Mitglied
- Beitritt
- 26.11.2016
- Beiträge
- 1
- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 4
Adventgeschichten
Es war die kälteste Zeit im Jahr. Der Dezember ging immer weiter auf die Heilige Nacht zu. Es war ein feuchter Dezember. Schnee war noch nicht gefallen. Regen nahm seinen Platz ein. An einem Abend war es so weit. Der letzte Tannenzapfen viel in einem ruhigen Wald zu Boden. Lange hatte er sich da oben gehalten, hatte Wind und Wetter die Stirn geboten. Doch auch für den stärksten unter ihnen ist es einmal so weit. Aus diesem Tannenzapfen löste sich ein kleiner Tannensamen und viel zur Erde.
In der folgenden Nacht wurde es bitter kalt. Der erste Schnee fiel und machte aus dem Wald eine wunderschöne Winterlandschaft. Der Boden wurde durch den vorhergegangenen Regen steinhart und schloss den kleinen Tannensamen ein. Dieser fror gar bitterlich. Und die Zeit ging weiter ins Lande. Das Fest kam und der Schnee blieb. Der Kleine Tannensamen fror und fror weiter. Er vermisste die Zeit im Sommer, wo er noch oben bei seinen Brüdern hing und sich in der Sonne vom Wind hin und her schaukeln lies. Auf einmal war das neue Jahr gekommen. Der kleine Zapfen hörte es überall zischen und knallen. Doch durch die dicke Schneedecke sah er nicht was dort oben vorging. In dieser Nacht verließ ihn die Kraft, die Kälte übermannte ihn und er schlief ein. Auf einmal wurde es feucht. Nicht kalt, nein nur feucht. Der Kleine Tannensamen merkte wie warmes Wasser auf ihn viel. Als er die Augen öffnete sah er sie. Die Sonne schien in ihrer gelben Pracht am Himmel. Ein warmer Frühlingsregen bildete einen Wunderschönen Regenbogen. Von neuer Energie gepackt schlug der kleine Tannensamen seine ersten Wurzeln in den Boden.“ Wo die Sonne so schön scheint, muss ein toller Ort sein. Hier will ich bleiben und glücklich werden.“ Dachte er sich. Langsam wuchs er heran. Doch der Winter war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Durch den ganzen Frost während des Winters hatte er viel Kraft eingebühst, die ihm jetzt beim wachsen fehlte. Er gab sich mühe, und richtete sich immer nach der Sonne, doch es half nichts. Die anderen Keimlinge um ihn herum wuchsen einfach viel schneller. Irgendwann fingen sie an über ihn zu reden. Wie komisch er doch sei. Dass seine Zweige gerade über den Boden schrubben, während ihre majestätisch gen Himmel ragen. Dass machte den Kleinen Baum traurig. Er schaute immer zu den anderen rauf und weinte oft abends. So ging ein trauriges Jahr für die kleine Tanne vorüber. Erst kam der Sommer, in dem die anderen ihm davonwuchsen. Dann kam der Herbst. Eine trostlose Jahreszeit. Es war nass und die alle schlechte Laune wurde auf die kleine Tanne abgeladen. Und schließlich stand der Winter vor der Tür. Da beobachtete die kleine Tanne wie eine Horde von seltsamen gestalten in den Wald kamen. Mit lauten, schreienden, stinkenden Monstern. Diese richteten sich aber nicht gegen ihre Herren, sondern schlugen ihre reißerischen, rotierenden Zähne in die Bäume. „Was machen die da“ schrien die jungen Bäume. „Das passiert jedes Jahr. Die Menschen kommen um die Geburt ihres Heilandes zu feiern. Den großen, schönen, prächtigen von euch steht eine Zeit des Schmuckes und des Lichts bevor. Als Krone bekommt man dann einen Stern aufgesetzt. Einmal steht man im Rampenlicht. Doch für die hässlichen und schwachen unter euch steht ein anderes Schicksal bevor. Sie werden der Glut zum Fraß vorgeworden. Fangen Feuer, verbrennen und werden schließlich zu Asche. Wenigstens machen sie das Fest für viele Familien wohlig und behaglich.“ Sagte ein uralter Uhu der in einem noch älteren Baum saß.
Der Kleine Baum fragte sich, wie es wohl sei im Rampenlicht mit einer Krone auf dem Kopf zu stehen. Von allen bewundert zu werden. Mit diesen Gedanken schlief er ein. Mitten in der Nacht weckte ihn ein Rascheln. Als er aufschaute sah er eine kleine Feldmaus die über den Waldboden Huschte. „Aber kleine Maus was bist du denn so in Eile?“ „der Böse Fuchs ist hinter mir her und will mich zu Mäusegulasch verarbeiten. Bitte kleine Tanne lass mich auf deine Zweige hüpfen. Du bist auch zu dieser Jahreszeit grün und ich kann mich dort herrlich verstecken. Außerdem bist du kleiner als die anderen. An deine Zweige komm ich dran.“ Antwortete die Maus. Der kleine Baum wusste wie es ist, klein und hilflos zu sein. Und natürlich ließ er die Maus in seinen Nadeln Schutz suchen. Als der Fuchs kam, war die Maus nicht mehr zu sehen und er lief vorbei.
Die Maus schlief eingemummelt in den Zweigen ein.
In dieser Nacht erschien dem Baum ein Engel. „Du hast heut ein kleines in anderen Augen unbedeutendes Leben gerettet. Heute ist Weihnachten, Christi Geburt. Da darf ein großzügiger Geist wie du einen Wunsch äußern“
„ich will einmal was ganz Besonderes sein“ antwortete die kleine Tanne
„Aber du bist etwas ganz besonderes. Kaum ein anderer hätte so eine kleine Maus überhaupt mit einem Blick gewürdigt, doch du hast ihr das Leben gerettet.“
„Die anderen Lachen über mich, alle lachen über mich! Ich will einmal so toll sein das alle nur staunen können!“
Dann wachte das Bäumchen auf.
Maus und Tanne wurden Freunde. Die Maus hatte in der Tanne ein warmes Plätzchen für den Winter gefunden und die Tanne hatte endlich jemanden mit dem sie reden konnte. So ging der Winter vorüber und der Frühling brach an. Diesmal war alles anders. Zwar war er immer noch das Gespött des Waldes, aber immerhin hatte er seinen kleinen besten Freund. Sie lachten und scherzten und hatten viel Freude. Im Sommer schien die Sonne und erhellte die Gemüter der beiden sogar noch mehr. So durchlebten sie einen fröhlichen Sommer und liesen das Geschwätz der andern einfach hinter sich. Als es soweit war und der Oktober vor der Tür stand, kam die Maus eines Tages nicht mehr zurück. Der Baum wartete und wartete, doch die Maus kam und kam nicht. Der Baum machte sich immer mehr und mehr Sorgen. Als der erste Schnee viel fragte er sich, ob die Maus vielleicht erfroren sei, doch ein kleiner Teil seines Herzens wollte das einfach nicht akzeptieren. Auf einmal hörte er von Fern her wieder dieses Geheule. Die Wesen waren wieder da. Mittlerweile hatte er verstanden, das man diese Wesen „Menschen“ nannte. Sie holzten und holzten. Eine wunderschöne Tanne nach der anderen viel. Und dann nahmen sie sich die schiefgewachsenen, krummen vor. Gerade wollten sie abziehen, da zeigte einer von ihnen auf die kleine Tanne und sagt „den auch!“.
Alle Bäume, ob gefällt oder nicht lachten. „Jetzt kannst du nach einem so kurzem kläglichen Leben nur noch dem Feuer als Nahrung dienen! „
Der kleine Baum war traurig. Und wurde mit seinen anderen Kollegen abtransportiert. Beim Baumhändler angekommen wurde er direkt mit ein paar anderen Bäumen auf einen Wagen geladen.
Er hatte alle Hoffnung aufgegeben und beschloss für den Rest der Zeit die Augen zu schließen und alles über sich ergehen zu lassen. Ein paar Tage passierte nichts. Doch dann merkte er wie er Transportiert wurde. Wie eine Säge angesetzt wurde, und langsam Teile von ihm abschnitt. Er wusste nicht, wie ihm passierte. Auf einmal wurden Nägel durch seine Rinde geschlagen. Nun wurde ein Hobel angesetzt und trug eine Schicht nach der anderen ab. Er wusste auch nicht, wie lange es mit ihm gemacht wurde. Aber irgendwann war er fertig. „jetzt nur noch auf die Glut warten, die mich verschlingt“ dachte er sich.
In seinem Kopf kreisten die ganze Zeit dieselben Gedanken „du nutzloser kleiner Wicht“ „zu nichts bist du zu gebrauchen“ “schau mal wie klein der ist“
Etwas später merkte er wie er Transportiert wurde. Er wusste, sobald er die glühende Hitze auf seiner Rinde spürt ist es so weit. „Es ist tausendmal heißer als die heißeste Sonne im wärmsten Sommer“ hatte er andere Bäume berichten hören.
Er wartete und wartete, doch nichts passierte. Auf einmal merkte er wie es langsam anfing warm auf seiner Rinde zu werden. „jetzt ist es vorbei“ dachte er sich. Langsam wurde es wärmer. Doch dann blieb es bei der Hitze. Es war nicht sonderlich heiß, bei den Außentemperaturen eher angenehm warm. Ein Stimmengewirr drang zu ihm durch. Langsam traute er sich die Augen auf zu machen. Und was er da sah überwältigte ihn. Er stand Mitten auf einen Marktplatz, unter einem Riesigen Baum. Beleuchtet von tausenden von lichtern. Um ihn Ochs und Esel, Maria und Joseph. Und alle schauten zu ihm hoch, denn er hielt das Jesuskind in sich. Die Kinder strahlten ihn mit weit geöffneten, großen Augen an. Auch die Erwachsenen hatten, wenn sie ihn ansahen, ein unbeschreibliches, warmes Lächeln auf den Gesichtern.
Da Stand er nun. Er hatte zwar keine Krone auf, aber war doch das wichtigste am ganzen Weihnachtsfest.
In dieser Nacht schlief er sehr zufrieden ein.
Auf einmal hörte er ein Rascheln. Ein Rascheln was ihm merkwürdig bekannt vorkam. Als er die Augen öffnete, sah ein eine kleine Maus, seine kleine Maus, die gerade eine Mandarine über den Marktplatz rollte. Voller Freude rief er „kleine Maus, ich bin es, der Tannenbaum“. Die kleine Maus eilte zu ihm „oh, du bist ja wunderschön. Und so herrlich hier drapiert.“ Sagte die Maus.
„du hast dich sicher gefragt wo ich bin, ein Adler hat mich gefangen. Ich konnte ihm entkommen, doch hab ich den Weg zurück nicht mehr gefunden. Als es dann gegen Winter ging habe ich mir hier in der Stadt ein warmes Plätzchen gesucht. Ich habe sogar eine Frau gefunden. Sie müsste auch gleich kommen.“
Bei diesen Worten trat eine hochschwangere Feldmaus auf den Markt. Es war so weit. Sie gebar ihm einen kleinen Feldmaussohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, neben das Jesuskind. Es war das schönste Weihnachten aller Zeiten.
Als dass Fest vorbei war, kamen auch die noch so schöne geschmückten Bäume auf den Müll. Doch die Krippe wurde sicher in einen Raum der Dorfkirche gestellt. Von dort wird er nun jedes Jahr hervorgeholt und schmückt den Marktplatz als Attraktion für Groß und klein.