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Akt mit abgewandtem Gesicht

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29.01.2010
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Akt mit abgewandtem Gesicht

Entgegen seiner Erwartung, am Morgen in der Ausstellung ungestört zu sein, waren schon zahlreiche Besucher anwesend. Der Anblick des ersten Gemäldes, ein Motorradfahrer in Lederjacke, vor einer Bar stehend, verblüffte René Imboden durch die reale Wirkung. Er musste nah herangehen, um die Pinselstriche in der Acrylfarbe wahrzunehmen. Aus Distanz erweckte es die Illusion, eine Fotografie zu betrachten. Jede Speiche der Räder spannte geometrisch exakt, Chromteile reflektierten eine Neonschrift. Er meinte gar, den Geruch von Leder und von Benzin wahrzunehmen.
In der thematisch aufgebauten Ausstellung fotorealistischer Werke des Malers Maurus Katz kam er endlich zu den Aktbildern. Die Reihe eröffnete mit dem Rückenakt, der das Ausstellungs-Plakat des Kunsthauses zierte, das ihn zum Besuch animierte. Die Teerosen wirkten ebenso naturgetreu, wie der weibliche, von hinten dargestellte, nackte Körper, mit einer Hand nach einer Blüte greifend. Die Besucher verweilten hier länger als bei den übrigen Objekten. Kaum ein Moment stand er allein vor einem Bild.
Bei den Aktbildern von Männern blieb er nur kurz stehen. Die Ausdruckskraft war eindrücklich, bei kräftigen Körpern die Sehnen und Muskeln sich wirklichkeitsgetreu abzeichnend. Doch war es ihm unangenehm, andere Besucher könnten den Eindruck gewinnen, er interessiere sich für diese Objekte. Direkt peinlich waren ihm Bilder, auf denen der Penis sich realistisch abbildete. Bei Offenlegung der Vagina auf einzelnen Bildern scheute er sich nicht, seinen Blick länger darüber streifen zu lassen. Es erschien ihm natürlich, das Weibliche in seiner verführerischen Anmut darzustellen. Empört nahm er aber den Anblick einer alten Frau zur Kenntnis, deren Haut welk, die Brüste schlaff hängend, ihm nicht die gesuchte Anmut vermittelte. Schnell wandte er sich davon ab. Daneben als Gegenstück, das Bildnis eines älteren Mannes. Den fülligen Bauch vorreckend, über den Hüften Wülste. Ihn ekelte, dies war weit entfernt von seinem Kunstverständnis. Kunst war für ihn einzig, was ihm ansprechend erschien. Kontrastierend wiesen sich wieder andere Akte, das klassische Schönheitsideal in den Mittelpunkt stellend, seinem Empfinden des Normalen entsprechend.
Genüsslich wandte er sich einem neuen Bild zu. Eine Frau mit abgewandtem Gesicht stand vor einem Springbrunnen, die offenen Haare verdeckten das Profil. Als ob ein leichter Windhauch in ihnen spielte, hoben sich einzelne Haare filigran ab. Graziös ihre Erscheinung. Die Schambehaarung auf einen Streifen reduziert, wie ein Schattenwurf den schmallippigen Schlitz darunter imitierend. Sein Blick tastete abwärts über die Beine, dann hochfahrend, ihre figurbetonenden Hüften streifend, zu den Brüsten, welche lieblich fest sich reckten. Seine Aufmerksamkeit wurde am unteren Ansatz in der Mitte in den Bann gezogen, nähertretend und scharf musternd. Ein kalter Schauer überzog seinen Rücken. Kein Zweifel, es ist ihr Muttermal, das sich dort zeigt. Grete. Sie ist es. Sein Denken blockierte von der Betroffenheit dieser Erkenntnis. Er fühlte sich leer und schlecht.

Den ganzen Tag rang er damit, wie er seiner Frau begegnen sollte, jetzt, da er es wusste. Sie zur Rede stellen? Sie hatte ihn betrogen. Mies hintergangen, mit diesem Maurus Katz, dem die Frauen anscheinend reihenweise zu Füssen liegen. Wie ich Grete kenne, wird sie mich auslachen und es bestreiten. So tun, als ob nichts geschehen sei? Grete und dieser Katz, der Gedanke tat ihm weh.
Wahrscheinlich ist sie Katz inzwischen gleichgültig. Der konnte ja sein Bild malen, sie als Objekt benutzen. Die Reize ihres Körpers an sich verschmähte er sicher auch nicht, man kennt ja die zwielichtige Moral dieser Künstler. Was aber, wenn er wieder auf sie zurückkommt, da ihm kein anderes Model zur Verfügung steht?
Die Angst, sie zu verlieren, wenn er sich nicht zur Wehr setzt, sass ihm im Nacken. Grete sagen, dass er das Bild sah, mochte er aber nicht, es würde seinen Besuch der Ausstellung preisgeben.
Nach dem Nachtessen sprach er das Thema an. «Ich sah heute ein Plakat des Kunsthauses. Sie haben da eine Ausstellung dieses realistischen Malers Maurus Katz.»
«Du interessierst dich für Kunst?», fragte Grete erstaunt. Er hatte ihr gegenüber noch nie eine solche Neigung geäussert.
«Das Plakat ist mir aufgefallen. Da er hier in der Stadt lebt, kenne ich seinen Namen. Hast du auch schon von ihm gehört?»
«In der Zeitung habe ich mal über ihn gelesen. Wenn ich mich recht erinnere, hat er einen besonderen Stil. Bilder von ihm habe ich jedoch noch nie gesehen. Ist er gut?»
«Ich weiss nicht. Du bist ihm also auch nie begegnet?»
«Nein, wie sollte ich?»
Sie bestreitet es. Ist ihr denn nicht bewusst, dass Katz das Bild nicht einfach für sich selbst malte, sie ein Objekt für sein berufliches Einkommen war? Es brüskierte ihn, dass sie die Gelegenheit nicht wahrnahm, ihm die Wahrheit zu sagen, sich ihm zu erklären. Es ist ein Vertrauensbruch, ja eine dreiste Lüge von ihr mir gegenüber.

Fünf Tage später tagte der Männerchor an einem andern Ort, da ihr Stammlokal derzeit umgebaut wurde. Einige machten Witze darüber, dass hier in der Nähe, in einer Seitenstrasse, sich ein diskretes Bordell befinde. Einer nannte gar die genaue Adresse, doch ging das Gespräch alsbald in andere Themen über. Nach den Proben tranken alle miteinander noch ein Bier, verabschiedeten sich dann nacheinander.
Imboden ging die Adresse nicht mehr aus dem Kopf. Vor dem Lokal verabschiedete er sich vom letzten Kollegen, und sie gingen getrennte Wege zu ihren Autos. In der erwähnten Seitenstrasse fand er das erwähnte Objekt. Sich umsehend, ob niemand in der Nähe war, der ihn kennt, trat er ein. Er war noch nie in einem solchen Etablissement gewesen. Doch Grete gab ihm schliesslich Anlass dazu, sich auch mal anderswo umzusehen.

Es war eine Brünette, die ihm ihre Dienste gegen Vorkasse anbot. In ihrem Studio begann sie sich gleich zu entkleiden, erst von ihm abgewandt, dann hüllenlos ihm zuwendend. Er verspürte Scheu, während er sich auszog, sein Blick ihren Beinen aufwärts folgend. Über ihrer Vagina waren die Schamhaare kurz und schmal gehalten, einer Zeichnung gleich. Anscheinend war dies in Mode. Sein Blick haftete sich zwischen ihren festen Brüsten auf einen dunklen Punkt, diesen fixierend. Das ist unmöglich. Ein Muttermal genau an der Stelle, wo Grete es hat. Sein Denken setzte für einen Moment aus, Übelkeit kam ihm auf. Gibt es dies öfters?

Als René nach Hause kam, sass Grete lesend auf dem Sofa im Wohnzimmer. Während er in der Diele sich der Schuhe entledigte, rief ihm Grete zu:
«Ich war heute mit Colette und Margrit im Kunsthaus». «Es lohnt sich wirklich, die Ausstellung von Katz anzusehen. Ich habe einen Katalog mitgebracht. Vielleicht entdeckst du ja doch noch ein Interesse an Kunst.»
Den Katalog hatte Grete aufgeschlagen vor sich auf den Tisch gelegt, als er sich zu ihr gesellte und sich neben sie setzte. Sein Blick fiel auf das Bild, es war der Akt mit abgewandtem Gesicht. Eine Röte begann, in seinem Gesicht aufzusteigen. Ahnte Grete, dass ich im Kunsthaus war? Konnte sie wissen, was dieses Bild in mir auslöste? Er nahm den Katalog zur Hand die Seiten zuschlagend, um von vorne darin zu blättern. Bei einem Bild, das spielende Kinder zeigte, verharrte er.
«Ah, es ist wirklich genial, wie wirklichkeitsnah die Kinder dargestellt sind.»
«Wir könnten am Sonntag nochmals zusammen in die Ausstellung gehen, ich sehe sie mir gerne ein zweites Mal an.»
Klang da in Gretes Worten nicht ein sarkastischer Unterton mit?
«Wenn du meinst, dass es der Wert ist.»
«Ja doch, mit Colette und Margrit hatte ich da gute Gespräche über die Bilder. Colette meinte bei dem einen, man könne fast glauben, ich sei Modell gestanden.»

 

Hallo Anakreon!

Angenehm zu lesen, deine kurze, unaufgeregte Geschichte über Eifersucht.

Die Idee kam mir jedoch bekannt vor, und da habe ich mal gegoogelt. Und wer googelt, der findet: Kennst du Jorge Edwards? Der hat ein Buch mit ganz ähnlicher Thematik geschrieben: Der Mann im Roman "Der Ursprung der Welt" denkt, dass seiner Frau der Unterleib auf dem gleichnamigen berühmten Bild von Courbet gehört. Hier ist das alles etwas realer, weil es sich wohl um einen Zeitgenössischen Maler handelt.

Zum Kunstverständnis deines Protagonisten: Das haben wirklich viele, für die Kunst im Leben nur eine Nebensache ist. Immer wieder gut, wenn man sich gerne streitet, auf solche Leute zu treffen. "Kunst ist nur was schön ist", hurra.
Das hier hat mir Spaß gemacht zu lesen, auch der kleine Verfolgungswahn und wie er sich steigert gefällt mir. Diesen Typen kauf ich dir in allen Facetten ab. Der Schluss mit dem Satz der Frau ist ebenfalls perfekt gesetzt.
Timo

 
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Hallo Anakreon,

irgendwie habe ich bei Dir das Gefühl, dass Du ständig neue Geschichten hier einstellst. Du produzierst ja wie am Fließband. Ob ich das gut finden soll, weiß ich nicht recht. Ich denke, dass eigentlich Qualität vor Quantität geht.

Was diese Geschichte hier betrifft, so musste ich mich schon nach dem ersten Absatz fast zwingen, überhaupt weiter zu lesen. Ich weiß ja, dass Du eher der Mann der leisen Töne bist. Aber muss ein Anfang so langweilig sein? Sorry, aber ich habe gelernt, dass man eine Geschichte mit dem zentralen Konflikt beginnt und nicht mit langatmigen Vor-Vor-Erklärungen von irgendwas, das den Leser (in diesem Falle mich!) nur zum Gähnen bringt. Ich musste mich mehrmals fragen, um was es eigentlich geht und was Du mir mit dem ganzen Kunstgeschwafel sagen willst.

Ich habe den Text dann zu Ende gelesen, aber auch nur, weil er nicht sehr lang ist, denn fesselnd wird er eigentlich erst irgendwo in der Mitte.
Aber, was mir bei Dir immer wieder ins Auge sticht, nicht nur bei diesem Text, ist das da:

René Imboden war stehen geblieben, den Frauenakt von blühenden Rosenbüschen umgeben betrachtend.

Bei kräftigen Körpern die Sehnen und Muskeln sich wirklichkeitsgetreu abzeichnend.

Kontrastierend wiesen sich wieder andere Akte, seinem Empfinden nach Normalem entsprechend, das klassische Schönheitsideal in den Mittelpunkt stellend.

Da frage ich mich immer wieder, ob Du im wirklichen Leben auch so sprichst? Ich jedenfalls drücke mich nicht so verquast aus, ich finde das - um ehrlich zu sein - eher gruselig. Ich lese es auch nicht gerne, denn es klingt völlig unnatürlich. Vor allem, weil es auch immer wieder dasselbe ist. Mir fehlt in Deinen Texten (deshalb kommentiere ich sie auch so wenig) eine abwechslungsreichere Sprache. Wenn ich in jedem dritten Satz solche Konstruktionen lese, macht es mir keinen Spaß, es zu lesen.

Denn insgesamt - und jetzt muss ich mal was Positives loswerden ;) - ist die Geschichte ja ganz ansprechend, rein vom Thema her betrachtet. Du müsstest nur den Konflikt, nämlich das Erkennen der eigenen Frau in einem Bild einer Ausstellung, ganz an den Anfang stellen. Eine Geschichte MUSS mit dem zentralen Konflikt beginnen. Ich als Leserin will mich nicht eine halbe Seite lang dazu vorkämpfen müssen. Alles drumrum kannst Du ja nebenbei einfließen lassen. Aber ich will gleich im ersten, spätestens im zweiten Satz, wissen, um was es in der Geschichte geht. Ansonsten verlierst Du mich sofort, so hart das nun klingen mag.

So, ich hoffe, ich habe Dir jetzt nicht das Osterfest vermiest, das wollte ich nämlich nicht. Ich möchte von Dir mal einen Text lesen, der mich vom ersten Satz an fesselt und der mal ohne diese antiqierte Sprache auskommt. Das wäre mein Wunsch an Dich.

Schöne Ostern
Giraffe :gelb:

 

Hallo Timo

Schön, dass die kleine Geschichte bei dir Anklang fand und du sie angenehm zu lesen fandest.

Jorge Edwards und sein Buch "Der Ursprung der Welt" kenne ich nicht. Doch wundert es mich überhaupt nicht, dass das gewählte Thema, mir war es eine spontane Idee, literarisch auch schon mal verarbeitet wurde. Es dürfte wohl schwierig sein, etwas zu schreiben, das noch nie thematisiert wurde. Zu den meisten Themen menschlicher Neigungen und Haltungen findet man bereits in der Antike parallele Geschichten dazu. Aber danke für den Hinweis. Ich werte es dahin gehend, dass es gar nicht so abstrus war, darüber zu schreiben.

Ich denke auch, dass viele Menschen zu Kunst keine tiefere Beziehung haben, da sie sich einfach nicht damit auseinandersetzen. Es gäbe zwar für jeden Geschmack etwas, aber sie setzen andere Prioritäten.

Solches Denken, wie ich dem Prot. unterstellte, entspricht schon gültigen menschlichen Vorstellungs- und Verhaltensweisen, insofern habe ich es nur kurz karikierend gerafft. Der Unterhaltungswert war mir wichtig, sofern freut es mich, wenn es Spass zu machen vermag.

Ich danke dir, für deine Kommentierung, die mir Bestätigung gab.

Gruss

Anakreon


***​

Hallo Giraffe

irgendwie habe ich bei Dir das Gefühl, dass Du ständig neue Geschichten hier einstellst. Du produzierst ja wie am Fließband. Ob ich das gut finden soll, weiß ich nicht recht. Ich denke, dass eigentlich Qualität vor Quantität geht.

Eine sehr direkte Aussage, mit der du da eröffnest. Ich bin es seit Jahrzehnten gewohnt, mit Menschen umzugehen, deren Aggressionspotenzial vorab erst einmal ungezügelt über einem hereinstürzen kann, ebenso wie auch mit Gehemmten. Insofern vermag es es mich kaum zu provozieren.

Gibt es ein zu viel oder ein zu wenig, beim Schreiben? Du hast da eine fixierte Meinung, was auch dein gutes Recht ist. Du unterlegst es mit dem Ansatz, dass Qualität vor Quantität geht? Wie sollte ich dem widersprechen.

Da frage ich mich immer wieder, ob Du im wirklichen Leben auch so sprichst? Ich jedenfalls drücke mich nicht so verquast aus, ich finde das - um ehrlich zu sein - eher gruselig.

Die Klassifizierung nehme ich zur Kenntnis.
Die drei Zitate, die du dieser Aussage zugrunde legst, sind für mein Empfinden in keiner Form abartig, ausfallend, diskriminierend oder exzentrisch. Sie entsprechen deiner (umgangssprachlichen) Vorstellung und Sozialisierung jedoch nicht, das kann ich akzeptieren.

Ich lese es auch nicht gerne, denn es klingt völlig unnatürlich. Vor allem, weil es auch immer wieder dasselbe ist.

Da kann ich dir nur meine eigene Haltung zum Umgang mit Texten, die mir überhaupt nichts geben, aufzeigen. Bei Geschichten, in denen ich nach einigen Absätzen erkennen muss, sie vermögen mein Interesse in keiner Form zu befriedigen oder missfallen mir vom Inhalt her, breche ich das Lesen ab. Eine Kommentierung derer erübrigt sich dann selbstredend.

Denn insgesamt - und jetzt muss ich mal was Positives loswerden - ist die Geschichte ja ganz ansprechend, rein vom Thema her betrachtet.

Das freut mich jetzt ehrlich, dass du es nicht so ganz sinnlos findest, wie ich aufgrund deiner vorgehenden Worte annehmen musste.

Du müsstest nur den Konflikt, nämlich das Erkennen der eigenen Frau in einem Bild einer Ausstellung, ganz an den Anfang stellen. Eine Geschichte MUSS mit dem zentralen Konflikt beginnen.

Ich kenne die Theorien wie man literarisch schreiben soll durchaus. Sie sind gewiss nicht falsch, aber auch nicht (immer) das Gelbe vom Ei. Wie in allen Disziplinen gibt es Theorie und Praxis, die mehr oder weniger stark auseinandergehen kann. Muss impliziert aber eine Haltung, die jeglichen Fortschritt unterbinden würde. In der vorliegenden Geschichte halte ich es verfehlt, es in den ersten Sätzen preiszugeben. Ansonsten wäre es sinnvoller gewesen, es zu einer Anekdote herabzustilisieren.

Aber ich will gleich im ersten, spätestens im zweiten Satz, wissen, um was es in der Geschichte geht. Ansonsten verlierst Du mich sofort, so hart das nun klingen mag.

Gut, das ist dein Kriterium nach welchen du Geschichten lesen möchtest. Ich habe jetzt mal willkürlich drei Bücher bekannter Autoren zur Hand genommen und die ersten Absätze gelesen. Sie erfüllen deine Erwartung nicht. Sind deren Werke deshalb schlecht?
Ich respektiere durchaus die Bedürfnisse meiner Leser, ich schreibe für sie, aber nicht einfach nach deren Diktat. Wenn Effekthascherei jemandem wichtiger ist, als das was ich insgesamt ausdrücke, bin ich wahrlich der falsche Autor für diese. Damit muss und kann ich leben.

So, ich hoffe, ich habe Dir jetzt nicht das Osterfest vermiest, das wollte ich nämlich nicht. Ich möchte von Dir mal einen Text lesen, der mich vom ersten Satz an fesselt und der mal ohne diese antiqierte Sprache auskommt. Das wäre mein Wunsch an Dich.

Gar kein Problem, abgesehen davon, dass ich in meinem Leben noch nie irgendwelche religiöse Feste begangen habe. Ob du mal einen Text von mir lesen kannst, der dich von Beginn an fesselt, kann ich nicht versprechen. Im Prinzip bemühe ich mich immer um ein Bestes. Bezüglich der antiquierten Sprache verweise ich auf den Standardtext in meinen Steckbrief.

Ich danke dir für deinen Kommentar, den ich durchaus mit grossem Interesse zur Kenntnis nahm, und wünsche dir noch schöne Ostertage.

Gruss

Anakreon

 

Servus!

Der Titel erinnerte mich an manche Akte von Degas, die mag ich, deswegen wollt ich mal sehen, was hier so los ist. Bei diesem Etikett überraschte mich dann auch dein Einstieg mit der Reflektion über Kunst nicht. Ich finde die Definition deines Protagonisten sympathisch, auch wenn er hier ein ziemlicher Simpel ist, ich hätte auch gar nichts gegen mehr von solchen Überlegungen gehabt oder gegen seitenlange Bildbeschreibungen. Ehrlich gesagt hätte ich es hier sogar gut gefunden, auch wenn dir das wahrscheinlich verärgerte Kommentare oder überhaupt keine eingetragen hätte. Das wäre in meinen Augen ehrlicher gewesen als so einen oberflächlichen Plot zu konstruieren. Hier drängte sich mir wirklich der Eindruck fingierter Handlung auf. Das finde ich wirklich schade, weil das Thema sehr viel hergäbe.

Die kursiven Passagen als Gedanken - viel zu explizit und ja auch fast deckungsgleich mit der Erzählstimme, find ich leider unglaubwürdig und wegen der Kongruenz frage ich mich auch, was die überhaupt hier für eine Funktion haben.

Wahrscheinlich ist sie Katz inzwischen gleichgültig. Der konnte ja sein Bild malen, sie als Objekt benutzen. Ihren körperlichen Reiz an sich verschmähte er sicherlich auch nicht, man kennt ja die zwielichtige Moral dieser Künstler.

Vielleicht besser direkt vom Erzähler erzählen lassen oder sie ganz anders formulieren ... versuch sie doch mal assoziativ-sprunghaft oder fragmentarisch darzustellen. Und so doofe Klischeereiter wie deinen Protagonisten nehme ich dir nicht mehr ab!

Doch Grete hatte ihm schliesslich Anlass dazugegeben, auch mal in fremden Gärten zu ackern.
Oder mal woanders ein Rohr zu verlegen oder einen Braten in die Röhre zu schieben ... mir gruselts bei solchen Wendungen, das gibt eigentlich auch nicht viel her, einen dummen Protagonisten zu zeichnen, damit er sich dumm verhalten kann, also es passt schon zusammen, macht aber halt keinen Spaß. Und für eine Karikatur reicht es meines Erachtens nicht. :)

Kubus

 

Hallo Anakreon,

nur kurz und vorweg: der Name Imboden wollte mich sofort an den des Malers Inhof erinnern, der zu Beginn - direkt nach dem Studium in D'dorf - abstrakt malte, aber immer konkreter wurde, freilich keine Porträts schuf ...
Dem Fotorealismus entspricht m. E. der Naturalismus, die beide dem Realismus noch eins drauf setzen, dabei bleibt ein Bild doch bestenfalls ein Abbild wie auch ein naturalistischer Text bestenfalls Wirklichkeit, schon gar nicht "die" Wirklichkeit beschreiben kann.

(Aus)Wirkungen von "Kunst" ist schon öfter ein Thema in Deinen Arbeiten gewesen - oft verbunden mit der Thematisierung des Regelverstoßes -
aber mehr dazu später. Was der Kleinkrämerseele mit dem ersten, eher flüchtigen Lesen auffällt:

..., der fotoanaloge Stil der Wiedergabe entbehre einen künstlerischen Ausdruck.
Bessser im Genitiv ...

Hier nun bin ich mir nicht ganz sicher, aber meine Kleinkrämerseele sträubt sich:

Ihn dünkte, ...
und schreit Dativ!

Der Komparativ am Ende des Satzes

Die Ausdruckskraft war zweifellos nicht weniger
erscheint mir unglücklich.

..., dem anscheinend die Frauen reihenweise zu Füssen liegen.
Abgesehen von der Zeitform würd ich hier sogar den Konjunktiv II wählen, handelt es sich doch um eine Mutmaßung.

Gruß & fröhliche Ostern + frohe Western vom Wolfgang Neuss verehrenden

Friedel

 

Hallo Anakreon!

Mir gefällt diese Geschichte.

Der erste Absatz einer KG darf gern Spannung erzeugen oder wie hier, ersatzweise, Interesse am Text wecken. Letzteres ist oft der riskante Weg, weil ein Leser, der sich nicht für das angeschnittene Thema oder die Eröffnungs-These erwärmen kann, die Geschichte sofort als langweilig einstuft. Womit er aus seiner Sicht recht hat.
Mit mir als Leser hast du Glück gehabt. Ich interessiere mich für die Entwicklung von der naturalistischen zur fotorealistischen und weiter zu der modernen fotorealistischen Malerei.

Jedoch zeichnet sich sehr schnell ab, dass die Geschichte nicht die fotorealistische Malerei zum Thema hat, sondern mit ihrer Hilfe etwas Typisches zum Thema Scham bloßstellt. Und damit taucht auch der Konflikt des Herrn Imboden (abgeleitet von „in Grund und Boden schämen?) auf. Sehr schön hier – und auch an anderen Stellen – gezeigt:
Grete sagen, dass er das Bild sah, mochte er aber nicht, es würde seinen Besuch der Ausstellung preisgeben.

Und wiederum ist das Glück auf deiner Seite. Ich habe diese überraschende Wendung gern angenommen.

Imbodens Argwohn bezüglich des Akt-Modells bringt dann doch noch einen Hauch Spannung ins Bild.

Gruß und frohe Ostern

Asterix

 

Salü Anakreon,

im Zuge der zunächst nur lesenden Aufnahme deiner Geschichte, machte ich mir zunehmend Gedanken zum Stile dessen, was du uns hier präsentierst. Obwohl mir durchaus bewusst ist, dass sich trefflich über Wortwahl, Satzgefüge und Ablauf einer Geschichte streiten lässt, bin ich doch eher wieder geneigt, wie schon an anderen Orten, die auch hier vorzufindenden, behäbig-umschweifigen Beschreibungen anzumahnen. Wenngleich ich es hübsch finde, wenn René Imboden sich in der Diele seiner Schuhe entledigt, so würde ich es doch zugunsten der Zügigkeit des Textflusses bevorzugen, wenn er sie einfach auszöge und sich dann zu seiner Grete setzen würde, ohne sich vorher zu ihr zu gesellen … Auch stolperte ich über die Aussage, das Haut und Brüste einer alten Frau ihm nicht die gesuchte Lieblichkeit vermittelte. Was sucht denn auch der Imboden bei alten Frauen noch Lieblichkeit? Hehe :D

Spass beiseite, ich meine es ernst. Damit stelle ich mich in meiner Kritik an die Seite von Giraffe. Bei einem Plot, in dem es um die schauervolle Entdeckung geht, dass die eigene Frau so einem Szene-Künstler Modell sitzt, steht oder liegt, da muss mehr Pfeffer ran und weniger Abhandlung. Sonst komme ich noch auf die Idee und sage: „Geschieht dem ollen Imboden ganz recht!“

Kleinkram noch:

Grete und dieser Katz, der Gedanke tat im weh.
ihm

Wohlwollend wünsche ich deinem Pegasus Flügel und sende herzliche Ostergrüsse,
Gisanne

 
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Hallo Anakreon,

ich habe Deine Geschichte mit gemischten Gefühlen gelesen. Die Situation finde ich ganz nett. Auch die zurückhaltende Aufregung deines Prots finde ich amüsant, wenn auch etwas zu flach abgehandelt.
Was mir jedoch alles kräftig verleidet hat, ist Dein Umgang mit dem Partizip. Es scheint fast so, als mache es Dir Spaß in jedem, noch so unpassenden Moment, Partizipien anzuwenden. Schade, denn das macht auf mich stark den Eindruck, als hättest Du einfach keine Lust an einem wirklich guten Sprachstil zu arbeiten. So bleibt Deine Geschichte für mich unzugänglich und, während ich von einem Partizip zum nächten gestoßen wurde, kam bei mir kein einziges Mal wirklicher Spaß am Lesen auf, oder haben sich in meinem Kopf Bilder zu Deiner Geschichte bilden können.

Hättest Du die Geschichte "Akt, das Gesicht abwendend" genannt, hätte ich sie erst gar nicht gelesen ;o)

Zum Beginn der Geschichte, der Giraffe so gar nicht gefallen hat:
Ich habe an und für sich nichts dagegen, wenn ein Autor weit ausholt, oder von Dingen schreibt, die zur eigentlichen Geschichte nichts beitragen.
Allerdings muss der Schreibstil dann gut genug sein, dass man der Geschichte alleine wegen diesem gerne folgt.
Das ist bei dieser Geschichte, wie oben bereits beschrieben, für mich nicht der Fall.

So, weil ich ja nicht nur schimpfen will, sondern Dir auch konstruktiv weiterhelfen möchte, hier noch ein paar Hinweise:

Die Teerosen wirkten ebenso naturgetreu, wie der weibliche, von hinten dargestellteKOMMA nackte Körper, mit einer Hand nach einer Blüte greifend.

Katz war ein Maler im Stil des Fotorealismus.
Dieser Satz sagt für mich aus, dass Katz, der Maler, im Fotorealismus gemalt wurde. Was Du sagen möchtest ist aber eher, dass Katz ein Maler war, der fotorealistisch arbeitete, bzw. ein Maler des Fotorealismus war.

Seine Popularität verstärkte sich, da er nebst urbanen Objekten auch Aktbilder malte, Männer und Frauen, die in ihrer präzisen Darstellung über den Kreis der üblichen Kunstinteressenten Anklang fanden.
... über den Kreis hinaus.
Sonst fand ich den Satz recht geschickt.

Kunst war für ihn einzig, was ihm ansprechend erschien. Hier fand er Gefallen am Reiz des Weiblichen.
Kurz und knapp - und hier ist auch das Partizip treffend ;o)

Es im Original zu betrachten, erschien ihm intensiver, direkt Lebendigkeit vermittelnd.
Das haut nicht hin. "Es im Original zu betrachten" lässt den Prot hinter dem Satz stehen. Das "Lebendigkeit vermittelnd" bezieht sich aber wieder auf das Bild. Außerdem ist gerade Lebendigkeit so etwas aktives, dass es kaum durch ein Partizip vermittelt werden kann.

Die Ausdruckskraft war zweifellos nicht weniger.
Entweder "weniger stark" oder "schwächer", sonst fehlt dem Satz gewaltig was.

Doch war es ihm unangenehm, andere Besucher könnten den Eindruck gewinnen, er interessiere sich für diese Objekte. Direkt peinlich waren ihm Bilder, auf denen der Penis sich realistisch abbildete. Bei Offenlegung der Vagina auf einzelnen Bildern scheute er sich nicht, seinen Blick länger darüber streifen zu lassen. Es erschien ihm natürlich, das Weibliche in seiner verführerischen Anmut darzustellen.
Das ist für mich der beste Teil der Geschichte. Hier steckt nämlich viel mehr Witz, Soziologie und Psychologie als hinter dem ganzen Rest.

Seitlich über den Hüften fettige Wülste, nach vorn spannend, den arg vorstehenden Körperumfang plastisch erfassend.
Entschuldige, aber dieser Satz ist doch blanker Unsinn?

Sein Blick tastete abwärts über die Beine, dann hochziehend, ihre figurbetonenden Hüften streichend, zu den Brüsten, welche lieblich fest sich reckten.
Ich habe noch nie gehört, dass man seinen Blick hochzieht. Allerdings ist es geläufig den Rotz hochzuziehen ;o)
"..., welche lieblich fest sich reckten." Das klingt schon fast poetisch - schön!

Den ganzen Tag hatte er damit gerungen, wie er seiner Frau begegnen sollte, jetzt, da er es wusste.
Hinter diesem Satz steckt fast eine eigene kleine Geschichte. Schade, dass Du das nicht etwas ausgekostet hast.

Ist ihr den nicht bewusst, dass Katz das Bild nicht einfach für sich selbst malte, es ein Objekt für sein berufliches Einkommen bildete.
... denn nicht bewusst ...
Am Ende würde ich ein Fragezeichen machen.

Einige machten Witze darüber, dass hier in der Nähe, in einer Seitenstrasse, sich ein diskretes Bordell befinde.
Straße schreibt man weiterhin mit "ß" (lang gesprochenes "a")

Vor dem Lokal verabschiedete er sich vom letzten KollegenKOMMA und sie gingen getrennte WegeKOMMA zu ihren Autos.

..., dass es dies zweimal gibt oder vielleicht noch mehr?
öfter - nicht mehr.

Habe ich Grete unrecht getan? Verwirrt griff er nach seinen Kleidern.
«Entschuldigen Sie bitte, ich kann nicht», äusserte er zur Brünetten, kleidete sich hastig an und eilte hinaus.
Das hätte ich komplett weggelassen. Das ist nicht nur überflüssig, sondern es erhöhte sogar die Spannung, ließest Du den Leser erst einmal im Unklaren darüber, wie der Prot nun gehandelt hat.

«Ich war heute mit Colette und Margrit im Kunsthaus», es waren Freundinnen von ihr.
Überflüssig. Dass es nicht ihre Möpse sind, kann sich der Leser denken.

Wir könnten dann auch darüber sprechen.
Der Satz ist ebenfalls überflüssig.

Colette meinte bei dem einen, man könne fast glauben, ich sei Modell gestanden.
Den Text mit dieser Spitze zu beenden ist nett :o)


So, ich hoffe ich habe meine harte Kritik, durch den Zeitaufwand Dir auch ein paar Gramatikfehler aufzuzeigen, wieder gut gemacht.

Nix für Ungut

elisabeth

 

Hallo Anakreon,

ich habe mir zu Deiner Antwort noch ein paar Gedanken gemacht, die ich Dir gerne mitteilen würde.

Zitat von Anakreon: Ich bin es seit Jahrzehnten gewohnt, mit Menschen umzugehen, deren Aggressionspotenzial vorab erst einmal ungezügelt über einem hereinstürzen kann, ebenso wie auch mit Gehemmten. Insofern vermag es es mich kaum zu provozieren.

Da scheinst Du mich total mißverstanden zu haben, aber ich bin weder aggressiv gewesen, als ich meinen Kommentar geschrieben habe, noch wollte ich Dich in irgendeiner Form provozieren. Das liegt mir fern und wenn es bei Dir diesen Eindruck erweckt haben sollte, dann tut es mir herzlich leid.
Ich habe einfach meinen (zugegebenermaßen ungeschminkten) Eindruck von Deinem Text wiedergegeben, mehr nicht.

Zitat von Anakreon: Die drei Zitate, die du dieser Aussage zugrunde legst, sind für mein Empfinden in keiner Form abartig, ausfallend, diskriminierend oder exzentrisch.

Ich habe nie behauptet, dass Dein inflationärer Gebrauch von Partizip-Konstuktionen abartig, ausfallend etc. ist. Das steht nicht zur Debatte. Der Gebrauch dieser grammatikalischen Form ist ja richtig und legitim, nur wirkt er auf mich (und wie ich gemerkt habe, auch auf andere) ziemlich altmodisch und irgendwie unelegant.
Es geht mir darum, dass die deutsche Sprache einfach mehr bietet und es verdammt schade ist, wenn man als Autor in seinen Texten nicht mehr anbietet. Denn unsere Sprache hat so viele schöne Varianten, die Du überhaupt nicht gebrauchst. Das wollte ich damit ausdrücken.

Hol doch mal Deine sprachlichen Fähigkeiten aus dem Dornröschenschlaf, ich bin sicher, dass Du mehr kannst. Ich habe bei Dir den Eindruck, dass Du Dich hinter dieser altertümlichen Sprache versteckst, weiß aber nicht, wovor Du Angst hast. Also, trau Dich doch mal an was Neues heran.

Zitat von Anakreon: Ich habe jetzt mal willkürlich drei Bücher bekannter Autoren zur Hand genommen und die ersten Absätze gelesen. Sie erfüllen deine Erwartung nicht. Sind deren Werke deshalb schlecht?

Wieviele Seiten hatten denn Deine Bücher? 300? 400? Oder noch mehr?

Hier geht es aber um eine Kurzgeschichte von höchstens 3/4 Seiten, da denke ich schon, dass man schnell auf den Punkt kommen sollte.
elisabeth hat es ja schon erwähnt: Wenn Du schon einen langatmigen Einstieg in eine kurze Geschichte wählst, dann sollte der auch sprachlich so außergewöhnlich sein, dass er mich als Leserin bei der Stange hält, mir von vorneherein Lust auf mehr macht. Im Fall dieser Geschichte könnte ein Kunstinteressierter durchaus gefesselt sein von Deinem Anfang, ganz einfach, weil er weiß, von was Du schreibst. Aber es ist (meines Erachtens, entschuldige bitte!) die Aufgabe des Autors jeden Leser (auch den am Thema völlig uninteressierten und ahnungslosen) mit der Art des Einstiegs so zu fesseln, dass er weiterlesen will.

Ich hoffe, ich habe Dir nun meine Meinung etwas klarer gemacht. Denn eigentlich wollte ich nicht nur schimpfen, sondern Dir Hinweise darauf geben, wie ich als Leserin Deinen Text empfinde, wie er bei mir ankommt. Und das ist doch schließlich das Ausschlaggebende für jeden Autor, oder nicht? Wie wirken meine Texte auf die Leser? Was stört sie? Das bedeutet nicht gleichzeitig, dass man alles übernehmen muss, aber nur durch die Rückmeldungen der Leserschaft kann man sich doch verbessern und an den Texten arbeiten. Jedenfalls sehe ich das so und habe daraus sehr viel gelernt und lerne immer weiter daraus.

So, das wollte ich gerne noch loswerden.
Ich wünsche Dir noch ein wunderschönes österliches Wochenende,

Giraffe.

 

Hallo Kubus

Der Titel erinnerte mich an manche Akte von Degas, die mag ich,

Ja stimmt, daran dachte ich gar nicht. Ich liess mich vom Gedanken leiten, die abgebildete Frau darf nicht offensichtlich erkennbar sein.

Ich finde die Definition deines Protagonisten sympathisch, auch wenn er hier ein ziemlicher Simpel ist

Ich wählte gewollt einen Prot. von etwas biederer Art, obwohl ich seine Reaktionen nicht unbedingt davon abhängig sehe. Dass er dadurch nicht unsympathisch wirkt, finde ich gut.

ich hätte auch gar nichts gegen … seitenlange Bildbeschreibungen. Ehrlich gesagt hätte ich es hier sogar gut gefunden, auch wenn dir das wahrscheinlich verärgerte Kommentare oder überhaupt keine eingetragen hätte

Es ist immer die Frage, wie viel Hintergrund erträgt es. Wie ich es bis anhin auch machte, finden sich immer zu jeder Form Kritiker. Also versuchte ich subjektiv, einen Mittelweg zu finden. Mit verärgerten Kommentaren oder dem Schweigen der Lämmer, damit leben wir ja alle. Damit kann ich schon umgehen.

Das wäre in meinen Augen ehrlicher gewesen als so einen oberflächlichen Plot zu konstruieren. Hier drängte sich mir wirklich der Eindruck fingierter Handlung auf. Das finde ich wirklich schade, weil das Thema sehr viel hergäbe.

Meine Absicht war eine leichte Geschichte, im Kern aber doch mit Tiefgang. Natürlich ist die Handlung fingiert, aber mögliche menschliche Empfindungen real skizzierend.

Die kursiven Passagen als Gedanken - viel zu explizit und ja auch fast deckungsgleich mit der Erzählstimme,

Vielleicht besser direkt vom Erzähler erzählen lassen oder sie ganz anders formulieren ... versuch sie doch mal assoziativ-sprunghaft oder fragmentarisch darzustellen.


Ich werde mir darüber nochmals Gedanken machen. Ein zu viel an Erzählstimme wird ja jeweils auch angekreidet. Assoziativ-sprunghaft und fragmentarisch scheint mir eine Möglichkeit, wenn sich der Faden nicht verliert.

einen dummen Protagonisten zu zeichnen, damit er sich dumm verhalten kann, also es passt schon zusammen, macht aber halt keinen Spaß. Und für eine Karikatur reicht es meines Erachtens nicht.

Findest du dies wirklich so arg. Die Aussagen hatten schon eine gewisse Authentizität, natürlich aus andern Zusammenhängen gegriffen und inhaltlich neu gefüllt. Aber solche Überlegungen gibt es wirklich.

Danke dir für deinen Kommentar, auch wenn ich es offensichtlich nicht schaffte, mit dieser Geschichte dich von der Form der Kürze überzeugen zu können.

Gruss

Anakreon


***​

Lieber Friedel

dabei bleibt ein Bild doch bestenfalls ein Abbild wie auch ein naturalistischer Text bestenfalls Wirklichkeit, schon gar nicht "die" Wirklichkeit beschreiben kann.

Da sind wir doch vollkommen einhelliger Meinung.

(Aus)Wirkungen von "Kunst" ist schon öfter ein Thema in Deinen Arbeiten gewesen - oft verbunden mit der Thematisierung des Regelverstoßes -

Ja, Kunst ist mir soweit ein angenehmes Medium, ab und zu eine Geschichte daran aufzuhängen. Und Regelverstossende bilden ein Heer von Aussenseiter, die keineswegs uninteressant sind, nimmt man etwa die Literaten etwas genauer unter die Lupe.

Für deine kritischen Anmerkungen und Korrekturvorschläge danke ich dir. Ich werde sie im Zuge der Überarbeitung dann einbeziehen.

Auch dir wünsche ich noch schöne restliche Ostertage.

Gruss

Anakreon


***​

Hallo Asterix

Mir gefällt diese Geschichte.

Ach das tut gut, auch zustimmende Worte zum Gehalt der Geschichte zu hören.

Letzteres ist oft der riskante Weg, weil ein Leser, der sich nicht für das angeschnittene Thema oder die Eröffnungs-These erwärmen kann, die Geschichte sofort als langweilig einstuft. Womit er aus seiner Sicht recht hat.

Doch das kann ich nachvollziehen, dass wenn der Beginn nicht gleich Spannung erzeugt, insbesondere bei einer Kurzgeschichte, die Erwartungshaltung des Lesers enttäuscht werden kann. Ich vertraue da vielleicht zu sehr darauf, dass ein Unterhaltungsleser sich sanft führen und auf eine Reise mitnehmen lässt, und nicht gleich einen Paukenschlag zum Einstieg benötigt.

Mit mir als Leser hast du Glück gehabt. Ich interessiere mich für die Entwicklung von der naturalistischen zur fotorealistischen und weiter zu der modernen fotorealistischen Malerei.

Das freut mich, da es so nicht gleich auf Widerstand stiess.

Jedoch zeichnet sich sehr schnell ab, dass die Geschichte nicht die fotorealistische Malerei zum Thema hat, sondern mit ihrer Hilfe etwas Typisches zum Thema Scham bloßstellt. Und damit taucht auch der Konflikt des Herrn Imboden (abgeleitet von „in Grund und Boden schämen?) auf. Sehr schön hier – und auch an anderen Stellen – gezeigt:

Das ist der Kern, an sich eine harmlos wirkende Ursache, für den Prot. aber ein sein Weltbild bedrohliches Gefüge. Schön, wie du die Namensgebung treffend deutest.

Und wiederum ist das Glück auf deiner Seite. Ich habe diese überraschende Wendung gern angenommen.

Es war vielleicht etwas unverschämt von mir, vom Leser zu erwarten, dass er die Gefühle des Prot. mitempfinden kann, und für die Wendung einen etwas surrealen Kunstgriff tätigen musste.

Danke dir für deinen positiven Kommentar. Er zeigt mir, dass es doch nicht in den Wind gesetzt war, auf einer solchen Ebene an dieses Thema heranzugehen.

Sei gegrüsst, und noch schöne Ostertage

Anakreon


***​

Hallo Gisanne

Obwohl mir durchaus bewusst ist, dass sich trefflich über Wortwahl, Satzgefüge und Ablauf einer Geschichte streiten lässt, bin ich doch eher wieder geneigt, wie schon an anderen Orten, die auch hier vorzufindenden, behäbig-umschweifigen Beschreibungen anzumahnen.

Meine Geschichte, kontrastierend zum Hölderlin-Buch von Peter Härtling zu lesen, muss natürlich krass ausfallen.

so würde ich es doch zugunsten der Zügigkeit des Textflusses bevorzugen, wenn er sie einfach auszöge und sich dann zu seiner Grete setzen würde, ohne sich vorher zu ihr zu gesellen …

Wahrscheinlich, nein sicher, hast du recht, dass ich da wieder zu weitschweifig wurde, meinte dem Leser Bilder vermitteln zu müssen, die er sich selbst ausmalen könnte.

Auch stolperte ich über die Aussage, das Haut und Brüste einer alten Frau ihm nicht die gesuchte Lieblichkeit vermittelte. Was sucht denn auch der Imboden bei alten Frauen noch Lieblichkeit? Hehe

Eigentlich meinte ich mit diesen Beschreibungen Opposition zu erzeugen, gängige Sichtweisen zu provozieren. Das wurde von den Lesern aber anscheinend problemlos abgekauft oder stillschweigend geschluckt.

Damit stelle ich mich in meiner Kritik an die Seite von Giraffe. Bei einem Plot, in dem es um die schauervolle Entdeckung geht, dass die eigene Frau so einem Szene-Künstler Modell sitzt, steht oder liegt, da muss mehr Pfeffer ran und weniger Abhandlung. Sonst komme ich noch auf die Idee und sage: „Geschieht dem ollen Imboden ganz recht!“

Haha, Frauensolidarität. Doch das gefällt mir! Natürlich hätte der Stoff explosiver sein können, aber das war nicht meine Absicht. Ich mochte eben dieses verklemmte an der Figur Imboden, und wenn du sagst: „Geschieht ihm recht!“, so hat es doch in meinem Sinne etwas ausgelöst.

Danke dir für deine kritischen aber auch heiteren Worte. Ich werde den Stoff baldmöglichst nochmals unter die Lupe nehmen, und schauen, was sich daran beflügelt in der Lesbarkeit, vielleicht auch im Gehalt, verbessern lässt, ohne dass es in der Aussage eine Kehrtwendung vollzieht.

Mit frühlingshaften Ostergrüssen

Anakreon


***​

Hallo elisabeth

Die Situation finde ich ganz nett. Auch die zurückhaltende Aufregung deines Prots finde ich amüsant, wenn auch etwas zu flach abgehandelt.

Ich weiss, ein gehobenes literarisches Niveau setze ich nicht um. In diesem Stück sollte es auch nur eine kleine unterhaltsame Geschichte erzählen.

Was mir jedoch alles kräftig verleidet hat, ist Dein Umgang mit dem Partizip. Es scheint fast so, als mache es Dir Spaß in jedem, noch so unpassenden Moment, Partizipien anzuwenden.

Nein, nein, so einen boshaften Drang habe ich nicht. Im Überschwang beim Schreiben habe ich es wohl nicht so wahrgenommen und beim Korrekturlesen zu sehr in den Inhalten mitgelebt. Ich werde bei der Überarbeitung ein Auge darauf halten.

kam bei mir kein einziges Mal wirklicher Spaß am Lesen auf, oder haben sich in meinem Kopf Bilder zu Deiner Geschichte bilden können.

Das bedaure ich. Ich weiss, du erlebst die Geschichten schwerpunktmässig aus den Sprachformen.

Hättest Du die Geschichte "Akt, das Gesicht abwendend" genannt, hätte ich sie erst gar nicht gelesen

So arg bin nicht einmal ich.

Ich habe an und für sich nichts dagegen, wenn ein Autor weit ausholt, oder von Dingen schreibt, die zur eigentlichen Geschichte nichts beitragen.
Allerdings muss der Schreibstil dann gut genug sein, dass man der Geschichte alleine wegen diesem gerne folgt.
Das ist bei dieser Geschichte, wie oben bereits beschrieben, für mich nicht der Fall.

Das ist ein klarer Standpunkt. Es lässt sich nichts dazu bemerken, was ich in vorhergehenden Antworten nicht schon ausgeführt habe. Nur, das Bemühen ist vorhanden.

Was Du sagen möchtest ist aber eher, dass Katz ein Maler war, der fotorealistisch arbeitete, bzw. ein Maler des Fotorealismus war.

Ja da hatte ich mich eindeutig falsch ausgedrückt und unverständlicherweise auch darüber hinweggelesen.

... über den Kreis hinaus.
Sonst fand ich den Satz recht geschickt.

Oh, danke. Ich war mir gar nicht so sicher, wie dieser Satz bei Lesern ankommen wird.

Das haut nicht hin. "Es im Original zu betrachten" lässt den Prot hinter dem Satz stehen. Das "Lebendigkeit vermittelnd" bezieht sich aber wieder auf das Bild. Außerdem ist gerade Lebendigkeit so etwas aktives, dass es kaum durch ein Partizip vermittelt werden kann.

Da hast du zweifellos recht, ich werde es umformulieren.

Das ist für mich der beste Teil der Geschichte. Hier steckt nämlich viel mehr Witz, Soziologie und Psychologie als hinter dem ganzen Rest.

Das freut mich sehr, war es mir doch bedeutungsvoll seine Denkweise und Haltung damit einzufangen.

Seitlich über den Hüften fettige Wülste, nach vorn spannend, den arg vorstehenden Körperumfang plastisch erfassend.

Entschuldige, aber dieser Satz ist doch blanker Unsinn?

So krass sehe ich es nicht, aber zugegeben, es ist nicht vollendet formuliert. Ich werde sehen, wie ich es in bessere Worte kleiden kann.

"..., welche lieblich fest sich reckten." Das klingt schon fast poetisch - schön!

Oh, danke.

Den ganzen Tag hatte er damit gerungen, wie er seiner Frau begegnen sollte, jetzt, da er es wusste.

Hinter diesem Satz steckt fast eine eigene kleine Geschichte. Schade, dass Du das nicht etwas ausgekostet hast.

Stimmt, es ist eine Szene die eine eigene Geschichte bilden könnte. Ich wollte es aber nicht zu ausführlich werden lassen. Doch vielleicht kommen mir noch ein paar Sätze in den Sinn, die seiner Befindlichkeit mehr Gewicht verleihen.

Straße schreibt man weiterhin mit "ß" (lang gesprochenes "a")

Hier muss ich einwenden, dass ich einer dieser trotzigen Eidgenossen bin, zwar nicht mit Schillers Wilhelm Tell verwandt. Mit ausserordentlicher Genehmigung des sprachlichen Übervaters DUDEN (K160) dürfen wir traditionell und korrekt „ss“ anstelle des „ß“ verwenden.

Habe ich Grete unrecht getan? Verwirrt griff er nach seinen Kleidern.
«Entschuldigen Sie bitte, ich kann nicht», äusserte er zur Brünetten, kleidete sich hastig an und eilte hinaus.

Das hätte ich komplett weggelassen. Das ist nicht nur überflüssig, sondern es erhöhte sogar die Spannung, ließest Du den Leser erst einmal im Unklaren darüber, wie der Prot nun gehandelt hat.

Ich werde darüber nachdenken.

«Ich war heute mit Colette und Margrit im Kunsthaus», es waren Freundinnen von ihr.

Überflüssig. Dass es nicht ihre Möpse sind, kann sich der Leser denken.

Gut, ich lösche die Definition Freundinnen. Es wäre aber wirklich köstlich, anstelle dessen Möpse zu setzen, ach Blödsinn …

Wir könnten dann auch darüber sprechen.

Der Satz ist ebenfalls überflüssig

Werde ich streichen.

Colette meinte bei dem einen, man könne fast glauben, ich sei Modell gestanden.

Den Text mit dieser Spitze zu beenden ist nett :o)

Doch ja, das musste sein.

So, ich hoffe ich habe meine harte Kritik, durch den Zeitaufwand Dir auch ein paar Gramatikfehler aufzuzeigen, wieder gut gemacht.

Mit Kritik an sich habe ich ein begrenztes Problem, es bedingt mir dann vorwiegend, meine narzisstische Homöostase wieder in die Balance zu bringen. Bei einem Absolutheitsanspruch, der auch andere Interpretationen zulassen würde, sträuben sich mir eher widerborstig die Haare.

Ich danke dir für deine ungeschminkte Meinung und deinen Aufwand, Schwachstellen auszuloten, die ich bei der Überarbeitung gerne einbeziehen werde. Mit Zufriedenheit nahm ich auch wahr, dass dir bestimmte Passagen als gelungen erschienen. So konnte ich bis zum Ende doch schildkrötengleich, meinen Kopf wieder hervorrecken.

Mit besten Grüssen für die restlichen Ostertage.


***​

Hallo Giraffe

Ich habe einfach meinen (zugegebenermaßen ungeschminkten) Eindruck von Deinem Text wiedergegeben, mehr nicht.

Ich denke, du hast da schon recht. Ich meinte es in meiner Antwort auch nicht böse, das liegt mir schon gar nicht. Aber zuweilen reagiere ich bei Direktheit mit ebensolcher, nach den Grundsätzen der Dialektik. Im Prinzip war meine Aussage wohl etwas zu spitz, auch wenn ich deine auch so wahrnahm. Was natürlich immer auch an meiner Tagesform liegen kann.

Ich habe nie behauptet, dass Dein inflationärer Gebrauch von Partizip-Konstuktionen abartig, ausfallend etc. ist. Das steht nicht zur Debatte. Der Gebrauch dieser grammatikalischen Form ist ja richtig und legitim, nur wirkt er auf mich (und wie ich gemerkt habe, auch auf andere) ziemlich altmodisch und irgendwie unelegant.

Stimmt, das hast du nicht. Es ist mir insofern einfach etwas Zuviel, immer auf das Altmodische angesprochen zu werden. Aber ich wurde ja schon mal kompetent darauf hingewiesen, dass dies eben nicht in jede Form von Geschichten passt. Vielleicht finde ich ja mal den Dreh, zu welchen Geschichten es effektiv passt und beschränke mich darauf.

Es geht mir darum, dass die deutsche Sprache einfach mehr bietet und es verdammt schade ist, wenn man als Autor in seinen Texten nicht mehr anbietet. Denn unsere Sprache hat so viele schöne Varianten, die Du überhaupt nicht gebrauchst. Das wollte ich damit ausdrücken.

Da gebe ich dir vollkommen recht. Mein Ungenügen diesbezüglich ist meine Last, die ich Esel tragen oder abwerfen kann, je nachdem was gelingt.

Ich habe bei Dir den Eindruck, dass Du Dich hinter dieser altertümlichen Sprache versteckst, weiß aber nicht, wovor Du Angst hast. Also, trau Dich doch mal an was Neues heran.

Angst, nein, die habe ich nicht. Die nicht gesteuerte Bewahrung dieser Sprachform hat aber sicher mit Identität zu tun. Diese legt man nicht einfach ab, man bleibt im Kern immer der der man ist. Man kann eine Rolle übernehmen, diese vielleicht perfekt inszenieren. Aber bei erster Unvorgesehenheit ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die wirkliche Identität durchbricht. Ich wage immer wieder Neues, doch desto intensiver die Auseinandersetzung wird, nimmt es wieder ursprüngliche Züge an. Natürlich gibt es eine Erklärung dafür, doch denke ich prinzipiell nicht daran, diese offenzulegen.

Wieviele Seiten hatten denn Deine Bücher? 300? 400? Oder noch mehr?

Du hast recht, es waren grössere Bücher. Doch hatte ich heute noch bei Felix Mettler in seinem Werk „Der Fehldruck“, nachgesehen. Bei den acht Kurzgeschichten darin, natürlich auch mehr als drei, vier Seiten, trifft deine These auf fünf zu. Ich hatte es also nicht einfach ad acta gelegt, sondern noch weitere Gedanken dazu gemacht.

Aber es ist (meines Erachtens, entschuldige bitte!) die Aufgabe des Autors jeden Leser (auch den am Thema völlig uninteressierten und ahnungslosen) mit der Art des Einstiegs so zu fesseln, dass er weiterlesen will.

Ja gut, damit kann ich leben. Über diese Frage hatte ich auch eine Diskussion an diesem Wochenende und bin mit meiner Einstellung aufgelaufen.

Das bedeutet nicht gleichzeitig, dass man alles übernehmen muss, aber nur durch die Rückmeldungen der Leserschaft kann man sich doch verbessern und an den Texten arbeiten.

Da bin ich vollkommen mit dir einverstanden. Es bedingt aber meines bescheidenen Erachtens, dass Autoren sich auch zu behaupten vermögen und erst dann wesentliche Änderungen vornehmen, wenn sie auch selbst davon überzeugt sind. Ich hatte mir selbst zwei Texte so vermasselt, da ich spontan handelte und später erkennen musste, es war ein Fehler. Heute bewahre ich Kopien von allen Versionen, sodass ein Fehltritt nicht einzig über das Gedächtnis rekonstruiert werden muss.

Ich danke dir, dass du es nochmals aufgegriffen hast und für deine präzisierenden Worte. Wenn ich zu harsch in meiner Entgegnung war, bedaure ich dies sehr, da ich es, wie bereits erwähnt nicht böse meinte.

Ich wünsche dir noch einen schönen Ostermontag und die besten Grüsse

Anakreon

***​

Allgemein:
Mein Zeitplan der nächsten zwei Wochen ist etwas angespannt, sodass ich noch nicht weiss, wie schnell mir eine Überarbeitung gelingt. Ich bitte diesbezüglich um Nachsicht.

 

Guten Abend Anakreon,

Findest du dies wirklich so arg. Die Aussagen hatten schon eine gewisse Authentizität, natürlich aus andern Zusammenhängen gegriffen und inhaltlich neu gefüllt. Aber solche Überlegungen gibt es wirklich.

Wollte nicht auf fehlende Echtheit hinaus, sondern im Kern darauf, dass ich dir viel interessantere Protagonisten und stärkere Plots zutraue.

Es ist immer die Frage, wie viel Hintergrund erträgt es. Wie ich es bis anhin auch machte, finden sich immer zu jeder Form Kritiker. Also versuchte ich subjektiv, einen Mittelweg zu finden. Mit verärgerten Kommentaren oder dem Schweigen der Lämmer, damit leben wir ja alle. Damit kann ich schon umgehen.

Ja, hehe. Glaub ich. In meinen Augen hätte es hier Konsequenz gebraucht.
Fiel mir im Nachhinein ein: es ist vielleicht der Gegensatz zwischen dem doch eher abstrakten Ansatz, über Kunst zu reflektieren und dem Protagonisten, der so ... ist. Natürlich gibts die! Aber muss man über sie schreiben oder will man sie lesen. Im Sinne der Kongruenz würde ich vor diesem Hintergrund einen interessanteren Prot und einen raffinierteren Plot besser gefunden haben, denke ich. Oder den Plot erdverbundener. Vllt ist das in dem Fall kein guter Mittelweg.

Ich werde mir darüber nochmals Gedanken machen. Ein zu viel an Erzählstimme wird ja jeweils auch angekreidet. Assoziativ-sprunghaft und fragmentarisch scheint mir eine Möglichkeit, wenn sich der Faden nicht verliert.
Eine andere Möglichkeit ist, Gedanken verkürzt darzustellen. Das geht auch für Dialoge, oder Eigenarten von Leuten bringen, die gerne was durcheinanderbringen, ständig na ja sagen oder so. Und Fehler machen lassen!

Hoffe davon lässt sich was für dich gebrauchen.

Montagsgrüße
Kubus

PS: Prinzipiell finde ich ab und an ein Partizip okay. In der Häufung aber bremsen die Texte laut meinem Gefühl, machen sie träge.

 

Guten Morgen Kubus

Wollte nicht auf fehlende Echtheit hinaus, sondern im Kern darauf, dass ich dir viel interessantere Protagonisten und stärkere Plots zutraue.

Oh, danke. Hier meinte ich wieder mal etwas Stilles vorlegen zu können, aber vielleicht war es zu ruhig.

Ja, hehe. Glaub ich. In meinen Augen hätte es hier Konsequenz gebraucht.
… vielleicht der Gegensatz zwischen dem doch eher abstrakten Ansatz, über Kunst zu reflektieren und dem Protagonisten, der so ... ist. Natürlich gibts die! Aber muss man über sie schreiben oder will man sie lesen. Im Sinne der Kongruenz würde ich vor diesem Hintergrund einen interessanteren Prot und einen raffinierteren Plot besser gefunden haben, denke ich.

Du hast da sicher recht. Aber ich mag diese Sonderlinge und Aussenseiter, natürlich gibt es da auch starke Figuren. Hier schien er mir in seiner Form so angezeigt.

Eine andere Möglichkeit ist, Gedanken verkürzt darzustellen. Das geht auch für Dialoge, oder Eigenarten von Leuten bringen, die gerne was durcheinanderbringen, ständig na ja sagen oder so. Und Fehler machen lassen!

Hoffe davon lässt sich was für dich gebrauchen.


Ja ich werde mal sehen, was sich drehen, wenden und umgestalten lässt. Es ist so viel zusammengekommen, dass ich es wahrscheinlich mehrfach umschreiben werde, bis es definitiv ist.

Danke dir für dein erneutes Kommentieren und die Hinweise.

Mit nächtlichem Gruss

Anakreon

***​

Hallo maria

ich habe mich immer noch nicht ganz auf deinen Stil gewöhnen können. Wie soll ich sagen, dass es jetzt nicht blöd klingt? Naja, ich finde, in deinem Stil ist schon irgendwie eine Klugscheißerei drinnen.

Ich musste lachen über diese ersten Sätze, dies keineswegs verärgert oder weil ich sie blöd finde. Ich weiss, du meinst es ehrlich und sagst es auch so.
Klugscheisserei, ich denke damit liegst du nicht unbedingt falsch, obwohl ich es nicht als solches anvisiere. Ich schöpfe vorwiegend aus Gesellschaftsformen und menschlichen Charakteren, die mir bekannt sind. Natürlich könnte ich breiter recherchieren und in ganz andere Schicksale eintauchen. Ich dachte auch schon mal daran über einen Penner zu schreiben, liess es dann aber bleiben. Es wäre eher ein Fiasko geworden.

Da ist immer noch ein kühler Unterton in der ganzen Erzählung, wie ich es auch von deinen anderen Texten gewöhnt bin, doch diesmal gefällt es mir. Auch wenn ich an einigen Stellen mir gewünscht hätte, du hättest deinem Prot etwas mehr Gefühle gegönnt, so habe ich doch seine Eifersucht verstanden. Das ganze Szenario ist mir begreiflich gewesen und irgendwie fand ich das ganze auch komisch. Nicht komisch schlecht, sondern komisch gut.

Wenn ich mich frage, was zuerst war, mein kühler Unterton oder der Imboden, so muss ich dir recht geben. Es freut mich, dass es diesmal für dich auch passend war. Der Prot. ist ja auch etwas sonderlich, Gefühle kann er nicht nach aussen zulassen, was ihn u. a. besonders zugänglich macht für Eifersucht, auch wenn sich diese aufgrund eines nur kleinen Merkmals ergibt. Vielleicht zeige ich mit der Überarbeitung dann von seinen nicht ausgesprochenen Gefühlen doch etwas mehr. Dass ich mit komisch gut doch auch mal ein Kompliment von dir höre, freut mich.

AUßerdem muss ich Giraffe recht geben. Er hat es zwar ziemlich brutal niedergeschrieben, aber da man dich offensichtlich weder kränken noch provozieren kann, brauche ich wohl keine Zurückhaltung:

Den kleinen Disput – die antiken Griechen pflegten solche schon - haben sie und ich ja gütlich beigelegt. Nein Zurückhaltung musst du wirklich nicht üben, nur die Gürtellinie im Auge behalten.

Der erste Absatz ist eine Katastrophe. …
Es beginnt wirklich langweilig. Das Interessante kommt erst irgendwo im zweiten Absatz als er in den Aktbilderbereich ging. Harrrrrr. Dannach habe ich es gern gelesen

Hm. Findest du ihn wirklich so arg? Ja gut, andere hatten ihn auch schon infrage gestellt. Anscheinend ist es der wenig bekannte, extreme Malstil, der Anstoss gibt. Ich werde die Abhandlung ändern und die Geschichte wahrscheinlich mit dem Konflikt eröffnen. Mal sehen, wie ich dies so auf die Reihe bringe.
Das ist aber schön, dass du nach dem zweiten Abschnitt Gefallen daran fandest.

… wünsche ich mir doch, dass es irgendwie cooler beginnt. Vielleicht gleich bei den Aktbildern, wie er davor steht und die Bilder bespringen möchte

Ich wollte eben keine aggressive Eröffnung haben. Aber ich werde mir noch weitere Gedanken dazu machen.

Also, bislang ist das wirklich die erste Geschichte von dir, bei der ich über die Gefühlskälte mich nicht beschweren möchte.

Oh danke, das freut mich sehr. Ein Schmunzeln kann ich aber nicht unterdrücken. Die Menschen in meiner Umgebung nehmen mich überhaupt nicht so wahr, obwohl fähig wäre ich dazu schon. Da es in den Geschichten so rüberkommt und nicht einfach den Protagonisten zugeschrieben wird, muss es doch eine Gefühlsübertragung von mir sein. Ich werde mir eine Selbstanalyse verordnen, eine Erfolgsgarantie gebe ich aber keine ab.

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren. Dass ich es sogar schaffte, von dir auch mal lobende Worte einheimsen zu können, freut mich besonders.

Liebe Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Eye'm* looking through you / Where did you go? / I thought I knew you / What did I know? / You don't look different / But you have changed / Eye'm* looking through you / You're not the same" sangen bereits 1965 die Beatles auf Rubber Soul, das man hören kann als Gummisohle oder Gummiseele. Kannten sie schon Deine Geschichte? Sicherlich nicht und Du,

lieber Anakreon,

wirst die Nummer auch schwerlich kennen.

René Imboden war stehen geblieben, den Frauenakt von blühenden Rosenbüschen umgeben betrachtend. […] Die Bilderreihe eröffnete mit dem Rückenakt, welchen er bereits auf dem Plakat gesehen hatte. […]Ihn ekelte, dies war weit entfernt von seinem Kunstverständnis. ...

Durchaus eines Geschichte, die sich in die Kunstreihe der Magie der Skulptur und den M. Cactus einreihen ließe über das überaus menschliche Talent, sich und andere zu täuschen.

Da ist der sich gehörnt fühlende Göttergatte, der durch ein Plakat neugierig geworden wider allem bisherigen Verhalten eine Kunstausstellung besucht in Erwartung des Guten und Schönen, als Bestätigung, das Kunst von Können komme (was etymologisch ja auch nicht falsch ist, siehe Kriegskunst, Heilkunst, Fechtkunst etc.). Danach ist ein rechtwinkliges Dreieck mit zwei gleichen Schenkeln und allem berechenbaren pipapo** schlichtweg schöner als irgendein unberechenbares Krickelkrakel, denn das kann ich auch und viel besser!, vergessend, dass Kunst eigentlich wider die Natur ist, da nichts natürliches und „künstlich“.

Wie muss im Zeitalter der Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes dem Manne die Seele überkochen, als er in der originalen Vorlage des vervielfachten Plakates – einem Frauenakt – seine Frau erkennen will … Da kann einer noch so fest mit den Füßen auf dem Boden stehn, er bekommt nicht nur weiche Knie, er würd am liebsten im Boden versinken. Da hätten wir eine mögliche Etymologie zum Namen des Protagonisten: der Akt – die mutmaßliche Frau I. (schöner Name zu einem schönen Akt) auf Plakaten preisgegeben wie auf einem Fahndungsfoto (fehlte noch das “dead or alive“) und der zweite Fehltritt des Prot mit dem Besuch eines Freudenhauses, wie der des Kunsthauses wider allem bisherigen Verhalten …

Für mich eine Komödie, deren Wirkung wie beim epischen Theater durch Sprache abgekühlt wird, auf dass gar nicht erst Authentizität hineininterpretiert werde.

Nach S04s widerstandslosem Abschied von der internationalen Bühne gern gelesen, da widerborstig ...

Gruß

Friedel

*Das Original ist natürlich nicht in Lewis'scher Manier ein Auge, aber ein Wortspiel ließ sich meinerseits nicht vermeiden.

** Hier sollte die erste Silbe das griechische pi (im Werte von 3,14...). Leider steht mir im Internetcafé nicht das Menu Symbol z. V.

 

Lieber Friedel

Die Beatles sind mir schon vertraut, doch in den 60ern riss mich ihre Musik eigentlich nicht so mit, entgegen den Ohnmachtsanfällen die sie auslösten. Sie hatten sich bereits aufgelöst, als mir auffiel, dass ihre Musik viel mehr beinhaltete, als eine ekstatische Zeiterscheinung. Dieses Stück kenne ich aber wirklich nicht.

Es stimmt, dass das vorliegend kleine Stück Bezüge zur Magie der Skulptur und dem Monsieur Cactus aufweist. Die Kombination von Kunst und deren, zugegeben exzentrischer Einfluss auf die Empfindungen der Protagonisten ist ihnen gemeinsam. Kunst dient hierbei als Medium, das eine Wahrnehmung aufscheinen lässt. Kunst als Abbildung kann nicht das Original sein, doch ist die Abbildung selbst wieder eigenständig wirklich. Kant formulierte in einer seiner Schriften: „Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt, ist wirklich.“ So erging es dem Protagonisten.

Danach ist ein rechtwinkliges Dreieck mit zwei gleichen Schenkeln und allem berechenbaren pipapo** schlichtweg schöner als irgendein unberechenbares Krickelkrakel, denn das kann ich auch und viel besser!, vergessend, dass Kunst eigentlich wider die Natur ist, da nichts natürliches und „künstlich“.

Ist Natur nicht selbst Kunst? In den primitivsten und kleinsten Lebensformen entdecken wir, zumindest unter einem Mikroskop, für unsere Wahrnehmung Kunst. Bekanntlich täuscht uns unsere Wahrnehmung ja aber auch sehr. Also welche Natur nehmen wir wahr?

Für mich eine Komödie, deren Wirkung wie beim epischen Theater durch Sprache abgekühlt wird, auf dass gar nicht erst Authentizität hineininterpretiert werde.

Erst werweisste ich, ob hier nicht ein Originalzitat von Platon vorliegt? Doch Anakreon wäre ihm ein Einzelzitat nicht wert gewesen.
Wäre ja schrecklich, jemand würde das für bare Münzen nehmen. Man denke, ein Mann forsche danach, ein pikantes Muttermal seiner Frau in erotischer Literatur zu entdecken.

Nach S04s widerstandslosem Abschied von der internationalen Bühne gern gelesen, da widerborstig

Ach das widerborstig klingt so schön und danke fürs gern gelesen und Kommentieren, das ich mit Schmunzeln las. Nur, dass du mir mit dem Akronym S04s eine schlaflose Nacht bereitest, ist doch etwas arg. Ein chemisches Zeichen ist es nicht, das habe ich schon überprüft.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Ich hab deine Geschichte gelesen. Aber ich bin im Moment nicht ganz in der richtigen Lesestimmung und kann sie daher nur schwer beurteilen. Deshalb nur ganz kurz:

«Ich war heute mit Colette und Margrit im Kunsthaus», es waren Freundinnen von ihr.

Die Erläuterung ist überflüssig. Jeder der den Satz liest wird automatisch davon ausgehen dass Colette und Margrit Freundinnen sind. Ich würde sie einfach raus werfen. Es ist ja für die Handlung auch unwichtig ob es Ihre Freundinnen oder ihre Schwestern sind.

Du kannst natürlich auch in die andere Richtung gehen und noch ein paar Details über die Freundschaft preisgeben. Hauptsache es bleibt nicht so ein Satz mit Informationen die der Leser so oder so schon hat.

Gruß
Sipper

 

Schlaflose Nächte wollt ich nicht bereiten,

lieber Anakreon,

darum auch die rasche Auflösung des (B)rezels, dass niemand übermüdet ans Tagewerk schreite:

S04 steht für den seltsamsten Verein überhaupt, nämlich Schalke ("S"), 1904 ("04") gegründet.

Friedel

 

Hallo Sipper

Na klar, die Erwähnung, dass es Freundinnen sind, habe ich im Überarbeitungsmanuskript bereits rausgekippt. Ich liess mich davon leiten, dass wenn Namen auftauchen, die den tieferen Zusammenhang nicht preisgeben, dies von Lesern beanstandet wird.

Da ich derzeit nur sporadisch an der Überarbeitung der Geschichte arbeiten kann, dauert es leider noch etwas, bis ich die neue Fassung einstellen kann. Es macht mir keinen Sinn, hier schon teilweise Änderungen einzustellen, da es insgesamt den von mir gewünschten Sinn ergeben muss.

Danke dir fürs Lesen und den Hinweis.

Gruss

Anakreon


***


Hallo Friedel


Zu dumm, einen Sekundenbruchteil assoziierte ich beim Lesen noch Schalke 04. Trotz meiner Entgeisterung für Sport, man kann ja kaum eine deutsche Zeitung lesen, ohne dass man hin und wieder über diese Bezeichnung stolpert, auch wenn man die einschlägigen Seiten geflissentlich übergeht. Die Kopfschmerzen vom Morgen danach hätte ich mir vielleicht ersparen können, wenn mir dein Fussballschalk in dem Moment bewusster gewesen wäre. Künftig werde ich bei Akronymen von dir erst mal die Fussballvereine abgrasen, bevor ich chemische oder andere kryptische Formeln zu entschlüsseln versuche.

Gruss

Anakreon

 

In der Tat wäre [H2]SO4* gefährlicher als S04,

lieber Anakreon.

Werd demnächst Rücksicht nehmen!

Gruß & schönes Wochenende

Friedel

* die Ziffern lassen sich hierorts nicht tief stellen.

 

Weiterer Austausch über unverständliche Abkürzungen, Fußballvereine und dergleichen bitte per PM.

 

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