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Adverbiell

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20.02.2018
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Adverbiell

Er fragte sie, ob es stimme, dass in Mathe ein Drittel Stochastik und zwei Drittel Geometrie drankommen würden. „Keine Ahnung“, erwiderte sie. Keine Ahnung, als ob es sie nichts angehen würde, als ob es sie nicht interessiere, weil sie ja sowieso gut sein wird, weil es sie nicht im Geringsten kümmern würde, welche Note sie hätte, weil sie möglichst wenig mit ihm reden wollte. „Hat Leonie behauptet“, fügte er hinzu, als Rechtfertigung für sein Fragen. Sie sagte noch etwas, aber es war nur Höflichkeit und dann kam sein Freund und es gehörte sich nicht, mit diesem Mädchen zu reden und er hörte ihr nicht mehr zu, schenkte ihren kostbaren Worten, die so rar aus ihrem feinen Munde kamen, keinen Klang mehr. Er hätte sie anschreien sollen, als er noch die Möglichkeit hatte, hätte ihr sagen sollen, sie solle reden, Mathe wäre ihm egal, scheißegal, nichts würde ihn so wenig interessieren wie eine lächerliche Schulaufgabe in Mathe, wenn er in ihrer Nähe war. Er wollte ihr sagen, dass er nur gefragt hatte, um ihre Stimme zu hören, dem wunderbaren Laut ihrer Worte, die sie so geschickt zu verknüpfen verband. Er wollte mit ihr reden, damit sie nie wieder aufhörte zu reden, damit sie ewig in seiner Nähe blieb und er ihre zart geschwungenen Lippen beobachten konnte, die sich öffneten und verschlossen, wenn sie sprach. Damit er die Bewegung ihren dunklen Augenbrauen verfolgen konnte, die sich fragend nach oben zogen, während sie die Lippen unwissend kräuselte. Er roch ihren feinen Duft, der nach Frieden und Ruhe und der überhaupt und ganz und gar nicht parfümiert, sich von ihr verströmte und sie zu einem unschuldigen, aber ritterlichen Waldmädchen machte. Er sah, wie sie sich abwandte, schulterzuckend, weil sie so wenig ahnte, wie sehr es ihn ergötzte, ihre Gegenwart zu spüren. Mit den schmalen Fingern fuhr sie sich durch das gelockte Haar, das sich engelsgleich um ihr Gesicht gelegt hatte, bevor sie sich zum Gehen abwandte. Sie sah sich nochmal kurz um, ehe sie verschwand, nickte in seine Richtung, er erwiderte nichts, unterhielt sich mit seinem Freund. Dann war sie fort, und es war ihnen beiden egal, er war ihr kein besonderer Junge und sie ihm kein besonderes Mädchen.

 

Moin SchwesterG.
OK. Wenn er Ihr kein besonderer Junge war, und sie ihm kein besonderes Mädchen, dann macht der ganze Schwulst doch gar keinen Sinn, oder? Du scheinst gerne mit Worten zu jonglieren, aber zuviel Jonglage verwirrt das Auge, und zuviel Endlossatz das Auge des Lesers. Da würde ich mir nochmal ordnende Gedanken machen. Nachdenken lohnt sich auch bezüglich, ob SIE Ihm tatsächlich nichts besonderes sein/bleiben soll, interessanter wäre, wenn ein innerer Kampf stattfinden würde zwischen egal finden, und heimlich begehren... also noch viel Arbeit. Aber dennoch herzlich willkommen hier wünscht der LORD

 
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Hallo,

das ist ein sehr guter Text. Es liest sich manchmal wie etwas von Thomas Bernhard, dann musste ich, aufgrund der Kürze, auch an Amy Hempel denken. Einige sehr tolle Sätze drin, andere sind zu geschmückt, Waldmädchen, engelsgleich, und dann ist es auch oft die eine Geste zu viel. Ich würde mich da vielleicht versuchen, auf die eine starke, wahre zu beschränken, sonst wirkt es allzu beliebig, und die willst ja eben genau das Besondere betonen.

Der Text franst, jetzt beim zweiten, dritten Lesen, auch gegen Ende etwas aus, da ist zu viel tell drin, hier solltest du lieber zeigen, dich ganz auf die Perspektive verlassen, auf das Tun - du musst es nicht erklären, nicht mit Ballast beladen, das geht auf die Kosten der Musikalität. Lieber reduzieren. Nicht viel, nur ein wenig.

Ja, hat mir gut gefallen, ich freue mich auf mehr von dir.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo SchwesterG,
ich finde den Titel deiner Geschichte sehr gut gewählt. Da läuft wahnsinnig viel hinter der kurzen offentsichtlichen Unterhaltung, zwischen den beiden. Du zeigst ihre Verbindung auch gut im Text. Ich habe nicht das Gefühl, dass es eine einseitige Empfindung ist. Erst wollte ich schreiben, dass mich der letzte Satz stört. Aber beim zweiten Lesen gefiel er mir richtig gut und passend.
Edit: Den letzten Satz verstehe ich als aufgesetzte Kontrahaltung, wie eine schützende Mauer, um sich gegenüber einer möglichen Ablehnung zu wappnen, da sie die Gefühle des anderen nicht kennen.

Viele Grüße
wegen

 

Dann war sie fort, und es war ihnen beiden egal ...

Schöner Titel,

SchwesterG -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,

denn genau das sind beide, "Adverbiale", mag sie zu Anfang des Geschehens das Objekt seiner Begierde sein (dem ja selbstgenügsam reicht, ihre Stimme zu hören - allein darum vermut ich, dass er fragt, was er schon weiß). Égalité - ob gleich artig oder gültig, eine Geschichte von Gleich zu Gleich, die mit dem elliptischen "keine Ahnung" einen adverbialen Höhepunkt findet.

Einziger Makel: Die Diktatur der würde-Konstruktionen. Zumindest hier

..., als ob es sie nicht interessiere, weil sie ja sowieso gut sein würde, ...
böte sich auch mal das Futur an (sie wird doch gut sein, oder?)

Befremdlich, dass mit dem Freund offenbart wird, dass es sich nicht gehöre, mit ihr zu sprechen. Eine Dalit, Unberührbare?

So viele Fragen nach wenigen Zeilen ...

Gern gelesen vom

Friedel

 
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Erstmal hallo allerseits und danke für jegliche Kritik : )

Fangen wir an mit dem Titel meiner kleinen Geschichte. Friedrichard und wegen, ich finde es sehr schön, dass ihr da so viel Positives hinein interpretieren vermögt. Ich selbst habe mir wahrscheinlich weniger Gedanken zum Titel gemacht (was so nicht ganz stimmen kann, da er ja doch recht ausgefallen ist) und ihn eher ein bisschen willkürlich gewählt.

Zu der Frage, warum es sich nicht gehört, mit ihr zu reden Friedrichard und Bea Milana). Tatsächlich ist sie vielleicht ein bisschen eine Unberührbare, auch wenn es nicht unbedingt negativ aufgefasst werden muss. Die Parallele zum Kastensystem ist, dass die beiden in diesem Text wirklich unterschiedlichen sozialen Schichten angehören (auch wenn das natürlich nicht so krass ist wie bei den Indern) und sie sich charakterlich auf einem unterschiedlichen Niveau befinden. Das ist mitunter vielleicht auch einer der Gründe, warum die beiden einander nichts Besonderes sein können oder wollen.
Wobei ich es schade fände, das Ende der Geschichte einzig mit dieser Erklärung aufzulösen.
Dennoch hoffe ich, damit etwas Licht in das Dunkel gebracht zu haben : )

Nun zu den letzten Kritikpunkten, hauptsächlich seitens jimmysalaryman und Lord Arion:
Das ist richtig, dass es an manchen Stellen vielleicht etwas zu viel "Jonglage" ist und ich danke für die offene Meinung. Andererseits liebe ich persönlich ein paar Ausschweifungen und sehe wenig Zukunft, wenn ich komplett darauf verzichten muss. :D
Jimmy danke ich im Übrigen für die Ratschläge, Bernhard und Hempel zu lesen, die ich beide nicht kannte (und hoffe, dass ist keine allzu große Wissenslücke).

Zu guter Letzt:
wegen: Du hast Recht, es ist keine einseitige Empfindung und es freut mich sehr, dass das offenbar doch zu erkennen ist : )
Danke auch Bea und Friedel für die kleineren Verbesserungen : )

Und danke auch für alle netten Willkommensbotschaften, ich hoffe, hier einige Anregungen zu finden : )

Liebe Grüße

Die Schwester:)

 

Moin Schwester! Ich liebe Ausschweifungen jeder Art, nur wenn man sie übertreibt, gibt´s nen Kater :D
Also, bitte nicht drauf verzichten, zumal sie ja durchaus schön sind, nur ist weniger manchmal eben mehr...
LG. Der LORD

 

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