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Alex
Alex
Es war kurz nach Mitternacht. In Alex stieg wieder dieses Gefühl hoch. Manchmal half es, wenn er seine Augen schloss und an etwas positives dachte, irgendeine Ablenkung fand und das Gefühl verdrängen konnte. Meistens blickte er zurück an den Tag als er mit Nora, die für siebzehn viel zu reif aussah, am Abend bei ihr war um zu lernen. Nicht nur dass er sie damals küsste hatte er sie auch angefasst. Am Anfang zögernd, aber als sie ihm seine Hand auf ihre weichen Brüste legte, war seine Angst und seine Nervosität vorbei. Es war jedenfalls besser als sich selbst zu berühren.
„Viel besser“, murmelte er leise.
Er hatte noch immer die Augen geschlossen. Das Gefühl, dass immer stärker wurde, konnte er nicht verdrängen. Es war wie eine Bombe , die jede Sekunde explodieren könnte. Normalerweise klappte es ja auch mit der Ablenkung, doch diesmal war etwas ganz anders – oder hatte Alex etwas falsch gemacht?
Alex saß auf dem Bett. Er blickte zu der analogen Uhr, die mit ihrer grünen Schrift anzeigte, dass es sieben Minuten nach Mitternacht war.
Es vergingen nur wenige Sekunden als er sich vom Bett erhob und in seinem Zimmer langsam auf und ab ging. Den Blick auf den Boden gerichtet, der mit einem Fliesenteppich ausgestattet war, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Nicht nur, dass dieses unbeschreibbare Gefühle nicht verging, verlor er immer mehr das Zeitgefühl. Wie lange war er nun im Kreis gegangen? Fünf Minuten? Eine Stunde? Alex blieb stehen, sah auf die Uhr. Zehn Minuten nach Mitternacht.
Mit langsamen Schritten näherte er sich seinem Schreibtisch. Er öffnete die unterste Schublade wo er seine Zigaretten versteckte. Seine Mutter, wie sein Vater wussten nicht, dass er rauchte. Sie sollten es auch nicht erfahren, denn er würde bald aufhören. Morgen. Vielleicht jetzt, gleich nach dieser letzten Zigarette, die er nun wirklich brauchte.
Alex holte die Packung Marlboro heraus, öffnete sie und klemmte sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen, den er Sekunden später mit dem roten Feuerzeug anzündete. Danach verstaute er Feuerzeug wie Zigaretten wieder in die Schublade und zog fest an der Zigarette.
Bei dem ersten Lungenzug wurde das merkwürdige Gefühl zwar besser, aber es verschwand nicht. Vielleicht wich es zurück wenn er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, aber langsam begann er zu zweifeln. So intensiv war dieses Gefühl noch nie gewesen.
Alex ging zu seinem Fenster und öffnete es, damit er die Asche entsorgen konnte. Außerdem verschwand auch der Geruch von Zigaretten aus seinem Zimmer.
Ich habe sie damals geküsst, dachte er.
Scheiß drauf, sagte ihm seine innere Stimme. Sie hat ihre Zunge in deinen Mund gesteckt, ihre Titten rausgestreckt und ließ sich von dir begrapschen. Dann als es ihr zuviel wurde sagte sie, dass es ihr leid tut und sie hat dich mit einem steifen Schwanz heimgeschickt. Tolle Frau, findest du nicht?
„Nein“, sagte er leise.
Okay, sie meldete sich wieder – war diesmal aber aggressiver. Du wirst jetzt diese kleine Schlampe vergessen. Sie ist nichts weiter als eine von den Frauen, die dein bestes Stück aufwecken und dann heimschicken,
wenn sie auf einmal nicht mehr wollen. Wenn du Glück hast, macht sie aus Mitleid die Beine für dich breit und lässt deinen kleinen Kumpel in das Paradies. Aber du hast nicht soviel Glück. Du bist nicht der Typ, der Frauengeschichten erzählt und von seinen Freunden bewundert wird. Du bist der Typ, der die sexuellen Abenteuer erzählt bekommt.
Alex hatte die Zigarette fast bis zu dem Filter hinuntergeraucht. Er schnippte sie aus dem Fenster. Er spürte wie das Gefühl in ihm intensiver wurde. Es war, als würde seine innere Stimme dieses Gefühl verstärken.
Er musste pinkeln. Alex stand auf und öffnete die Tür seines Zimmers um auf das WC zu gehen. Als er das Zimmer verließ kam ihm wieder in den Sinn, dass seine Eltern gar nicht daheim waren. Er musste es vergessen haben.
Alex wusste nicht wo sie waren, da sein Vater nur sagte, sie würden in ein teures Lokal gehen und seine Mutter fügte hinzu, dass sie erst nach Mitternacht heimkommen würden. Es war nach Mitternacht, aber es schien noch niemand daheim zu sein.
Als er bei dem WC ankam überlegt er, ob seine Schwester Sandy überhaupt daheim war. Aber wahrscheinlich war er alleine daheim, da sie ja mit den Jungs über die Häuser zog. Was sie genau tat interessierte ihm nicht, aber er konnte es sich vorstellen. Sandy würde mit ziemlicher Sicherheit das gleiche wie Nora machen. Vielleicht etwas mehr, da sie schon neunzehn war. Aber im Endergebnis würde es auf das gleiche hinauskommen. Bei ihm ein Blowjob, bei dem anderen etwas fummeln und den hinter der Bar würde sie dann ranlassen – wegen dem Mitleid.
„Blöde Nutte“, sagte Alex.
Als er aus dem WC wieder herauskam meldete sich seine innere Stimme wieder. Wie wenn das merkwürdige Gefühl,
dass anscheinend wirklich immer stärker wurde, nicht gereicht hätte für die heutige Nacht.
Dich stört es also nicht, dass deine Schwester durch die Gegend zieht und ihren Körper dafür benutzt um Sachen vielleicht preiswerter oder gar umsonst zu bekommen? Dich stört es also nicht, dass sie lieber die Zeit mit anderen Jungs verbringt als mit dir?
„Nein“.
Versager.
„Ich bin kein Versager!“.
Diesmal schrie Alex, ohne dass er es wollte. Als er den Schrei losließ und sich dann nach wenigen Sekunden im klaren war, dass er sich selbst angeschrieen hatte, bekam er langsam Angst. Angst vor sich selbst.
Er war fünfzehn, fast sechzehn. Zu jung für Selbstgespräche. Zu jung für den ganzen Scheiß. Was war nur los mit ihm? Seit Wochen besuchte ihm dieses verdammte Gefühl regelmäßig und es wurde immer aggressiver und intensiver. Nun auch seine innere Stimme – verdammt.
Geh zu deiner Schwester, rede mit ihr darüber.
Die Stimme hörte nicht auf mit ihm zu reden.
Er dachte darüber nach und er stellte fest, dass die Idee gar nicht einmal so schlecht war. Es musste geklärt werden. Wieso hatte Sandy fast keine Zeit mehr für ihren jüngeren Bruder. War es wirklich möglich, dass die Typen – die sie einfach so benutzte – ihr wichtiger waren? Alex konnte es nicht glauben, aber wenn er nicht mit ihr reden würde, würde er es nie herausfinden.
Alex ging zu ihrem Zimmer und klopfte an der Tür an. Er wartete ein paar Sekunden, danach klopfte er nochmals. Diesmal etwas fester.
Die Tür ging auf und seine Schwester stand mit ihrem
kurzen Nachthemd vor ihm.
„He, was gibt es Kleiner?“.
Obwohl sie es lieb meinte merkte Alex, dass diese Frage, die Wortwahl (er war kein Kleiner), sein verdammtes Gefühl verschlimmerte.
„Kann ich mit dir reden?“, fragte er.
Er versuchte ruhig zu bleiben; sich nichts anmerken zu lassen.
„Klar, was gibt es?“.
Alex trat in das Zimmer von ihr, setzte sich auf ihr Bett und sah Sandy an, die noch immer bei der geöffneten Tür stand. Sie sah ihn überrascht an, da sie keine Ahnung hatte was ihr Bruder um diese Zeit wollte. Diese Ungewissheit machte sie Neugierig.
„Kann ich mit dir offen reden?“, fragte er.
„Klar“.
Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber bevor er es ihr mitteilen konnte, meldete sich die innerliche Stimme wieder zu Wort.
He Kleiner, hast du jetzt die Hosen voll? Vorher wolltest du sie doch alles fragen; sie fertig machen. Ihr vorhalten, dass sie für ihren kleinen Bruder kein Vorbild mehr ist. Sie ist nur mehr ein blödes Flittchen. Und jetzt? Du sitzt auf ihrem Bett. Wer weiß wie viele Männer dort schon waren, denen sie das angetan hat, was dir Nora angetan hatte. Denk darüber nach. Aber vorher mach sie fertig – Kleiner.
„Alex“, fragte Sandy.
Ihr kam vor, als wäre ihr Bruder irgendwie abwesend. Im Gedanken versunken. Aber dies störte sie nicht. Eigentlich bekam sie Angst vor seinen Augen – sie waren leer.
„Ja?“.
„Wolltest du nicht mit mir reden?“.
Er seufzte leise.
„Darf ich ehrlich sein?“.
„Aber klar Kleiner“.
„Okay“, sagte er, „wieso machst du das?“.
„Was mach ich?“.
„Du weißt genau was ich meine“.
Sandy bemerkte, dass er lauter wurde. Langsam fand sie seine Augen nicht mehr leblos. Sie glühten direkt. Man kannte den Zorn sehen, den dieser Junge in sich hatte.
„Alex, was meinst du?“, fragte sie.
Sie stotterte ein wenig, bemerkte es aber kaum.
„Wieso machst du das alles? Weshalb? Was bringt dir das? Du Schlampe!“, schrie er.
Es kam der Moment in dem Sandy nicht wusste, was sie sagen, geschweige denn machen sollte. Ihr Bruder hielt sie für eine Schlampe. Aber wie kam er zu diesem Entschluss?
„Mal langsam: Wer sagt, dass ich eine bin?“.
„Er!“
„Wer ist er?“
Alex zuckte die Achseln.
Sandy bemerkte, dass sie noch immer bei der Tür stand. Sie ging langsam zu ihrem kleinen Bruder, kniete sich vor ihm hin und berührte seine Hände vorsichtig. Sie streichelte sanft darüber – versuchte ihn so zu beruhigen. Er war zwar fünfzehn, verhielt sich aber in diesem Moment eher wie zwölf oder dreizehn. Erstens wusste er schon längst was das Wort Schlampe bedeutete. Zweitens wusste er auch, dass er nicht immer alles glauben sollte, was vielleicht andere Leute erzählten. Aber so hatte sie ihren Bruder noch nie gesehen. Es war beängstigend.
„Alex, wer ist er?“.
Sie versuchte ihn nochmals darauf anzusprechen. Doch er sah sie nur an, kämpfte mit den Tränen und genoss ihre Berührungen, die ihn an früher erinnern ließen. Damals war alles noch in Ordnung; Sandy hatte Zeit für ihn.
„Ist nicht so wichtig“, sagte er.
„Sicher?“.
Nein, nicht sicher. Mach sie fertig du kleine Schwuchtel!
„Keine Ahnung“.
Du verdammter Hosenscheißer.
„Warum machen wir es nicht mehr?“, fragte er leise.
„Was machen?“.
Sie weiß genau was du meinst. Sie verarscht dich. Merkst du es denn nicht? Deine große Schwester, die für dich immer da war hält dich zum Narren. Weißt du warum? Andere Jungs sind wichtiger als du.
„Du weißt was ich meine“, sagte er.
Ihre Hände berührten noch immer seine. Sie streichelte ihn zärtlich. Nora tat dies auch.
„Alex... bitte“.
„Nein!“
Er sprang auf. Alex stand in der Mitte des Zimmers und sah Sandy, die noch immer vor dem Bett kniete, wo sie vor wenigen Sekunden noch liebevoll seine Hand gestreichelt hatte und sah ihn erschrocken an. War es tatsächlich möglich, dass er durch eine Lüge, durch ein blödes Wort von einem Freund wahrscheinlich so aufgebracht war?
„Alex, du machst mir Angst“.
Dies sagte sie nicht nur so. Sie meinte es auch. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie vor ihrem Bruder richtige Angst.
„Und?“.
„Sag mir was los ist“.
Als Sandy versuchte aufzustehen, kam Alex auf sie zu. Er blieb vor ihr stehen. Sandy sah hinauf und bemerkte wie Alex zum ersten Mal auf sie einschlug.
Er hatte seine Hand zu einer Faust geballt und schlug ihr mitten in das Gesicht. Das leichte Knacken als ihre Nase brach ließ sie danach in Tränen ausbrechen. Sie legte sich am Boden und hielt sich das Gesicht.
Alex stand vor seiner Schwester. Er holte aus und trat sie mit den Füßen in die Rippen. Immer fester, immer schneller. Als sie sich schützen und wegdrehen wollte, hörte sie Alex lachen. Aber es war kein normales lachen. Es hatte den Anschein, dass ihr kleiner Bruder durchgedreht war.
Geht es dir nun besser?
Die Stimme, die sich eine Weile nicht mehr gemeldet hatte war wieder da.
„Weiß ich nicht“.
Er saß auf seinem Bett. Eine Zigarette war zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, die Asche fiel zu Boden – doch es war ihm egal. Als er auf seine analoge Uhr sah, merkte er, dass erstens das Wort anal in diesem Wort steckte und es kurz nach ein Uhr war und seine Eltern noch immer nicht daheim waren.
Hat es dir gefallen?
„Ja“.
Als er ruhig auf seinem Bett saß dachte er darüber nach was er getan hatte. Wie er seine Schwester geschlagen und getreten hatte.
Er wusste nicht ob sie noch bei Bewusstsein war, als er ihr das Nachthemd hochschob und ihren Slip vom Körper
riss. Sie schrie zwar, aber dann hörte Alex es gar nicht mehr als er in sie eindrang. Voller Aufregung ejakulierte er nach wenigen Sekunden, aber da hatte sie schon aufgehört zu schreien und sich zu bewegen. Wahrscheinlich starb sie kurz vor der Vergewaltigung oder ein paar Sekunden nachher. Ihr Kopf hing leblos von ihrem Hals herab; die Augen machten ihm klar, dass seine Schwester tot war.
Was würden seine Eltern sagen? Würden sie es verstehen? Er konnte nichts dafür. Alex war nur der kleine Bruder, der niemanden etwas böses antun wollte. Alex wollte sich nur für die Sachen rächen, die ihm seine Schwester angetan hatte. Sie hätte nur etwas Zeit für ihn opfern müssen, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber nein, sie musste ja mit ihren Freunden herumziehen.
Sie hat es verdient.
Alex nickte.
Aber hatte sie es wirklich verdient? War sie wirklich so ein Miststück? Ja, das war sie.
Alex ließ die Zigarette am Boden fallen. Es würde ein schönes Brandloch im Teppich entstehen. Als er die Zigarette ansah, wie sie sich in den Teppich fraß, musste er an damals denken.
Er war dreizehn Jahre alt. Damals erlebte er sein erstes Mal. Seine Eltern waren damals auch nicht daheim. Alex saß mit seiner weiblichen Begleiterin auf der Couch. Sie sahen sich irgendeine Sendung im Fernsehen an.
Das Mädchen rückte näher zu ihm. Sie legte die Hand auf seinem Oberschenkel. Alex sah sie an und lächelte. Danach wanderte ihre Hand zwischen seine Beine. Danach ergab sich alles von selbst.
Danach sagte sie, er dürfte nicht darüber reden und sie
dürften es nicht wiederholen. Alex verstand es zwar damals nicht, aber er akzeptierte es.
Er hatte soviel vergessen. Aber dies nicht.
„Danke Sandy für dieses Erlebnis“, sagte er leise und hörte, wie seine Eltern die Wohnung aufsperrten.
Hi Leute! Bin neu hier und würde mich über eine Kritik freuen. Jedenfalls - die Geschichte ist noch nicht wirklich fertig. Überlege, ob ich sie noch ausbauen soll. Das ist einmal die "Rohversion".