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Serie Alex - Ein hellblauer Tag

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07.03.2002
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Alex - Ein hellblauer Tag

Ein hellblauer Tag.
Man möchte sich ins Gras legen und einfach nur leben. Er ist wie die Zitronenlimonade, die Mary-Jane ihren Kindern einschenkt. Zuckrig klebrig mit einem erheiternden, frisch-herben Beigeschmack. Leicht schwebend, flatternd. Der Sonntag regt die Gemüter zum philosophieren an. Während-der-Woche-hart-arbeitende-Familienväter überlegen, ob es nicht mal wieder an der Zeit wäre, einen kleinen Ausflug zum See zu machen. Ein Picknick mit Frau und Kind im Schatten der riesigen Pappeln, den Alltag vergessen. Freunde besuchen, Fußball spielen...
Das Licht glitzert und tanzt an den Wänden. Keine melancholischen Weidenschatten mehr. Diesmal sind es Acrylschmetterlinge im Vorhang. Süß und zerbrechlich. Tausende, die sich verflogen haben.

Alex möchte seine Augen nicht öffnen, blinzelt kurz verschlafen in das Sonnenlicht, das durch das bunte Fensterglas fällt und schließt sie wieder. Wie oft ist er schon in fremden Betten an fremden Orten aufgewacht und wollte nie geboren sein? Stimmen im Kopf...

„Ich bring dich um!“
Jeff schlug mit der Wodkaflasche auf ihn ein bis sie zerbrach und die Splitter blutig zu Boden rieselten. „Ich bring dich um!“

Blätterrauschen. In seinem Gedächtnis die übliche Lücke, die übliche Amnesie. Vögel verteidigen laut zwitschernd ihr Revier. Singen als hinge ihr Leben davon ab. Jungfräuliche Wärme. Wie im Frühling. Doch es ist mitten im Juli.
Schließlich öffnet er doch die Augen und lässt seinen Blick gebannt auf den sich aufblähenden Vorhängen liegen. Schattenschmetterlinge. Der Wind jagt vorbei, zerzaust das sattgrüne Laub, und der charmante Geruch von kindlicher Verliebtheit und schönen Gedanken liegt in der Luft. Er friert. Über seinen nackten Rücken streicht ein eisiger Luftzug.

Er vergräbt sich unter der Decke und will, dass die Stimmen in seinem Kopf endlich aufhören.

„Komm her du kleiner Bastard!“
„Nein! Nein, es tut mir leid!“
„Du wirst bezahlen!“
„Bitte! Es tut mir leid!“
„Hör auf zu flennen! Du bist ja schlimmer als deine Mutter. Oder biste ne Schwuchtel?“
„Nein! Hör auf! Nein!“

Er setzt sich auf, sieht die Frau neben sich nicht an. Sein Kopf dröhnt wie immer. Er sieht trotzdem nicht hin. Sieht nur zum Fenster. Zur Sonne. Zu den Schattenschmetterlingen die tanzen. Er kann sich an nichts erinnern. Will sich nicht erinnern. An fast nichts. Nur an ihren Geschmack auf seinen Lippen - wie Jasminsüße. Ihren Geruch - wie ein Blütenmeer. Kann ihre Liebkosungen noch fühlen und ihre Wärme. Es bricht ihm das Herz.

Draußen spielen Kinder. Er wünscht sich, er würde träumen. Alles wäre lange vorbei. Alles wäre gut. Und das Mädchen neben ihm wäre seine Frau die da einfach nur läge und schliefe, und das da draußen, das wären seine Kinder. Er würde runter gehen in die Küche und Frühstück machen. Er würde sie - seine Prinzessin - mit einem Kuss aus Träumen wecken und fragen, was sie von einem Ausflug an den See hielte. Würde den Rasen mähen, würde mit seinen Kindern spielen. Würde alles aufgeben für heute. Nur für wenige Stunden. Würde leben. Zugriff zu seiner Seele gewähren, lieben. Geben was er selbst nie bekommen hat......was für bescheuerte Gedanken....

„Du wirst es nie zu was bringen! Du bist doch nur ein wertloses Stück Dreck!“ hatte Jeff zu ihm gesagt, ihm mit der Faust die Nase gebrochen, vergewaltigt und dann wieder zu der Nutte von nebenan geschleppt, damit sie ihn verarztete. Ja, Mary-Jane hieß sie. Und eigentlich war sie ein guter Mensch. Nur eben schwach... wie jeder in Jeffs Gegenwart.

Irgendwo klingelt das Telefon. Sein Herz bleibt sekundenlang stehen. Jetzt muss es schnell gehen. Er springt auf, sucht hektisch nach seiner Kleidung, nach seinen Schuhen. Das Klingeln verstummt. Wieder blähen sich die Vorhänge auf. Regenparfum der letzten Nacht durchströmt seinen Körper. Er muss innehalten weil es ihn lähmt. Weil er nie etwas bezaubernderes gespürt hat. Und dann sieht er sie. Und er kann seinen Augen nicht glauben. Das erste mal in seinem Leben rast sein Inneres. Springt und weiß nicht was es tun soll. Dornröschen.... das schönste Geschöpf das er jemals gesehen hat. Sie dreht sich tief atmend auf die andere Seite und vergräbt ihr Gesicht im Kissen. Kein Blut. Keine Kälte.
Ihre Schultern, Haut wie Honigmilch. Ihr Haar, so lebendig. Anmutig... Abermals klingelt das Telefon. Sie seufzt, ist am Erwachen. Er rennt in den Flur und sucht den Grund allen Übels. Reißt das Kabel raus. Niemand darf den Schlaf seiner Prinzessin stören.
Vorsichtig schleicht er zurück, fühlt sich wie ein Held als er sieht, dass sie unter der Decke verschwindet und in ihre hoffentlich süßen Träume zurückkehrt. Mit sachten Schritten geht er zu ihr. Kniet sich hin. Beobachtet ihr Gesicht. Beugt sich über sie und möchte sie küssen. Er hat noch nie jemanden einfach so geküsst.

Und dann läutet die Türklingel. Welches verdammte Arschloch weiß diesen heiligen Augenblick nicht zu schätzen? „Ding Dong“ Hartnäckig lässt der Störenfried nicht locker bis sie die Augen öffnet. Noch bevor sie weiß was ihr geschieht, bekommt sie von Alex einen Kuss auf die Wange gedrückt und wird alleine gelassen. Sie ist noch so verschlafen, dass sie zu träumen glaubt.

[ 03.08.2002, 12:57: Beitrag editiert von: Alexis ]

 

Mhm...weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Irgendwie leuchtet mir die ganze Geschichte nicht ein. Alles verworren irgendwie - oder bin ich zu blöd? :-)
Erst ist er draußen, dann plötzlich zu Hause und da ist eine Frau - Dornröschen.
Sollte ich da irgendwo den Faden verloren haben?
Mir ist nicht ganz klar, was diese Geschichte bedeutet.

Grüße

Conny

[ 04.08.2002, 18:48: Beitrag editiert von: Mondelfe ]

 

Nee, der liegt im Bett und wacht auf. Ein Fenster ist auf oder ne Balkontür oder was weiß ich... Er ist nicht draußen. Wenn ich den Eindruck erweckt hab, war das nicht meine Absicht.

 

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