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Akanda
„Du Schwächling kannst gar nicht so weit Feuerspucken wie wir. Haben wir überhaupt die gleichen Eltern? Vielleicht wurdest du adoptiert“, hatte einer seiner Brüder zu Akanda gesagt und ihn dann weggestoßen. Daraufhin setze sich der kleine Drache auf einen Felsen, der ein Stück weiter stand und fing an zu heulen. Seine grüne Haut glänzte in der Sonne und die Tränen, die sein Gesicht hinunter liefen, reflektierten die Sonne wie kleine Kristalle.
Es stimmte auch; seine Brüder konnten viel weiter Feuerspucken als er, was ihn sehr enttäuschte. Als sein Vater vorbeikam, fragte er ihn:
„Papa, warum kann ich nicht soweit spucken?“ Akanda deutete mit dem Finger auf seine Brüder.
„Das ist von Drache zu Drache unterschiedlich, die einen können weit spucken und die anderen nicht.“
„Kann man da gar nichts machen?“
„Nein, leider nicht. Deine Brüder können halt weiter spucken, damit musst du dich abfinden“, sagte sein Vater, klopfte Akanda noch auf die Schultern und ging dann weiter.
Als Akanda dies hörte, machte ihn das noch trauriger. Er erhob sich von seinem kleinen Felsen und lief heulend weg. Das ist so ungerecht, die können weiter spucken als ich, dachte der kleine Drache. Akanda lief weiter und kam durch das Ringtal, welches die Form eines riesigen Ringes hatte. Nach einer Weile setzte sich Akanda auf einen kleinen steinigen Hügel und rieb sich die Tränen aus den Augen. Vielleicht hat Dorts recht und ich bin wirklich adoptiert, dachte er. Plötzlich sah Akanda, wie vor ihm zwei Steine auseinander flogen. Danach hörte er zwei Schüsse.
„Mist, daneben, wir müssen höher halten!“, hörte Akanda dann mit seinen empfindlichen Ohren. Als er in die Richtung schaute, aus der die zwei Schüsse kamen, sah er nur zwei dunkle Schatten, die sich dort bewegten. Es waren Drachenjäger, die es auf die wertvolle Haut des Drachen abgesehen hatten. Einschusslöcher störten dabei nicht, da die Haut eines Drachen sehr großflächig war. Da die Flügel von Akanda noch nicht richtig entwickelt waren, konnte er nicht fliegen. Er rannte ein Stück weiter, dann sah er an den zwei Schatten das Mündungsfeuer der Gewehre aufblitzen. Anschließend schlugen wieder Projektile wenige Meter vor ihm ein. Die Steine platzten durch die Einschläge auseinander, ihre Splitter flogen in der Gegend herum. Instinktiv gab Akanda, einen Feuerstoß auf die beiden Angreifer ab, jedoch war sein Feuer zu kurz.
„Aha, das ist noch ein kleiner Drache, der kann nicht soweit spucken. Der dürfte kein Problem für uns sein!“, hörte Akanda dann. Als Akanda kurz stehen blieb, traf ihn ein Steinsplitter am Arm. Es entstand ein langer, blutender Riss. Das Blut lief den Arm hinunter und tropfte auf den steinigen Boden.
„Aaaaaah! Tut das weh!“, schrie der kleine Drache auf und legte seine Hand auf den blutenden Riss.
„Hilfe!“, schrie er, während er versuchte davon zu laufen. Immer wieder schlugen Projektile in seiner Nähe ein und Steine splitterten auseinander. Nach einigen Metern entdeckte Akanda vor sich ein kleines Loch, in das er sprang. Hier bin ich erst mal sicher, dachte er. Aber was mache ich jetzt bloß? Wenn ich das Loch verlasse, erschießen die mich. Und im Loch sitzen bleiben kann ich auch nicht, da die beiden immer näher kommen. Das Blut lief derweil an seiner Hand, die er auf den Riss legte, runter und tropfte auf den Boden. Ich verblute, dachte er. Ich sterbe ... Wenn ich mir nicht gleich etwas einfallen lasse, dann verblute ich oder werde von den beiden erschossen ...
„Hilfe! Hört mich jemand?“, schrie der kleine Drache verzweifelt und schaute hoch zum blauen Himmel. Er hörte immer wieder, wie Projektile um das Loch herum einschlugen.
Verdammt, das Loch kann ich nicht mehr verlassen, sonst treffen die mich, dachte er. Akanda saß in seinem Loch. Mit seinem Leben hatte er bereits abgeschlossen. Gleich bin ich Tod, dachte Akanda. Doch plötzlich bebte die Erde und das Tal wurde hell erleuchtet. Es hörte sich an wie ein Vulkanausbruch und war auch genauso laut.
„Was ist das?“, sagte Akanda ängstlich und betrachtete den hell erleuchteten Himmel.
Nach einigen Sekunden war alles vorbei. „
„Was ist jetzt los? Warum ist es so still?“, fragte sich Akanda und blickte ängstlich in den Himmel.
Dann plötzlich!
„He! Kleiner Drache, komm aus deinem Loch raus. Du brauchst keine Angst mehr zu haben“, sagte eine dunkle Stimme. Als Akanda seinen Kopf aus dem Loch streckte, sah er vor sich einen blutroten Drachen mit einem langen Hals. Er ist es, dachte Akanda. Er ist der legendäre Feuerteufel, der weiter spucken kann als jeder andere Drache. Er, der schon Hunderte von Drachenjäger getötet hat.
„Du bist doch der Feuerteufel, oder?“, fragte Akanda ängstlich.
„Ja, der bin ich, kleiner Drache. Was machst Du ganz alleine hier? Hier ist es viel zu gefährlich für Drachen, die ein schwaches Feuer haben.“
„Ich bin weggelaufen, weil ich traurig war.“
„Was hat dich denn so traurig gemacht?“
„Nun, meine Brüder können weiter Feuer spucken als ich.“
„Na und? Wo ist das Problem?“
„Mein Vater hat gesagt, dass dies von Drache zu Drache unterschiedlich ist und dass man daran nichts ändern kann.“
„Das ist reine Übungssache, kleiner Drache“, antwortete der Feuerteufel lachend.
„Wie meinst du das?“
„Ganz einfach. Stell dich einige Meter vor ein Ziel, zum Beispiel vor einen großen Stein. Dann spuckst du immer wieder Feuer auf ihn, bis dein Feuer irgendwann den Stein erreicht. Dann legst du den Stein weiter weg und spuckst wieder dein Feuer, bist du den Stein wieder triffst. Und immer so weiter ... Dieses Training machst du jeden Tag und irgendwann kannst du soweit spucken wie ich. Für einen Drachen ist es lebensnotwendig, dass er sein Feuer weit spucken kann.“
„OK, das werde ich machen. Danke schön“, antwortete Akanda voller Freude und hatte seine Verletzung am Arm und die Schmerzen ganz vergessen. Mit strahlendem Gesicht schaute Akanda den Feuerteufel an. Die Trauer war verflogen und das Glück war eingezogen.
„Was ist mit deinem Arm, kleiner Drache? Du blutest ...“, fragte der Feuerteufel und deutete mit seinem Finger auf den blutigen Arm, an dem das Blut bereits geronnen war.
„Ein Splitter hat mich getroffen, als die Drachenjäger auf mich geschossen haben.“
Als Akanda dies sagte, kamen plötzlich auch die Schmerzen wieder ... Vor Schmerzen verzog er sein Gesicht.
„Die Wunde muss gereinigt und verbunden werden“, antwortete der Feuerteufel. Anschließend packte er Akanda mit seinen Händen und erhob sich zusammen mit ihm in die Luft.
„Wo fliegst du mit mir hin?“, fragte Akanda etwas ängstlich.
„Ich fliege dich zum Fluss, dort reinigen wir deine Wunde.“
Nach kurzer Zeit landete der Feuerteufel vor dem großen Fluss, der neben dem Ringtal entlang lief. Akanda drückte seinen verletzten Arm in das Wasser. Das verkrustete Blut und der Schmutz in der Wunde wurden sofort weggespült.
Nachdem die Wunde gereinigt war, machte ihm der Feuerteufel einen Verband aus frischen Blättern und Zweigen. Dieser Verband stoppte die Blutung und die frischen Blätter hatten zusätzlich eine desinfizierende Wirkung.
„Nun sollte nichts mehr passieren. Ich bringe dich jetzt nach Hause“, sagte der Feuerteufel in einem väterlichen Ton. Er packte Akanda wieder mit seinen Händen und flog ihn zurück zu seiner Familie. Als die beiden nach einigen Minuten vor der Drachenhöhle landeten, schaute die Familie von Akanda die beiden voller Entsetzen an. Denn jeder von ihnen wusste, wer der große blutrote Drache war, der vor ihnen stand ...
„Ich bringe dir deinen Sohn wieder. Er ist verletzt ... Zwei Drachenjäger waren hinter ihm her ... “, sagte der Feuerteufel zum Vater von Akanda. Anschließend erhob sich der Feuerteufel wieder in die Luft.
„Tschüss, kleiner Drache. Und denke immer daran, man kann alles lernen. Gib niemals auf“, rief ihm der Feuerteufel noch zu.
Von diesem Tag an, übte Akanda jeden Tag das Feuerspucken. Und verbesserte sich immer mehr.