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Aldi, 13 Uhr
Aldi am Samstag, 13.15 Uhr. Wollte mit Oli gehen, doch der hatte keine Lust auf den samstäglichen Stress. Ich auch nicht. Muß aber. Hab sonst nichts mehr zum fressen. Vollgas, hinter mir ein schimpfender Fußgänger, Vollbremsung und auf dem Parkplatz im Halteverbot, direkt neben dem Haupteingang stehen geblieben. Frage mich flüchtig, warum hier keine andere Sau auf die Idee gekommen ist zu parken. Der Parkplatz ist Privatgrundstück, die Bullen dürfen hier also nicht mal aufschreiben. Und Aldi selber? Wer ist überhaupt Aldi, also höchstens könnte mich de angestellte Putzmann mit dem Namen Hassan Gülli oder ähnlich abschleppen lassen. Allerdings müßte er zunächst das Geld für die Abschleppung vorauszahlen. Ich vertraue also darauf, daß Hassan Gülli seine letzten 150 Euro im Bordell ausgegeben hat und deshalb pleite ist. Ich bleibe auf dem Parkplatz stehen. .
Zeitstreß akut, noch 15 Minuten für den geplanten Großeinkauf, der mir ein reguläres Ersparnis bringen soll. Zücke also mein 1 Euro Stück und halte es der nächstbesten Hausfrau hin, die mit graziler Sicherheit ihren Einkauf immer am Samstag oder Werktags zwischen 12 und 13 Uhr plant. Also immer genau dann, wann der Berufstätige Zeit oder bzw. Mittagspause hat.
Aber, aber, ich bin da grad an einer Hausfrau gelandet, für die der tägliche Einkauf den Lebenssinn darstellt. Und genauso durchorganisiert ist sie! Mit belehrender Stimme erklärt sie mir, daß sie immer ihre Einkaufswagen mit einer Plastikmünze löst, die sie als Werbegeschenk von der Firma Quelle erhalten hat. Kann also nicht mein Wagen tauschen und muß um die Ecke laufen, um mir den Wagen ohne Werbegeschenk zu lösen.
Ich habe meinen Großeinkauf ebenfalls zur Kunstform erhoben, allerdings sind die Prioritäten im punkto Schnelligkeit gesetzt. Also rein im Hauptgang mit dem Wagen, schnell Hausfrau Nummer 2 überholt, kurz beim Brot stehengeblieben, in einer flüssigen Bewegung das Knäckebrot ( Brot muß bei mir min. 3 Wochen haltbar sein!) im Einkaufswagen geworfen und weiter vorbei an Hausfrau Nummer 3, 4 und 5 gefahren. Stop, Schokolade hätte ich beinahe übersehen, aber ohne Geschwindigkeitsverlust gelingt es mir, im vorbeigehen den süßen Seelentröster zu ergreifen.
Einkaufen im Schnelldurchgang heißt bei mir kalkuliertes Vergessen. Vergessen tue ich sowieso immer die Hälfte. Die Kunst ist immer dabei, die Dinge zu vergessen, die man nicht lebensnotwendigerweise benötigt. Also weiter im Regal zu den Reinigungsartikeln. WC Stein und Waschlotion fliegen im Wagen, weiter um die Ecke zu den Kühltruhen.
Hier ist der Rummel am größten, den hier sind auch die wöchentlichen Highlights des Großunternehmens aufgebaut. Stilvollendet stapelt sich hier das Bügelbrett für 15, 89 Euro ( höhenverstellbar, stabile Konstruktion, mit Bügeleisenablagefeld) und das Halogen Tachenlampenset für 6,59 Euro ( bestehend aus: 1 Handlampe, 2 Stablampen, inkl. 8 Batterien. Der Hobbypraktiker diskutiert hier noch mit dem Rentner von nebenan, ob das Werkzeugset für 10, 29 Euro auch wirklich das verspricht, was auf der Verpackung angegeben ist (sehr robust, viele Funktionen, 24 teilig), währenddessen der Hausfrauenclan überlegt, sich das Bügeleisen vom heimlich abgezwackten Haushaltsgeld zu kaufen und so eventuell einen Ehestreit zu riskieren.
Mir sind diese menschlichen Abgründe egal, besonders, wenn nur noch 9 Minuten bis Ladenschluß sind. Also den Saft links liegengelassen, weiter zu den Teigwaren, danach um die Ecke zur Milch und zu Käse am gegenüberliegenden Regal. Bei den Zwiebeln werde ich stutzig. Die kommen tatsächlich aus Neuseeland. Frage mich, wie billig die Anbauen müssen, um die hier billig verkaufen zu können. Danach frage ich mich allerdings, wie lange die wohl in einen Schiffsbauch gelegen sind. Ich nehme die Zwiebeln wieder aus meinen Einkaufswagen, die Sache ist mir zu suspekt. Endlich an der Kasse, die Schlange ist nur leider riesig. Egal, anstellen, da muß man durch. Leider wird man durch die Gespräche der Hausfrauen und Ehepaare leider ziemlich gequält. Satzfragmente wie " Heinz, das Werkzeugset brauchen wir doch gar nicht...", " Thelma hast auch ja net das Sauerkraut..." und "Tommy, hör auf mit dem Geschrei oder ich nehm dich nie wieder zum Einkaufen..."
Endlich werde ich abkassiert, schmeiße alles im Einkaufswagen und während ich noch mühselig meine Scheine aus dem Geldbeutel fische, drückt mir zu meiner Verwunderung auch schon die top ausgebildete Kassiererin das Rückgeld in die Hand. Nachdenklich trage ich meine Einkaufstüten zum Auto im Halteverbot. Ein Blick auf die Uhr verrät 13.30 Uhr. Grad nochmal geschafft. 20,25 Euro ausgegeben. War diesmal auch nicht so viel. Frage mich, was ich wohl nun alles vergessen habe.
Am Sonntag ist es mir wieder eingefallen, genervt gehe ich aus der 24 Stunden Tankstelle, unter dem Arm 2 Klopapierrollen - für 3,89 Euro.
05/02