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Serie Alex - L O V E

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07.03.2002
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Alex - L O V E

Alex starrt ins Morgenrot. Wie der Himmel brennt...
Er zieht an der Zigarette, hält kurz den Atem an. Atmet aus, atmet ein, atmet aus. Atmet ein. Die Poren seiner Haut verengen sich bei jeder Bewegung des Vorhangs. Ein Windstoß lässt eine Tür im Haus zuschlagen. Ein Schaudern, der Nebel schüttelt ihn durch und kriecht in seine Eingeweide. Er fühlt sich wie ein Bastard. Fühlt sich verwundbar.

Er denkt, ich schlafe. So ist es immer. Die Freier schlafen und von der Hure wird erwartet, dass sie sich leise verkrümelt. Ich hab ihn auf der Straße aufgelesen. Verwundet und zugekifft. Aber ich will nicht dass er geht. Er ist mein einziger Halt an der Wirklichkeit. Er ist meine ganze Welt. Alles was ich hab. Wenn er geht bin ich eine wertlose und leere Hülle.

Alex zieht die Nase hoch und unterdrückt einige Gedanken. Sucht seine Schuhe im Flur. Warum sind manche Begegnungen schmerzhafter als andere? Auch wenn sie in Wahrheit die absolute Erfüllung versprechen? Irgendwo in einer Abstellkammer brennt Licht. Irgendwo jault ein Tier. Irgendwo küsst eine Mutter ihre Kinder. Irgendwo sind Menschen glücklich.
Leben. Es steckt in jeder Ritze, in jedem Schacht. Draußen in den Kakerlaken, in den Straßentauben. Im Fell der Ratten. Nur nicht in ihm.
So etwas hat er noch nie erlebt. Manche zahlen viel für wenig Gegenleistung. Manche wenig für die perversesten Wünsche. Und manche zahlen überhaupt nichts für seine ganze Seele. Nein, klar, er wird nichts dafür verlangen. Zumindest nicht von ihr.

Über dem getrockneten Blut spüre ich den Stoff des Bettlakens. 150 Striemen, brennende Narben für immer und ewig. Narben in meinem Fleisch. Er wird mich verlassen. Ich höre seine sich nähernden Schritte auf dem knirschenden Parkett. Prüfend wirft er einen letzten Blick auf mich, sieht meinen bewegungslosen, weißen Körper mit rot-schwarzen Worten auf der Haut. Er selbst hat sie auch.

Alex würde etwas sagen, würde sie sich jetzt aufrichten und ihn ansehen. Vielleicht würde er sich die Frechheit erlauben und fragen ob er bis zum Mittag bleiben kann. Sie würde ihn gewiss nicht weg schicken. Nein.

Ich öffne meine Augen. Er zieht wieder an der Zigarette. Sein Gesicht liegt im Schleier des Rauches. Und er ist so wunderschön.
„Bereust du es?“ frage ich flüsternd.
„Was? Den Sex?“
„Nein. Mich gerettet zu haben.“
Stille für eine halbe Minute.
„Nein.“ Er lächelt mich an wie ein Teenager. Unschuldig wie ein kleiner Junge. Es zerschmettert mir das Herz.
„Nein, ich bereue es nicht.“

Alex verlässt für Sekunden den Raum. Als er wiederkommt hat sie sich bereits aufgesetzt und ist dabei sich anzuziehen.
„Warte!“ Sie hält verdutzt inne. „Was ist?“ „Ich hab etwas vergessen.“ sagt er wie jemand, dem in letzter Sekunde der Schlüssel zur Lösung einer mathematischen Formel eingefallen ist. Er hält einen schwarzen Stift in der Hand. Keine scharfe Klinge.

Er mustert mich eine Weile. Dann schließlich:
„Leg dich wieder hin.“
Ich tue was er mir sagt. Während er langsam zu mir aufs Bett kommt, starre ich an die Decke.
„HATE................“ liest er vor. „HATE.... HATE, HATE, HATE.........“ Seine Hände streifen dabei die verkrusteten Worte. Und dann setzt er mit dem Stift an. Ich sehe nicht was er schreibt. Aber ich kann es spüren.
L O V E

 

Hi Alexis,

Deine Story hat mir sehr gut gefallen. Stilistisch sehr klar geschrieben. Die Thematik ist gut angepackt, das Ende überrascht angenehm. Die tiefe Beziehung zwischen den beiden ist nachvollziehbar dargestellt.
Die "irgendwo" Anhäufung gefällt mir besonders gut!

Meine Kritik richtet sich and die nicht zu eindeutige Rollenverteilung. Die genaue Personenkonstellation wurde mir erst beim 2. Mal lesen bewusst.
Davor dachte ich, es würden 3 Personen agieren, obwohl das ja keinen Sinn ergab. Vielleicht kapiern ja die andern Leser schneller:-)

Ach ja, die Kommasetzung in den ersten Absetzung hast Du nicht absichtlich gelassen, oder?

Weiter so, Joy :D :D :D

[ 20.07.2002, 22:00: Beitrag editiert von: joy ]

 

Ja ja.... ok ich und Kommata....... :o das passt nicht zusammen. Aber danke für deine positive Kritik :)

[ 20.07.2002, 22:26: Beitrag editiert von: Alexis ]

 

Hej Alexis!

Auch diese Geschichte hat mir ausnehmend gut gefallen. Am Anfang ging es mir ähnlich wie Joy: Irgendwie hat mich der Perspektivwechsel verwirrt, aber dann habe ich begriffen, wie die Personenkonstellation ist und wann Du welche
Perspektive einsetzt.
Wirklich schön! Und der Beweis, daß auch in schrecklichen Situationen die Hoffnung nie ein endgültiges Ende haben sollte - daß er ihr "LOVE" auf den Rücken schreibt, ist so ziemlich das schönste Ende, das diese Geschichte haben kann.
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

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