Betreten des Schiffs streift man das Hier und Jetzt von sich ab. Hier herrschen andere Mächte. Die Passagiere geben ihr Leben in die Hand der Offiziere, der Steuermänner. Und in die Hand des Meeres mit seiner Kraft, seiner Gewalt, seinen Tiefen und vor allen Dingen seinen Untiefen. Felsen, deren Spitzen unsichtbar unter der Meeresoberfläche lauern.

Quietschend schwingt die große Tür auf, und zwei ungepflegte Männer betreten das Büro.
"Johan Durason mein Name, und das hier ist Sven Mathiesen. Wir haben eine Reservierung für die "Drummond Castle".
"Wo ist ihr Gepäck?" Der Officer runzelt die Stirn.
"Wir haben so gut wie kein Gepäck, Sir. Das Schicksal hatte uns übel mitgespielt. Wir waren Passagiere auf der "Villuria". Sie wissen, was geschah."
"Allerdings, Sir, war ja ziemlich dramatisch. Ich kann Ihnen versichern, dass Ihnen Ähnliches auf der "Drummond Castle" nicht widerfährt. Ist das der Grund, Sir, weshalb Sie kein Gepäck haben?"
"Ja."
"Hier liegen die Tickets für Sie bereit. Wie Sie wissen, übernimmt die "Castle Mail Packet Co." als Verursacher der Havarie der "Villuria" die Kosten für Ihre Heimfahrt."
"Ja, Sir, vielen Dank."
"Falls Ihnen etwas fehlt, melden Sie sich bitte bei Captain James Irving." Mit diesen Worten deutet er auf den Captain.
"Die Papiere sind soweit in Ordnung. Bevor ich den Befehl zur Abfahrt gebe, lasse ich die Listen holen, die für das Schiff bestimmt sind. Aber jetzt muss ich an Bord, letzte Kontrollen durchführen und dann Kapstadt, adieu."

"Komm jetzt endlich!" Mrs. Reid zischt Alice an. Der Regen hat in der Zwischenzeit nachgelassen. Das kleine Mädchen ist fasziniert von den Kränen, den Fuhrwerken, und von den Lokomotiven mit Güterwaggons.
"Alice, komm jetzt."
"Wo ist Papa?"
"Papa sitzt in der Kabine und liest."
"Was ist eine Kabine?"
"Die Kabine, mein Schatz, ist der Raum, in dem wir auf dem Schiff schlafen werden."
"Ach so," sagt sie und späht weiter zu den anderen Schiffen hinaus.

John steht immer noch unten am Kai. John, die Seele. John, mit all seiner Liebe. John. Sein muskulöser, schlanker Körperbau, von der harten Arbeit auf der Plantage gestählt. Sein afrikanisches Gesicht, Ausdruck eines Kontinents, für den er steht. Sein sanfter, liebevoller Blick. Seine tiefe Bassstimme. Sie denkt an die heimlichen, schönen Stunden mit John. Die wenigen Stunden einer vertrauten, intimen Zweisamkeit. Stunden, nicht nur erregender Sexualität. Diese Stunden stehen für mehr. Für ein Mehr, das sie mit ihrem Mann bis heute nie hatte. Für ein Verstehen, einen gegenseitigen Respekt, den sie von jemand anderem noch nie erfahren durfte. Ihr Mann, Sohn aus großbürgerlichem Handelshaus, verwöhnt, erzogen von der Mutter für die schönen Künste. Sein zarter Körper, sein feinfühliger Charakter, sein Schöngeist, seine Schwäche. Aber ihr Mann ist ihr bis heute nicht wirklich zugetan. Sie winkt John noch zu, ihre Augen treffen sich noch einmal. Stille Tränen fließen. Abschied. Für immer? Wer weiß.

Der Abend senkt sich zur Nacht. Die "Drummond Castle" ist eine schwimmende Insel des Lichts im dunklen Meer. Kurz nach der Abfahrt hatte der Captain die Segel setzen lassen. Der günstige Wind muss unbedingt ausgenutzt werden. Captain James Irving, der erste und der zweite Offizier, James Burten und Oliver Mason besprechen die Lage.
"Die Wetterlage ist zu ruhig für diese Jahreszeit. Was ist Ihre Idee, warum sind so wenig an Bord?"
"Ich würde sagen, unsere Geschwindigkeit. Als Passagier-, Fracht- und Postdampfer sind wir nicht so schnell wie die reinen Passagierschiffe. Mit unserer Sechshundert-PS-Maschine können wir keine fünfzehn Knoten schaffen wie die Schnelldampfer. Die haben zwölftausend PS."
"Was sollten wir also tun?"
"Wir sollten uns überlegen, Meeresströmungen auszunutzen."
"Sie wissen, dass solche Experimente fatal enden können." Mason zündet sich eine Zigarette an und schaut auf die Seekarte. "Denken Sie an Cap Finisterre im Nordwesten Spaniens, die Biscaya, oder an die Einfahrt in den Ärmelkanal bei Ouessant. Außerdem eines noch: Wir haben zweihundertfünfzig Tonnen Kohle geladen. Die sind fast verheizt, wenn wir den Ärmelkanal erreichen. Weiter haben wir Schafwolle, Häute, Felle und sonstigen Kram, insgesamt rund vierhundertfünfzig Tonnen geladen. Dazu kommen zehn Tonnen Aprikosen und fünfzig Tonnen Pfirsiche in unseren Kühlräumen. Wir hätten mindestens das Doppelte dessen laden können, wenn wir nicht so schnell nach London zurückkehren sollten. Sie wissen, dass am 8. Juni die Lizenz für die Drummond Castle abläuft. Und deshalb fallen auch die Zwischenstopps auf St. Helena, Ascension und Cap Verde aus, die uns einiges mehr an Ladung gebracht hätten. Und an Gewicht, das dem Schiff doch auch immer Stabilität verleiht, die wir jetzt nicht haben."
"Durch die geringe Zuladung erscheint mir bei Ouessant die Passage du Fromveur aber interessant, wo wir schließlich viele Meilen abkürzen können", gibt James Burten zu bedenken.
"Sind sie verrückt? Das Risiko ist einfach zu hoch. Tagsüber mag das noch gehen bei Flut und bei guter Sicht, diese enge Passage zwischen Ouessant und Molene zu nehmen. Diese Gegend ist der reinste Schiffsfriedhof. Außerdem bedenken Sie die Strömung dort. Allein bei Flut beiträgt sie vier bis fünf Knoten, das Schiff ist dann kaum manövrierfähig."
"Wir werden das kurzfristig entscheiden. Das ist jetzt noch nicht unser Thema."

Captain James Irving begibt sich nach draußen an die Reling. Eine Dame, die ihm vorhin am Speisetisch der ersten Klasse gegenüber saß, lehnt an der Reling.
"Guten Abend, Mrs. Reid". Irving gesellt sich zu ihr. "Eine schöne Nacht, nach all dem Regen heute den ganzen Tag über." Es gehört zu den angenehmen Pflichten des Captains, sich mit den Passagieren der ersten Klasse zu unterhalten.
"Guten Abend, Sir."
"Ihre erste Seereise?"
"Gott bewahre, nein. Es ist meine vierte."
"Gehen Sie auf Besuch nach England?"
"Nein, geschäftlich. Eine bedeutende Reklamation eines Kunden. Eine Partie Tee war havariert, und jetzt geht es um die Bezahlung. Die Sache wird vor Gericht verhandelt."
"Eine ernste Angelegenheit. Das tut mir leid."
"Wissen Sie, das ist nur eines von einer ganzen Reihe von Problemen. Aber damit möchte ich Sie nicht belästigen." Sie schaut in einen klaren Sternenhimmel. Musik dringt aus den Gesellschaftsräumen der ersten Klasse. Walzerklänge vermischen sich mit sanftem atlantischem Wind, dem Rauschen und Brechen der Wellen am Schiffsrumpf sowie dem leisen Knattern der Segel zur Ouvertüre einer atlantischen Oper.

Dienstag, 2. Juni 1896
5. Tag an Bord der Drummond Castle, Vorbeifahrt St. Helena
1.690 Seemeilen von Kapstadt
Überschreitung des südlichen Wendekreises und des Null-Meridian

Der Ausguck meldet Land in Sicht, ca. zehn Meilen östlich. Kapitän James Irving ist sehr zufrieden. Die Geschwindigkeit stimmt, wenn die Rechnung aufgeht, werden sie ca. am neunzehnten Juni London erreichen.

"Wir hatten großes Glück. Fast die ganze Zeit unter Segeln, das hat uns beschleunigt." Erster Offizier James Burten sitzt an seinem Platz im Speisesaal zweiter Klasse. Die Schwestern Geraldine und Beatrice Oliver hängen förmlich am Mund dieses schmucken jungen Offiziers. Geraldine, fünfzehn, und Beatrice, dreizehn Jahre alt.

"Wissen Sie, wann wir in London sein werden? Können wir den Fahrplan einhalten?" Leutnant Friedrich von Lautenstein, ein jüngerer, etwas blasser Soldat der kaiserlichen Marine, sitzt neben Geraldine.
"Höchstwahrscheinlich am neunzehnten oder zwanzigsten Juni. Warum fragen Sie?" Burten schaut ihn verwundert an.
"Habe ich nicht erwähnt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehre?"
"Nein, Sir, das tut mir leid. Was haben Sie dort vor?"
"Nun, ich werde mich zunächst einmal einige Monate auf dem Gut meiner Familie in Ostpreußen erholen. Ich litt unter Malaria. Anschließend werde ich meinen Dienst in heimatlichen Gewässern fortsetzen. Schließlich gedenke ich auch zu heiraten."
"Ah."
Geraldine rutscht etwas ab von ihm.
"Keine Angst, Miss Oliver, es besteht keine Gefahr der Ansteckung mehr." Trotzdem schaut das Mädchen ziemlich zweifelnd vor sich auf den Teller. Ihre Schwester Beatrice, die neben Harry Cohen, dem siebzehnjährigen Sohn eines Brauereibesitzers aus Kapstadt, sitzt, kichert leise vor sich hin. Fast unhörbar meint sie zu ihm: "Welche Gefahr der Ansteckung: Heirat oder Malaria?" Harrys Blick kreuzt sich mit ihrem, sie senkt ihn sanft und etwas verschämt. Beide lächeln verschmitzt.
"Aber was treibt sie beide nach England, und noch dazu ganz alleine?" Leutnant Friedrich von Lautenstein wendet sich an die jungen Damen.
"Noch etwas lernen", gibt Geraldine, die Ältere der beiden, keck zur Antwort.
"Ah." Von Lautenstein räuspert sich vornehm.
"Wir gehen dort weiter zur Schule." Beatrice lächelt Von Lautenstein verschmitzt an.
"Sie haben Verwandtschaft in England?"
"Ja, natürlich, wie alle am Kap. Was denken Sie? Unsere Tante erwartet uns dort!"

Donnerstag, 4. Juni 1896
7. Tag an Bord der Drummond Castle, Vorbeifahrt Ascension
2.400 Seemeilen von Kapstadt, Überschreitung des Äquators

Zweiter Offizier Oliver Mason begibt sich auf Befehl Captain James Irvings zum Kohlenbunker, um den Vorrat zu kontrollieren. Die steile Treppe führt zunächst hinab in den Maschinenraum, an den sich der Kesselraum anschließt.

Unerträglich ist hier unten der Lärm und der Gestank nach Rauch, Öl und heißem Metall. Männer arbeiten hier unten, schwarz verschmiert, bleich, ausgemergelt, abgekämpft. Männer, die man sonst auf dem Schiff nicht sieht. Männer der Dunkelheit, der Hitze, des Schweißes, der Kraft und der Gewalt. Hier herrschen andere Gesetze. "Kilroy's Heizanzeige" gibt hier den Takt vor. Den Takt, der hier unten die Uhr ersetzt. Unerbittlich. Mason kontrolliert die Angabe auf dem Gerät.
"Wer hat sich hier zu schaffen gemacht?", schreit er, ohne groß gehört zu werden. Als ein Kohlenzuträger mit einer vollen Schubkarre vorbeikommt, stellt er sich ihm in den Weg.
"Wer hat den Anzeiger auf vier gestellt? Ich hatte gestern sieben vorgegeben, und jetzt wird im Abstand von vier Minuten geläutet?", brüllt er dem Mann ins Ohr.
"Der Captain war hier unten"
" Davon weiß ich nichts! Das ist unverantwortlich."
"Der Captain hat die Vorgabe persönlich so eingestellt. Wir hatten hier gestern einen Streit. Und seither geht alles im Vier-Minuten-Takt. Vier Minuten das Feuer schüren, vier Minuten den Feuerrost auskratzen und ihn vier Minuten lang beschicken. Das ist absolut unmenschlich. Dazu noch der Takt, den das Schiff selber vorgibt. Senkt sich der Bug, schüren wir, und hebt er sich, knallen wir die Türen der Feuerkammern wieder zu, dass die Glut sich nicht über unsere Füsse ergießt." Der Oberheizer wischt sich mit einem dreckigen Lappen den Schweiß von der Stirn und vom nackten Bauch. "Der verdammte Ruß setzt sich in jede Pore. Das juckt so fürchterlich!"
"Ich geh nach oben und werde sehen, was sich machen lässt. Der Vier-Minuten-Takt bringt euch ja um." Da gerade die nächste Schicht beginnt, geht er mit dem Mann in den Maschinenraum. Dort ist es kaum leiser, aber wesentlich kühler.
" Die Männer meutern, wenn das so weitergeht," blafft ihn der Oberheizer an. "Vier Stunden in dieser Bruthitze und in diesem Höllenlärm. Und dann noch dieser irre Takt. Das hält kein Mensch lange aus. Die Schichten sollten wenigstens auf drei Stunden reduziert werden."
"Das krieg ich nicht durch." Mason geht wieder nach oben, um den Kohlenbestand in das Logbuch einzutragen. Auf der Brücke schaut er über die unendliche Weite dieses Meeres. Backbord sieht er in weiter Ferne die Insel Ascension. Nach der Hitze unten im Bauch des Schiffs genießt er die Frische und die salzhaltige, gesunde Luft. Die Heizer tun ihm leid. Sie sind es, die dieses Schiff fortbewegen, und sind doch immer die Letzten. An sie denkt keiner, solange sie funktionieren.


Dienstag, 9. Juni 1896
12. Tag an Bord der "Drummond Castle", Vorbeifahrt Kapverdische Inseln
3.900 Seemeilen von Kapstadt

Die aufgehende Sonne taucht das Meer in ein grünlich schimmerndes Licht. Der Schornstein qualmt, die Segel knattern im Wind. Vanessa Reid steht an der Reling und schaut hinaus auf das Meer. Ihre Gedanken führen sie viele Meilen und Tage zurück. John. Kein Anderer kann bei ihr seinen Platz einnehmen.

"Wo ist Amerika?" Alice reißt sie aus ihren Gedanken.
"Irgendwo da drüben." Sie deutet mit ihrer rechten Hand in Richtung Westen. "Da, wo die Sonne untergeht."
"Geht die Sonne immer in Amerika unter?"
"Das kommt darauf an, wo du gerade bist."
"Und wo sind wir gerade?"
"Wir fahren auf dem Atlantik nach England, mein Schatz. Komm, wir gehen frühstücken." Sie nimmt ihre Tochter und führt sie in den Speisesaal erster Klasse. Alice geht, wie jeden Tag, von Tisch zu Tisch und wünscht jedem einen guten Morgen. Die meisten Fahrgäste haben das kleine Kind ins Herz geschlossen. Nach dem Frühstück braucht sich Alice nie über mangelnde Unterhaltung zu beklagen. Besonders die älteren Herrschaften möchten Zeit mit Alice verbringen. Der Alltag auf dem Schiff bietet wenig Abwechslung. Da kommt die kleine Alice gerade recht.

Monoton und gleichmäßig gleitet das Schiff nordwärts. Das Wetter hat sich beruhigt, es herrscht Sonnenschein und gute Sicht. Mehrere Menschen stehen an der Reling und betrachten das Wasser, das in all seiner unendlichen Kraft das Schiff trägt. An die Heizer, die tief unten im Bauch des Dampfers diese Fahrt in dieser kurzen Zeit erst möglich machen, an die verschwitzten, dreckverschmierten Kerle, die stumpf, kraftvoll und monoton die Kohle in die Höllenschlunde schaufeln, an die denkt in dieser eleganten Welt an Deck keiner. Dieses Schiff ist auch ein Symbol für die Gespaltenheit einer Gesellschaft, in der unten malocht und oben gefeiert wird.


Sonntag, 14. Juni 1896
17. Tag an Bord der "Drummond Castle", Vorbeifahrt Kap Finisterre, Spanien
5.700 Seemeilen von Kapstadt

"Ans Segelsetzen ist jetzt nicht mehr zu denken. Mason, setzen Sie Kilroy's Heizanzeige auf vier, und keinen Grad höher. Verstehen Sie? Keine Mätzchen mehr. Setzen Sie sich durch!" Mason atmet schwer und hörbar ein. "Außerdem ist hier auf der Brücke bis London doppelte Besatzung erforderlich. Halten Sie sich dran!" Mit scharfem Blick hat er Burten und Mason im Blick. Als der Captain die Brücke verlässt, schauen sich beide nur an.
Regen peitscht schon seit Stunden gegen die Fenster. Schwerer Seegang begrüßt das Schiff im Golf von Biscaya. Von den Passagieren halten sich nur ein paar Verwegene an Deck auf. Nachmittags um halb vier sind die meisten der Passagiere in den Gesellschaftsräumen. Der Eine oder Andere gönnt sich eine Zigarre im Rauchsalon. Zum Tee wird Gebäck gereicht. Die Stewards haben bei dem Seegang schwere Wege zurück zu legen. Einzig Alice scheint sich mit dem Heben und Senken des Schiffs angefreundet zu haben. Sie wartet immer, bis die Seite, auf der sie sich gerade befindet, oben ist. Dann läuft sie auf die tiefer liegende andere Seite. Diese hebt sich, und sie rennt dann wieder runter auf die andere Seite. Die anderen Passagiere schauen ihr zu und lächeln. Kindlicher Übermut. Sie jauchzt vor Freude.


Dienstag, 16. Juni 1896
19. Tag an Bord der "Drummond Castle, Vorbeifahrt Ile de Molene, abends 10:30 Uhr
6.453 Seemeilen von Kapstadt, 5 Grad westliche Länge, 48,27 Grad nördliche Breite

"Das regnerische Wetter und der Nebel machen mich fertig. Seit Tagen kein Land gesehen. Haben Sie feststellen können, was dieser Dampfer hier macht?" Captain James Irving schaut verzweifelt auf die Karte. "Das kann nicht sein. Spinnt unser Kompass?"
"Das muss die "Werfa" sein. Ich beobachte die schon eine ganze Weile." Mason rechnet anhand der Karte. "Wir müssen uns ungefähr vier Meilen vor Ouessant befinden."
"Was? Das kann nicht sein." Captain James Irving wird bleich. "Und Kurs Nord?"
"Ja, Sir."
"Die Werfa?"
"Kurs Nordnordwest. Die kreuzt vor uns vorbei. Mann, das ist vielleicht noch eine Viertelmeile. Geben Sie die Dampfsirene! Wo will die denn hin?"
"Keine Ahnung, Sir, aber sie hat es gerade noch geschafft."
Keine zwei Minuten später.
"Was ist ist das für ein Licht?"
"Stiff auf Ouessant. Verdammt, die "Werfa" war richtig. Unser Kompass spinnt!" Schweiß tropft Captain James Irving von der Stirn.
"Wir sind im Fromveur, vom Kurs abgekommen. Keine Sirenen von Ouessant?"
" Keine Sirenen von Ouessant, Sir."

Ein Beben, ein ohrenbetäubender Lärm, ein Kratzen, das allen an Bord das Blut in den Adern gefrieren lässt. Entsetztes Erahnen und Begreifen dessen, was passiert sein muss. Auf der Brücke werden nur noch angstvolle Blicke getauscht. Schreie aus den Gesellschaftsräumen, aus denen gerade noch Musik und Gelächter erklang. Rufe, Schreie. Auf der Brücke Sekunden der Stille, der Besinnung.
Knappe Anweisungen werden gegeben. Die Boote zu Wasser lassen. Ganz wichtig: Die Kesselventile öffnen, um Druck abzulassen. Eine Explosion muss verhindert werden. Das Schiff neigt sich. Das entsetzliche Beben, Kratzen, und das Rütteln hat wieder aufgehört. Das Schiff neigt sich weiter, hat sich befreit vom Fels. Die Strömung.
"Die Pierres Vertes. Es gibt nichts berüchtigteres hier. Sofort die Boote zu Wasser lassen!" Captain James Irving's letzte Anweisung.
Irving hat nur einen Gedanken. Die Boote. Zu spät. Das offene Meer ergreift erneut Besitz von dem Dampfer, der durch allerhand Umstände leichter als sonst ist und jetzt wieder aufs offene Meer treibt. Er legt sich weiter, Schreie erfüllen die Luft. Es gibt kein Entrinnen. Wen das Schiff freigibt, der erfriert. Wen nicht, der ertrinkt. Gnadenlos. Die Letzten, die bis gerade eben noch in der Höllenhitze geschuftet haben, finden sich durch das bei ihnen zuerst einströmende Wasser in einer grausigen Hölle des Zischens und Löschens wieder. Wasser rein, Feuer aus, keine Luft mehr. Die Heizer sind diesmal die ersten, die der Gnadentod ereilt. Wenigstens diesmal die ersten.

Die Wellen peitschen wild. Keine Schreie sind mehr zu hören. In einer gigantischen Symphonie der Elemente Wasser und Feuer, einem unheimlichen Zischen von Luft aus den Räumen und Löschen des Feuers geht dieser Dampfer mit all seinen Schicksalen an Bord unter. Wer sich an ein Holzteil klammert, kann vor Kälte nicht mehr schreien. Stille, nur Meeresrauschen. Dunkelheit. Alle Lichter sind erloschen. Wo vor fünf Minuten noch Leben war, ist jetzt keine Spur mehr davon.


Mittwoch, 17. Juni 1896
Auf einer Insel im Meer

"Mama, wo sind wir hier?"
"Ich weiß es nicht, Alice, mein Schatz. Lass uns weitergehen. Irgendjemand werden wir schon finden, der uns weiterhelfen kann." Die junge Frau läuft mit dem kleinen Mädchen an der Hand am Strand entlang. Bizarre Felsformationen reihen sich aneinander und erschweren das Fortkommen. Endlich finden sie eine Stelle, an der sie relativ bequem vom Ufer wegkommen. Der schmale Pfad windet sich durch dichte Farnwälder, die sich mit üppigen Brombeerpflanzen abwechseln. Die Kleider der beiden sind nass und hängen ihnen in Fetzen von ihren Leibern. Die Farne sind größer als sie selber, sodass sie an den Farnzweigen entlang streifen. Sie spüren aber nichts. Auch nicht den Hauch von Feuchtigkeit, die Tautropfen der Blätter, die schließlich wie Rinnsale auf ihrer nassen Haut zu Boden fließen. Nach dem Regen der vergangenen Tage ist es jetzt neblig, aber nicht kalt. Der Pfad wird allmählich breiter, sie haben die Höhe erreicht. "Enez Eussa", die hohe Insel der Kelten. Auch der Farnwald und die figurenhaften Felsnasen, an denen sie vorbeilaufen, scheinen der keltischen Mythologie entsprungen zu sein. Plötzlich ist der Farnwald aber zu Ende und macht großen, eingefriedeten Schafweiden Platz. Die Tiere dösen größtenteils noch vor sich hin. Hin und wieder sehen sie Dünenkaninchen vorüber huschen.

"Bitte helfen Sie uns!", spricht Mrs. Reid einen älteren Mann an, der ihnen mit seinem Hund begegnet. "Wir kommen aus dem Meer."
"Was ist los mit dir, Hund?" Der Mann dreht sich kurz zu seinem Hund um, um ihn zu beruhigen. Als der Hund die beiden spürte, hatte er angefangen zu winseln. Was hat ihn beunruhigt? Es ist nichts außer Wind und in einiger Entfernung die Brandung des Meeres. Der Mann läuft unbeeindruckt weiter.
Beunruhigt setzen auch die Beiden ihren Weg fort. Hat der Mann sie nicht gesehen?
Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel. Sie kommen zu einem Gehöft. Kein Mensch ist auf der Strasse. Von Ferne hören sie Sirenen heulen. Die Nebelsirenen von Ouessant.
"Mama, ich will nach Hause."
"Gleich, Alice. Wir sind bald zuhause."
"Mama, wo ist John?"
Mrs. Reid zeigt nach Süden. "Dort, in diese Richtung. Dort ist John."
"Ist John auch zuhause?"
"Nein, Alice. John ist nicht zuhause." Mrs. Reid wird von einer unendlichen Traurigkeit erfasst. Sie scheint die Trennung für immer allmählich zu begreifen. Für Alice unmerklich röten sich ihre Augen.
"Und Papa?"
"Papa ist schon zuhause. Er wartet auf uns." Sie bricht jetzt vollends in Tränen aus.

Die Nacht bricht herein. Müde legen sich die beiden an den Rand eines kleinen Wäldchens und schlummern ein. Vogelgezwitscher weckt sie am nächsten Morgen. Hand in Hand setzen sie ihren Weg fort. Als es wiederum Abend wird, kommen sie in einen Ort. Aufgeregte Menschen sind auf den Strassen. Mrs. Reid und Alice grüßen freundlich, aber wiederum scheint keiner von ihnen Notiz zu nehmen. Sie kommen an den Hafen. Auch hier sind viele Menschen. Lebendige und tote.
Wen sehen sie hier nicht alles wieder. Captain James Irving grüßt sie freundlich, daneben sehen sie Leutnant von Lautenstein, der sich eingehend mit Beatrice und Geraldine Oliver unterhält. Verschiedene ältere Herrschaften von der "Drummond Castle" spielen Bridge auf der Hafenmauer. Eine heitere Gesellschaft. Und auf den Fischerbooten werden immer mehr von ihnen herbeigebracht. Das ist ein Wiedersehen!
Mr. Durason und Mr. Mathiesen streiten sich. Wer kam bloß auf die Idee, mit der "Drummond Castle" zu fahren? Zweimal schiffbrüchig, innerhalb von sechs Wochen! Und diesmal endgültig!

Auf einem Boot, das gerade ankommt, sieht Mrs. Reid ein kleines Mädchen, vielleicht drei Jahre alt. Alice. "Mama! Mama!", ruft das Mädchen vom Boot ihr zu. Als sie sich zu Alice umdreht, die gerade noch neben ihr stand, ist da niemand mehr. Sie sieht nur noch das kleine Mädchen im Boot. Da will Vanessa hin. Ein Mann hebt es vorsichtig, beinahe liebevoll aus dem Boot und legt es erst einmal sanft ins Gras zu den anderen Passagieren der "Drummond Castle". Frauen in schwarzen Kleidern stehen um die Toten herum.

"Die Kleine hier muss meinen Unterlagen zufolge Alice Reid sein. Das Alter könnte stimmen. Drei Jahre?" Commissaire Dupré wendet sich an seinen Assistenten.
"Alice Reid, drei Jahre alt. Das muss sie sein. So steht es auf dem Telegramm mit den Namen."
"Gut. Wieder jemanden zugeordnet. Allmählich kommt etwas Klarheit in die Sache." Commissaire Dupré sieht zum ersten mal seit seiner Ankunft gestern Abend zufriedener aus. Die Nachricht vom ersten Totenfund gestern morgen schlug in Brest wie eine Bombe ein.
"Da hinten bringt schon wieder jemand einen leeren Rettungsring. Schrecklich."
"Wie viele Leichen haben wir jetzt insgesamt?"
"Neunzehn sind es hier."
"Sie fahren bitte morgen früh gleich nach Molene rüber, um dort die ganze Sache abzustimmen."
"Wird gemacht, M. le Commissaire."

Dupré schaut sich die Kleine nochmals genauer an. Er schließt ihr sanft die Augen. Als er sich wieder aufrichten möchte, stößt er gegen etwas und spürt einen kalten Schauer hinter sich. Gänsehaut befällt ihn. Aber da ist nichts.
"Ich muss eine Pause machen," sagt er zu sich und läuft vom Hafen auf der Straße einen kurzen, steilen Weg hinauf und setzt sich in das Café. Ein Glas Rotwein und etwas zu essen, das muss auch in so einer katastrophalen Zeit auf einer kleinen Insel möglich sein, denkt er sich. Und er bewundert die Menschen der Inseln. Wie viele Leichen mögen sie schon geborgen haben? Es sind ja doch nur Fremde für sie. Was für ein Menschenschlag. Bretonen eben. Leben im Meer, von dem Meer. Und für das Meer. Helfen und bringen Unbekannten, auch den Toten gegenüber, Respekt auf.


Freitag, 19. Juni 1896
Inseln Ouessant und Molene
Pfarrhaus in Lampaul auf Ouessant

Die Glocken läuten lange auf Ouessant und Molene. Die Inseln trauern.
Ein kleiner, offener Sarg. Alice Reid, gekleidet in eine traditionelle bretonische Tracht. Ein kleines Mädchen von drei Jahren wird von Menschen beweint, die es nie in ihrem Leben gekannt haben. Ein kleines Mädchen, das nie nach Ouessant wollte. Frauen umringen den Sarg. Ein Maler aus Paris, der wie jedes Jahr den Sommer auf dieser schönen unbekannten Insel verbringt, hält die Szene in einem Bild fest. "Gens d'Ouessant veillant un enfant mort". Wie eine Auferstehung.
Alice Reid. Heute, Mittwoch, 21. Mai 2014, im Petit Palais, Paris. Alice Reid, erhalten für die Ewigkeit.

Dreiundfünfzig Menschen gegenüber ist das Schicksal so gnädig, ein Grab auf Ouessant oder Molene bereitzuhalten. Ein Grab an dem Weg, der für sie in die Heimat führen sollte. Einhundertneunzig Menschen finden die Ewigkeit im Meer.
Drei Menschen überleben das Unglück.

Die "Drummond Castle" liegt zweiundsechzig Meter unter dem Meer zwischen den Inseln Ouessant und Molene, fand ihr Ende auf einer Fahrt von Kapstadt nach London.

 

so, ich muss dazu gleich noch was sagen. Die Geschichte habe ich geschrieben für einen Wettbewerb unter dem Titel "Sie sind auferstanden", deshalb der vielleicht etwas parapsychologische Schluss. Ansonsten mein ewiges Thema Meer, was aber keine Serie sein sollte.

Viele Grüsse
Jeanmarie Malté

 

Hallo Jeanmarie Malte,

wieder einmal meldet sich Roger an Bord;).

Und wieder einmal hat mich Deine Geschichte sehr beeindruckt, das szenische Erleben, das Kopfkino einer Überseefahrt Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, wie ich annehme. Das ist historische Literatur, wie ich sie liebe und sie weckt die Neugier auf diese Zeiten in mir - mal was anderes als Mittelalter oder Bronzezeit...

Nun meine Frage: Ist der Text für die Ausschreibung des net-Verlages? Läuft die Ausschreibung noch?

Einige Dinge sind mir aufgefallen: Zum einen könntest Du die Eingangsszene vielleicht etwas verkürzen und rascher bei den handelnden Figuren einsetzen. Einen Satz finde ich zu viel:

Emsiges Treiben allenthalben.

Diesen Absatz hattest Du ja schon mit der Bemerkung begonnen, dass reges Treiben an den Kais von Kapstadt herrscht. An verschiedenen Stellen könntest Du evtl. auch auf Füllwörter achten. Lass sie weg, wo sie nicht nötig sind, ansonsten achte darauf, dass sie im Satzgefüge stimmen.

Den ganzen Tag lang bereits regnet es stark, der Winter kündigt sich an.

Wieder ein sehr schönes, gelungenes Bild, dennoch klingt der erste Teil des Satzes für mich ein bisschen holprig. Eine Holprigkeit tritt meistens ein, wenn zwei Adverbiale aufeinander folgen. Ich würde sie mindestens durch die Satzstellung trennen:

"Schon den ganzen Tag (lang) regnet es stark." "Schon den ganzen Tag regnet es stark..."

Aber das sind kosmetische Feinheiten, mit denen ich mich auch immer wieder rumschlage, manchmal mit dem Gefühl, meine Schreibe bis zur Lust- und Mutlosigkeit zu überkritteln...

Nun muss ich was anderes bekennen: Bisher habe ich immer gedacht, ein Text sollte nach Aufbau und Stil einem eindeutigen Genre angehören. Das heißt zum Beispiel für eine Kurzgeschichte: Möglichst nur ein Handlungsstrang, ein zentraler Konflikt, ein Schauplatz. Bei Deiner Geschichte weiß ich nicht so recht, ob ich nicht Konventionen hintanstellen und sie einfach so, wie sie ist, auf mich wirken lassen sollte. Freilich verknüpfst Du verschiedene Handlungsstränge, die nicht alle konsequent am Ende der Erzählung wieder aufgegriffen werden, vielleicht auch nicht müssen - der Leser nimmt betroffen zur Kenntnis, dass die allermeisten sich in der gemeinsamen Katastrophe treffen und auflösen. Mancher Leser könnte nun sagen: Diese verschiedenen Handlungsstränge sind stellenweise kompliziert zu verfolgen, sind verwirrend, nehmen Spannung raus etc.. Ich finde, dadurch, dass immer wieder einmal ein anderer Schicksalsstrang aufgegriffen wird, kommt eine Dynamik ins Geschehen, das die Handlung umso anschaulicher und glaubwürdiger macht. Das ist natürlich eher Kino als Kurzgeschichte. Aber vielleicht hast Du hier einfach Deinen ganz eigenen Stil, den Du nicht aufgeben solltest. Wo Du ihn evtl. der Leserbreite anpassen müsstest, kannst am besten Du selbst erkennen und entscheiden.


Trotzdem denke ich mir, vielleicht könntest Du die Handlung von Anfang an stärker auf die Erfahrung des Todes konzentrieren. Evtl. mit einer Eingangsszene, die die - wunderbare - Auflösung in Andeutungen vorweg nimmt.

An der Stelle, wo die Leichen an Land gefahren werden, habe ich auch ein wenig gestutzt: Es ist nicht ersichtlich, ob es Lebende oder Tote sind. Das müsste gleich geschildert werden, denn die Passagiere werden ja eindeutig liegend transportiert (und manche sicher schon in einem erbarmungswürdigen Zustand samt dranhängender Meeresfauna) und das fällt dem Beobachter auf den ersten Blick auf.

Weiter oben würde ich evtl. darauf hinweisen, dass Alice ihr Spiel mit dem Schwanken des Schiffes im Speise- oder Aufenthaltsraum spielt. Es wirkt doch ein bisschen zu gefährlich und wenig glaubwürdig sich vorzustellen, dass ein dreijähriges Kind allein auf dem stürmischen Deck herumläuft und in Gefahr ist, von einem Brecher mitgerissen zu werden.

Ansonsten finde ich Deine Beschreibungen wie immer sehr anschaulich und Deine Dialoge ungemein lebendig. Du hast eine hervorragende filmische Einfühlung in Szenerien und Menschen. Schreiben kannst Du einfach!

Viele Grüße
Roger

 

Hallo Roger,

Danke für Deine Anmerkungen. Ich werde sie gerne berücksichtigen.
Nur zu Deiner Frage: Ja, die Ausschreibung läuft noch, bis 31.05.2014. Sie ist für eine Anthologie.

Viele Grüsse + ein ebenfalls kreatives Wochenende
Jeanmarie Malté

 

Hallo Jeanmarie Malte,

dann drücke ich Dir jetzt schon die Daumen. Die Ausschreibungen sollen ja 30.000 Zeichen incl. Leerzeichen nicht überschreiten, sofern nicht was anderes drinsteht. Wie gesagt, mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen, leider sitze ich ja nicht in der Jury. Deswegen denke ich mir einmal mehr, ob Du vielleicht nicht doch manches rauskürzen, die Handlung um Alice und ihre Mutter (warum taucht ihr Vater unter den geborgenen Toten nicht auf? Vielleicht muss ich das nochmal lesen.) stärker konzentrieren und auch rascher dem Motto der Ausschreibung "Sie sind auferstanden" zuführen solltest.

Ich will mir den Ausschreibungstext evtl. nochmal genauer ansehen, dann fällt mir vielleicht noch mehr ein. Nur, um Gottes Willen, würde ich an Deiner Idee natürlich nicht zu viel herumarbeiten wollen... ;).

Im Heizraum habe ich mich schon fast wie zu Hause gefühlt... bei den Atlantischen Winden.

Beste Grüße
Roger

 

Hallo Roger,
Ich weiss, ich muss noch ca. 4.500 Zeichen raus nehmen. Aber ich habe ja noch ein paar Tage.

In der Zwischenzeit dir ein kreatives, sonniges Wochenende.
Große
Jean Marie Malte:Pfeif:

 

So, jetzt hab ich den Dampfer ziemlich ausgeputzt und gekürzt. Wers mag, bitte lesen.;)

Viele Grüsse
Jeanmarie Malté

 

Hallo Jeanmarie Malte,

ich liste hier mal ein paar Sachen auf, die mir so auffallen. Das mache ich ausnahmsweise mal sukzessive, weil ich sonst unter meinem Kommentar zu oft rauf und runter scrollen müsste.

Mr. und Mrs. Reid entsteigen einer eleganten, mit zwei Schimmeln bespannten Kutsche. Der Kutscher hilft ihnen beim Aussteigen.

Hier würde ich evtl. noch mehr erzählen, bzw. schildern. Etwa: "Eine elegante, mit zwei Schimmeln bespannte Kutsche hält am Kai. Der hochgewachsene Kutscher (so wird Johnny doch weiter unten geschildert, oder? Und ja, vielleicht kannst Du in einem solchen historischen Kontext auch "schwarz" sagen...) reicht Mrs. Reid die Hand, und beim Hinabsteigen lehnt sie sich einen kurzen Moment fast an ihn." Oder ähnlich. Was Besseres an Formulierung fällt mir unter der Fahrt nicht ein, aber in Deiner Beschreibung könntest Du bereits andeuten, dass sich zwischen Mrs. Reid und ihrem Hausdiener ein Liebesverhältnis entwickelt hat.

Alice quietscht vor Vergnügen, als John sie in seine Arme nimmt.

Vielleicht besser, weil anschaulicher: ... als John sie in seinen Armen herabhebt. Dass er sie in seine Arme nimmt, wirkt auf mich fast ein wenig zu vertraulich. Nein, nicht dass ich an einen pädophilen Impuls gedacht hätte, aber mir kam beim ersten Lesen der Gedanke, John sei der Vater oder ein anderer, sehr nahestehender Verwandter von Alice.

Die kindliche Art hast Du wunderbar geschildert, der Abschiedsschmerz wird im nächsten Moment von dem Vergnügen überlagert, als fein herausgeputzte Dame mit dem Schirm herum zu stolzieren. Die Erlebnisse wechseln einander in der Kindheit schnell ab.

Sie denkt an die heimlichen, schönen Stunden mit John.

Hier: Mrs. Reid. Setze den Leser nach den Gedankenzitaten dann doch ins Bild, wer diese Gedanken hat. Auch wenn ich ahne, dass dies nicht die kindlichen Gedanken von Alice sind, ein Orientierungspunkt in Gestalt eines Namens der Protagonisten ist hier schon eine angenehme Erleichterung... :).

Dann in die "Löwenhölle" ;):

Die letzten, die bis gerade eben noch in der Höllenhitze geschuftet haben, finden sich durch das bei ihnen zuerst einströmende Wasser in einer grausigen Hölle des Zischens und Löschens wieder.

"... durch das einströmende Wasser...". Es ist klar, dass der Wassereinbruch ihren Raum flutet, und ob es zuerst bei ihnen oder anderswo passiert, dürfte dem einzelnen egal sein. Der Satzrhythmus kann hier um eine Adjektiv- und Partizipienhäufung erleichtert werden.

Holprig liest sich indes auch Folgendes:

in einer grausigen Hölle des Zischens und Löschens

Weiter unten hast Du es nochmal ähnlich formuliert. Ich sehe das Bild, das Du meinst, vor meinen Augen, aber meines Erachtens täte der Formulierung gut, wenn die Substantivierungen in Prädikate umgewandelt würden. Oder in einfache Partizipien und Adjektive: "eine Hölle zischenden, sengend heißen Wassers" etwa. Es ist sicher klar, wovon das Wasser zischt: von den Öfen, deren Glut es gewaltsam löscht. Ich weiß aus eigener täglicher Praxis, wieviel Mut es erfordern kann, dem Leser so viel wie möglich an inneren Bildern zu überlassen.

Auf einem Boot, das gerade ankommt, sieht Mrs. Reid ein kleines Mädchen, vielleicht drei Jahre alt. Alice. "Mama! Mama!" Ruft Alice ihr zu.
Als sie sich zu Alice umdreht, die gerade noch neben ihr stand, ist da niemand mehr. Sie sieht nur noch das kleine Mädchen im Boot. Da will sie hin. Ein Mann hebt das Mädchen vorsichtig, beinahe liebevoll aus dem Boot und legt es erst einmal sanft ins Gras. Frauen in schwarzen Kleidern stehen um die Toten herum.

Wie gesagt, so wie ich es verstehe, liegt das Mädchen im Boot, weil es tot ist. Dann müsste das aus der Schilderung auch deutlich werden. Beschreiben kannst Du das ja hervorragend: Vielleicht trieft Salzwasser über das bleiche Gesichtchen, vielleicht haben sich blauviolette Flecken unter der durchsichtig aussehenden Haut gebildet, leichenhaft sieht das Kind aus, aber immer noch zeichnet der Liebreiz einer Schlafenden ihre Züge... na, irgendwas Besseres als mein Senf hier, aber in dieser Richtung. Kennst Du Storms Novelle "Aquis submersus"? Sie beginnt damit, dass der Rahmenerzähler in einer düsteren nordfriesischen Kirche das Leichenporträt eines Knaben sieht und auf die tragische Geschichte neugierig wird, die sich dahinter verbirgt. An diese Szene erinnert mich auch Dein Text, aber eine Schilderung des toten Mädchens - so, dass der Leser in schaurigen Etappen den Tod ahnt - würde ihn umso wirkungsvoller machen. Die Auflösung darf natürlich erst im letzten Satz des Absatzes kommen, wie Du es ja auch geschrieben hast: "Frauen in schwarzen Kleidern standen um die Toten herum."

Ein kleiner Sarg.

"Ein kleiner Sarg. Offen. ..." Dann findet der Leser sich noch rascher in der Szene wieder: Die Beschreibung arbeitet wie eine Kameraführung. Sonst kann es auch so klingen, als wisse nur der auktoriale Erzähler, wer und in welcher Kleidung in dem Sarg liegt. Ob man eine Wasserleiche aber noch so offen ausgestellt hat? Na ja, Sitten vor mehr als hundert Jahren. Sicherlich.

Ich bleibe dabei, Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, sprachlich sehr lebendig und mitreißend. Da und dort kann jeder Text von egal wem von uns immer ein paar Glättungen und Aufhöhungen brauchen.

Ich habe mir das Motto der Ausschreibung "Sie sind auferstanden" nochmal angeschaut. Viel geht aus der Erklärung nicht hervor, aber die Kunst, welche die Verlage wahrscheinlich gleich an den Anfang des Rennen setzen, ist wohl, zwischen den Zeilen zu lesen. Mir geht ein letzter Gedanke durch den Kopf, der Dich aber nicht irritieren soll: Sollte die Auferstehung nicht eher aus der Sicht der Lebenden geschildert werden? Oder auch aus der Sicht der Toten, was ich persönlich eine reizende Abwechslung finde? Aber ist ein Toter, der lediglich wie in "The Others" seinen Zustand erkennt, wirklich auferstanden?

Aber gut, ich kann wenig sagen, weil ich selbst mich mit der Ausschreibung nicht durch einen eigenen Beitrag auseinander setze. Und es ist schwierig, auf ein gestelltes Thema zu reagieren, wenn man nicht zufällig etwas Entsprechendes auf dem eigenen Mist hat. Wie hast Du das Themenspektrum aufgefasst? Ein Vergleich der Sichtweisen würde mich hier mal interessieren.

Aber ich denke, die müssen nicht vierzehn Geistergrusel - "Buhh!" - Geschichten nach Schema F veröffentlichen. Sollen froh sein, wenn etwas so Atmosphärisches kommt wie Dein Text :).

Jedenfalls drücke ich Dir fest die Daumen.

Viele Grüße
Roger

 

Hallo Roger,

wie immer, danke für Deine Tipps. Ich habe die meisten Sachen so berücksichtigt.
1) die Szene mit der Kutsche, ich habe hier schon mal auf die Beziehung angespielt.
2) Mrs. Reid denkt an die heimliche schönen Stunden mit John.
3) aus der ersten atlantischen Symphonie habe ich die Ouvertüre zu einer atlantischen Oper gemacht.
4) "das Meer braust (nach dem Untergang)" - die Wellen peitschen wild.
5) aus den endlosen Farnwäldern, die ja dann plötzlich zu Ende sind, habe ich die dichten Farnwälder gemacht.
6) die Füsse tun Alice als "Geist" nicht mehr weh, zumal sie ja auch vorher nichts spürte
7) die Szene mit dem Hund habe ich umgeschrieben
8) der Sarg ist jetzt offen.

;)
Viele Grüsse
Jean Marie Malte

 

Hallo jeanmarie malte,

wenn dieser Text für eine Ausschreibung gedacht ist, dann hast du sicherlich geklärt, ob er vorher bereits hier veröffentlicht werden darf.
Was mich aber noch mehr interessiert, ist die Frage, ob du ihn hier dann auch stehen lassen darfst, wenn du das Glück hast, in die Anthologie zu gelangen.

Falls der Text dann hier wieder gelöscht werden muss, wäre das schade.

Es gibt für den Fall, dass man einen Text nicht öffentlich zeigen möchte, weil er für einen Wettbewerb benötigt wird, die sog. Vorabkritiker.


Lieben Gruß und viel Glück beim Wettbewerb

lakita

 

Hallo Lakita,

vielen Dank für den Hinweis. Es ist so, dass die Texte bereits im Internet veröffentlicht werden durften. Mein Text kann also hier stehen bleiben. Der Autor behält vertragsgemäß alle Rechte bei sich, gibt dem Verlag lediglich das Recht zum einmaligen Abdruck. Honorar wird leider auch keines gezahlt.
;)
Viele Grüsse
Jeanmarie Malte

 

Hallo Jeanmarie Malte,

Alice Reid. Heute, Mittwoch, 21. Mai 2014, im Petit Palais, Paris. Alice Reid, erhalten für die Ewigkeit.
Evtl. würde ich einen sinngemäßen Vorspann dieser Art voranstellen. Der Leser wird darauf aufmerksam gemacht, dass es um ein sehr jung ums Leben gekommenes Kind geht, und verfolgt noch umso aufmerksamer die Geschichte, die dahin geführt hat.

Auch wenn es nicht hierher gehört: Ich habe ein halbes neues Kapitel meines Bronzezeit-Romans eingestellt. Dass ich noch immer keine Reaktionen habe, ist wohl ein schlechtes Zeichen. Die Leser kommen in der zähen Masse nicht weiter. Und meine Bronzezeit_Reise einfach nicht in Gang. Wenn das so weiter geht, schließe ich den Thread, um ihn vielleicht irgendwann neu zu eröffnen. Erst einmal brauche ich Abstand von dem Frust:dozey:.

Hast Du Deine GEschichte schon abgeschickt?

Gruß
Roger

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo jeanmarie malte,

eine durchaus handwerklich und erzählerisch solide Geschichte. Der größte Fehler finde ich an ihr leider im zweiten Titel, der mich sogleich an die Titanic denken ließ und der es mir somit von vornherein etwas erschwerte, die Geschichte als davon unabhängig wahrzunehmen. Stellt sich allerdings die Frage, ob es mir ohne ihn anders gegangen wäre. Jedenfalls halte ich ihn für verzichtbar.

Ich habe die anderen Kommentare noch nicht gelesen, kann sein, dass ich was wiederhole. Es sind eh nur zwei Dinge:

"Wo ist Papa?" Alice, dreht sich zur Mutter um und schaut sie fragend an.
[... und später im Text ...]
"Geht die Sonne immer in Amerika unter?" Alice blickt ihre Mutter fragend an.
  • Diese Redebegleitsätze geben nichts wesentliches dazu, das Adverb fragend wiederholt überflüssigerweise, was durch die Wortstellung und das Fragezeichen ausgedrückt wird. Würde sie ganz streichen und die Redeparts für sich sprechen lassen, und nicht nur an diesen beiden Stellen.
  • Übrigens Komma zuviel >> Alice dreht ...

Monoton und gleichmäßig fährt das Schiff mit all den Schicksalen durch Raum und Zeit zielstrebig England entgegen.
  • Ein kitschiger, klischierter und aufgeblasener, aber eigentlich nichts sagender Satz in meinen Augen.

Sehr gut finde ich, wie du die gestorbenen Reids in Szene setzt in Beziehung zu ihrer Umwelt. Geisterhaftes Gänsehautfeeling, das nochmal potenziert wird durch das Umschalten am Boot. Ich überlege, ob du die Geschichte nicht auch hättest umgekehrt erzählen können. Aber lass sie für den Wettbewerb so, wie sie ist, zur Änderung ist mit ein paar Tagen keine Zeit mehr.


Danke, gern gelesen
und viel Glück!
-- floritiv

 

Hallo Roger,

die Geschichte wurde noch nicht abgeschickt, ich werde dies jedoch heute mit den Änderungen vornehmen, die ich jetzt noch aufgrund Deiner und floritivs Hinweisen einpflegen werde. Sollte die Geschichte genommen werden, habe ich immer noch die Gelegenheit, gewisse Änderungen bis zum Druck vorzunehmen. Ich bin also eigentlich nicht wirklich in Zeitnot. Wenn Sie genommen wird, werde ich dies bekanntgeben im Menü "Bücher und mehr", wo man ja Erfolge wie Veröffentlichungen einstellen kann.
Die Passage mit Alice Reid möchte ich am Schluss stehenlassen, um nicht zuviel vorweg zu nehmen und den Leser im Vorhinein zu beeinflussen.


Hallo floritiv,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Du hast recht, es sind letztendlich Füllsätze, die gestrichen gehören.

Ich möchte letztendlich die "Auferstehung" an den Schluss setzen, eigentlich als überraschende Wendung, die mit dem Untergang einsetzt. Aus diesem Grund möchte ich auch die Reihenfolge so lassen, wie sie ist. Aber deshalb werde ich auch den 2. Titel wieder entfernen, mit dem ich ursprünglich Spannung erzeugen wollte als vorweggenommenen einsamen "Cliffhanger". Aber so im Gespräch jetzt erscheint er mir auch als überflüssig.

Darüber hinaus werde ich auch noch die Namen in der eingesandten Geschichte ändern in "Elly Reid" und "Empire Mail Steamship Co." Ich möchte nicht in irgendwelche Rechtsstreitigkeiten hineinkommen. Alice Reid hiess das kleine Mädchen in Wirklichkeit, und mit Reedereien möchte ich auch keine Probleme haben. Die "Drummond Castle" lasse ich so, das wird als Schiff ein Begriff des öffentlichen Lebens sein. Der Dampfer sank tatsächlich an diesem Tag an dieser Stelle.

Danke für Eure Wünsche und lG
Jeanmarie Malté

 

Lieber Jeanmarie Malte,

danke auf den Hinweis mit "Bücher und mehr". Dort werde ich mich auch auf dem Laufenden halten, wie es Dir ergangen ist;).

Den Namen Alice Reid in Elly Reid zu ändern, halte ich auch für die beste Entscheidung. Ich habe nach dem Namen gegoogelt, hatte aber keine Informationen über das kleine Mädchen und sein Schicksal bekommen. An der Wahrheit Deiner Geschichte lässt mich das natürlich nicht im Geringsten zweifeln. Woher weißt Du davon?

Fingers crossed und beste Grüße
Roger

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen Roger,

bei mir sitzt der Teufel immer noch in der Anwendung der Zitate hier im Blog. Hatte gerade ziemlich viele Zeilen zur Bronzezeit geschrieben, war dann auf "Zitieren" gegangen, hatte plötzlich den gesamten vorigen Text drin, diesen im Zitat dann wieder gelöscht und meine Antwort war mit weg. War dann zur Entspannung etwas bei den Wort Kriegern spazieren gegangen und hab gesehen, dass hier eine Antwort mehr steht...

Also: ich hatte vor einigen Jahren Urlaub auf Ouessant gemacht, und das hat mich geprägt. Die einsame, raue Schönheit als letzter Vorposten Frankreichs am Eingang vom Atlantik zum Ärmelkanal. Und da kommt man um die "Drummond Castle" nicht herum. Die liegt zwar immer noch auf dem Meeresgrund, aber es gibt ein Museum (sehr sehenswert am Fusse eines der fünf grossen Leuchttürme) zum Thema Drummond Castle und Leuchttürme. Da hängt natürlich auch das Bild von Alice Reid in Kopie.
Im Internet gibt es sehr viele Informationen über diesen Gesamtbereich unter dem Thema "Drummond Castle Ouessant". Da findest Du dann auch das Bild auf einer französischen Seite. Es gibt auch bei U-Tube ganz nette Filme von Tauchern, die das heutige Leben auf dem Dampfer zeigen: Fische, Krebse, Seesternchen etc.
Des weiteren gibt es im Netz die Passagierlisten (zumindest auszugsweise) sowie detaillierte Berichte der britschen Untersuchungskommission zum Untergang, die wenige Wochen danach ihre Arbeit aufnahm. Hier sind Zeugenaussagen hinterlegt, die meines Erachtens wichtige Fragen zum Grund des Untergangs nicht haben klären können. Zeitdruck, Fristablauf, etc. Ich habe meine Geschichte daran orientiert.

Auf der Insel wurde auch ein relativ bekannter Film gedreht: "Die Frau des Leuchtturmwärters". Nette,unterhaltsame Geschichte mit sehr viel Landschaft und rauer See.

Viele Grüsse
Jeanmarie Malte

 

Hallo ihr lieben Kritiker alle,

Mit Eurer Hilfe habe in es geschafft. Die Geschichte wird in der Anthologie "Sie sind auferstanden" gedruckt, und zwar im net-verlag. Das Buch erscheint im November. Vielen Dank dafür!

Schöne Grüsse aus dem sonnigen Schottland
Jeanmarie Malte

 

Hallo Jeanmarie Malte,

nach so langer Zeit, wie ich weiß, melde ich mich hier zurück. Herzliche Glückwünsche für Deinen Anthologie-Erfolg. Ich habe den Band "Sie sind auferstanden" sogar erworben und finde die Geschichten durchweg sehr gelungen, abgesehen davon, dass natürlich nicht jedes Thema und jede Erzählweise gleichermaßen dem eigenen Geschmack entsprechen kann und muss. Aber "Elly Reid", das kann ich sagen, wie es ist, gehört zu meinen Favoriten.

Gestern habe ich von meinem vierten eigenen Erfolg in diesem Jahr erfahren- aber ich weiß, das ist ein anderes Thema und soll in diesem Thread nicht weiter ausgeführt werden. Außer der Feststellung, dass an diesen Erfolgen auch die Wortkrieger beteiligt waren...

Viele Grüße und bis bald wieder in diesem Forum

Roger

 

Hi Roger,

na dann, herzlichen Glückwunsch zu deinen Erfolgen. Das freut mich ehrlich. Ja, "Elly Reid!, das ist für mich sozusagen meine "Geschichte des Jahres", obwohl sicherlich an manchen Ecken und Enden sicherlich immer noch verbesserungsfähig. Aber irgendwann muss Schluss sein.

Habe dir eine private Mail geschickt und hoffe, sie ist angekommen.

LG Malte

 

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