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Albert Martensen - Der beste Schnüffler Metjendorfs

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10.09.2012
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Albert Martensen - Der beste Schnüffler Metjendorfs

Der Brokop-Tower in Metjendorf war weder besonders groß (3 Stockwerke), noch war er etwas Besonderes. Was es natürlich für die Einwohner sicher gegen Terrorangriffe machte. Warum sollte man auch einen unwichtigen Klinkerbau teuer zum Einsturz bringen wollen, außer man brauchte Baufläche? Wichtig war er nur für die wenigen Leute, die in ihm wohnten. Ganz besonders wichtig war er aber im Moment für Susanne Liepert. Die üppige Blondine hatte in ihrer Handtasche etwas, das ihr Leben verändern konnte. Schnell wollte sie in ihre Wohnung und einen sicheren Ort finden, insbesondere einen Schutz vor der herannahenden Dunkelheit.Eine Frau alleine auf den dunklen Straßen von Metjendorf, hatte schon öfters Unglück angezogen. Sie endeten meist in der Ehe.
Sie betrat den Brokop-Tower schnellen Schrittes und rief den Fahrstuhl in der sonst eher düsteren Umgebung. Als der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreichte, erhellte er den Raum durch seinen schummrigen Lichtkegel, der durch das kleine Glasfenster seiner Tür fiel.
Doch dieser kleine Lichtschein konnte Susanne nicht vor dem retten, was ihr dann zustieß. Kurz bevor sie den Fahrstuhl betreten konnte, packten sie massige, große, männliche, haarige Hände, die sich irgendwie feucht anfühlten. Der rechte Arm legte sich so über ihren Mund, dass Susanne nicht mehr schreien konnte. Im Lichte des Fahrstuhls funkelte eine Messerklinge gefährlich in der rechten Hand. Der linke Arm hielt sie fest im Griff. Die Gestalt hinter der Blondine grollte mit zusammengebissenen Zähnen: "Wir brauchen keine Verräter!"
Dann setzte er sein Messer an ihrer Kehle an. Sein Schnitt war so schnell und tief, dass die Blondine nicht mehr schreien konnte. Sie gurgelte noch einmal unverständlich, während das Blut aus der Wunde hervorquoll und ihr Dekolleté hinab lief. Nur in einer Sache hatte sie Glück im Unglück: ihr Kleid war rot, so dass man die Flecken nicht so sehen konnte und es beim Waschen anschließend nicht so schlimm war.
*
Albert Martensen war eine imposante Gestalt. In einem Film hätte Tom Cruise seine Rolle übernehmen können, obwohl es Albert nicht gerecht würde. Er war noch nicht lange in dem Privatdetektivgeschäft, aber man merkte es ihm kaum an. Der graue Trenchcoat kleidete ihn ungemein und sein Fedoraschlapphut passte wie angegossen.
Er durfte keine Waffen tragen, seit er im Schützenverein beim Zielscheibenschiessen eine Boeing zur Notladung gezwungen hatte, dafür hatte er aber immer ein paar Gummibärchen in seiner Jackentasche.
Außer im Moment, da hatte er keine. Und es war Frühstückszeit. Deshalb begab er sich auf den Weg zum Laden um die Ecke, nachdem er seine Eingangstür geschlossen hatte. Er war stolz auf diese Tür, denn in ihr war eine Milchglasscheibe eingelassen, auf der in großen Buchstaben stand: ALBERT MARTENSEN – PRIVATDETEKTIV.
Für einen Spottpreis hatte er das Büro im Brokop-Tower mieten können, denn er hatte einen besonderen Deal mit der Vermieterin. Wenn ihr Mann geschäftlich unterwegs war, musste Albert Klempnerarbeiten bei der Vermieterin durchführen. Rohr verlegen und solche Sachen.
Doch die Gummibärchen interessierten ihn im Moment viel mehr. Sein Zuckerspiegel sank erschreckend niedrig. So schritt er das Treppenhaus hinab vom dritten Stock, wo sein Büro lag, in das Erdgeschoss. Albert bevorzugte Treppen gegenüber Fahrstühlen, da diese immer dazu tendierten stecken zubleiben, wenn er sich in ihnen befand.
Er hatte das Erdgeschoss erreicht und bog scharf um die Ecke zum Vorraum. Da plötzlich riss es ihn von den Beinen. Mit voller ungebremster Wucht knallte er auf den Rücken. Für einige Momente war ihm Schwarz vor Augen. Er rieb sich mit einer Hand den Kopf, wie man das halt so macht. Dabei bemerkte er, wie schmierig sich das anfühlte. Albert betrachtete seine Hand und sah Blut. Wie konnte er sich die Stirn aufschlagen, wenn er auf den Rücken gefallen war? Doch als er zur Seite blickte, traf ihn die Realität mit dem vollen Schlag eines Rocky Balboa ins Gesicht. Er lag neben einer weiblichen Leiche in einer Lache aus Blut auf dem Boden. Die Frau hatte wenigstens Glück gehabt mit ihrem roten Kleid, aber wie bekam er es wieder aus seinem grauen Mantel? Naja, Gott sei Dank, hatte er mehrere davon gekauft.
*
Muhsin Dacic besaß den Kiosk, der gleich um die Ecke der Brokop-Towers seinen Sitz hatte. Dieser Kiosk war etwas Besonderes, denn Muhsin Dacic war der einzige Türke in Metjendorf. Er genoss diesen Status, der ihn von allen anderen abhob. Denn er war auch nur ein einsamer Mann und dachte oftmals wehmütig an seine alte Heimat. Die Sonne schien dort heller, der Döner war dort authentischer und der wichtigste Grund: seine große Liebe Hülya wohnte dort. Ja, er vermisste Delmenhorst, aber jetzt lebte er nun einmal in Metjendorf und machte das Beste daraus.
Sein Kiosk war nicht groß, aber gemütlich. Muhsin lehnte auf seiner Bedientheke, von der aus er die Eingangstür im Blickfeld hatte. Dazwischen waren seine Waren akkurat aufgereiht. Ja, Muhsin war ein stolzer Besitzer eines Kiosks.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ein Mann in einem Blut durchtränkten Trenchcoat stürzte auf ihn zu. Sein Gesicht verdeckt von seiner schiefen Laufhaltung, die an Ostseegras am Deich erinnerte. Muhsin wusste nicht wie er sich verhalten sollte. Die Schrotflinte in Anschlag bringen, die er unter seinem Tresen versteckt hatte oder in der Fötushaltung am Boden kauern vor Panik.
Doch der Mann war schneller und rief: „Muhsin! Schnell! Ich brauche deine Hilfe!“
Erst da erkannte er Albert Martensen, den Privatamateur, der auf regelmäßiger Basis bei ihm vorbei schaute und entspannte sich. Aber nicht zu sehr. Immerhin WAR er Blutverschmiert.
„Albert, mein Freund, was ist los?“
„Ein Notfall! Eine Frau wurde soeben in den Brokop-Towers umgebracht!“
Muhsin musterte ihn von oben bis unten: „Das kann ich sehen.“
„Nein, ich war das nicht. Aber ich brauche jetzt unbedingt deine Hilfe! Es geht um Leben und Tod!“
„Für die Frau auf jeden Fall Tod.“
„Stimmt schon, aber dennoch!“
„Gut, Albert, mein Freund, was brauchst du? Soll ich die Polizei verständigen? Brauchst du Waffen?“
„Nein! Schlimmer! Ich habe keine Gummibärchen mehr, bin kritisch unterzuckert und mit Blut besudelt!“
Muhsin zog eine Tüte Bonner Gummitiere aus einem Regal und händigte sie Albert aus, der die Packung wie ein Verhungernder auf riss und den Inhalt verschlang. Erst jetzt wurde er wieder ruhiger.
„Puh, Muhsin, das war Rettung in letzter Sekunde.“
„Das freut mich. Anschreiben wie immer?“
„Selbstverständlich. Oh, und du darfst jetzt die Polizei rufen, wenn du möchtest.“
Der einsame Türke von Metjendorf rollte mit den Augen, tat aber wie ihm geheißen und rief den langen Arm des Gesetzes an.
*
Der blutverschmierte Vorraum des Brokop-Towers sprudelte über von den besten Polizisten, die Metjendorf zu bieten hatte. Nicht nur Kommissar Immo Rasmuss, sondern auch sein Kompagnon Fiete Brink, der eifrig den Tatort mit Flatterband absperrte, waren vor Ort.
Albert kehrte gerade vom Kiosk zurück, die Hände in die blutigen Manteltaschen gesteckt, den Fedora tief in die Augen gezogen.
Kommissar Rasmuss zeigte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf den Privatdetektiv: „Wenn das nicht Albert Martensen ist, der Nummero Uno Privatschnüffler aus Metjendorf!“
Fiete deute mit dem linken Zeigefinger seiner linken Hand auf den Blutverschmierten Trenchcoat: „Und außerdem scheint der Übeltäter an den Ort seines Verbrechens zurückzukehren!“
„Potzblitz, Fiete! Du hast Recht! Albert Martensen, Sie sind verhaftet.“
Albert setzte sein siegessicheres Gewinnerlächeln auf und hob seine beiden Hände abwehrend: „Moment, Moment, Jungs. Es ist alles ganz anders…“
„Wirklich? Du bist von oben bis unten voll mit Blut, höchstwahrscheinlich DNA der Dame, die Probleme mit dem Atmen hatte. In der Lache sind deine Umrisse. Fingerabdrücke aus getrocknetem Blut befinden sich auf dem Dolch neben der Leiche und ihrer Handtasche. Vermutlich deine. Und du willst mir allen Ernstes erzählen, du bist es nicht gewesen?!“
„Ja. Bin hingefallen.“
„Okay, das erklärt alles.“
Fiete: „Aber wer könnte es denn dann gewesen sein? Und warum?“
„Das sind wichtige Fragen, die geklärt werden müssen!“, sprach Albert mit erhobenem Zeigefinger.
Mit seinen Adleraugen betrachtete die beste Spürnase Metjendorfs den Ort des Geschehens. Die Leiche, die versuchte durch den Hals zu atmen. Das Blut, das sie umgab, wie eine weiße Rose im roten Meer. Der leicht geschwungene Dolch, der all dies erst möglich gemacht hatte. Und die Handtasche. Aber irgendetwas stimmte nicht.
„Findet ihr nicht auch, dass das Blut sehr dünn ist?“, fragte Albert investigativ.
„Potzblitz, fürwahr!“, entfuhr es Kommissar Rasmuss.
Fiete: „Vielleicht trank sie sehr viel? Es sieht ja immerhin sehr wässrig aus.“
Albert: „Möglich. Wollen mal sehen, was sie in der Handtasche hat.“
Beherzt griff er sich die Handtasche der Frau, an der Perlen aus Blut herab rannen.
„Martensen, du Kuscheltier-ins-Regal-Steller, wir haben noch keine Fingerabdrücke genommen!“
„Da sind höchstwahrscheinlich eh nur meine drauf, von meinem Sturz.“
„Achso, na dann ist das in Ordnung.“
Albert öffnete die Damenhandtasche. Der typische Inhalt für eine Frau: eine ganze Kosmetikabteilung von Douglas, Süßigkeiten, Terminplaner, Tampons.
Er warf die Tasche zur Seite, naschte die Süßigkeiten und studierte dabei den Terminplaner. Am heutigen Tage war ein roter Filzstiftkreis um einen Termin gemalt worden: 13:00 Uhr, Conbein. Die Seite hatte Albert schnell gefunden, denn als Lesezeichen steckte ein Foto dazwischen. Das Bild zeigte einen älteren, beleibten Herrn, der sich mit der Toten auf nicht-platonische Art und Weise auf seinem Schreibtisch amüsierte. Also, die Tote war da noch nicht tot. Sonst wäre das ja ein wenig eklig.
„Ich denke, wir haben unseren Verdächtigen“, sagte Albert und zeigte den beiden Polizisten das Foto.
Kommissar Rasmuss: „Den Zweiten. Du bist immer noch verdächtig.“
Fiete: „Wow. Was machen die da mit der Melone?“
Kommissar Rasmuss: „Da bist du noch zu jung für, Fiete!“
*
Nachdem Albert Martensen seine Kleidung gewechselt hatte, war es bereits sehr spät. Ganz Metjendorf lag im letzten Dämmerlicht des Tages, was der Gegend sehr schmeichelte. Straßenlaternen waren hier rar gesät, aber Albert kannte die Straßen wie seine eigene Westentasche. Sein Ziel war klar: Jürgen Conbein; Millionär und bekannter Philantrop aus Metjendorf. Und er schien seine Liebe wirklich unter vielen Menschen zu teilen. Zuletzt wohl bei Susanne Liepert.
Albert drehte zügig seinen Kopf zu seiner linken Seite. Aus dem Augenwinkel hatte er eine Silhouette in der Dämmerung gesehen, die ihn verfolgte. Doch als er in die generelle Richtung schaute, war da nichts mehr. Er spürte einen Druck auf seiner rechten Schulter, aber auch dort war nichts zu sehen.
Sein Gehirn begann zu arbeiten.
*
Jürgen Conbein lebte in einem Herrenhaus am Ende einer Sackgasse. Beeindruckender viktorianischer Baustil.
Offensichtlich rechnete der Eigentümer nicht mit Besuch, schon gar nicht feindlichem, denn man konnte ohne weiteres auf das Gelände marschieren. Auch die Tür war unverschlossen. Wer würde einem Menschenfreund auch etwas antun wollen?
So schlenderte Albert Martensen unbehelligt in das Herrenhaus. Die Eingangshalle war sehr geräumig. Eine geschwungene Steintreppe führte in den ersten Stock. An den Wänden hingen Kunstwerke von Meistern wie Dalí, Monet, Picasso, Van Gogh, Renoir und Lindenberg. Zweifelsfrei Originale, obwohl man das in dieser schlecht beleuchteten Eingangshalle nicht genau sagen konnte. Doch dieses Zwielicht half Albert ungemein, denn sein talentiertes Detektivauge erkannte sofort, dass am Ende des nördlichen Ganges jemand im Arbeitszimmer sitzen musste. Denn dort brannte Licht.

Der beleibte Alte hinter dem Schreibtisch blickte nicht einmal von seinem Monitor auf, als Albert Martensen den Raum betrat. Stattdessen sagte er nur: „Ich habe Sie bereits erwartet, Herr Martensen.“
Ohne Aufforderung setzte sich der beste Schnüffler Metjendorfs in den alten Ohrensessel, der gegenüber vom Schreibtisch stand: „Auf Grund der vielen versteckten Kameras auf ihrem Gelände, kein Wunder. Und vielen Dank für das Nicht-Einschalten der Selbstschussanlagen.“
„Kein Problem. Ich bin Geschäftsmann, kein Mörder.“
„Zumindest, so lange es Zeugen und Mitwisser gibt, stimmt's?“
„Das die Polizei von Metjendorf weiß, wohin sie gegangen sind, sorgte noch lange nicht für gute Zeugen.“
Albert zog das kompromittierende Bild aus seinem Trenchcoat und legte es vor Jürgen Conbein.
„Wieso musste wegen diesem Bild eine junge Frau sterben?“
„Ich habe niemanden umgebracht, Herr Martensen.“
„Das habe ich auch nicht behauptet.“
„Dennoch wollen Sie ein Geständnis von mir?“
„Sie können auch nur meine Theorie bestätigen, wenn Ihnen das lieber ist.“
Herr Conbein schwieg und starrte indes Albert intensiv an.
Der Detektiv fuhr fort: „Es hätte ihrem Ruf als Philantrop enorm geschadet, wenn die Presse von ihrer Affäre erfahren hätte. Nicht nur, dass Sie Geschäftseinbußen zu verzeichnen gehabt hätten, ihre Frau hätte sich auch von Ihnen scheiden lassen und einen Großteil ihres Vermögens wäre auf sie übergegangen. Image- wie Geldtechnisch wären Sie ruiniert gewesen. Habe ich Recht?“
Jürgen Conbein setzte ein Gewinnerlächeln auf: „Ja, da haben Sie wirklich ins Schwarze getroffen. Aber dennoch habe ich die junge Dame nicht getötet.“
„Das ist wahr. Sie haben auch keine Killer engagiert. Dessen bin ich mir sicher. Es gab auch keine verwertbaren DNA-Spuren oder Fingerabdrücke am Tatort.“
Der Millionär lächelte weiter, sich bewusst, noch immer auf der Gewinnerstraße zu sein. Albert dagegen stand auf, verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken und begann zu erzählen (nur ab und an deutete er mit seiner rechten Hand sein Wissen an): „Dennoch sprechen ein paar Sachen gegen Sie. Nicht viele Leute wissen, dass Sie den Brokop-Tower gebaut haben. Dafür liefen die Geschäfte über zu viele fremde Konten. Ebenso wenige Leute wissen, dass der geschätzte Menschenfreund Conbein seinen Namen hat ändern lassen. Herr Conbein war früher mal ein Brokop. Und mit dieser Änderung wollten sie sich weit von ihrer Familiengeschichte entfernen, nicht wahr? Jeremias Brokop, auch bekannt als 'Brokop Der Schlitzer', war ein gefürchteter und blutrünstiger Pirat. Nichtsdestotrotz haben Sie ihm quasi ein Denkmal gesetzt mit dem Tower. Der zufälligerweise genau auf dem Ort steht, wo Jeremias damals seinen Zufluchtsort hatte, sofern er sich nicht auf Hoher See befand. Und auch heute noch befindet sich sein Körper dort, denn seine Zuflucht wurde später sein Grab. Das Alles ist ohne Zweifel belanglos, wenn man nicht weiß, dass sie ein Magier der Schwarzen Künste sind. Als ich vorhin das Zimmer betrat, nahm ich mit meinen Adleraugen das Necronomicon, auch genannt 'Das Buch Der Toten', auf ihrem Schreibtisch wahr. Natürlich hatten Sie von langer Hand geplant, Susanne Liepert im Brokop-Tower unterzubringen, für alle Eventualitäten. Mit ihren Beziehungen war das kein Problem. Und Sie wussten ja, dass die Toten auf ihrer Seite sind. Die Form und die Lage des Gebäudes bilden sozusagen eine Satelittenantenne in das Reich der Toten. Mit dem Tower und dem Buch der Toten konnten Sie Ihren Vorfahren beschwören. Und Familie hält nun einmal zusammen, nicht wahr? Mich sollte er auch aufhalten, aber die Toten kommen nur Nachts heraus und außerhalb des Towers hat der alte Pirat nicht viel Kraft.“
„Gut kombiniert, Herr Martensen. Sie werden ihrem Ruf gerecht!“
Blitzschnell holte Jürgen Conbein seine Parabellum-Pistole (eine sogenannte 'Luger') aus den Schreibtisch hervor und richtete Sie auf Albert. „Und somit wissen Sie zu viel.“
„Ich dachte, Sie sind kein Mörder.“
„Manchmal muss man Ausnahmen machen. Außerdem kommt morgen die Putzfrau. Die kann die Schweinerei dann weg machen.“ Dann fiel der erste Schuss. Mit einem Hechtsprung rette sich Albert Martensen hinter den Ohrensessel.
„Sie können sich verstecken, wie Sie wollen. Ich erwische Sie trotzdem. Immerhin haben mir meine Informanten mitgeteilt, dass Sie nie eine Waffe tragen!“
„Das ist nicht ganz richtig!“ Und das stimmte. Albert hatte keine Erlaubnis mehr für Schusswaffen. Er trug auch nicht illegalerweise eine. Aber wer ein Bastler. Der Detektiv hatte das Federwerk eines Kugelschreibers so umgebaut, dass die Miene nun mit einer Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern hervorschoss. Und dieser eine Schuss reichte, um Jürgen Conbein die Miene direkt zwischen die Augen zu schießen. Er sah wie eine Einhornparodie aus als er zu Boden ging. Albert konnte ungewöhnlich gut zielen, wenn ihm das Adrenalin durch die Adern schoss.
Der Gerechtigkeit war heute Nacht genüge getan worden. Der beste Detektiv von Metjendorf verließ zufrieden die Mauern des ehemaligen Menschenfreundes. Er hatte nur ein schlechtes Gewissen, da die Putzfrau morgen den Dreck wegmachen müsste. Aber die Polizei konnte ihr ja dabei helfen. Vermutlich würden sie es als Selbstmord werten.
Nichtsdestotrotz wollte Albert Martensen schauen, ob der Kiosk von Muhsin noch geöffnet war. Zur Feier des Tages wollte er sich noch ein paar Gummibärchen gönnen.

ENDE

 
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Hallo WesY2K,

blöd, dass dein zweiter Text noch gar nicht kommentiert wurde, besonders deswegen, weil du anders als viele andere, die Texte posten, nicht nur einstellst, sondern auch selbst kommentierst. Das muss man eigentlich belohnen.

Ich fürchte allerdings, dass du dich über meinen Kommentar nicht sehr freust.
Ich finde deinen Text nämlich schwierig. Meinen Humor beispielsweise triffst du bis auf zwei Stellen, wo ich kichern musste, so gut wie gar nicht. Ich glaube aber noch nicht einmal, dass es die einzelnen Witze sind, die Probleme bereiten, ich bin selbst auch ziemlich albern. Aber die Albernheiten sind hier so zusammenhanglos. Nicht eingebunden in eine Dialogstory oder in eine kleine absurde Geschichte über einen tollpatschigen Privatdetektiv.

Ich denke mir, dass es mit dem Humortext immer dann schwierig wird, wenn er eine Geschichte sein soll und gleichzeitig in Richtig standupcomedy geht. Und du hast hier ziemlich viele Sprüche, die man auf der Bühne reißen könnte, die aber keinen inneren Zusammenhang haben. Weder dienen sie dazu, eine bestimmte Person zu charakterisieren oder eine bestimmte Situation zu überzeichen. Und der Zusammenhang, der muss schon da sein, sonst werden die Witze beliebig. Hier bei dir ist es so: Derselbe Witz könnte für verschiedene Figuren benutzt werden, er hat aber keinen Geschichtennährwert.
Ich könnte auch andersherum sagen, die Geschichte wurde nicht erdacht, weil die Geschichte (die Ereignisse, die Sitiation, doie Personen) komisch sind, sondern sie wurde erdacht, um ein Gerüst für die Witze zu sein.
Ich glaube, wenn die kleinen Albernheiten in eine Geschichte eingebunden wären, würde man sie eher verzeihen, auch wenn der eine oder der andere es vielelicht an sich dusslig findet. Verstehst du, was ich meine?

Der Geschichte merkt man dadurch an, dass du da wenig innere Logik hast walten lassen. Und das sollte es bei allem slapstick oder grotesker Überzeichnung immer noch tun.

Ich glaube fast, es wäre für dich leichter, erst mal eine Geschichte mit einem tollpatschigen Detektiv zu schreiben, der sich ungeschickt benimmt, und gar nicht an die Witze zu denken. Und dann die Missgeschicke, die er bei der Ermittlung macht, immer mehr zu steigern, so dass er zum Schluss ein heilloses Durcheinander hinterlässt. Bei dir hat er schon vesehentlich eine Boeing abgeschossen, da hat die Geschichte noch gar nicht angefangen. Was soll denn dann noch kommen?

Und dann, wenn du dann noch immer spezielle Witze einbringen willst, überleg dir wirklich bei jedem Witz, ob du den für die Geschichte wirklich brauchst, man muss nicht bei jedem zweiten Atemzug einen Witz reißen, das wäre standup.

Ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik trotzdem was anfangen, humorvolle Geschichten zu schreiben, das ist nicht einfach, das sag ich aus erfahrenem Munde! ;)

Ich wünsch dir noch viel Spaß und Erfolg und ärger dich nicht, lenk lieber die Energie, die man beim Ärgern braucht, in den tollpatschigen Detektiv.
Liebe Grüße
Novak

 

Hallo, Novak!

Vielen Dank für deine Kritik, über die ich mich selbstverständlich nicht ärgere! :-)

Ja, vermutlich hast du Recht, dass es sich wie eine "StandUp"-Geschichte anhört. Ich habe die Geschichte nämlich so geschrieben wie ich sie auch erzählen würde. Also quasi im Plauderton ums Lagerfeuer :)

Aber ich bin ja noch am Anfang und hier um zu üben/lernen. Vielleicht wird mein nächster Versuch ja bereits mehr nach deinem Geschmack sein.

Lg, WesY2K

 
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Hallo WesY2K,

und ein nachgereichtes Willkommen von mir!

Zuerst die gute Nachricht. Ich fand Deinen Text sehr unterhaltsam und auch nicht übel geschrieben. Also, Deine Schreibe, die finde ich sehr angenehm zu lesen, wenn auch stilistisch nicht unbedingt an jeder Stelle toll, da sind schon noch ein paar "Anfängerfehler" drin.

Gelacht habe ich weniger, aber dass passiert mir auch selten hier in der Humorrubrik. Das ist auch blöd. Wenn man einen Text bei Humor einstellt, dann geht der Leser immer mit einer gewissen Erwartungshaltung ran. Er will lachen. Vielleicht wäre Dein Text bei Spannung/Krimi oder Sonstiges besser aufgehoben. Wenn einem da ein Lächeln während des Lesens über die Lippen rutscht, umso besser. Wenn es nicht passiert, wird es Dir auch keiner vorwerfen, weil man es ja nicht erwartet.
Humor ist schwer. Lese Dir mal ein paar Geschichten von gnoebel durch, der ist da verdammt gut unterwegs. Aber Du wirst feststellen, dass er das "Lachen" oft über Dialoge erzielt, und das hat seinen guten Grund. Wenn dir das Schreiben von Humortexten ein wirkliches Anliegen ist, es gibt Schreibratgeber, die sich speziell damit befassen. Die legen dir dar, wie man es fertig bringt, mit welchen Mitteln und so. Das nur nebenbei.
Aber wie gesagt, Humor, Satire und Kindergeschichten, für mich sind das hier die Königsdisziplinen. (Aber das sehen andere anders.)

Bei Spannung/Krimi hätte man den Text sicher auch scharf kritisiert, wegen der Unmöglichkeiten im Ermittlungsbereich. Es darf halt auch in Geschichten nicht passieren, dass der Privatdetektiv das Foto besitzt und die Befragung selbst durchführt, das hätten die Polizisten sicher einbehalten und wären selbst bei dem Herren vorbeigefahren. Lass ihn doch das Foto finden, bevor er die Polizei ruft, lass es die Polizei behalten, er kennt den Typen ja, also kann er ihm einen Besuch abstatten, während die noch am Tatort Spuren sicherstellen.
Es gibt noch einige solcher Schnitzer, die mir übel aufgestossen sind.
Und das James-Bond-Ende passt so gar nicht zum Rest der Geschichte, meiner Meinung nach. Da war ich echt enttäuscht.

Textkram:

Der Brokop-Tower in Metjendorf war weder besonders groß (3 Stockwerke), noch war er etwas Besonderes.

Wortwiederholungen sind ungeschickt. Außer sie haben stilistisch eine Funktion zu erfüllen, ich sag mal, das ist hier nicht der Fall ;).

Der Brokop-Tower in Metjendorf war weder gigantisch groß, noch sonst irgendwie besonders.

Was es natürlich für die Einwohner sicher gegen Terrorangriffe machte.

Ein Gag? Ein Lahmer dann. Besser raus. Besser bei der "Unbedeutsamkeit" von Metjendorf als solches bleiben und versuchen dieses Kaff irgendwie humorvoll zu zeichnen. Den Leser einführen in den Text und den Ort. Immer eine gute Idee für den Anfang eines Textes :).

Der Brokop-Tower in Metjendorf war eher ein Klotz, der drei Stockwerke zählte, aber zwischen den Häuschen um ihn herum wie ein Findling im Kiesbett wirkte.
"Ja wat solln wa denn mit so einem Kasten?", fragte die alte Gerber beim Richtfest. "Da hättn sie besser nen ordentlichen Kompost anhäufe solln, der ist wenigstens zu was nütze."

So was stellt Dorf und Bewohner eher da. Ist jetzt auch nicht perfekt, soll auch nur als Bsp, dienen.

Sie betrat den Brokop-Tower schnellen Schrittes und rief den Fahrstuhl in der sonst eher düsteren Umgebung. Als der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreichte, erhellte er den Raum durch seinen schummrigen Lichtkegel, der durch das kleine Glasfenster seiner Tür fiel.

Düsterer Raum und ein schummriger Lichtkegel, der durch das kleine Glasfenster fällt, erhellt den Raum? Das ist nicht witzig, das ist einfach nur nicht möglich, absurd, unglaubhaft.

Dann setzte er sein Messer an ihrer Kehle an.

Ich such wirklich nur ein paar Beispiele raus.
Dann ist ein Wort, was man sehr mit Bedacht einsetzen sollte. Stell dir vor, es kostet dich jedes Mal 50 Euro, wenn du es verwendest . Dieser Text hier ist sehr teuer :). Und wieder die Wortwiederholung.

Er führte das Messer an ihre Kehle, schnell und tief erfolgte der Schnitt und Susanne Liepert war tot.

Ich mach mal nicht weiter. Ich denke, dass sollte reichen.
Unlogik aus dem Text, Wortwiederholungen vermeiden. Kurz und knackig erzählen, damit der Text nicht sein Tempo verliert. Denn das braucht ein Stoff wie dieser.

Das wäre so meine Ratschläge für eine Überarbeitung. Muss Dir nicht zusagen. Ist dein Recht, weil dein Text :).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

ich nehme Ratschläge gerne an und versuche sie umzusetzen. Und solange sie etwas mehr beinhalten als "Nee, war Scheiße", kann ich mir bestimmt auch etwas für die Zukunft rausziehen :-)

Vielen Dank.

 

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