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Alexandra des Frühlings
Der Wind streichelt mir sanft durch die Haare. Wasser sprudelt zwischen allen Steinen, es ist ein beruhigendes Geräusch. Ein paar Blätter legen am Ufer an und warten bis zur nächsten Welle um in strömende Abenteuer einzutauchen. Sonnenstrahlen tanzen auf der Wasseroberfläche und wärmen meine Haut.
Ich stehe hier auf einem kleinen Felsen, inmitten des Flusses, der direkt in die Tiefen meiner Seele führt. Die Strömung wird immer schneller, die Anzahl der Wellen sinkt zwar, doch als Ausgleich werden sie immer mächtiger. Im gleichmäßigen Takt werden sie immer wieder von den Kieselsteinen verschluckt.
Von der Ferne erblicke ich, wie sich von allen Himmelsrichtungen gigantische Wellen nähern. Sie bahnen sich ihren Weg über Berg und Tal. Erfreut drehe ich mich im Zirkel und bestaune diese überwältigende Kraft, welche kein Erbarmen kennt. Die Strömung meines Flusses dreht sich mit mir und bevor diese riesigen Wellen auf mich einbrechen können, fangen sie an, sich mit mir zu drehen. Ein Strudel, der sich kilometerweit in den Horizont erstreckt und in dessen Zentrum meine Begeisterung liegt.
Ein Trichter aus Wasser. Pulsierend wie mein Blut, fächert er sich immer höher. Die alleinige Schwachstelle des Strudels liegt in mir verborgen. Jeder Schlag meines Herzens, treibt meine Ängste immer weiter zum Vorschein. Jeder weitere Tropfen, vergrößert meine Entfernung zur Wirklichkeit. Jede Sekunde presst mich weiter in das Loch der Verzweiflung, aus der meine Seele einst meinen Körper gebar. Kein Schrei, den ich aus meiner Kehle presse, scheint hier zu verklingen.
Erschöpfung tritt ein. Meine Aufregung sinkt, und alles Wasser verdunstet. Ich bleibe auf meinen Felsen stehen und warte darauf, dass die Strömung sich wendet und mich mitnimmt.